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  • 5 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    eight_butterflies, 07.08.2023

    Mattanza ist eine traditionelle Art des Thunfischfanges, die im Mittelmeerraum bei Sardinien und Sizilien praktiziert wurde. Sie gilt heute als zu blutrünstig und brutal, war jedoch einst rituell, sakrosankt und mit traditionellem Kulturgut verknüpft. Das Buch „Mattanza“ schildert die Entwicklung der Mittelmeerinsel Katria von 1960 bis 2012 vor dem Hintergrund der modernen Veränderungen und der dadurch verdrängten Traditionen rund um die Mattanza.

    Sehr dicht erzählt Germana Fabiano im Buch auf knapp 200 Seiten die Geschichte von Nora, die als erste weibliche Raìs die Traditionen der Mattanza aufrecht erhalten soll. Gott muss hier einen Fehler gemacht haben, denn es wurde traditionell ein Junge erwartet. Behutsam, leise und unaufgeregt werden Brauchtum und Sitte der Thunfischfänger geschildert. Schnell wird dann aber deutlich, dass die fortschreitende Zeit Neuerungen bringt, welche Stück für Stück die reale und ideelle Heimat der traditionellen Mattanza überformt und verdrängt. Beginnend bei Versuchen der kommerziellen Vermarktung, den Möglichkeiten der industriellen Massenproduktion, über voyeuristischen Tourismus, Überfischung des Mittelmeers durch Fischfanggiganten, Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts, hin zu Flüchtlingsströmungen und Überforderung der Mittelmeerregion mit der Flüchtlingswelle. Beim Lesen wird der ethische Konflikt eines Ungleichgewichts von Tradition vs. Moderne deutlich.

    Dieses Buch ist in meinen Augen kein Roman. Es ist mehr ein Lehrstück, das auf wenig Raum zum Innehalten aufruft und nachdenklich macht bei jedem Stück Thunfisch, das wir essen.

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  • 5 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anne S., 08.08.2023

    Bereits das Cover hat mich direkt angesprochen. Das ausdrucksstarke Porträt einer jungen Frau war für mich fesselnd, der Titel lässt Raum für eigene Ideen und der Klappentext hat sich sehr interessant gelesen. Die Haptik des Buches gefällt mir sehr gut.
    In dem Buch spielt sich alles auf der Insel Katria vor Sizilien ab. Lange wird auf einen männlichen Nachfolger gehofft, der Raìs, die den traditionellen Thunfischfang auf Katria betreiben. Doch es wird ein Mädchen geboren, Nora. Sie wird ausgebildet und soll die Tradition fortsetzen. Nora muss sich durchsetzen und schafft es immer wieder Tradition und Veränderung im Gleichklang zu halten. Der Schreibstil des Buches hat mir sehr gut gefallen. Die Charaktere wurden sehr detailliert beschrieben. ich mochte die Entwicklung von Nora in dem Buch sehr, für mich war es eine sehr spannende und interessante Geschichte, ich habe viel Neues über die Tradition gelernt und auch der Wandel war für mich sehr anschaulich beschrieben. Die Autorin Germana Fabiano hat es geschafft Themen wie Überfischung, Tourismus und Flüchtlingsboote in einer Geschichte gut zu thematisieren und anzusprechen. Ich werde noch lange Über dieses Buch nachdenken und empfehle es auf jeden Fall weiter.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    begine, 13.08.2023

    Tragödie einer Insel

    Mattanza ist das erste Buch der italienischen Autorin
    Germana Fabiano, das auf deutsch übersetzt wurde.
    Der Roman hat als Schauplatz die sizilianische Insel Katria.
    Die Autorin stammt aus Sizilien und kennt die Mentalität der Einwohner.

    Hier geht es um das Thunfischgeschäft.
    Um die Tradition aufrecht zu halten gibt es den Rais, der als letzter Nachkomme jetzt weiblich ist, sie heisst Nora.
    Mattanza ist die Thunfischfangmethode Italliens. Der Rais dirigiert den Fang.
    Dann kenternten die Flüchtlingsschiffe und die Fischer mussten Menschen retten und es wurden immer mehr.
    Die adligen Besitzer der Fischfabrik wollen am liebsten verkaufen, so gründen die Einwohner eine Genossenschaft.
    Die Autorin beschreibt das mit besonderem Stil, sie zieht den Leser in die Atmosphäre ein. Es wird melancholisch.
    Es ist eine interessante Geschichte, die tragisch wird.Ich war von der Entwicklung gefangen.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Meany, 27.10.2023

    Niemand hat mich je gefragt

    Die junge Frau auf dem Titelbild blickt die Betrachter sowohl verschlossen als auch entschlossen an. Sie ist das Abbild von Nora, der auf der Insel Katria das schwere Los des ersten weiblichen Raìs in die Wiege gelegt wurde mit dem Auftrag, die alljährliche Thunfischjagd zu leiten, seit vielen Generationen die Existenzgrundlage der Insel.

    In melancholischem Tonfall schildert Fabiano, wie Nora ihre Aufgabe stoisch und mit unbeirrbarer Disziplin annimmt, die alte Tradition mit ihren festgelegten Ritualen fortführt und sich im Laufe der Jahre durch Erfolge Anerkennung erwirbt. Im Auf und Ab der Fischerei manifestiert sich der Wandel der Zeiten. Die einstmals autarke Insel überfluten zunächst Touristen, dann die Bootflüchtlinge im Mittelmeer, während die internationale industrielle Fischerei die Ausbeute der Familienbetriebe mehr und mehr schmälert.

