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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja P., 18.11.2019

    Als Buch bewertet

    Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau

    „Sekretär/Sekretärin: eine Person, der man ein Geheimnis anvertraut. Vom Lateinischen secretus, secreta, secretum. Wir alle tippten, aber einige von uns taten mehr.“ (S. 19)
    Irina bewirbt sich 1956 in einem unauffälligen Büro in einem unscheinbaren Haus, irgendwo in Washington D.C. – aber es ist nicht irgendein Büro, sondern die Agency, der CIA. Hinter identischen Schreibmaschinen an identischen Arbeitsplätzen sitzen Frauen, die die beste Schulbildung genossen und studiert haben. Die Älteren von ihnen waren im 2. WK u.a. als Spione im Einsatz, aber jetzt werden sie nur noch als Stenotypistinnen gebraucht. „Dieselben Finger, die früher einmal den Abzug betätigt hatten, schienen nun besser für die Schreibmaschinen geeignet zu sein.“ (S. 15) Irina ist die Tochter russischer Einwanderer, allerdings hat ihr Vater es nie nach Amerika geschafft. Darum ist sie auch sofort bereit, sich in der Agency abends nach der offiziellen Arbeit für die Aktion „AEDINOSAUR“ ausbilden zu lassen …

    Moskau, 6 Jahre zuvor: Olga ist Redakteurin bei einer Literaturzeitschrift, zweifache Witwe, zweifache Mutter und die Geliebte von Boris Pasternak. Sie ist das Vorbild für die Lara in „Dr. Shiwago“, an dem er gerade schreibt. Im kleinen Kreis liest er immer wieder Szenen aus dem Buch vor und auch die Regierung will unbedingt wissen, worum es darin geht. Sie verhaften Olga und verurteilen sie zu 5 Jahren Gulag (Arbeits- und Umerziehungslager) um ihren Willen brechen und sie zum Reden bringen, doch Olga schweigt.

    Als „das Buch“ 1956 endlich fertig ist, findet sich in Russland kein Verleger. Aber Giangiacomo Feltrinelli kann Pasternak die Rechte für Italien abkaufen. „Möge das Buch seinen Weg um die Welt antreten.“ (S. 202). Auch der CIA hat grosses Interesse. Amerika möchte verbotene Bücher nach Russland schmuggeln, um die Bevölkerung aufzurütteln und über die Einflussnahme und Bevormundung ihrer eigenen Regierung aufzuklären.

    Ich muss ehrlich zugeben, dass ich Dr. Shiwago nie gelesen habe und darum ganz unvoreingenommen an die Geschichte herangegangen bin. Lara Prescott erzählt parallel von Olgas und Boris Liebe, ihrem Leben in der UdSSR, dem Entstehen von Dr. Shiwago und von der Arbeit (der Stenotypistinnen) der CIA, insbesondere von Irina und ihrer Ausbilderin Sally.

    Es ist die Geschichte der Frauen im Hintergrund. Man nimmt sie nicht wahr, aber sie bekommen alles mit und ziehen oft die Fäden. Doch den Ruhm ernten die Männer, dafür gehen sie sprichwörtlich über die Leichen der Frauen und (be)nutzen sie. Das wird bei den Sekretärinnen des CIA überdeutlich. Aber auch Olga steht immer hinter Boris, unterstützt ihn, sucht widerholt das Gespräch mit der Regierung und der Partei und warnt ihn, denn sie hat Angst. „Wenn der Westen das Buch ohne Erlaubnis der UdSSR veröffentlichen würden, dann würde sie ihn holen kommen – und mich dazu. Und diesmal würden man einen Aufenthalt von wenigen Jahren in einem Arbeitslager wohl kaum als ausreichende Strafe ansehen.“ (S. 210)

    Olga war mir nicht immer sympathisch, erschien manchmal zu berechnend. Ja, sie hat ihren Beruf für Boris aufgegeben und ist in den Gulag gegangen, um ihn zu schützen. Ja, sie erwartet nicht, dass er sich scheiden lässt um sie zu heiraten. Andererseits fordert sie Unterstützung von ihm ein – als Wiedergutmachung? Und sie lässt ihre Kinder bei ihrer Mutter. Olga ist auf jeden Fall eine Frau, die polarisiert und es dem Leser nicht leicht macht.

    Irina hingegen hat mich sofort fasziniert. Nach aussen ist sie die unauffällige Tippse, die Neue im Büro, die sich aus allem raushält. Sie hält sich selber für nichts Besonderes und ist überrascht, dass ihre Vorgesetzten mehr in ihr sehen. Die Arbeit als Spionin, der Adrenalinkick gefallen ihr extrem gut. Ausserdem findet sie ausgerechnet in der Agency ihre grosse Liebe – aber kann sie die auch (aus-)leben?

    Auch Boris Pasternak kommt bei Lara Prescott nicht ganz so gut weg. Er erscheint sehr wankelmütig und versucht immer, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Er ändert seine Entscheidungen mehrfach und verletzt Olga damit. „Das Buch war ihm sogar wichtiger als das eigene Leben. Es kam an erster Stelle, und das würde auch immer so bleiben, und ich fühlte mich wie eine Närrin, dass ich es nicht früher begriffen hatte.“ (S. 334) Ausserdem wird deutlich, wieviel besser er als einer von Stalins Privilegierten gegenüber den „normalen Menschen“ in der UdSSR lebt.

    Wenn ich das Buch in ein Genre einordnen müsste, würde ich es als Spionageroman bezeichnen. Die Autorin vermittelt sehr geschickt die angespannte politische Situation in der UdSSR, den Wettlauf mit der USA um technische Errungenschaften wie den ersten Flug zum Mond, und hat mich damit bis zum Ende gefesselt. Dazu kommen die beiden grossen, nicht immer glücklichen Liebesgeschichten, die mich sehr bewegt haben.
    Mir ging es wie einigen anderen Lesern, und ich habe das Buch zwischendurch immer wieder aus der Hand legen müssen, um die Handlung sacken zu lassen. „Alles, was wir sind“ ist für mich definitiv ein weiteres Jahreshighlight.

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  • 3 Sterne

    11 von 14 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Wedma _., 29.10.2019

    Als bewertet

    Die XXL-Leseprobe fand ich vielversprechend. Die Buchbeschreibung weckte ebenfalls hohe Erwartungen, die aber im Laufe der Geschichte leider kaum ihre Erfüllung fanden. Spätestens ab der Mitte habe ich gewünscht, die Autorin hätte ein anderes Thema gewählt und einen anderen Roman geschrieben.
    Abwechselnd wurden zwei Erzählstränge dem Leser dargeboten: Osten und Westen. Der Erzählstrang im Osten fängt 1949-1950 an und endet 1960-1961, der im Westen fängt 1956 an und endet dort im Sommer 1959. Die Geschichte im Osten erzählt, wie Pasternaks Roman Doktor Shiwago entstand. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung des Autors und seiner Muse Olga, ihrer Liebesbeziehung bis zu Pasternaks Tod. Die Story im Westen stellt dar, wie der Roman dort veröffentlicht und, nach Russland eingeschmuggelt, verbreitet wurde. Als Protagonistin wurde hier Irina gewählt, Tochter der russischen Emigranten, die im Stenotypistinnengrossraumbüro in der Agency, beim Geheimdienst, arbeitet. Diese Agency hat eine neue Waffe auserkoren, den neuen Roman von Pasternak, denn die Worte sind Waffen. Damals wie heute, muss man leider sagen.
    Der Kontrast in der Darstellung des Lebens im Westen und Osten trat deutlich hervor. Im Westen schien das Leben aus Partys und unbeschwertem Leben zu bestehen. Im Osten wurden hpts. Entbehrungen, Gewalt, Elend dem Leser serviert. Ein sehr düsteres Bild Russlands entsteht vor Augen der Leser. Die ausführlichen Beschreibungen von Olgas Verhaftung und all die beklemmend wirkenden Begebenheiten ihrer Zeit im Gefangenenlager, in Tagebuchform dargereicht, sorgen dafür. Das ganze Elend im Lager steht einem lebendig vor Augen.
    In der zweiten Hälfte schmelzen die Erzählstränge zusammen und erzählen davon, wie der in UdSSR verbotene Roman dorthin mithilfe von den Geheimdienstmitarbeitern eingeschleust wurde. Im östlichen Strang wurde gezeigt, wie die Sowjets mit der Veröffentlichung des Romans umgingen, welche Konsequenzen dies für seinen Erschaffer Pasternak und seine Muse Olga und ihre Kinder hatte.
    In der ersten Hälfte war ich noch von der Hoffnung beseelt, dass dies ein schöner Schmöker wird. Es ist aber eher ein Frauenroman mit propagandistischer Schlagseite geworden. Zwar hat er insg. gutes Niveau, stellenweise Humor, der Talent der Autorin ist in weiten Strecken gut sichtbar. Mir war hier aber einerseits zu viel von dem typischen Frauenroman-Kleinklein, all diese Gerüchte, wer mit wem in Irinas Büro der Stenotypistinnen ausgeht, das ständige Weggehen, Bars, Drinks, Partys etc. Eine Liebe, die damals in den USA verboten war, wie auch das gelegentliche auf Emotionen spielen und auf die Tränendrüse drücken kamen dann noch dazu. Zudem wurde ich hier zu oft von Perspektivwechsel überrascht: mal erzählt Irina, mal Sally, mal noch eine andere Figur, was mich auch jedes Mal zuverlässig aus dem Lesefluss beförderte.
    Meine Begeisterung hielt sich am Ende sehr in Grenzen. Insg. ist der Roman nichts anderes als ein Versuch, das düstere Feindbild Russland in den Köpfen der Leser zu festigen. Die Propagandamaschinerie läuft bereits seit paar Jahren. Der Erzählrahmen ist also vorgezeichnet, und die Autorin bedient ihn hier auch fleissig. Wenn man sieht, in welch dunkeln Tönen der in Russland spielende Erzählstrang gezeichnet ist, all die detailliert gezeichneten Missbrauchsszenen… Der vorgegebene Erzählrahmen wurde durch diese Schilderungen bloss künstlerisch untermalt. Darin kann man einige Meinungsmachegriffe erkennen, die z.B. Albrecht Müller in seinem neuen Buch „Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst: Wie man Manipulationen durchschaut“ beschrieben hat.
    Fazit: Man kann es lesen. Muss man aber nicht.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 06.12.2019

