20% Rabatt auf den tolino Epos 3!

 
 
Merken
Merken
 
 
sofort als Download lieferbar

Bestellnummer: 151095882

Printausgabe Fr. 32.90
eBook (ePub) Fr. 20.00
inkl. MwSt.
Download bestellen
Verschenken
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
Alle Kommentare
  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Josephine B., 11.02.2024

    Als Buch bewertet

    Das Cover des Buches hat mich nicht sofort in seinen Bann gezogen. Allerdings hat es dennoch etwas geheimnisvolles. Es zeigt vier Personen, die auf irgendeine Art und Weise zusammengehören, aber auch kein so inniges Verhältnis zueinander pflegen, weil sie dennoch etwas voneinander abgewandt sitzen. Aber man kann auf eine etwas distanzierte Familie mit Geheimnissen schliessen.

    Das Buch handelt von dem Tod des Vaters und einem sich daraus entwickelten Erbstreit zwischen den Geschwistern. Dabei geht es hierbei nicht wie bei vielen Erbstreitigkeiten um das Vermögen. Vielmehr wird die Vergangenheit der Familie thematisiert. Zudem steht ein Vorwurf im Mittelpunkt der Geschichte, der sich aber bis zum Schluss nicht eindeutig klären lässt.

    Das Buch an sich hat mir gut gefallen. Auch der Schreibstil ist sehr flüssig. Ich fand das Buch sehr spannend und kann es daher empfehlen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Frederike Z., 14.03.2024

    Als Buch bewertet

    „Die Gegenwart meiner verlorenen Kindheit, die ewige Rückkehr dieses Verlustes machte mich zu der, die ich war, es war ein Teil von mir, es durchdrang selbst das schwächste Gefühl in mir.“ (S. 395)
     
    Alte Wunden reissen auf, sie zittert. Dunkelheit in ihren Träumen, ein fünfjähriges Kind - sie wacht auf. Alles beginnt mit einem Anruf von Astrid. Bergljot ist überrascht. Schon lange hatte sie nichts mehr von ihrer jüngeren Schwester gehört, obgleich sie die einzige Familienangehörige war, zu der sie flüchtigen Kontakt hielt, seit sie mit ihrer Familie gebrochen hatte. Dreiundzwanzig Jahre ist es her, dass sie aus dem Schatten getreten ist, doch die Stricke sind geblieben. Ebenso wie die Erinnerungen, die Berührungen, die Angst. Und ihre Wahrheit, über die sie nicht spricht. Von der auch Astrid nicht weiss. Es geht um den Familienbesitz, die beiden Hütten auf Hvaler, die - ihre Eltern sind nicht mehr die Jüngsten - im Stillen den beiden jüngsten Schwestern überschrieben wurden, ohne Bergljot und ihren Bruder Bård zu berücksichtigen. Was zunächst nach einem Erbstreit unter Geschwistern aussieht, entwickelt sich für Bergljot zu einem emotionalen Kampf um die Wahrheit ihrer Kindheit. Als kurze Zeit später ihr Vater bei einem Unfall stirbt, scheint die Welt stillzustehen; sie weint, doch anders als ihre Geschwister verspürt Bergljot keine Trauer. 

    „Vielleicht war die Angst vor Vater in mir immer lebendig gewesen. Deine Angst vor einem unberechenbaren aggressiven Löwen ist schwer zu besiegen, solange er lebt, aber jetzt war der Löwe tot.“ (S. 148)

    Die Angst vor dem, was die erzwungene Annäherung mit ihrer Familie hervorzubringen droht, lässt Bergljot die Bodenhaftung verlieren. Wie betäubt scheint sie, die Protagonistin des Romans „Ein falsches Wort“, der in Übersetzung von Gabriele Haefs bereits 2019 unter dem Titel „Bergljots Familie“ im Osburg Verlag erschien, immer wieder sucht sie in den Wäldern Zuflucht, um zumindest räumlichen Abstand zu gewinnen. Diese emotionalen Nuancen und die Unsicherheit wird durch den besonderen Rhythmus des Textes unheimlich gut eingefangen: Wieder und wieder umkreist sie in denselben Satzphrasen einen Gedanken, wiederholt ihn selbstversichernd, schöpft immer mehr Erinnerungen an die Oberfläche. Im Gespräch mit ihrer besten Freundin Klara, mit der sie eine bewegte Vergangenheit teilt, seit sie sich an der Universität kennenlernten, und in den Sitzungen mit ihrem Psychoanalytiker lernt sie, wie sie mit der Vergangenheit umgehen und ihrer Familie entgegentreten sollte, um selbst nicht daran zu zerbrechen. Dazwischen: Bilder einer Freundschaft, die auf verbotener Liebe zu verheirateten Männern fusst; kindliche Freuden, Erinnerungen an Ausflüge mit ihrem Vater, den Süssigkeitenladen, an - der Körper vergisst nie, was war, während andere die Augen vor der Wahrheit verschliessen, wegsehen. Oder, so war es doch? Bergljot beginnt sich mit Bier zu betäuben, der Alkohol macht es erträglich, doch sie verliert nie die Kontrolle. Nur ihre Träume entgleiten ihr immer wieder.

