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  • 5 Sterne

    12 von 19 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Mathias L., 10.07.2018

    Als Buch bewertet

    Mit IDA ist der Autorin KATHARINA ADLER ein absolut tolles Debütbuch gelungen, in welchem sie ein bis heute immer noch teilweise sehr heikles Thema beschreibt.

    Nach den allgemeinen Kinderkrankheiten litt Ida mit zunehmendem Alter an diversen Krankheitssymptomen wie z. b. Reizhusten oder unter Stimmiritationen. Als Ida dann von ihrem Vater dazu schon fast gezwungen wird, beginnt sie mit 18 eine Therapie beim weltbekannten Psychiater und Analytiker Sigmund Freud, als dieser noch total unbekannt war. Doch Ida bricht plötzlich die Behandlung eigenmächtig ab.

    Ich hatte am Anfang des Buches erst einmal leichte Schwierigkeiten, dass Thema zu verstehen. Aber als ich den Anfang mit einem gewissen Abstand mehrfach gelesen hatte, merkte ich, dass der gute Wechsel zwischen den Lebensabschnitten von Ida – d. h. einerseits die Kindheit und andererseits die erwachsene Ida – doch einfacher zu verstehen war, als anfänglich befürchtet. Ich bin total fasziniert von diesem Wechsel, da ja auch neben Idas Leben auch die Politik und die Zeit der Kriege beschrieben wird.

    Ida ist in ihrer eigen Biographie eine starke Persönlichkeit und Darstellerin ihrerselbst. Im Laufe der Autobiographie der Vorfahren von Katharina Adler spürt man sehr deutlich, dass ihr Leben absolut verschiedenläufig ist, Ida sich aber total stark ihren Schwierigkeiten in den Weg stellt und diese auch meistert.

    Aus eigenen Erfahrungen heraus, sowohl im körperlich-medizinischen als auch im psychischen und psychologischen Bereich, kann ich diesen Buch meine absolute positive Empfehlung geben. Dieses Buch verdient es, gelesen zu werden. Dann versteht man auch – wenn auch nur ansatzweise – etwas davon, wenn es einem Menschen schlecht geht, egal in welchem Bereich.

    Auch die äussere Aufmachung des Covers ist absolut faszinierend in gefühltem 3-D gestaltet worden. Hervorragend

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  • 5 Sterne

    10 von 17 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge W., 02.11.2018

    Als Buch bewertet

    Was für eine Familiengeschichte. Die Geschichte der Ida Bauer. Man liest fasziniert diese Lebensgeschichte. Ida Adler, geborene Bauer sorgte einst für Furore: Sie ist eine der bekanntesten Patientinnen des 20. Jahrhunderts, sie wird von ihrem Vater, einem Lebemann en gros, zu dessen Freund Sigmund Freud geschickt. Dora, das jüdische Mädchen mit der 'petite hystérie', die es wagte, ihre Kur bei Sigmund Freud vorzeitig zu beenden, und ihn, wie er es fasste, "um die Befriedigung brachte, sie weit gründlicher von ihrem Leiden zu befreien. Die Wiener Jüdin war um die Jahrhundertwende eine Hysterie Patientin von Sigmund Freund, der Psychoanalytik-Begründer machte sie als "Fall Dora" weltberühmt. Ihre Urenkelin, die Münchner Autorin Katharina Adler, hat aus Ida Adlers Lebensgeschichte einen spannenden Roman gemacht, der den Bogen von der selbstbewusst-trotzigen 18-Jährigen, die sich sogar Freud widersetzte, bis zur Emigrantin in New York spannt. Für Katharina Adler war die widerständige Patientin lange nicht mehr als eine Familienanekdote, ihre Urgrossmutter, die - nicht unter ihrem wirklichen Namen und auch nicht für eine besondere Leistung - zu Nachruhm kam. Ida, die als der 'Fall Dora' von der Nachwelt mal zum Opfer, mal zur Heldin stilisiert wurde. Nach und nach wuchs in ihr der Wunsch, dieses Bild von Ida zu ergänzen, ihm aber auch etwas entgegenzusetzen. Sie wollte eine Frau zeigen, die man nicht als lebenslängliche Hysterikerin abtun oder pauschal als Heldin instrumentalisieren kann. Doch die Familiengeschichte umfasst weitaus mehr. Wir erfahren einiges über ihre politische Aktivitäten in der österreichischen Sozialdemokratie, aus der Ehe mit dem eher unglücklichen Komponisten Ernst Adler und später über ihr Exil als Jüdin in der neuen Heimat Amerika. Von ihr, von "Ida", handelt dieser mitreissende Roman: die Geschichte einer Frau zwischen Welt- und Nervenkriegen, Exil und Erinnerung. Eine Frau mit vielen Stärken und auch einigen Schwächen, die trotz aller Widrigkeiten bis zuletzt um ein selbstbestimmtes Leben ringt. Mit grossem gestalterischem Weitblick und scharfem Auge für jedes Detail erzählt Katharina Adler die Geschichte einer Frau zwischen Welt- und Nervenkriegen, Exil und Erinnerung. Eine Geschichte, in die sich ein halbes Jahrhundert mit seinen Verwerfungen eingeschrieben hat. Ida ist ein Plädoyer für die Wahrheit der Empfindung und die Vielfalt ihrer Versionen. Der Roman eines weitreichenden Lebens, das – mit Freuds Praxistür im Rücken – erst seinen Anfang nahm. Ein beeindruckendes und ganz besonderes Werk, ausserdem ist es ein bemerkenswerter Ausschnitt des 20. Jahrhunderts. Es besticht durch die knappe, lakonische Sprache - es ist nie ein Wort zuviel. Ausdrucksvoll geschrieben von der Autorin, entwickelt die Geschichte einen ganz eigenen Sog, dem der Leser sich nicht entziehen kann. Eine spannende und ansprechende Geschichte. Wer interessante Roman-Biografien mag, der ist hier richtig.

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  • 5 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Simone G., 11.07.2018

    Als Buch bewertet

    Der Roman erzählt die Geschichte der Grossmutter von Katharina Adler. Sie ging als die bekanntestes Patientin von Sigmund Freud um die Welt. Ida lernte bereits in ihrer Kindheit was es bedeutet geliebt und ungeliebt zu sein. Ihr Umfeld wurde durch Krankheit, Tod und Krieg geprägt. Aber trotzdem hatte sie Freunde an ihrer Seite, die sie bis in den Tod begleiteten.

