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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    skandinavischbook, 29.03.2020

    Inhalt:
    Als im Sommer 2008 in der Kleinstadt Miracle Creek die Scheune der Familie Yoo in Flammen aufgeht und dabei zwei Menschen zu Tode kommen; ist dies erste der Anfang einer Geschichte, deren Anfang und Ende unter Lügen und der verzweifelten Suche nach der Wahrheit verborgen liegen.
    Doch als der Gerichtsprozess knapp ein Jahr später eine Schuldige gefunden hat, beginnt die Fassade der Beteiligten zu bröckeln und die Wahrheit sucht ihren Weg an die Oberfläche.
    Doch wer hat wirklich Schuld an den Ereignissen von vor einem Jahr oder ist die Angeklagte etwa wirklich Schuld am Tod ihres eigenen Sohnes ?

    Meine Meinung:
    Dieses Buch ist für mich eine der grössten literarischen Neuentdeckungen der letzten fünf Jahre. Denn selten habe ich eine so faszinierende Art erlebt, wie eine Geschichte erzählt wird, so emotional, spannend und von literarischem Können geprägt, dass man voller Erstaunen dem Geschehen des Buches entgegen blickt und dieses kaum mehr aus der Hand legen kann.

    Die literarische Präzision der Schriftstellerin Angie Kim ist dabei wirklich bemerkenswert, sie erschafft eine Geschichte, die komplex und durch viele Personen geschildert wird. Dabei lösen die so fein und präzise, beinahe minutiös ausgearbeiteten Charaktere eine solche Sogkraft, durch ihre Ambivalenz aus, dass man erstaunt vor der Geschichte verweilt. Denn das grossartige ist, ihre Charaktere sind keinesfalls perfekt, oder leicht zu durchschauen, sie sind zutiefst menschlich und dabei manchmal hassens- und liebenswert zugleich. Sie zeigt uns durch ihre Protagonisten die fragwürdigen Fassetten eines Menschen und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Und dabei entwickelt sie etwas so wichtiges:
    Einen Charakter, den man zunächst für seine Taten verurteilt und dem man im nächsten Augenblick mit Tränen in den Augen Verständnis entgegen bringt. Dies streitbare Ambivalenz trägt die ganze Geschichte.

    Kein Handlungsstrang ist dabei klar oder mit einer Emotion verbunden, ganz im Gegenteil. Eine Handlung befeuert die nächste und dabei ist der Grund dahinter niemals klar oder trivial. Diese Stärke und die schriftstellerische Präsenz der Autorin, Geschildertes oft unbeurteilt zu lassen, es dem Leser zu überlassen,dieses zu interpretieren, ist die grosse Stärke des Buches. Sich mit streitbaren Themen auseinander zu setzen ohne dabei eine Meinung aufgezwungen zu bekommen.

    Und ganz nebenbei ist dieses Buch spannend wie ein herausragender Thriller und gerade deshalb kann man das Ende des Buches kaum erwarten. Da man endlich wissen möchte, wer denn nun die Schuld trägt an diesem furchtbaren Unglück aus dem Jahre 2008...

    Mein Fazit:
    Ein unglaubliches spannendes Buch, das beinahe die Qualitäten eines Pageturners hat. Welches streitbare Themen und Charaktere hervorbringt, die ebenso vom Leben geprägt und vielschichtig gezeichnet sind, wie es das echte Leben ist. In meinen Augen ein zutiefst kluges, moralisch wichtiges Buch, da es uns Lesern nicht die Dinge zu hören gibt, die wir hören wollen. Ganz im Gegenteil, manchmal so hassenswerte, aber authentische Aussagen, regen uns Leser plötzlich zum Nachdenken an und rufen wider Erwarten Verständnis hervor.

    Ein wichtiges und literarisch wertvolles Buch, welches von einer schriftstellerischen Feinheit und Aufmerksamkeit der Autorin getragen wird.
    Herausragend!

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lese-katze92, 06.04.2020

    Miracle Creek ist eine ruhige Kleinstadt, doch als eines Tages während einer umstrittenen medizinischen Behandlung zwei Menschen sterben, ist nichts mehr so, wie es einmal war. Brachten Eltern ihre Kinder aus Hoffnung zum Miracle Submarine, einer Druckkammerbehandlung mit reinem Sauerstoff, ahnte von ihnen noch niemand, dass sich ausgerechnet diese Methode am Ende als todbringenden Falle entpuppen würde. Zwei Menschen sterben bei einer Explosion. Der kleine authistische Henry und die fünffache Mutter Kitt müssen die Hoffnung anderer sowie ihre eigene mit dem Leben bezahlen. Schnell steht jedoch fest, dass es sich hierbei um vorsätzliche Brandstiftung gehandelt hat. Henrys Mutter Elisabeth wird aufgrund einer erdrückenden Beweislage der Prozess gemacht, doch hat sie wirklich ihren eigenen Sohn getötet? Die Aussagen der im Laufe des Prozesses aufgerufen Zeugen sind nicht nur schwerwiegend, es wird auch immer deutlicher, dass jeder einzelne von ihnen etwas zu verbergen hat. Hat Elisabeth wirklich den Mord am eigenen Kind sowie einer fünffachen Mutter zu verantworten oder war sie einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort? Fest steht: In Miracle Creek hat jeder etwas zu verbergen und die Wahrheit kann manchmal schmerzvoller sein, als jede Lüge.


    Der südkoreanischen Autorin Angie Kim ist mit ihrem Debütroman "Miracle Creek" eine fesselnde und zugleich beklemmende Geschichte gelungen, welche mich bereits auf den ersten Seiten von ihrer Glaubwürdigkeit überzeugen konnte. Statt, wie in manch anderen Erzählungen, überspitzt und offensichtlich darzustellen, um wen es sich bei dem Täter handelt, erfährt man hier erst ganz zum Schluss die Wahrheit zum Tathergang. Geschickt schaffte sie es immer wieder, mich mit ihrer authentischen Erzählweise und ihrem überzeugenden, sprachlichen Ausdruck auf falsche Fährten zu locken sowie mich dazu anzuregen, die Tat aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten. Besonders gefallen hat mir hierbei auch, dass die Handlung aus wechselnden Perspektiven erzählt wurde, was viele Dinge noch glaubhafter und auch nachvollziehbarer erscheinen liess. Insgesamt ist es Angie Kim gelungen mich als Leserin in einen packenden Sog aus Schuld, Verrat und Lügen zu ziehen, dem ich mich selbst bis zum Schluss nicht entziehen konnte. Die sich auf 508 Seiten erstreckende Handlung ist am 09.03.2020 bei Hanserblau erschienen und liegt preislich bei 22,00€, was aufgrund der guten Papierqualität sowie der wertigen, äusseren Verarbeitung gerechtfertigt erscheint. Die Covergestaltung überzeugt durch eine beinahe verträumte Atmosphäre, welche unterschwellig die Grausamkeit der Handlung spiegelt und wirkt zugleich sehr passend. Auch die kleinen Metallicakzente sowie die Prägung des Titels verleihen dem Buch einen hochwertigen Eindruck, welche es zu einem Hingucker im Bücherregal werden lassen. Insgesamt ein packendes und zugleich beklemmendes Buch, welches trotzdem noch Hoffnung auf das Gute im Menschen macht.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sago, 12.04.2020

    Kaum zu glauben, dass es sich bei diesem komplexen Geflecht von einem Roman tatsächlich um Angie Kims erstes Buch handelt. Mit Miracle Creek hat sie ein Werk geschaffen, das man nach dem Lesen nicht so schnell vergisst.

    Sie scheint dabei zumindest zum Teil aus ihrem eigenen Hintergrund zu schöpfen, stammt sie doch wie ihre Protagonisten, die Familie Yoo, aus einer südkoreanischen Familie, die in die USA emigrierte. Der Roman beginnt mit einem Unglück: Familie Yoo betreibt das Miracle Submarine, das mit einer Überdruck-Sauerstofftherapie Heilung oder zumindest Linderung für zahlreiche Leiden in Aussicht stellt. Doch diese Therapie ist nicht unumstritten. Als eine Gruppe Demonstrantinnen aufläuft, kommt es zu einer Explosion. Zwei Patienten sterben.
    Doch wie kam es zu dem Unglück? Mit Elizabeth, der Mutter eines autistischen Jungen, der der Explosion zum Opfer fiel,scheint schnell eine Schuldige gefunden. Mit grosser Spannung bin ich dem Mordprozess gegen Elizabeth gefolgt, den die Autorin zum Anlass nimmt, in immer erhellenden Rückblicken zu zeigen, dass tatsächlich beinahe jeder der an dem Unglück Beteiligten hier etwas zu verbergen hat.
    Das ist wirklich packend umgesetzt. Zudem schafft es der Roman, einige wirklich belastende Themen, wie die Überforderung der Mütter behinderter Kinder und die Nöte von Einwanderern so zu verpacken, dass sie einen spannenden Stoff liefern, ohne zu überfordern oder aber ins Triviale abzugleiten.