    „Ich hatte früh geheiratet und früh Kinder bekommen, um Mutter zu sein und nicht länger Tochter sein zu müssen, dachte ich, als ich anfing zu denken und mein Leben zu verstehen, jetzt betrog ich meinen Mann und meine Kinder, und ich schämte mich.“ (S. 37)

    Am Anfang fiel es mir schwer, in den Text zu finden, vor allem der Sprache wegen, die aufgrund der Wiederholungen sehr sperrig daherkommt, doch je weiter sich der Streit um Erbe und Anerkennung verdichtet, desto gebannter war ich und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen - insbesondere ab dem Zeitpunkt, als klar wird, was wirklich passiert ist, damals, und inwiefern sich das, was sie erlebt, erlitten und gelernt hat auf ihre Persönlichkeitsentwicklung und ihr erwachsenes Ich auswirkt. Eben diese zugrundliegenden Mechanismen blitzen immer wieder auf, indem Hjorth den Bogen zu der Lehre des Schweizer Psychoanalytikers Carl Gustav Jung spannt, der in der Traumdeutung den Schlüssel zum Ich und frühen Erinnerungen sieht - und eben damit auch zum Vater, der Schlüsselfigur des Romans, der sich damit eingehend beschäftigte. Mir haben die gleichermassen sensible wie konsequente Erzählstruktur, die beeindruckend komplexe Herausarbeitung der Beziehungsgeflechte und die Entwicklung dieser von Bergljots Kindheit bis in die Gegenwart und - ja, letztlich auch - die Sprache sehr gefallen, einzelne Sätze, die sich wie Schläge in die Magengrube aus dem Nichts entluden und ich für mich immer noch und Immer wieder im Herzen bewege. Eine nachhaltig beeindruckende und bewegende Geschichte, grosse Empfehlung!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    cybergirl, 13.03.2024

    Als Buch bewertet

    Eine dramatische Familiengeschichte

    Klappentext:
    Das Schlimmste passiert dort, wo wir uns sicher fühlen: in der eigenen Familie. Was nach dem plötzlichen Tod des Vaters zunächst wie ein Erbstreit zwischen Geschwistern aussieht, wird für die ältere Schwester Bergljot zu einem Kampf um die jahrzehntelang verdrängte Wahrheit. Es geht nicht um Geld und Besitz. Es geht darum, wem die Vergangenheit gehört. Mit unverwechselbarer Konsequenz erzählt Vigdis Hjorth von der Sehnsucht nach Anerkennung, von der Kraft der Befreiung und von der Frage, ob wir unserer eigenen Geschichte vertrauen dürfen.

    „Ein falsches Wort“ von Vigdis Hjorth ist eine dramatische Familiengeschichte.

    Dem Anschein nach geht es um das Erbe der Familie. Der Streit kommt nach einem Selbstmordversuch der Mutter auf. Bergljot und ihr Bruder fühlen sich benachteiligt. Die Schwestern bekommen die Sommerhäuser und Bergljot und ihr Bruder anteilmässig Geld. Doch die Sommerhäuser werden viel geringer geschätzt als sie tatsächlich wert sind. Es kommt zu einem Familienstreit.
    Für Bergljot geht es aber um viel mehr. Sie hat schon vor über 20 Jahren jeglichen Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen. Nur ihre Kinder gehen zu den Familienfesten.

    Man fragt sich lange warum Bergljot den Kontakt zu der Familie nicht möchte. Nach und nach erfährt man aus Bergljots Sicht was geschehen ist. Man spürt wie Bergljot leidet und oft Trost im Alkohol sucht. Die Mutter von Bergljot beteuert immer, dass alles Bergljots Fantasie entsprungen ist was auch ihre Geschwister glauben. So wird sie immer angeprangert.
    Darunter leidet Bergljot noch mehr. Sie möchte ernst genommen werden und das die Familie ihr Glauben schenkt.
    Lange weiss man nicht wem man glauben kann.

    Vigdis Hjorth hat eine Familiengeschichte veröffentlicht die unter die Haut geht.
    Die Autorin greift hier ein Tabuthema auf, dass offensichtlich für die Familie von Bergljot auch tabu ist. Geschickt lässt sie ihre Leser*innen die Meinung beider Seiten sehen. Da Berljot ziemlich labil ist weiss man nie so genau ob man ihr glauben kann auch wenn man das gerne möchte. Die Schwestern sind auf der Seite der Mutter, die ja gerade einen Selbstmordversuch überlebt hat.
    Der Bruder hält eher zu Bergljot, aber mehr da er sich mit ihrer Hilfe ein grösseres Erbe verspricht. Zum Selbstmordversuch der Mutter habe ich auch meine eigenen Meinung. Ich denke die Frau wollte nur Aufmerksamkeit. Es kommen so einige Dinge zum Vorschein wo die Mutter gerne im Mittelpunkt stand.

    Vigdis Hjorth erzählt die Geschichte mit einer fein gewählten Sprache mit der man sich einfach mitreissen lässt. Dass die Geschichte so bei den Leser*innen ankommt ist mit der Übersetzerin Gabriele Haefs zu verdanken.

    „Ein falsches Wort“ ist für mich ein grosser zeitgenössischer Roman den ich gerne empfehlen möchte

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Katrin F., 02.03.2024

    Als Buch bewertet

    Wie lebe ich weiter, wenn ich als Kind missbraucht wurde?

