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  • 1 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jazz, 19.02.2022 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Ich erhoffte mir ein Buch voller Drama, aber gegen Ende auch Hoffnung.

    Was ich bekam war ein absolut unrealistisches Szenario, was zu gewollt, zu gestellt und ich stimmig wirkte. Aydemir will schockieren, aufklären und ihren Namen etablieren. Auf diesem Weg wird ihr das eher nicht gelingen. Sie hätte sich lieber nur für einen Schocker fokussieren sollen.

    In dem Werk hat jede Person seine eigenen Probleme, nur reden tut keiner, wie in den meisten Familien. Probleme werden nicht ausdiskutiert, um eine geeignete Lösung zu finden, sondern zu Tode geschwiegen und komplett ignoriert, übersehen. Jedem ist bewusst, dass sich der Elefant im Raum befindet, nur will ihn einfach keiner sehen und akzeptieren.

    Es gibt 6 Kapitel. Jeder Charakter hat sein eigenes Kapitel, wobei mit dem Vater Hüseyin gestartet wird, anschliessend folgen seine 4 Kinder und zum Abschluss seine Frau. In den einzelnen Abschnitten kommen während der Beerdigungszeit in der Türkei immer wieder Rückblenden als Erinnerungen zu ihrer Kindheit und dem Erwachsenenleben.

    Klassische Rollenverteilungen und Klischees, die aber wahr sind, kommen vor. Dass zum Beispiel in einem Auto der Mann fährt und der jüngste Sohn es vorne bequem hat, während seine Mutter sich hinten mit einer Nachbarin und einer Tochter zusammenquetschen muss - ist noch heute üblich. Es wird wohl immer die Bevorzugung von Männern und der Geschlechtertrennung geben. Deiner Punkt ist so ziemlich das Einzige, was mir gefallen hat. Aydemir hat von solchen Kleinigkeiten her ein gutes, geschultes und realistisches Auge.

    Die Probleme der Kinder jedoch waren mir zusammengesehen einfach zu sehr an den Haaren herbei gezogen. Ja, es gibt sie, Türken/Kurden, die nicht dem Ideal der Eltern entsprechen. Türken/Kurden, die auf die schiefe Bahn geraten etc. Aber dann gleich so dramatisch und alle 4 Kinder? Konnten die Eltern es nicht bei einem einzigen richtig machen?! Ein Kind, das es in Deutschland zu ein wenig Erfolg verschaffte?

    Auch den Stil empfand ich neben dem Inhaltlichen als zäh und langweilig. Zu detailliert. Wäre die Leseprobe etwas aufschlussreicher über den Inhalt gewesen, so hätte ich mich gegen das Buch entschieden. Die meiste Zeit über hatte ich ein flaues Gefühl im Magen und vermochte wirklich nichts knabbern beim Lesen - was unüblich für mich ist. Es waren viele schwere Themen angesprochen und daher freute ich mich auch nicht wirklich auf das Lesen.

    Das Buch gab mir kein bisschen Hoffnung. Es zerstört und deprimiert nur. Mir blieb am Ende die Frage, was Aydemir mir eigentlich mit dem Buch sagen will. Das alles sinnlos ist?

    Insgesamt waren all die Probleme der Kinder einfach nicht mein bevorzugtes Interessensgebiet meiner üblichen Lektüre.

    Ich habe jedoch auch sehr viele positive Rezensionen zu diesem Buch gelesen. Daher bleibt es letztlich Geschmackssache.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Siglinde H., 06.02.2022

    Als Buch bewertet

    Eine bewegende Geschichte, die zum Nachdenken anregt
    Hüseyin stirbt in dem Moment, in dem sich sein Lebenstraum erfüllt - eine Wohnung in Istanbul. Seine Frau Emine und die vier Kinder machen sich von Deutschland aus auf den Weg in die Türkei zur Beerdigung.
    Der Tod des Ehemanns und Vaters bedeutet eine tiefe Zäsur und führt dazu, dass sich alle Beteiligten mit ihrem bisherigen Leben auseinander setzen.
    Der jüngste Sohn Ümit, ein Teenager, muss sich mit seiner sexuellen Orientierung beschäftigen.
    Die älteste Tochter Sevda kann ihren Eltern und besonders der Mutter nicht verzeihen, dass man sie in ein Leben gedrängt hat, das sie nicht wollte.
    Peri ist die Vorzeigetochter, die studiert. Längst hat sie sich ihren Eltern entfremdet und ist auf der Suche nach der eigenen Identität.
    Der älteste Sohn Hakan fühlt sich als Versager und hat alles getan, um den Vater nicht zu enttäuschen und darüber seine eigene Persönlichkeit verloren.
    Emine ist nie in Deutschland angekommen. Sie findet Halt in der Religion. Sie und Hüseyin haben sich auseinandergelebt und sie kann sich dennoch ein Leben ohne ihn nicht vorstellen.
    Auf den ersten Blick erscheint das Buch , die Geschichte einer typischen Gastarbeiterfamilie zu erzählen, wie sie zu tausenden in den 60ziger Jahren nach Deutschland gekommen sind . Das stimmt nur für den Teil, wenn es sich um die Vorurteile handelt, mit denen Menschen mit Migrationshintergrund konfrontiert werden.
    Besonders Hakan leidet darunter, dass er mit dem Etikett dumm, gewaltbereit und Drogen abgestempelt wird. Wie soll er mit dieser Bürde den Erwartungen des Vaters gerecht werden ?
    Nachdrücklich berührt hat mich Sevdas Schicksal. Ihr Vater holt sie erst mit 13 nach Deutschland. Sie besucht keine Schule und wird mit 18 zur Heirat gedrängt. Trotz der widrigen Umstände emanzipiert sie sich und sucht ihren eigenen Weg.
    Darüber hinaus gibt es Gemeinsamkeiten mit jeder beliebigen Familie. Hüseyin arbeite hart, um die Familie zu versorgen. Gleichzeitig verzichtet er auf alle Annehmlichkeiten, um Geld zu sparen, damit er seinen Traum verwirklichen kann. Leben und sich ausruhen will er , wenn er in Rente ist. Doch dazu kommt es nicht mehr.
    Ich glaube, wenn wir ehrlich sind, trifft diese Beschreibung auf viele von uns mehr oder weniger zu. Und versuchen wir nicht auch, der Welt da draussen ein bestimmtes, von uns entworfenes Bild zu zeigen und neigen dazu, Dinge, die uns nicht passend erscheinen, zu ignorieren und aus unserem Gedächtnis zu streichen ?
    Insoweit hält die Autorin uns allen einen Spiegel vor. Gleichzeitig ist der Roman brillant geschrieben, fesselnd und unterhaltsam