    Als Buch bewertet

    Kalter Krieg, Spionage und die grosse Liebe

    „Seit ihrer Entstehung als Nachfolger des OSS setzte die Agency immer mehr auf einen Propagandafeldzug mit sanften Mitteln – und griff zunehmend auf Kunst, Musik und Literatur zurück, um ihre Anliegen zu betonen, dass das Sowjetsystem keine freie Meinungsäusserung zuliess, dass der Rote Staat selbst seine besten Künstler behinderte, zensierte und verfolgte. Die Taktik: mit allen Mitteln Kulturgüter in die Hände von Sowjetbürgern zu schaffen.“, um sie damit aufzurütteln. „Und dann kam Schiwago“ – „von Boris Pasternak, dem berühmten lebenden Schriftsteller der Sowjetunion geschrieben worden, und das Buch war im Ostblock wegen seiner Kritik an der Oktoberrevolution, und wegen seiner sogenannten subversiven Ansichten verboten.“. Die neue Geheimwaffe der Agency.

    Im Roman wird man von einer Gruppe Stenotypistinnen empfangen, die nicht in irgendeinem Büro arbeiten, sondern in der Agency der CIA. Während für einige der Job als Tippfräulein mit der Hoffnung verbunden ist, eine Tür für einen besseren Job zu öffnen, gilt für: „Andere Frauen kamen nicht zur Agency, um ihre Laufbahn zu beginnen, sondern um sie zu beenden. Frauen, die vom Militärgeheimdienst OSS übrig geblieben waren, wo sie während des Krieges wahre Legenden gewesen waren, jetzt kaum mehr als überflüssige Relikte, die man in den Schreibpool oder ins Archiv oder an irgendeinen Schreibtisch in einer Ecke verbannt, wo sie nicht zu tun hatten.“. Für Irina, eine Tochter russischer Auswanderer, ist die Stelle so gut wie jede andere, um die Miete bezahlen zu können. Sie ahnt noch nicht, warum sie und die Tatsache, dass der Versuch ihres Vaters mit der Familie in die USA zu emigrieren in letzter Sekunde gescheitert und er inzwischen tot ist, für die Agency und ihre weitere Laufbahn von Bedeutung ist.

    Dann darf man mit einem Zeitsprung sechs Jahre zurück und nach Moskau reisen, um Zeuge zu werden, wie Olga, die Muse und Geliebte von Boris Pasternak festgenommen wird. Der Roman ist längst noch nicht fertig, doch das Interesse daran schon viel zu gross. Das System kann weder durch Zugeständnisse noch durch Gulag Olgas Loyalität Boris gegenüber brechen und ihr Informationen über den Roman entlocken. Aus fünf Jahren Haft werden nach Stalins Tod mittels Amnestie drei und als der Autor seine Muse zurückhat, bekommt der Roman endlich auch seine letzte Zeile. Für Olga glücklich darüber, dass sie nicht länger nur Geliebte neben der Ehefrau ist, sondern auch all seine geschäftlichen Angelegenheiten, die mit seinem Schreiben zu tun haben, übernehmen darf, beginnt ein Kampf um die Veröffentlichung des Romans.

    Als Leser darf man dann zeitlich gleichauf abwechselnd in den Osten und den Westen blicken, Zeichen des kalten Krieges, der Kampf um die Veröffentlichung des Romans, Spionagetätigkeiten, und bekommt die Geschichte hauptsächlich aus Frauenperspektive berichtet. Irina, die Stenotypistinnen und Olga erzählen alle mittels Ich-Perspektive, was mir gut gefallen hat. Klar Olga ist Boris Muse und Geliebte, da gehört auch eine Liebesgeschichte mit vielen Höhen, Tiefen, Hoffnungen und Enttäuschungen dazu, und auch um Irina, deren Leidenschaft für die Spionage richtig ansteckt, entspinnt sich eine Romanze, die Stoff für die Autorin und ihren Roman liefert.

    Gut hat mir gefallen, wie die Autorin die Rolle der Frau in dieser Zeit darstellt, was vor allem bei den Frauen in der Agency der CIA deutlich wird. „Dieselben Finger, die früher einmal den Abzug betätigt hatten, schienen nun besser für die Schreibmaschinen geeignet zu sein.“., im Krieg noch für den OSS so bedeutend, werden gut ausgebildete Frauen mit grandiosen Schulleistungen plötzlich zu Schreibkräften degradiert, die leitenden Stellen gehen, ganz unabhängig ob kompetent oder nicht, natürlich an die Männer. Nach aussen so unbedeutend, so unterschätzt, so für den männlichen Erfolg missbraucht, wird hier aber gezeigt, wie sie im Untergrund agieren und auch Fäden zusammenhalten können: „ Diese Männer glaubten, dass sie mich ausnutzen, doch es war genau umgekehrt; meine Macht lag darin, dass ich ihnen das Gegenteil vorgaukelte.“ Mit Olga wird auch ein Bespiel gesetzt, welch grosse Opfer sie bereit sind zu erbringen.

    Interessant, stellenweise sogar auch durchaus amüsant fand ich die Darstellung vom „Wettlauf im All, beim atomaren Wettlauf und beinahe jedem anderen Wettlauf“, für den gilt, dass sie „viel weiter hinter den Sowjets herhinkten, als wir gedacht hatten.“ So darf man in der Agency z.B. den Start von Sputnik I und II und die Reaktionen, die von grosser Geschäftigkeit und Entsetzen der leitenden Angestellten, bis hin zu humorvollen Versuchen mit selbst gebastelten Verstärkern fürs Radio mit dem Satelliten Kontakt aufzunehmen reichen, miterleben.

    Doktor Schiwago, den Namen habe ich im Ohr kann mich auch gut daran erinnern, dass meine Eltern über diesen Film viel geredet haben, als ich klein war. Ich muss zu meiner Schande allerdings gestehen, dass ich weder den Roman noch den Film kenne, deshalb konnte ich auch ziemlich unvoreingenommen an die Geschichte herangehen. Wenn man sich keine zentrale Bedeutung des Buches und Detailwissen zu dessen Entstehung und Bedeutung erwartet, so wie ich das tat, wird man hier von der Autorin auf keinen Fall enttäuscht. Wenn man sich dazu noch auf in meinen Augen gut gemachte Romanzen einlassen und für, mit einer gehörigen Portion Fiktion unterhaltsam verpackte, Fakten zum Kalten Krieg begeistern kann, kann man hier wie ich gebannt lesen und bekommt gelungene Unterhaltung.