    Kann man in einer zerbrochenen Familie noch etwas retten, wenn über den Grund des Bruchs geschwiegen wird bzw. die Meinungen auseinanderklaffen? Als Leserin erleben wir den Schmerz, die Selbstzweifel, die Wut, die Ratlosigkeit, die Kraft und die Schwäche der etwa 50jährigen Erzählerin, die als 5jährige von ihrem Vater missbraucht wurde. Es ist nicht überraschend, aber trotzdem erschütternd, wie immens die Auswirkung der Tat, in der sie das unschuldige Opfer war, nach über 40 Jahren auf alle Bereiche ihres Lebens ist. Die Tat und vor allem die Art, wie ihre Familie als Familie damit umgegangen ist, stehen wie eine Mauer zwischen ihr und ihren Eltern und Geschwistern, die sich entscheiden, ihr nicht zu glauben. Statt Kommunikation gibt es Streit oder Stille. Für die Erzählerin gibt es sichere und unsichere Lebensbereiche. Die Familie, die ihre absolute Sicherheitszone sein sollte, ist ein Scherbenhaufen. Der Vater wurde wohl selbst als Kind missbraucht – wiederholt sich eine Geschichte? - sagt nichts, verliert sich in Alkohol, ihre Mutter, zu der sie Urvertrauen haben sollte, war und ist zu schwach, um sich auf ihre Seite zu stellen aus Angst vor dem gesellschaftlichen Aus. Zum Schutz des Scheins blendet sie den Missbrauch aktiv aus und manipuliert die jüngeren Schwestern der Erzählerin. Es ist eine schreckliche Situation, die immer wieder eskaliert. Vieles wird thematisiert: teilweise Amnäsie, Depression, Alkohol- und Drogenmissbrauch, Scheidung, Ehebruch, Teufelskreise, die gebrochen werden müssen.
    Die Erzählerin ist ein Opfer, aber sie beisst sich durch, zeigt neben ihrer Verletzlichkeit eine Wahnsinnstärke, sie hat sich ihr eigenes Netzwerk aus Freunden und Kindern geschaffen, denen sie sich öffnet und die sie um Hilfe bittet. Der Schmerz bleibt, man kann ihn weder schönreden noch ignorieren, noch vergessen, er ist einfach immer da. Das Buch liest sich sehr gut, über 5 Monate hinweg wird linear mit Rückblicken erzählt, die die Präsenz der Vergangenheit verstärken, die Erzählerin mit dem für mich neuen Namen Bergljot hat mich in ihren Bann gezogen. Es war mein erstes Buch von Vigdis Hjorth, ich habe ich schon das nächste gekauft, auf Englisch, denn leider scheinen nicht so viele Bücher von ihr bisher ins Deutsche übersetzt worden zu sein.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    lisbethsalander, 12.03.2024

    Als Buch bewertet

    Familiengeschichte mit Tiefgang

    Für mich war "Ein falsches Wort" das erste Buch der norwegischen Autorin Vigdis Hjorth, aber mit Sicherheit nicht mein letztes, soviel kann ich bereits jetzt sagen! In ihrem neusten Werk erzählt sie eine Familiengeschichte, die anhand eines Erbschaftsstreits aufgerollt wird. Zwei der vier Kinder sollen leer ausgehen, was die Sommerquartiere, zwei Hütten, in denen die Familie ihre Sommer verbracht hat, und mit denen die Geschwister viele positive Kindheitserinnerungen verknüpfen. Der Roman wird aus Sicht der Ich-Erzählerin, der Tochter Bergljot, erzählt. Diese hat sogar mit ihren Eltern gebrochen, was dafür der Grund war, und welche zahlreichen Verletzungen damit einher gingen, erfahren wir als Leser Stück für Stück. Der Schreibstil von Vigdis Hjorth ist etwas ganz Besonderes, finde ich, sie hat mich damit sogartig abgeholt, auch wenn man sich darauf einlassen muss, was bestimmt nicht jedermanns Sache ist. Meine war es komplett von Anfang an, ich konnte das Buch kaum zur Seite legen, die Sicht der einen Schwester hat mich tief berührt, ich konnte so gut nachvollziehen, wie sie hin und her gerissen ist, weil sie einerseits weiss und merkt, dass es ihr besser tut, Eltern und Geschwister nicht zu treffen, aber andererseits eben doch so sehr an ihrer Familien und deren Mitgliedern mit alle ihren Schwächen hängt. Die Autorin schildert diese kleinen und grossen Konflikte zwischenmenschlicher Art in einem ganz eigenen Tonfall, der zeigt, dass jede Familie ihre Probleme hat, die eine mehr die andere weniger, auch wenn vielleicht nach aussen hin sogar vieles perfekt scheint. Das Cover ist grossartig gestaltet,lässt auf den ersten Blick auf eine unbeschwerte Zusammenkunft schliessen und ist dadurch sehr ansprechend, es hat auch u.a. dafür gesorgt, dass ich das Buch so gerne zur Hand genommen habe. Für die anspruchsvolle Geschichte, die mit Sicherheit noch lange nachklingen wird, gibt es von mir die volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Martina W., 18.03.2024

    Als eBook bewertet

    Vigdis Hjorth erzählt in ihrem beeindruckenden Buch die Geschichte von Bergljot und ihrer Familie, sie ist eines von vier Kindern und wir tauchen in das Buch ein, wen es vermeintlich um Erbschaftsstreiterein geht, denn der Vater ist verstorben.
    Wir erfahren gleich zu Beginn, dass Bergljot den Kontakt zur Familie vor über zwanzig Jahren abgebrochen hat. Warum das so ist, entrollt sich von Seite zu Seite.
    Und dabei - und das ist für mich das Bemerkenswerteste an diesem Buch - befinden wir uns mitten im Kopf von Bergljot. Ihre im Kreis laufenden Gedanken, die mantrenhaften Wiederholungen, die klare ungeschnörkelte Sprache, das zieht einen mitten in das Geschehen. Es ist der Kopf einer gebrochenen Frau, eine Frau der das schlimmste widerfahren ist, das innerhalb einer Familie passieren kann. Und welche Auswirkungen das auf die gesamte Familie hat bis hin zu den Enkelkindern.