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michaela E., 23.03.2022

    Als Buch bewertet

    Hüseyin ist in den 70er Jahren nach Deutschland gegangen, zum Geld verdienen. Im Hinterland der Türkei ist sein Auskommen nicht mehr gesichert. Seine Familie holt er nach acht Jahren nach.

    Sein Leben war geprägt durch harte Arbeit und Sparen, denn einen Traum wollte er sich erfüllen: eine grosszügige Wohnung für die Familie in Istanbul, wo er seinen Lebensabend verbringen will.

    Als die Zeit gekommen ist, reist er allein in die Stadt, um die Wohnung einzurichten. Alles soll schön sein, wenn er seiner Frau Emine seinen Traum zeigen kann. Doch dazu kommt es nicht. Er stirbt an einem Herzinfarkt nach der ersten Nacht im neuen Domizil.

    Der Schock sitzt tief bei den Angehörigen, die sich schnellstmöglich auf den Weg in die Türkei machen. Die beiden jüngsten Kinder und Emine fliegen sofort. Die älteste Tochter verpasst ihren Flug und der älteste Sohn reist mit dem Auto an.

    Und dann kommen die Kinder zu Wort. Alle mit ihren eigenen Problemen, ihren eigenen Dschinns.

    Fatma Aydemir hat in die Geschichten der Kinder extrem viele Themen untergebracht. Gender und Identität sind die Hauptthemen, aber es geht auch um Rassismus, Traditionen, Selbstmord und Kindererziehung. Was alles durchzieht ist das Schweigen in der Familie, das alles zusammenhält, aber auch alles trennt. Die Sprachlosigkeit geht so weit, dass die Kinder nicht einmal wissen, dass sie eigentlich Kurden sind und keine Türken.

    Spannend ist ausserdem der Aufbau des Romans. Hüseyin wird direkt angesprochen bei seinem endgültigen Drama, welches so unglaublich traurig ist. Es spricht viel Liebe aus ihm, die sich in der übrigen Familie kaum wiederfindet. Beginnend mit dem jüngsten Kind baut sich dann ein Bild der Familie auf, das immer mehr Tiefe gewinnt und immer mehr Geheimnisse birgt. Vieles scheint in dieser Familie schief zu laufen. Die Ursache dafür erfahren wir erst ganz zum Schluss, wenn die Mutter zu Wort kommt.

    Gut gefallen hat mir ausserdem, wie sich die Sprache der jeweiligen Person anpasst. Ümit ist noch sehr jung, seine Geschichte ist in einfacher, moderner Sprache gehalten. Sevda hatte es am schwersten und wurde vielleicht am wenigsten geliebt. Ihre Geschichte ist etwas distanzierter geschrieben. Peri hat durch Bildung alle kulturellen Barrieren überwunden. Ihre Teil ist reflektierter und Haken ist der junge Wilde, sein Part hetzt nur so dahin.

    Fatma Aydemir hat hier viele Klischees eingebaut, um sie gleichzeitig wider aufzubrechen. Niemand ist nur gut und nur böse, niemand hat es einfach nur leicht und niemand ist nur Opfer der Umstände.

    Das Ende ist vielleicht etwas überspitzt, aber nach ein bisschen drüber nachdenken hat mich das dann doch nicht gestört. Irgendwie ist es passend, wird hier aber natürlich nicht verraten. Wer es wissen möchte, muss das Buch schon lesen. Ich verspreche, es bietet tiefe Einblicke in die türkische Kultur, in die Sorgen und Nöte migrierter Menschen und der 2. Generation.

    Es wird auf jeden Fall den Horizont der Leser*innen erweitern!

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Frederike Z., 11.03.2022

    Als Buch bewertet

    Dreissig Jahre lang arbeitet Hüseyin, dreissig harte Jahre arbeitet er dafür, seiner Familie in Deutschland ein gutes, ja, ein besseres Leben zu ermöglichen, nachdem sie Anfang der 70er Jahre aus der Türkei kamen. Und nach diesen dreissig langen Jahren erfüllt er sich endlich einen lange gehegten Traum: eine Eigentumswohnung in Istanbul. Doch kaum dass er das erste Mal die Aussicht genossen, den Duft frischer Farbe eingesogen hat, sticht es in seiner Brust, es zieht im Arm. Herzinfarkt. Als sie die Nachricht seines Todes erreicht, reist seine Familie sofort aus Deutschland nach, um sich von ihrem Vater und Ehemann zu verabschieden. Aber nicht nur der Tod ihres Baba liegt ihnen schwer auf dem Herzen: Sie alle haben ihre Geschichte, Ängste und Sorgen, Wünsche und Wunden, die wieder aufzureissen drohen.