    Ein sehr emotionaler Roman, der mich auch bei den zSenen von Freus schon nachdenklich gestimmt hat, was ist mit der Protagonistin wirklich los. Liegt Freud richtig?
    Aber Ida hat alles meisterhaft überstanden. Auch die Reise zu ihrem Sohn nach Amerika. Alle Achtung. Sie war fast 4 Monate unterwegs und wusste nicht ob sie überhaupt ankommt.
    Für mich eine sehr ergreifende Roman-Biografie und daher 5 Sterne wert.

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  • 3 Sterne

    10 von 17 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Fornika, 15.07.2018

    Als Buch bewertet

    Schon als junges Mädchen plagen die eigenwillige Ida viele Leiden, von unstillbarem Husten bis hin zur Bettlägerigkeit. Kein Arzt kann ihr helfen, und so beginnt sie eine Kur bei Sigmund Freud, in der Hoffnung, dass er ihrer Krankheit auf die Spur kommt.

    Idas Krankengeschichte ist von Freud gut dokumentiert (er nennt sie Dora), nun ist es an Katharina Adler die Lebensgeschichte ihrer Vorfahrin nachzuzeichnen und so einiges ins rechte Licht zu rücken. Ich war ehrlich gesagt etwas enttäuscht vom Buch, da ich mir doch einen grösseren Fokus auf die Zeit bei Freud erhofft hatte. Die Sitzungen finden am Rande des Geschehens statt und gehen ziemlich schnell unter. Idas Leben ist sicherlich nicht uninteressant, so richtig gefesselt hat sie mich aber nicht. Das lag zum einen daran, dass ich sie als Person furchtbar anstrengend und unsympathisch fand (bis auf wenige Situationen). Sie ist eine sture Person, aber auch furchtbar weinerlich, wenn es um ihren Zustand geht. Ich konnte das ihr/der Autorin immer nicht so recht abnehmen. Zum anderen hat mir der Erzählstil die Lektüre etwas verleidet, sehr distanziert wird berichtet, zudem nicht in chronologischer Reihenfolge sondern mit recht unlogischen Sprüngen hin und her und wieder zurück und im Kreis herum. Auf mich wirkte das ab und an sehr künstlich und hat mich zunehmend genervt. Was der Autorin hingegen sehr gut gelungen ist, ist die Darstellung des sozialen Umfelds von Ida, der politischen Lage, überhaupt des Zeitgeistes. Auch das Wirken von Idas Bruder fand ich sehr spannend, von ihm hätte ich sehr gerne mehr gelesen. Insgesamt fand ich das Buch nicht ganz schlecht, habe mich aber stellenweise doch zum Weiterlesen zwingen müssen.

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  • 5 Sterne

    5 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tara, 08.07.2018 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Ida, der „Fall Dora“

    „Ida ist das gelungene Debütbuch der Autorin Katharina Adler, in dem sie über das Leben ihrer Urgrossmutter Ida – zum Teil fiktiv und zum Teil belegt - berichtet.

    Ida litt schon von Kindheit an, an Stimmproblemen, Reizhusten und diversen anderen Krankheitssymptomen. Mit 18 Jahren beginnt sie durch ihren Vater gedrängt eine Therapie bei Sigmund Freud, in der er sehr merkwürdige Behandlungsmethoden an ihr ausprobiert. Ida bricht die Behandlung - bei dem damals noch recht unbekannten Freud - eigenmächtig vorzeitig ab. Dieser kurze Lebensabschnitt wird als „Fall Dora“ bekannt, hat aber im Nachhinein betrachtet nur wenig mit Idas Leben gemeinsam.

    Der Schreibstil von Katharina Adler lässt sich angenehm und flüssig lesen. Sie wechselt zwischen den Zeiten und berichtet mal von Ida als Kind und dann wieder von der erwachsenen Ida. Dieser Wechsel hat mich gefesselt und ich wollte immer gerne erfahren, wie es in der anderen Zeit weiterging.
    Neben Idas Leben erfährt man eine Menge Details aus der damaligen Zeit, der Politik und den Kriegen. Dadurch kann man gut in die Atmosphäre der Geschichte eintauchen.

    Ida ist eine starke Protagonistin, unnachgiebig aber auch humorvoll, deren Leben keineswegs gradlinig verlaufen ist, die sich aber allen Schwierigkeiten entgegengestellt hat. Die Öffentlichkeit hat eigentlich nur an „Dora“ Interesse und über ihr übriges Leben wurde wenig bekannt.

    Diese Biografie über Ida, die im wahren Leben mal als Heldin und mal Hysterikern gesehen wurde, ist ein interessanter und mitreissender Roman, in dem die Anfänge der Wahrnehmung der psychischen Krankheiten dargestellt werden.
    Von mir gibt es für diesen interessanten Roman eine klare Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Verena W., 24.07.2018

    Als Buch bewertet

    Ida Bauer - als Siegmund Freuds „Fall Dora“ erlangte sie Berühmtheit. Doch abgesehen von Freuds Darstellung ihrer Psyche in der Hysterie-Analyse ist über ihr Leben nicht viel bekannt. Idas Urenkelin, Katharina Adler, versucht nun in ihrem Buch, dem Wesen ihrer Urgrossmutter näher zu kommen.
    Mit Bedacht versetzt sich die Autorin in die Person Ida Adler-Bauers. Sie schildert deren Situation stets aus dem Blick ihrer Protagonistin und verknüpft sie mit den vorherrschenden sozialen und politischen Bedingungen des ausgehenden 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die Ida prägen. Dabei geht die Autorin in ihrem Roman allerdings nicht chronologisch vor, sondern „springt“ in der Zeit, während sie uns Ida in unterschiedlichen Altersphasen nahe bringt - immer wieder einmal unterbrochen von kurzen Auszügen aus Freuds Hysterie-Analyse als Kontrast zu Idas eigenem Erleben. Liegt der berühmte Psychologe richtig mit seinen Deutungen? Ida selbst denkt anders darüber als ihr Arzt und wehrt sich auf ihre Weise.
    Katharina Adler präsentiert dem Leser auf unterhaltsame Art die Ergebnisse ihrer Familien-Recherche, wobei manche Frage offen bleiben muss; denn die Protagonistin selbst kann ihre Erklärungen nicht mehr abgeben. Dennoch: aus einer Mischung aus realen Ereignissen und Fiktion ist eine spannende Romanbiografie entstanden, die Idas Leben - vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund - veranschaulicht. Nicht die Patientin als medizinischer Fall steht hier im Mittelpunkt, sondern Ida, der Mensch, und ihr Schicksal.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    anushka, 08.10.2018

