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  • 4 Sterne

    Patricia W., 17.08.2021

    Als Buch bewertet

    Der Bethches-Hof ist Lisbeth‘s Ein und Alles, er ist ihr Dreh- und Angelpunkt, ihr ganzer Lebensinhalt. Als ihr Marlies als Schwiegertochter vorgesetzt wird, geraten ihre Werte und Strukturen ins Wanken. Nur Joanna, Marlies‘ Tochter, könnte daran etwas ändern und die beiden Frauen einen. Bevor es dazu jedoch kommt, hat Joanna bereits eigene Pläne geschmiedet.

    Der Roman lebt von der fehlenden Kommunikation, von Fehlinterpretationen, von Missfallen und von Vorwürfen. Es treffen starke und eigenwillige Frauen aufeinander, die ihre Werte und Wünsche durchsetzen wollen. Lisbeth und Marlies werden auch noch von den Erwartungen der Dorfgemeinschaft unter Druck gesetzt. Marlies versucht dem Ganzen hier und da zu entkommen, indem sie stille Kämpfe mit Lisbeth austrägt und sich auf Alleingänge begibt. Sie arbeitet Teilzeit, macht den Jagdschein und sorgt somit für Empörung. Die Männer auf dem Hof sind blass gezeichnet, befinden sich im Hintergrund und agieren kaum. Sie konzentrieren sich überwiegend auf die landwirtschaftliche Arbeit. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Machtkämpfen zwischen Schwiegermutter und Schwiegertocher und später auf der Enkelin Joanna.

    Die Sprache ist nüchtern und unaufgeregt, wodurch zwar Gefühle und Verhaltensweisen der Figuren nachvollziehbar und authentisch dargestellt werden, jedoch es an Tiefe und Emotionalität mangelt und man keine der Personen richtig lieb gewinnt. Im letztem Drittel verliert Marlies an Biss. Unsicherheiten lassen sie nicht wie eine erwachsene und bodenständige Frau wirken. Der aussergewöhnliche Schreibstil kann als Stilmittel für das einfache Landleben, geprägt von Verzicht und Aufopferung, gewertet werden. Ute Mank weiss wovon sie schreibt. Als hätte sie vieles davon selbst erlebt. Die Autorin ist vor 30 Jahren aufs Land gezogen und ist immer noch die aus der Stadt, die Zugezogene. Ihr Roman fesselt, überzeugt und ist sehr authentisch. Die Szenerien des Landlebens in ihrer ehrlichsten und irrwitzigsten Form - manchmal auch zum Schmunzeln. Tradition trifft auf Umbruch und Moderne. Lesenswert und vor allem für all diejenigen, die vom Landleben nie genug bekommen können.

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  • 4 Sterne

    holdesschaf, 14.08.2021

    Als Buch bewertet

    Drei Frauen zwischen Nostalgie und Aufbruch
    Lisbeth, Erbin des bedeutenden Bethches-Hofes, kümmert sich zeitlebens aufopferungsvoll um diesen, seit ihre Brüder aus dem Krieg nicht zurückkehrten. Als ihr Sohn Konrad seine Auserwählte Marlies mitbringt, ist sie von der modernen Frau, die in einem Kaufhaus arbeitet, wenig begeistert. Auch Marlies hegt Vorbehalte gegen ihre zukünftige Schwiegermutter. So tragen sie nach der Hochzeit viele wortlose Konflikte aus. Marlies möchte mehr vom Leben, als die Arbeit auf dem Hof und Mutter sein. Immer wieder bricht sie aus, macht Dinge, die für Frauen untypisch sind. Als ihre Tochter Joanna nach dem Abitur statt zu studieren für ein Jahr nach Uganda gehen möchte, versteht Marlies die Welt nicht mehr.

    Den Fortgang der Tochter Joanna nutzt die Autorin geschickt, um Lisbeth und Marlies ihre Vergangenheit und ihre Entscheidungen überdenken zu lassen. Hätte man etwas anders machen können im Leben? Wie wäre es dann geworden? Oft erfährt man, dass viele Entscheidungen gar nicht auf eigenen Wünschen beruhten, sondern durch ungeschriebene gesellschaftliche Zwänge in einem kleinen Dorf beeinflusst wurden. Viele dieser Gesetzmässigkeiten erinnerten mich an meine eigene Kindheit, manchmal spürte ich Ablehnung (z.B. Dorftratsch), manchmal liess mich das Buch aber auch nostalgisch werden, weil zwar nicht alles, aber doch einiges früher einfach schön und klarer geregelt war. Ein immer wieder aufgegriffenes Familien"geheimnis" war für mich leider eher unglaubwürdig.
    Ute Mank verwendet eine herrlich unaufgeregte Sprache, lässt den Leser Fragen auch mal selbst zuende denken, weil sie sowieso nicht anders zu stellen sind. Man hat den Eindruck, die Gedanken kommen so schnell, dass sie sich überlagern. Und obwohl nichts wirklich aussergewöhnlich Spannendes passiert, ist man dennoch gefesselt vom Leben der drei Frauen aus völlig verschiedenen Generationen. Auch das Wiedererkennen von bestimmtem Verhalten im eigenen Lebenslauf birgt seinen Reiz. Das Ende des Buches überraschte mich dann auch mit hoffnungsvoller Aufbruchsstimmung.