    In ihrem zweiten Roman „Dschinns“ entwirft Fatma Aydemir das schmerzhafte Panorama einer kurdischen Einwandererfamilie der ersten Generation, deren Mitglieder sich über die Jahre voneinander entfernt haben, sich fremd zu sein scheinen. Das einzige, was sie für den Moment zu verbinden scheint, ist die Trauer um den Verstorbenen, das Blut, das sie eint, doch da ist so viel mehr. Jedes der vier Kinder und auch ihre Mutter Emine hat seine eigene Geschichte zu erzählen, die von den jeweiligen Migrationserfahrungen geprägt ist. Sie alle haben einen unterschiedlichen Stand in der Welt, aber ihre Suche nach Halt, nach einem Ort, an dem sie sich verstanden fühlen, vielleicht sogar Heimat nennen können, und das Gefühl der Einsamkeit einen sie. Doch Einsamkeit hat viele unterschiedliche Facetten, für die eine bedeutet sie Stärke, für den anderen Schmerz. Vor der Welt und den Augen anderer versteckt, sind es die Dschinns, geisterähnliche Wesen, die mit und unter uns wandeln, über die aber nicht gesprochen werden darf, die einen Blick auf die dunklen Erinnerungen und Erfahrungen erhaschen, auf die Dinge, die unsichtbar bleiben, weil sie versteckt, verdrängt werden: Ümits Suche nach seiner Sexualität und dem damit verbundenen Schmerz, der in Scham resultiert; Sevdas Streben nach Unabhängigkeit und Anerkennung; Perihans Frage nach ihrer Herkunft, die vom Schweigen ihrer Eltern übergangen wird; und das Geheimnis Emines, das ihrer aller Leben unbewusst beeinflussen sollte, ein vererbtes Trauma.

    Es ist beeindruckend, mit welcher Emotionalität, mit wie viel sprachlicher Feinheit Fatma Aydemir die jeweiligen Geschichten sich entfalten lässt, dabei aber dem Ungesagten, den blinden Flecken den Raum zwischen den Zeilen lässt, um mit dumpfer Gewalt das Herz zu befallen. Jedem Protagonisten ist eine ganz eigene, besondere Atmosphäre inne, die sprachliche Gestaltung, das emotionale Gerüst und der Inhalt der persönlichen Erinnerungen stehen für sich und könnten durchaus auch als Kurzgeschichte funktionieren. Noch jetzt, Wochen, nachdem ich das Buch gelesen habe, bekomme ich noch Gänsehaut, wenn ich an die Familie Yilmaz denke, an jedes einzelne Schicksal, wobei mir besonders Ümit und Perihan enorm ans Herz gewachsen sind. Wie wäre es denn mit einem Spin Off, zwanzig Jahre später? Dieses Buch hat mich Tränen gekostet, meine Atmung stocken lassen und mein Herz zum Schlagen gebracht, und es bleibt. Für immer in meinem Herz, unwiederruflich. Ich habe keine Worte.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Caro.booklover, 22.02.2022

    Als Buch bewertet

    Fatma Aydemirs Roman "Dschinns" spielt im Jahr 1999. Sie schreibt über eine Familie, die aus der Türkei nach Deutschland gekommen ist. Zunächst war es nur der Vater Hüseyin, der als Gastarbeiter in einer Fabrik schuftete, bis er seine Ehefrau und die Kinder hinterher holen durfte. Alle, bis auf die älteste Tochter Sevda. Sie musste im Dorf ausharren und sich um die betagten Grosseltern kümmern. Erst spät durfte sie schliesslich auch nach Deutschland kommen. Ein Mädchen, das in der Türkei nicht zur Schule gegangen ist und nun nach Ankunft in Deutschland formell nicht mehr schulpflichtig ist. Für mich war sie die zentrale Figur des Romans. Interessant ist, dass ich diesbezüglich verschiedene Einschätzungen gelesen habe. Das liegt vermutlich daran, dass die Autorin allen Familienmitgliedern (beiden Eltern und den vier Kindern) jeweils ein eigenes Kapitel widmet und die Protagonisten dort ihre Sicht auf ihr Leben und ihre Lebenswirklichkeit geben, zusätzlich zu den Gedanken zur eigentlich aktuellen Situation des Buches, die sich rund um Hüseyins plötzliches Versterben abspielt. Ich empfand die Einblicke als sehr interessant. Ich stelle es mir sehr schwer vor, zwischen den Kulturen hin- und hergerissen zu sein, sich nirgendwo richtig zugehörig zu fühlen. Sich nicht deutsch zu fühlen, weil die Eltern es nicht tun. Sich nicht türkisch zu fühlen, weil man zwar die Sprache spricht, dies aber mit Akzent und das Land eigentlich nicht kennt. Sich nicht kurdisch zu fühlen, weil man erst kürzlich erfahren hat, dass das Bergdorf aus dem die Eltern stammen, als kurdisch gilt. Was ist man dann? Wo gehört man dann hin? Für die Identitätsbildung und das Selbstwertgefühl sind diese Dinge entscheidend. Ich finde es wichtig, diese Einblicke über solche Romane zu bekommen, wenn man solche Identitätskrisen nicht selbst durchmachen musste. Einige kritisieren, dass Deutschland "nicht gut" wegkomme in diesem Roman. Das empfinde ich nicht so. Die Kritik am Land ist wohldosiert, nicht übermächtig und in den Situationen adäquat. Der Fokus liegt vielmehr auf den identitären Krisen insbesondere der Kinder der Familie, die alle mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen haben. Die Autorin vermittelt damit ein facettenreiches Bild letztlich verschiedener Lebensverläufe, die dennoch zu einer Familie gehören und teilweise unterschiedlicher nicht sein könnten.
    Ich habe auch das Debüt der Autorin "Ellbogen" im Erscheinungsjahr gelesen und war von ihrem Schreibstil sofort in den Bann gezogen. Das ist auch mit diesem Buch so. Sie kann es einfach! Richtig gut! Die Geschichte an sich hat mir deutlich besser gefallen als "Ellbogen".

