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  • 5 Sterne

    Isabell R., 31.01.2022 bei bewertet

    Ein grossartiger, kritischer, bewegender Gesellschaftsroman über Familie, Migration, Kultur und das Leben selbst
    Fatma Aydemir hat mir ‚DSCHINNS‘ ihren zweiten Roman und ihr drittes Buch veröffentlicht. In DSCHINNS wird die Geschichte einer türkisch-deutschen Familie aus den verschiedenen Perspektiven der einzelnen Familienmitglieder erzählt, die alle ihre Sorgen, Wünsche, Geheimnisse und Wunden mit sich tragen. Alle kommen aufgrund des Todes des Vaters Hüseyin in dessen neuer Wohnung in Istanbul Ende 1999/ Anfang 2000 zusammen. Das Buch gliedert sich in sechs Kapitel und beginnt aus der Du-Perspektive mit dem Vater, anschliessend folgt je ein Kapitel aus Sicht der einzelnen (erwachsenen) Kinder aus der Erzählerperspektive, um abschliessend mit dem Kapitel aus Sicht der Mutter ebenfalls aus der Du-Perspektive abgerundet zu werden. Allein am Stil, Sprache und Struktur zeigt sich, was für grosse Literatur die Autorin Fatma Aydemir mit diesem Werk geschaffen hat!

    Jedes Familienmitglied hat seine eigenen Kämpfe und es zerbricht einem das Herz, wie wenig Austausch in der Familie dazu stattfindet und wie allein sich jeder mit seinem ‚Schicksal’ fühlt. Wie beim Schälen einer Zwiebel geht die Geschichte immer tiefer in die Familie und enthüllt schlussendlich den Kern. Dabei geht diese wunderschöne, tragische und grossartige Familiengeschichte direkt unter die Haut und ins Herz ❤️ Die "Dschinns" kommen an die Oberfläche, verstecken sich und sind nie ganz weg. Dabei erschliesst sich der Titel des Buches Leser:innen im Laufe des Buchs. „Und wahrscheinlich haben alle ihre Dschinns.“ (S.189) …

    In diesem grossen Familienroman werden Themen wie Migration, deutsch-türkische-Gastarbeiterfamilien, Familienbild, Assimilation, Kultur, Generationenkonflikt, Krieg, Polizeiwillkür, Klassizismus, Feminismus, Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung aufgegriffen. Voller Wucht und Schönheit fragt „Dschinns“ nach dem Gebilde Familie, nach Normalität, nach den Gefühlen und Erinnerungen von gestern, von heute und den Wünschen nach Morgen.

    Meine Meinung | Ich muss ehrlich sagen, für dieses grandiose Meisterwerk von Fatma Aydemir fehlten mir lange die Worte! Dieser grosse Gesellschaftsroman begeistert mich von Beginn an und fünf Sterne werden dem nicht gerecht! Nie lagen Lachen, Mitgefühl, Trauer und Wut so nah beieinander! Die Sprache, der Aufbau, die Storyline, die Charaktere, das Setting, die feine Gesellschaftskritik - all das ist so meisterhaft von der Autorin ausgearbeitet, dass mir nur eins zu sagen bleibt: Lest diesen Roman!

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  • 5 Sterne

    Isabell R., 31.01.2022

    Ein grossartiger, kritischer, bewegender Gesellschaftsroman über Familie, Migration, Kultur und das Leben selbst
    Fatma Aydemir hat mir ‚DSCHINNS‘ ihren zweiten Roman und ihr drittes Buch veröffentlicht. In DSCHINNS wird die Geschichte einer türkisch-deutschen Familie aus den verschiedenen Perspektiven der einzelnen Familienmitglieder erzählt, die alle ihre Sorgen, Wünsche, Geheimnisse und Wunden mit sich tragen. Alle kommen aufgrund des Todes des Vaters Hüseyin in dessen neuer Wohnung in Istanbul Ende 1999/ Anfang 2000 zusammen. Das Buch gliedert sich in sechs Kapitel und beginnt aus der Du-Perspektive mit dem Vater, anschliessend folgt je ein Kapitel aus Sicht der einzelnen (erwachsenen) Kinder aus der Erzählerperspektive, um abschliessend mit dem Kapitel aus Sicht der Mutter ebenfalls aus der Du-Perspektive abgerundet zu werden. Allein am Stil, Sprache und Struktur zeigt sich, was für grosse Literatur die Autorin Fatma Aydemir mit diesem Werk geschaffen hat!