    Der flüssig, durchaus einnehmende Schreibstil der Autorin hat mir von Anfang an sehr gut gefallen. Ihr gelingt es durch erschreckende Szenen zu berühren und zu entsetzen. Da wird schon mal von erfrorenen Zehen berichtet, die in den Schuhen steckenbleiben, als Olga gemeinsam mit anderen Frauen zu ihrem Umerziehungslager in Potma transportiert wird oder von Nonnen, die tagelang mit nackten Knien auf felsigem Untergrund verharren müssen. Ihr gelingt es auch gut die Atmosphäre einzufangen und Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Besonders habe ich da z.B. noch Irinas ersten Spionagetest im Kopf, herrlich unbedarft, aufgeregt und dann völlig im Erfolgsrausch. „Eine Blockade, die ihm Angst machte, so sehr, dass es ihn wie Nadeln in der Brust stach, Schliesslich wurden aus den Nadeln Messer,“ viele treffende Bilder verstärken diesen Effekt.

    Die Charaktere sind gelungen dargestellt, nur um zwei Beispiele auszuwählen: Am meisten Sympathien hatte ich sicher für Irina, die bodenständig ist, sich ihrer Wichtigkeit nicht bewusst, herrlich natürlich. Ich habe mich mit ihr gefreut, konnte mit ihre die zunehmende Begeisterung für Spionagetätigkeiten und auch die Schmetterlinge im Bauch fühlen. Olga ist für mich eher Typ interessante Frau mit vielen Facetten, keine die man sich zur Freundin wünscht. Für Boris tut sie alles, ist sie bereit alles zu geben, sogar ihre Kinder lässt sie dafür im Stich, was mir persönlich einen Stich versetzt hat. „Einmal hörte ich zufällig, wie Mitja meine Mutter versehentlich Mama nannte, und anstatt es als Verrat zu empfinden, verspürte ich Erleichterung.“ Gleichzeitig bewundere ich aber auch ihren Einsatz für ihre grosse Liebe und den Roman, bei dem sie beweist, wie stark Frauen sein können.

    Alles in allem hatte ich, mit nicht mehr Erwartungen als gute Unterhaltung und einige gut verpackte Fakten zum Kalten Krieg hier wirklich fesselnden Lesestoff, der auch noch fünf Sterne von mir bekommt.

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ivonne B., 08.11.2019

    Als Buch bewertet

    Der Roman von Lara Prescott dreht sich um Boris Pasternaks "Doktor Shiwago". In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts herrscht der Kalte Krieg zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und dem sogenannten Ostblock, angeführt von der Sowjetunion. Pasternaks Buch sorgt für eine Menge Zündstoff, denn die Sowjets wollen sein Erscheinen um jeden Preis verhindern, während die CIA darin eine Waffe sieht, die in der UDSSR den Widerstand zum Leben erwecken soll.
    Doch auf auf das Leben einzelner Menschen hat das Buch erheblichen Einfluss. Da wäre zum einen Olga, Pasternaks Geliebte, die grosses Leid erdulden muss, weil sie sich zu dem Autor und seinem Werk bekennt.
    In den USA wird die junge Irina, deren Vater vom Sowjetischen Geheimdienst ermordet wurde, in der Zwischenzeit zur Agentin ausgebildet, die dazu beitragen soll, "Doktor Shiwago" unter dem russischen Volk zu verbreiten...

    Prescotts Roman ist sehr fesselnd geschrieben. Man erfährt viel über das Leben und die Unterdrückung in der Sowjetunion und über die Geschichte, die sich um Pasternaks Roman rankt. Durch den Wechsel der Erzählperspektive in beinahe jedem Kapitel bekommt man gute Einblicke in die Gedankenwelt der Protagonisten und erlebt ihre Gefühle hautnah mit. Man lernt die beiden Seiten, den Osten und den Westen, kennen und auch die Menschen, die auf den jeweiligen Seiten stehen. Alles in allem ein sehr gelungener Roman um ein interessantes Thema.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Johann B., 08.11.2019

    Als eBook bewertet

    Schreiben der Staatsmacht Russlands an die Kommission, die für die Verleihung des Nobelpreises verantwortlich ist:

    „Sie und diejenigen, die diese Entscheidung getroffen haben, haben den Fokus nicht auf die literarische oder künstlerische Qualität des Romans gelegt, und das ist nur zu deutlich, da er keine besitzt. Sondern auf seine politischen Aspekte, da Pasternaks Roman die sowjetische Wirklichkeit verzerrt wiedergibt. Die sozialistische Revolution und den Sozialismus und das sowjetische Volk verunglimpft.“

    Plötzlich sind sie da, die Herren in schwarz. Sie packen den Inhalt von Olgas Schreibtisch in einen Karton, und verstauen ihn und die junge Frau in eine schwarze Limousine. Dabei gehen sie sehr grob mit ihr um. Sie kommt in die Lubjanka, ein Haus der Staatssicherheit. Dort wird sie in grober Weise verhört und erleidet zudem auch noch eine Fehlgeburt.

    Olga, das ist die Geliebte des grossen Boris Pasternak und die beiden sind die Hauptdarsteller in dem Buch Alles, was wir sind von #LauraPrescott. Die Männer der Staatssicherheit wollen wissen, was es mit dem neuen Roman des Autors auf sich hat. Dr. Shiwago, so lautet der Titel und angeblich ist es ein Werk gegen das Regime.
    Diese drei Fragen hört die Inhaftierte immer wieder:

    - Worum geht es in dem Roman?
    - Warum schreibt er ihn?
    - Warum beschützt Olga ihn?
    und ihre Antworten lauten stets: Ich habe keine Ahnung.

    Pasternak lebt mit seiner Ehefrau in der Kolonie Peredelkino, die von Stalin extra für Schriftsteller gebaut wurde. Während der Haft Olgas erleidet er einen Herzinfarkt und kann ihr nicht helfen. Obwohl die Haftstrafe zunächst auf fünf Jahre festgelegt wurde, darf Olga bereits nach drei Jahren gehen. Obwohl Olga danach bettelt und fleht, dass Boris sich von seiner Frau trennt, diesen Schritt geht er nicht. Dennoch hält sie an ihm fest und stet zu ihm, wo ihn alle angeblichen Freunde verlassen.

    Laura Prescotts Buch ist mehr als ein Roman. Es ist ein Buch, welches voll historischer Fakten ist. Dass Dr. Shiwago damals auf dem Index stand, das wusste ich schon. Aber die Zusammenhänge sind mir erst nach dem Lesen dieses Romans so richtig klar. Das gefiel mir sehr gut. Einen Stern Abzug gebe ich, weil die Geschichte der beiden Frauen Sally und Irina nicht so recht zur eigentlichen Story passen.

    Das Cover hebt sich wohltuend von den momentan üblichen Titelbildern ab. Aussagekräftig und dennoch schlicht, so mag ich sie besonders gerne.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Furbaby_Mom, 09.02.2020

    Als Buch bewertet

    Anders als erwartet.

    "Alles, was wir sind", erschienen im Rütten & Loening Programm des Aufbau-Verlags, war der erste Roman, den ich von Autorin Lara Prescott lesen durfte und noch ehe ich die Lektüre überhaupt begann, kam ich nicht umhin, die überaus hochwertige und optisch aufwendige Buchausstattung zu bestaunen. – Ein bedruckter Folienumschlag, der sich wunderbar vom ebenfalls bedruckten Buchdeckel abhebt, ein edles Innencover, ein Lesebändchen…nobler geht es kaum. Es wird sofort deutlich, dass dieses Werk sich von der Masse der anderen aktuell veröffentlichten Bücher abheben wird. - "Episch!", ging es mir durch den Kopf und genau solch eine Begeisterung erwartete ich mir auch vom Inhalt. Im Vorfeld hatte ich schon viel von diesem auf wahren Tatsachen beruhenden Roman gehört, der bereits seinen internationalen Siegeszug angetreten hatte.

    Vielleicht kennt nicht jeder Leser den Namen Boris Pasternak, aber sein Lebenswerk, der Roman "Doktor Shiwago", dessen Verfilmung Mitte der Sechziger Jahre gleich fünf Oscars gewann, ist ein Stück Kulturgeschichte. Tatsächlich sollte in der damaligen Sowjetunion die Veröffentlichung Pasternaks Romans mit allen Mitteln verhindert werden, wovon nicht nur er selbst, sondern vor allem seine Geliebte (und Muse) Olga Iwinskaja betroffen war. Trotz mehrerer Jahre Gefangenschaft, die sie aufgrund ihrer Bekanntschaft mit Boris in einem weit von Moskau entfernten Gulag unter desaströsen Bedingungen verbringen muss, bleibt sie ihm treu und unterstützt ihn in seinem Schaffen. In den USA leitet die CIA derweil eine sanfte Propagandawelle ein, indem sie gedruckte Exemplare des Romans heimlich nach Russland zurückschmuggeln will, um die Menschen dort aufzurütteln und somit das Sowjetregime quasi von innen, vom eigenen Volk ausgehend, zu schwächen.