    Fabiano stellt die gesellschaftlichen Veränderungen, die uns auf der ganzen Welt betreffen, anhand von zu Herzen gehenden Einzelschicksalen dar, die mir als Leser die mentalen Hintergründe plastisch vor Augen führen. Man könnte schier verzweifeln ob der globalen Probleme, aber die Protagonistin zeigt uns eindrucksvoll, wie sie auf ihre Weise damit umgeht.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    XYZ, 03.09.2023

    Atmosphärisch geschrieben - wow

    Das Buch handelt von dem Zwiespalt zwischen Tradition und Fortschritt. Von einer Insel und ihren Bewohnern. Die Bewohner fühlen sich schon jahrhundertelang dem Thunfischfang verpflichtet , der ihr Leben bestimmt. Es kommt zu ungewöhnlichen Massnahmen - die Menschen versuchen, an ihren Traditionen festzuhalten. Aber die Zeiten ändern sich einfach. Mattanza eine uralte Tradition des Thunfischfanges wird erstmals in die Hände einer Frau gelegt. Die Bewohner der Insel stehen sich aber auch anderen Problemen gegenüber, wie zum Beispiel Flüchtlingen.

    Erzählt ist das Buch im Stil einer Parabel mit sehr viel Atmosphäre - sehr bildhaft und wunderschön zu lesen.
    Das Ende hin ist sehr schnell, also es entwickelt sich alles Schlag auf Schlag, aber ich glaube, dass war auch beabsichtigt, weil die Welt sich immer schneller wandelt.

    Ein sehr ungewöhnliches Buch, welches mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird, es hat Eindruck hinterlassen.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Monika S., 17.08.2023

    Nora, der letzte Raìs - Dieses Buch ist ein kleines Juwel!

    "Dies erzählt meine Geschichte. Sie erzählt, dass ich einen Fluch mitbrachte, der trotz aller Anstrengungen schliesslich über die Insel gekommen ist. Denn Legenden lassen sich nicht durch Tricksereien und Kniffe beeinflussen. Sie erzählt, dass ich in einer Winternacht anstelle eines anderen kam und dass man das Schicksal erzwingen wollte, indem man mir eine Aufgabe übertrug, die nicht meine sein durfte."
    Nora, der letzte Raìs von Katria

    Auf der kleinen Insel Katria vor der Küste Siziliens hat seit jeher der Thunfischfang für das Leben und Überleben der Inselbewohner gesorgt. Die sogenannte Mattanza ist eine uralte Tradition mit vielen Bräuchen, Legenden und Aberglauben. Einer davon besagt, dass der Anführer der Tonnaroti (Thunfischfänger) - der Raìs - den Stab nur innerhalb seines Blutes weitergeben darf, da ansonsten Unglück über die Insel und deren Bewohner kommen wird. Doch der letzte, sehnlichst erwartete Nachkomme, der in einer kalten Februarnacht 1960 geboren wird, ist wider Erwarten kein Junge, sondern ein Mädchen: Nora. Widerwillig müssen die Tonnaroti akzeptieren, dass sie zum ersten Mal in der Geschichte Katrias von einer Frau angeführt werden, sobald der jetztige Raìs - Nora's Grossvater - es nicht mehr kann. Als kleines Mädchen muss Nora zum Grossvater ziehen und wird von ihm ausgebildet, um schliesslich - noch in ihren Teenagerjahren - seine Rolle zu übernehmen, als dieser es nicht mehr kann.

    „Du wirst in deinem Gesicht die Routen tragen, die du auf dem Meer zurückgelegt hast, die Furchen, die dir die Sonne in die Haut brennt, und eine Zärtlichkeit, die niemand je in dir erkennen wird.“
    Andrea Lombardo, Nora's Grossvater

    Diese Geschichte von Germana Fabiano beruht sowohl auf Fakten und ist zugleich fiktiv. Die Mattanza (wörtl.: Abschlachten der Thunfische), mit allem was dazugehört, gehört dabei auf die Seite der Fakten: Diese wurde über Jahrhunderte auf den Inseln vor der sizilianischen Küste zelebriert, hauptsächlich in der Region um Trapani, wo auch die vermutlich fiktive Insel Katria verortet ist (es könnte sich dabei um die tatsächlich bestehende Insel Favignana handeln, eine der Ägadischen Inseln vor der Westküste Siziliens). Die Geschichte von Nora ist fiktiv, doch durch sie lernt man das Leben der Fischer und Dorfbewohner etwas kennen. Die Geschichte Nora's hat mich wirklich berührt: ein Mädchen im Kindesalter aus ihrer Familie zu nehmen und sie unter die Obhut des Grossvaters zu geben, um in der Zukunft über Wohl oder Leid der Inselbewohner zu entscheiden - was für eine grosse Last und Verantwortung! Misstrauisch beäugt und von den Dorfbewohnern als "Fehler Gottes" betrachtet, die ihr Schicksal in ihren kleinen Händen sehen, sowie distanziert von ihren Eltern und Schwestern erlebt Nora eine einsame Kindheit und Jugend, die sie massgeblich prägen. Die Autorin hat mit Nora eine Figur geschaffen, mit der man einfach mitfühlen muss. Dennoch bleibt sie flüchtig wie ein Geist: geheimnisvoll und irgendwie nicht ganz zu greifen. Ihre wahren Gefühle blieben mir als Leser weitestgehend verschlossen, was der Faszination aber in keinster Weise abträglich war. Übrigens finde ich das Coverfoto hier sehr stimmig zur Beschreibung von Nora: still und nachdenklich, aber auch kraftvoll, willensstark und geheimnisumwittert.