    Jedes Familienmitglied hat seine eigenen Kämpfe und es zerbricht einem das Herz, wie wenig Austausch in der Familie dazu stattfindet und wie allein sich jeder mit seinem ‚Schicksal’ fühlt. Wie beim Schälen einer Zwiebel geht die Geschichte immer tiefer in die Familie und enthüllt schlussendlich den Kern. Dabei geht diese wunderschöne, tragische und grossartige Familiengeschichte direkt unter die Haut und ins Herz ❤️ Die "Dschinns" kommen an die Oberfläche, verstecken sich und sind nie ganz weg. Dabei erschliesst sich der Titel des Buches Leser:innen im Laufe des Buchs. „Und wahrscheinlich haben alle ihre Dschinns.“ (S.189) …

    In diesem grossen Familienroman werden Themen wie Migration, deutsch-türkische-Gastarbeiterfamilien, Familienbild, Assimilation, Kultur, Generationenkonflikt, Krieg, Polizeiwillkür, Klassizismus, Feminismus, Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung aufgegriffen. Voller Wucht und Schönheit fragt „Dschinns“ nach dem Gebilde Familie, nach Normalität, nach den Gefühlen und Erinnerungen von gestern, von heute und den Wünschen nach Morgen.

    Meine Meinung | Ich muss ehrlich sagen, für dieses grandiose Meisterwerk von Fatma Aydemir fehlten mir lange die Worte! Dieser grosse Gesellschaftsroman begeistert mich von Beginn an und fünf Sterne werden dem nicht gerecht! Nie lagen Lachen, Mitgefühl, Trauer und Wut so nah beieinander! Die Sprache, der Aufbau, die Storyline, die Charaktere, das Setting, die feine Gesellschaftskritik - all das ist so meisterhaft von der Autorin ausgearbeitet, dass mir nur eins zu sagen bleibt: Lest diesen Roman!

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  • 5 Sterne

    Friederike D., 23.01.2022 bei bewertet

    Nachdem Hüseyin 30 Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet hat möchte er sich zur Rente seinen grossen Traum einer Eigentumswohnung in Istanbul erfüllen, stirbt jedoch bereits am Einzugstag an einem Herzinfarkt. Für die Beerdigung reist ihm seine Familie aus Deutschland nach, wodurch alte Wunden wieder aufgerissen werden.

    Nachdem das erste Kapitel aus der Sicht von Hüseyin bereits sehr sprachlich sehr intensiv und packend Teile seines Lebens Revue passieren lässt widmet sich der Hauptteil des Buches in 5 Abschnitten seinen Kindern und seiner Ehefrau, die zur Beerdigung nach Istanbul reisen.
    Jedes Kapitel befasst sich zunächst damit, wie unterschiedlich die einzelnen Personen damit umgegangen sind, nach Deutschland ausgewandert zu sein, wie verschieden die Wege sind, die jeder einzelne im Leben gegangen ist und welche Traumata sie davongetragen haben. Durch den grossen Altersunterschied von Hüseyins Kindern unterscheiden sich auch ihre Erfahrungen mit dem Leben im Deutschland sehr stark. Während Hakan immer wieder mit der Polizei in Konflikte gerät und bloss nicht wie sein Vater werden möchte, versucht seine ältere Schwester Sevda ihren beiden Kindern eine möglichst chancenreiche und glückliche Kindheit ermöglichen und hat den Kontakt zu den Eltern abgebrochen. Ihre jüngere Schwester Peri studiert mittlerweile und ist Feministin, während der jüngste Bruder mit der unerwiderten Liebe zu einem Freund aus dem Sportverein und den daraus resultierenden Folgen zu kämpfen hat. Allen gemeinsam sind jedoch das Unverständnis ihrer Eltern für viele ihrer Entscheidungen und ihre Gefühlswelt, die kurdische Herkunft, die sie verheimlichen und die Suche nach der eigenen Identität und einem Platz in der Gesellschaft.