    Obwohl ich schon ca. ab der Hälfte des Buches ahnte, wer die Explosion verursacht hat, ist die dahinter stehende Geschichte so verwickelt, dass es für mich in keiner Weise langweilig wurde. Der Spannungsbogen konnte für mich auf den über 500 Seiten also bis zum Ende gehalten werden.
    Angie Kim schildert die Entwicklung durch die Augen einiger Figuren, die durchweg plastisch gestaltet sind und fast gleichrangig nebeneinander stehen. Dadurch habe ich keine wirkliche Identifikationsfigur gefunden und etwas weniger mitgelitten. Bei den schweren Schicksale, die geschildert wurden, ist dies aber nicht unbedingt als Nachteil zu werten.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    SalMar, 07.04.2020

    Lügen und Geheimnisse

    In Miracle Creek, einem kleinen Städtchen in Virginia, kommt Tag für Tag eine Gruppe verschiedenster Menschen zusammen, um für eine Sauerstofftherapie in das „U-Boot“, die dortige Druckkammer, zu steigen. Doch eines Tages entzündet sich der Sauerstoff und zwei Menschen kommen ums Leben. War es ein Unfall oder Brandstiftung?

    Die Truppe, die an der Therapie teilnimmt und um die sich später auch die Gerichtsverhandlung zu dem Brand dreht, besteht aus ganz unterschiedlichen Personen, die alle ihr Päckchen zu tragen haben. Auf der einen Seite gibt es die Patienten, meist Mütter mit Kindern, die irgendeiner Weise krank sind oder Behinderungen haben, und auf der anderen Seite eine koreanische Familie, bestehend aus Mutter, Vater und einer Tochter im Teenageralter, die die Druckkammer betreibt. Jeden Morgen und Abend kommen diese Menschen für die Sauerstofftherapie nach Miracle Creek, sie verbringen also relativ viel Zeit miteinander. Im Laufe der Geschichte bzw. der Gerichtsverhandlung wird jedoch deutlich, dass jeder Einzelne von ihnen Geheimnisse hat.

    Zu Beginn des Buches steht man noch relativ weit ausserhalb und verfolgt die Rückblicke und Ereignisse recht unbedarft. Nach und nach, als man mehr zu den Hinter- und Beweggründen der einzelnen Personen erfährt, taucht man jedoch in die Geschichte ein und fühlt mit den Protagonisten und ihrer Verzweiflung mit. Besonders gegen Ende hat mich das, als Mutter von zwei Kindern, doch sehr mitgenommen.

    Die Frage nach der Schuld für den Vorfall wird bis zum Schluss sehr detailliert und vielfältig beleuchtet, lässt dem Leser aber ein Stück weit Spielraum für die eigene Interpretation, was mir gut gefallen hat.

    Fazit: Wenn man die Geschichte an sich heranlässt, ist es sicherlich keine einfache Lektüre, aber das Buch ist gut geschrieben, spannend und interessant und demnach auf jeden Fall empfehlenswert.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    schokoflocke, 12.04.2020

    Kleine Lügen

    Die Hyperbare Oxygenierung (HBO ) ist nicht nur eine kontroverse Therapieform, sondern wegen Brand- und Explosiongefahr auch eine gfährliche. Und genau das passiert in Miracle Creek - ein Sauerstofftank fängt Feuer, die ganze Scheune brennt, ein 8-jähriger Junge und eine Mutter von 5 Kinder sterben, andere werden schwer verletzt. Eine furchtbare Tragödie...Ein Jahr später wird Elizabeth Ward, deren Sohn bei dem Brand gestorben ist, wegen Brandstifftung und Mord angeklagt.
    Man merkt recht schnell, dass kaum jemand wirklich an der Wahrheit interessiert ist. Ja, der Schuldiger muss gefunden werden, Elizabeth passt da eigentlich perfekt, da sie mit ihren kranken Sohn überfordet war, viel wichtiger aber ist von eigenen Geheimnissen und Lügen abzulenken. Es geht dabei meistens um scheinbarunbedeutende Kleinigkeiten, aber jede auch so kleine Lüge führt zu einer anderen und das Netz wird immer dichter. Die Protagonisten lügen aber nicht nur im Gericht, viel interresanter fand ich wie sich die Eheleute gegenseitig belogen haben, auch in den "ehrlichen " Momenten, die grossen Aussprachen haben sie weiter gelogen...Als endlich einer anfängt die Wahrheit zu sagen und die anderen ziehen mit, ist es in mancher Hinsicht schon zu spät...
    Die Geschichte ist wirklich gut konstruiert und die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten. Die vielen Erzählperspektiven machen die Geschichte vielseitiger, genau wie die im Hintergrund angesprochenen Themen ( ein Leben als Einwanderer oder die Pvon chronisch kranken Kindern ). Die Auflösung des Falls ist vieleicht nicht ganz überraschend, aber auch nicht zu offensichtlich,da es nur eins von mehreren denkbaren Szenarios war. Eine wirklich gut gelungene Story mit hohen Unterhaltungswert, besonders bemerkenswert, dass sich hier um ein Debüt handelt.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gelöschter Benutzer, 18.03.2020

    Während einer Therapiesitzung explodiert der „Miracle Submarine“ genannte Überdrucktank, den die koreanische Einwandererfamilie Yoo auf ihrem Grundstück betreibt, um Patienten unterschiedlichster Art mit reinem Sauerstoff zu behandeln. Bei dem Unglück sterben zwei der im Tank befindlichen Patienten, vier weitere werden schwer verletzt. Der Tat angeklagt wird eine der Mütter, die sich so ihres behinderten Sohns entledigen wollte. Doch wollte Elizabeth ihren Sohn wirklich töten und brachte sie deshalb so viele andere in Gefahr?

    Das Buch beginnt als Gerichtsthriller. Ein Jahr nach dem Unglück beginnt der Prozess gegen Elizabeth. Die Kapitel sind den einzelnen beteiligten Personen gewidmet, die entweder im Prozess aussagen müssen oder als Zuschauer zugegen sind. So erfährt man als Leser viel über die Gedankenwelt der einzelnen Personen – aber auch viele Geheimnisse, die jeder der Beteiligten zu verbergen versucht. So wandelt sich der Roman von einem Gerichtsthriller zu dem Psychogramm eines Unglücks, bei dem viele kleine Schritte zur Katastrophe führten.

    Nebenher behandelt das Buch viele schwierige Themen: Einwanderung und Fremdenhass, Autismus, Ausgrenzung, Freundschaft und Feindschaft. Zunächst gelang es der Autorin auch, mich mit den kleinen Schritten, die zur Wahrheit führen, zu begeistern, doch leider fand ich das Buch im weiteren Verlauf oft viel zu ausführlich und viel zu weit ausholend. Klar ist es wichtig, den Tag aus Sicht aller Beteiligten zu sehen, mitzuerleben, wie sich die Katastrophe anbahnt, aber viele Dinge hätten einfach nicht so ausführlich erklärt werden müssen.

    Die Momente im Prozess, wenn sowohl Staatsanwalt als auch Verteidigung ihre kleinen Tricks ausspielten, haben mir sehr gut gefallen, aber vieles, was nebenher passierte, hat mich leider auch etwas gelangweilt.

    Am Ende ist Miracle Creek eine traurige Geschichte über den Tod eines Kindes, die aber auch zeigt, was eine Mutter, deren Kind besondere Pflege und Fürsorge braucht, alles tun muss, um kleine Fortschritte zu erlangen – und wie sehr sie das aushöhlen kann.

    Ein guter Roman, der mir aber an vielen Stellen einfach etwas zu ausführlich und zu langatmig war, weshalb ich 3 von 5 Sternen geben möchte!