    Was mich wirklich begeistert, ist der Schreibstil der Autorin! Ruhig, bildstark und sehr filigran passt diese wunderbar in die Zeit der 60-er Jahre, in der die Geschichte beginnt. Doch es ist auch eine sehr poetische Sprache und beschreibt Personen und Geschehnisse zwar etwas distanziert-verträumt, aber trotzdem stets mit wenigen Sätzen punktgenau. Einfache, aber wahre Lebensweisheiten sind wunderbar eingewoben und liessen mich immer wieder innehalten. Häufige Perspektivwechsel und ein paar mysteriöse Todesfälle verleihen der Geschichte eine weitere interessante Facette. Auch die starke Liebe zum Meer, der Respekt vor der Natur, den Elementen und der unzähmbaren Gewalt des Ozeans spürt man auf jeder Seite. Man schmeckt fast schon das Salzwasser auf den Lippen und hört die Möwen über sich kreischen...
    Ein Namensverzeichnis sowie ein Glossar für die Fischerei-Begriffe und italienischen Bezeichnungen wäre hilfreich gewesen, aber mit der Zeit fiel es leichter, die Dorfbewohner namentlich auseinanderzuhalten. Auch hätte ich mir ein Nachwort der Autorin zu diesem Buch gewünscht, um mehr über ihre Motivation und Hintergründe für das Schreiben dieser Geschichte von ihr zu erfahren.

    Diese Geschichte umspannt auf nicht einmal 200 Seiten über fünf Jahrzehnte und endet im Jahr 2012. Ganz klar, dass bei diesem Umfang vieles nur an der Oberfläche kratzt. Dennoch ist die Entwicklung sowohl der Insel als auch der Bewohner von den frühen 60er Jahren bis ins Jahr 2012 sehr gut dargestellt. Bereits in den 90er Jahren ist das Mittelmeer tlw. überfischt und es kommen kaum mehr Thunfischschwärme in Katria an. Stattdessen Flüchtlinge auf maroden Booten, sowohl tot als auch lebendig, die das Leben Katrias für immer verändern. Ihre Insel wird zum Auffanglager, Touristen bleiben fern und Thunfische sowieso ... die Lebensgrundlage der Inselbewohner ist zerstört, doch niemand in der Welt draussen interessiert sich wirklich für ihre Sicht, für ihr Schicksal und wie es für sie weitergehen soll. All das erinnert - sicher nicht ungewollt - auch an Lampedusa.

    "Während Nora beobachtete, wie die Flüchtlinge das Schnellboot verliessen, musste sie daran denken, dass die Insel zu einer Brücke geworden war. Einer Brücke zwischen zwei Welten, einer Brücke, die aber mitten im Nichts auseinandergebrochen war, weder Anfang noch Ende hatte und nirgendwohin führte..."

    Fazit:
    Für mich ein echtes Lese-Highlight, sowohl inhaltlich wie auch besonders wegen der wunderbaren Sprache. Ein sehr lesenswertes Buch mit vielen Facetten, welches noch lange nachklingt. Daher eine absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Nini Ste, 12.08.2023

    In ihrer Erzählung,, Mattanza " nimmt die Autorin Germana Fabiano den Leser mit auf eine spannende Reise zum traditionellen Thunfischfang Siziliens , sie beschreibt die Zeit von 1960 bis 2012.
    Auf der kleinen Insel Katria , sie gehört zu den Ägadischen Inseln , lebt die Bevölkerung seit Jahrhunderten vom Thunfischfang. Im Frühjahr ziehen die grossen Schwärme an der Insel vorbei , um zu ihrem Laichgebieten zu gelangen. Auf ihrem Weg dorthin werden sie bei der
    ,, Mattanza" gefangen . In der Tonnara , einem ausgeklügelten System von Netzen , gelangen sie in die ,, Kammer des Todes " , wo sie von den Tonarotti , den Thunfischjägern , mit Harpunen getötet werden. Die Gruppe der Tonarotti wird vom Rais angeführt. Jeweils der männliche Erbe wird genaustens vom amtierenden Anführer in die Kunst der Mattanza, in all das Wissen welches zum erfolgreichen Fang notwendig ist, eingeführt.
    Als 1960 der Enkel vom Rais Lorenzo geboren wird, sind zunächst alle Bewohner der Insel enttäuscht, denn es ist ,, nur " ein Mädchen. Der Rais fügt sich dem Schicksal und nimmt seine Enkelin Eleonore , Nora, zu sich , um sie in sie Traditionen einzuweihen. Sie soll sein Erbe antreten. Eine grosse Ehre, aber auch eine Last , die ihr Leben bestimmen wird. Als er einen Schlaganfall erleidet, muss Nora mit 19 Jahren das erste Mal die Mattanza anführen. Und sie besteht diese Feuerprobe mit Bravour, es werden so viele Thunfische wie noch nie gefangen.
    Doch die Welt wandelt sich : Auf den Meeren sind grosse Schiffe unterwegs, die einen grossen Teil der Thunfische schon vor ihrem Weg zu den Laichplätzen wegfangen. Touristen entdecken die beschauliche Insel als Reiseziel. Dadurch ändert sich auch das Leben auf der sonst so isolierten Insel. Als die ersten Flüchtlinge auf der Insel stranden, einige werden ertrunken angespült, gerät Katria in den Fokus der Politik.
    Überaus realistisch beschreibt Germana Fabiano den traditionellen Thunfischfang. Jeder Schritt ist so detailreich beschrieben, dass ich mich mit Nora auf dem Meer in einem der Boote befunden habe , ihre Gefühle dabei genauestens spüren konnte. Der Zusammenhalt und die Lebensverhältnisse der Inselbewohner ist bildgewaltig dargestellt, die einzelnen Charaktere authentisch und lebensecht beschrieben. Vor der Mattanza wird schonungslos in all ihrer brutalen Tradition berichtet.
    Leidenschaftlich und äusserst eindrucksvoll schildert diese Erzählung vom Höhepunkt bis zum Niedergang dieser Art des Fischfangs. Dabei geht Germana Fabiano gefühlvoll mit den Emotionen , Sorgen und Problemen der Tonarotti und der Inselbewohner um. Am Ende des Buches befindet sich eine Zeichnung der ,, Tonnara " , der Aufbau des Netzsystems.
    Die Autorin hat eine grandiose Erzählung über die untergegangene Tradition ihrer sizilianischen Heimat geschaffen.
    Ein wunderbares Zeitzeugnis, das sich zu lesen lohnt.