    Erzählt wird sowohl aus Ost- als auch aus West-Perspektive, jeweils mit immer wechselnden Protagonisten als Hauptstimme des jeweiligen Kapitels. Insbesondere die Beleuchtung des Alltags und der Spionagetätigkeiten diverser Agenten/-innen in den USA fand ich unheimlich spannend, da das alte Washington D.C. der 50er Jahre faszinierend real von der Autorin zum Leben erweckt wurde, auch im Hinblick auf die damalige Gesellschaftsordnung. Frauen waren noch weit von der heutigen Gleichberechtigung entfernt und vor allem in den Kapiteln der Stenotypistinnen wird dies deutlich. Die junge Irina wird aufgrund ihrer russischen Abstammung von der Agency für Spionagetätigkeiten angeworben und von der charismatischen Agentin Sally (die meine Lieblingsfigur in diesem Roman war) entsprechend ausgebildet. Hierbei lag der Fokus allerdings grösstenteils auf Irinas Privatleben – sie verliebt sich in jemanden, mit dem eine Beziehung unmöglich scheint…

    So interessant die Hintergrundgeschichte zur Veröffentlichung des legendären Romans Pasternaks ist, so fremd blieben mir die Charaktere in Lara Prescotts Werk. Möglicherweise lag es an der Vielzahl der Figuren oder am permanenten Wechsel der Erzählstimme - oftmals hatte ich zu Kapitelbeginn Probleme zu erkennen, aus wessen Perspektive gerade erzählt wird. Beinahe alle Protagonisten waren mir schlichtweg unsympathisch. Olga opfert ihr Lebensglück auf mehr als nur eine Weise für Boris (- der wiederum nur für seinen Roman lebt -), vernachlässigt sogar ihre Kinder darüber. Boris Pasternak mag ein grosser Schriftsteller gewesen sein, aber menschlich wird er hier als selbstsüchtiger, rücksichtsloser Narzisst dargestellt; sein Erfolg geht ihm über alles, bedeutet ihm mehr als Olga. Sein Ego ist ihm wichtiger als Olgas Sicherheit, wichtiger als das Wohl seiner (sowie ihrer!) Familie. Ich hätte Olga vor Wut über ihre devote, naive Haltung ihm gegenüber am liebsten schütteln wollen!

    Über das Werk "Doktor Shiwago" hatte ich mir insgesamt mehr Detailinformationen erhofft. Warum genau war der Roman der Sowjetregierung solch ein Dorn im Auge? Welche Kritik hat er am Staat geübt? Stattdessen nahmen allerlei 'Nebenschauplätze' einen dermassen grossen Raum ein, dass die Hauptthematik etwas verblasste und die Geschichte mich letztlich nicht so fesseln konnte, wie ich es mir erhofft hatte. Speziell im Mittelteil zogen sich einige der Passagen in die Länge und lenkten vom Hauptfokus ab. Leider hat der wundervolle, mal poetisch schöne, mal nüchterne Schreibstil der Autorin nicht ausgereicht, um diese negativen Punkte auszugleichen. Den realen, in die fiktive Rahmenhandlung eingebetteten geschichtlichen Fakten liegt gewiss eine aufwendige Recherchearbeit zugrunde, das wird mehr als deutlich; dennoch hatte ich das Gefühl, als Leserin gerade mal an der Oberfläche der Informationen zu kratzen. Für Kenner von "Doktor Shiwago" ist das Werk sicherlich interessant, sozusagen als Ergänzung. Im allgemeinen Vergleich mit anderen historischen Romanen würde "Alles, was wir sind" (aufgrund der bereits angesprochenen Oberflächlichkeit und Emotionslosigkeit) allerdings den Kürzeren ziehen.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Glüxklaus, 03.01.2020

    aktualisiert am 03.01.2020

    Als Buch bewertet

    „Die Wahrheit, so bitter sie auch sein mochte, war, dass seine Worte ihm nicht mehr gehörten, sobald sie einmal draussen in der Welt waren“

    Diese Wahrheit bekommt Autor Boris Pasternak hart zu spüren: In der Sowjetunion der 50er Jahre arbeitet der Schriftsteller mit Leidenschaft an seinem ersten Roman „Doktor Schiwago“. Ein Roman, vor dem sich die Sowjetregierung berechtigterweise fürchtet, weil sie vermutet, dass darin die politischen Verhältnisse und die Auswirkungen der Oktoberrevolution stark kritisiert werden. Das Regime versucht Pasternak also daran zu hindern, den Roman zu vollenden. Um den Autor unter Druck zu setzen, schrecken die Herrschenden auch nicht davor zurück, seine Geliebte und Muse Olga unter grausamen Bedingungen in einem Arbeitslager zu inhaftieren. Doch der Schriftsteller lässt sich nicht beugen, beendet den Roman und versucht, ihn in der Sowjetunion zu publizieren. Ein aussichtsloses Vorhaben. Im Westen erkennt währenddessen die CIA in den USA das Potenzial des Romans und möchte ihn als Waffe gegen das Sowjet-Regime einsetzen. Er soll heimlich wieder in die Sowjetunion geschmuggelt, dort unters Volk gebracht werden und Misstrauen der Regierung gegenüber schüren. Lara Prescotts Geschichte, spielt einerseits im Osten und beschreibt dort Olgas und Pasternaks Situation, andererseits im Westen, wo es um Mitarbeiter und Agentinnen geht, die an der Shiwago-Mission beteiligt sind.

    Vor langer Zeit habe ich Doktor Schiwago gelesen, keine leichte Kost. Ich habe mit dem Buch gerungen, empfand es aber als eines jener seltenen besonderen Bücher, die einen für lange Zeit beschäftigen und von denen man das Gefühl hat, dass sie etwas ganz Grosses, ein Meisterwerk, sind. Daher habe ich mich sehr auf Lara Prescotts Roman gefreut, deren Eltern es mit der Verfilmung des Buches anscheinend genauso erging. Schliesslich benannten sie ihre Tochter gar nach der Hauptfigur. Ich hoffte in dem Buch etwas vom „Geist“ von Pasternaks Original zu finden, das mich damals so fasziniert hatte.

    Schon die äusserliche Aufmachung fällt sehr positiv ins Auge, sie wirkt sehr hochwertig. Auch der Beginn des Romans schien meine hohen Erwartungen zu erfüllen. Die verschiedenen Perspektiven aus dem Osten und den Westen, der für mich schöne Erzählstil, das passte perfekt zusammen. Ich hoffte darauf, dass sich die verschiedenen Stränge im Verlauf des Romans zu einem harmonischen Runden Ganzen zusammenfügen würden und dass Pasternaks mit dem Nobelpreis prämierter Roman Doktor Shiwago, seine Entstehung, die Vorbilder der Protagonisten, sein Inhalt, seine Botschaft eine grössere Rolle spielen würde.
    Dies passierte aber nur bedingt.
    Über lange Strecken konzentrierte sich die Handlung auf den Westen, also die Mission, Doktor Shiwago im Osten zu verbreiten, ohne dass sich mir dabei die wahre eigentliche Bedeutung des heiss umkämpften Buches erschloss. Die Handlung um die mit der Mission betrauten CIA- Mitarbeiterinnen Irina und Sally vermochte es leider nicht, mich zu fesseln und wirkte irgendwie hölzern. Überhaupt empfand ich für die Figuren des Romans wenig Sympathie. Pasternak wurde für mich in diesem Buch regelrecht entzaubert, wird er doch als eigensüchtiger, narzisstischer alter Mann dargestellt, der sich gerne im Selbstmitleid suhlt. Auch die anderen Protagonisten, ihre Gefühle und Beziehungen gingen mir nicht nahe.

    Zum Schluss läuft die Autorin noch einmal zur Hochform auf und gelangt meines Erachtens zu einem versöhnlichen und stimmigen Ende. Trotzdem kompensiert das die Schwächen des Mittelteils, die unnötigen langwierigen Passagen über die trockene „Mission Shiwago“ nicht. Der Funke sprang zu selten über, den Bezug zu Doktor Shiwagos und seinen Einfluss auf Prescotts Erzählung suchte ich über lange Strecken vergebens. Für mich wurde das grosse Potential der Geschichte leider nicht ganz ausgeschöpft. Vermutlich waren aber meine Erwartungen auch einfach viel zu hoch, denn selbstverständlich sind Pasternaks Fussstapfen eine Nummer zu gross für Prescott. Wer sonst bekommt schon für seinen ersten Roman gleich einen Literaturnobelpreis verliehen?
    Betrachte ich diesen Roman weitgehend unabhängig von seinem grossen „Vorbild“, bereue ich es aber keineswegs, ihn gelesen zu haben und empfehle den Lesern, dieses Buch zuerst zu lesen und sich dann anschliessend an Shiwago in der Buch- oder Filmversion zu wagen.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gertie G., 28.10.2019

    Als Buch bewertet

    Dieser Roman ist während des Kalten Krieges angesiedelt, in dem sich die USA und die UdSSR bis an die Zähne bewaffnet gegenüberstehen. Es ist die Zeit der Spionage und Gegenspionage. Man arbeitet auf beiden Seiten an der Eroberung des Weltraums. Mit dem Sputnik haben die Sowjets vorerst die Nase vorn.