    Der Schreibstil ist anfangs gewöhnungsbedürftig, aber ist man erst einmal drin, dann taucht man nur schwer wieder auf. Man spürt Bergljots Zerrissenheit, die Verzweiflung, den Selbsthass, dieses immer wieder in Frage stellen: die Familile, sich selbst und das was passiert ist.
    Ein enorm forderndes Buch, das nichts für Zartbesaitete ist, es zog mich teilweise runter und hat mich extrem wütend gemacht und in vielen Gedankengängen liegt so viel Wahres.

    Ein extrem hartes aber grossartiges Buch, das perfekt von Gabriele Haefs aus dem Norwegischen übersetzt wurde.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Lesemone, 17.02.2024

    Als Buch bewertet

    Zwischen Bergljot und ihrer restlichen Familie herrschte Funkstille, bis der Vater stirbt und es ums Erbe geht. Schnell wird klar, in dieser Familie geht es um tiefer sitzende Dinge, um verletzte Gefühle, um schreckliche Taten. Zu Beginn der Geschichte hat mich der Schreibstil der Autorin etwas genervt. Er wirkte abgehackt, die Kapitel einfach so aneinander gereiht. Auf mancher Seite steht nur ein Satz. Doch von Seite zu Seite wird das Niedergeschriebene bedeutsamer, das was Ungeschrieben bleibt, schwingt nach. Schnell wird klar, dass in dieser Familie bei allen was nicht stimmt. Erzählt wird aus der Sicht von Bergljot. Die Geschwister sind sehr unterschiedlich. Während Bergljot und ihr Bruder Bard ähnliche Gefühlsregungen haben, stehen die Schwestern Astrid und Asa voll und ganz hinter ihrer Mutter. Die Figur der Mutter ist schwer zu ertragen. Diese Frau ist ein Albtraum. Sie sieht nichts, hört nichts, sagt nichts. Mir hat sehr gut gefallen, wie die Autorin den Weg gefunden hat, von einem Erbstreit zu einer zerstörten Kindheit zu kommen und eine Geschichte zu spinnen, die voller Emotionen, Wut, Angst und Trauer ist. Das Buch ist eher anspruchsvolle Literatur, da vieles Ungesagt bleibt und man Ursache und Wirkung erst im Verlauf erkennt. Diese Geschichte wird mich noch ein bisschen beschäftigen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    sabsi s., 28.02.2024

    Als Buch bewertet

    Triggerwarnung: Depression, Alkohol, Missbrauch etc.

    Nach den „Wahrheiten meiner Mutter“ nun ein beklemmendes Bild einer dysfunktionalen Familie. Vor dem Hintergrund eines Erbstreits wird um die Vergangenheit gestritten. Vier Kinder wachsen in einer Familie auf, aber alle mit sehr unterschiedlichen Beziehungen zu den Eltern. Die Ich-Erzählerin bricht mit dieser Familie, gerät aber durch das Erbe immer wieder in ihre Fänge.

    Vigdis Hjorth hat hier auf ihre ganz eigene Weise und mit ihrem besonderen Schreibstil das Bild einer gar nicht so ungewöhnlichen Familie gezeichnet. Die Leser:in ist ganz fest mit der Ich-Erzählerin Berglijot verbunden, erlebt ihre Emotionen, Depressionen, Verzweiflungen mit. Sie hat zwar Freundinnen, einen Freund und Kinder die ihr wohlgesonnen sind, aber am Ende kreisen ihre Gedanken um ihre Kindheit, wiederholen sich und sie bleibt mit den Problemen allein.

    Hjorth deckt hier in grossartiger Weise auf, was gern verborgen geblieben wäre. Nämlich wie prägend die Kindheit ist und wie weit sie in unser Erwachsenenleben strahlt. Kurz gesagt: wie sehr Eltern ihre Kinder kaputtmachen können.
    Diese Erkenntnis, die nicht wenige Menschen betrifft, ist manchmal schwer zu ertragen.

    Ich habe das Buch sehr gemocht, auch wenn es psychisch teilweise belastend war.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Bücherfreundin, 01.03.2024

    Als Buch bewertet

    Beklemmende Familiengeschichte
    Nachdem ich im letzten Jahr das Buch "Die Wahrheiten meiner Mutter" von Vigdis Hjorth gelesen hatte, das auf der Longlist für den International Booker Prize stand, freute ich mich sehr auf ihr neues Werk "Ein falsches Wort". Es handelt sich hierbei um eine korrigierte Übersetzung ihres Romans "Arv og miljø", der bereits 2016 in Norwegen erschienen ist. 
     
    Wie in "Die Wahrheiten meiner Mutter" geht es auch in diesem Roman um eine dysfunktionale Familie, diesmal mit umgekehrter Problematik. Während in "Die Wahrheiten meiner Mutter" die Protagonistin verzweifelt versucht, wieder mit ihrer Mutter in Kontakt zu treten, so ist es in diesem Buch genau umgekehrt. Sie versucht krampfhaft, jeglichen Kontakt mit ihren Eltern und den zwei Schwestern zu vermeiden.
     