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  • 5 Sterne

    Irisblatt, 02.09.2023

    Der letzte Raìs
    Jedes Jahr führt die Route der Thunfischschwärme an der kleinen, weit abgelegenen süditalienischen Insel Katria vorbei. Traditionell leben die Bewohner der Insel vom Thunfischfang. Die „Mattanza“ - das Abschlachten des Schwarms findet nach einer seit Generationen festgelegten Methode statt, angeleitet vom Raìs, der sein umfangreiches Wissen über das Meer, den Wind, die Thunfische sowie die vorgeschriebenen Abläufe immer an einen männlichen Nachkommen weitergibt.
    Doch als wiederholt kein Junge geboren wird, beschliesst der amtierende Raìs seine Enkelin Nora auszubilden. Nora lernt diese Bürde zu tragen, erfährt alles Notwendige, um das Erbe ihres Grossvaters anzutreten und erwirbt sich das Vertrauen der Fischer. Doch die Welt verändert sich. Touristen interessieren sich plötzlich für die Tradition der Mattanza, Flüchtlinge stranden bzw. werden tot an die Insel gespült und die Überfischung der Meere wirkt sich massiv auf den Thunfischbestand aus.
    Die Dorfgemeinschaft kämpft zunehmend ums Überleben, versucht, mit den neuen Situationen zurecht zu kommen.
    Die sizilianische Autorin Germana Fabiano hat mit „Mattanza“ einen schnörkellosen, bewegenden und nachdenklich stimmenden Roman über Tradition und Wandel geschrieben.
    Die Abläufe einer Mattanza werden detailliert beschrieben - der Fang nach traditionellen Regeln gleicht einer festgelegten Choreographie, bei der es auf den richtigen Augenblick ankommt. Das Abschlachten eines ganzen Schwarms bedeutet harte körperliche Arbeit, ist eine blutige Angelegenheit, die die Existenz der Dorfgemeinschaft sichert.
    Doch auch scheinbar unabänderliche Traditionen sind, wie der Roman zeigt, dem Wandel unterworfen, müssen sich neuen Gegebenheiten anpassen. „Mattanza“ zeigt, dass die Folgen von hochindustrialisierten Wirtschaftssystemen, Klimawandel und Globalisierung auch in abgelegenen Teilen der Welt massiv spürbar sind und die dort lebenden Menschen zwingt, ihr Leben zu verändern.
    Sehr lebendig schildert die Autorin auch die Beziehungen der Dorfbewohner untereinander, ihre Abhängigkeiten von den auf dem Festland lebenden Obrigkeiten und ihren Gemeinschaftssinn.
    Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin eine thematisch ungewöhnliche, fesselnde Geschichte erzählt, die tiefe Einblicke gewährt, nichts beschönigt und die sich verändernde Welt aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Dabei überlässt sie es ihren Leser*innen, Bewertungen vorzunehmen.
    Für mich ist „Mattanza“, das von Barbara Neeb und Katharina Schmidt ins Deutsche übersetzt wurde, ein Lesehighlight im Jahr 2023.

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  • 5 Sterne

    lalevi, 06.08.2023

    „Worte hemmen den Fluss der Gedanken und verändern sie. Die schönsten und erhabensten Dinge sind stumm, der Himmel und die Untiefen, die Klippen und die Wolken. Sie werden nur laut, wenn sie ihre Wut herausschreien müssen, sonst hinterlassen sie höchstens ein unterschwelliges Murmeln, einfach um sich zu versichern, dass sie existieren, und um das wahrzunehmen, muss man wirklich sehr genau hinhören.“ (S. 34)
    Auf Katria, einer fiktiven italienischen Insel, steht ein Generationenwechsel an. Der Raìs, der der Anführer des traditionellen Thunfischfangs ist, wird bald sein Wissen über die Mattanza – wie die Jagd genannt wird – weitergeben müssen. Die Inselgemeinde wünscht sich hierzu sehnlichst einen Jungen, der dieser Aufgabe gewachsen ist. Als 1960 Eleonora, genannt Nora, geboren wird, herrschen bei den religiös geprägten Bewohnern der Insel grosse Zweifel darüber, ob sie in die Fussstapfen ihres Grossvaters, dem aktuellen Raìs, treten kann. Dass man auch als Frau eine ebenso gute Anführerin des Thunfischfangs sein kann und damit entgegen der Erwartungen der Inselbewohner den Anforderungen standhalten kann, stellt Nora unter Beweis. Doch was ist ihr das Erbe, das ihr aufgetragen wurde, wert? Und wie weit ist sie bereit, dafür zu gehen?
    Die Geschichte zieht sich durch die Jahre 1960 bis 2012. Mit leichtem, fast melancholischem Schreibstil schafft es Germana Fabiano, einen in den Bann zu ziehen und mitzunehmen in eine interessante, von Traditionen und gesellschaftlichen Normen geprägte Welt und in die abergläubischen Weltanschauungen ihrer Bewohner. Dabei geht es mitnichten nur um die Thunfischjagd im engeren Sinne – es werden auch andere Themen eingearbeitet wie Flüchtlingsbewegungen, der ausufernde Tourismus und die Umweltverschmutzung. Das macht das Buch zu einem tiefgründigen Roman, dessen Inhalt manchmal auch zwischen den Zeilen zu finden ist. So sind die anderen Ebenen, vor allem die, in der es um Flucht und Vertreibung und die damit einhergehenden Menschenrechtsverletzungen geht, gut eingearbeitet und lassen einen sicher nicht kalt.
    Gut gefallen hat mir auch die Skizze am Ende des Buchs, in der die sog. Tonnara aufgezeichnet ist, mithilfe derer die Mattanza stattfindet. Dadurch kann man während des Lesens Verständnisprobleme bei einigen italienischen Begriffen ausräumen, was mir enorm geholfen hat.
    Insgesamt eine stille und gleichwohl kraftvolle Erzählung über die Anforderungen und Erwartungen einer traditionellen und religiös geprägten Gemeinschaft und davon, was sie aus den Fugen bringen kann.