    Als Buch bewertet

    Viel mehr als nur die Freud-Patientin

    USA, 1941: Ida Adler, 58 Jahre, geborene Bauer, steigt in New York von einem Schiff. Sie hat die Flucht aus Europa geschafft und verdankt dies vor allem ihrem berühmten toten Bruder, dem Sozialisten Otto Bauer, und ihrem Sohn, einem Dirigenten. Doch Ida selbst hatte bis dahin auch ein bewegtes Leben. Unter anderem war sie Patientin von Sigmund Freud und erlangte als Hysterie-Patientin Dora Berühmtheit durch seine "Bruchstücke einer Hysterie-Analyse", mit denen Freud Teile aus ihrer Psychoanalyse veröffentlichte. Ida wagte es, die Therapie bei Freud entgegen seines Ratschlags abzubrechen. Diese war nur eine in einer langen Reihe an mitunter schmerzhaften Behandlungen. Doch Ida ist sehr viel mehr als nur eine Fallstudie Freuds. Denn Ida ist Jüdin, Sozialistin und gleichzeitig wohlhabend. Ida hält Salons ab und landet schliesslich über Umwege und lange Reiserouten in den USA. Ihre Urenkelin zeichnet in diesem biographischen Roman ihren Lebensweg vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1945 nach.

    Dabei wird deutlich, dass Ida sehr viel mehr ist und auch vor und nach Freud ein sehr bewegtes Leben hatte. Dementsprechend steht die Therapie bei Freud über grosse Strecken nicht im Fokus der Geschichte, auch wenn Freud immer wieder seinen Schatten auf Ida wirft. Katharina Adler hat das sehr interessante Leben von Ida (einer wahren Geschichte) aufgeschrieben und ihr viel Leben eingehaucht. Dabei ist Ida eine Figur, an der man sich durchaus stossen kann. Die unterkühlte Beziehung ihrer Mutter zu ihr führt sie später mit ihrem eigenen Kind weiter. Gerade dann in den USA wird ihr Verhalten immer unsympathischer und meiner Meinung nach ist dies als Einstieg entsprechend ungünstig. Gerade am Anfang wirkt die Geschichte sehr bruchstückhaft und die Zeitsprünge haben mich gerade zu Beginn oft verwirrt und mir Ida ziemlich unnahbar gemacht. Das wurde im Verlauf des Buches besser, aber ich konnte nie wirklich eine Beziehung zu Ida aufbauen. Aber auch für verschiedene Anspielungen war dies ungünstig. So wird beispielsweise in einer Szene vorgegriffen, die zu diesem Zeitpunkt unverständlich ist, deren Erwähnung man jedoch schon wieder vergessen hat, wenn der Hintergrund schliesslich erklärt wird. Mir ist das nur aufgefallen, weil ich nach Beenden des Buches die ersten Kapitel noch einmal quergelesen habe. Für mich macht das deutlich, dass das unchronologische Erzählen zwar künstlerisch ist, dadurch aber, zumindest in diesem Buch, auch einiges verlorengeht. Auch der Schreibstil war mitunter gewöhnungsbedürftig. Auch wenn er den Wiener Dialekt und Duktus durchaus anschaulich machte, haben mich die wiederholt unvollständigen Sätze als Stilmittel irritiert. Die eingestreuten Zitate aus Freuds Analysen dagegen fand ich sehr passend und interessant. Die Autorin hat sehr anschaulich gemacht, wie frustrierend Freuds Deutungsstil und Deutungshoheit für Ida gewesen sein müssen.

    Insgesamt hat mich Idas Leben gefesselt und bewegt, auch wenn ich zu Ida als Figur immer eine Distanz empfunden habe und auch mehr in Bezug auf Freud erwartet hatte. Der Roman "Ida" bildet jedoch auf sehr interessante und spannende Weise die Umbruchsphase in Europa ab und das Leben derer, die sich mittendrin wiederfinden.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 14.07.2018

    Als Buch bewertet

    Als Dora ist sie weit über die Welt der Psychologie hinaus bekannt geworden. Sigmund Freuds berühmteste Patientin, der er in jungen Jahren Hysterie attestierte und die ihr Leben lang unter der Diagnose leiden sollte. Ihre Urenkelin Katharina Adler erzählt nun die andere Geschichte der Dora, oder Ida, wie sie tatsächlich hiess. Wie das immerzu kranke Mädchen in jungen Jahren unglaublichsten Therapien unterzogen wird, bis sie schliesslich bei dem berühmten Wiener Arzt landet. Wie sie sich von ihrer Familie befreit und im Theater ihr Glück sucht und wie schliesslich die dunkle Zeit über Europa hereinbricht, die sie als Jüdin in grösste Gefahr bringt.

    Die etwas unkonventionelle Biographie, die in der Tat mehr Romancharakter hat und durch den diskontinuierlichen Aufbau auch nicht der Chronologie der Ereignisse folgt, zeichnet das Bild einer Frau, deren Erlebnisse als junges Mädchen so tiefgreifende Einfluss auf ihren späteren Lebens- und Entwicklungsweg nehmen, dass man unweigerlich wieder bei der Psychologie landet, die ihr erst die weltweite Berühmtheit brachte. Allerdings blieb mir das Mädchen bzw. die spätere Frau in weiten Teilen zu sehr hinter den politischen Ereignissen zurück, dabei hätte sie das Potenzial gehabt, ganz in den Mittelpunkt gerückt zu werden und die Geschichte zu tragen.