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  • 4 Sterne

    Isabel R. (engi), 05.08.2021

    Als Buch bewertet

    Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Autorin Ute Mank mit dem Schreiben ihres Debütromans "Wildtriebe" einen Herzenswunsch erfüllt hat. Dank ihrer Heirat auf einen Hof in einem kleinen hessischen Dorf kann sie sicher auf Erfahrungen aus erster Hand zurückgreifen. Doch dieser Roman ist keine Biografie, sondern die ganz besondere Geschichte von Lisbeth, Marlies und Joanna ... drei Frauen, drei Generationen und einem Hof. Scheint der Ärger vorprogrammiert?
    Als der spätere Erbe Konrad vom Bethches Hof den Eltern Lisbeth und Karl seine zukünftige Frau vorstellt, sind die Beiden wenig begeistert. Marlies, die im Modekaufhaus einer nächstgelegenen Stadt arbeitet, wird wohl kaum morgens um fünf Uhr die Kühe melken. Zögernd geben sie ihren Segen, doch Lisbeth macht es der Schwiegertochter von Anfang an nicht leicht. Nichts kann sie recht machen und als es dann auch nicht gleich mit dem Nachwuchs klappt, wird der Unfriede immer grösser. Konrad ist wie sein Vater ein Mann der wenigen Worte und springt selten für seine Frau in die Bresche. Doch noch gibt Marlies nicht auf und versucht sich ein wenig Eigenes, ein bisschen Freiheit zu erschaffen. Rundherum beäugt man sie misstrauisch … wird die Familie dem Druck standhalten?
    Ute Mank hat es geschafft, dem Roman die Atmosphäre der jeweiligen Zeit einzuhauchen. Auch Lisbeth hatte es in jungen Jahren nicht leicht, sich gegen die ältere Generation zu behaupten. Auch Karl, damals der junge Bauer, der sein eigenes Erbe ausschlug, um in den Hof von Lisbeths Eltern einzuheiraten, hatte zu kämpfen. Doch ein wenig mehr „lasst uns aus vergangenen Fehlern lernen“ hätte allen Generationen sicherlich gutgetan.
    Der Schreibstil ist knapp, manchmal fast ein wenig schleppend und dennoch liess er mich das Buch nicht aus der Hand legen. Das Ende ist überraschend und gut gewählt und hinterliess in mir eine Mischung aus Freude und Trauer. Ich gebe dem Buch satte vier von fünf Sternen und freue mich, es gelesen zu haben.

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  • 3 Sterne

    Dark Rose, 18.08.2021

    Als Buch bewertet

    Vieles kommt mir aus meiner Familiengeschichte bekannt vor, allerdings habe ich auch Kritik

    Joanna, Tochter und Enkelin verlässt den Hof der Familie, um ein Jahr auf einem Hof in Afrika zu arbeiten. Sie will etwas von der Welt sehen, Abenteuer erleben, sich selbst finden, sich ausleben.
    Ihr Weggang sorgt dafür, dass ihre Mutter daran erinnert wird, wie es damals war, als sie ihren Konrad heiratete und sie so gar keine Ahnung vom Hofleben hatte. Wie sie ihrer Schwiegermutter nichts recht machen konnte – das kann sie, wenn man ehrlich ist, bis heute nicht. Wie sie versuchte ihren Platz zu finden, ohne sich selbst zu verlieren.
    Lisbeth versucht die Traditionen festzuhalten. Auf einem Hof wurden eben bestimmte Dinge auf eine bestimmte Art gemacht. Schon immer. Lisbeth hatte den Hof geerbt, nachdem ihre beiden älteren Brüder im Krieg gefallen waren und plötzlich musste sie alles allein bewältigen.


    Man merkt bei dem Buch, dass es schwierig ist, wenn mehrere Generationen unter einem Dach leben. Joanna will zum Beispiel Abenteuer erleben, anstatt zu studieren, sie weiss es ja nicht einmal zu schätzen, dass sie Abitur machen durfte! Was hätte ihre Mutter darum gegeben, hätte man ihr das damals gestattet! Doch Mädchen mussten dankbar sein, wenn sie eine Lehre machen durften – Abitur! Das kam gar nicht in Frage.
    Lisbeth kann auch nicht verstehen, warum die Enkelin ausgerechnet in Afrika auf einem Hof arbeiten will, wenn sie doch den Hof daheim wiederbeleben könnte. Alles ging den Bach runter, seit ihr Konrad diese Marlies angeschleppt hatte. Die war einfach nicht für das Hofleben geeignet! Ein piekfein herausgeputztes Modepüppchen, das auch noch arbeiten gehen wollte nach der Hochzeit, statt auf dem Hof zu helfen, dabei gab es da doch genug zu tun und nötig hatten sie das zusätzliche Geld auch nicht!

    Es reiht sich Erinnerung an Erinnerung. Abwechselnd folgt man Marlies und Lisbeth, jeder Absatz entweder „Gegenwart“ oder verschiedene Stationen der Vergangenheit. Wäre das Buch in Kapiteln gegliedert worden, wäre mir die Orientierung leichter gefallen. So haben mich die Sprünge manchmal ziemlich rausgeworfen.

    Aber mich hat das Buch vor allem an das erinnert, was mir meine Omas und meine Mutter von früher erzählt haben. Meine Urgrosseltern mütterlicherseits hatten einen sehr kleinen Hof, gerade gross genug, um beide Weltkriege zu überstehen. Aber alles im Dorf musste auf eine bestimmte Art und Weise gemacht werden. Meine Oma musste nach dem Krieg heiraten - das machte man eben so. Der kleine Hof verschwand, der Erbe, der Bruder meiner Oma war gefallen. Meine Mutter galt als Exotin im Dorf, weil sie auf die Handelsschule gehen durfte und später in der Stadt arbeitete. Das gab Getuschel! Und ich hatte schliesslich alle Freiheiten Abitur zu machen und zu studieren - undenkbar noch für meine Mutter.
    Auch meine andere Oma hat mir so einiges erzählt - bei ihr ging es aber um die Schwiegermutter, der sie nichts recht machen konnte. Sie konnte nicht "richtig" kochen, wusch die Wäsche falsch, kümmerte sich nicht richtig um ihre Kinder, etc.
    Warum ich all das erzähle? Weil ich so gut nachvollziehen kann, wie schwierig die Situation damals war. Die Einschränkungen, die strengen Regeln durch die Dorfgemeinschaft und die Gesellschaft. Die kleinen Freiheiten, die man sich hart erkämpfen muss und immer wieder die Reibungspunkte mit der Elterngeneration, die eben ganz andere Vorstellungen hatten.