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Theaterkritikerin Berglijot, die als älteste Tochter wohlhabender Eltern gemeinsam mit ihrem Bruder Bård und ihren Schwestern Astrid und Åsa aufgewachsen ist. Mittlerweile ist Berglijot Ende Fünfzig, hat drei erwachsene Kinder und ist geschieden. Die Eltern sind inzwischen 80 und 85 Jahre alt. Berglijot hat ihre Familie seit 23 Jahren nicht mehr gesehen, nachdem sie diese damit konfrontiert hat, dass ihr Vater sie als kleines Mädchen sexuell missbraucht hat. Statt sie um Verzeihung zu bitten, streitet er alles ab. Die Familie glaubt ihm. 
    Es kommt zu einem erbitterten Streit, als die Eltern die beiden Strandhäuser, die von allen Familienmitgliedern über Jahrzehnte gern genutzt wurden, Astrid und Åsa überschreiben. Das ruft den enttäuschten Bård auf den Plan, der eine gerechtere Verteilung des Erbes fordert. Er erhofft sich Unterstützung durch Berglijot, die sich von der Familie distanziert hatte.
     
    Das fesselnde Buch ist in schöner und intelligenter Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Längere und kurze Kapitel, die bisweilen nur wenige Sätze umfassen, wechseln sich ab, und nach und nach enthüllt sich Berglijots Vergangenheit: ihre Kindheit, ihre berufliche Entwicklung, die Zeit ihrer Ehe, ihre drei Kinder und die Trennung von ihrem Mann. Sie leidet unter ihrem Kindheitstrauma, das ihr in seinem Ausmass erst bewusst wird, als sie erwachsen ist. Selbst eine längere Psychotherapie vermag ihren Schmerz nicht zu mildern, die Wunden sitzen zu tief. Astrid sieht sich als Vermittlerin und versucht immer wieder, durch zahlreiche Telefonate und Emails ihre Schwester dazu zu bewegen, sich mit der Familie zu versöhnen.
     
    Die Charaktere sind authentisch und bildhaft gezeichnet. Vigdis Hjorth ermöglicht es dem Leser, intensiv in Berglijots Gefühls- und Gedankenwelt zu blicken und dabei ihren Schmerz und ihre Verzweiflung zu erleben. Die Geschichte ist vollkommen unsentimental erzählt, es geht neben Familienstreitigkeiten und erlittenen Traumata auch um Schuld, Schweigen und häusliche Gewalt.
     
    Ich empfand den Roman zwar als bewegend, aber auch als sehr bedrückend, da es sich immer wieder mit grosser Intensität um Berglijots Probleme drehte, ihre Wut und Verzweiflung. Zusammen mit den vielen Wiederholungen, die den Stil der Autorin ausmachen, fand ich die Lektüre etwas ermüdend.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Michaela K., 19.04.2024

    Als Buch bewertet

    Mich hat sofort der Klappentext von diesem tollen Buch angesprochen. Habe vorher noch nichts von der Autorin gehört oder gelesen. Sie hat mich mit diesem tollen Buch total überzeugt. Mich hat es sofort angesprochen weil es in meinem Leben und mit meiner Familie es genau in die gleiche Richtung läuft. Es zwar noch keiner verstorben aber mein Vater ist schon im Heim. Und unser Elterlicher Allgemeiner steht schon länger leer und ist auch in die Jahre gekommen. Da kommt noch einiges auf uns zu. Genau aus diesem Grund hat mir dieses tolle Buch sofort sehr gut gefallen. Die Charaktere und Begebenheiten sind total bildlich und verständlich beschrieben. Konnte die Gefühle, die erdrückende Stimmung und die Ausbrüche sehr gut nachvollziehen. Musste das Buch auch ein paarmal zur Seite legen, weil es mich einfach total gerührt und zum nachdenken gebracht hat. Ein Buch das man nicht einfach so mal durchliest und dann weg legt. Dieses Buch arbeitet echt in einem und hinterlässt auch seine Nachwehen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Sophie, 18.03.2024

    Als Buch bewertet

    Keine leichte Kost

    „Ein falsches Wort“ von Vigdis Hjorth beginnt recht harmlos und steigert sich dann mit einer auffallend distanzierten Erzählweise in die Geschichte eines Traumas hinein. Oft bedrückend, manchmal poetisch und mit jeder Seite weniger aus der Hand zu legen.

    Die Protagonistin Bergljot hat eigentlich vor vielen Jahren mit ihrer Familie gebrochen, kann sich jedoch nicht vollständig entziehen. Als nach dem Tod ihres Vaters ein Erbstreit unter den anderen drei Geschwistern aufflammt, wird sie ungewollt in einen zunächst banal erscheinenden Konflikt gezogen, der sie jedoch letztlich dazu zwingt, sich erneut mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Einer Vergangenheit, die niemand in der Familie anerkennen möchte. Immer wieder aufs Neue muss Bergljot sich von ihrer Familie lossagen, die sie nie richtig gehen lassen, aber auch nicht wieder bei sich aufnehmen will – nur zu ganz bestimmten Konditionen.

    Der Roman beginnt leise und unspektakulär, entwickelt aber nach und nach eine gewaltige Sogwirkung. Zunächst ist es die Neugier auf die Enthüllung des lange gehüteten Geheimnisses, die uns Lesende mitreisst. Anschliessend ist es der verzweifelte Wunsch nach einem Abschluss, nach Verständnis und Anerkennung, der uns mit Bergljot mitfühlen und hoffen lässt. Die vollständige Identifizierung mit Bergljot wird nur durch die oft distanzierte Erzählweise mit viel indirekter Rede erschwert. Diese stilistische Eigenheit ist nicht ganz leicht verdaulich. Trotzdem entwickelt „Ein falsches Wort“ einen enormen Tiefgang und macht Bergljots zunehmende Verzweiflung im Angesicht himmelschreiender Ungerechtigkeit auf bedrückende Weise greifbar. Ganz im Gegensatz zu Bergljots Rolle in der Handlung ist sie die einzige Figur, um die es im Roman geht, sodass eine Charakterstudie zustande kommt, die keinen Platz für Nebenfiguren lässt. Mit Bergljot gehen wir Lesenden dafür so stark auf Tuchfühlung wie kaum sonst einmal.