    Fazit:
    Für mich ein Must-read! Wer sich in die Gedankenwelt von Migranten, insbesondere der 2. Generation, einfühlen möchte, wird hier ein (soweit ich das beurteilen kann) umfassendes Bild erhalten und zusätzlich mit einer wundervollen Erzählsprache verwöhnt.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    JoanStef, 02.02.2022

    Als Buch bewertet

    Wahres Kleinod
    Dieser emotionale Familienroman ist von der deutschen Journalistin Fatma Aydemir geschrieben worden. Sie wurde 1986 in Karlsruhe geboren. Ihre eigene Familiengeschichte ist auch durch Migration und der Auseinandersetzung mit 2 Heimatländern geprägt worden. In ihrem Debutroman: "Ellbogen" 2017,nahm sie eben diese Geschichte zum Anlass und machte auch soziale Abgründe erfolgreich zum Thema.
    Mit "Dschinns" folgt nun der zweite Roman aus ihrer Feder.

    Veröffentlichung: 14.Februar 2022
    Formate: E-Buchformate, Hardcover und Audiobook
    Verlag: Hanser
    Seitenzahl: 368
    ISBN:978-3446269149

    Gestaltung:
    Dieses Buch ist ein visueller Schatz & wurde offensichtlich mit viel Liebe zum Detail kreiert. Die Hardcover-Ausgabe kommt mit einem roten, leinenartigen Einband, der Titel "Dschinn" wurde mit einem lilafarbenen Schriftzug auf den Buchrücken geprägt. Aussen wurde eine Schutzbanderole um das Buch gelegt. Diese ist mit ihrer Farbgebung "Lila-Rot" ein absoluter Hingucker.
    Ein farbiges Einlegeband fungiert als Lesezeichen.
    Meine Achtung vor diesem Buch und seiner Schöpferin steigt noch mehr, ich bin beeindruckt.

    Zum Inhalt:
    Der gebürtiger Türke Hüseyin, hat sich aufgrund seiner langen harten Arbeit, selbst ein Geschenk gemacht. Ein Appartement mitten in Istanbul. Gerade als er sich so richtig darüber freut und Stolz verspürt: fällt er tot um.
    Seine Angehörigen müssen sich mit seinem Tod abfinden & sich damit auseinandersetzen.

    Mein persönlicher Leseeindruck

    Schreib-& Erzählstil, Spannungsbogen
    Die gesamte Erzählung ist in einem wirklich gut lesbarem Stil verfasst. DIe Kapitel werden durch die Namen des entsprechenden Familienmitgliedes gekennzeichnet. Dessen Gedanken, Selbstgespräche, Emotionen und physischen Erleben wird daraufhin klar und einfühlsam aber auch knallhart, wiedergegeben.
    Ich kann mich den selbst gestellten Fragen, Zweifeln und Verletzungen nicht entziehen. Die Geschichte beginnt in mir zu arbeiten. Dieser Roman kommt ohne übliche Spannungsbogen aus. Der Tod des Vaters, dessen Auswirkungen auf sein familiäres Umfeld & sowie auf die Leserschaft, ergeben ein Gesamtes.
    Geradlinig führt die Autorin mich durch die emotionale Familien-Galerie. Einblicke, die ich so noch nicht hatte, wurden mir nahe gebracht und ich fühle mich etwas näher an meinen Mitmenschen, die ausser Deutschland noch ein anderes Land als Heimat betrachten.
    Zusammenfassung:
    Ein sehr gut geschriebener, emotional berührender Familienroman.
    Die Herausforderungen, Verletzungen, Sinnfragen und unsere menschliche Endlichkeit, - ich fühle mich berührt und geniesse ein Buch, das mehr als nur eine Geschichte erzählen kann.
    Fazit:
    Diese detaillierte Buch-Kreation ist ein wahres Kleinod. Mit Begeisterung bewerte ich dieses Buch mit ausgezeichneten 5*Sternen.

    Ich bedanke mich beim Hanser Verlag für mein Leseexemplar.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Irisblatt, 06.08.2022

    Als Buch bewertet

    Leerstellen im Familiengefüge
    Was wissen einzelne Familienmitglieder eigentlich voneinander? Sprechen sie untereinander über ihre Wünsche, Sorgen und Ängste? Was bedeutet es, wenn der eigene Lebensentwurf nicht kompatibel mit den moralischen Ansprüchen der Eltern oder auch anderen Familienmitgliedern erscheint? Bedeutet darüber zu schweigen ein Stück Freiheit oder Last? Wie wirkt sich fehlende Akzeptanz für das, was man ist, auf die Persönlichkeit und das Gefüge innerhalb der Familie aus? Welche Folgen haben erlittene Traumata noch für nachfolgende Generationen? Was bedeutet es in einem fremden kulturellen Kontext zu leben und dabei unterschiedlichen Spielarten von Alltagsrassismus ausgesetzt zu sein? All diese Fragen beschäftigen Fatma Aydemir in ihrem äusserst intensiv geschriebenen Roman „Dschinns“.