    Fazit: Ich kann das meiste so gut nachvollziehen, was in diesem Buch geschildert wird. Marlies gibt sich Mühe, aber sie stammt aus einer anderen Welt. Sie kann Lisbeth nichts recht machen. Die lebt für den Hof und ihre Art zu Leben und kann nicht verstehen, warum Marlies ständig diesen modernen Kram anschleppen muss.
    Ein Missverständnis jagt das nächste und beide denken, die jeweils andere lehnt sie ab und gibt sich keine Mühe. Dabei gibt es durchaus Momente der Anerkennung, doch keine von beiden macht den Mund auf.
    Dazu kommen noch die strengen Regeln der Zeit, die es keiner der beiden Frauen je leicht gemacht haben. Jede Generation musste sich ihre kleinen Freiheiten hart erkämpfen, doch die hatten immer einen Preis und vieles war dennoch einfach nicht möglich. Während Lisbeth das Hofleben liebt, fühlt sich Marlies oft genug gefangen.
    Joanna ist einerseits noch moderner und freiheitsliebender als ihre Mutter, steht aber ihrer Grossmutter näher.
    Wären die vielen Sprünge nicht gewesen und die fehlenden Kapitel wäre das Buch deutlich besser zu lesen gewesen, so musste ich mich immer erst mal orientieren.
    Der Inhalt ist gleichermassen faszinierend und ernüchternd. Letztlich ist das Buch ein Stück Geschichte, ein Zeugnis über zwei, streng genommen sogar drei Generationen von Frauen, deren Lebensumstände und Schwierigkeiten bald vergessen sein werden, obwohl sie so viele teilten.
    Allerdings hat das Buch für mich einen Logikfehler.

    Von mir bekommt das Buch 3 Sterne. Es liest sich sehr gut, aber die Art des Erzählens ist teilweise sehr speziell und nicht immer ganz einfach. Mir war das Buch insgesamt zu melancholisch. Ich kann die Konflikte nachvollziehen, aber könnte jetzt nicht sagen, dass mir die Protagonisten sympathisch waren. Zudem war das Ende nicht so ganz meins. Warum kann ich aber nicht verraten – ich will ja nicht spoilern.

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  • 4 Sterne

    Schnuck55, 05.09.2021

    Als Buch bewertet

    Mit den Traditionen brechen
    Altbäuerin Lisbeth kannte nie etwas anderes als ihren Bethches-Hof, den sie in jungen Jahren übernehmen musste, weil ihre Brüder im Krieg gefallen waren. Es ist der grösste und schönste Hof im Dorf, ihr ganzer Stolz.

    Als Sohn Konrad mit Marlies einen junge, moderne Frau auf dem Hof bringt, die eigene Wünsche und Vorstellungen vom Leben hat, entsteht ein Generationenkonflikt. Marlies hat mit den Traditionen nichts am Hut. Klärende Gespräche gibt es nicht. Erst als Tochter bzw. Enkelin Joanna geboren wird, entsteht so etwas wie Familie. Als Joanna nach dem Abitur jedoch für ein Jahr als Entwicklungshelferin nach Afrika reist, sind beide Frauen enttäuscht und überdenken ihre Vergangenheit.

    Erzählt wird die Zeitgeschichte mehrerer Jahrzehnte aus der Sicht von Lisbeth und Marlies. Die Ansichten der drei Männer auf dem Hof kommen fast gar nicht zur Sprache. Nüchtern und sachlich beschreibt Ute Rank das Leben in einem kleinen Dorf sowie den Wandel der Landwirtschaft mit all seinen Vor- und Nachteilen. Die unvollendeten halben Sätze irritieren etwas. Das Buch macht insgesamt nachdenklich, die einzelnen Charaktere sind nachvollziehbar.

    Das Cover zeigt drei verschiedene, grosse Blütenköpfe, die wohl eine Assoziation auf die drei Frauen des Bethches-Hofes sein sollen. Auch wilde Triebe können demnach schöne Blüten tragen.

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  • 4 Sterne

    Josef G., 28.07.2021

    Als Buch bewertet

    Das Leben am Land.
    Das Leben auf dem Bethches-Hof wird seit Generationen vom selben Lauf geprägt. Arbeiten, Heiraten, Kinder bekommen, um den Fortbestand sichern. Darum geht es auch Lisbeth, die den Hof von ihren Eltern geerbt hat. Das ändert sich aber grundlegend, als ihr Sohn Konrad Marlies heiratet. Diese versucht sich auf den Hof einzugewöhnen, aber es gelingt ihr nicht. Zu verschieden sind beide Charaktere. Marlies vermisst die Freiheit in der Grossstadt und geht wieder halbtags arbeiten. Der nächste grosse Knick zeichnet sich ab, als Joanna, die Tochter der Beiden, nach dem Abitur eine Reise nach Afrika antritt. Gegen den Wiederstand Aller. Auch sie weicht vom vorbezeichneten Weg ab und will ihren Eigenen gehen. Es ist kein romantisches Buch, das Leben auf einem Bauernhof hat wenig mit Romantik zu tun. Es werden aber drei Frauenschicksale hautnah und realistisch beschrieben. Allerdings macht mich eine Tatsache stutzig: In einem kleinen Dorf weiss jeder von jeden Alles. Wie konnte da geheim bleiben, dass Konrad nicht das leibliche Kind ist? Aber dieser Fehler soll die Leistung der Autorin nicht trüben, die ein hervorragendes Werk abgeliefert hat. Ich bin selbst in einem kleinen Bauerndorf aufgewachsen, es war für mich wie ein Eintauchen in meine Jugend. Grosses Lesevergnügen. Auch das Buchcover passt hervorragend zum Inhalt.

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  • 4 Sterne

    Heike R., 20.07.2021

    Als Buch bewertet

    Wildtriebe von Ute Mank ist ein Roman über Familiengefüge, die Veränderung der Landwirtschaft und die Emanzipation der Frau.

    Das Buch in seinem Schutzumschlag ist sehr hübsch und fühlt sich ganz hochwertig an.
    Das blühende Lesezeichen ist ein Highlight.