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  • 4 Sterne

    4 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Glücksklee, 26.05.2020 bei bewertet

    Emotionale Verflechtung von Ereignissen

    Die Autorin Angie Kim hat ihrem Roman den Namen „Miracle Creek“ gegeben. Wer jetzt bei einem Wunder an eine aufmunternde und vielleicht fröhlich stimmende Geschichte denkt, der wird von dem Buch wohl eher enttäuscht werden. Aber das verrät einem vielleicht auch schon der Klappentext des Romans. Es geht um ein Unglück, ein Mordprozess wird geführt – und im Mittelpunkt des Romans steht die Frage, ob Elizabeth, die des Mordes bezichtigt wird, wirklich ihren eigenen Sohn umbringen wollte und damit auch den Tod weiterer Menschen in Kauf nahm.
    Aber das ist nicht das einzige Element der Geschichte. Die Autorin webt ein komplexes Konstrukt aus menschlichen Dramen. Da ist die koreanische Einwandererfamilie, die im weitesten Sinne an dem festhält, was man als den „American Dream“ bezeichnen könnte – die Hoffnung auf ein besseres Leben in den USA. Da ist ein Ehepaar, das Probleme hat und ein Ehemann, der sich etwas Unverzeihliches zuschulden kommen lässt. Und da ist die Frage, ob Elizabeth ihr von den Bedürfnissen ihres Sohnes bestimmtes Leben satt hatte und ein absolut unverzeihliches Verbrechen begangen hat, um dieses Leben zu ändern.
    Im Wechsel und aus verschiedenen Perspektiven entfaltet sich die Geschichte vor den Augen des Lesers. Stück für Stück kommt eine tragische und schockierende Wahrheit ans Licht – geschickt und absolut mitreissend erzählt von Angie Kim. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und vermittelt eindringlich die Emotionen, die in den einzelnen Protagonisten toben. Auch wenn man von einigen Entwicklungen sicher mehr schockiert ist, als von anderen und für manche Protagonisten weniger Verständnis hat als für andere – die Geschichte fesselt den Leser definitiv.
    Allerdings war mir die Auflösung und das Ende ein wenig zu kurz abgehandelt – die Entwicklungen ganz zum Schluss wurden nicht mehr detailliert abgehandelt, sondern eher zusammengefasst. Mir hat da ein bisschen mehr gefehlt, sodass ich insgesamt auf eine Bewertung mit vier von fünf möglichen Sternen komme und mich auf jeden Fall auf weitere Werke der Autorin freue.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Stefany P., 07.04.2020

    Ein Jahr ist das Schrecken und die Tragödie her, als die Miracle Submarine, (eine unter Druck stehende Sauerstoffkammer wo Patienten "tauchen", in der Hoffnung Autismus und Behinderungen zu lindern,) Feuer fachte und dabei einen jungen Patienten und die Mutter einer weiteren Patientin das Leben nahm. Auch die Tochter des Paares, das die experimentelle Behandlung durchführt ist verletzt und der Vater paralysiert. Die Mutter des toten Jungen wird des Mordes angeklagt.

    Das Buch ist eingeteilt in vier Tage eines Gerichtsprozesses und während dieser Tage wechseln die Perspektiven zwischen den involvierten Personen. Im Verlauf des Prozesses werden Geheimnisse, Lügen und Rivalitäten aufgedeckt, während kleinere zunächst belanglose Handlungen plötzlich eine Bedeutung bekommen.

    Immer wenn ich das Gefühl hatte, dem Brandstifter näher zu kommen, präsentierte mir die Autorin mehr Geheimnisse und Motive anderer Figuren, die für den Vorfall verantwortlich sein könnten. Es besteht ein stetiger Spannungsschlag und diese Emotionalität mit der der Leser von den Charakteren konfrontiert wird ist erschütternd real und lässt mitfühlen. Diese Geschichte ist mehr als nur ein Mordprozess.

    Kim hat es geschafft, dass ich mit mir anfänglich suspekten Charakteren sympathisiere. Ihre Figuren sind unglaublich fein geformt, voller verschiedener Ebenen und Gefühlen. Die dargestellte Sorge, Wut, Verzweiflung und Angst mit der jeder der Figuren ihre Situation bewältigt ist authentisch und so menschlich. Die Bereitschaft und die Stärke die die Eltern ihren Kindern geben, um ihnen Gesundheit und Glück zu ermöglichen, ist beeindruckend. Sie vergraben dabei ihre eigenen Bedürfnisse, gehen unglaubliche Weiten, über aufwändige Anstrengungen und Herausforderung, und müssen mit Urteilungen von eigenem Kreis und von Fremden umgehen. Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen werden jeden Tag mit Schwierigkeiten konfrontiert. Das Leben und die Umstände drumherum sind oft chaotischer als es zu sein scheint und das hat die Autorin hier herausragend erarbeitet.

    Miracle Creek ist nicht nur tiefgreifend wenn es um die Liebe und die Länge geht, die Eltern bereit sind einzugehen, um das eigene Kind zu schützen. Als Eltern ist es genauso wichtig moralische Beispiele zu setzen, um dem Kind Rechenschaftspflichten zu vermitteln. Das wurde auch hier geschafft und man beobachtet wahre, ehrliche Stärke und das Wachsen von Charakteren. Es geht hier auch um die eigene Identität, wie es ist ein Immigrant zu sein und die Fetischisierung von asiatischen Frauen, Kommunikation zwischen Ehepartnern und die Verteilung von Geschlechterrollen. Diese Themen wurden intelligent hineingewoben und machen nachdenklich.

    Es hatte was von Celeste Ng's "Kleine Feuer überall" was das Mysteriöse und familiäre Beziehungen anging, doch ist es auf seine ganz eigene Art einzigartig, was die Hintergrundkulisse und die Handlung angeht. Die Prämisse ist ungewöhnlich und ich bin überrascht, dass dies ein Debütroman ist. Die Sprache an der sich die Autorin bedient ist exquisit und sie schafft eine Balance zwischen dem Drama im Gericht und den persönlichen Problemen ihrer Figuren. Die Beschreibungen, die Charakterentwicklung und die Spannung waren wie die eines erfahrenen Schriftstellers.

    Das Buch ist weitaus komplexer, komplizierter und überzeugender, als es zunächst scheint. Ein spannender Mix aus Gerichtsdrama und Mytserythriller, zugleich aber auch eine Geschichte über die Gesellschaft und Identitäten, Anpassungsproblemen von Immigranten in einem neuen Land, Familiendynamiken, Elternschaft, und es öffnet einen Dialog über die Vor- und Beurteilungen von Menschen, die nicht den Normen der Gesellschaft entsprechen. Ein erschütternd ehrliches und menschliches Debüt!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Stefany P., 07.04.2020 bei bewertet

    Ein Jahr ist das Schrecken und die Tragödie her, als die Miracle Submarine, (eine unter Druck stehende Sauerstoffkammer wo Patienten "tauchen", in der Hoffnung Autismus und Behinderungen zu lindern,) Feuer fachte und dabei einen jungen Patienten und die Mutter einer weiteren Patientin das Leben nahm. Auch die Tochter des Paares, das die experimentelle Behandlung durchführt ist verletzt und der Vater paralysiert. Die Mutter des toten Jungen wird des Mordes angeklagt.

    Das Buch ist eingeteilt in vier Tage eines Gerichtsprozesses und während dieser Tage wechseln die Perspektiven zwischen den involvierten Personen. Im Verlauf des Prozesses werden Geheimnisse, Lügen und Rivalitäten aufgedeckt, während kleinere zunächst belanglose Handlungen plötzlich eine Bedeutung bekommen.

    Immer wenn ich das Gefühl hatte, dem Brandstifter näher zu kommen, präsentierte mir die Autorin mehr Geheimnisse und Motive anderer Figuren, die für den Vorfall verantwortlich sein könnten. Es besteht ein stetiger Spannungsschlag und diese Emotionalität mit der der Leser von den Charakteren konfrontiert wird ist erschütternd real und lässt mitfühlen. Diese Geschichte ist mehr als nur ein Mordprozess.

    Kim hat es geschafft, dass ich mit mir anfänglich suspekten Charakteren sympathisiere. Ihre Figuren sind unglaublich fein geformt, voller verschiedener Ebenen und Gefühlen. Die dargestellte Sorge, Wut, Verzweiflung und Angst mit der jeder der Figuren ihre Situation bewältigt ist authentisch und so menschlich. Die Bereitschaft und die Stärke die die Eltern ihren Kindern geben, um ihnen Gesundheit und Glück zu ermöglichen, ist beeindruckend. Sie vergraben dabei ihre eigenen Bedürfnisse, gehen unglaubliche Weiten, über aufwändige Anstrengungen und Herausforderung, und müssen mit Urteilungen von eigenem Kreis und von Fremden umgehen. Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen werden jeden Tag mit Schwierigkeiten konfrontiert. Das Leben und die Umstände drumherum sind oft chaotischer als es zu sein scheint und das hat die Autorin hier herausragend erarbeitet.