    „Ein falsches Wort“ ist ein eindrücklicher, ernster Roman mit viel Tiefgang. Eine klare Leseempfehlung für Menschen, die anspruchsvolle Literatur schätzen und bereit sind, sich auf eine ungewöhnliche Erzählweise einzulassen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    begine, 19.03.2024

    Als Buch bewertet

    Tief psychologisch

    Ein falsches Wort, ist ein weiterer Roman der norwegischen Autorin Vigdis Hjorth
    Es ist eine tief psychologische Geschichte über sexuelle Übergriffe des Vaters an seine kleine Tochter.
    Die Autorin hat das selber erlebt, deshalb weiss sie genau von was sie schreibt.
    Man erfährt was dieses Erlebnis mit einer Frau macht, davon kann sie sich nie erholen.
    Besonders schlimm ist es wenn die Mutter nicht eingreift und sogar die Schwestern der Protagonistin glauben ihr nicht, oder wollen nichts darüber hören.

    Das Ganze ist in eindrücklichem Stil geschrieben.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Bookwood, 22.03.2024

    Als Buch bewertet

    Sehr traurige Familiengeschichte
    Schwierige Themen, die sich Vigdis Hjorth für ihren Roman „Ein falsches Wort“ ausgesucht hat. Es geht um Inzest, Entfremdung von der Familie, Erbstreitigkeiten und Verdrängung von psychischen Problemen durch Alkoholkonsum. Die Protagonistin Bergljot kämpft schon seit ihrer frühen Kindheit mit dem Ungeheuerlichen, das ihr der Vater angetan hat. Die Mutter verdrängt die Geschehnisse zum Selbstschutz und ihre Schwestern wollen sie nicht wahrhaben, da sie selbst den Vater anders erlebt haben. Als der Patriarch stirbt, kommt es zu Erbstreitigkeiten und Bergljot und ihr Bruder Bard, die sich ungerecht behandelt fühlen, sehen sich zwangsläufig wieder mit den Dämonen ihrer Kindheit konfrontiert. Mir war von Beginn der Lektüre des Buches zwar klar, dass es sich nicht um eine leichte handeln würde, aber ich muss wirklich sagen, dass mir Bergljots Geschichte sehr unter die Haut gegangen ist. Ihr lebenslanges verzweifeltes Bestreben, den Missbrauch durch den Vater zu verarbeiten bzw. zu verdrängen wird von der Autorin so beeindruckend dargestellt, die sehr berührend ist.
    Den quälenden Kampf den Bergljot immer wieder führt, weil ihre Familie ihre Sicht der Geschehnisse einfach nicht akzeptiert, führt diese immer wieder neu und kann deshalb ihren inneren Frieden nicht finden. Eine ganz traurige Lebenserinnerung, die letztendlich eine klare finale Entscheidung verlangt.
    Der Roman ist sicherlich kein Buch, das man lesen sollte, wenn man etwas Unterhaltendes sucht. Mich hat allerdings der brillante Schreibstil von Vigdis Hjorth sehr beeindruckt, so dass ich ihr Werk nicht aus der Hand legen konnte und es sicher noch einige Zeit in mir nachwirken wird.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    readers1965rr, 24.03.2024

    Als Buch bewertet

    Oft, wenn der Tod vor der Tür steht oder bereits eingetreten ist, bricht innerhalb vieler Familien nicht nur die Trauer, sondern auch der Streit um das Erbe aus. Wenn dieser Streit bereits zu Lebzeiten seine Bahnen zieht und die Kluft zwischen den Geschwistern immer grösser wird, ist dies schon schlimm genug. Doch wenn dann noch die Dämonen der Vergangenheit und Kindheit ihren Weg in die Gegenwart finden, wird ein Erbstreit, zu einer Lebensbeichte und Abrechnung. Und genauso geht es der Protagonistin Bergljot dieses Romans "Ein falsches Wort". Diese wird in den Erbstreit ihrer Geschwister um zwei Ferienhäuser verwickelt und muss sich plötzlich erneut mit ihrer Familie beschäftigen, die sie so viele Jahre versucht hat, aus ihrem Leben fernzuhalten. Was dann an Erinnerungen und Emotionen zurückkehrt stürzt Bergljot in die tiefen Angstzustände, Unverständnis und Trauer.

    Vigdis Hjorth ist mit diesem Roman ein wirklich sehr gutes literarisches Buch gelungen. Dass einen psychologischen Kammerspiel in einer Familie gleichkommt und von der ersten Seite an, mit psychologischer Raffinesse und düsterer und bedrückender Atmosphäre zu überzeugen weiss. Genau diese sehr realistisch dargestellte Atmosphäre, war mir jedoch manchmal fast ein wenig zu viel und ich konnte mich nicht davon freimachen, genau diese Emotionen mit in den Alltag zu nehmen. Dies spricht grundsätzlich für das Buch, sollte man aber als kleine Triggerwarnung wissen.