    Nach so viel Blumen und der damit verbundenen Assoziation zum Wachsen habe ich einen lebenslustigen Roman erwartet.


    Das Buch hat mich gefesselt, ich mochte kaum aufhören zu lesen.

    Aber es war nicht wie erwartet ein Buch voller Lebenslust, voller Freude, glücklicher Familie, erfolgreicher Landwirtschaft und netter Dorfgemeinschaft.
    Eigentlich in jedem Falle das Gegenteil.

    Jedes Missgefühl, jeder Konflikt, jede Unstimmigkeit hätte gelöst beziehungsweise ganz vermieden werden können, hätten die Protagonisten miteinander gesprochen. Das auszuhalten, dieses besser wissen, das war schwierig zu ertragen beim Lesen.
    Es war ziemlich deprimierend, wie alle irgendwie unglücklich waren und wurden und blieben.
    Zum Schluss gab es ein wenig Hoffnung, aber auch kein Hochgefühl.

    Und trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen, es hat auf seine nüchterne Art viele Emotionen bei mir geweckt, mich berührt.

    Der Schreibstil ist auch grossartig und passt so wunderbar zum Roman. Die unbeendeten Sätze in Mitten der allgemeinen Sprachlosigkeit

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  • 4 Sterne

    labbelman, 23.10.2021

    Als Buch bewertet

    Titel: Bethchens- Hof, Schicksal oder Bürde?

    Mir wurde dieses Buch wärmstens von meiner Bibliothekarin empfohlen, da sie weiss, dass ich Romane mit starken Frauenfiguren gern habe.

    Das aussergewöhnliche Cover mit den drallen Blüten in vollster Pracht hat mich direkt angesprochen. Es lässt zwar nicht auf den Inhalt schliessen, macht aber einiges her.

    Auch wenn es von aussen betrachtet des Öfteren so aussieht als wären die agierenden Frauen eher schwach, so sah ich bei ihrem Durchhaltevermögen wie viel Potential in ihnen steckt und was sie alles im Hintergrund für ihre Familien leisten. Ein Mann würde so viel Selbstaufgabe eher nicht beherrschen.

    Zudem mochte ich, dass unterschwellig der Wandel der Zeit zu spüren ist. Was für Lisbeth noch verboten war, gilt für Enkelin Joanna ganz anders.

    Beeindruckt hat mich vor allem Lisbeth wie sie jeden Tag ihre Tracht trägt und ihre Rolle einnimmt, ohne dies zu hinterfragen.

    Zudem hat mir der Roman viel Aufschluss geboten über das frühere ländlichen Leben, denn vieles hatte ich zwar schon gehört, aber nicht alles erahnen können.

    Fazit: Ein unterhaltsamer Roman, der nachdenklich stimmt. Ich habe ihn gern gelesen.

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  • 4 Sterne

    Suzann K., 22.10.2021

    Als Buch bewertet

    Bleiben oder Gehen
    "Wildtriebe" ist der Debütroman von Ute Mank und der ist ihr ausgesprochen gut gelungen.
    Hier geht es um drei Frauen, aus drei Generationen, die auf einem Hof leben, der für jeden der drei etwas ganz anderes in ihrem Leben darstellt. Dieses Zusammenleben geht natürlich nicht ohne Konflikt, da hier ganz unterschiedliche Persönlichkeiten mit ganz verschiedenen Werten, Träumen und Wünschen aneinander geraten.
    Die Probleme der Frauen werden in einem aussergewöhnlichen Schreibstil beschrieben, man kann tief in die Leben eintauchen und die Charaktere kennenlernen. Trotzdem blieben sie mir etwas fremd.
    Was mir sehr gefallen hat, war das eintauchen in das Leben auf diesem Bauernhof zu früheren Zeiten, die harte Arbeit und die Lebensumstände. Auch die Schwierigkeiten, wenn man aus diesem Leben ausbrechen wollte, was das für die folgenden Generationen bedeutete, sind eindrucksvoll dargelegt.
    Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven der alten Bäuerin und ihrer Schwiegertochter. Ganz einfach fiel mir das unterscheiden nicht immer, was den Lesefluss etwas störte.

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  • 3 Sterne

    Beatrice E., 15.02.2022

    Als Buch bewertet

    Meine Leseeindruck, subjektiv, aber spoilerfrei ;)



    Ich habe hierbei grösstenteils zur Hörbuchvariante gegriffen, weshalb ich zuerst darauf eingehen werde.



    Ich mag die Sprecherin Eva Mattes unglaublich gerne und sie hat hier wirklich einen guten Job gemacht und mich mit ihrer Interpretation bei der Stange gehalten. Ihre Stimme ist eher tief, angenehm ruhig, dennoch haucht sie dem grösstenteils trockenen Schreibstil ( dazu weiter unten mehr) Leben ein. Ich lauschte ihr und vor meinen Augen liefen Bilder ab, so authentisch und bildhaft, als würde ich einen Film anschauen.



    Wie oben schon angetönt, haben wir hier einen relativ pragmatischen, schlichten Schreibstil mit oft kurzen Sätzen und wenig direkter Rede, was zu einer gewissen Monotonie führte. Jedoch passte es meiner Meinung nach auch irgendwie zu den Figuren, also vielleicht gewollt...? Ebenso empfand ich die auktoriale Erzählweise als eine gute Wahl, da sie den ganzen Flair der Geschichte noch mehr unterstrich. Übrigens ist mir bei der Hörbuchversion das Stilmittel der elliptischen Sätze, nicht so stark aufgefallen, wie es vielleicht beim Print der Fall gewesen wäre, weshalb sie mich auch nicht arg störten.