    Miracle Creek ist nicht nur tiefgreifend wenn es um die Liebe und die Länge geht, die Eltern bereit sind einzugehen, um das eigene Kind zu schützen. Als Eltern ist es genauso wichtig moralische Beispiele zu setzen, um dem Kind Rechenschaftspflichten zu vermitteln. Das wurde auch hier geschafft und man beobachtet wahre, ehrliche Stärke und das Wachsen von Charakteren. Es geht hier auch um die eigene Identität, wie es ist ein Immigrant zu sein und die Fetischisierung von asiatischen Frauen, Kommunikation zwischen Ehepartnern und die Verteilung von Geschlechterrollen. Diese Themen wurden intelligent hineingewoben und machen nachdenklich.

    Es hatte was von Celeste Ng's "Kleine Feuer überall" was das Mysteriöse und familiäre Beziehungen anging, doch ist es auf seine ganz eigene Art einzigartig, was die Hintergrundkulisse und die Handlung angeht. Die Prämisse ist ungewöhnlich und ich bin überrascht, dass dies ein Debütroman ist. Die Sprache an der sich die Autorin bedient ist exquisit und sie schafft eine Balance zwischen dem Drama im Gericht und den persönlichen Problemen ihrer Figuren. Die Beschreibungen, die Charakterentwicklung und die Spannung waren wie die eines erfahrenen Schriftstellers.

    Das Buch ist weitaus komplexer, komplizierter und überzeugender, als es zunächst scheint. Ein spannender Mix aus Gerichtsdrama und Mytserythriller, zugleich aber auch eine Geschichte über die Gesellschaft und Identitäten, Anpassungsproblemen von Immigranten in einem neuen Land, Familiendynamiken, Elternschaft, und es öffnet einen Dialog über die Vor- und Beurteilungen von Menschen, die nicht den Normen der Gesellschaft entsprechen. Ein erschütternd ehrliches und menschliches Debüt!

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaffeeelse, 30.06.2020

    Angie Kim ist hier ein packendes und spannendes Gerichtsdrama gelungen. Da dieses Buch ein Erstling der Autorin ist, gebührt ihr von daher schon ein tosender Applaus, und man könnte auch davon ausgehen, dass hier noch einiges kommen könnte und sich schon einmal darauf freuen. Denn schon in diesem Roman verrät Angie Kim ein gewisses Talent. In Miracle Creek, einem kleinen Ort in Virginia, passiert im August des Jahres 2008 ein folgenschweres Unglück. Ein Sauerstofftank geht in Flammen auf und in der Folge sterben zwei Menschen, andere werden verletzt, teilweise schwer. In dem Prozess, der dieses Unglück 1 Jahr später aufarbeitet, ist die Mutter des einen Opfers, Elizabeth Ward, wegen Brandstiftung und Mord angeklagt. In den vier Tagen des Prozesses werden in einer empathischen Art und Weise die beteiligten Personen und ihre Geheimnisse beleuchtet und nach und nach tritt eine immer erschreckendere Wahrheit zu tage. Als einen einzigen negativen Punkt kann ich nur anführen, dass mir trotz der empathischen Betrachtungsweise die Charaktere merkwürdig weit entfernt und auch manchmal auch etwas unterkühlt vorkamen.



    Dabei ist dieses Buch nicht nur durch das spannende Gerichtsdrama und die empathische Betrachtung der Figuren gelungen, auch die Informationen zu gewissen Heilverfahren für autistische Kinder sind interessant und höchst informativ und eine Suche im Netz zeigt, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat. Ebenso wird die Situation von koreanischen Einwanderern in den USA beleuchtet und was ein Anderssein für Betroffene in den USA, aber sicher auch Anderswo bedeuten kann. Es ist ebenfalls interessant in der Vita der Autorin einige Thematiken des Buches wieder zu finden, zeigt dies doch ein besonderes Auseinandersetzen mit gewissen Aspekten. Ein besonderes Augenmerk liegt in dem Buch "Miracle Creek" auch beim Betrachten menschlicher Beziehungen, ihrer Vielschichtigkeit und den Folgen menschlichen Tuns und Handelns. Von daher ist dem Hirn der Autorin definitiv ein sehr besonderes Werk entschlüpft.



    Irgendwie habe ich bei der Lektüre des Buches öfters an Kanae Minatos "Geständnisse" denken müssen. In gewisser Weise setzt "Miracle Creek" einige Assoziationen in mir frei. Warum? Wer weiss? Vielleicht liegt eine gewisse Nähe in koreanischen und japanischen Betrachtungsweisen. Maybe.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    meggie3, 01.06.2020

    Sehr eindrückliche Erzählung eines dramatischen Gerichtsprozesses

    Eine Mutter steht vor Gericht und wird beschuldigt, ihren Sohn und eine weitere Frau getötet zu haben. Sie soll während einer HBO-Behandlung Feuer gelegt und so den Tod zweier Personen in der Luftdruckkammer und schwere Verletzungen weiterer Menschen verursacht haben. An dem HBO-Tauchgang hatten drei Kinder mit ihren Müttern und eine weitere erwachsene Person teilgenommen. Der Roman „Miracle Creek“ beschreibt den Gerichtsprozess aus der Perspektive der Beteiligten. Stück für Stück kommen die Geschehnisse ans Tageslicht, aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der Beteiligten.

    Durch die Erzählung aus den sich abwechselnden Perspektiven wird nur häppchenweise offenbart, was wirklich passiert ist. Jede Person verschweigt etwas, wirklich ehrlich ist niemand. So entspinnt sich die Erklärung für den Tod zweier Menschen nur langsam. Dies ist aber auf keinen Fall langatmig oder langweilig. Im Gegenteil; durch die häufigen Perspektivwechsel hatte ich das Gefühl einer Spur aus Brotkrumen zu folgen, nach jedem Kapitel hatte ich einen weiteren gefunden. Zu einem Ganzen haben sie sich aber erst gegen Ende zusammengefügt.

    Ich habe Angie Kims Schreibstil als wenig emotional, sondern eher sachlich wahrgenommen. Das passt aber sehr gut zum Inhalt und bildet einen Kontrast zu den hochemotionalen und tragischen Ereignissen. Besonders intensiv und auch durchaus lehrreich sind die Passagen, in denen die Mütter, die ihre Kinder mit Autismus oder anderen Behinderungen zu den HBO-Tauchgängen begleiten, ihren Alltag und einzelne vergangene Situationen Revue passieren lassen. Es wird die teilweise vorhandene Verzweiflung und Überforderung der Mütter deutlich und wie einige von ihnen jede neue Therapieform ausprobieren, in der Hoffnung, dass sie ihrem Kind hilft. All das wurde sehr eindrücklich beschrieben und wird mir so schnell nicht in Vergessenheit geraten.

    Das Ende des Romans war vielleicht nicht mehr komplett überraschend, aber meines Erachtens sehr stimmig. Von den meisten ProtagonistInnen habe ich ein gutes und nachvollziehbares Bild bekommen, sodass ich „Miracle Creek“ wirklich gerne gelesen habe. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    bavaria123, 30.03.2020

    Nach dem Vorfall...

    "Ein spannendes Cover hat das Buch...schaue ich in den Himmel zwischen den Zweigen eines Baumes und sehe die Sterne oder habe ich meinen Blick nach unten gerichtet und habe eine Pfütze vor mir?"
    Das war mein erster Eindruck, als ich das Buch erstmalig gesehen habe. Und jetzt nach dem Lesen empfinde ich das als wirklich guten Einstieg, denn der Perspektivenwechsel ist ganz beherrschend für "Miracle Creek".

    Doch mal ganz der Reihe nach...

    Die Autorin Angie Kim kannte ich bis vor den ersten Berührungen mit ihrem Buch nicht. Kein Wunder, denn es ist ihr Erstlingswerk nach ihrem Jurastudium und der Arbeit als Anwältin.

    Ihr Studium und ihre erste Berufstätigkeit spielen sich auch in dem Buch wider...
    2008 geschieht in Miracle Creek, Virginia ein Unglück bei dem Kitt, eine Mutter von fünf Kindern, und der kleine Junge Henry sterben.
    Das Buch beschreibt den viertägigen Prozess, der ein Jahr später beginnt.

    Dabei sind wir als Leser mittendrin in diesem Prozess. Die grossen Kapitel sind die Prozesstage, die kleinen sind dann die jeweiligen Aussagen der beteiligten Personen. Das ist so sehr gut gestaltet, denn die Spannung steigt. Wer trägt zur Wahrheitsfindung bei und was ist nun wirklich passiert an jenem Tag im Jahr 2008? Hat Elizabeth Ward durch den Brand ihren Sohn Henry getötet?

    Stilistisch finde ich die Einteilung in die Prozesstage sehr gut gelungen. Durch die wechselnden Erzählperspektiven wird man immer tiefer in die Geschichte hinein gesogen.
    Manchmal wurde mir etwas zu ausführlich in die Tiefe gegangen, was ein wenig langatmig war. Es hat den Lesefluss aber nur wenig beeinträchtigt.