    Zugegebenermassen hatte ich mit den vielen Zeitsprüngen etwas zu kämpfen, es ist auch nicht ganz nachvollziehbar, weshalb sich Katharina Adler für diese Struktur entschieden hat, denn dies bremst meines Erachtens das Nachvollziehen der Entwicklung Idas enorm. Die interessantesten Passagen warn für mich zum einen die Erlebnisse mit Hanns Zellenka und die Reaktion ihres Umfeldes darauf: in penetrantester Weise bedrängt er das noch junge Mädchen und niemand schenkt ihr Glauben. Wie unsäglich dies später von Freud im Roman verdreht wird, setzt dem ganzen noch die Krone auf. Der psychologische Druck, der auf die junge Ida ausgeübt wird, wird nur noch durch die – man kann es kaum anders sehen – physischen Misshandlungen durch die anderen Ärzte getoppt. Hier ist die Erzählung dicht, nach bei der Protagonistin und lässt einem auch als Leser nicht kalt.

    Leider sind diese Passagen in der Gesamtbetrachtung zu kurz geraten, was für mich der grösste Kritikpunkt vor allem im Hinblick auf die Werbung für das Buch ist. Unabhängig davon wurde durchaus geschickt das Einzelschicksal mit dem historischen Lauf verwoben, was aber für mein Empfinden eine ganz andere Geschichte ist. Auch die vielen Zeitsprünge sind für mich nicht nachvollziehbar motiviert. Fazit: interessant zu lesen, aber nicht ganz den Erwartungen entsprechend.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke O., 24.07.2018 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Ida wächst in wohlbehüteten Verhältnissen auf und leidet keine offensichtliche Not, aber ihre Seele leidet auf Grund der schwierigen Familienstruktur, ihrer von der Mutter zugewiesenen Rolle als Mädchen, das sich unterzuordnen hat, und wegen der immer schwieriger werdenden Situation als Jüdin.
    Durch die psychische Belastung entstehen Krankheitssymptome, die sich nicht erklären lassen und die Ida schliesslich zu Dr Freud führen. In vielen Sitzungen wird eine Psychoanalyse vorgenommen, um Ida von ihren psychsomatischen Leiden zu befreien. Sie ist gespalten zwischen Zustimmung und Ablehnung. Schliesslich beendet sie auf eigenen Wunsch die 'Kur' bei Freud, um selbstbestimmt zu leben, was ihr teilweise gelingt....
    Trotz einiger langatmiger Passagen über den historischen Hintergrund hat mich diese Biographie gefesselt, und ich habe sie gern gelesen. Besonders die detaillierte Beschreibung der Vorgehensweise der Psychoanalyse fand ich sehr interessant. Ich denke, dass die Autorin sehr viel Mühe investieren musste, um diese Phase in Idas Leben zu rekonstruieren. Und auch sonst fand ich es spannend zu lesen, wie Ida mit den Herausforderungen des Lebens, z.B. die Geburt ihres Sohnes, mit ihren Freunden und auch mit 'falschen Freunden' umgegangen ist. Durch häufige Zeitsprünge versteht es die Autorin Erklärungen einzubringen und Ursachen zu enthüllen.
    Eine Sympathieträgerin ist Ida auf keinen Fall, denn sie stösst viele Leute vor den Kopf durch Sturheit und Arroganz, z.B. ihren eigenen Sohn, auch als er schon erwachsen ist. Und sie möchte immer die dominante Rolle spielen, worunter auch engste Familienangehörige leiden. Empathie fehlt ihr weitgehend! Auf der anderen Seite gibt sie nicht auf, sondern kämpft mit allen Kräften, um aus einer ausweglos scheinenden Situation zu entkommen. Letzteres zeigt sich besonders, als der Nationalsozialismus den Juden das Leben immer schwerer macht und sie sich zur Emigration entschliesst.
    Die Beschreibung der Hintergründe, besonders während des 1.Weltkriegs, fand ich zu detailliert beschrieben, was mich etwas gelangweilt hat, aber ansonsten ein prachtvolles Buch. Ich kann es jedem empfehlen, der Biographien über starke Persönlichkeiten liebt und auch Freudianern, denn hier werden die Anfänge der Psychoanalyse an einem authentischen Fall geschildert.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nil_liest, 12.07.2018

    Als Buch bewertet

    Kennt ihr den „hysterischen Fall Dora“ der bei Dr. Siegmund Freud in seinen Notizen auftaucht? Eine Dame, die in jungen Jahren die „Kur“ bei ihm abbrach?
    Nein – mir ging es auch so. Wer googelt wird schlauer, es gibt alle Fakten schnell und übersichtlich, aber ein Lesevergnügen ist es nicht.
    Da empfehle ich eher zu dem Roman der Enkelin, der Autorin Katharina Adler, zu greifen und sich die Geschichte erzählen zu lassen aus Idas Sicht!
    Katharina Adler hat in 5jähriger (!) Aufarbeitung das turbulente und berühmte Leben der Grossmutter, Ida Adler, geborene Bauer, zu Papier gebracht.
    Hier lernen wir eine Frau kennen, geboren 1882, die sich im Zeitalter der Industrialisierung von Traditionen lossagt und erste Schritte der Emanzipation macht. Eine Feministin der ersten Stunde!

    Besonders charmant ist die Art wie die Geschichte erzählt wird. Zeitlich nicht chronologisch bekommen wir, aus Idas Ich-Perspektive, ihr Leben präsentiert.
    Zum Ende ihres Lebens in den USA merkt man dem Text die schwere des Lebens an, das Erlebte, das Gebrochene der alten Dame durch Krieg und erlebtes Leid. Ida, im Alter eine resolute Frau, die sich nicht so recht mit der Schwiegertochter arrangieren kann.
    Als Teenager im Meran, ist die Sprache viel leichter und naiver. Ihre Beobachtungen werden uns wiedergegeben ohne Bewertungen. Da zeigt sie Symptome und weiss nicht so recht warum. Angenehm, wenn man bei der Lektüre auch selbst denken darf.
    So verändert sich der Tonfall altersangepasst. Und sprachlich auch nicht ausser Acht zu lassen, für mich als Hochdeutsch-Sprechende, der Roman ist im Österreichischen Klang geschrieben, soll meinen ich hatte beim Lesen durch vielerlei Wörter und Beschreibungen, die im hochdeutschen ungebräuchlich sind, einen österreichischen Akzent im Ohr ohne das es anstrengend wurde. Herrlich!