    Zahlreiche Sowjetbürger versuchen das Land zu verlassen. Nur wenigen gelingt dies. Familien werden auseinander gerissen.

    Soweit das historische Umfeld, nun zum Inhalt:

    Boris Pasternak schreibt an einem historischen Roman, der angeblich Regime kritische Passagen enthält. Doch statt den Schriftsteller direkt zu belangen, verhaftet man seine Geliebte Olga, verhört und verurteilt sie zu mehreren Jahren Lagerhaft. Obwohl Olga misshandelt wird und Boris‘ Kind verliert, schweigt sie über den Inhalt des Romans.

    Parallel dazu versucht der Westen dieses Werk in die Finger zu bekommen. Das Credo lautet „Worte sind Waffen“. Federführend in den USA ist der als „Agency“ bezeichnete Geheimdienst, dem neben den üblichen männlichen Spionen auch zahlreiche, gut ausgebildete Frauen, die häufig als Stenotypistinnen getarnt, angehören.

    Als es gelingt, ein Exemplar aus der UdSSR herauszuschmuggeln, wird das Buch vorerst in Italien gedruckt. Anlässlich der Weltausstellung in Brüssel 1958 werden, hunderte Exemplare auch ins Russische übersetzt und wieder in die UdSSR zurück geschmuggelt. Hier hat die Agency wieder ihre Finger im Spiel. Der Erfolg lässt sich nicht mehr aufhalten. Doch als Pasternak den Literaturnobelpreis erhält, eskaliert die Situation.

    Meine Meinung:

    Dieses Buch ist nicht ganz einfach zu lesen. Die Idee, rund um den Schriftsteller Boris Pasternak und seinen „Dr. Schiwago“ einen Roman zu schreiben finde ich sehr gut. Allerdings pendelt die Autorin immer wieder zwischen der Liebesgeschichte (Olga/Boris) und dem Spionageroman hin und her. Das, und die vielen detaillierten Beschreibungen der Menschen in der Agency, haben stellenweise die Lust am Weiterlesen eingeschränkt.
    Gut gelungen, wenn auch mehr Aufmerksamkeit erfordernd, ist der Wechsel zwischen USA und UdSSR. Anhand der angeführten Jahreszahl und der Ortsangabe, weiss der Leser immer, wann und wo er ist. Nicht ganz so klar ist die Perspektive, da es mehrere „Ich-Erzählerinnen“ gibt.

    Warum Olga nach wie vor bei dem verheirateten Pasternak bleibt, obwohl der sie und ihre Kinder mehrmals der Gefahr wieder verhaftet zu werden, verstehe ich persönlich ja nicht. Wahrscheinlich verbindet die beiden ein Abhängigkeit, die für Aussenstehende kaum zu verstehen ist.

    Gut gelungen ist die Darstellung der beklemmenden Lebensumstände in der UdSSR.
    Die latente Gefahr, wegen eines angeblich Regime kritischen Satzes verhaftet zu werden, ist deutlich spürbar. Dagegen scheint das Leben in den USA ein ständiges Party-Leben zu sein.

    Der Schreibstil ist stellenweise sperrig und viel zu detailverliebt. Denn, ob Sally mit BH ins Bett geht, weil sie meint, ihre Brüste würden schlaff, ist für die Handlung bedeutungslos. Solche Stellen gibt es häufig, verwirren aber nur. Möglicherweise liegt es auch an der Übersetzung.

    Fazit:

    Ein nicht ganz leicht zu lesender Roman, der weder Liebes- noch Spionageroman ist. Leider kann ich dafür nur knappe 3 Sterne vergeben.-

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  • 2 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Daniela H., 31.01.2020

    Als Buch bewertet

    Auf dieses Buch war ich wahnsinnig gespannt. Das Thema hat mich sehr interessiert und auch die Leseprobe hat mich total angesprochen.

    Als das Buch dann bei mir ankam, war ich wirklich verzaubert. Es ist wunderschön, mit seinen haptischen Elementen, mit dem durchsichtigen Buchcover und dazu gab es auch noch ein Heftchen mit Informationen und ein Notizheftchen. Wirklich wunderschön.

    Und dann habe ich angefangen zu lesen und muss zugeben, dass ich mich wirklich schwergetan habe. Nicht, dass es schwer zu lesen wäre, im Gegenteil. Aber irgendwie schafft das Buch es einfach nicht, mich in seinen Bann zu ziehen.

    Es wechselt zwischen verschiedenen Ich Erzählerinnen, und dadurch stockt der Lesefluss immer wieder, weil es oft nicht sofort klar ist, um wen es sich handelt.
    Die Kapitel, die sich im Westen abspielen, sind oft sehr ausgeschmückt, aber vieles ist gefühlt irrelevant, was zum reinen Überfliegen verführt hat.

    Die Story um Pasternak und Olga ist okay, es wird ganz gut vermittelt, wie die Zustände dort gewesen sind, aber irgendwie berührt es mich als Leser nicht wirklich.
    Es ist mir nicht gelungen, einen emotionalen Zugang zu den Protagonisten zu finden.

    Ich muss zugeben, dass ich das Buch am liebsten beim Lesen abgebrochen hätte. Ich musste mich regelrecht zum Lesen zwingen. Und aufgrund der Werbung, die zu diesem Buch gemacht hat, bin ich enttäuscht. Mehr Schein als Sein.

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  • 4 Sterne

    8 von 14 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    gagamaus, 27.10.2019

    Als Buch bewertet

    Pasternak schreibt an seinem regimekritischen „Dr. Schiwago“. Das Politbüro in Moskau ahnt, dass das Buch nicht in ihrem Sinne sein könnte und möchte genaueres erfahren. Sie inhaftieren Pasternaks Geliebte Olga und verhören sie. Allerdings erfolglos, da sie schweigt.

    Auf der anderen Seite versucht der CIA genau dieses Buch in die Finger zu bekommen, eben weil sie es als literarische Waffe im Kalten Krieg gegen Russland verwenden wollen. Das Manuskript wird später tatsächlich hinausgeschmuggelt und in Italien herausgebracht.

    „Alles was wir sind“ ist ein anspruchsvolles Werk. Ich hatte streckenweise das Gefühl, dass die Autorin nicht genau wusste, was sie für ein Buch schreiben wollte. Dass über eine grosse Liebe, dass über den kalten Krieg oder doch einen Agenten-Spionage-Roman. Die teils abrupten Wechsel nehmen immer wieder die Spannung aus der Geschichte. Ich habe mich in der Mitte etwas zwingen müssen, weiter zu lesen. Am Ende zieht der Plot an und dank der starken Frauenfiguren gewinnt das Buch nochmal an Dramatik.
    Etwas schwergängig und sperrig.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    skandinavischbook, 30.11.2019

    Als Buch bewertet

    Meine Meinung:
    Dieser Roman beschäftigt sich mit dem überaus spannenden und ereignisreichen Leben, 1950 und 1960er Jahren und bildet eine Symbiose aus Fiktion und gut recherchierten Ereignissen der Historie.

    Auf ca. 475 Seiten wird uns ein Leben voller Höhen und Tiefen dargeboten, im Zeitgeschichtlichen Kontext des Kalten Krieges. Dies Alles schildert die Autorin, durch die Augen einer beeindruckenden Persönlichkeit, auf einer gut recherchierten Basis, mit einem Feingefühl für ihre Charaktere, wie man es nur bewundern kann. Denn Lara Prescott haucht jeder Person Leben ein, ohne dass diese überzeichnet wirken und dabei sind siie so authentisch und glaubhaft, dass man diese vor sich sieht. Ihre Schilderungen der grossen Städte der Welt und der damaligen Gesellschaft, stehen diesem in nichts nach.

    Doch was dieses Buch so aussergewöhnlich und zu einem wahren Lesegenuss macht, ist der entzückende Schreibstil, der einen von der ersten Seite an gefangen nimmt und einen als Leser wohlig umhüllt, sodass man sich in die Geschichte fallen lässt und beinahe vergisst ein Buch zu lesen, sondern einfach nur das Lesen und die Lebensgeschichte der Sowjetunion geniesst.
    Denn deren Leben bietet uns Lesern einen Ausblick auf die grossen Emotionen, auf die grossen Schritte eines Lebens, aber auch auf die grossen Niederlagen, die man durchlebt und genau dieser Umstand lässt uns Leser mitleiden und dieses Buch gerade zu lieben und verschlingen.