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  • 5 Sterne

    LindaRabbit, 06.08.2023

    Nora, die Enkelin des Rais

    "Ich bin hierfür geschaffen, und das Meer ist in mir, ist Tyrann und Komplize"
    Thunfischfang um die kleine Insel Katria und die lokalen Traditionen: Der Rais ist die wichtigste Persönlichkeit auf der Insel. Im Jahr 1960: Der Ort harrt aufgeregt der Geburt eines Nachfolgers. Doch eine Tochter wird geboren, die dritte statt dem ersehnten Sohn. Der Rais entscheidet - die Nachfolgerin von ihm ist nun Nora, die Neugeborene, und sie wächst bei ihm auf, sie wird von ihm in ihre Pflichten eingewiesen. Die 'Mattanza', die Thunfischjagd, wird an Nora übertragen, zum ersten Mal an eine Frau.

    Ihr Leben ist vom Rais vorbestimmt, keine Abweichungen möglich. Beindruckend beschreibt die Autorin, die von Nora zu meisternden Schwierigkeiten. Dieses aufregend gute Buch zeigt die Veränderungen der Insel Katria zwischen 1960 und 2012. Historisch geprägt ist das Leben der Insulaner vom Thunfischfang. Wandelt es sich während der Jahre jedoch, eine erste Welle von Touristen kommt an, was das traditionelle Leben auf der Insel verändert. Zunehmend werden viele Traditionen nicht mehr respektiert. Ökonomie ist wichtiger, Traditionen altmodisch.

    Ozeanische Umweltverschmutzung, industrieller Fischfang, Migranten auf dem Weg nach Europa - diese bislang festgefügte Gemeinschaft mit sturen Strukturen bricht auseinander. Das Buch ist Zeugnis einer untergegangenen Welt. Bei manchen Beschreibungen zum Fischfang möchte man am Liebsten aufhören Fisch zu essen, so ist es eben!

    Bei dem Titelgebenden Wort 'Mattanza' (italienisch für 'Abschlachten') handelt es sich um Fischfang traditioneller Art an den Küsten von Sizilien und Sardinien. Heutzutage ist die 'Mattanza' nur noch eine touristische Gaudi. Die internationale Hochseefischerei fängt bereits vorher die Thunfischschwärme ab.
    Das Titelbild ziert die Fotografie einer ausgesprochen schönen italienischen Frau, die selbstbewusst, aber auch skeptisch, in die Kamera schaut. Eine unglaubliche starke Sprache, durchsetzt mit Begriffen aus der Tradition!

    Dieses Buch war meine erste Wahl für ein Wunschbuch, weil mich allein die ersten paar Seiten des Romans bereits eingefangen haben: 'Mattanza', 192 Seiten, Verlag mare, geschrieben von der Autorin Germana Fabiano, in Palermo geboren (wohnhaft nun auf Sizilien und Tübingen, Dozentin für Menschenrechte Universität Tübingen)
    Der Verlag mare in Hamburg ist spezialisiert auf Meere, Wasser und alles was damit zu tun... ein ausgesprochen kleiner und feiner Verlag

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  • 5 Sterne

    Alexandros, 21.08.2023

    Eine Frau steht ihren Mann

    "Mattanza" von Germana Fabiano hat mich begeistert. Der schmale Band von gerade einmal 183 Seiten ist an Sprache so reich wie ein 500-Seiten-Roman. Dabei trägt er eine zweifache Melancholie mit sich, die allerdings nicht betroffen macht, sondern eher einnimmt für eine dörfliche Inselgemeinschaft, deren Schicksal über fünf Jahrzehnte der Leser im Zeitraffer begleitet.

    Die einzelnen Kapitel sind mit Jahreszahlen betitelt; wir tauchen im Jahr 1960 in die Erzählung ein. Ein Mädchen wird geboren, das eigentlich ein Junge werden sollte, denn es war die letzte Chance, die jahrhundertealte Tradition fortzusetzen. Auf der kleinen italienischen Insel Katria ist der Raìs derjenige, der für den Fortbestand der Dorfgemeinschaft sorgt. Der Raìs ist für den Thunfischfang zuständig. Er bestimmt, wann der richtige Zeitpunkt ist, um die Mattanza zu beginnen, wie der jährliche grosse Fang genannt wird. Der amtierende Raìs ist jedoch ein alter Mann, und das Amt wird in seiner Familie vererbt. Bisher gibt es nur weibliche Nachkommen, und mit der Geburt des jüngsten Mädchens ist guter Rat teuer. Bisher hatte es immer nur männliche Raìs gegeben. Doch um der Tradition willen - nun eben das erste Mädchen.