    Mein Fazit: Das Buch und die Geschichte der Grossmutter faszinierte mich, doch bleibt ein Restgefühl das mich der Roman nicht 100% überzeugt hat.
    Ich würde die Lektüre nicht missen wollen, aber in meine Top 10 des Jahres 2018 wird es wohl nicht auftauchen.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 10.07.2018 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Die Veröffentlichung „Bruchstück einer Hysterie-Analyse“ aus dem Jahre 1905 trug sicherlich viel zu der Berühmtheit Sigmund Freuds bei. Darin beschrieb er den Fall des Mädchens „Dora“. Doch wer ist diese Dora in Wirklichkeit?
    Die Autorin Katharina Adler nahm sich der Geschichte ihrer jüdischen Urgrossmutter Ida, die als „Dora“ bekannt wurde, an und schrieb einen wunderbaren Roman, der Belegtes mit Fiktivem verknüpft.
    Schon als Kind litt Ida Bauer unter Migräne, später unter Reizhusten und Stimmproblemen. Die Familienverhältnisse sind schwierig. Sie wird von ihrem Vater bedrängt, eine Therapie bei Freud zu machen. Nach nicht einmal drei Monaten bricht die junge Frau ihre Therapie ab, was Freud sehr enttäuschte.
    Dieser Roman lässt sich sehr angenehm lesen. Die Zeiten wechseln immer wieder zwischen Idas Kindheit und ihrem Erwachsenenleben.
    Ida ist eine starke Persönlichkeit, die Mut bewies, als sie die Therapie abbrach, denn man konnte zu jener Zeit nicht anderer Meinung sein als die Halbgötter in Weiss. Wenn Frauen damals nicht so recht ins Schema passten, wurde ihnen schnell Hysterie nachgesagt.
    Sie heiratet später den Komponisten Ernst Adler und wird Mutter eines Sohnes, der sich ebenfalls der Musik verschrieben hatte und sogar Operndirektor in San Francisco wurde. Idas Lebens verlief keineswegs gradlinig. Die politische Lage macht es ihr nicht einfach, aber dennoch kann und will sie nicht schweigen, wenn sie von etwas überzeugt ist. Sie war eine Person, die anderen mit ihrer Unnachgiebigkeit das Leben schwer machen konnte. Das musste auch ihr Sohn erleben.
    Aber nicht nur Idas Leben lernen wir kennen, sondern auch über die weltpolitischen Verhältnisse. Ida überlebt zwei Weltkriege. Im Jahr 1939 folgt sie ihrem Sohn nach Amerika, wo sie später an Krebs stirbt.
    Ein fesselnder Roman über eine interessante Person.

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 10.07.2018

    Als Buch bewertet

    Die Veröffentlichung „Bruchstück einer Hysterie-Analyse“ aus dem Jahre 1905 trug sicherlich viel zu der Berühmtheit Sigmund Freuds bei. Darin beschrieb er den Fall des Mädchens „Dora“. Doch wer ist diese Dora in Wirklichkeit?
    Die Autorin Katharina Adler nahm sich der Geschichte ihrer jüdischen Urgrossmutter Ida, die als „Dora“ bekannt wurde, an und schrieb einen wunderbaren Roman, der Belegtes mit Fiktivem verknüpft.
    Schon als Kind litt Ida Bauer unter Migräne, später unter Reizhusten und Stimmproblemen. Die Familienverhältnisse sind schwierig. Sie wird von ihrem Vater bedrängt, eine Therapie bei Freud zu machen. Nach nicht einmal drei Monaten bricht die junge Frau ihre Therapie ab, was Freud sehr enttäuschte.
    Dieser Roman lässt sich sehr angenehm lesen. Die Zeiten wechseln immer wieder zwischen Idas Kindheit und ihrem Erwachsenenleben.
    Ida ist eine starke Persönlichkeit, die Mut bewies, als sie die Therapie abbrach, denn man konnte zu jener Zeit nicht anderer Meinung sein als die Halbgötter in Weiss. Wenn Frauen damals nicht so recht ins Schema passten, wurde ihnen schnell Hysterie nachgesagt.
    Sie heiratet später den Komponisten Ernst Adler und wird Mutter eines Sohnes, der sich ebenfalls der Musik verschrieben hatte und sogar Operndirektor in San Francisco wurde. Idas Lebens verlief keineswegs gradlinig. Die politische Lage macht es ihr nicht einfach, aber dennoch kann und will sie nicht schweigen, wenn sie von etwas überzeugt ist. Sie war eine Person, die anderen mit ihrer Unnachgiebigkeit das Leben schwer machen konnte. Das musste auch ihr Sohn erleben.
    Aber nicht nur Idas Leben lernen wir kennen, sondern auch über die weltpolitischen Verhältnisse. Ida überlebt zwei Weltkriege. Im Jahr 1939 folgt sie ihrem Sohn nach Amerika, wo sie später an Krebs stirbt.
    Ein fesselnder Roman über eine interessante Person.

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 14.07.2018

    Als eBook bewertet

    Eine Lebensgeschichte

    Die Titelfigur basiert auf der Urgrossmutter der Autorin und besitzt daher den Hauch mehr Authentizität als fiktive Figuren, der dem Buch das besondere verleiht.
    Sie ist aber auch ein recht stachliger Charakter, was ich interessant finde.
    Die Handlung springt zwischen den Zeiten.
    In der brillant gemachten Anfangsszene kommt Ida Adler 1941 in New York und Chicago an.
    Später geht es zurück in die Jugend und Kindheit Idas, ins Wien ab 1901, dann sogar 1892.
    Diese Passagen der Vergangenheit sind auch sehr reizvoll.
    Manchmal wird es mir zu ausführlich und detailliert, aber es ist natürlich ein Eintauchen in eine vergangene Zeit. Man gleitet durch Idas Leben, das von Krankheiten gezeichnet ist.
    Der Roman zeichnet sich durch den Stil aus, der literarische Qualitäten besitzt.

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  • 5 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge H., 08.07.2018 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Ein Frauenleben
    Katharina Adlers „Ida“ ist eine Familienanekdote, die sie in diesem Roman lebendig werden lässt. Es ist ihr erster Roman.