    Der letzte Abschnitt des Buches ist aus der Perspektive von Emine, der Ehefrau von Hüseyin verfasst und vereint viele Aspekte der vorherigen Kapitel zu einem stimmigen Ganzen, klärt bestimmte Lücken, die zuvor vorhanden waren auf und wirkt im Gesamtbild als besonders bedeutsam, da sie viele Ereignisse aus ihrem Leben Revue passieren lässt und sich einige Familiengeheimnisse lichten.

    Dschinns hat mich von Beginn an komplett fesseln können. Jeder einzelne Charakter wurde umfassend beleuchtet und die jeweiligen Probleme gleichwertig aufgezeigt. Das Gesamtbild konnte mich emotional sehr berühren und hatte genau die richtige Dynamik, um es zu einem packenden Leseerlebnis zu machen. Insgesamt ist Dschinns ein unheimlich beeindruckender Familienroman, den ich jedem nur ans Herz legen kann.

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  • 5 Sterne

    Bookslove1511, 31.03.2022

    60 jahre Almanya

    Im Oktober 1961 kamen die ersten türkische Gastarbeiter nach Deutschland. Überwiegend Männer, die in der Türkei als Bauer, Bauarbeiter oder Handwerker tätig waren. %90 der Männer hatten nur ein Ziel: genug Geld fürs eigene Ackerland oder Betrieb sparen und wieder zurückkehren. Doch alles kam anders als geplant! Wer in Deutschland einigermassen auf den eigenen Beinen stehen konnte, blieb und holt seine Familie nach. Mittlerweile leben in Deutschland ca. 3-Millionen türkeistämmigen Menschen. Eine Familie davon sind die Yilmazs...

    Der Herr des Hauses Hüseyin Yilmaz stirbt unerwartet nach 30 Jahre harter Arbeit, kurz vor der Rente, in Istanbul. Übrig bleibt sein Lebensziel: ein Eigenheim in der Türkei. „Kötü haber tez duyulur“, sagt man in der Türkei. Das heisst, die schlechte Nachrichten verbreiten sich schnell und so erfährt der Rest der Familie von Hüseyins Tod mitten in der Nacht in Deutschland. Die Ehegattin Emine und die jüngsten Kinder Perihan und Ümit nehmen den erst besten Flug. Der zweitältester Sohn Hakan rast 3000 Km durch die Länder durch, die Älteste Tochter verpasst ihr Flug und landet einen Tag nach der Beerdigung in Istanbul. Und wir, die Leser*innen reisen in den Gedanken von der sechsköpfigen Gastarbeiterfamilie. Einer türkische Familie, deren Leben zwischen Tradition und Moderne pendelt...

    Einfühlsam, bewegend und sorgfältig gewählten, haargenau an ihre Figuren passende Sprache erzählt Fatma Aydemir über eine Familie. Eine Einwandererfamilie, die nirgendwo wirklich hingehört. In der Türkei sind die „Almanci“ die Nachbarn mit Bügeleisen aus Deutschland beschenken müssen, damit die hinter-gebliebenen Eltern ab und zu mal vorbeischauen. In Deutschland sind die Ausländer oder wie Hakan es immer sagt: Kanaken. Es sind zwar Tatsachen für die aussenstehende Leser sehr interessant und authentisch wirken, allerdings für die Leute, die in dem türkischen Kreis aufgewachsen sind, sind es nah an der Grenze von Kitsch und Klischee. Die Geschichte fängt beinahe herzzerreissend mit Vater Hüseyins Kapitel an und nach und nach erzählen die Kinder aus deren eigenen Leben und mit eine dramatische Szene schliesst die Mutter Emine den Story. Sechs verschiedene Menschen bringen viele unterschiedliche Probleme, Sorgen und Kummer. Obwohl der Beginn sehr überzeugend war, verliert das Buch in der Mitte durch viele Angelegenheiten sein Zog-Kraft. Für mich war es etwas vollgeladen mit Themen. Trotz meiner Kritikpunkte habe ich es sehr gern gelesen und ich kann es nur weiterempfehlen.