    In dem Buch geht es nicht nur um die Schuldfrage am Tod zweier Menschen, sondern auch um die Erfahrungen und Entbehrungen von koreanischen Einwandererfamilien in den USA, um kranke und behinderte Kinder, um die Sauerstofftherapie und auch um ein Geflecht von Wahrheiten, Geheimnissen, Lüge, seelischen Erschütterungen und Ehrlosigkeiten.

    Letztlich haben mich die etwa 500 Seiten ausgesprochen spannend unterhalten, mit kleinen zu überlesenden Ausschweifungen. Empfehlen kann ich das Buch aber sehr gern und würde auch ein weiters Buch der Autorin lesen wollen.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Readaholic, 28.03.2020

    Fatale Verkettung von Kausalitäten
    Familie Yoo ist von Südkorea in die Vereinigten Staaten ausgewandert. Ihre Tochter Mary soll eine bessere Zukunft haben, als ihr dies in Südkorea möglich wäre. Vater Pak hat bereits in seiner Heimat Erfahrungen mit der Sauerstofftherapie für autistische Kinder gesammelt und investiert in einen entsprechenden Sauerstofftank. Als der Tank explodiert, kommen zwei der Patienten in den Flammen ums Leben, weitere Personen werden schwer verletzt. War es ein tragisches Unglück oder Brandstiftung? Haben womöglich die Demonstrantinnen ihre Hände im Spiel, die just an diesem Tag auf dem Gelände gegen diese Art der Behandlung demonstrierten?
    In dem Buch erleben wir die einzelnen Verhandlungstage und die Vernehmung der Angeklagten und Zeugen. Hauptangeklagte ist die alleinerziehende Elizabeth, deren kleiner Sohn eines der Todesopfer ist. Kann es wirklich sein, dass sie den psychischen Belastungen nicht mehr standgehalten hat und sie ihren Sohn loswerden wollte? Oder ging es doch um Versicherungsbetrug?
    Nach und nach kommen immer weitere Details ans Licht und es stellt sich heraus, dass jeder etwas zu verbergen hat. Kleine Unwahrheiten bringen ganze Lawinen ins Rollen und lösen eine fatale Verkettung von Kausalitäten aus. Nichts ist, wie es zunächst scheint.
    Mir hat Miracle Creek gut gefallen, allerdings empfand ich es streckenweise als ermüdend, dass immer wieder die gleichen Situationen, wenn auch aus anderen Perspektiven, erzählt wurden und die Wahrheit in winzigen Häppchen ans Licht kam. Es ist aber auf jeden Fall ein lesenswertes Buch, in dem es nicht nur darum geht, den Schuldigen zu finden, sondern unter anderem auch die Themen Autismus und Fremdenfeindlichkeit zur Sprache kommen.

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  • 3 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Laura W., 02.04.2020

    Die halbe Wahrheit ist meistens eine ganze Lüge

    “... aber das war die Crux, wenn man log: Man musste hier und da ein paar Brocken unrühmlicher Wahrheiten einstreuen, quasi als Köder, um von den Dingen abzulenken, die man wirklich verbergen wollte.“ (S. 316)

    Puh, die Autorin A. Kim hat eine Geschichte geschaffen, die aus vielen kleinen Geschichten besteht und einem am Ende komplett an die Menschheit zweifeln lässt, einen aber auch einen kleinen Funken Hoffnung schenkt!

    Der Roman teilt sich in 5 Teile, die aufeinander aufgebaut sind. Es geht mit dem “Vorfall“ los, zieht sich über “4 Gerichtstage“ zum “Danach“ hin. Dabei kommen mehrere Personen im konstanten wechsel zu Wort, die ihre öffentliche und ganz private Wahrheit nach und nach preisgeben.
    Leider gibt es dabei überhaupt keinen Sympathieträger.
    Jeder in dieser Geschichte ist mit der Wahrheit so sehr auf Kriegsfuss, dass das ganze einfach keinen emotionalen Wert mehr hat. Es geht um Menschenleben, manche haben es bereits verloren, manche könnten es noch verlieren und trotzdem hat es mich kein bisschen berührt. Der Schreibstil ist dabei nicht mal wirklich schlecht, manchmal sogar fast poetisch, mit Verzweiflung, Weltschmerz, Vermissen, Bedauern und Bereuen, Trauer und nur selten Glück, schafft die Autorin eine ganze Emotionspalette für ihre Figuren, die aber alles mit ihrem Egoismus kaputt gemacht haben.
    Das ist wirklich Schade, wo der Verlauf an sich dennoch ganz interessant war.
    Der Staatsanwalt und die Anwältin von Elizabeth haben tolle Tricks drauf, es gibt viele Wendungen und nach hinten raus wurde meiner Meinung nach die Geschichte immer spannender, auch wenn es mich nicht immer gefesselt hat.
    Der Klappentext fasst die ganze Geschichte, die wegen der ganzen Lügen und egoistischen Eigenheiten 503 Seiten lang ist, in ein paar Sätzen zusammen. Manchmal vorhersehbar, manchmal überraschend.
    Der “Roman über die Wahrheit“ hat viele Eigenheiten, manche haben mir gut gefallen, manche waren mir trotz ihrer eigentlich starken Bedeutung zu Bedeutungslos.
    Mir fällt es schwer diese Geschichte zu bewerten, ich werde es nicht noch einmal lesen, aber ich bereue es auch nicht, meine Zeit damit verbracht zu haben.
    ICH vergebe 3 Sterne, die goldene Mitte, und kann alle Bewertungen darüber und auch darunter etwas nachvollziehen.

    “Denn gleichschenklige Dreiecke mit drei exakt gleich langen Seiten gab es nur in der Theorie, nicht im echten Leben.“ (S. 353)

    P.s. Das Cover ist real weniger wirr und fängt so manche geschilderte Situation gut ein.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Helena H., 21.03.2020 bei bewertet

    „Das hier war mal ein Unfall, aber durch das ständige Vertuschen sind wir alle zu Mördern geworden.“

    Pak, Young und Mary Yoo, eine Immigrantenfamilie aus Südkorea, betreiben in Miracle Creek, einem kleinen Städtchen im Staat Virginia, die so genannte „Miracle Submarine“ – eine spezielle Druckkammer zur hyperbaren Sauerstofftherapie, der man gute Resultate bei der Behandlung von Autismus, Nervenleiden, Unfruchtbarkeit und vielen anderen Krankheiten nachsagt. Am 26. August 2008 ereignet sich dort ein schreckliches Unglück. Während einer Behandlungssitzung bricht an einem der Sauerstofftanks Feuer aus und fordert zwei Todesopfer – Kitt, Mutter von fünf Kindern, und Henry, einen achtjährigen autistischen Jungen – sowie mehrere Verletzte – Matt, der beim Versuch Henry zu helfen, seine Hände verliert, Pak erleidet eine Lähmung, Mary liegt im Koma, die restlichen Patienten tragen wie durch ein Wunder lediglich eine Lungenvergiftung davon. Als ein Jahr später der Prozess wegen Brandstiftung und Mord gegen Henrys Mutter, Elizabeth Ward, geführt wird, sollen auch die Youngs gegen sie aussagen. Doch je weiter der Prozess voranschreitet, desto dünner wird die Beweislage gegen Elizabeth und das Netz aus Lügen und Verheimlichungen zieht sich zu einer immer engeren Schlinge zusammen, die nicht nur den Anklägern und Zeugen, sondern auch dem Leser die Luft abschnürt ...

    Vor dem Hintergrund einer menschlichen Tragödie und eines spannungsreichen Gerichtsprozesses tauchen wir in das Innenleben von sieben Figuren ein. Wir tauchen in die Innensicht von Elizabeth Ward ein, die ihren Sohn von morgens bis abends zu verschiedenen Spezialisten und Therapieformen fährt, die keiner Mühen und Kosten scheut, um den Gesundheitszustand ihres Sohnes zu verbessern. Die aber auch oft die Geduld mit ihm verliert, die sogar Hass und Scham empfindet...

    Da ist Teresa Santiago, die von allen Mutter Teresa aufgrund ihrer selbstlosen Aufopferung, mit der sie ihre im Rollstuhl sitzende Tochter Rosa pflegt, genannt wird. Trotz ihrer aalglatten Reputation ist auch sie nicht frei von dunklen Gedanken, die so dunkel sind, dass sie eigentlich nicht gedacht, geschweige denn ausgesprochen werden sollten – und die doch nur menschlich sind...