    Die drei " Hauptprotagonistinnen" Lisbeth, Marlies und Joanna fand ich insgesamt wirklich gut ausgearbeitet. Vor allem Lisbeth konnte ich mir sehr gut vorstellen, nicht nur bezüglich ihres Aussehens, sondern auch vom Wesen her. Sie erinnerte mich immer wieder mal an meine eigene Grossmutter ( ich bin ebenfalls auf einem Bauernhof aufgewachsen ;) ) Vielleicht lag es auch daran, dass für mich Lisbeth wie die Hauptfigur des Romans war. Viele Ansichten oder Handlungen ihrerseits wirken auf uns heutzutage natürlich veraltet und oder diskriminierend, jedoch war dies halt die damalige Realität, weshalb ich die Darstellungen authentisch fand.

    Marlies versucht mit ihrer Art etwas " Leben in die Bude" zu bringen, sie hatte allerdings nicht gerade einen leichten Stand gegen die traditionelle Lisbeth. Gut gefallen hat mir, dass diese ein, zwei Auflehnungen nicht zu übertrieben waren, ansonsten hätte die Geschichte an Authentizität verloren. Von daher mochte ich Marlies soweit ganz gerne und konnte ihre Vorgehensweise noch am meisten nachvollziehen.

    Nicht vollends warm wurde ich mit Johanna ihre Darstellung war für mich am schwächsten, sie wirkte etwas blass im Gegensatz zu ihrer Mutter& Grossmutter so als würde sie im Schatten stehen.

    Weitere wichtige Charaktere für den Fortlauf der Geschichte waren ausreichend ausgearbeitet.

    Der unaufgeregte, gemächliche Flair des Buches gefiel mir, ebenso das Setting und der Plot an sich, mit diesem Alltagsleben der drei Frauen. Wie erwähnt erlebte ich durch die Hörbuchvariante tatsächlich eine Art Kopfkino, was man bei diesem Schreibstil gar nicht erwarten würde ;) Durch diese Ausdrucksweise vermisste ich allerdings auch eine gewisse Emotionalität, weshalb es mir schwer fiel richtig mitzufiebern. Auch neigt die Geschichte trotz ihrer nicht mal 300 Seiten zur Langatmigkeit, hingegen ging mir gegen Ende alles viel zu schnell, da fehlte mir die nötige Balance.

    Alles in Allem vergebe ich dem Buch dank der Hörbuchversion 3,5 Sterne

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  • 4 Sterne

    brauneye29, 18.07.2021

    Als Buch bewertet

    Zum Inhalt:
    Für Lisbeth gab es nie etwas wichtigeres als den Hof. Schwiegertochter Marlies sieht das anders. Sie will mehr und nicht nur den Hof führen. So führen sie stille Kämpfe aber es gibt auch verbindende Dinge. So wie die Tochter von Marlies Joanna, die ihren ganz eigenen Weg gehen will und schliesslich nach dem Abitur nach Namibia geht.
    Meine Meinung:
    Zunächst einmal hat mich das Cover total angesprochen, es ist so schön und ansprechend, dass man sofort neugierig ist. Die Geschichte ist interessant und hat mich total angesprochen. Diese unterschiedlichen Sichtweisen auf das Leben und wie die unterschiedlichen Generationen damit umgehen und wie sich die Zeiten verändern, war sehr interessant zu lesen. Der Schreibstil ist gut und liest sich total angenehm. Die Protagonisten sind alle auf ihre Art interessant. Ich habe es sehr genossen, das Buch zu lesen.
    Fazit:
    Interessante Familiengeschichte

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  • 4 Sterne

    Brigitte S., 01.09.2021

    Als Buch bewertet

    Lisbeth ist mit ihrem Hof so was von „verheiratet“, da passt kein Blatt zwischen, nur ihr Karl, der auch dafür lebt. Nun kommt Marlies als Schwiegertochter auf den Hof, aber Lisbeth behält das „Sagen“. Die beiden Frauen kämpfen jede auf ihre Art !

    Das Buch erzählt von einer Familie, in der die Kälte herrscht, die Kommunikation fehlt und irgendwie jeder sein eigenes Süppchen kocht. Für mich kommen da viele Geschichten von früher hoch, die diesen Situationen gleichen. Geschichten meiner Mutter, Oma und Tante, die sich ähnlich abgespielt haben. Auch viele Sachen, die Marlies erlebt hat, habe ich erlebt. Dieses Buch macht einen sehr nachdenklich, aber auch wieder fröhlich, weil es heute oft anders ist. Heute leben wir freier und was andere über uns denken, macht uns nicht so zu schaffen.

    Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und ich vergebe gerne 4,5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

    Burkhard B., 06.07.2021

    Als Buch bewertet

    Dieses wunderschöne Cover hat mich sofort angesprochen und als ich die Inhaltsangabe gelesen habe, war mir sofort klar: dieses Buch muss ich lesen!
    Erstens weil mich Familiengeschichten über Jahre hinweg immer faszinieren und zweitens weil wir dieses Modell des Generationenhauses , leider auch nicht zufriedenstellend, gelebt haben. Obwohl nur Fiktion konnte ich mich gut in die Handlung hineinversetzen.
    Heute ist es nahezu unverständlich, dass eine Ehefrau und Mutter sich nicht selbst verwirklichen oder gar berufstätig sein kann und trotzdem den Haushalt schmeissen kann.
    Das Buch hinterlässt das Gefühl, dass viele Probleme hätten gelöst werden können, wenn man nur miteinander gesprochen hätte
    Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen.
    Ein besonderes Schmankerl ist das blühende Lesezeichen.
    Alles in Allem ein lesenswertes Buch

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  • 3 Sterne

    Nicola D., 23.07.2021

    Als Buch bewertet

    Melancholischer Roman, der leider nicht ganz meinen Geschmack trifft

    Als erstes muss ich einmal das wirklich wunderschöne, äusserst attraktive Cover loben - es gehört für mich zu den schönsten Titelbildern des Jahres. Verwunschene Blüten in Rosetönen - ich liebe so etwas und mich hat diese Gestaltung sofort neugierig auf "Wildtriebe" werden lassen.