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  • 5 Sterne

    Regina K., 28.01.2022

    Voller Hoffnung machte sich Hüseyin einst von seinem kurdischen Dorf aus auf nach Süddeutschland. Er hatte sich all die Jahre nicht geschont, um seinen Traum zu realisieren, eine eigene Wohnung in Istanbul. Als er sie endlich gekauft und eingerichtet hatte, beendet ein Herzinfarkt sein Leben, ehe er sie seiner Familie zeigen konnte. So kommen seine Frau und die 4 Kinder nach Istanbul, um ihn zu beerdigen. Doch leider schaffen es zwei seiner Kinder nicht rechtzeitig, und man erfährt, was sie daran gehindert hatte.

    Allen Familienmitglieder wird ein Kapitel gewidmet. Beginnend mit Ümit, dem jüngsten Sohn, der noch daheim lebt. Aufgrund seiner Neigung von den Mitschülern gemobbt wird, ein Arzt ihn davon heilen soll. Die Erstgeborene Sevda, lange schon die Familie und ihren auf erzwungenen Ehemann verliess. Sich selbst um ihre Bildung kümmerte, da sie nie die Schule besuchen durfte, sich selbstständig machte und alleine ihre zwei Kinder gross zog. Peri, die zur Freude der Eltern studierte. Früher ein zügelloses Leben führte, lange keinen Gedanken an den Vater verschwendete. Hakan, als Kurde diskriminiert in der Schule, in Geschäften, von der Polizei und den Glatzen. Das schnelle Geld und unsaubere Geschäfte würde nie wie sein Vater am Fliessband stehen. Und zuletzt blickt man hinter das Leben von Emine, die gerne mit ihrem Mann Deutschland verlassen hätte, wo man sie nur wie Ungeziefer behandelte. Das Wort der Älteren galt, sich dem unterordnen musste, egal ob es einem das Herz zerriss.

    Man wird Zeuge einer Kultur, die über Jahre Menschen beeinflusst. Erst die neue Generation aufbegehrt, sich dem zu widersetzen weiss, aber es dennoch durch sein Umfeld oftmals nicht möglich ist. Auf der einen Seite die Traditionen, der Glaube der Älteren. Dem gegenüber die Vorverurteilung und Diskriminierung eines einstigen Hoffnungsträgers. Es geht aber auch um die Frage, wo man seine Identivität, seine Heimat findet.

    Die Geschichte bewegt sich zwischen Vergangenem und die Tage um die Beerdigung des Vaters. Und man erfährt viel, was sprachlos und traurig macht. Ein wichtiges Buch um Verständigung und Verstehen. Ausgrenzung noch heute zu finden ist. Keiner sollte sich über andere erheben, unabhängig von dessen Glaube. Fatma Aydemir hat mich mit ihrer Sprache total erreicht, sie hat für jedes Mitglied der Familie deren Besonderheiten hervorragend skizziert. Für mich ein Lesehighlight

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  • 5 Sterne

    dj79, 23.03.2022

    Die Problematik des Schweigens
    Als Gastarbeiter kam Hüseyin vor 30 Jahren nach Deutschland. Er hat jeden Job gemacht im Stahlwerk, später in der Papierfabrik, jede Überstunde durchgezogen, um seine Familie nachzuholen und sich jetzt zum Ruhestand den Traum einer eigenen Wohnung in Istanbul zu erfüllen. Doch leider hat er bis auf ein paar erste Eindrücke zur wuseligen Atmosphäre nichts mehr davon. Er stirbt an einem Herzinfarkt.

    Hüseyins Ehefrau und Kinder begeben sich nun kurzfristiger als ursprünglich geplant ebenfalls nach Istanbul, um ihn zu beerdigen. Hüseyins Traum, die Wohnung rückt völlig in den Hintergrund, schien mir zwischendurch wie ein Fluch. Während der Anreise und des Aufenthaltes in der Wohnung lernen wir die Kinder schrittweise kennen, zum Ende hin auch Emine, Hüseyins Ehefrau. Jeder Person ist dafür ein eigenes Kapitel gewidmet. Durch das Lesen in den Gedanken der Protagonist:innen kennen wir die Familie am Ende besser als sie sich selbst. Denn Schweigen ist ihr Hauptproblem. Schicksalsschläge werden nicht thematisiert, Wünsche nicht adressiert. Alle sind gewissermassen gefangen in dem Zwang, die Erwartungen der Vorgängergeneration zu erfüllen. So macht jedes Familienmitglied seine Probleme mit sich selbst aus.