    Wir tauchen in Janine Chos Innenleben ein, die mit Matt verheiratet ist. Sie ist eine strebsame Ärztin, die ihr Leben lang alle Ziele, die sie sich gesetzt hat, erreicht und stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen ist. Mit derselben Beharrlichkeit, um nicht zu sagen Fanatismus, verschreibt sie sich dem Ziel schwanger zu werden. Da es nicht gelingt, sieht sich Matt gezwungen zweimal täglich an Sitzungen in der Luftdruckkammer teilzunehmen...

    Matt, der 33-jährige Arzt, verbittert und von jeglichem sexuellen Verlangen gegenüber seiner Ehefrau beraubt, rebelliert gegen Janines verkrampfte und sterile Umgangsweise mit dem Problem, indem er sich mit Mary Yoo trifft und die beiden zusammen heimlich rauchen. Mit Mary kann Matt sich nicht nur wunderbar unterhalten, sie ist auch schön und voller jugendlichem Reiz. Und so merkt Matt selbst nicht, wie er immer stärkere Gefühle für Mary entwickelt...

    Die siebzehnjährige Mary, die vor fünf Jahren mit ihrer Mutter nach Baltimore kam, findet sich weiterhin in ihrer neuen Heimat nicht zurecht. Sie rebelliert gegen ihre Eltern und das ihr von den beiden aufgezwungene Leben und bringt sich selbst damit in Schwierigkeiten...

    Auch Pak findet sich in Amerika nicht zurecht: „Pak auf Englisch war ein anderer Mensch als Pak auf Koreanisch. Wahrscheinlich konnten Einwanderer überhaupt nicht anders, als sich in eine neue kindliche Ausgabe ihrer selbst zu verwandeln – ihres Redeflusses beraubt und damit automatisch teilweise ihrer Kompetenz und Reife. [...] Auf Koreanisch war er ein selbstbewusster Mann, angesehen und gebildet. Auf Englisch war er ein taubstummer Trottel, nervös und ungebildet.“

    Und schliesslich Young – die wohl stärkste Person in diesem Roman, die sich ihrer eigenen Stärke nicht bewusst ist. Sie ist klug und bewundernswert aufopferungsvoll. Ihr einziger Fehler besteht darin, in den falschen Momenten nachgegeben zu haben. Und doch ist sie es, die im entscheidenden Moment nicht schwankt: „Wir haben alle irgendwelche Erklärungen für unser Verhalten. [...] Ein ganzes Jahr lang haben wir in Bezug auf so viele Dinge gelogen, haben eigenmächtig entschieden, was richtig ist und was nicht, was wichtig ist und was nicht. Wir alle tragen Schuld.“

    Die Autorin hat einiges aus ihrem eigenen Leben in den Roman einfliessen lassen. So wie die Yoos stammt sie aus Südkorea und ist im Alter von elf Jahren mit ihren Eltern nach Baltimore gezogen, wo ihre Eltern ein Lebensmittelgeschäft eröffneten. Aus ihrem späteren Leben als Anwältin sollte sie ihr juristisches Wissen in diejenigen Romanpassagen, die im Gerichtsaal spielen, einfliessen lassen. Die wichtigste Inspirationsquelle für „Miracle Creek“ sollte aber sicherlich die einmonatige HBO-Therapie sein, der sich ihr damals zweijähriger Sohn, der an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung litt, unterzogt und den sie zu den Behandlungssitzungen begleitete. In dieser Zeit hatte Angie Kim Einblick in das Leben von Müttern autistischer und behinderter Kinder. Auf diesem Wege, so die Autorin, änderte sich ihre Sichtweise auf das Leben selbst und die Relativität des Glücks. Diese Relativität des Glücks versucht die Autorin in ihrem Roman zu ergründen, was ihr auch wunderbar gelingt.

    Angie Kim legt uns mit „Miracle Creek“ nicht nur sieben psychologische Persönlichkeitsstudien dar, die uns in menschliche Abgründe eintauchen lassen. Sie bietet uns nicht nur ein spannungsreiches und bewegendes Justizdrama. Sie konfrontiert uns nicht nur mit der Problematik der Identitätskrise von Immigranten und wie Sprache eine Identität mitbegründen kann. Sie führt uns auch behutsam und doch so frappierend intensiv in die Realität eines Lebens mit einem autistischen Kind und in die Extreme von mütterlicher Aufopferung ein.

    Es ist nicht nur ein Roman, den man nicht aus der Hand legen kann, nicht nur ein Roman, der bewegt und erschüttert, und auch nicht nur ein Roman, der nachhallt. Es ist ein Roman, der uns durchdringt und verändert, ein Roman „über die Wahrheiten, die jeder von uns verbirgt.“

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  • 5 Sterne

    bookloving, 08.06.2020 bei bewertet

    *Vielschichtiger, mitreissender Roman*
    Mit ihrem Debüt «Miracle Creek» ist der in Südkorea geborenen und in den USA lebenden Autorin Angie Kim ein vielschichtiger, mitreissender Roman gelungen, der mich mit seiner faszinierenden Mischung aus fesselndem Gerichtsdrama und tragischer Familiengeschichte hervorragend unterhalten konnte.
    Feinfühlig und sehr eindringlich erzählt die Autorin in ihrem Roman von einem undurchdringlichen Geflecht aus kleinen Lügen und Unwahrheiten, die schliesslich eine Kettenreaktion von fatalen Ereignissen nach sich ziehen und mit dem Tod zweier Menschen in einer grossen Katastrophe enden. Geschickt beleuchtet sie zudem komplexe Themenfelder wie die Assimilation von Immigrantenfamilien und dem Bewahren der eigenen Identität im fremden Land aber auch der Mutterrolle, unerfülltem Kinderwunsch und der komplizierten Dynamik von Mutter-Kind-Beziehungen, dem Umgang mit behinderten Kindern sowie der Opferbereitschaft von Eltern. Es ist ein tiefgründiger Roman, der betroffen macht, uns Lesern einen Spiegel vorhält und zum Nachdenken anregt.
    Zu Beginn lässt uns die Autorin im vorangestellten Kapitel „Der Vorfall“ hautnah an den letzten, verhängnisvollen Minuten vor der Katastrophe, dem Brand und der Explosion der HBO-Kammer in Miracle Creek teilhaben. Quasi als Augenzeugen folgt man gebannt dem etwas wirren Bericht von Young Yoo aus der Ich-Perspektive. Der nachfolgende, fast ein Jahr nach der furchtbaren Tragödie angesiedelte Hauptteil des Romans ist als ein Gerichtsdrama angelegt. Über vier Tage hinweg nimmt der Leser Anteil an dem Prozess gegen Henrys angeklagte Mutter Elizabeth, in dem die Brandstiftung und der mutmassliche Mord an dem 8-jährigen, autistischen Henry und Kit, einer Mutter von 5 Kindern, verhandelt werden. Geschickt lässt die Autorin bei den Befragungen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung nach und nach verschiedene Figuren, wie Freunde, Verwandte und Bekannte der Angeklagten, aber auch die Mitglieder der koreanischen Familie Yoo, zu Wort kommen und lässt den Leser so an deren unterschiedlichen Sichtweisen teilhaben. Je weiter die Gerichtsverhandlung voranschreitet und je mehr Hintergründe und neue Erkenntnisse zu den Geschehnissen enthüllt werden, desto deutlicher wird, dass jeder der Beteiligten etwas zu verbergen hat. Jeder der Protagonisten hat Geheimnisse, die er sorgsam verbirgt und eine breite Palette abdecken wie beispielsweise Neid, Eifersucht, Begierde, Rivalität oder Verbitterung. Der permanente Wechsel zwischen den Perspektiven, eingestreute Andeutungen und implizierte Vorahnungen erzeugen beim Leser ein ungutes Gefühl und steigern die Spannung ungemein. Nach und nach enthüllt die Autorin immer neue Widersprüche, unzählige Unwahrheiten und bewusste Lügen. Von Kapitel zu Kapitel zeigen immer neue Details, wie verschiedene Ereignisse, Missverständnisse, fehlender Kommunikation und die unglückliche Verkettung fatale Fehlentscheidungen schliesslich in dieser Tragödie münden konnten.
    Aus den vielen Puzzlesteinchen ergibt sich schliesslich ein bedrückendes und nachdenklich stimmendes Gesamtbild.Hervorragend gelungen sind der Autorin ihre unterschiedlichen Charaktere, die sie sehr vielschichtig, lebendig und mit nuancierten Persönlichkeiten ausgearbeitet hat, so dass ihre Entscheidungen und Handlungen stets nachvollziehbar und glaubwürdig sind. Mit ausserordentlich gutem, psychologischem Feingespür enthüllt sie menschliche Sehnsüchte, Wunschdenken, folgenschwere Fehlurteile und allzu menschliche Irrtümer und zeigt uns letztlich die Komplexität des Lebens auf. Am Ende bleibt ein grosser Scherbenhaufen zurück, aus dem aber auch wieder leise Hoffnung erwächst.
    FAZIT
    Ein vielschichtiger, eindringlicher Roman über verborgene Geheimnisse, kleine Lügen und menschliche Abgründe. Grossartig geschrieben, spannend und lesenswert!