    Obwohl sie das Meer von klein auf nicht wirklich mag, fügt sich Nora, der künftige Raìs, in ihre Rolle. Doch von Beginn an wird sie ins Dorfleben nicht wie ein normales Kind integriert. Sie ist etwas besonderes, und das wird ihr jeden Tag gespiegelt. Als junge Frau und sehr junger Raìs spielt sie gewissermassen zwei Rollen. Sie ist hin- und hergerissen. Und was vor Jahrzehnten noch eine abgeschiedene Insel war, von der kaum jemand wusste, entwickelt sich bald zum Touristenmagnet und zu einem Ort, der plötzlich zum Mittelpunkt zwischen Hierseits und Jenseits wird.

    Fazit: Eine grossartige, tiefsinnige, melancholische Erzählung. Um Rollenerwartungen, Rollenverständnis und Rollenzuschreibungen. Um Tradition, Wandel und Moderne. Sehr zu empfehlen.

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  • 5 Sterne

    Eva K., 14.08.2023

    Nichts bleibt, wie es ist!
    MATTANZA ist der erste ins Deutsche übersetzte Roman von Germana Fabiano, der im Orginaltitel "L'ultimo rais" heisst. Mit voller Wucht trifft Sie uns damit an vielen empfindlichen Stellen. Mattanza bedeutet "Abschlachten" und zwar in diesem Fall die Thunfische, die hier auf der fiktiven sizilianischen Nachbarinsel Katria gejagt werden und sämtliche Bewohner der Insel ernähren. L'ultimo rais bedeutet der letzte Rais - wobei Rais, der Titel einer führenden Persönlichkeit ist. Der Rais ist eine wichtige Person, die für eine erfolgreiche Tonnara verantwortlich ist. Mit Tonnara ist eine Grossfanganlage für Thunfische gemeint. Nun stellt in Katria die Familie Lombardo schon immer den "Rais" und dieses Erbe wird von Generation zu Generation weiter vererbt. Eine grosse Verantwortung, die viel Wissen und Feingefühl aber auch Durchsetzungsvermögen, Kraft und Ausdauer erfordert. Als kein Erbe geboren wird, fällt diese Bürde der Enkelin des Rais Eleonora, genannt Nora, in den Schoss. Wir erleben hier also auch einen Rollentausch, eine Emanzipation! Der Roman beginnt im Jahr 1960 und reicht bis in das Jahr 2012 - somit werden wir hier nicht nur mit den wirtschaftlichen und artgerechten Problemen des Fischfangs konfrontiert, sondern auch mit den politischen und tragischen Menschen Schicksalen, die vor Sizilien stattfinden! - Ein Roman, der uns den Atem nimmt, sprachlos macht, Tränen in die Augen treibt und viel Stoff zum Nachdenken bietet und immer wieder den Finger in die Wunden legt. Der Autorin sei Dank für die vielen Fingerzeige und den Damen Barbara Neeb und Katharina Schmidt für diese grossartige Übersetzungsarbeit. Tolles Cover und danke an den Mare Verlag für den Mut dieses Buch auf den Markt zu bringen!

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  • 5 Sterne

    SofieW, 12.09.2023

    Der Thunfischfang und ein Dorf, das davon lebt, im Wandel der Zeit

    1960, Katria, eine Insel vor der Küste Siziliens, die hier angesiedelten Menschen leben von der Mattanza, der Thunfischjagd. Das Dorf, das sich hier mit dieser traditionellen und schonenden Fischfang-Methode seinen Lebensunterhalt sichert, ist fiktiv. Die Mattanza jedoch gab es wirklich, bis die Thunfischschwärme vor der Küste versiegten, weil internationale Fischfangflotten die Fische regelrecht abfischten.
    Diese Geschichte, sie erzählt von diesem Wandel der Zeit, anhand einer kleinen dörflichen Lebensgemeinschaft. Sie erzählt, was diese Welt 'da draussen' mit denen macht, die ihre Arbeit nicht über die Natur hinweg, sondern im Einklang mit ihr, leben, so dass eine Balance erhalten bleibt. Das Wort Überfischung klingt in den Ohren. Dieses Buch, es erzählt aber auch von den inneren Strukuren in diesem menschlichen Verbund, auch hier im Wandel der Zeit. Und ganz vorne weg, erzählt dieses Buch vom Rais, der den Takt angibt, der vorgibt, was, wann zu tun ist, im Laufe der Jahreszeiten und im Lauf der Zeit. Der Vater dieser einen Familie, er überträgt diese Aufgabe auf seinen Sohn. So ist es Tradition. Doch dann werden über zwei Generationen 'nur' Töchter geboren und der Rais beschliesst, seine Enkelin Eleonora zu seiner Nachfolgerin zu erziehen. Ein Bruch, zugleich ein Umbruch. Und die junge Frau, sie muss sie früh tragen, diese Bürde und für die Menschen, für die sie verantwortlich ist, das Richtige tun.
    Ein beeindruckendes Buch, in seiner unausweichlichen Schicksalhaftigkeit, den menschlichen 'Begegnungen', in der Konsequenz, wohin es führt, 50 Jahre Leben.

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  • 5 Sterne

    Katharina G., 08.08.2023

    Katria, eine kleine Inselgemeinde wird geleitet vom Rythmus des traditionellen Tunfischfangs welcher sich in mehrere Phasen einteilt. 1. Crutiato, das Spannen und Fixieren der Verankerungsseile, 2.Calatu, das ausbringen der Netze, 3. Mattanza, das Töten und 4. Salpatu, das einholen und einlagern der Reusenanlage für das nächste Jahr. In dieser Gemeinde wächst Nora auf, die Tochter des Rais, des Oberhauptes der Gemeinde. Sie soll später seinen Platz einnehmen. Sie scheint ihrem Schicksal nicht entkommen zu können. Doch noch weiss niemand das die Griechische Insel Schauplatz grosser Veränderungen sein wird.