    Fatma Aydemir zeichnet sehr eindrücklich das Umfeld, mit dem sich die Familie früher in der Türkei und später in Deutschland auseinandersetzen musste. Die beengte Mietskaserne mit Blick auf die und Abgaswolken von der Fabrik ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben, aber auch die Unterstützungsleistung, die Sevda, eine der Töchter, eine Zeit lang für ihre Grosseltern in der Türkei erbringen musste. Trotz der Last, die auf jedem Charakter liegt, hatte der Roman für mich keinen deprimierenden Touch. Er ist mehr ein Augenöffner für viele Probleme, die in weiten Teilen nichts mit Migration zu tun haben. Besonders gefallen hat mir die an den jeweiligen Charakter angepasste Sprache. Die Studentin hat einen anderen Sprachgebrauch als der Autoliebhaber, die Eltern sind sprachlich klar von den Kindern abgegrenzt. Irgendwie erfrischend, weil damit der Lesefluss angetrieben wird, aber auch stark überzeichnet, finde ich die schiere Anzahl der Probleme. Das kratzt ein bisschen an der Glaubwürdigkeit des Romans, hat mich hier allerdings gar nicht gestört.

    Insgesamt war Dschinns für mich ein Lesevergnügen, das ich sehr gern weiterempfehle.

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  • 5 Sterne

    leseratte1310, 18.03.2022 bei bewertet

    All die Jahre hat Hüseyin Yilmaz daraufhin gearbeitet, dass er seiner Familie etwas bieten konnte. Das war nicht einfach für ihn, denn in der Türkei reichte das Geld kaum. Also ist er als Gastarbeiter nach Deutschland gegangen und hat malocht und ständig Geld zurückgelegt für später. Doch nun steht die Rente bevor und er hat sich eine Eigentumswohnung in Istanbul geleistet. Er ist zunächst alleine nach Istanbul gekommen, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Doch dann stirbt er gleich am ersten Tag in der neuen Wohnung am Herzinfarkt. Die Familie kommt zusammen, um ihn zu Grabe zu tragen. Doch jeder von ihnen hat seine eigenen Probleme, Verletzungen und Träume.
    Fatma Aydemirs Roman „Dschinns“ ist so ganz anders, als ich es erwartet habe. Wir erleben mit, wie glücklich Hüseyin ist, aber nur für einen Moment, denn dann stirbt er auch schon. Die Familie will den Toten gemeinsam beerdigen, doch Sevda vermasst mit ihren Kindern den Flug und Hakan wird auf seiner Anreise aufgehalten. Peri und Ümit müssen erleben, wie ihre Mutter vor lauter Trauer nicht mehr ansprechbar ist.
    Jedem Familienmitglied ist ein Abschnitt gewidmet. Die Kinder Ümit, Sevda, Peri und Hakan sind sehr unterschiedlich. Sevda ist bei den Grosseltern in der Türkei aufgewachsen und kam erst als Jugendliche nach Deutschland. Sie wurde von der Mutter in eine Rolle gedrängt, die nicht die war, die sie sich erträumt hat. Ihre jüngere Schwester Peri hatte viel mehr Freiheiten, sie studiert und ist immer noch auf der Suche – nach was, weiss sie wohl selbst nicht so genau. Hakan wollte seinen Vater nicht enttäuschen, aber er wollte auch nicht so werden wie er. Er hat zwar Träume, doch überall sieht er Schwierigkeiten, die ihn hemmen. Der jüngste Sohn Ümit muss seine sexuelle Orientierung verbergen. Am Ende erfahren wir, was Emine zu der Frau gemacht hat, die sie ist.
    Es ist eine bewegende und erschütternde Geschichte. In der Familie ist jeder für sich alleine. Man erfüllt Erwartungen und ist unglücklich. Da ist eine Sprachlosigkeit in der Familie, die keinem guttut.
    Ich konnte miterleben, wie es sich anfühlt, zwischen den Kulturen zu leben, nirgendwo wirklich zu Hause zu sein. Wie kann man sich unter solchen Umständen selber finden?
    Ein wirklich lesenswerter Roman, der mich sehr beeindruckt hat.