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  • 5 Sterne

    Lena, 17.04.2021

    In der Kleinstadt Miracle Creek explodiert während einer HBO-Behandlung ein Sauerstofftank, an denen zwei der Patienten angeschlossen waren. Der achtjährige autistische Henry sowie die Mutter des ebenfalls autistischen, gleichaltrigen TJ kommen bei dem Brand ums Leben.
    Ein Jahr später beginnt der Gerichtsprozess. Angeklagt ist Elizabeth, die Mutter von Henry. Sie war während der Therapiestunde in dem sogenannten U-Boot nicht anwesend und soll den Brand absichtlich mit einer Zigarette verursacht haben.
    Während Elizabeth von der Kleinstadt bereits vorverurteilt und als Rabenmutter dargestellt wurde, die ihr Kind angeblich physisch, psychisch und umstrittene Methoden medizinisch misshandelte, ergeben sich während des Gerichtsverfahrens durch Indizien gegen andere Personen und Zeugen, die sich in Lügen verstricken, Zweifel an der Schuld von Elizabeth.

    "Miracle Creek" ist eine fesselnde Mischung aus Justizthriller und Familiendrama. Die Gerichtsverhandlung wird aus der Perspektive verschiedener betroffener Personen geschildert, wobei man in Rückblenden Einzelheiten über den Abend des Unglücks erfährt. Zudem wird durch die persönlichen Eindrücke und Erinnerungen mehr über die Hintergründe und Motive der einzelnen Personen bekannt.

    Die Beweislast gegen die angeklagte Elizabeth ist zunächst erdrückend, aber durch gezieltes Hinterfragen ihrer gewieften Anwältin ergeben sich nicht nur Zweifel am Tathergang und Motiv, sondern auch an der Beweisaufnahme durch die Zuständigen Ermittler und die widersprüchlichen Aussagen der vernommenen Zeugen.
    In Miracle Creek scheint jeder etwas zu verbergen zu haben und jeder seinen Teil zu dem Brand - bewusst oder unbewusst - beigetragen zu haben. Die Aufdeckung der Geheimnisse der Bewohner erfolgt raffiniert durch zahlreiche Wendungen während der Verhandlungstage und macht den Roman zu einem wahren Pageturner.
    Unabhängig davon, wen welche und wie viel Schuld trifft, fesseln und berühren die einzelnen Schicksale der Patienten, ihrer Angehörigen und der Verantwortlichen für die HBO-Behandlung. Da ist die koreanische Einwandererfamilie, der die Integration auch nach Jahren noch schwerfällt und deren Traum von einem Neuanfang in den USA geplatzt ist; der erwachsene Patient Matt, der wegen eines unerfüllten Kinderwunsches in Behandlung ist und dem Druck und den Erwartungen seiner Ehefrau nicht mehr gewachsen ist sowie die Mütter, die sich aufopferungsvoll um ihre besonderen Kinder kümmern und sich nicht nur der permanenten Sorge um ihre Kinder ausgesetzt sehen, sondern zudem mit harscher Kritik durch Aussenstehende umgehen müssen.

    "Miracle Creek" ist damit alles andere als ein trockener Justizkrimi. Verzweiflung, Neid, Eifersucht und Wut sind die vorherrschenden Gefühle, mit denen die Protagonisten zu kämpfen haben. Die Charaktere sind authentisch und mit ihren jeweiligen Problemen lebensnah dargestellt. Auch die angesprochenen Themen des Romans sind vielschichtig, wobei keines nur oberflächlich behandelt wird. Die Themenkomplexe Rassismus, Diskriminierung, Behinderung, Mutterliebe und Zukunftsängste werden empathisch aufgearbeitet und lassen den Leser für jeden am Prozess Beteiligten Verständnis empfinden. Umso spannender ist letztlich die Frage, ob es in dem Fall der Brandstiftung den EINEN Schuldigen geben kann oder ob nicht jeder einen Teil zu dem Unglück beigetragen hat.

    "Miracle Creek" ist ein spannend aufgebauter Roman, der einfühlsam geschildert ist und mit den komplexen Geheimnissen jedes einzelnen Charakters bis zum Schluss fesselt, wobei sich einerseits Abgründe menschlichen Handels auftun, aber andererseits auch viel Mitmenschlichkeit, Fürsorge und Liebe demonstriert wird.

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  • 5 Sterne

    Silke T., 24.03.2020

    Auf der Suche nach der Wahrheit
    August 2008 – In dem kleinen Ort Miracle Creek in Virginia betreibt Pak Yoo eine Art Druckluftkammer. Diese soll therapeuthische Wirkung auf Menschen, insbesondere Kinder mit Behinderungen oder Einschränkungen haben. An diesem einen Tag jedoch geschieht etwas furchtbares, denn es brennt und der Sauerstofftank explodiert. Zwei der Menschen, eine fünffache Mutter und ein kleiner, achtjähriger Junge kommen bei dem Unglück ums Leben. Ein Jahr später befindet sich Elisabeth, die Mutter des Jungen, vor Gericht, denn sie soll absichtlich das Feuer gelegt und somit den Tod der Frau und ihres eigenen Sohnes verschuldet haben. Doch während der Verhandlung wird klar, dass in Miracle Creek auch andere noch etwas zu verbergen haben.
    Meine Meinung
    Das Cover ist absolut grossartig und machte mich sofort neugierig. Die Geschichte beginnt gleich sehr spannend und als Leser wird man Zeuge des Unglücks. Hier gelingt es Autorin Angie Kim den Leser umgehend in die Geschichte zu ziehen, denn man fragt sich unweigerlich, was hier geschehen ist. Dabei erzählt Angie Kim so flüssig und mitreissend, dass man in ihren Bann gerät.
    Aufgebaut ist das Buch wie eine Art Gerichtsthriller und doch verbirgt sich hier noch so viel mehr dahinter. Angie Kim widmet sich hier neben der Suche nach dem Schuldigen auch noch anderen Themen, wie z. B. das Leben der Migranten, in diesem Fall Familie Yoo, aber auch die etwas andere Art der Therapie für Kinder mit Autismus.
    Da man gleich zu Beginn Zeuge der Explosion wird, ist man danach der Zuschauer im Gerichtssaal. Man erfährt durch Zeugenvernehmungen durch den Staatsanwalt, aber auch durch die Verteidigerin immer mehr darüber, was geschehen ist, bzw. was geschehen sein könnte. Doch die Abgründe der unterschiedlichen Personen in Miracle Creek sind tief.
    Zwischen diesen Vernehmungen erhält der Leser immer wieder Blickwinkel aus den Perspektiven der jeweiligen Person, die gerade angehört wird. Gerade dadurch erlebt man, wie unterschiedlich die Betrachtungen der einzelnen Personen auf ein und das selbe Ereignis ausfallen, aber auch, dass hier nicht gleich alles so klar ist, wie man auf den ersten Blick meint. Bis zum Ende war es für mich nur schwer durchschaubar, was hier wirklich alles dahintersteckt und wer schuldig und wer unschuldig ist. Fakt ist, dass hier so manch einer etwas zu verbergen hat und nicht alles so ist, wie es scheint.
    Absolut gelungen fand ich die Zeichnung der Charaktere, denn Angie Kim macht hier nur zu gut deutlich, dass sich so manch eine sympathische Figur ganz anders entwickelt, als gedacht. Elizabeth, die angeklagte Mutter, scheint die “perfekte” Schuldige zu sein, denn auch wenn sie finanziell gut situiert ist, leidet sie unter dem Anders sein ihres Kindes und jagt diesen kleinen Jungen regelrecht durch die Therapien. Auf den ersten Eindruck scheint sie völlig überfordert, doch auch hier gilt, lieber besser zweimal hinschauen.
    Auf den ersten Blick scheinen es recht viele Personen zu sein, dessen Geschichten man verfolgt, doch jeder einzelne bekommt den nötigen Tiefgang und die passende Darstellung.
    Mein Fazit
    Mit Miracle Creek ist es Angie Kim gelungen, einen sehr tiefgründigen Roman zu erzählen. Was auf den ersten Blick wie ein Gerichtsthriller wirkt, zeigt auf den zweiten Blick, dass hier so einiges im Verborgenen bleibt, dass beinahe jeder Geheimnisse, aber auch Schwächen, mal mehr mal weniger erschreckend, hat. Ein spannender und sehr glaubwürdig erzählter Roman, der mir gut gefallen hat und meine Leseempfehlung erhält.