    Als die ersten Toten angeschwemmt werden und die ersten Flüchtlingsboote ankommen ist für alle in Katria klar das eine neue Zeit eingeleutet wurde. Wie werden sie weitermachen und wie kann Nora einen Weg finden die Neuankömmlinge und ihre angestammte Gemeinde zusammenzuführen und ihnen allen das Überleben sichern ohne ihre Traditionen zu verraten.

    Dieser Roman ist zwar Seitentechnisch nicht übertrieben lang, besticht aber durch seinen wunderbaren Schreibstil und die berührende und spannende Geschichte einer junge Frau und einer ganzen Insel die sich entscheiden müssen zwischen Humanität und Sicherheit, zwischen Tradition und Fortschritt und so einen Weg zum Überleben zu finden. Die Autorin hat es geschafft die Gedanken, Gefühle, Hoffnungen und Ängste einer Welt zu schildern die sich dem Verfall nicht preisgeben möchte und versucht mit grossen Veränderungen umgehen zu lernen. Ein grandioser Roman

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  • 5 Sterne

    Frank Z., 06.09.2023

    MEERESRAUSCHEN

    Auf dem Cover das Bildnis der Protagonistin und es passt
    sehr gut zum vorliegenden Roman Mattanza.

    Die Autorin fesselt ihre Leserschaft mit einem sehr bildhaften, fast
    schon geheimnisvollen Schreibstil, der sehr plastisch und auch
    durch seine Flüssigkeit besticht.
    Der Spannungsbogen zieht sich von Anfang an sehr gleichmässig
    durch den Handlungsstrang. Spannung begleitet den Leser wie
    ein treuer Begleiter. Zudem sind die Charaktere und Figuren sehr
    lebhaft beschrieben und auch die unterschiedlichen Zeiten tun
    dem gesamten Ablauf keinen Abbruch.

    Als Leser taucht man auf der einen Seite in die Welt des
    Thunfischfangs ein und wird auch mit den uralten Traditionen
    konfrontiert. Und dennoch zeigen sich die Fehler der Neuzeit
    besonders deutlich: Fangflottenschiffe, die auch anderswo auf
    der Welt wie zum Beispiel in Afrika für grosse Probleme sorgen.
    Dann sind es plötzlich die Menschen, die die Fischer aus dem
    Meer ziehen, weil sie in den Netzen hängen. Brutal und ohne
    ein Blatt vor den Mund zu nehmen, spricht die Autorin die
    Flüchtlingskrise an, die nicht enden wird und das von ihrer
    schlimmsten Seite. Ein Buch, das für Zündstoff sorgt und
    zum Nachdenken über das Menschsein animiert. Ein Roman,
    den man auf jeden Fall weiterempfehlen muss!

    Als Leser legt man dieses feine literarische Werk nicht mehr
    so schnell aus der Hand.

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  • 5 Sterne

    Billbo, 11.08.2023

    Das Cover passt sehr gut zum Buch. Eine junge und starke Frau. Germana Fabiano lässt den Leser an der Mattanza - der traditionellen Thunfischjagd vor der Küste Siziliens teilhaben. Grausam, blutig, viel gescholten, so zeigt die Jagd sich dem Rest der Welt. Doch man erfährt in diesem kleinen, spannenden Buch noch so viel mehr. Seit Generationen leben die Inselbewohner von der Thunfischjagd. Sie ist für sie existentiell. Jeder hat seinen Platz, jeder lebt davon. Etwas, was die Einwohner der Insel zusammenhält. Nach genauen Regeln durchgeführt, in Traditionen und Aberglauben verhaftet, führt der Rais die Fischer jedes Jahr aufs Neue an.
    Doch die Welt bleibt nicht stehen, die Zeiten ändern sich. Grosse Fischfangflotten fischen die Meere leer, der Tourismus entwickelt sich weiter, die Anzahl der Flüchtlinge steigt permanent. Was macht das mit den Menschen vor Ort? Wie kommen die Bewohner mit dem Wandel zurecht? Erhalten sie Hilfe und finden in den Medien Erwähnung? Interessiert sich die Welt für ihr Schicksal?
    In dem Buch wird dieser Frage nachgegangen. Die Figuren wurden authentisch und nachvollziehbar dargestellt. Der Schreibstil ist flüssig. Mir hat es Spass gemacht es zu lesen, mich aber auch nachdenklich zurück gelassen.

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  • 5 Sterne

    Lesemone, 29.07.2023

    Mattanza ist ein besonderes Buch, bei dem man nicht auf den ersten Blick erfassen kann, um was es der Autorin geht. Die Geschichte wird über einen grossen Zeitabschnitt erzählt und umfasst die Jahre 1960-2012. Vordergründig geht es um die Bewohner der Insel Katria, die sich dem traditionellen Thunfischfang verschrieben haben. Damit verbunden sind viele Traditionen und Aberglaube, was nicht so leicht mit dem Wandel der Zeit zu vereinbaren ist. So fehlt zu Beginn der männliche Nachfolger für den Raìs, der die ganze Thunfischsaison der Chef ist. Nora übernimmt jedoch den Job und macht sich gar nicht schlecht. Zwar geht es viel um die Arbeit der Thunfischfänger, welche meiner Meinung nach sehr grausam war, jedoch beleuchtet das Buch auch ganz andere Themen. So geht es zwischen den Zeilen um die Flüchtlingskrise, um den Tourismus, um die Umweltverschmutzung im Meer und auch um den industriellen Fischfang. Die Bewohner der Insel werden von Jahr zu Jahr immer mehr gebeutelt. Wie schaffen sie es, so lange durchzuhalten? Der Schreibstil der Autorin ist leicht zu verstehen, so dass man das Buch recht zügig durchlesen kann. Ich war jedoch über die doch sehr tiefgehenden Themen überrascht. Eine klare Leseempfehlung von mir!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lisa V., 14.08.2023