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  • 5 Sterne

    Anita, 10.02.2022

    berührend und mitreissend

    Worum geht es?
    Als Hüseyin überraschend verstirbt müssen sich die anderen Familienmitglieder mit sich selbst, mit den anderen und mit ihrem Leben auseinander setzen.

    Worum geht es wirklich?
    Familie, eigene Wege und Schmerz

    Lesenswert?
    Absolut, ein wundervolles Buch. Alles beginnt mit Hüseyins spontanem Tod in der frisch erworbenen Istanbuler Wohnung, während der Rest der Familie noch in Deutschland weilt. Zur Beerdigung reist nun aber die ganze Familie an - oder sollte es zumindest.
    Die Vergangenheit und eigene Entscheidungen haben bei den Familienmitgliedern Wunden hinterlassen und die Familie ist sehr brüchig. Nach und nach wird jede*rm der fünf anderen Mitglieder ein Kapitel gewidmet und man erfährt die Hintergründe. Alle fünf sind grundverschieden, haben identische Situationen anders erlebt und interpretiert und anders verarbeitet.
    Es gab wirklich keine Perspektive, die mich nicht gepackt hat, die mich nicht hat schlucken lassen, die nicht nach meinem Herz gegriffen hat. Nach jedem Kapitel habe ich damit gerechnet, dass ich die kommende Perspektive nicht nachvollziehen kann oder mir die Person im Mittelpunkt unsympathisch sein wird. Und dann war einfach alles so berührend, so aufwühlend und so mitreissend.
    Ich habe Aydemirs Schreibstil sehr genossen, fand die Art des Erzählens interessant, gut lesbar und passend. Sie hat wunderbar lebendige Protagonist*innen geschaffen voller Leben und Emotionen. Sehr faszinierend, wie man auf nicht vielen Seiten Personen so viel Leben einhauchen kann, soviel Gefühl vermitteln kann und anhand weniger ausgewählter Szenen so lebendige Charaktere erzeugen kann. Vieles wird nicht ausgesprochen, nur angedeutet, viel Feinheit schwingt in den einzelnen Kapiteln mit.
    Die grosse ganze Geschichte empfand ich als stimmig und interessant, fand die kurzen Einblicke in die unterschiedlichen Leben sehr authentisch.
    Es ist schwierig in Worte zu fassen, was dieses Buch auslöst. Es ist schön und auch oft berührend, es birgt viel Trauer und schmerzt beim Lesen oftmals. Und dennoch (oder deshalb?) habe ich dieses Buch sehr gerne gelesen, mich davon fesseln lassen und kann es wirklich empfehlen.

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  • 5 Sterne

    Steffi K., 08.03.2022

    Die Fakten:

    Dieser 368-seitiger Roman aus dem Hanser Verlag wurde von der Preisgekrönten Autorin Fatma Aydemir geschrieben und wurde bereits mit dem Robert-Gernhardt-Preis ausgezeichnet.

    Das Cover:

    Das Cover ist nicht auffällig, ein lila/blauer Hintergrund vorne der Autorenname, der Buchtitel sowie die Hinweise auf den Verlag und das es sich um einen Roman handelt.
    Das Buch wird als Hardcover verkauft mit einem Lesebändchen.
    Preis: 24,70 €.

    Die Geschichte:

    In diesem Roman geht es um die Hauptperson Hüseyin der als junger Mann als Gastarbeiter nach Deutschland kommt. Er wächst hier auf, arbeitet und gründet eine Familie.
    Er erfüllt sich seinen Traum von einer eigenen Wohnung in Istanbul und möchte seine Familie nachholen, in seine Heimat.
    Leider beginnt es bereits sehr traurig und Hüseyin stirbt in seiner Wohnung alleine. Ist hier nicht schon bereits alles gesagt. 30 Jahre wird hart gearbeitet in einem Land in dem man sich nicht zuhause fühlt. Endlich angekommen am scheinbaren Glück, zerbricht alles. Es endet. Welch ein Schicksal.
    Doch es geht weiter. Die Familie von Hüseyin reist nach Istanbul um sich von Ihren Mann und Vater zu verabschieden.
    Wir lernen Hüseyins Frau Enime kennen und seine 4 Kinder. Jeder mit seiner eigenen Geschichte.