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  • 5 Sterne

    April1985, 05.04.2020

    Miracle Creek war ein absolutes Leseerlebnis und auch wenn ich das Buch schon vor ein paar Tagen beendet habe, bin ich noch immer ganz geflasht. Angie Kim hat mich auf der ersten Seite abgeholt und sofort für sich vereinnahmt.

    Der Schreibstil der Autorin ist sehr anschaulich und leicht verständlich. Es entsteht dadurch ein richtig schöner Lesefluss. Trotz 500 Seiten habe ich "nur" 3 Tage für das Buch gebraucht. Eine Rolle hat dabei natürlich auch der Spannungsgehalt gespielt. Angie Kim setzt die Messlatte was Spannung betrifft von Anfang an sehr hoch an. Natürlich gibt es dazwischen auch ruhigere, weniger aufregende Passagen, aber im Grossen und Ganzen hält sich die Spannung bis zum Schluss.
    Ein weiterer Faktor, warum mich das Buch so in Atem gehalten hat, war das Thema bzw. die Handlung an sich. Die Geschehnisse um den Mord an dem kleinen Henry, sowie der 5-fach Mutter Kitt werden im Rahmen einer Gerichtsverhandlung aufgerollt. Es werden die Opfer, Zeugen und natürlich auf die Angeklagte befragt. Dabei wechseln die Kapitel zwischen den jeweiligen Personen. Durch die wechselnden Sichtweisen entsteht eine unglaubliche Dynamik. Nicht nur, dass jede der Personen irgendwas zu verbergen hat und Geheimnisse ans Licht kommen, die besser im Dunkeln geblieben wären; man fragt sich einfach nach jeder Zeugenaussage mehr, was wirklich passiert ist und es werden Zweifel gesäht, ob die Angeklagte wirklich die Täterin ist oder nicht.
    Ab der zweiten Hälfte des Buches hatte ich zwar dann schon einen leisen Verdacht, in welche Richtung sich alles entwickelt. Mein Lesespass und vorallem auch mein Lesedrang wurden dadurch aber in keinster Weise getrübt. Ich wollte ja unbedingt wissen, ob ich mit meinen Vermutungen Recht behalte.

    Die Charaktergestaltung ist grossartig. Die Charaktere sind sehr einprägsam und bleiben einem im Gedächtnis. Am eindrucksvollsten fand ich die Strafverteidigerin Shannon. Sie war für mich sowas wie der Mittelpunkt; die Person, bei der alle Fäden zusammenlaufen und nach und nach entwirrt werden. Die Autorin hat Shannon eine gewichtige Rolle auf den Leib geschrieben und ihr eine starke Stimme verliehen, die sich richtig in meinem Kopf manifestiert hat.
    Aber auch die anderen Personen, wie z.B. Pak, Young und Mary oder die Angeklagte Elizabeth wurden sehr scharf mit Ecken und Kanten gezeichnet.
    Angie Kim hat es geschafft, ihre Protagonisten so darzustellen, dass mir ab einem gewissen Punkt der Handlung nicht mehr klar war, wer Täter und wer Opfer ist. Gut und Böse liessen sich nicht mehr klar voneinander trennen.

    Abschliessend möchte ich noch ein paar Worte zur Buchgestaltung schreiben. Das Cover ist auf jeden Fall ein Eyecatcher und passt wirklich total zur Handlung. Besonders gut haben mir die kleinen, in die Geschichte eingebauten Illustrationen gefallen. Kleine Flipcharts zur Beweisführung, wie man sie aus Gerichtsverhandlungen kennt, sind dazwischen abgedruckt und verleihen dem ganzen das gewisse Etwas. Ich konnte dadurch noch besser in die Handlung abtauchen; fast so als wäre ich selbst Teil der Verhandlung.....einer der Geschworenen.

    Fazit:
    Miracle Creek ist wie ein Puzzle, das sich nach und nach zusammensetzt. Ich habe mit den Opfern gelitten, mit der Angeklagten gezittert und die Zeugen nach und nach verflucht. Angie Kim hat das Lügenkonstrukt der vermeintlichen Kleinstadtidylle aufgedeckt und wie ein Kartenhäuschen einstürzen lassen. Das Buch ist ein leiser Thriller mit Nachwirkung und es bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Jasmin L., 05.04.2020 bei bewertet

    Miracle Creek war ein absolutes Leseerlebnis und auch wenn ich das Buch schon vor ein paar Tagen beendet habe, bin ich noch immer ganz geflasht. Angie Kim hat mich auf der ersten Seite abgeholt und sofort für sich vereinnahmt.

    Der Schreibstil der Autorin ist sehr anschaulich und leicht verständlich. Es entsteht dadurch ein richtig schöner Lesefluss. Trotz 500 Seiten habe ich "nur" 3 Tage für das Buch gebraucht. Eine Rolle hat dabei natürlich auch der Spannungsgehalt gespielt. Angie Kim setzt die Messlatte was Spannung betrifft von Anfang an sehr hoch an. Natürlich gibt es dazwischen auch ruhigere, weniger aufregende Passagen, aber im Grossen und Ganzen hält sich die Spannung bis zum Schluss.
    Ein weiterer Faktor, warum mich das Buch so in Atem gehalten hat, war das Thema bzw. die Handlung an sich. Die Geschehnisse um den Mord an dem kleinen Henry, sowie der 5-fach Mutter Kitt werden im Rahmen einer Gerichtsverhandlung aufgerollt. Es werden die Opfer, Zeugen und natürlich auf die Angeklagte befragt. Dabei wechseln die Kapitel zwischen den jeweiligen Personen. Durch die wechselnden Sichtweisen entsteht eine unglaubliche Dynamik. Nicht nur, dass jede der Personen irgendwas zu verbergen hat und Geheimnisse ans Licht kommen, die besser im Dunkeln geblieben wären; man fragt sich einfach nach jeder Zeugenaussage mehr, was wirklich passiert ist und es werden Zweifel gesäht, ob die Angeklagte wirklich die Täterin ist oder nicht.
    Ab der zweiten Hälfte des Buches hatte ich zwar dann schon einen leisen Verdacht, in welche Richtung sich alles entwickelt. Mein Lesespass und vorallem auch mein Lesedrang wurden dadurch aber in keinster Weise getrübt. Ich wollte ja unbedingt wissen, ob ich mit meinen Vermutungen Recht behalte.

    Die Charaktergestaltung ist grossartig. Die Charaktere sind sehr einprägsam und bleiben einem im Gedächtnis. Am eindrucksvollsten fand ich die Strafverteidigerin Shannon. Sie war für mich sowas wie der Mittelpunkt; die Person, bei der alle Fäden zusammenlaufen und nach und nach entwirrt werden. Die Autorin hat Shannon eine gewichtige Rolle auf den Leib geschrieben und ihr eine starke Stimme verliehen, die sich richtig in meinem Kopf manifestiert hat.
    Aber auch die anderen Personen, wie z.B. Pak, Young und Mary oder die Angeklagte Elizabeth wurden sehr scharf mit Ecken und Kanten gezeichnet.
    Angie Kim hat es geschafft, ihre Protagonisten so darzustellen, dass mir ab einem gewissen Punkt der Handlung nicht mehr klar war, wer Täter und wer Opfer ist. Gut und Böse liessen sich nicht mehr klar voneinander trennen.

    Abschliessend möchte ich noch ein paar Worte zur Buchgestaltung schreiben. Das Cover ist auf jeden Fall ein Eyecatcher und passt wirklich total zur Handlung. Besonders gut haben mir die kleinen, in die Geschichte eingebauten Illustrationen gefallen. Kleine Flipcharts zur Beweisführung, wie man sie aus Gerichtsverhandlungen kennt, sind dazwischen abgedruckt und verleihen dem ganzen das gewisse Etwas. Ich konnte dadurch noch besser in die Handlung abtauchen; fast so als wäre ich selbst Teil der Verhandlung.....einer der Geschworenen.

    Fazit:
    Miracle Creek ist wie ein Puzzle, das sich nach und nach zusammensetzt. Ich habe mit den Opfern gelitten, mit der Angeklagten gezittert und die Zeugen nach und nach verflucht. Angie Kim hat das Lügenkonstrukt der vermeintlichen Kleinstadtidylle aufgedeckt und wie ein Kartenhäuschen einstürzen lassen. Das Buch ist ein leiser Thriller mit Nachwirkung und es bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung!

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