    Mein Fazit:
    Ein herausragend gutes Buch und für jeden Liebhaber guter Literatur nur zu empfehlen!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philo, 09.12.2019

    Als Buch bewertet

    Das Buch hat diese aufwendige und wertvolle Aufmachung wirklich verdient. Es ist ein ganz besonderes Buch. Schon in jungen Jahren zu meiner Schulzeit war ich von Boris Pasternak fasziniert und habe vor allem seine Gedichte geliebt und teilweise auswendig gelernt. Ich kann nachvollziehen, dass die Autorin auf den Spuren von Boris Pasternak das Geheimnis um die Veröffentlichung von Doktor Schiwago in ihrem Debutroman verarbeitet hat. Hierzu hat sie jahrelang recherchiert, und mit "Alles was wir sind" ist ihr ein wahres Meisterwerk gelungen.

    Boris Pasternak und seine Geliebte Olga, der er mit Lara in Doktor Schiwago ein Denkmal gesetzt hat, sind die tragischen Figuren des Romans. Olga wird zu jahrelangem Straflager verurteilt, weil sie sich weigert, Inhalte aus Doktor Schiwago preiszugeben. Die Veröffentlichung des Romans soll mit allen Mitteln verhindert werden. Auf welche Weise das Buch dennoch seinen Siegeszug antrat und Weltruhm erlangte, hat die Autorin in beeindruckender Weise beschrieben.

    Dieses Buch ist nicht nur die Liebesgeschichte zwischen Olga und Boris, es ist auch ein Spionageroman, der die Zeiten des Kalten Krieges zwischen Ost und West widerspiegelt. Während im Osten alles darangesetzt wurde, die Veröffentlichung des Buches zu verhindern, wurde es zunächst in Italien und später in Amerika veröffentlicht und als politisches Druckmittel benutzt.

    Ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben. Ich habe viel Neues erfahren und viel gelernt über die Kraft des geschriebenen Wortes. 5 wohlverdiente Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Maike R., 24.11.2019

    Als Buch bewertet

    „Und wir verloren kein Sterbenswörtchen über die Dinge, die wir taten, nachdem wir jeden Tag unsere Schreibmaschinen abgedeckt hatten. Denn anders als manche Männer wussten wir unsere Geheimnisse zu hüten.“

    Russland, Anfang der 50er Jahre. Der Schriftsteller Boris Pasternak arbeitet seit Jahren an seinem Meisterwerk „Doktor Schiwago“ – sehr zum Missfallen der politischen Elite, die das Werk als antisowjetisch betrachtet. Schnell gerät auch Olga Iwinskaja, Boris Muse und Geliebte, ins Fadenkreuz Stalins Männer.
    Währenddessen versucht Irina Drosdowa verzweifelt auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt Fuss zu fassen, als die CIA auf die junge Frau mit dem tiefen Groll auf ihr Herkunftsland, das vor Jahren ihren Vater ermordete, aufmerksam wird. Irina wird tief hineingezogen in einen Strudel aus Macht und Intrigen und wird schliesslich selbst zu einer Key Playerin im neusten Coup der CIA: sie soll helfen das durch die Sowjetunion verbotene Werk Pasternaks „Doktor Schiwago“ in Russland zu verbreiten. Denn auch das Wort ist eine Waffe im Kalten Krieg.

    Was sich im ersten Moment nach blühender Fantasie auf Seiten der Autorin anhören mag, ist das Ergebnis jahrelanger Recherche. Erst 2014 veröffentlichte die CIA ihre Akten zur Affäre „Doktor Schiwago“ und bestätigte damit Jahrzehnte später die Verschwörungstheorien des sowjetischen Propagandaapparats.

    Prescotts Erstlingswerk lässt sich nur schwer in eine Schublade stecken. Geschickt jongliert die Autorin Elemente aus den Bereichen historischer Roman, Agententhriller und Liebesgeschichte und schafft damit ein spannendes Geflecht abseits der typischen Genres. In Lara Prescotts Roman geht es um Macht, um Literatur, um Freiheit, um die Akzeptanz Homosexueller. Letztendlich ist „Alles, was wir sind“ in meinen Augen aber vor allem ein Buch über starke Frauen in der männerdominierten Welt der 50er und 60er Jahre. Die Geschichte wird überwiegend aus Sicht der weiblichen Protagonistinnen erzählt, denen oft grosse Teile der Wahrheit vorenthalten werden, die jedoch alle eine deutlich klareren Blick auf die Ereignisse haben, als den Männern auf beiden Seiten Recht wäre.

    Obwohl das Buch für mich einige Längen hatte - wohl auch dadurch bedingt, dass ich im Vorfeld etwas andere Erwartungen hatte (der Plan der CIA nimmt erst ab der zweiten Hälfte des Buchs Fahrt auf) – habe ich die Lektüre von „Alles, was wir sind“ sehr genossen. „Doktor Schiwago“ hat sich einen Platz auf meiner Leseliste verdient.

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  • 5 Sterne

    6 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Donna Vivi, 09.11.2019

    Als Buch bewertet

    Shiwagos abenteuerlicher Weg zum weltweiten Literaturerfolg

    Der Roman „Doktor Shiwago“ wird zur Zeit des Kalten Krieges für politische Zwecke benutzt: Boris Pasternaks Worte werden zu einer Waffe erklärt. Aus einem literarischen Werk – aus einer Liebesgeschichte – entsteht die Shiwago-Mission, ein amerikanischer Propagandazug gegen den Osten unter strenger Geheimhaltung. Das unveröffentlichte Manuskript wird aus Russland geschmuggelt, wo keine Möglichkeit besteht, es der Öffentlichkeit legal zugänglich zu machen. Die Wirkung der folgenden Ereignisse ist verblüffend.

    Die Autorin, Lara Prescott, stützt sich bei ihrem Roman auf freigegebene CIA-Dokumente, doch ihre Darstellung ist wesentlich mehr als die pure Schilderung sorgfältig protokollierter Handlungen. Vielmehr bettet sie die Tatsachen in eine detailreiche, authentische Umgebung, die sie mit realen Persönlichkeiten bevölkert. Im Hintergrund zeichnet sie ein präzises Gesellschaftsbild, das für die Jahre von 1949 bis 1961 typisch ist und die Unterschiede zwischen Osten und Westen klar definiert. Als Kulisse dazu dienen überwiegend Moskau, Peredelkino in Russland und Washington.

    Für Stimmung sorgen auf der einen Seite die lebhaften amerikanischen Agency-Stenotypistinnen, Geheimdienstmitarbeiter und Spione der alten Schule. Auf der anderen Seite entsteht grosse Sympathie und Verständnis dem russischen Volk gegenüber. Stille Alltagsszenen und angsteinflössende Machtspiele bringen die menschlichen Schicksale fühlbar nah.

    Die emotionale Liebesgeschichte aus „Doktor Shiwago“ (vor, während und nach der Russischen Revolution 1917) lässt sich in die gegebene Zeit (50er Jahre) übertragen, es gibt gut erkennbare Parallele mit dem wahren Leben Pasternaks, die menschliche Seite ist meisterhaft gefühlvoll hervorgehoben. Durchgehend fragt man sich: Könnte es tatsächlich so gewesen sein? Und ob es so gewesen ist, oder nicht, bekommt man mit „Alles, was wir sind“ eine bewegende, fesselnde Geschichte, die auf jeden Fall für anspruchsvolle literarische Unterhaltung sorgt.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ariettas Bücherwelt, 09.11.2019

    Als Buch bewertet

    Ein Buch geht um die Welt
    Ein Buch geht um die Welt


    Inhaltsangabe: Quelle Aufbau Verlag
    Es geht um Liebe.
    Es geht um uns.

    Der Kalte Krieg zieht auf, und Worte werden zu Waffen. Olga Iwinskaja, Geliebte des grossen Boris Pasternak, wird verhaftet. In Moskau will man verhindern, dass Pasternaks Roman Doktor Shiwago erscheint, doch Olga hält an ihrer Liebe zu Boris fest.
    Zugleich will die CIA mit einer einzigartigen Waffe den Widerstand in der Sowjetunion wecken – mit Literatur, mit Doktor Shiwago. Für die Mission wird die junge Irina angeworben und von der Agentin Sally ausgebildet. Es beginnt eine gefährliche Hetzjagd auf ein Buch, das den Lauf der Welt verändern soll.

    Eine grosse Geschichte über geheime Heldinnen, die Kraft der Literatur und – die Liebe.