    Alles in allem ein sehr gut geschriebenes und psychologisch brillant geschriebenes Buch. Dennoch ist bei mir der letzte Funke zu den 5 Sternen nicht übergesprungen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    lesemaus9821, 22.02.2024

    Als Buch bewertet

    In diesem Buch lässt uns Vigdis Hjorth, durch den Charakter Bergljot, an einer zerütteten, disfunktionalen und wirklich toxischen Familie teilhaben.
    Schnell wird hier klar, dass die Konversation/ der Streit übers Erbe eigentlich nur der Türöffner ist für den grossen und immer totgeschwiegenen Elefanten im Raum: Gewalt in der eigenen Familie. Dabei geht es hier um sexuelle Gewalt, massive Grenzüberschreitungen und Verleugnung. Auch geht es um die Fassade der glücklichen Familie und welche Opfer erbracht werden müssen, um nach aussen hin das gewünschte Bild zu projizieren.
    Ich bin wirklich beeindruckt davon, wie Vigdis Hjorth es geschafft hat Gedankengänge von Bergljot aus Papier zu bringen. Das ewige Kreisen der Gedanken, die Ausbrüche und Sprünge sind wirklich unglaublich realistisch ausgeführt. Dabei würde ich den Schreibstil insgesamt als "nüchtern" beschreiben.
    Schwierig fand ich die Zeitsprünge, die leider ziemlich unübersichtlich waren. Das könnte sehr einfach beseitigt werden, in dem zum Beispiel der Zeitpunkt der nachfolgenden Szene in Form einer Überschrift genannt werden würde.
    Auch hätte mehr Arbeit am Text nicht geschadet. Dabei geht es ausschliesslich um Formsachen. Beispielsweise Gesagtes in Anführungszeichen, Inhalte von Briefen kursiv im Text kennzeichnen,... .
    Das Leseerlebnis selber könnte also sehr einfach verbessert werden und das Buch so auf klare 5 Sterne anheben.
    Insgesamt hat mir das Buch aber sehr gefallen! Es war definitiv keine leichte Kost, aber ein wirklich relevantes Thema. Wirklich klasse!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    coffee2go, 06.03.2024

    Als Buch bewertet

    Der Titel des Romanes gefällt mir nicht so gut, er ist irreführend – falsch war nicht ein Wort, sondern eine Tat in der Vergangenheit und um diese Tat dreht sich die gesamte Familiengeschichte. Der Roman wird aus Sicht von Bergljot erzählt, die durch den Missbrauch durch ihren Vater in der Kindheit traumatisiert ist, und sich von ihrer Familie zumindest gewünscht hätte, dass ihr geglaubt wird. Nach dem Tod des Vaters entsteht ein Erbstreit um die beiden Ferienhütten, doch der wahre Hintergrund der Auseinandersetzungen liegt viel tiefer begraben. Durch den Tod des Vaters bekommt die Familie eine neue Dynamik, wer kann mit wem und wer steht auf welcher Seite? Die Karten werden wieder neu gemischt, auch die Enkelinder und Urenkelkinder werden involviert. Sich nicht zu positionieren ist gar nicht möglich. Interessant sind die nächtlichen E-Mails, in denen gesagt wird, was man sich nicht öffentlich ins Gesicht zu sagen oder wozu der Mut dann fehlt. Noch interessanter als die geschriebenen Worte sind aber jene, die zwischen den Zeilen stehen. Das Ungausgesprochene, die Vorwürfe und die jahrelangen Verdrängungen, die zu viel Unmut geführt haben, bewirken dass die Familie sich immer mehr entzweit und auseinander driftet.
    Der Roman ist sehr emotional geschrieben, teilweise wiederholend, teilweise sprunghaft von einem Thema zum anderen – wie im echten Leben.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    yellowdog, 29.03.2024

    Als Buch bewertet

    Bergljot

    Die norwegische Schriftstellerin Vigdis Hjorth hat für ihren vorherigen Roman und auch für dieses Buch viel Lob erhalten. Das hat mich als Leser angelockt, wohlwissend, dass das Buch thematisch und stilistisch eine Herausforderung wird. Vigdis Hjorth ist eine kluge Autorin und weiss ihre Hauptfigur gut einzusetzen. Bergljots Perspektive bestimmt den Text komplett und erzeugt Intensität. Es wird deutlich, wie der Missbrauch durch den Vater sie lebenslang schwer belastete und trotz Bruch und Trennung von der Familie immer verfolgte. Eine Therapie konnte nur lindern, nicht heilen.

    Das geht auch bis über den Tod des Vaters hinaus. Auch zur Mutter und den Geschwistern gab es keine positive Beziehung mehr. Nur mit ihrer Schwester Astrid hatte sie überhaupt noch Kontakt.

    Der Versuch einer Aussprache aus Anlass des Testaments erinnerte an den Dogma-Film Das Fest von Thomas Vinterberg, der auch mehrfach im Buch erwähnt wird. Die Stimmung des Films findet sich auch in diesem Buch wieder.

    Ein bitterer Stoff, literarisch bemerkenswert umgesetzt.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Gerhard S., 06.03.2024

    Als Buch bewertet

    Auf den Roman " Ein falsches Wort " von Vigdis Hjorth bin ich durch das eindrucksvolle und gut gestaltete Buchcover aufmerksam geworden, das schon durch das allein sitzen einer Person abseits der Familie zeigt, dass es in diesem Roman um Probleme in einer Familie geht.
    Vigdis Hjorth schreibt in ihrem neuen Werk über eine zerrüttete Familie, die besonders schwer nach dem Tod des Vaters zu tragen kommt.
    Es entspannt sich ein Erbstreit zwischen der Protagonistin Bergljot und ihren Geschwistern.
    Der Vater hat den Geschwistern zwei Ferinehäuser vermacht und Bergljot dabei ausgelassen.
    Bergljot fährt nach über zwanzigjähriger Abwesenheit nach Hause und dort kommt es zu einem Eklat, weil sie endlich erzählt, weshalb sie so lange Jahre nicht mehr den Kontakt zur Familie gesucht hatte.
    Sie wurde als Kind von ihrem Vater missbraucht und die Mutter hat dazu geschwiegen.
    Vigdis Hjorth schreibt sehr emotionsvoll und man kann die Qualen ihrer Protagonistin sofort spüren.
    Ein sehr anspruchsvoller Roman, der zum Nachdenken anregt.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    David D., 04.03.2024