    Fazit:

    Dshinns, ein Roman der anders ist als gedacht.
    Wer hier denkt er bekommt nur einen langweiligen Familienroman geboten, der irrt. Selten habe ich ein so gewaltiges nachprägendes Buch gelesen mit so viel Tiefe, Emotionen und Ehrlichkeit.
    Ein Buch was noch lange nachhallt und auch wenn der Preis vorerst hoch erscheint, bekommt man für fast 25 € mehr als nur ein Buch geboten.
    Man selber denkt über sein Leben nach, über die Menschen die nicht in Deutschland geboren wurden. Die Menschen die alles aufgeben um in einem fremden Land Ihr Glück zu suchen. Die Menschen die alles für Ihre Familie tun würden damit Sie es einmal besser haben.
    Aber ist ds wirklich so?

    Absolut verdiente 5 von 5 Sterne.

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  • 5 Sterne

    nicigirl85, 21.03.2022

    Titel: Die Geister, die ich rief...

    Von diesem Buch wurde mir mehrfach vorgeschwärmt, so dass ich mir eine eigene Meinung bilden musste. Und was soll ich sagen? Es ist einfach spitze.

    In der Geschichte geht es um vier Geschwister, die zusammen mit ihrer Mutter den toten Vater beerdigen müssen, der kurz nach Erfüllung seines grössten Traums stirbt. Es existieren Spannungen in der Familie. Was ist da nur passiert? Gibt es etwa Geheimnisse?

    Jedes Familienmitglied und seine jeweilige Situation werden in einzelnen Abschnitten aufgezeigt und ein beobachtender Erzähler führt uns durch das Geschehen. Auch wenn es keine Ich- Perspektive gibt, so ist das Geschriebene dennoch sehr intensiv, weil man so enorm nah an den Figuren dran ist mit all ihren Problemen.

    Man bekommt Einblicke in eine Migrantenfamilie, die sehr mit ihrem Schicksal des Auswanderns hadert und je mehr man liest, desto besser kann man sie mit all ihren Problemen auch verstehen. Man bekommt ja doch eher selten bis gar nicht solche Einblicke geboten.

    Jedes Schicksal hatte für sich etwas Besonderes und dennoch fühlte ich mich mit Peri wohl am meisten verbunden, weil sie mit ihrer rebellischen Art mir sehr nah ist.

    Im Buch finden so viele Themen Platz, dass ich sie kaum aufzählen kann. Da stehen Kultur und Religion teilweise der Entwicklung Einzelner im Weg. Es gibt rassistische Begebenheiten. Es gibt Fremdheit im eigenen Kulturkreis, sowie Transgender und auch Homosexualität werden angeschnitten. Vor lauter Themenvielfalt hat man das Gefühl mehr als die knapp 370 Seiten zu lesen.

    Das Ende schlägt dem Fass den Boden aus. Lasst euch überraschen, denn viele Wendungen werdet ihr nicht kommen sehen und sie werden euch überrollen.

    Fazit: Ein intensives Leseerlebnis, dass mich rundum begeistert hat. Man muss oft hart schlucken und kann das Gelesene nicht glauben. Klare Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    Karolina C., 17.03.2022

    Meisterwerk

    Fatma Aydemirs „Dschinns“ wird wohl einer der bedeutendsten Gesellschaftsromane des Jahres. Aydemir stellt uns Hüseyin vor, der seit dreissig Jahren in Deutschland lebte. Während dieser dreissig Jahre hat Hüseyin unglaublich hart gearbeitet, ja sich beinah kaputt gearbeitet, nur damit seine Familie ein besseres Leben in Deutschland führen kann. Nach diesen harten Jahren möchte er sich nun endlich seinen Traum erfüllen und eine Eigentumswohnung in Istanbul kaufen. Doch kaum hat er die Wohnung zum ersten Mal betreten bricht er zusammen und verstirbt an einem Herzinfarkt. Seine Familie reist sofort aus Deutschland nach Istanbul und ist gezwungen, sich dort von Ihrem Familienoberhaupt zu verabschieden. Doch neben der Auseinandersetzung mit ihrer Trauer sind die Mitglieder auch gezwungen, sich mit ihren eigenen Problemen, Geschichten und Nöten auseinanderzusetzen.