    In dem Buch geht es um eine Familiengeschichte, die mehrere Generationen umfasst. Die alte Grossbäuerin Lisbeth und ihre Schwiegertochter Marlies stehen mit ihrer Lebensauffassung auf verschiedenen Seiten: die eine möchte, dass sich nichts verändert, alles bleibt, wie es seit Jahrzenten war, Die Jüngere lebt moderner, eigenständiger, hat ihren eigenen Willen. Das führt natürlich zu unterschwelligen Spannungen. Nur eines verbindet die beiden: Joanna, die Enkelin bzw. Tochter.

    Normalerweise liebe ich solche Geschichten - Familienzwistigkeiten und eine Erzählung, die mehrere Generation vereint. Hier aber konnte ich leider nicht richtig in die Geschichte eintauchen.

    Das lag zum einen an den stetig wechselnden Zeitsprüngen, die innerhalb eines Kapitels wild wechselten. Zum anderen an der leicht trübseligen Grundstimmung des Buches. Ich konnte mich irgendwie nicht richtig auf das Weiterlesen der Geschichte freuen, da mich alles etwas deprimiert hat. Auch sind einem die Hauptprotagonisten nicht richtig nahegekommen, man war immer der passive Beobachter einer unglücklichen Welt.

    Schade, dass ich nichts Positiveres über diesen Roman schreiben kann, denn ich habe mich wirklich sehr aus Lesen gefreut. Aber das ist nur MEINE Meinung, sicherlich empfindet dies jede/r Leser/in anders und das ist auch gut so, denn Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

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  • 3 Sterne

    gabi e., 06.07.2021

    Als Buch bewertet

    Das Cover ist sehr schön. Der Schreibstil allerdings teilweise etwas langweilig und ich habe mich schwer getan, das Buch zu lesen.
    Der Lebenssinn der Grossbäuerin Lisbeth besteht in dem Erhalt ihres Bethches-Hofes. Ihr Sohn verliebt sich in eine Frau, die keineswegs ihre Verwirklichung in der Hofarbeit sieht. Viel lieber wollte Marlies in einem Modehaus arbeiten, wie vor ihrer Hochzeit. Zumal sie Lisbeth sowieso nichts recht machen kann. Marlies bekommt eine Tochter namens Joanna. Diese verlässt nach dem Abitur den Hof, um sich zu verwirklichen und sich ihren Traum zu erfüllen. Konrad, der Mann von Marlies spielt eine zurückhaltende Rolle.
    Fazit: Hätte man mehr miteinander geredet, wären viele Probleme und Generationenkonflikte aus der Welt geschaffen.
    Ein Buch ohne Höhen und Tiefen, das mich nicht wirklich überzeugt hat.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ariettas Bücherwelt, 06.07.2021

    Als Buch bewertet

    Der Kampf um Freiheit und Selbstverwirklichung
    Meine Meinung zur Autorin und Buch
    Ute Mank, ist mit ihrem Roman „ Wildtriebe „ ein hervorragendes Roman Debüt gelungen. Seit ihrer Heirat lebt sie in Hessen, vielleicht ist es Ihr deshalb so gut gelungen, vom Fremdsein, nicht richtig dazugehören wiederzugeben. Der Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung, ich glaube daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Ihr Schreibstil ist sehr flüssig, klar , kraftvoll und sehr Bildlich. Sie hat es verstanden mich an der Hand zu nehmen und ein Teil der Geschichte zu werden. Ich habe mit den Frauen mitgelitten, gefühlt und ihren Kampf nach Freiheit und Anerkennung mit erleben dürfen. Man konnte sich sehr gut in ihre Protagonisten hinein denken, und ihnen tief in die Seele blicken. Der Stand von uns Frauen, die man am liebsten nur in der Rolle von Mutter und Heimchen am Herd gesehen hätte. Ein wundervoller Roman, der uns Frauen gewidmet ist, und den Generationenkonflikten.

    Schon der Einstieg als Joanna, nach dem Abi, das Haus und ihre Heimat verlässt, um ihre Träume und Selbstverwirklichung umzusetzen. Gut ich wäre an Stelle ihrer Eltern auch nicht begeistert gewesen, das sie ausgerechnet nach Uganda geht. Ich konnte Marlies schmerzliche Gefühle gut nach vollziehen, ihre Tochter herzugeben, erinnert sie es sie doch auch an ihre eigene Jugend. Man hat sie ihrer eigenen Träume beraubt, auch sie hätte gerne studiert , aber Mädchen hatten zu heiraten und in der Rolle der Ehefrau und Mutter aufzugehen. Sehr gut ist das Leben von Marlies in dem kleinen hessischen Dorf erzählt, als Fremde und Schwiegertochter hat sie es nicht einfach, anerkannt zu werden. Marlies Träume von Selbstständigkeit, der ständige Kampf mit Schwiegermutter Lisbeth, die andere Vorstellungen hat, von Erziehung, Haushaltsführung, die nicht akzeptieren will das Marlies mehr vom Leben will, als sich Klaglos dem Leben auf Dorf und der Arbeit des Hofes unter zuordnenden. Den Führerschein zu machen um Selbstständiger und unabhängiger zu sein. Ob Marlies es schaffen wird sich aus dieser Enge zu befreien, ich hoffe es für sie und lasse mich überraschen. Ein Buch voller Höhen und Tiefen…

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  • 3 Sterne

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    Lesemone, 05.07.2021

    Als Buch bewertet

    Die einstige Grossbäuerin Lisbeth ist stolz auf ihren Bethches-Hof, obwohl sie nun alt ist, gibt es für sie nichts wichtigeres. Schwiegertochter Marlies sieht das etwas anders und versucht ihr eigenes Leben auf dem Hof zu gestalten. Und dann kommt noch eine dritte Frau dazu, Enkelin Joanna, die einen ganz anderen Weg einschlägt.