    Als Ida 1941 in Ellis Island vom Einwanderungsarzt als gesund ins Land gelassen wurde, lächelte sie.
    Katharina Adler erzählt mit scharfem Auge die Geschichte einer Frau zwischen Nervenkrankheit und Weltkriegen. Mal war Ida krank, dann wieder lange Zeit gesund.

    So erfahren wir wie es begann.
    Um 1892 wurde die 12jährige Ida krank, sie bekam Zustände. In ihrer Familie waren eigenartige Zustände. Ihre ärztlichen Behandlungen waren altertümlich und gruselig. Dann wird sie von Dr. Freud behandelt, Ida bricht die Behandlung ab. Dann diese Annäherungen von diesem Hans und vom Vater gibt es keine Unterstützung. Vielleicht wurde Ida deshalb so nervenkrank.
    Das alles wurde in dem Ton der Zeit gehalten.

    Idas Leben ging ziemlich normal weiter. Als Mutter war sie für ihren Sohn Kurt oft etwas zu anhänglich.

    Das Weltbild und die Politik wurde detailliert dargestellt.

    Der Roman wechselt oft in den Zeiten, mal ist Ida erwachsen und dann wieder ein Kind, er liest sich fesselnd und ist mitreissend.
    Er konnte mich in die Zeit eintauchen lassen. Ein interessanter Roman.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherfreund, 21.07.2018

    Als Buch bewertet

    "Ida" handelt von einer der bekanntesten Fälle Sigmund Freuds. In seinen Berichten hat er sie "Dora" genannt, doch Ida Adler war ihr richtiger Name. Ich fand es sehr spannend, ihre Lebensgeschichte nun aus der Sicht ihrer Urenkelin, Katharina Adler, zu lesen.

    Das Buch fängt mitreissend an, als Ida Adler 1941 aus Europa vor der Judenverfolgung flieht und zu ihrem Sohn nach Chicago geht. Schon bald wird ersichtlich, dass Ida sich in der neuen Situation nicht wohl fühlt. Mit ihrem Sohn als auch ihrer Schwiegertochter hat sie grosse Probleme. Diese werden aber erst mal nicht näher erläutert, da es recht schnell einen grossen Zeitsprung gibt und die Handlung in Idas Kindheit weitergeht.

    Die gesamte Geschichte ist nicht chronologisch erzählt, immer wieder gibt es Zeitsprünge in die Zukunft und zurück in die Vergangenheit. Als Leser ist dies manchmal ein wenig schwer nachzuvollziehen. Doch mit ein wenig Konzentration kann man sich nach so einem Sprung relativ schnell wieder in der Geschichte zurecht finden.

    Besonders interessant und auch spannend fand ich Idas Sitzungen bei Sigmund Freud, die mir in diesem Buch leider etwas zu kurz gekommen sind, da diese auch erst relativ spät erst zur Sprache kommen. Doch wenn sie mal auftauchen, fand ich es sehr interessant, in die damalige Sichtweise auf psychische Krankheiten einzutauchen. Herr Freuds Ansichten sind ja ziemlich umstritten. So war es gut, neben seinen Berichten auch die Sichtweise seiner Patientin mal mitzuerleben und ihre Geschichte kennen zu lernen.

    Sehr gelungen fand ich es, dass einigen Kapiteln ein kurzer Bericht von Freud über "Dora" vorangestellt war. In dem Kapitel selber wurde meist gar nicht weiter auf Freud eingegangen, sondern Episoden aus Idas Leben beschrieben, auf die diese Berichte Bezug nehmen. Das fand ich sehr spannend, denn dadurch wurden diese eher klinischen Berichte nachvollziehbar.

    Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, auch wenn ich ein paar Stellen etwas langatmig fand und mir insgesamt der Bezug zu Freud etwas zu kurz kam. Die Atmosphäre der damaligen Zeit wird sehr gut rübergebracht. Und Ida ist eine einzigartige Frau mit einer interessanten Geschichte.

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  • 4 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    dj79, 22.07.2018 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Unterschätzte starke Persönlichkeit

    Katharina Adler rekapituliert mit ihrem Roman ein Stück österreichische und europäische Zeitgeschichte. Mit Hilfe des verwendeten Vokabulars gelingt das Eintauchen in die Orte des Geschehens jeweils sehr schnell. Katharina Adler beschreibt mit Liebe zum Detail die Familienverhältnisse und diverse gesellschaftliche Anlässe, aber auch wirtschaftliche und politische Wendepunkte zwischen Jahrhundertwende und dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Dabei erzählt sie die Geschichte nicht kontinuierlich von Anfang bis Ende, sondern bedient sich der Technik von Zeitsprüngen und Perspektivwechseln. Dadurch bleibt der Leser zunächst recht lange im Dunklen und versteht nicht wirklich, warum Ida teilweise so komisch tickt. Vielleicht waren es auch ein paar Sprünge zu viel. Insgesamt verkörpert dieses viele Hin und Her in Ida‘s Geschichte aus meiner persönlichen Wahrnehmung ihre innere Zerrissenheit.

    Als zweites Kind von Philipp und Katharina Bauer entwickelt sich Ida zu einer streitbaren Persönlichkeit, die mir nur zeitweise nahe gekommen ist. Ganz oft kam mir ihr Verhalten auch irrational und befremdlich vor. Dies begründet sich wohl auf den Gepflogenheiten der Zeit, in der sie zu einer jungen Dame reift. Von Beginn an ist Ida’s Verhältnis zu ihrem Vater, Textilfabrikant und Lebemann, ausgeprägter und liebevoller als zur Mutter, die oftmals recht kühl ihrer Tochter gegenüber auftritt. Deshalb lastet jede Kritik des Vaters, z. B. als sie den Komponisten Ernst Adler heiratet, doppelt so schwer auf Ida. Als Mädchen wird sie in ihrer Entwicklung ganz bewusst ausgebremst, umfänglichen Zugang zu Bildung erhält nur der Bruder Otto. Die fast schon offen ausgelebte Liebelei des Vaters und dessen häufige Krankheiten bereiten Ida ständig Kummer. Die Aufdringlichkeit von Hans Zellenka bringt Ida‘s Weltbild dann vollends durcheinander.

    Schon als Kind bildet Ida in diesem Umfeld einen chronisch wirkenden Husten sowie eine schlimme Migräne aus. Als diese Symptome auch nach teilweise schrecklichen Behandlungsstrategien diverser Mediziner nicht schwinden, soll sich Ida in die Behandlung von Sigmund Freud begeben. Wie besessen unterstellt Freud ihr sexuelle Phantasien und sie müsse nur davon ablassen, um ihre Beschwerden zu lindern. Meinem Empfinden nach hatte sie wohl eher mit ihrem geliebten Vater mitgekränkelt, da es immer zeitliche Zusammenhänge gab.

    Sympathischer wird mir Ida erst als ihr Überlebenskampf beginnt. Zunächst ist dieser mit dem Tod ihres Ehemannes, Ernst Adler, nur von wirtschaftlicher Natur. Später als sie, Jüdin und Schwester von Otto Bauer, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, in Wien und bald darauf in ganz Europa nicht mehr sicher ist und flüchten muss, geht es dann richtig ums Überleben. Monatelang dauert die von Entbehrung, Ausgrenzung und Hunger gekennzeichnete Flucht. Ida‘s Beharrlichkeit und Geduld, ihr Weiterstreben trotz des ungnädigen Schmerzes und der Verluste haben mich durchaus beeindruckt. Erst in dieser Phase lässt sich feststellen, dass hinter der oft verwirrt und labil dargestellten Persönlichkeit, Ida, in Wirklichkeit eine starke Frau steckt, die fast durch ihr Umfeld gebrochen worden wäre.

    Katharina Adler‘s Roman ist kein einfaches Buch, das man mal eben zwischendurch liest. Es ist anspruchsvoll, zum einen durch den geschichtlichen Hintergrund und zum anderen durch die Notwendigkeit, die bisher bekannte Wahrheit über Ida ins richtige Licht zu rücken. Gelegentliches Innehalten lässt Gelesenes wirken.

    Mir hat Ida bis auf ein paar kosmetische Schwächen sehr gut gefallen.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 14.07.2018 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Als Dora ist sie weit über die Welt der Psychologie hinaus bekannt geworden. Sigmund Freuds berühmteste Patientin, der er in jungen Jahren Hysterie attestierte und die ihr Leben lang unter der Diagnose leiden sollte. Ihre Urenkelin Katharina Adler erzählt nun die andere Geschichte der Dora, oder Ida, wie sie tatsächlich hiess. Wie das immerzu kranke Mädchen in jungen Jahren unglaublichsten Therapien unterzogen wird, bis sie schliesslich bei dem berühmten Wiener Arzt landet. Wie sie sich von ihrer Familie befreit und im Theater ihr Glück sucht und wie schliesslich die dunkle Zeit über Europa hereinbricht, die sie als Jüdin in grösste Gefahr bringt.

    Die etwas unkonventionelle Biographie, die in der Tat mehr Romancharakter hat und durch den diskontinuierlichen Aufbau auch nicht der Chronologie der Ereignisse folgt, zeichnet das Bild einer Frau, deren Erlebnisse als junges Mädchen so tiefgreifende Einfluss auf ihren späteren Lebens- und Entwicklungsweg nehmen, dass man unweigerlich wieder bei der Psychologie landet, die ihr erst die weltweite Berühmtheit brachte. Allerdings blieb mir das Mädchen bzw. die spätere Frau in weiten Teilen zu sehr hinter den politischen Ereignissen zurück, dabei hätte sie das Potenzial gehabt, ganz in den Mittelpunkt gerückt zu werden und die Geschichte zu tragen.

    Zugegebenermassen hatte ich mit den vielen Zeitsprüngen etwas zu kämpfen, es ist auch nicht ganz nachvollziehbar, weshalb sich Katharina Adler für diese Struktur entschieden hat, denn dies bremst meines Erachtens das Nachvollziehen der Entwicklung Idas enorm. Die interessantesten Passagen warn für mich zum einen die Erlebnisse mit Hanns Zellenka und die Reaktion ihres Umfeldes darauf: in penetrantester Weise bedrängt er das noch junge Mädchen und niemand schenkt ihr Glauben. Wie unsäglich dies später von Freud im Roman verdreht wird, setzt dem ganzen noch die Krone auf. Der psychologische Druck, der auf die junge Ida ausgeübt wird, wird nur noch durch die – man kann es kaum anders sehen – physischen Misshandlungen durch die anderen Ärzte getoppt. Hier ist die Erzählung dicht, nach bei der Protagonistin und lässt einem auch als Leser nicht kalt.

    Leider sind diese Passagen in der Gesamtbetrachtung zu kurz geraten, was für mich der grösste Kritikpunkt vor allem im Hinblick auf die Werbung für das Buch ist. Unabhängig davon wurde durchaus geschickt das Einzelschicksal mit dem historischen Lauf verwoben, was aber für mein Empfinden eine ganz andere Geschichte ist. Auch die vielen Zeitsprünge sind für mich nicht nachvollziehbar motiviert. Fazit: interessant zu lesen, aber nicht ganz den Erwartungen entsprechend.

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  • 4 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaffeeelse, 19.07.2018

    Als Buch bewertet

    Als ich hörte das es ein Buch geben wird, über die Patientin von Freud, die seine Behandlung als Erste ablehnte und beendete, dachte ich das wird interessant. Als ich hörte das die Urenkelin von Ida/Dora den Roman geschrieben hat, horchte ich auf und dachte das wird sehr interessant. Und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Die Art wie die Person Ida da beschrieben wird, ist einfach spannend zu nennen. Das Leben der Ida in seiner ganzen Dichte entsteht vor dem geistigen Auge der Lesenden. Das Elternhaus in seiner vollen Auswirkung und die damalige Zeit in ihrer ganzen Wirkkraft; und beides in seiner Folge auf das Kind. Die Person Ida in ihrer ganzen teilweise gewöhnungsbedürftigen, egozentrischen, empathiearmen Art zu schildern ist Katharina Adler perfekt gelungen. Und auch den Weg, den sie gegangen ist/das Leben, das sie gelebt hat/das was sie zu dem Menschen gemacht hat, der sie ist, konnte nachvollziehbar beschrieben werden. Die Defizite der Persönlichkeit der Ida sind meiner Meinung nach in diesem Buch gut rübergebracht worden, zum einen durch diese besondere Form der Sprache, dieses irgendwie etwas unterkühlte, zum anderen durch das Schildern der Lebensumstände der Ida, aber genauso wird auch ihre Stärke rübergebracht, eine gewisse Willensstärke, ohne die sie gewiss nicht weit gekommen wäre. Man versteht beim Lesen warum Ida's Leben so war wie es war. Mir erschien die Art der Charakterzeichnung sehr schlüssig. Dazu kommt dann noch die gesamte geschichtliche Handlung, die das Leben der Ida nochmals schwerer gestaltet, einmal ihre politische Einstellung und später ihre jüdische Herkunft. Ich liebe es, wenn in einem Buch die Handlung nicht chronologisch geordnet wiedergegeben wird. Dadurch eröffnen sich der Leserin neue Sichtweisen zum Thema. Hier wurde dies auch vollzogen, allerdings sehe ich keinen hinreichenden Grund dafür. Ich denke sogar das für dieses Buch, für ein noch besseres Verstehen der Person Ida ein chronologischer Aufbau besser gewesen wäre. Ich denke damit wäre sie psychologisch noch besser greifbar gewesen.