    30 Jahre hat Hüseyin in Deutschland geschuftet, jede Möglichkeit für Überstunden ergriffen, Geld gespart, um endlich seinen Traum zu erfüllen: den Kauf einer Wohnung in Istanbul, in der er gemeinsam mit seiner Familie den Ruhestand in der alten türkischen Heimat geniessen kann. Doch es kommt anders als geplant: Hüseyin erleidet einen Herzinfarkt, stirbt in der neuen Wohnung noch bevor er dort richtig einziehen konnte. Geschockt vom plötzlichen Tod machen sich seine Angehörigen auf den Weg nach Istanbul.

    Aydemir widmet Hüseyin sowie seinen Kindern Ümit, Sevda, Perihan, Hakan und seiner Ehefrau Emine jeweils ein Kapitel. Schnell zeigt sich, dass die Kinder, die mit Ausnahme von Ümit bereits erwachsen sind, eine äusserst distanzierte Beziehung zum Vater und eine komplizierte Beziehung zur Mutter haben bzw. hatten. Alle versuch(t)en auf ihre Weise den Zwängen der Rollenerwartungen zu entkommen und einen eigenen Weg zu finden. Nicht nur die Kinder, sondern auch Hüseyin und Emine haben Schmerzhaftes erlebt und nie verarbeitet. Es herrscht eine geradezu bedrückende Sprachlosigkeit innerhalb der Familie, die letztendlich Verständnis, Unterstützung und Nähe verhindert.

    Einige Leser:innen kritisieren, dass Dschinns zu viele gesellschaftliche und identitätsrelevanten Themen aufgreife, die Figuren zu klischeehaft gezeichnet, das Ende zu dramatisch sei. Es stimmt, dass Aydemir viele Themen und Probleme anspricht, die mit Migration, aber auch unabhängig davon mit dem besonderen Gefüge von Familie im Allgemeinen zu tun hat. Darüber hinaus geht es ihr um persönliche Entwicklung, Gender, Ausgrenzung, Rassismus, unterschiedliche Werte, Identitätsfindung und vieles mehr. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven wird etliches nur am Rand gestreift. Mich hat das an keinem Punkt gestört, da die Autorin mit viel Feingefühl und einer unglaublichen Intensität die Sicht der einzelnen Familienmitglieder sowie Abschnitte aus ihrem Leben darzustellen vermag. Aydemirs Figuren sind für mich keine wandelnden Klischees, was für mich gleichbedeutend mit stereotyp, schablonenhaft, eindimensional und blass wäre. Die Autorin spielt lediglich mit Klischees - ihre Protagonist:innen sind durchgängig komplexe, authentische Persönlichkeiten, die auch gerade durch ihre Widersprüchlichkeit und ihren eigenen Erzählton lebendig werden. Ich kann mir Hüseyin, Emine, Ümit, Perihan, Hakan und Sevda genau so auch im realen Leben vorstellen. Dschinns hat mich thematisch und in seiner emotionalen Intensität gefesselt und absolut überzeugt.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Barbara T., 16.03.2023

    Als eBook bewertet

    Ein vielschichtiger Roman über eine kurdisch-türkische Migrantenfamilie in Deutschland

    Fatma Aydemir erzählt in ihrem Roman „Dschinns“ die Geschichte einer kurdisch-türkischen Familie, die in den siebziger Jahren nach Deutschland kam. Während die Eltern, Hüseyin und Emine, ihr Leben in Deutschland nach den alten Mustern, geprägt von ihrer Erziehung in der alten Heimat und dem Koran, weiterführen, versuchen ihre Kinder die Chancen zu ergreifen und ihr Leben nach westlichen Vorbildern zu gestalten. Es kommt zu Konflikten und Missverständnissen innerhalb der Familie, die sich langsam auseinanderlebt.
    Erst nachdem Hüseyin eine Wohnung in Istanbul gekauft hat, um in der Türkei sein Rentnerdasein zu geniessen, treffen alle Familienmitglieder dort zusammen. Der Anlass dafür ist tragisch und traurig zugleich: Hüseyin ist am Tag des Einzugs an einem Herzinfarkt gestorben, sie kommen zu seiner Beerdigung.

    Fatma Aydemir erzählt diese Familiengeschichte aus sechs unterschiedlichen Perspektiven und lässt alle Familienmitglieder nacheinander zu Wort kommen. Interessant fand ich die Betrachtungsweise der Kinder, zwei Söhnen und zwei Töchtern, die unterschiedliche Wege in ihrer neuen Heimat eingeschlagen haben. Um ihre Ziele zu erreichen müssten alle von ihnen einige Hürden überwinden, sowohl in der Gesellschaft wie auch in der eigenen Familie. Die Konflikte, die dabei entstanden beziehen sich vor allem auf die „strenge“ Mutter, der sie Schuld für ihre Lage, für die Entwurzelung geben. Besonders die ältere Tochter Sevda, die zuerst von den Eltern in der Türkei gelassen wurde, hat enorme Wut auf ihre Mutter, die sie nach alten Traditionen erziehen wollte und ihr sowohl die Schulbildung wie auch die Selbstbestimmung untersagt hatte.
    Emine, die Mutter, erzählt als Letzte ihre Geschichte, in der sie ein Familiengeheimnis enthüllt, das ein neues Licht auf das Leben der Familie wirft. Dieser Kapitel der Geschichte ist mir sehr nah gegangen, das tragische Schicksal der Mutter hat mich innerlich erschüttert.

    Die Familie, all ihre Mitglieder sind wie Dschinns:
    „Dschinns sind alles, was wir komisch finden, anders, unnatürlich. (…)
    Dschinns sind weder gut noch böse. …. Sie können beides sein oder nichts davon. Wie Menschen eben.“ (Zitat S.146)

    Fatma Aydemir gewährt in ihrem Roman tiefe Einblicke in das Leben einer Gastarbeiterfamilie, die sich oft fremd fühlt in einem Land, dessen Sprache sie nicht spricht. Ansonsten kommen solche Themen wie Entwurzelung, Homosexualität, Identität, Emanzipation, Selbstbestimmung, Nichtakzeptanz – alle mit der Migration im Hintergrund - in dem Roman zur Sprache. Diese vielfaltige Thematik trägt dazu bei, dass die Geschichte manchmal überladen wirkt. Auch das tragische Finale hat bei mir diese Empfindung verstärkt.

    Fazit: Eine Familiengeschichte mit den spannenden, schonungslosen Einblicken in ein bewegendes Leben einer Migrantenfamilie, meisterhaft von der Autorin erzählt. LESENSWERT!

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Christiane F., 02.05.2022

    Als Buch bewertet

    Endlich durfte ich es lesen:

    Dschinns
    Fatma Aydemir

    Von vielen hier auf Instagram gehypt. Zu Recht oder haltet ihr alle nur zusammen?


    Familienvater Hüseyin zieht in den 70er Jahren nach Deutschland, um dort als Gastarbeiter zu leben. Hier verdient er in ein paar Tagen das, was er, in seinem kleinen kurdischen Dorf, in einem Jahr verdienen würde.
    Seine Frau Emine und ihre gemeinsame Tochter Sevda lässt er in der Türkei zurück. Die ersten sechs Jahre kommt er nur in den Sommerferien zu Besuch, bringt Geschenke mit und zeugt zwei weitere Kinder.
    Nach sechs Jahren holt er seine Frau Emine und die zwei jüngeren Kinder nach. Die 12-Jährige älteste Tochter Sevda muss vorerst bei den Grosseltern bleiben. Sie wird erst zwei Jahre später nachgeholt. In Deutschland wird dann ihr jüngstes Kind geboren. Alle Kinder fühlen sich in Deutschland heimisch, obwohl ihnen eine Welle von Anfeindungen und Rassismus entgegenschlägt.
    Hüseyin ist ein stiller und fleissiger Mann. Er arbeitet in einer Fabrik am Fliessband und spart jede Markt für eine Wohnung in Istanbul, wo er seine Rente mit seiner Frau verbringen möchte. Emine jedoch beklagte sich oft. Sie kann die deutsche Sprache nicht und kennt nur den Weg zu Aldi und zurück.

    Eine Woche vor seinem Renteneintritt fliegt Hüseyin nach Istanbul, um alles für die Ankunft seiner Familie vorzubereiten, doch es kommt anders als geplant: Hüseyin bekommt einen Herzinfarkt und stirbt.
    Zur Beerdigung reisen Emine und die vier Kinder an, zumindest versuchen sie es, denn zwei von ihnen kommen zu spät zum Begräbnis.

    Ein wunderbares Buch über eine türkische Familie mit all ihren Generations-, Gastarbeiter- und Familienproblemen.
    Was mir besonders gut gefiel, ist der ungewöhnliche Aufbau des Buches: Jeder in der Familie kommt zu Wort, aber nacheinander. Wir erfahren nicht nur ihre Lebensumstände, sonder auch deren Vergangenheit. Einige Punkte werden nur erwähnt oder in Frage gestellt und erst später bei einem anderen Familienmitglied aufgeklärt.
    Ein Buch, das unterschiedliche Betrachtungsweisen aufzeigt und das in einer ungeschönten, jedoch fast poetischen Sprache. Dschinns konnte mich von Beginn an einfangen und bis zum Ende nicht loslassen, ein Buch das noch lange nachwirken wird.

    Eine absolute Leseempfehlung und mit Sicherheit ein Highlight in diesem Jahr.
    5 / 5

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martina W., 01.06.2022

    Als Buch bewertet

    Es fällt mir schwer nach dem Lesen eines so grossartigen Buches Worte zu finden, die auch nur annähernd würdig wären.
    Fatma Aydemir erschafft auf nur 367 Seiten eine komplexe Familie und gibt jedem einzelnen Familienmitglied genug Platz, um über seine Gedanken, Wünsche und Probleme zu sprechen... jedem einzelnen, ausser Hüseyin, dem Familienvater.
    Sein Kapitel ist das erste und wir erfahren bloss, dass er 30 Jahre in Deutschland gearbeitet hat, auf so vieles verzichten musste, um für seine Familie zu sorgen. Um zu sparen, auf ein eigenes Heim in Istanbul. Nun wo es so weit ist, und er zum ersten Mal in der grossen schönen Wohnung steht... ist sein Leben vorbei.
    Nach und nach lernen wir seine Kinder kennen, die - jeder in seinem eigenen Kapitel - von ihren Erfahrungen erzählen, von der Beziehung zum Vater und zur Mutter, vom Fremdsein in den verschiedenen Kulturen - von ihren "Dschinns".
    "Dschinns sind alles, was wir komisch finden, anders, unnatürlich. Wenn jemand nicht dem entspricht, was die meisten Menschen als normal empfinden, heisst es schnell: Der ist vom Dschinn besessen", lesen wir in dem Buch. Und man kann nicht umhin, über die Dschinns in der eigenen Familie und im eigenen Leben nachzudenken.
    Was für ein tolles Buch... das muss jetzt erst einmal sacken.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cordula Z., 27.02.2022

    Als Buch bewertet

    "Dschinns" von Fatma Aydemir habe ich geliebt. Hätte ich die Leseprobe nicht gelesen, hätte es mich vom Cover und Titel her nicht überzeugt, aber inhaltlich war es einfach nur toll. Sie erzählt in diesem Roman von Hüseyin und seiner Familie. Dreissig Jahre hat er in Deutschland gearbeitet, um nun seinen Traum vom Lebensabend in Istanbul zu verwirklichen. Er kaufte sich eine Eigentumswohnung und freute sich auf den Nachzug seiner Familie. Doch dann starb er plötzlich an einem Herzinfarkt. Seine Familie kommt jetzt zur Beerdigung in Istanbul zusammen. Mit einzelnen Geschichten über seine Kinder Sevda, Hakan, Peri, Ümit und seine Frau Emit zeigt Fatma Aydemir das sehr individuelle Schicksal einer immigrierten Familie. Sie alle haben mit ganz unterschiedlichen Herausforderungen zu kämpfen gehabt und sind ihren Weg gegangen.
    Jede einzelne Geschichte ist so toll und ergreifend. Ein sehr intensives Buch, das mir gezeigt hat, was es für eine Familie heisst nach Deutschland zu kommen und wie unterschiedlich jedes Familienmitglied damit umgegangen ist und welche Konflikte es dabei gab. Ein sehr berührender Familienroman und ich werde mir nun auf jeden Fall ihren ersten Roman "Ellenbogen" kaufen.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lesemaus2021, 07.02.2022

    Als Buch bewertet

    Fatma Aydemir taucht in ihrem Roman "Dschinns" ein in die Familie Hüseyins, der sich nach 30 Jahren harter Arbeit in Fabriken seinen Traum einer Wohnung in Istanbul verwirklicht hat. Eine Woche vor seinem Ruhestand richtet er die Wohnung ein und wartet auf seine Familie, die diese Traumwohnung in Besitz nehmen soll. Doch es kommt so anders! Hüseyin stirbt an seinem Einrichtungstag in der Wohnung, in seinem Todeskampf stellt ihm sein "Dschinn" existentielle Fragen, auf die er zeitlebens keine Antworten gegeben hat. Hüseyins Familie reist nun statt zur Wohnungseinweihung zu seiner Beerdigung an.... Fatma Aydemir begleitet alle Familienmitglieder auf dem Weg nach Istanbul und lässt deren bisheriges Leben, ihre Wünsche und Hoffnungen vorbeiziehen in einer Familie, die sich an Ungesagtes, an Schweigen über Herkunft und Sprache, an das Leben ohne Wurzeln gewöhnt hat. Der Tod des Vaters und Ehemann stellt plötzlich alles in Frage. Kann Hüseyins Frau Emine ihren Kindern noch Antworten geben? Ein berührendes, wunderbar geschriebenes Buch!

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hornita, 23.09.2022

    Als Buch bewertet

    Zu Recht nominiert!
    Der Roman spielt im Jahr 1999 und wird aus den Perspektiven der verschiedenen Familienmitglieder geschildert. Man erlebt bei jedem einzelnen die Zerrissenheit zwischen den Kulturen, zwischen Moderne und Tradition. Die einzelnen Geschichten sind sehr interessant und unterschiedlich, die Charaktere werden sehr gut beschrieben und ich konnte mich in jeden Einzelnen von ihnen gut einfühlen. Es ist glaubhaft, wie wenig die einzelnen Familienmitglieder voneinander wissen und wie wichtige Dinge verschwiegen werden. Der Schreibstil ist so gut und angenehm, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie die Seiten verflogen sind. Mir hat sehr gut gefallen, wie reflektiert die Lage der einzelnen Personen dargestellt wird und man das Spannungsfeld zwischen der türkischen Herkunft und deutschen Lebenswirklichkeit erlebt. Am Ende werden alle losen Enden zusammengeführt und ein zynisches Familiengeheimnis gelüftet. Ein tolles Buch!

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  • 5 Sterne

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    skandinavischbook, 13.03.2022

    Als Buch bewertet

    Meine Meinung:
    Wow, dieses Buch ist vielleicht eines der besten Bücher der letzten Jahre und eines, welches mich vollkommen unverhofft getroffen hat. Denn das Cover hat mich tatsächlich zunächst einmal überhaupt nicht so sehr angesprochen, erst durch den Tipp einer Buchhändlerin, bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden.
    Und was soll ich sagen, es ist einfach wirklich grossartig!

    Zunächst einmal ist die Figurenzeichnung der Autorin, an Präzision und unsagbaren sprach-gewaltigen Art die Figuren in den Mittelpunkt der Geschichte zu stellen nicht zu überbieten. Zum anderen sind diese vielschichtig, sympathisch, aber eben nicht nur, sondern sie sind eben die Quelle so vieler Emotionen, und genau diese lösen sie auch beim Leser aus.

    Der Schreibstil der Autorin ist voller Aussagekraft von Stärke geprägt und dabei von pointierten Szenen uns Denkanstössen geprägt und voller Emotionen.

    Mein Fazit:
    Ein Buch das man nicht liest, sondern liebt.

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  • 5 Sterne

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    Lymon, 21.01.2022 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    „Dschinns“ heisst dieser bewegende Roman Fatma Aydemirs, in dem aus den Perspektiven aller Familienmitglieder der Familie Yilmay erzählt wird. Es beginnt mit dem Vater Hüseyin, der kurz vor der Rente steht und meint, am Ziel seiner Träume angelangt zu sein, als ihn in der für seine Familie gekauften, und frisch renovierten Eigentumswohnung in Istanbul ein Schlaganfall ereilt, den er nicht überlebt. Seine vier Kinder und seine Frau Emine machen sich auf den schwierigen Weg von Deutschland in ihr Herkunftsland Türkei, denn nach muslimischem Verständnis muss ein Verstorbener noch am selben Tag beerdigt werden. Nicht alle Familienmitglieder schaffen es rechtzeitig zur Beerdigung. Ihr Weg nach Istanbul scheint eine Annäherung an die Familie, die eigenen Wurzeln und eine Auseinandersetzung mit tief verborgenen Wunden, die man sich gegenseitig zugefügt hat bzw. die einem das Leben beschert hat.
    Diese Familienschicksale vermitteln den Lesern eindrückliche Einblicke in das Leben von Menschen, die in verschiedenen Kulturen zu Hause sind, und sich dennoch nicht wirklich angenommen und verstanden fühlen, die auf dem Weg zu ihrem eigenen Leben immer wieder an Grenzen stossen, gegen die sie anrennen, die sich aber nicht so einfach überwinden lassen.
    Bewegend, tröstlich, traurig und schonungslos.

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  • 4 Sterne

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    wusl, 06.02.2022 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Dschinns, das sind die Geister, die es in jeder Familie irgendwo gibt. Bei der türkischen Familie Yilmaz sind es düstere und dunkle Geister, die alle belasten und an denen alle schwer tragen. Die Dschninns stehen seit Jahren zwischen ihnen. Sprachlosigkeit, Zorn und Wut sind tief in die Herzen eingegraben. Als das Familienoberhaupt Hüseyin überraschend stirbt, trifft sich die ganze Familie und die alten Kämpfe brechen auf.

    Aus den verschiedenen Perspektiven der Familienmitglieder erzählt die Autorin messerscharf und sehr nah an den Personen dran. Das ist oft schmerzhaft zu lesen und unglaublich glaubhaft. Nach und nach erkennt man die Spirale, die all das in Gang gesetzt hat. Die aufbrechenden Wunden, der Eiter, der herausströmt, hat aber bald das Potential zu einer Heilung, die man der Familie wünscht. Aber die Autorin hat noch einen Trumpf in der Hand.

    Anspruchsvoll und intensiv.
    Eine tolle Coveraufmachung.

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  • 1 Sterne

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    Jazz, 19.02.2022

    Als Buch bewertet

    Ich erhoffte mir ein Buch voller Drama, aber gegen Ende auch Hoffnung.

    Was ich bekam war ein absolut unrealistisches Szenario, was zu gewollt, zu gestellt und ich stimmig wirkte. Aydemir will schockieren, aufklären und ihren Namen etablieren. Auf diesem Weg wird ihr das eher nicht gelingen. Sie hätte sich lieber nur für einen Schocker fokussieren sollen.

    In dem Werk hat jede Person seine eigenen Probleme, nur reden tut keiner, wie in den meisten Familien. Probleme werden nicht ausdiskutiert, um eine geeignete Lösung zu finden, sondern zu Tode geschwiegen und komplett ignoriert, übersehen. Jedem ist bewusst, dass sich der Elefant im Raum befindet, nur will ihn einfach keiner sehen und akzeptieren.

    Es gibt 6 Kapitel. Jeder Charakter hat sein eigenes Kapitel, wobei mit dem Vater Hüseyin gestartet wird, anschliessend folgen seine 4 Kinder und zum Abschluss seine Frau. In den einzelnen Abschnitten kommen während der Beerdigungszeit in der Türkei immer wieder Rückblenden als Erinnerungen zu ihrer Kindheit und dem Erwachsenenleben.

    Klassische Rollenverteilungen und Klischees, die aber wahr sind, kommen vor. Dass zum Beispiel in einem Auto der Mann fährt und der jüngste Sohn es vorne bequem hat, während seine Mutter sich hinten mit einer Nachbarin und einer Tochter zusammenquetschen muss - ist noch heute üblich. Es wird wohl immer die Bevorzugung von Männern und der Geschlechtertrennung geben. Deiner Punkt ist so ziemlich das Einzige, was mir gefallen hat. Aydemir hat von solchen Kleinigkeiten her ein gutes, geschultes und realistisches Auge.

    Die Probleme der Kinder jedoch waren mir zusammengesehen einfach zu sehr an den Haaren herbei gezogen. Ja, es gibt sie, Türken/Kurden, die nicht dem Ideal der Eltern entsprechen. Türken/Kurden, die auf die schiefe Bahn geraten etc. Aber dann gleich so dramatisch und alle 4 Kinder? Konnten die Eltern es nicht bei einem einzigen richtig machen?! Ein Kind, das es in Deutschland zu ein wenig Erfolg verschaffte?

    Auch den Stil empfand ich neben dem Inhaltlichen als zäh und langweilig. Zu detailliert. Wäre die Leseprobe etwas aufschlussreicher über den Inhalt gewesen, so hätte ich mich gegen das Buch entschieden. Die meiste Zeit über hatte ich ein flaues Gefühl im Magen und vermochte wirklich nichts knabbern beim Lesen - was unüblich für mich ist. Es waren viele schwere Themen angesprochen und daher freute ich mich auch nicht wirklich auf das Lesen.

    Das Buch gab mir kein bisschen Hoffnung. Es zerstört und deprimiert nur. Mir blieb am Ende die Frage, was Aydemir mir eigentlich mit dem Buch sagen will. Das alles sinnlos ist?

    Insgesamt waren all die Probleme der Kinder einfach nicht mein bevorzugtes Interessensgebiet meiner üblichen Lektüre.

    Ich habe jedoch auch sehr viele positive Rezensionen zu diesem Buch gelesen. Daher bleibt es letztlich Geschmackssache.

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