    Die Ausgangssituation sorgt für viel Konfliktpotential, welches es zwischen Lisbeth und Marlies auch genügend gibt. Leider wird auf dem Bauernhof nicht viel miteinander geredet. Vieles bleibt unausgesprochen. Erzählt wird die ganze Geschichte wechselnd von Lisbeth und Marlies. Sie lassen den Leser an der Vergangenheit teilhaben und man kann die Entwicklung des Hofes gut mitverfolgen. Interessant fand ich den Werdegang des Hofes. Einst ein grosser, gut laufender Hof, wird im Wandel der Zeit zu einem unbedeutenden Bauernhof, der sich nicht mehr rentiert. Dieses Schicksal erleiden leider bis heute sehr viele Höfe. Ich fand durch die drei Hauptprotagonisten sehr gut den Generationskonflikt herausgestellt. Während für Lisbeth es normal war zu heiraten, Kinder zu kriegen und gemeinsam mit dem Mann den Hof zu bewirtschaften, will Marlies lieber eigenständig bleiben und ihr Leben selbst planen. Mit Tochter Joanna kommt dann noch die ganz junge Generation dazu, die erst mal was erleben will, bevor der Ernst des Lebens anfängt. Diese Veränderung der Werte hat die Autorin gut eingefangen. Ich fand es etwas schade, dass die Grundstimmung leider durchweg irgendwie melancholisch war und es keine grossartigen Höhen und Tiefen gab. Emotion ist komplett fehl am Platz und wurde so gut wie gar keine gezeigt. Das hat das Lesen etwas langweilig gemacht. Mir hat der Grundgedanke des Buches eigentlich schon gefallen, aber die Umsetzung ist mir leider zu unaufgeregt gewesen, da die Geschichte still und leise vor sich hin plätschert.

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  • 5 Sterne

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    Helena H., 12.07.2021

    Als Buch bewertet

    Lisbeth ist auf dem Bethches-Hof grossgeworden. Als ihre beiden Brüder im Krieg fallen, übernimmt sie den Hof der Eltern. Damit ist sie eine der wenigen Frauen, bei der von Anfang an klar war, dass man sie nicht zu sich holen, sondern nur auf deren Hof einheiraten konnte. Eines Tages findet sich dieser Mann: Karl. Zusammen mit ihm kümmert sie sich um den Hof, die Tiere und Felder. Mit der Zeit kommen Veränderungen: Moderne Maschinen, moderne Geräte, Spezialisierung. Doch die Trachtenkleidung behält Lisbeth bei und ihren Fleiss. Und nicht zuletzt auch ihre Genügsamkeit: „Nie hatte Lisbeth Sehnsucht verspürt, irgendwo anders zu sein.“

    Als Frau von Lisbeths einzigem Sohn, Konrad, kommt Marlies auf den Hof. Und sie hat ganz andere Vorstellungen vom Leben und ihrer Rolle als Frau und Schwiegertochter. Sie möchte nicht nur auf dem Hof helfen, sondern auch in einem Kaufhaus als Verkäuferin arbeiten. Da sie nicht weiss, ob sie Mutter werden möchte, nimmt sie die Pille. Nur durch Zufall wird sie schwanger und bekommt ihr einziges Kind: Joanna. Zeitlebens lässt sie sich in keine vorgefärtigten Formen drücken. Sie macht als einzige Frau in der Gegend einen Jagdschein, sie geht arbeiten, macht ihren Führerschein und verlässt den Hof, als sie ihre Aufgabe als Mutter für abgeschlossen hält. „Es war bloss ein Anfang. Von was, wusste sie nicht. Aber es war vielleicht auch nicht so wichtig.“

    Joanna, die auf dem Bethches Hof aufwächst, liebt Tiere, interessiert sich für die Landwirtschaft und hilft gerne auf dem Hof mit. Doch auch die Bildung kommt nicht zu kurz, weil Marlies viel daran liegt. Doch mit achtzehn entscheidet sie sich für ein Jahr nach Afrika zu gehen. Als sie zurückkommt, fängt sie ein Studium an. Als sie unerwartet schwanger wird, entscheidet sie sich entgegen der Ratschläge ihrer Mutter, dafür, das Kind zu behalten und ohne Vater grosszuziehen.

    „Wildtriebe“ ist ein schöner, atmosphärischer Roman. Anhand dreier Generationen werden uns drei unterschiedliche Lebensmodelle dargestellt. Wir sehen eine Frau, die der Tradition verbunden ist, die eine bestimmte Aufgabe übernimmt, ohne sie zu hinterfragen, und diese bis an ihr Lebensende gewissenhaft ausführt. Dann sehen wir eine weitere Frau, die in einer Zeit aufwächst, in der die Frau nach mehr Selbstbestimmung verlangt, die arbeiten geht und selbst über ihr Sexualleben entscheidet. Und wir sehen eine dritte Frau, die ganz alleine entscheiden kann, was sie in und mit ihrem Leben machen möchte, die ins Ausland geht, dann studiert und ganz selbstverständlich ein Kind als alleinerziehende Mutter grossziehen kann. Abwechselnd schlüpfen wir in Lisbeths und Marlies Innenleben. Oftmals bekommen wir bestimmte Ereignisse und Situationen von beiden Seiten geschildert, sodass wir problemlos beide Sichtweisen nachvollziehen können. Und wir beurteilen nicht. Denn Ute Mank ist es gelungen zwei Frauensichtweisen, zwei Innenleben so direkt und unverfälscht einzufangen, dass überhaupt kein Platz für Bewertungen und Urteile bleibt. Kann man denn überhaupt eine dieser drei Frauen in irgendeiner Form verurteilen?

    Mit viel Menschenkenntnis und Feingefühl zeichnet die Autorin ein authentisches Bild einer Familie über Jahrzehnte hinweg. Auch viel Spezialwissen zum Leben auf dem Land wird weitergegeben. Ich kann den Roman „Wildtriebe“ jedem nur aufs wärmste ans Herz legen. Seit langem habe ich keinen Roman gelesen, der so viel Tiefgang mit einer derartigen Leichtigkeit verbindet, dass weder Verstand noch Gefühl zu kurz kommt. Einen Roman, der so mühelos und doch so kontemplativ daherkommt.