    Die Art wie dieses Buch geschrieben ist, wird nicht jedem gefallen. Es ist kein einfaches Buch. Aber für mich ist es eine besondere Charakterzeichnung, die für mich echt gelungen war. Dazu ist es sehr spannend geschrieben und verdeutlicht sehr informativ eine vergangene Zeit.

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  • 4 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke O., 24.07.2018

    Als Buch bewertet

    Ida wächst in wohlbehüteten Verhältnissen auf und leidet keine offensichtliche Not, aber ihre Seele leidet auf Grund der schwierigen Familienstruktur, ihrer von der Mutter zugewiesenen Rolle als Mädchen, das sich unterzuordnen hat, und wegen der immer schwieriger werdenden Situation als Jüdin.
    Durch die psychische Belastung entstehen Krankheitssymptome, die sich nicht erklären lassen und die Ida schliesslich zu Dr Freud führen. In vielen Sitzungen wird eine Psychoanalyse vorgenommen, um Ida von ihren psychsomatischen Leiden zu befreien. Sie ist gespalten zwischen Zustimmung und Ablehnung. Schliesslich beendet sie auf eigenen Wunsch die 'Kur' bei Freud, um selbstbestimmt zu leben, was ihr teilweise gelingt....
    Trotz einiger langatmiger Passagen über den historischen Hintergrund hat mich diese Biographie gefesselt, und ich habe sie gern gelesen. Besonders die detaillierte Beschreibung der Vorgehensweise der Psychoanalyse fand ich sehr interessant. Ich denke, dass die Autorin sehr viel Mühe investieren musste, um diese Phase in Idas Leben zu rekonstruieren. Und auch sonst fand ich es spannend zu lesen, wie Ida mit den Herausforderungen des Lebens, z.B. die Geburt ihres Sohnes, mit ihren Freunden und auch mit 'falschen Freunden' umgegangen ist. Durch häufige Zeitsprünge versteht es die Autorin Erklärungen einzubringen und Ursachen zu enthüllen.
    Eine Sympathieträgerin ist Ida auf keinen Fall, denn sie stösst viele Leute vor den Kopf durch Sturheit und Arroganz, z.B. ihren eigenen Sohn, auch als er schon erwachsen ist. Und sie möchte immer die dominante Rolle spielen, worunter auch engste Familienangehörige leiden. Empathie fehlt ihr weitgehend! Auf der anderen Seite gibt sie nicht auf, sondern kämpft mit allen Kräften, um aus einer ausweglos scheinenden Situation zu entkommen. Letzteres zeigt sich besonders, als der Nationalsozialismus den Juden das Leben immer schwerer macht und sie sich zur Emigration entschliesst.
    Die Beschreibung der Hintergründe, besonders während des 1.Weltkriegs, fand ich zu detailliert beschrieben, was mich etwas gelangweilt hat, aber ansonsten ein prachtvolles Buch. Ich kann es jedem empfehlen, der Biographien über starke Persönlichkeiten liebt und auch Freudianern, denn hier werden die Anfänge der Psychoanalyse an einem authentischen Fall geschildert.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    AnnaMagareta, 08.07.2018

    Als Buch bewertet

    Ida, der „Fall Dora“

    „Ida ist das gelungene Debütbuch der Autorin Katharina Adler, in dem sie über das Leben ihrer Urgrossmutter Ida – zum Teil fiktiv und zum Teil belegt - berichtet.

    Ida litt schon von Kindheit an, an Stimmproblemen, Reizhusten und diversen anderen Krankheitssymptomen. Mit 18 Jahren beginnt sie durch ihren Vater gedrängt eine Therapie bei Sigmund Freud, in der er sehr merkwürdige Behandlungsmethoden an ihr ausprobiert. Ida bricht die Behandlung - bei dem damals noch recht unbekannten Freud - eigenmächtig vorzeitig ab. Dieser kurze Lebensabschnitt wird als „Fall Dora“ bekannt, hat aber im Nachhinein betrachtet nur wenig mit Idas Leben gemeinsam.

    Der Schreibstil von Katharina Adler lässt sich angenehm und flüssig lesen. Sie wechselt zwischen den Zeiten und berichtet mal von Ida als Kind und dann wieder von der erwachsenen Ida. Dieser Wechsel hat mich gefesselt und ich wollte immer gerne erfahren, wie es in der anderen Zeit weiterging.
    Neben Idas Leben erfährt man eine Menge Details aus der damaligen Zeit, der Politik und den Kriegen. Dadurch kann man gut in die Atmosphäre der Geschichte eintauchen.

    Ida ist eine starke Protagonistin, unnachgiebig aber auch humorvoll, deren Leben keineswegs gradlinig verlaufen ist, die sich aber allen Schwierigkeiten entgegengestellt hat. Die Öffentlichkeit hat eigentlich nur an „Dora“ Interesse und über ihr übriges Leben wurde wenig bekannt.

    Diese Biografie über Ida, die im wahren Leben mal als Heldin und mal Hysterikern gesehen wurde, ist ein interessanter und mitreissender Roman, in dem die Anfänge der Wahrnehmung der psychischen Krankheiten dargestellt werden.
    Von mir gibt es für diesen interessanten Roman eine klare Leseempfehlung.

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