    Als Buch bewertet

    "Ein falsches Wort" von Vigdis Hjorth ist ein packendes und psychologisch tiefgründiges Werk, das die Leser*innen mit einer komplexen Familiengeschichte und ihren tiefgreifenden Konflikten konfrontiert. Die norwegische Autorin entfaltet in diesem Roman eine faszinierende Erzählung über Identität, Familie und die Macht der Worte. Der präzise Schreibstil der Autorin und ihre Fähigkeit, die Spannung aufrechtzuerhalten, machen den Roman zu einem fesselnden Leseerlebnis. Doch trotz seiner Stärken könnte "Ein falsches Wort" gelegentlich etwas mehr Tempo vertragen, um den Lesefluss zu verbessern und die Handlung voranzutreiben. "Ein falsches Wort" ist ein Roman, der lange nachhallt. Er wirft wichtige Fragen auf über Familie, Vertrauen und die Bedeutung von Kommunikation. Mit ihrer einfühlsamen und gleichzeitig schonungslosen Darstellung menschlicher Beziehungen hat Vigdis Hjorth ein beeindruckendes Werk geschaffen, das Leser*innen auf vielschichtige Weise berührt und zum Nachdenken anregt.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 3 Sterne

    Lena, 14.03.2024

    Als Buch bewertet

    Bergljot hat vor Jahren mit ihrer Familie gebrochen und den Kontakt zu ihren Eltern eingestellt. Mit einer ihrer jüngeren Schwestern steht sie sporadisch in Verbindung, ihre Kinder treffen zu Feiertagen die Grosseltern und Tanten.
    Das Erbe unter den Kindern sollte in den Augen der Eltern gerecht aufgeteilt werden: die jüngeren Töchter, zu denen eine enge Bindung besteht, erben jeweils eine Ferienhütte, während Bergljot und ihr Bruder Bård dafür ausgezahlt werden. Als Bård jedoch erfährt, dass der Schätzpreis der Hütten zu niedrig angesetzt wurde, bricht ein erbitterter Erbstreit aus, in den Bergljot unfreiwillig hineingezogen wird. Sie wird damit wieder an den Grund ihres Bruches erinnert und dass dieser innerhalb der Familie nicht anerkannt und totgeschwiegen wird. Nach Jahren von Alpträumen und Therapie ist Bergljot bereit, ihr Schweigen zu brechen und die Familie mit der ungeschönten Wahrheit zu konfrontieren.

    Auch wenn Bergljots Trauma anfangs nicht direkt benannt wird, wird durch ihr Verhalten und die angsterfüllten Gedanken deutlich, was zwischen ihr und ihrem Vater in der Kindheit vorgefallen ist, was die Mutter ignoriert und was die jüngeren Schwestern nicht miterlebt haben.

    Der Roman ist in kurze Abschnitte unterteilt, in denen zwischen Gegenwart und Vergangenheit willkürlich gewechselt wird. Aus Sicht der traumatisierten Ich-Erzählerin, die fast 50 Jahre nach ihren einschneidenden Erlebnissen und 23 Jahre nach dem Bruch mit ihrer Familie, leidet und auf eine Art von Gerechtigkeit, Entschuldigung oder wenigstens Anerkennung hofft, ist die Geschichte sehr intensiv.
    Neben dem Erbstreit, der das fragile Familiengefüge belastet, ist Bergljots Trauma und der Vorwurf an Vater und Mutter zentral. Verzweiflung, Angst und Wut stehen im Raum und nehmen Bergljot die Luft zum Atmen.

    Auch für den Leser ist die Lektüre anstrengend. Nicht, weil Details aus der Kindheit lautwerden, sondern weil die Seelenqual Bergljots, die Ignoranz ihrer Primärfamilie und der eigentlich lächerliche Streit über den Wert zweier Hütten, so einnehmend sind. Eine aktive Handlung gibt es in dem Roman kaum, die Themen drehen sich im Kreis, in Bergljots Gedanken und in der Auseinandersetzung mit Angehörigen und Freunden.

    "Ein falsches Wort" handelt von einem brisanten Thema und der Entzweiung einer Familie. Was kann es Schlimmeres geben, als wenn Kinder nicht einmal in ihrer eigenen Familie sicher sind? Die Schuld kann nur bei den Erwachsenen gesucht werden, das Kind ist immer das Opfer.
    Eine Vergebung erscheint aussichtslos, ein Ausweg nur in einem Befreiungsschlag und endgültiger Lossagung möglich.
    Durch die zahlreichen - zum Teil wortwörtlichen - Wiederholungen und den willkürlichen Wechsel zwischen Zeiten und Schauplätzen ist das Lesen anstrengend. Als Stilmittel, um Bergljots Trauma nachzuvollziehen, sind die retardierenden und wirren Gedanken nachvollziehbar, als Roman jedoch zäh und ermüdend. Die Geschichte, die sich letztlich auf eine Wut und dem Wunsch nach Anerkennung auf und durch die verbliebenen Familienmitglieder fixiert und retardierend darlegt, wie verfahren und ausweglos die Situation ist, hätte auch auf die Hälfte der Seite heruntergebrochen werden können.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein