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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lesbar, 24.09.2021

    Mit grosser Intensität und Empathie taucht Marco Balzano in seinem Buch „Wenn Ich wiederkomme“ ein in das Leben einer osteuropäischen Familie.

    Daniela lässt ihren Ehemann und ihre zwei Kinder zurück, um Ihnen, wie sie gehört hat, in Italien ein besseres Einkommen zu verschaffen. Doch wie ist dies für eine Familie, wenn die Mutter nur selten zurückkommt und die Familie mit Geld, Kleidung und den Neuesten Gadgets versorgt?

    Mit grosser Feinfühligkeit erzählt Marco Balzano aus Sicht des jüngeren Kindes, Manuel, wie eines Morgens Moma, die Mutter, einfache nicht, wie gewohnt, da ist. Angelica, die ältere Schwester, muss sich nun darum kümmern, dass ihr Bruder und Sie in die Schule kommen. Ihr Vater würde an diesem Abend sicherlich betrunken sein.

    Die Mutter erklärt den Kindern in einem Brief, dass Sie - um den Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen - eine Stelle in Mailand angenommen hat. Sie sei heimlich gegangen, da der Vater das niemals verstanden hätte.

    Manuel sagt seiner grossen Schwester: „Na ja, einmal im Jahr sehen, dass ist schon ein bisschen wie gestorben, finde ich“, und fühlt sich als Waise.

    Der Vater, Filip Matei, ist unberechenbar. Doch die erste Zeit sprüht er vor Enthusiasmus über, will mit dem aus Mailand gesendeten Geld das Haus ausbauen und renovieren. Er arbeitet fleissig daran und gibt sogar eine Überraschungsparty, als seine Frau das erste Mal im Sommer zurückkehrt.

    Nachdem die Mutter wieder weg ist, wird die Familie jedoch auf eine Kraftprobe gestellt, denn das erneute Durchhalten ohne die Mutter, die alles zusammenhält, ist sehr schwer.

    Dieser Roman ist sehr empfehlenswert.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sabrina H., 03.11.2021

    Um ihrer Familie, ganz besonders auch ihren beiden Kindern Manuel und Angelica eine bessere Zukunft in Rumänien bieten zu können, beschliesst Daniela ohne grosse Rücksprache mit diesen, ihr Glück als Pflegerin in Italien zu versuchen und so das dringend benötigte Kleingeld zu verdienen. Doch dass ihre Abreise nicht nur Gutes mit sich bringt, ist ihr in diesem Moment noch nicht wirklich bewusst. Nicht nur die Familie entfremdet sich immer mehr, auch Manuel leidet sehr darunter, als Heranwachsender nun auf sich alleine gestellt zu sein…
    Der neue Roman von Marco Balzano behandelt ein wirklich wichtiges Thema, dass nach wie vor in den Osteuropäischen Ländern mehr als präsent ist. Was die Beweggründe, die Hoffnungen der Frauen sind, die sich für diesen Weg der Arbeit entscheiden, wird in diesem Buch auf schlichte und doch anschauliche Weisse thematisiert. Dass dabei viele Kompromisse eingegangen werden müssen und nicht alles so rosig ist, wie es vielleicht scheint, wird ebenfalls mehr als deutlich. Der Schreibstil des Romans ist eher schlicht, beinahe nüchtern, doch ich für meinen Teil empfand ihn nicht als unpersönlich, ganz im Gegenteil, die Gefühlslagen der Personen konnten meiner Meinung nach wirklich gut vermittelt werden. In drei unterschiedlichen Abschnitten kommen dabei jeweils Manuel, Daniela und Angelica zu Wort, was dem Leser/ der Leserin einen guten Gesamteindruck der familiären und persönlichen Situation liefert. Für mich ein wirklich tolles Buch, das einerseits zum Nachdenken anregt, andererseits durch seine Schlichtheit punkten kann.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Mariola P., 30.09.2021 bei bewertet

    Daniela ist eine von die unsichtbaren Frauen aus Osteuropa welche in reicheren Ländern sich um die ältere Leute oder Kinder kümmern, sie hat ihre Familie gelassen in einem kleinen rumänischen Dorf, sie will das Geld verdienen und besonders den Kinder bessere Leben schenken.... aber ob bessere Leben heisst das Geld zu haben? , bessere Klamotte tragen ? neuste technische Schnick Schnack zu haben ? in privaten Schulen zu lernen? studieren ? ....hier kommt der grosse Zweifel, weil das was Daniela hat ihren Kinder geschenkt war bestimmt keine bessere Leben, aussen vielleicht ja aber innen alle haben gelitten und kein Geld ist die psychischen Schaden und inneren Leere wert.

    Wunderbares leises Buch lässt der Leser nach der Lektüre traurig und nachdenklich, der Autor schreibt einfach über wahre Leben und über einfachen Leuten mit ihren grossen Problemen . Die Geschichte ist in drei Strängen erzählt zu erst kommt der Sohn zu Wort und beschreibt die grosse Leere welche die Mutter gelassen hat, dann erzählt die Mutter warum sie hat das gemacht und am Ende kommen die Vorwürfe von die Tochter. Die Geschichte durch der Unfall ist sehr traurig , das ganze klebt im Kopf und bombardiert ganze Zeit mit Fragen - warum, wozu und was ist besser ?

    Mir hat sehr gut gefallen dass der Autor verurteilt niemanden, er erzählt, wir sollen lesen, nachdenken und die Wahrheit dort zu erkennen.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    solveig, 30.09.2021 bei bewertet

    Hoffnungen

    Er wollte eigentlich nur "die Geschichte einer Migrantin aus der heutigen Zeit erzählen" - entstanden ist ein wesentlich umfassenderer Roman. Marco Balzano schildert Danielas Aufbruch nach Mailand, um dort mit dem Verdienst aus ihrer Arbeit als Altenpflegerin ihre Familie in Rumänien zu unterstützen. Doch was empfinden ihre zurückgelassenen Kinder? Wie sieht ihr Weiterleben und das ihres Ehemannes aus? Unvorhergesehene Probleme treten auf, obwohl die Grosseltern sich nach Kräften bemühen und Angelica ihren jüngeren Bruder beschützt.
    Balzano lässt drei der betroffenen Personen zu Wort kommen. Da ist zunächst Manuels Stimme, die sehr intensiv erzählt, wie er die Trennung erlebt und wie sehr er leidet. Danielas Schilderung ihrer Zeit in Mailand und den damit verbundenen Problemen und Sehnsüchten folgt, und im Anschluss erfahren wir auch Angelicas Sicht auf die Verantwortung und die Erwartungen, denen sie selbst sich ausgesetzt sieht. Balzanos klarer Schreibstil spricht den Leser direkt an und zeichnet ein eindrückliches Bild. „Wenn ich wiederkomme“ ist ein berührender, vielschichtiger Roman, der eine exakte Recherchearbeit des Autors verrät.
    Alle drei Personen haben Hoffnungen und Träume - werden sie erfüllt? Wie hoch ist der Preis tatsächlich, den die Familie für Danielas (gut gemeinten) Entschluss, die Familie zeitweise für eine Arbeit im Ausland zu verlassen, zahlen muss?

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Barbara F., 21.10.2021

    Der Mann schon lange arbeitslos und dem Alkohol zugeneigt, die Kinder beide schulpflichtig, das Haus noch lange nicht fertig und das Geld ständig knapp.
    Das sind unter anderem die Gründe warum Daniela, die Mutter von Angelica und Manuel, ihre Familie quasi über Nacht verlässt und mit dem Bus nach Italien fährt um dort als Pflegekraft zu arbeiten.

    In drei Abschnitten wird die Situation zuerst aus der Sicht des Jugendlichen Manuel, dann aus Sicht von Daniela selbst und im dritten Teil aus Sicht von Angelica beschrieben.

    Das Cover hat mich nicht angesprochen, die Inhaltsangabe allerdings schon und auch den Schreibstil von Marco Balzano mochte ich bereits im Vorfeld und hab dieses Buch deshalb ausgewählt.
    In gewohnter Art ist der Text flüssig geschrieben und gibt viel Gelegenheit nachzudenken und einige Dinge zu hinterfragen.

    Das Buch hat meine Denkweise sehr verändert, bisher war ich der Meinung, dass es sich bei den ausländischen Pflegekräften um alleinstehende Frauen oder Frauen mit bereits erwachsenen Kindern handelt. Ich hab mir nie Gedanken darüber gemacht, was es für die zurückgebliebene Familie heisst, wenn die Frau/Mutter wochenland im Ausland arbeitet. Und auch was es für die Pflegekräfte selbst bedeutet solange fern der Heimat zu sein.
    Mein Respekt vor dieser Arbeit hat sich mit der Lektüre dieses Buches noch vergrössert.

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  • 5 Sterne

    4 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Barbara N., 14.10.2021

    Ich habe das Buch mit dem Herzen einer Mutter und den Augen eines Kindes gelesen. Der Autor schafft es eine ungeheure Nähe zu dieser Familie zu schaffen: zur Mutter, zum Vater, zur Schwester und zum Ich-Erzähler. Jede Person kommt einem sehr nah und man fühlt mit allen diesen Personen, versteht Seite um Seite mehr, was sie bewegt, was sie fühlen und warum das Leben sie zu dem gemacht hat was sie heute sind und wo sie heute stehen.
    Diese Nähe macht das Buch einzigartig. Dieses Buch ist voller Gefühl und bewegt und berührt tief die Herzen der Leser.
    Die Sprache des Autors is klar, voller Sinneseindrücke, Gefühle und tiefer Wahrnehmungen. Man schwingt sich schnell ein auf dieses Tempo und folgt wie magisch angezogen dem Erzählfluss Seite um Seite.
    Für mich ein grossartiges Buch, zugleich Familiengeschichte als auch Zeitdokument.
    Lesenswert!

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    bibliofreund, 26.11.2021

    Eine Mutter, die gezwungen wird, wegzugehen, um eine weit entfernte Pflegerin zu sein. Sie wurde nach Rumänien zurückgerufen, um ihrem halbwüchsigen Sohn nach einem Unfall beizustehen. Sie erzählt, was sie tun musste, um ihren Kindern eine Zukunft zu sichern. Ein Leben, in dem alte Menschen sterben, in der Illusion, bald nach Hause zu kommen, um alles dort wieder aufzunehmen, wo es aufgehört hat.
    Marco Balzano erzählt in seinem Roman realistisch von der Sicht derjenigen, die ihre Kinder als Waisen zurücklassen und sich im Ausland um die Eltern ihrer Kinder kümmern, die sie haben, sich aber nicht um sie kümmern können, und um die Kinder, die nicht mehr ganztags betreut werden können, weil sie Karriere machen müssen. In diesem unnatürlichen Schweigen zwischen Mutter und Kind sind die Wünsche, die Opfer, das Bedauern, die Schuldgefühle eines Lebens, das man sich anders wünscht, das man aber nicht ändern kann, denn es kommt eine Zeit, in der die einzige Möglichkeit bleibt, wegzugehen, auch wenn man es nur tut, damit man eines Tages wieder bei seinen Gefühlen sein kann. Rührend und sehr wahr. Ein Lebensstil, der so gesehen keiner ist.

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  • 5 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Glüxklaus, 15.11.2021

    Vom Zerbrechen einer Familie - ein aktuelles Problem aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet

    „Manchmal erscheint mir Liebe wie ein Luxus.“

    Daniela ist Mutter und lebt in einfachen Verhältnissen in Rumänien. Um ihren Kindern Angelica und Manuel eine gute Ausbildung ermöglichen zu können, zieht sie nach Mailand, wo sie einen alten Mann rund um die Uhr pflegt. Ihren Verdienst schickt sie nach Hause. Doch in der alten Heimat gibt es grosse Probleme. Ihr Sohn Manuel, der in der Pubertät steckt, tut sich in der Schule sehr schwer. Als auch noch sein geliebter Grossvater stirbt, verzweifelt er an der Situation und es kommt zu einem tragischen Unglück.

    Autor Marco Balzano schreibt klar und gut verständlich in der ersten Person. Er wechselt die Erzählperspektive, schildert das Geschehen zunächst aus der Sicht Manuels, dann aus Danielas und schliesslich aus Angelicas. Es wird chronologisch erzählt, was aktuell passiert, aber immer wieder fliessen auch Erinnerungen der Figuren in die Geschichte mit ein. Durch die unterschiedlichen Sichtweisen der Charaktere wird die Handlung im Verlauf um mehrere Aspekte erweitert. Eine Geschichte hat nie nur eine Seite, sondern stets mehrere und jeder Beteiligte wird sie anders erleben und erzählen. Das zeigt Marco Balzano mit seinem Roman sehr deutlich.

    Die drei Hauptfiguren werden vom Autor vor allem in Hinblick darauf, was Danielas Weggang für sie konkret heisst, dargestellt. Auch wenn der Autor in der Ich-Perspektive schreibt, werden seine Figuren recht sachlich beschrieben, sie „erreichten“ mich als Leserin nicht immer emotional. Daniela ist Mutter, sie ist für ihre Kinder verantwortlich. Verantwortung bedeutet für sie vor allem, seinen Kindern ein Leben ohne materielle Entbehrungen zu ermöglichen. Die Kinder sollen eine gute Ausbildung bekommen, sich nicht „arm“ fühlen müssen. Dafür arbeitet sie sehr hart, gönnt sich kaum eine Pause, ist für ihre Arbeitgeber immer verfügbar, „entwurzelt“ sich und riskiert, sich von ihren Kindern zum entfremden.
    Sohn Manuel „kämpft“ mit der Pubertät, zeigt sich emotional und impulsiv. Der Junge kommt ohne seine Mutter nur schlecht zurecht. Er verliert immer mehr Konstanten in seinem Leben, soll auf eine teure Schule gehen, obwohl er lieber die Landwirtschaftsschule besuchen würde. Er fühlt sich oft vollkommen alleine auf der Welt.
    Seine ältere Schwester Angelica „kapiert“ nach Manuels Ansicht „die Welt“, sie muss früh Verantwortung übernehmen, kommt zuverlässig ihren Pflichten nach, kümmert sich. Wie ein „Lastesel“ tut sie, was getan werden muss, ohne sich zu beschweren. Doch irgendwann muss auch der stärkste Mensch einmal schwach sein dürfen.
    Auf Danielas Mann Filip ist wenig Verlass. Aber Opa Mihal wird zum Fels in der Brandung, er sorgt sich um die Kinder und hat viele Lebensweisheiten in petto wie „Im Gehen löst man Probleme.“ Angelica erinnert sich an einen Satz von ihm: „Opa hat mal gesagt, wer sich wäscht und saubere Kleider trägt, der ist nie arm. Arm ist, wer den Dingen hinterherrennt, die alle wollen.“


    Dass osteuropäische Frauen ihre Familien verlassen, um in Italien oder anderen Ländern ältere Leute zu Hause zu pflegen oder andere körperlich anstrengende Tätigkeiten zu verrichten, ist sehr traurig, aber leider gang und gäbe. Ich habe mir bisher nie Gedanken gemacht, was das für die betroffenen Frauen und ihre Kinder wirklich bedeutet.
    Marco Balzano macht mit „Wenn ich wiederkomme“ auf dieses Problem aufmerksam. Er erzählt umfassend, mit welchen Schwierigkeiten die Familien der Pflegerinnen konfrontiert sind und stellt dabei immer wieder die Frage, was Liebe und Glück ausmachen. Was ist ein „besseres“ Leben? Braucht es materielle Sicherheit, um lieben zu können oder ist Liebe und füreinander Dasein nicht die Voraussetzung für echtes Glück? Kann man aus der Ferne lieben? Balzanos Figuren würden diese Fragen aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen sehr unterschiedlich beantworten und auch die Leserinnen und Leser werden sehr gründlich darüber nachdenken, wenn sie die komplette Geschichte gelesen haben. Fest steht aber, Danielas Entscheidung hat dramatische Folgen, kostet einen hohen Preis und verändert Identitäten. „Niemand gibt uns die Zeit zurück, die wir woanders verbracht haben.“ Besonders deutlich wurde mir während des Lesens wieder einmal eines. Von aussen betrachtet scheint es manchmal so einfach, über andere zu urteilen. Wer nicht selbst betroffen ist, kann viel leichter werten. Wichtig ist es aber, alle Seiten zu beleuchten, Verständnis für alle Beteiligten aufzubringen und hierfür leistet Balzano mit seinem bemerkenswerten Roman auf alle Fälle einen Beitrag. Diese Familiengeschichte musste genau so erzählt werden. Für mich ein lesenswertes und wichtiges Buch, das mich noch länger beschäftigen wird.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Barbara T., 09.10.2021

    Der Preis für ein besseres Leben

    Heimlich verlässt Daniela ihre Familie um in Italien als Altenpflegerin zu arbeiten. Der Job soll ihren Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen; eine gute schulische Ausbildung und ein Leben ohne finanzielle Probleme. Doch der 14-jährige Sohn Manuel und seine acht Jahre ältere Schwester Angelica können die Entscheidung ihrer Mutter nicht akzeptieren. Das Gefühl verlassen zu werden verstärkt sich, als kurze Zeit später auch der Vater weggeht, um in einem fremden Land nach Arbeit zu suchen.

    Auch Daniela ist in Italien unglücklich. Sie vermisst ihre Familie und leidet unter der spürbaren Ablehnung ihrer Kinder. Als sie vom schweren Unfall ihres Sohnes erfährt, fährt sie sofort nach Rumänien zurück.

    Im Krankenhaus weicht sie nicht vom Bett ihres schwer verletzten Sohnes ab und erzählt Manuel, der nicht ansprechbar ist, ihre Geschichte. Es ist eine bewegende Geschichte, die Danielas Beweggründe und ihre Pläne klar und überschaubar macht. Trotzdem kann mich Daniela als Mutter nicht überzeugen. Zwar kann ich ihre Gefühle und Ängste besser verstehen, aber mir fehlt das Verständnis für ihr Verhalten.

    Der Grund dafür ist mit aller Wahrscheinlichkeit der Anfang dieser Geschichte, der aus Sicht von Manuel im ersten Teil des Romans erzählt wird. Der Titel dieses Abschnitts „Wo bist du“ unterstreicht klar und deutlich, wie schmerzhaft Mutters heimliches Weglaufen für den 14-jährigen Manuel ist. Es ist der Teil des Romans, der mich am meisten berührt hat.

    Im dritten Teil des Buches kommt Angelica zu Wort. Auch bei ihr haben die Entscheidungen der Eltern tiefe Spuren hinterlassen und neue Weichen für ihre Zukunft gestellt.

    In dem Roman „Wenn ich wiederkomme“ spricht Marco Balzano einige wichtige Probleme unserer europäischen Gesellschaft an. Es ist vor allem die Migration auf der Suche nach Arbeit. Und es ist auch die immer älter werdende Gesellschaft, die Pflege und Betreuung benötigt. Diese undankbaren Aufgaben übernehmen vor allem Frauen aus den Ländern, in denen der Lebensstandard niedriger ist als in dem ersehnten „Traumland“. Im Roman von Marco Balzano ist Italien dieses Traumland. Danielas Traum vom angeblich besseren Leben in Italien bekommt den Namen „Italienkrankheit“.

    Nüchtern und kompromisslos erzählt Balzano von den schlimmen Nebenwirkungen dieser „Krankheit“, über ihre Auswirkung auf die Betroffenen und auf ihre Familien. Er skizziert schonungslose Bilder der harten Realität, bewegt zum Nachdenken und Wiedergutmachung.

    Ein bemerkenswerter Roman!

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 24.11.2021 bei bewertet

    Arbeitsmigration exemplarisch dargestellt
    Das Thema Arbeitsmigration hat Marco Balzano schon in einem früheren Roman aufgegriffen. In seinem Buch „ Das Leben wartet nicht“ ging es um Kinder aus dem armen Süden Italiens, die Mitte des 20. Jahrhunderts ihre Heimat verlassen haben, um im reichen Norden Arbeit zu finden.
    In seinem neuesten Roman geht es nun um das Heer der Frauen aus Osteuropa , die als Pflegekräfte in den wohlhabenden europäischen Ländern arbeiten und dort deren Sozialsysteme vor dem Kollaps bewahren. Was das für die Frauen und deren Familien bedeutet, zeigt er uns hier exemplarisch.
    Daniela ist eine dieser Frauen. Sie lebt in einem kleinen Ort in Rumänien. Die Zeiten sind hart. Die Ceaucescu- Diktatur hat ein kaputtes Land hinterlassen. Ihr Mann hat seine Arbeit in der Fabrik verloren, ihr Arbeitgeber ist mittlerweile zahlungsunfähig. Da entschliesst sich Daniela zur Flucht. Bei Nacht und Nebel reist sie nach Mailand , wo ihr eine Freundin einen Job als private Altenpflegerin besorgt hat. Zurück lässt sie ihren Mann und ihre beiden Kinder, den 12jährigen Manuel und die acht Jahre ältere Tochter Angelica. Der Schritt fällt ihr schwer, doch sie sieht keinen anderen Ausweg. Für ihre Kinder und deren Zukunft macht sie es; die sollen es einmal besser haben.
    Doch Manuel ist fassungslos. Er kann nicht verstehen, dass seine Mutter gegangen ist ohne ein Wort. Er verzeiht ihr das nicht und unterstellt ihr, dass sie sich in ein Italien ein schönes Leben machen will.
    Der Vater ist völlig überfordert mit der neuen Situation. Bald darauf verschwindet auch er, verdient nun sein Geld als LKW- Fahrer zwischen Polen und Russland. Angelica übernimmt die Mutterrolle für ihren jüngeren Bruder. Doch später zieht sie zum Studium in die Stadt.
    Manuel wechselt, dank des Geldes, das Daniela schickt, auf ein privates Gymnasium. Aber hier fühlt sich der Junge überhaupt nicht wohl. Ständig bekommt er zu spüren, dass er nicht dazugehört. Als bald darauf auch noch der Grossvater stirbt, der einzige Vertraute des Heranwachsenden, verliert Manuel jeglichen Halt und er begeht eine folgenschwere Dummheit.
    Diesen ersten Teil der Geschichte erfährt der Leser aus der Sicht Manuels. Nun, im zweiten und umfangreichsten Abschnitt des Romans, wechselt die Perspektive. Hier ist es die Mutter, die zu Wort kommt. Sie sitzt am Bett ihres im Koma liegenden Sohnes und erzählt ihm von ihrem Leben in Italien. Am Anfang ist sie völlig überfordert mit der neuen Aufgabe. Rund um die Uhr alte Menschen betreuen und pflegen, ist ein harter Job. Noch dazu, wenn man dafür überhaupt nicht ausgebildet wurde. Sie erzählt von der Ausbeutung als illegale Arbeitskraft, von Rassismus und Einsamkeit. Vier Jahre wird Daniela in Italien bleiben, arbeitet als Altenpflegerin oder als Kindermädchen. Dabei verlässt sie nie die Sehnsucht nach daheim, nach ihren Kindern. Doch sie spürt, dass sie nach und nach die Verbindung zu ihnen verliert. Die Telefongespräche werden immer kürzer und nichtssagender. Bei ihren seltenen Besuchen bringt sie Sohn und Tochter neue Handys und schicke Markenklamotten mit, aber Einfluss hat sie keinen mehr auf sie.
    Im dritten Teil sehen wir Danielas Fortgehen noch aus der Perspektive der älteren Tochter. Sie kommt emotional mit dem Verlust der Mutter besser zurecht, da sie schon ein eigenständiges Leben führt und auch eine stärkere Bindung zum Vater hat. Was sie überfordert ist die Erzieherrolle bei ihrem Bruder. Doch für Angelica scheint sich Danielas Einsatz gelohnt zu haben. Sie hat ihr Studium erfolgreich abgeschlossen.
    Dass sich der Autor für drei Perspektiven entschieden hat, gibt ihm die Möglichkeit, die Problematik von allen Seiten zu beleuchten. Mit Daniela richtet er seinen Fokus auf das Schicksal dieser Frauen, die auch bei uns eine wichtige Funktion erfüllen. Unsere zunehmend alternde Gesellschaft stellt uns vor grosse Probleme. Wer kümmert sich um die Alten und Pflegebedürftigen? Die mittlere Generation kann selten dieser Aufgabe vollumfänglich nachkommen, Plätze in Seniorenheimen sind knapp. Auch möchten viele Ältere ihr gewohntes Umfeld nicht verlassen. Da bietet sich die Hilfe in Form polnischer ( bei uns ) oder rumänischer ( in Italien) Frauen an. Dass sich bei diesen Frauen oftmals ein Burnout diagnostizieren lässt, verweist auf die hohe Belastung psychischer und physischer Art . Als „ Italienkrankheit“ wird diese Diagnose bezeichnet, wie Marco Balzano in seinem Nachwort schreibt.
    Es ist nicht nur die Arbeitsbelastung, was die Frauen seelisch krank werden lässt, sondern auch die Sehnsucht nach den Kindern und Schuldgefühle ihnen gegenüber. Das beschreibt der Autor anschaulich an Daniela, die einerseits bei ihrem kranken Sohn um Verständnis bittet, gleichzeitig aber ihm verständlich machen will, dass sie keine andere Wahl hatte.
    Doch was diese Situation bei den zurückgelassenen Kindern anrichtet, sieht der Leser an Manuel. Dabei hatte dieser noch Glück. Es gab eine Schwester und Grosseltern, die sich kümmern konnten. Manche dieser zurückgelassenen Kinder kommen in Heime oder bleiben sich selbst überlassen.
    Abgerundet wird die Geschichte durch die Perspektive der älteren Tochter.
    Marco Balzano hat seine Figuren komplex angelegt. Man hat Verständnis für ihre Situation, aber nicht immer für ihr Verhalten. Geschildert wird dies in einer einfachen schlichten Sprache, passend zur jeweiligen Erzählstimme. Trotz des nüchternen Tons berührt einem das Gelesene.
    Ebenfalls angesprochen wird, was die Migration für die Region bedeutet. Ganze Ortschaften sterben aus; zurück bleiben oftmals nur die Kinder und die Alten. Perspektivlosigkeit wird mit Alkohol bekämpft. Auch schafft es eine Zwei- Klassengesellschaft. Dort, wo Vater oder Mutter im Ausland arbeiten, hat die Familie mehr Geld und kann sich schmücken mit Konsumartikeln.
    Marco Balzano hat für seinen neuen Roman wieder viel recherchiert, mit Betroffenen geredet. So packt er sehr viel Stoff in seine Geschichte, das geht nicht immer ohne Klischees .
    Doch er ist ein Autor, der mit jedem seiner Bücher ein Anliegen hat. Hier will er auf ein Schicksal aufmerksam machen, wie es das zu Tausenden gibt. Er löst damit Nachdenklichkeit und Betroffenheit aus.
    Ein wichtiges Buch, das sich zu lesen lohnt, auch wenn es nicht an die literarische Qualität seines letzten Romans heranreicht.

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  • 5 Sterne

    Hyperventilea, 10.11.2021 bei bewertet

    Vom Zerbrechen einer Familie - ein aktuelles Problem aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet

    „Manchmal erscheint mir Liebe wie ein Luxus.“

    Daniela ist Mutter und lebt in einfachen Verhältnissen in Rumänien. Um ihren Kindern Angelica und Manuel eine gute Ausbildung ermöglichen zu können, zieht sie nach Mailand, wo sie einen alten Mann rund um die Uhr pflegt. Ihren Verdienst schickt sie nach Hause. Doch in der alten Heimat gibt es grosse Probleme. Ihr Sohn Manuel, der in der Pubertät steckt, tut sich in der Schule sehr schwer. Als auch noch sein geliebter Grossvater stirbt, verzweifelt er an der Situation und es kommt zu einem tragischen Unglück.

    Autor Marco Balzano schreibt klar und gut verständlich in der ersten Person. Er wechselt die Erzählperspektive, schildert das Geschehen zunächst aus der Sicht Manuels, dann aus Danielas und schliesslich aus Angelicas. Es wird chronologisch erzählt, was aktuell passiert, aber immer wieder fliessen auch Erinnerungen der Figuren in die Geschichte mit ein. Durch die unterschiedlichen Sichtweisen der Charaktere wird die Handlung im Verlauf um mehrere Aspekte erweitert. Eine Geschichte hat nie nur eine Seite, sondern stets mehrere und jeder Beteiligte wird sie anders erleben und erzählen. Das zeigt Marco Balzano mit seinem Roman sehr deutlich.

    Die drei Hauptfiguren werden vom Autor vor allem in Hinblick darauf, was Danielas Weggang für sie konkret heisst, dargestellt. Auch wenn der Autor in der Ich-Perspektive schreibt, werden seine Figuren recht sachlich beschrieben, sie „erreichten“ mich als Leserin nicht immer emotional. Daniela ist Mutter, sie ist für ihre Kinder verantwortlich. Verantwortung bedeutet für sie vor allem, seinen Kindern ein Leben ohne materielle Entbehrungen zu ermöglichen. Die Kinder sollen eine gute Ausbildung bekommen, sich nicht „arm“ fühlen müssen. Dafür arbeitet sie sehr hart, gönnt sich kaum eine Pause, ist für ihre Arbeitgeber immer verfügbar, „entwurzelt“ sich und riskiert, sich von ihren Kindern zum entfremden.
    Sohn Manuel „kämpft“ mit der Pubertät, zeigt sich emotional und impulsiv. Der Junge kommt ohne seine Mutter nur schlecht zurecht. Er verliert immer mehr Konstanten in seinem Leben, soll auf eine teure Schule gehen, obwohl er lieber die Landwirtschaftsschule besuchen würde. Er fühlt sich oft vollkommen alleine auf der Welt.
    Seine ältere Schwester Angelica „kapiert“ nach Manuels Ansicht „die Welt“, sie muss früh Verantwortung übernehmen, kommt zuverlässig ihren Pflichten nach, kümmert sich. Wie ein „Lastesel“ tut sie, was getan werden muss, ohne sich zu beschweren. Doch irgendwann muss auch der stärkste Mensch einmal schwach sein dürfen.
    Auf Danielas Mann Filip ist wenig Verlass. Aber Opa Mihal wird zum Fels in der Brandung, er sorgt sich um die Kinder und hat viele Lebensweisheiten in petto wie „Im Gehen löst man Probleme.“ Angelica erinnert sich an einen Satz von ihm: „Opa hat mal gesagt, wer sich wäscht und saubere Kleider trägt, der ist nie arm. Arm ist, wer den Dingen hinterherrennt, die alle wollen.“


    Dass osteuropäische Frauen ihre Familien verlassen, um in Italien oder anderen Ländern ältere Leute zu Hause zu pflegen oder andere körperlich anstrengende Tätigkeiten zu verrichten, ist sehr traurig, aber leider gang und gäbe. Ich habe mir bisher nie Gedanken gemacht, was das für die betroffenen Frauen und ihre Kinder wirklich bedeutet.
    Marco Balzano macht mit „Wenn ich wiederkomme“ auf dieses Problem aufmerksam. Er erzählt umfassend, mit welchen Schwierigkeiten die Familien der Pflegerinnen konfrontiert sind und stellt dabei immer wieder die Frage, was Liebe und Glück ausmachen. Was ist ein „besseres“ Leben? Braucht es materielle Sicherheit, um lieben zu können oder ist Liebe und füreinander Dasein nicht die Voraussetzung für echtes Glück? Kann man aus der Ferne lieben? Balzanos Figuren würden diese Fragen aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen sehr unterschiedlich beantworten und auch die Leserinnen und Leser werden sehr gründlich darüber nachdenken, wenn sie die komplette Geschichte gelesen haben. Fest steht aber, Danielas Entscheidung hat dramatische Folgen, kostet einen hohen Preis und verändert Identitäten. „Niemand gibt uns die Zeit zurück, die wir woanders verbracht haben.“ Besonders deutlich wurde mir während des Lesens wieder einmal eines. Von aussen betrachtet scheint es manchmal so einfach, über andere zu urteilen. Wer nicht selbst betroffen ist, kann viel leichter werten. Wichtig ist es aber, alle Seiten zu beleuchten, Verständnis für alle Beteiligten aufzubringen und hierfür leistet Balzano mit seinem bemerkenswerten Roman auf alle Fälle einen Beitrag. Diese Familiengeschichte musste genau so erzählt werden. Für mich ein lesenswertes und wichtiges Buch, das mich noch länger beschäftigen wird.

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  • 5 Sterne

    Hyperventilea, 12.11.2021 bei bewertet

    Vom Zerbrechen einer Familie - ein aktuelles Problem aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet

    „Manchmal erscheint mir Liebe wie ein Luxus.“

    Daniela ist Mutter und lebt in einfachen Verhältnissen in Rumänien. Um ihren Kindern Angelica und Manuel eine gute Ausbildung ermöglichen zu können, zieht sie nach Mailand, wo sie einen alten Mann rund um die Uhr pflegt. Ihren Verdienst schickt sie nach Hause. Doch in der alten Heimat gibt es grosse Probleme. Ihr Sohn Manuel, der in der Pubertät steckt, tut sich in der Schule sehr schwer. Als auch noch sein geliebter Grossvater stirbt, verzweifelt er an der Situation und es kommt zu einem tragischen Unglück.

    Autor Marco Balzano schreibt klar und gut verständlich in der ersten Person. Er wechselt die Erzählperspektive, schildert das Geschehen zunächst aus der Sicht Manuels, dann aus Danielas und schliesslich aus Angelicas. Es wird chronologisch erzählt, was aktuell passiert, aber immer wieder fliessen auch Erinnerungen der Figuren in die Geschichte mit ein. Durch die unterschiedlichen Sichtweisen der Charaktere wird die Handlung im Verlauf um mehrere Aspekte erweitert. Eine Geschichte hat nie nur eine Seite, sondern stets mehrere und jeder Beteiligte wird sie anders erleben und erzählen. Das zeigt Marco Balzano mit seinem Roman sehr deutlich.

    Die drei Hauptfiguren werden vom Autor vor allem in Hinblick darauf, was Danielas Weggang für sie konkret heisst, dargestellt. Auch wenn der Autor in der Ich-Perspektive schreibt, werden seine Figuren recht sachlich beschrieben, sie „erreichten“ mich als Leserin nicht immer emotional. Daniela ist Mutter, sie ist für ihre Kinder verantwortlich. Verantwortung bedeutet für sie vor allem, seinen Kindern ein Leben ohne materielle Entbehrungen zu ermöglichen. Die Kinder sollen eine gute Ausbildung bekommen, sich nicht „arm“ fühlen müssen. Dafür arbeitet sie sehr hart, gönnt sich kaum eine Pause, ist für ihre Arbeitgeber immer verfügbar, „entwurzelt“ sich und riskiert, sich von ihren Kindern zum entfremden.
    Sohn Manuel „kämpft“ mit der Pubertät, zeigt sich emotional und impulsiv. Der Junge kommt ohne seine Mutter nur schlecht zurecht. Er verliert immer mehr Konstanten in seinem Leben, soll auf eine teure Schule gehen, obwohl er lieber die Landwirtschaftsschule besuchen würde. Er fühlt sich oft vollkommen alleine auf der Welt.
    Seine ältere Schwester Angelica „kapiert“ nach Manuels Ansicht „die Welt“, sie muss früh Verantwortung übernehmen, kommt zuverlässig ihren Pflichten nach, kümmert sich. Wie ein „Lastesel“ tut sie, was getan werden muss, ohne sich zu beschweren. Doch irgendwann muss auch der stärkste Mensch einmal schwach sein dürfen.
    Auf Danielas Mann Filip ist wenig Verlass. Aber Opa Mihal wird zum Fels in der Brandung, er sorgt sich um die Kinder und hat viele Lebensweisheiten in petto wie „Im Gehen löst man Probleme.“ Angelica erinnert sich an einen Satz von ihm: „Opa hat mal gesagt, wer sich wäscht und saubere Kleider trägt, der ist nie arm. Arm ist, wer den Dingen hinterherrennt, die alle wollen.“


    Dass osteuropäische Frauen ihre Familien verlassen, um in Italien oder anderen Ländern ältere Leute zu Hause zu pflegen oder andere körperlich anstrengende Tätigkeiten zu verrichten, ist sehr traurig, aber leider gang und gäbe. Ich habe mir bisher nie Gedanken gemacht, was das für die betroffenen Frauen und ihre Kinder wirklich bedeutet.
    Marco Balzano macht mit „Wenn ich wiederkomme“ auf dieses Problem aufmerksam. Er erzählt umfassend, mit welchen Schwierigkeiten die Familien der Pflegerinnen konfrontiert sind und stellt dabei immer wieder die Frage, was Liebe und Glück ausmachen. Was ist ein „besseres“ Leben? Braucht es materielle Sicherheit, um lieben zu können oder ist Liebe und füreinander Dasein nicht die Voraussetzung für echtes Glück? Kann man aus der Ferne lieben? Balzanos Figuren würden diese Fragen aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen sehr unterschiedlich beantworten und auch die Leserinnen und Leser werden sehr gründlich darüber nachdenken, wenn sie die komplette Geschichte gelesen haben. Fest steht aber, Danielas Entscheidung hat dramatische Folgen, kostet einen hohen Preis und verändert Identitäten. „Niemand gibt uns die Zeit zurück, die wir woanders verbracht haben.“ Besonders deutlich wurde mir während des Lesens wieder einmal eines. Von aussen betrachtet scheint es manchmal so einfach, über andere zu urteilen. Wer nicht selbst betroffen ist, kann viel leichter werten. Wichtig ist es aber, alle Seiten zu beleuchten, Verständnis für alle Beteiligten aufzubringen und hierfür leistet Balzano mit seinem bemerkenswerten Roman auf alle Fälle einen Beitrag. Diese Familiengeschichte musste genau so erzählt werden. Für mich ein lesenswertes und wichtiges Buch, das mich noch länger beschäftigen wird.

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  • 5 Sterne

    Magnolia, 29.09.2021

    Moma lässt einen Brief an ihre Kinder zurück „…im Juli bin ich wieder da“. Und dann war sie wirklich da – mit vielen Geschenken. Aber bald ist der Sommer vorbei und sie muss zurück nach Mailand zu dem alten Mann, für den sie sich abrackert. Daheim in Rumänien bleiben Manuel und Angelica, ihre Kinder. Das Geld ist immer viel zu wenig und was bleibt Daniela anderes übrig, als Arbeit im fernen Italien als Altenpflegerin anzunehmen.

    Aus drei Blickwinkeln erzählt Marco Balzano von den Frauen aus Osteuropa, die ihre Familien zurücklassen müssen, um deren Auskommen zu sichern.

    Manuel ist zwölf, schildert seine Sicht auf seine immer kleiner werdende Familie. Zunächst ist Moma weg, dann auch Papa, er transportiert Waren von A nach B in Polen und Russland. Minus zwei. Angelica geht in die Stadt zum Studieren. Minus drei. Übrig bleibt er, Manuel. Ohne den Lenker loszulassen, flog der mit dem Moped über die baumlose Landschaft. „Und jetzt wird es überall finster.“

    „Hallo Salzkorn, träumst du?“ Moma sitzt am Krankenbett von Manuel, er liegt im Koma und sie erzählt ihm von ihrem Leben, von ihrer Zeit in Mailand und davor. Ein Jahr wollte Daniela bleiben, dann genug Geld haben, um in dieses Geisterdorf zurückzukehren - hierher nach Radeni, das sie in- und auswendig kennt, das sie vermisst. Sehr viel länger ist sie weggeblieben und in all den italienischen Jahren waren ihre Kinder sowas wie Waisenkinder.

    Angelica kommt im letzen Teil zu Wort, sie sieht ihre Mutter sehr kritisch, macht ihr Vorwürfe, auch wenn sie durch deren Arbeit der Enge des Dorfes entfliehen und studieren kann. Eine gute Schulbildung ist Daniela wichtig und die nötigen finanziellen Mittel sind nun mal in Rumänien nicht zu bekommen.

    Wer kennt sie nicht, die osteuropäischen Pflegekräfte? Die ihre Familien daheim lassen, ihre Kinder nicht aufwachsen sehen. Die Alten bleiben bei den Kindern und die Frauen überweisen das Geld in die Heimat. Mit viel Zuversicht kommen sie, um kurz zu bleiben und schnell erkennen sie, dass dieser Traum von einer besseren Zukunft bald ausgeträumt ist. Nur allzu oft werden sie illegal beschäftigt, es ist ein Leben am Rande der Gesellschaft. Im vermeintlich goldenen Westen werden sie meist Aussenseiter bleiben und trotz harter Arbeit doch nie genug verdienen.

    Ein Thema unserer Zeit, das Marco Balzano in diesem tieftraurigen, aber doch so lebendigen Buch eindrucksvoll erzählt. Die Geschichte der Familie Matei steht für die vielen Migranten, die gezwungen sind, wegzugehen. Um ein einigermassen würdiges Überleben denen zu sichern, die daheimgeblieben sind - mit all denn Problemen und Schuldgefühlen der Weggegangenen.

    Ein sehr lesenswertes Buch, das berührt und nachdenklich stimmt.

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  • 5 Sterne

    Webervogel, 04.11.2021

    Die im Dunkeln sieht man nicht

    Eine Mutter verlässt ihre Familie und es fällt ihr so schwer, dass sie sich nicht mal verabschiedet. So beginnt Marc Balzanos neuester Roman; eine tragische und doch leichtgängig erzählte Geschichte, die mich nicht mehr losgelassen hat. Danielas Kinder und Mann bleiben nicht lange im Unklaren: Die Rumänin hat einen Zettel hinterlassen und meldet sich auch schon bald – aus Mailand, wo sich Daniela nun um einen Pflegebedürftigen kümmert. Win-win, könnte man meinen – sie verdient Geld, mit dem sie ihren Kindern im rumänischen Heimatdorf eine gute Ausbildung finanziert sowie den Ausbau des Eigenheims, während der alte Mann dank ihr in seiner gewohnten Umgebung bleiben kann. Aber es ist ebenfalls Lose-lose: Daniela hat nie zuvor als Pflegerin gearbeitet und auch keine Neigung zu dem Beruf. Sie ist ein anständiger Mensch und kümmert sich fast rund um die Uhr so gut um den Patienten, wie es ihr – auch psychisch – möglich ist. Ideal ist die Situation jedoch für keinen von beiden.

    Doch zunächst geht es in „Wenn ich wiederkomme“ weniger um Daniela und mehr um die Familie, die sie zurücklässt: ihren arbeitslosen Mann, ihre im Nachbarhaus wohnenden Eltern und ihre Kinder, die fast erwachsene Tochter Angelica und den zwölfjährigen Manuel. Letzterer scheint unter der Abwesenheit der Mutter am meisten zu leiden, ihre täglichen Anrufe sind kein Ersatz und halten die gegenseitige Entfremdung kaum auf. Seine schulischen Leistungen lassen nach, er zieht sich zurück. Und dann passiert etwas.

    Marc Balzano skizziert ein Modell, das in vielen europäischen Ländern gelebt wird: Die osteuropäische Pflegekraft, die als 24-Stunden-Inhouse-Hilfe im Westen ihr Geld verdient – mehr Geld, als es ihr in ihrer Heimat möglich wäre (und natürlich weniger, als eine Einheimische oder ein Einheimischer bekommen würde). Doch der Autor widmet sich auch dem in der Regel unbeachteten Thema, das dahintersteht: Wie geht es eigentlich denen, die zurückbleiben? Und denen, die irgendwann zurückkehren? In „Wenn ich wiederkomme“ habe ich zum ersten Mal von der Italienkrankheit gelesen. Danielas Auslandsjahre gehen an keinem Familienmitglied spurlos vorbei; aufzuholen sind sie erst recht nicht. Hat sich ihr Opfer gelohnt?

    Eine grosse Stärke dieses sehr gelungenen Romans ist, dass er keine einfachen Lösungen serviert, Haupt- und Nebenfiguren nicht in gut und böse einteilt und auch sonst nicht urteilt. Balzano bietet einen Einblick in verschiedene Schicksale und sensibilisiert für eine Thematik, über die gerne hinweggeschaut wird. Ein Roman über die fast Unsichtbaren, die in der Pflege vielerorts unersetzlich geworden sind – und über die Lücken, die sie woanders hinterlassen.

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  • 5 Sterne

    Elke O., 09.10.2021

    Die Rumänin Daniela ist die ärmlichen Verhältnisse, in denen sie mit ihrer Familie lebt, leid und verlässt in einer Nacht- und Nebelaktion ihre Heimat, ihren Mann und ihre Kinder, um in Italien als Altenpflegerin Geld zu verdienen und somit die finanzielle Situation aufzubessern. Besonders ihre Kinder sollen davon profitieren. Zunächst läuft alles noch gut, die Kinder freuen sich über ein wenig westlichen Luxus und ihr Mann fängt an, das Haus zu renovieren. Aber schon bald verlässt auch der Vater die Familie, um im Osten Geld zu verdienen. Mehr und mehr entfremden sich die Kinder von ihrer Mutter und versagen ihr sogar weitgehend den gewünschten persönlichen Kontakt per Telefon. Was bleibt, ist nur oberflächliches Gerede.
    Zunächst wird das Leben der Kinder beleuchtet, die ohne elterliche Führung zurechtkommen müssen, wobei Sohn Manuel gerade in der Pubertät steckt und Unterstützung gebrauchen könnte. Er leidet am schlimmsten, er erscheint mir einsam und hilflos, besonders nachdem dann sein geliebter Opa noch stirbt. Ohne jegliche Zuwendung wird er depressiv und versucht, diesem Zustand zu entfliehen. Mit schrecklichem Ergebnis!
    Seine ältere Schwester Angelica erträgt die Situation besser, sie hat einen Freund und studiert, so dass sie nicht in Einsamkeit verfällt. Trotzdem wird auch von ihr viel verlangt, denn sie muss sich um alles kümmern und nebenbei studieren. So entwickelt sich ein sehr distanziertes Verhältnis zu ihrer Mutter. Während sie früher ihre Vertraute in ihr sah, geht sie nun auf Abstand und nimmt ihr Lebensglück selbst in die Hand, soweit es geht.
    Im zweiten Teil sehen wir die Geschehnisse aus Sicht der Mutter, und meine Gefühle sind hier zwiegespalten. Auf der einen Seite sehe ich sie als mutige und aktive Frau, die sich für ihre Familie mancher Entbehrung unterzieht, auf der anderen Seite zeigt sich mir eine gewisse Rücksichtslosigkeit und Dominanz. Sie bestimmt über das Leben der anderen, bzw. sie möchte darüber bestimmen, denn immer klappt es nicht. Sympathisch ist Daniela mir nicht, obwohl ich ihre Beweggründe gut verstehe. Ihre anfänglichen Träume platzen, und was bleibt übrig?
    Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, der Autor versteht es, die Emotionen der Protagonisten deutlich werden zu lassen. Man fühlt sich in diesem Roman verankert und empfindet mit den Personen, variierend zwischen Mitleid, Verständnis bis hin zur Verachtung. Auf diese Weise hat mich das Buch regelrecht gefesselt, und ich habe es als spannend und informativ empfunden. Informativ insofern, als ich einen Einblick in das schwierige Leben der Pflegekräfte aus Osteuropa bekommen habe.
    Ein sehr lesenswerter Roman!

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  • 5 Sterne

    Sonja K., 05.11.2021

    Es sind die besondern Themen, aber auch die Erzählweise des Autors, die einen die Figuren seiner Romane so nahe bringt, dass man in ihre Haut schlüpfen und mitfühlen kann. Gerade die authentischen Hintergründe machen auch diesen Roman wieder zu einer sehr bewegenden Geschichte.

    Daniela ist eine von vielen rumänischen Müttern, die, weil sie in ihrem Heimatland zu wenig verdienen und die Familie ernähren müssen, sich auf den Weg nach Italien macht, um dort als Pflegekraft in einem Privathaushalt zu arbeiten. Sie kümmert sich Tag und Nacht, 7 Tage die Woche. Das Geld, das sie verdient, schickt sie nach Hause zu ihrem Ehemann, damit die Kinder Angelica und Manuel auf besehere Schulen gehen können. Doch auch Filip, ihr Mann, macht sich aus dem Staub und so muss die ältere Tochter früh die Verantwortung für ihren Bruder übernehmen. Was bleibt von einer Familie, wie empfinden sie, was denken sie, was bedeutet diese Trennung für jeden einzelnen und kann man jemals wieder zusammenfinden? Was bedeutet es auch für Daniela alleine im Ausland unter solchen Bedingungen zu arbeiten? Als nach jahrelanger (nur durch kurze Besuche unterbrochene) Abwesenheit Manuel etwas zustösst, kehrt Daniela zurück. Als Leser können wir in ihre Gedanken und ihre Erlebnisse eintauchen, genau wie vorher in Manuels Sichtweise und abschliessend in Angelicas Gefühle.

    Balzano schafft es, dass man in jede einzelne der drei Figuren schlüpfen kann, in die der Mutter und es Sohnes etwas mehr, aber gerade die Sicht aus der einzelnen Familienmitgliedern schafft dieses besonders bedrückende Bild. Wir sehen hier im Westen die Pflegekräfte, die aus dem Osten angeheuert werden, damit sie eine 1-1 Pflege möglich machen. Viele Menschen sind darauf angewiesen, weil die familäre Unterstützung nicht mehr klappt, nicht möglich ist, aus allen möglichen Gründen. Aber wie viele der angheuerten Kräfte haben aus ihrer Not heraus so gehandelt, dass sie nicht nur hier arbeiten, sondern ihre Familie, ihre Kinder, ihre Liebsten (zeitweise) zurück lassen müssen. Was heisst das für alle Beteiligten ? Marco Balzano hat wieder einmal seinen Finger auf eine Wunde gelegt, die oft - zu oft- einfach nur abgedeckt wird. Es ist eine ruhige Geschichte, eine, die sich erst nach und nach in all ihren Facetten zeigt, die eine Weile braucht, bis man versteht, aber dann umso mehr.

    Mein Fazit:

    Eine sehr aufwühlende und nachdenklich stimmende Geschichte, die einen noch lange beschäftigt.

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  • 5 Sterne

    Elke H., 20.11.2021

    In Deutschland sind Stand 2019 ca. 300.000 osteuropäische Pflegekräfte in Privathaushalten im Einsatz und betreuen dort, oft rund um die Uhr, pflegebedürftige Senioren. Eine Zahl, die wahrscheinlich in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird, da sich viele Familien die kostspielige Unterbringung von Oma oder Opa in einem Pflegeheim nicht leisten können. Ein Problem, das sich quer durch Europa zieht.

    Während es in Deutschland meist polnische Frauen sind, die diese Arbeit erledigen, kommt in Italien die Mehrzahl der Pflegerinnen aus Rumänien, ein Fakt, den der Mailänder Autor Marco Balzano seinem neuen Roman „Wenn ich wiederkomme“ zugrunde gelegt hat.

    Was macht es mit einem Menschen, wenn er die Heimat verlassen muss? Und was macht es mit denen, die zurückbleiben? Das sind offenbar die elementaren Fragen, die Balzano umtreiben. War es in „Ich bleibe hier“ noch die Zwangsevakuierung, der sich die Protagonistin widersetzt, so steht nun Daniela, eine rumänische Ehefrau und Mutter vor dieser Entscheidung. Soll sie bleiben und ihre Familie weiter von der Hand in den Mund leben, oder wird sie in die Fremde gehen, um ihren Kindern eine finanziell gesicherte Zukunft und somit auch eine ordentliche Ausbildung bieten zu können? Sie entscheidet sich für letzteres, nicht ahnend, welche Konsequenzen es für sie und ihre Familie nach sich ziehen wird.

    Von dem Vater ist keine Hilfe zu erwarten er ist kaum präsent, unzuverlässig. Fels in der Brandung ist Grossvater Mihal, der sich rührend um Enkel und Enkelin kümmert. Er ist nach dem Weggang der Mutter die einzige Konstante, versucht den Kindern Stabilität zu geben, sorgt sich um sie. Doch dann stirbt er, und sein Verlust hat weitreichende Konsequenzen für die Zurückgebliebenen.

    Es ist eine eindrücklich geschilderte Familiengeschichte, an der uns der Autor aus den verschiedenen Perspektiven (Mutter, Tochter, Sohn) teilhaben lässt. Eine Geschichte, die mit Sicherheit so immer wieder in den Familien der Arbeitsmigranten vorkommt und auch zukünftig vorkommen wird, vor allem dann, wenn man sich die Zahl vergegenwärtigt, die 2020 im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde. Man geht von knapp 500.000 Pflegebedürftigen aus, die in Privathaushalten leben. Und mit zunehmender Überalterung der Gesellschaft wird diese Zahl weiter ansteigen. Eine Tatsache, die keine Pflegeversicherung auffangen kann, aber offenbar der Politik kein Kopfzerbrechen verursacht.

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  • 5 Sterne

    Readaholic, 04.10.2021

    Alles für die Familie
    Daniela lebt mit ihrer Familie in Rumänien. Die Gegend ist arm, Jobs sind rar gesät. Ihr Ehemann ist seit Jahren arbeitslos, sie ist allein dafür verantwortlich, die Familie zu ernähren. In einer Nacht- und Nebelaktion verlässt sie Rumänien, um wie tausende andere osteuropäische Frauen in Italien als Altenpflegerin zu arbeiten. Vor allem ihr Sohn Manu trägt ihr dies nach. Er versteht nicht, wie die Mutter sie zurücklassen konnte, um sich -vermeintlich – in Italien ein schönes Leben zu machen. Manu, der immer ein guter Schüler war, lässt in seinen Leistungen nach. Angelica, die ältere Schwester, kommt besser mit der Situation klar. Dann macht sich auch noch der Vater auf und davon, um anderswo Arbeit zu finden. Fortan kümmern sich die betagten Grosseltern, vor allem der Grossvater, um die beiden Jugendlichen.
    Der erste Abschnitt des Buchs wird aus Manus Perspektive erzählt, im zweiten kommt die Mutter Daniela zu Wort. Der Leser erfährt, welch hartes Leben sie in Italien führt. Sie arbeitet schwarz und ist praktisch rund um die Uhr für den alten Mann verantwortlich, dessen Pflegerin sie ist. Das Highlight ihrer Tage sind die abendlichen Telefongespräche mit der Heimat, doch Manu wird immer einsilbiger, er „bestraft“ sozusagen die Mutter für ihren angeblichen Verrat. Daniela nimmt all die Strapazen auf sich, weil sie möchte, dass ihre Kinder es einmal besser haben sollen als sie, sie will ihnen eine gute Schulbildung ermöglichen. Angelica ergreift die Chance und studiert, doch Manu hat kein Interesse am Gymnasium, das er besucht. Er würde am liebsten auf die Landwirtschaftsschule wechseln und wie sein Grossvater das Land bearbeiten. Als der Grossvater stirbt, bricht Manus Welt zusammen. Dann geschieht ein Unglück und Daniela kehrt nach Rumänien zurück. Viel ist in der Zwischenzeit passiert, die Kinder haben sich von ihr entfremdet, der Mann ist weg, die Heimat fühlt sich nicht als solche an. Hat sich ihr Opfer gelohnt? War es die richtige Entscheidung, nach Italien zu gehen? Diese und viele weitere Fragen wirft dieses eindringliche Buch auf, das die Situation der vielen Pflegekräfte aus dem Osten beleuchtet. Ein ganz und gar lesenswertes Buch, das unter die Haut geht.

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  • 5 Sterne

    Bücherfreundin, 19.09.2021

    Nachdem mich "Ich bleibe hier", das letzte Buch von Marco Balzano, begeistert hatte, wartete ich mit Spannung und Ungeduld auf sein neues Buch.
    "Wenn ich wiederkomme" spielt in Rumänien und wird im ersten Teil aus Sicht des 12jährigen Manuel erzählt. Daniela, die Mutter des Jungen und seiner 20jährigen Schwester Angelica. verlässt ihren Ehemann und ihre beiden Kinder heimlich in der Nacht, um nach Mailand zu gehen. In ihrem Abschiedsbrief erklärt sie den Zurückgebliebenen, dass sie diesen Weg gehe, um ihrer Familie eine bessere Existenz und den Kindern ein Studium zu ermöglichen. Wir begleiten Manuel über einen Zeitraum von 4 Jahren, erleben seine Sichtweise der Dinge, seinen Alltag ohne mütterliche Fürsorge, bis etwas Schreckliches geschieht.

    Den zweiten Teil der Geschichte erzählt Daniela. Sie berichtet auf eindrückliche Weise von ihrem harten Leben als Pflegerin in Mailand, von allem, was sie auf sich nimmt, um ihre Familie in Rumänien finanziell zu unterstützen. Trotz täglicher Telefonate verliert sie den Zugang zu ihren Kindern, daran ändert auch der jährliche Sommerurlaub nichts, den sie in der Heimat verbringt.
    Parallel zu Danielas Aufenthalt in Mailand berichtet ein weiterer Erzählstrang über die Entscheidung, die sie trifft, als das Schreckliche passiert und ihren Umgang mit der belastenden Situation. 

    Den dritten und letzten Teil der Geschichte erzählt Angelica, Manuels Schwester.

    Der klare und überragende Schreibstil von Marco Balzano spricht mich sehr an, das Buch hat mich vom Anfang bis zum Ende gefesselt und begeistert. Ich konnte mich gut in jede der drei Hauptpersonen hineinversetzen. Das Buch verdeutlicht nicht nur die Situation der ausländischen Pflegekräfte und die damit verbundenen Probleme und Belastungen, es schildert auch sehr eindringlich die Situation der zurückgebliebenen Familienmitglieder. Es ist eine sehr bewegende und berührende Geschichte, die mich betroffen macht und noch lange nachwirken wird.

    Das Cover in seiner Diogenes-typischen Schlichtheit gefällt mir sehr. Das Buch ist sehr hochwertig in hellgraues Leinen gebunden.

    Von mir 5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

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  • 4 Sterne

    Ruth L., 24.11.2021

    Arbeitsmigration exemplarisch dargestellt
    Das Thema Arbeitsmigration hat Marco Balzano schon in einem früheren Roman aufgegriffen. In seinem Buch „ Das Leben wartet nicht“ ging es um Kinder aus dem armen Süden Italiens, die Mitte des 20. Jahrhunderts ihre Heimat verlassen haben, um im reichen Norden Arbeit zu finden.
    In seinem neuesten Roman geht es nun um das Heer der Frauen aus Osteuropa , die als Pflegekräfte in den wohlhabenden europäischen Ländern arbeiten und dort deren Sozialsysteme vor dem Kollaps bewahren. Was das für die Frauen und deren Familien bedeutet, zeigt er uns hier exemplarisch.
    Daniela ist eine dieser Frauen. Sie lebt in einem kleinen Ort in Rumänien. Die Zeiten sind hart. Die Ceaucescu- Diktatur hat ein kaputtes Land hinterlassen. Ihr Mann hat seine Arbeit in der Fabrik verloren, ihr Arbeitgeber ist mittlerweile zahlungsunfähig. Da entschliesst sich Daniela zur Flucht. Bei Nacht und Nebel reist sie nach Mailand , wo ihr eine Freundin einen Job als private Altenpflegerin besorgt hat. Zurück lässt sie ihren Mann und ihre beiden Kinder, den 12jährigen Manuel und die acht Jahre ältere Tochter Angelica. Der Schritt fällt ihr schwer, doch sie sieht keinen anderen Ausweg. Für ihre Kinder und deren Zukunft macht sie es; die sollen es einmal besser haben.
    Doch Manuel ist fassungslos. Er kann nicht verstehen, dass seine Mutter gegangen ist ohne ein Wort. Er verzeiht ihr das nicht und unterstellt ihr, dass sie sich in ein Italien ein schönes Leben machen will.
    Der Vater ist völlig überfordert mit der neuen Situation. Bald darauf verschwindet auch er, verdient nun sein Geld als LKW- Fahrer zwischen Polen und Russland. Angelica übernimmt die Mutterrolle für ihren jüngeren Bruder. Doch später zieht sie zum Studium in die Stadt.
    Manuel wechselt, dank des Geldes, das Daniela schickt, auf ein privates Gymnasium. Aber hier fühlt sich der Junge überhaupt nicht wohl. Ständig bekommt er zu spüren, dass er nicht dazugehört. Als bald darauf auch noch der Grossvater stirbt, der einzige Vertraute des Heranwachsenden, verliert Manuel jeglichen Halt und er begeht eine folgenschwere Dummheit.
    Diesen ersten Teil der Geschichte erfährt der Leser aus der Sicht Manuels. Nun, im zweiten und umfangreichsten Abschnitt des Romans, wechselt die Perspektive. Hier ist es die Mutter, die zu Wort kommt. Sie sitzt am Bett ihres im Koma liegenden Sohnes und erzählt ihm von ihrem Leben in Italien. Am Anfang ist sie völlig überfordert mit der neuen Aufgabe. Rund um die Uhr alte Menschen betreuen und pflegen, ist ein harter Job. Noch dazu, wenn man dafür überhaupt nicht ausgebildet wurde. Sie erzählt von der Ausbeutung als illegale Arbeitskraft, von Rassismus und Einsamkeit. Vier Jahre wird Daniela in Italien bleiben, arbeitet als Altenpflegerin oder als Kindermädchen. Dabei verlässt sie nie die Sehnsucht nach daheim, nach ihren Kindern. Doch sie spürt, dass sie nach und nach die Verbindung zu ihnen verliert. Die Telefongespräche werden immer kürzer und nichtssagender. Bei ihren seltenen Besuchen bringt sie Sohn und Tochter neue Handys und schicke Markenklamotten mit, aber Einfluss hat sie keinen mehr auf sie.
    Im dritten Teil sehen wir Danielas Fortgehen noch aus der Perspektive der älteren Tochter. Sie kommt emotional mit dem Verlust der Mutter besser zurecht, da sie schon ein eigenständiges Leben führt und auch eine stärkere Bindung zum Vater hat. Was sie überfordert ist die Erzieherrolle bei ihrem Bruder. Doch für Angelica scheint sich Danielas Einsatz gelohnt zu haben. Sie hat ihr Studium erfolgreich abgeschlossen.
    Dass sich der Autor für drei Perspektiven entschieden hat, gibt ihm die Möglichkeit, die Problematik von allen Seiten zu beleuchten. Mit Daniela richtet er seinen Fokus auf das Schicksal dieser Frauen, die auch bei uns eine wichtige Funktion erfüllen. Unsere zunehmend alternde Gesellschaft stellt uns vor grosse Probleme. Wer kümmert sich um die Alten und Pflegebedürftigen? Die mittlere Generation kann selten dieser Aufgabe vollumfänglich nachkommen, Plätze in Seniorenheimen sind knapp. Auch möchten viele Ältere ihr gewohntes Umfeld nicht verlassen. Da bietet sich die Hilfe in Form polnischer ( bei uns ) oder rumänischer ( in Italien) Frauen an. Dass sich bei diesen Frauen oftmals ein Burnout diagnostizieren lässt, verweist auf die hohe Belastung psychischer und physischer Art . Als „ Italienkrankheit“ wird diese Diagnose bezeichnet, wie Marco Balzano in seinem Nachwort schreibt.
    Es ist nicht nur die Arbeitsbelastung, was die Frauen seelisch krank werden lässt, sondern auch die Sehnsucht nach den Kindern und Schuldgefühle ihnen gegenüber. Das beschreibt der Autor anschaulich an Daniela, die einerseits bei ihrem kranken Sohn um Verständnis bittet, gleichzeitig aber ihm verständlich machen will, dass sie keine andere Wahl hatte.
    Doch was diese Situation bei den zurückgelassenen Kindern anrichtet, sieht der Leser an Manuel. Dabei hatte dieser noch Glück. Es gab eine Schwester und Grosseltern, die sich kümmern konnten. Manche dieser zurückgelassenen Kinder kommen in Heime oder bleiben sich selbst überlassen.
    Abgerundet wird die Geschichte durch die Perspektive der älteren Tochter.
    Marco Balzano hat seine Figuren komplex angelegt. Man hat Verständnis für ihre Situation, aber nicht immer für ihr Verhalten. Geschildert wird dies in einer einfachen schlichten Sprache, passend zur jeweiligen Erzählstimme. Trotz des nüchternen Tons berührt einem das Gelesene.
    Ebenfalls angesprochen wird, was die Migration für die Region bedeutet. Ganze Ortschaften sterben aus; zurück bleiben oftmals nur die Kinder und die Alten. Perspektivlosigkeit wird mit Alkohol bekämpft. Auch schafft es eine Zwei- Klassengesellschaft. Dort, wo Vater oder Mutter im Ausland arbeiten, hat die Familie mehr Geld und kann sich schmücken mit Konsumartikeln.
    Marco Balzano hat für seinen neuen Roman wieder viel recherchiert, mit Betroffenen geredet. So packt er sehr viel Stoff in seine Geschichte, das geht nicht immer ohne Klischees .
    Doch er ist ein Autor, der mit jedem seiner Bücher ein Anliegen hat. Hier will er auf ein Schicksal aufmerksam machen, wie es das zu Tausenden gibt. Er löst damit Nachdenklichkeit und Betroffenheit aus.
    Ein wichtiges Buch, das sich zu lesen lohnt, auch wenn es nicht an die literarische Qualität seines letzten Romans heranreicht.

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