    Das Buch zeigt sich in schwarz weiss und damit auf die wesentlichen Grundfarben beschränkt.
    Die Erzählung jedoch verrät da ist viel mehr. Es geht um eine lange Tradition. Den Thunfischfang. Wie davon ein ganzes Dorf lebt und wie Jeder seinen Teil dazu beträgt. Jeder hat seine Aufgabe die er unbedingt immer genau so erfüllen muss damit das Zusammenspiel funktionieren kann und der Fang den benötigten Ertrag erzielt. Das erfordert Konzentration auf die Natur und viel Wissen, was den Männern vorbehalten war.
    Dich eine Frau durchbricht diese Tradition denn es wird nicht wie erwartet ein Junge geboren sondern ein Mädchen. So tritt sie diese bedeutende Nachfolge an und schlägt sich gut. Doch der Wandel der Zeit mit den Grossen Fangbooten die die Fische auf hoher See abfischen und auch die Zeit der Flüchtlinge beeinträchtigen das Leben der Thunfische und auch das Leben derer die vom traditionellen Thunfischfang leben.
    Ein gutes und interessantes Buch.

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  • 4 Sterne

    Birgit S., 26.09.2023

    Von Thunfischen und Menschen - Atmosphärisch dicht erzählt

    In "Mattanza" begleitet man eine italienische Fischerinsel mitsamt Bewohnern, wie sie beide dem Wandel der Zeit ausgesetzt sind und den aufkommenden Veränderungen versuchen mehr oder weniger erfolgreich zu trotzen.
    Auf Katria wird seit jeher der traditionelle Thunfischfang, der Tonnarra, betrieben, und zwar traditionell angeführt vom männlichen Erbe des Rais. Doch der bleibt diesmal aus, anstatt dem langersehnten männlichen Nachfolger wird Nora geboren. Nora wird gegen den Traditionen zur Erbin des Rais und somit im traditionellen Thunfischfang ausgebildet. Mit den Jahren wächst sie als Erbin des Rais in ihre Rolle und Aufgaben hinein und schafft es, die Zweifler zu überzeugen. Das Leben auf Katria könnte seinen ruhigen und gewohnten Bahnen verlaufen, wären da nicht die Veränderungen, die auch vor Katria nicht haltmachen. So landen bald nicht nur Thunfische an der Küste der italienischen Insel an, sondern anfangs Touristen und dann später Flüchtlinge.

    Ein ständiger Kampf mit und gegen die Traditionen durchzieht den Roman.
    Die Autorin schafft es hierbei fesselnd und stimmungsvoll ein umfassendes Porträt der Inselbewohner, von der Protagonistin Nora und vor allem vom Meer und vom Thunfischfang zu zeichnen. Unter ihrer Feder erwacht die Insel zum Leben und man wird beim Lesen Teil dieser. Gleiches gilt auch für die Fischergemeinschaft.
    Anfangs hätte ich nicht gedacht, dass ein Roman über den Fischfang mich so in seinen Bann ziehen könnte, "Mattanza" hat dies aber dank seines ausdrucksstarken Schreibstils, der gut Stimmungen und Gefühle einfangen kann, geschafft.
    Dank verschiedener Erzählperspektiven und der Aufteilung der Kapitel nach Jahreszahlen, beginnend im Jahr 1960 bis 2012, wird man direkt Zeuge des Wandels, der auf Katria einzieht und kann die verschiedenen Sichtweisen der Charaktere verstehen. Gerne hätte ich mir deswegen noch mehr Einblick in das traditionelle Leben auf Katria und wie es sich über die Jahre hinweg verändert, gewünscht. Teilweise war es mir nämlich zu episodenhaft erzählt, sodass leider etwas an Tiefe verloren gegangen ist. Insgesamt wurde zwar ein tolles umgreifendes Gesamtpanorama der Insel, seiner Bewohner und des Fischfangs erzeugt, aber verblieb manchmal nur an der Oberfläche. Im Gegensatz zum Meer, hat die Geschichte dadurch nicht ihre ganze erzählerische Kraft entfalten können, was schade ist, denn der bildhafte Schreibstil und die vielschichtige Handlung weiss zu begeistern. Ein paar mehr Seiten hätten dem Roman sicherlich gutgetan.

    Trotz kleiner Schwächen, wusste "Mattanza" mich zu fesseln und ich bin die Welt der Fischergemeinschaft von Katria eingetaucht.

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  • 5 Sterne

    lesemaus9821, 03.08.2023

    Dieses Buch hat mich komplett überrascht. Mir gefiel die Prämisse, die Umsetzung jedoch hat mir den Atem geraubt. Fast ein ganzes Leben auf nur 192 Seiten so eindrucksvoll aufzurollen ist eine wahre Meisterleistung!
    Mit jedem Kapitel sehen wir Nora älter werden und begleiten sie, sowie die anderen Bewohner der Insel Katria in ihrem Leben. Dabei verfolgen wir nicht nur grosse Momente, wichtige und unerwarteten Wendungen sondern auch das alltägliche Leben mit seinen Höhen und Tiefen. Tradition und die moderne Welt mit ihren unüberwindbar scheinenden Herausforderungen stehen sich dabei immer wieder gegenüber.
    Der Schreibstil ist sehr klar, fast schon nüchtern und dennoch fehlt es dieser Geschichte nicht an Gefühl und Humor.
    Ich bin wirklich beeindruckt! So ziemlich jede Seite meines Buches hat Markierungen und Notizen an der Seite. Es hat mich mitgerissen und gefesselt. Ein Buch das zum Nachdenken bringt!

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