    Meine Meinung zur Autorin und Buch
    Ich kann nur sagen WOW, mit diesem Debüt Roman ist Lara Prescott, ein grossartiges Werk gelungen. Man spürt bei jeder Zeile die man liest ihre Liebe und Faszination, zu dem Schriftsteller Boris Pasternak und seinem Meisterwerk „ Doktor Shiwago „ einer unvergesslichen Liebesgeschichte. In ihrer Recherche erfährt man, alles über das Buch, was mir vorher sogar nicht bewusst war, das Amerika und der Geheimdienst, ihre Finger im Spiel hatten. Der Roman war eine Art Kriegsführung, mit der Kraft und dem Glauben mit dieser Literatur, Russland in die Knie zu zwingen. Die beiden Erzählstränge im Westen, wie Osten sind hervorragend mit einander verwoben. Wir reisen von Washington DC, London, Paris, Brüssel nach Moskau und in das kleine Dorf Predelkino in Russland. Lernen Brois Geliebte und grosse Liebe Olga kennen, die ihn zu Lara in seinem Roman inspiriert hat. Beide Frauen erleiden das gleiche Schicksal. Im westlichen Teil sind einige Figuren Fiktiv, aber der grösste Teil beruht auf wahren Tatsachen. Ihr Schreib und Erzählstil, ist klar, kraftvoll und sehr mitreissend, sie versteht es einem in den Strudel der Geschichte zu ziehen, das man nicht mehr loslassen kann beim Lesen. Ein Buch das mich restlos begeistert hat, und viele Erinnerungen an den Roman und Film von Doktor Shiwago, wachgerufen hat. Es lief eine Art Kopfkino ab beim Lesen.

    Sehr berührt hat mich Olga, Boris Geliebte und Muse, die ihn zu der Figur Lara, in seinem Roman inspiriert hat, sie verkörpert diese Frau. Dreh und Angelpunkt ist der Roman, der in Russland verboten ist. Aber auch der Auslöser das man Olga bestrafte und für 3 Jahre ins Lager steckte, was sie dort erlitt, war schon schlimm und machte mich traurig, was für eine grausige Ironie des Schicksals.
    Ich glaube man wollte Boris damit bestrafen, das man ihm seine Muse entzog, und somit hoffte, das er den Roman aufgab. Es war ja nicht nur ein Lebensroman, er setzte sich ja auch sozial kritisch mit der Oktoberrevolution auseinander. Schon spannen, fast wie in einem Triller geht es weiter, über die Machenschaften, der Geheimdienste. Und so landen wir im Schreibpool, der CIA, der Agency , und lernen dort die Stenotypistinnen kennen, darunter auch die junge Irina, mit russischen Wurzeln , die man als Agentin für die Mission , Shiwago ausbildet, ihre Ausbilderin ist Sally. Ich konnte Irinas Aufgeregtheit nach empfinden, und wie es zu einer Art Sucht wurde. Ein Wettlauf im Westen beginnt, an das Manuskript von Pasternak zu kommen, um es als erster zu drucken. Irina wird zu Sendebotin, mit ihr reisen wir zur Expo 1958 nach Brüssel, wo man den Roman, mit 360 Exemplare, an Russische Bürger heimlich verteilen will, damit das Werk von ihnen gelesen werden kann, und der verbotene Roman zurück nach Russland findet. Ein Roman der einen Siegeszug um die Welt antrat, bei dem viele auf der Strecke blieben. Besonders Olgas Schicksal und das ihrer Familie hat es mir angetan. Aber ich habe sie auch für ihren Mut und Courage bewundert, wie sie sich für Boris Lebenswerk einsetzte, obwohl ihr bewusst war was ihr blühte. Aber auch Boris Schicksal, lies mich nicht kalt. Diese Menschen wurden ein Spielball der Mächte. Ein Roman der einem nicht kalt lässt, und mir unvergesslich bleiben wird.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gartenkobold, 01.12.2019

    Als Buch bewertet

    Debütroman - Leseempfehlung
    Die Autorin Lara Prescott hat einen wunderbaren Roman geschrieben, indem sie Fiktion und Wahrheit zu dem Roman von Boris Pasternak „ Dr. Shiwago“ verwoben hat.
    In Moskau wird 1949 die heimliche Geliebte des Autors Boris Pasternak verhaftet in Moskau und wandert für einige Jahre in ein Strafgefangenenlager… Zur gleichen Zeit wird in Washington Irina, Tochter russischer Einwanderer von der Geheimagentin Sally ausgebildet, denn die USA will den Roman von Boris Pasternak unbedingt aus der UDSSR in den Westen schmuggeln…
    Flüssig und leicht lesbar geschrieben, mit einem Stil, der den Leser von Beginn an mitzieht, mitnimmt in zwei völlig unterschiedliche Welten, dem Osten und dem Westen. Die Charaktere wirken authentisch, haben ihre Eigenheiten, die sie auszeichnen und die sie leben. Hervorragend beschrieben auch die damalige Gesellschaft in Ost und West, detailgetreu auch die grossen Städte der Welt zur damaligen Zeit. Man spürt bei Lesen eine gute Recherche der Zeit des „Kalten Krieges“ und man taucht als Leser ein in dieses Zeitgeschehen.
    Es ist aber auch ein Roman über die grossen Gefühle, die starken Emotionen, in die man beim Lesen eintaucht und auch die grossen Niederlagen erlebt und durchlebt man als Leser hautnah und gerade das macht diesen Roman so wunderbar, Lieben und Leiden vor dem Hintergrund des Zeitgeschehens.
    Mir persönlich hat der Roman gut gefallen, es war ein Lesegenuss der besonderen Art…ein herausragender Debütroman.

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  • 3 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    HK., 19.01.2020

    Als Buch bewertet

    Der Kalte Krieg zieht auf, und es ist gefährlich seine Meinung offen gegen den Kommunismus zu äussern. Worte in einem Roman können zu Waffen werden, das weiss auch die Sowjetische Führung und Olga Iwinskaja, die Geliebte des grossen Boris Pasternak bekommt die Strafe dafür und wird verhaftet. In Moskau will man so verhindern, dass Pasternaks Roman Doktor Shiwago erscheint, doch Olga lässt sich nicht einschüchtern und hält an ihrer Liebe zu Boris fest.

    Zugleich ergreift die CIA ihre Chance , mit einer einzigartigen Waffe den Widerstand in der Sowjetunion zu wecken – mit Literatur, mit Doktor Shiwago.

    Die junge Irina wird für diese Mission angeworben und von der Agentin Sally ausgebildet. Es beginnt eine gefährliche Hetzjagd auf ein Buch, das den Lauf der Welt verändern soll.



    Wer kennt ihn nicht , den weltberühmten Roman "Doktor Schiwago" ?

    Ich denke , das diese grossartige und bewegende Stück Literatur , wohl eines der bekanntesten Erzählungen ist und jedem Leser zumindest vom Inhalt her bekannt sein sollte .

    Wer aber kennt die Geschichte des Autoren Boris Pasternak und seiner Geliebten Olga Iwinskaja ? In Zeiten des Kalten Krieges werden Worte zu Waffen .Ohne den Inhalt jemals gelesen zu haben , wird der Roman als antikommunistisch und staatsfeindlich angesehen , weil Pasternak die Oktoberrevolution von 1917 und die Machtübernahme der kommunisten Bolschewiki , unter der Führung von Wladimir Iljitsch Lennin erwähnt.

    Worte, die von jedem gelesen, gehört und benutzt werden können , sind hinter dem "Eisernen Vorhang" mit Bedacht zu wählen . Worte haben die Macht sich in den Hirnwindungen festzusetzen , zu manifestieren und eine eigene Geschichte zu bilden , ohne das ein Aussenstehender etwas davon bemerkt . Das Volk könnte sich ein Beispiel an die Revolte der Vergangenheit nehmen und das verstösst gegen den Staat und ist verboten . Bevor das noch einmal passiert , wird alles was als staatsfeindlich angesehen wird verboten oder eliminiert . Daran hat sich leider bis heute noch nichts geändert

    Boris Pasternak hat nur eine einzige Geschichte publiziert .Mit der Veröffentlichung von Doktor Shiwago, hat er sich auf der ganzen Welt , ausser in Russland, dort war er verboten , als Schriftsteller einen Namen gemacht . Olga musste dafür mit mehreren Jahren Haft bitter bezahlen und er selbst wurde gemieden und sein restliches Leben lang gesellschaftlich ausgegrenzt .

    Pasternak geriet mit seinem Manuskript von Doktor Shiwago zwischen zwei Nationen und wurde so unfreiwillig zum Spielball der Macht .

    Die Sowjetführung fasste Romane als Mittel der Erziehung zum Kommunismus auf, der US-Geheimdienst als antikommunistisches Gegengift.

    Während der Russische Staat alles tat um die Veröffentlichung zu verhindern , unternahm der Amerikanische Geheimdienst alles um den Roman zu bekommen um ihn zu veröffentlichen und hinter die Grenzen des Eisernen Vorhangs zum russischen Volk zu schmuggeln.

    Die CIA hatte eine eigene Abteilung, die nur dafür das "Projekt Shiwago" zuständig gewesen ist .

    Eigens dafür würde die junge Russin Irina, von der erfahrenen Agentin Sally ausgebildet und in die Gesellschaft der Geheimdienste eingeführt .

    Die Geschichte erzählt aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten im ständigen Wechsel , abwechslungsreich vom Osten ab 1949 - 1961

    und vom Westen 1956 - 1959

    "Alles was wir sind" handelt von der einen, ganz grossen Liebe, die doch niemals die Erfüllung sein durfte ,die sie verdient gehabt hätte .

    Zehn Jahre aus dem Leben von Boris Pasternak und seiner Geliebten Olga und zehn Jahre Einblick in die Geschehnisse des Amerikanischen Geheimdienst und seiner Mitarbeiter.

    Mich persönlich haben die menschlichen Beziehungen am meisten angesprochen. Die ganzen Hierarchien ,Machenschaften und Abläufe innerhalb der CIA, war für mich nicht immer interessant genug . Einiges zog sich doch sehr in die Länge .

    Insgesamt lässt sich der Roman gut lesen , aber so richtig begeistert hat er mich nicht .





    Von mir gibt's 3 ½ Sterne ☆☆☆

    und eine Leseempfehlung für den Roman.

    Denn interessant sind die Hintergründe zum Autoren Boris Pasternak und zum Erscheinen des Roman Doktor Shiwago auf jeden Fall .

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  • 5 Sterne

    Gisela E., 07.02.2020

    Als Buch bewertet

    Ein Buch als Waffe

    Der Kalte Krieg prägt das Weltgeschehen. Boris Pasternak, gefeierter Autor der Sowjetunion, schreibt an dem Buch Doktor Shiwago, entgegen den Vorgaben des Staates. Seine Geliebte Olga Iwinskaja wird verhaftet und muss einige Jahre im Arbeitslager verbringen, doch die Liebe zu ihrem Borja bleibt bestehen. Währenddessen will die CIA den Widerstand in der Sowjetunion mit Literatur wecken – und was bietet sich dafür besser an als das Buch, das dort nicht erscheinen darf? Für diese Mission wird die junge Irina angeworben und von der Agentin Sally ausgebildet. Denn „Doktor Shiwago“ soll die Welt verändern…

    Die Autorin Lara Prescott hat einen wunderbaren Roman nach wahren Begebenheiten geschrieben, sie konnte mich schnell fesseln mit diesem Buch über die Kraft der Liebe und der Idee, ein Buch zur Waffe zu stilisieren. Gut gelungen ist es, die Zeit des Kalten Krieges durch ihre Erzählungen auferstehen zu lassen, die Gefahren, die hinter dem „Eisernen Vorhang“ lauerten, werden eindrücklich geschildert. Mehrere Erzählstränge zeigen dabei die Hintergrundgeschichte aus mehreren Perspektiven, das ist vor allem zum Einstieg etwas beschwerlich. Der Fokus bleibt aber sowohl bei den Geschehnissen im (politischen) Westen wie auch im Osten. Wie sich das dann kreuzt, wie sich so manches verselbständigt und seine Protagonisten überrollt, das fand ich spannend zu lesen. Dabei merkt man die akribische Recherche der Autorin zu einem Thema, das seinerzeit höchst explosiv war.

    Das Buch vereint mehrere Perspektiven, mal ist es mehr Agentenroman, mal mehr historischer Roman, mal mehr Liebesgeschichte. Diese Bestandteile sind dabei so kreativ miteinander verwoben, dass es mich gut unterhalten konnte. Sehr gerne vergebe ich alle 5 möglichen Sterne und empfehle das Buch weiter.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Mysaze, 21.10.2019

    Als Buch bewertet

    Ich erinnere mich, dass meine Oma in meiner Kindheit 'Dr. Shiwago' gelesen hat und ich immer total faziniert war von diesem Buch, deswegen hab ich mich umso mehr gefreut dieses Buch als Rezensionsexemplar lesen zu können.

    Die Autorin war mir bis dato noch nicht bekannt. Das Cover hat mich vor der ersten Sekunde an überzeugt und gefällt mir ausgesprochen gut.

    Zum Inhalt:

    Der Kalte Krieg steht bevor und Worte werden zu Waffen. Olga Iwinskaja, Geliebte des grossen Boris Pasternak, wird verhaftet. In Moskau will man verhindern, dass Pasternaks Roman Doktor Shiwago erscheint, doch Olga hält an ihrer Liebe zu Boris fest.
    Zugleich will die CIA mit einer einzigartigen Waffe den Widerstand in der Sowjetunion wecken – mit Literatur, mit Doktor Shiwago. Für die Mission wird die junge Irina angeworben und von der Agentin Sally ausgebildet. Es beginnt eine gefährliche Hetzjagd auf ein Buch, das den Lauf der Welt verändern soll.

    Ein tolles Buch, was mich von der ersten bis zur letzten Seite überzeugt hat. Neben einer tollen Geschichte sind viele Fakten eingebaut und runden das Buch zu einer perfekten Werk ab. Ich würde es jedem der gerne ein gutes Buch in Verbindung mit Geschichte mag zu 100 % empfehlen.

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  • 4 Sterne

    Webervogel, 30.12.2019

    Als Buch bewertet

    Starke Frauen

    Lara Prescotts mit einem schicken, transparenten Umschlag versehenes Debüt „Alles, was wir sind“ dreht sich um die Publikations- und Rezeptionsgeschichte des russischen Romans „Doktor Schiwago“. Und die hat es in sich: Von offizieller Seite versuchte man seinen Autor Boris Pasternak schon während des von 1946 bis 1955 dauernden Schreibprozesses zu stoppen und verhaftete dessen Geliebte und Muse, Olga Iwinskaja, die Jahre im Gulag verbrachte. Nachdem der Roman fertiggestellt worden war, wagte in der UdSSR kein Verlag die Veröffentlichung. Im Ausland wuchs dagegen das Interesse an dem Text: Unter anderem die CIA hatte ein Auge darauf geworfen, denn wenn man der russischen Bevölkerung einen Text zugänglich machen würde, die die eigene Regierung ihr vorenthielte, würde das hoffentlich zur Schwächung ebendieser beitragen.

    „Doktor Schiwago“ war also schon lange vor der Veröffentlichung des Romans ein grenzüberschreitendes Politikum. Autorin Prescott bringt es ihren Lesern nahe, indem sie die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählen lässt: Zum einen aus Olgas, der russischen Muse, die für den Text immer wieder ihre Freiheit aufs Spiel setzt. Auch Pasternak selbst kommt ab und zu zu Wort, aber nicht so häufig wie verschiedene CIA-Agentinnen, die von Washington aus versuchen, die Publikation des Textes in die Wege zu leiten. Und dann sind da noch die Stenotypistinnen; quasi der Schreibpool der CIA, bestehend aus überqualifizierten Frauen, die als bessere Sekretärinnen kurz gehalten werden – in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre war Karriere auch in den USA immer noch Männersache.

    Wie der amerikanische Geheimdienst versuchte, Literatur im Kalten Krieg zu instrumentalisieren, fand ich spannend zu lesen. Speziell bei dem CIA-Handlungsstrang wollte Prescott aber vielleicht zu viel: Hier geht es auch noch um das Privatleben einzelner Agentinnen, das interessant erzählt ist und wiederum für die damalige Zeit sensibilisiert, aber nichts mehr mit „Doktor Schiwago“ zu tun hat. Überhaupt kommt das Buch im Buch, um das sich im Roman doch alles drehen sollte, stellenweise etwas kurz: Welche Inhalte nun dafür sorgten, dass „Doktor Schiwago“ in der UdSSR nicht erscheinen dürfte, die Amerikaner die Veröffentlichung jedoch mit allen Mitteln vorantreiben wollten, wird nicht weiter benannt.

    „Alles, was wir sind“ liest sich ansonsten locker, gibt Einsichten in komplett unterschiedliche Lebenswelten und handelt von vielen starken Frauen, die sich nicht von ihren Wegen abbringen lassen. Ein Roman über die Macht der Literatur – ob der Text an sich die Politik jedoch wirklich auf irgendeine Art und Weise beeinflusst hat, lässt Prescott im Dunkeln.

    Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten.

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