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    lisbethsalander, 19.09.2021

    Als Buch bewertet

    Aufmerksam geworden war ich auf dieses Buch durch das mehr als schön , detailliert und liebevoll gestaltete Cover mit zart gemalten Blüten, von dem ich ganz sicher bin, dass es auf jeden Fall dazu geführt hätte, dass ich es auch in der Buchhandlung angesehen hätte! Im Zentrum steht die ältere Bäuerin Lisbeth vom sogenannten Bethches-Hof, die Anwesen werden nach den Namen der Familien benannt, diesen Brauch kannte ich bereits aus der Heimat meines Mannes in der Eifel. Fehlenden männlichen Erben geschuldet liegt die gesamte Verantwortung für den elterlichen Hof auf unserer Protagonistin, Bethches Lisbeth, die die Hoffnung hegt, dass ihre Schwiegertochter, die ihr Sohn zur Frau nimmt, eine Hilfe sein wird. Eine Hilfe in Haus und Hof bei der unsäglich vielen Arbeit. Doch Marlies, eben einer anderen viel moderneren Generation angehörend, erfüllt das traditionelle Rollenbild nicht, sondern möchte, als unweiblich angesehen, nicht nur in der Stadt arbeiten gehen, statt in der Landwirtschaft zu schuften. Ausserdem Neues ausprobieren, etwa einen Jagd- und Traktorenschein machen, Fertigkeiten, die bisher eine Männerdomäne waren. Die beiden Frauen liefern sich stille Kämpfe, weniger durch laute Worte oder Diskussionen, denn durch leise spitze Bemerkungen und böse Blicke. Auch nach der Geburt von Enkelin Joanna wird all dies nicht besser, denn auch die unterschiedliche Kindererziehung stellt einen erheblichen Streitpunkt dar.
    Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm. Ich mochte die unaufgeregte leise Art und die Zwischentöne, mit der die Autorin die einerseits engstirnige, andererseits durch vorgegebene Traditionen und Strukturen Geborgenheit gebende Dorfgemeinschaft schildert. Klatsch und Tratsch, der sich schwer tut mit jedem uns allem abseits der Norm, aber auch sich aufeinander verlassen können, all das kennzeichnet die Menschen auf ihren Höfen. Ich konnte Marlies verstehen, dass sie sich mit all dem schwer getan hat, aber ich hatte durchaus auch grosse Sympathie für die alte Lisbeth, die durch das Beharren auf alt eingefahrenen Rollenbildern das Bewährte erhalten möchte. Ich glaube, dass uns allen ein "Stück Lisbeth", ein sich Abfinden mit dem zugewiesenen Platz in der Gesellschaft manchmal
    gar nicht schlecht täte. Ute Mank zeichnet ihre Charaktere und deren innere Dialoge auf eine extrem empathische Art, man flog als Leser nur so über die Seiten hinweg und war allen handelnden Personen trotz ihrer Unterschiedlichkeit extrem und gleich nah. Für mich ein sehr gekonntes und gelungenes Gesellschafts- und Personenportrait, und eine absolute Leseempfehlung!

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    Sonja K., 23.08.2021

    Als Buch bewertet

    Drei Generationen, ein Bauernhof, ein Dorf mitten in Hessen. Lisbeth, Marlies und Joanna sind die Hauptfiguren. Aus Sicht der beiden älteren Frauen, Schwiegermutter und Schwiegertochter, erzählt Autorin Ute Mank wie das Leben sich verändert auf dem Bethchen-Hof im Laufe der Jahrzehnte. Nicht nur die Arbeitswelt auf dem Hof, die Anforderungen, die Tierhaltung und auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern sich, auch die Frauen auf dem Hof verändern sich von Generation zu Generation. War es für Lisbeth gar kein Thema, woanders, als auf dem Hof zu arbeiten, wird für Marlies schnell klar, sie will mehr, als nur auf dem Hof leben. Sie will wieder zurück in die Arbeitswelt, dorthin, wo sie vor der Ehel gearbeitet hatte. Für Lisbeth unverständlich. "Was sollen die Leute sagen?" ist nur eine ihrer Gedanken dazu.

    Es ist ein Roman über Erwartungen, Anforderungen, Traditionen, Aufgaben, Notwendigkeiten an die Frauen, bei denen eigene Wünsche, eigene Lebensvorstellungen sich von Generation zu Generation langsam, aber stetig wandeln. Was von Lisbeth gar nicht hinterfragt wird, beschäftigt zumindest gedanklich Marlies, die sich aber auch in ein erwartetes Rollenbild fügt, die ihre eigenen Wünsche aber auf ihre Tochter projeziert. Joanna aber hat ihre ganz eigenen Vorstellungen.

    Diese Diskrepanz zwischen den so ganz unterschiedlichen Frauen, die Darstellung der dörflichen und familiären Strukturen, die Rollenbilder in den verschiedenen Generationen, sowie die Veränderungen, die es im Leben des letzten Jahrhunderts hier gegeben hat, werden bildhaft und sehr authentisch dargestellt. Es ist das Leben so einiger unserer Grosseltern und Eltern. Man hatte seinen Platz im Gefüge, es wurde erwartet, vorausgesetzt, nicht hinterfragt. Gerade im dörflichen Umfeld wurde alles beäugt und bewertet. Man musste.

    Auch wenn "Wildtriebe" ein ruhiger Roman ohne grossem Spannungsbogen ist, hat er mich sehr gefesselt. Die Protagonisten haben sehr viel Tiefe, sind authentisch und typisch für ihre Zeit. Der Erzählton ist harmonisch und angenehm. Die ab und an wie nicht fertig gesprochene Gedanken/Sätze, die wie luftleer enden, sind ungewöhnlich, passen aber (meist) in die Abschnitte. Diese kommen nicht so oft vor, fallen aber auf.

    Mich hat der Roman sehr gut unterhalten, er hat ein realistisches Bild des dörflichen Lebens der Generationen vor mir vermittelt. Manches ist - gerade für die heutige Jugend - so gar nicht mehr vorstellbar, daher ist dieser Roman auch ein Stück Zeitgeschichte.

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