    Anhand des Beispiels von Hüseyin erzählt Fatma Aydemir das Schicksal türkischer Einwanderfamilien. Die Familie scheint während der Jahre in Deutschland weit auseinandergerissen zu sein und ihre eigenen Leben aneinander vorbei zu leben. Erst der Tod ihres Familienoberhaupts zwingt die Familie zusammen und verbindet so schlussendlich die unterschiedlichen Familiengeschichten erneut. Neben der Auseinandersetzung mit der Trauer erlaubt uns Aydemir auch einen intensiven Einblick in die individuellen Leben der anderen Familienmitgliedet, etwa mit der Suche nach der eigenen Sexualität oder der Frage der Herkunft.
    Fatma Aydemir erzählt diese Geschichten mit so einer sprachlichen Gewalt und gewählter Emotionalität, dass die Lektüre des Werkes einen unglaublich bewegt zurück lässt. Nach der Lektüre blieb eine Gänsehaut zurück, die nur erneut unterstreicht, was ein Meisterwerk Fatma Aydemir hier geschaffen hat.

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  • 5 Sterne

    bibliofreund, 23.01.2022

    Da meine Lebensgefährtin auch einen Migrationshintergrung hat, wollte ich dieses Buch unbedingt lesen um ein wenig mehr in die Psyche und in den Gedanken der menschen zu gelangen die in einem fremden Land ihr ganzes Leben verbringen nur um wieder in die Heimat zurückzu kehren. Heutzutage ist dies nicht mmehr der grösste Traum was die zweite oder gar dritte Generation der Migranten betrifft, aber für die ältere Generation ist es sicherlich noch wichtig.
    Die Familienmitglieder der Familie Yilmay haben sich im Laufe der Jahre in Deutschland unterschiedlich entwickelt. Vater Hüseyin, der sein ganzes Leben für ein Haus in der Türkei gespart har, steht kurz vor der Rente und meint, am Ziel seiner Träume angelangt zu sein. Doch in Istanbul inmitten der frische renovierten Wohnung erleiden er einen Schlaganfall und stirbt. Seine vier Kinder und seine Frau Emine machen sich auf den Weg der Beerdigung ins Heimatland. Dieser Weg nach Istanbul ist eine Annäherung an die Familie, versteckt aber auch eine Auseinandersetzung mit tief verborgenen Wunden, die man sich gegenseitig zugefügt hat oder die einem das Leben im fernen Deutschland beschert hat.
    Das Buxh ist sehr realistisch geschrieben und beschreibt bis ins kleinste Detail wie sich Menschen mit Migrationshintergrund immer und überall fremd und doch zu Hause fühlen und macht klar, wie man dieses Doppelgefühl immer wieder mit sich trägt. Ob sie wollen oder nicht, bestimmt diese Tatsache ihr Leben und ihre Entscheidungen zu einem grossen Punkt. Somit macht das Buch verständlich wie wichtig es ist seine Wurzeln zu kennen und zu bekennen und wie eng die Verbindung des Menschen mit seiner Heimat trotz allem ist.
    Ein Gesellschaftsroman, der mir sehr gefallen und mir so einiges beigebracht hat.

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  • 5 Sterne

    Jennifer V., 25.03.2022

    Intensive Familiengeschichte

    Hüseyin hat sich einen grossen Traum erfüllt. Er kam als Gastarbeiter nach Deutschland und hat nach vielen Jahren harter Arbeit genug Geld gespart, um eine Wohnung in Istanbul zu kaufen. Endlich ist er nicht mehr derjenige, der arbeiten muss, sondern schaut den Handwerkern dabei zu, wie sie die Wohnung nach seinen Vorstellungen für sich und seine Familie herrichten. Dann erleidet Hüseyin in seiner Istanbuler Wohnung einen Herzinfarkt und stirbt.

    Seine Familie – bestehend aus seiner Frau Emine, den beiden Töchtern Sevda und Perihan sowie den beiden Söhnen Hakan und Ümit – kommen zur Beerdigung in Istanbul zusammen. Das Buch ist so aufgebaut, dass jeweils ein Kapitel aus der Sicht jedes Familienmitglieds erzählt wird. Schnell wir klar, dass in der Familie viele Konflikte herrschen und das Schweigen eines der grössten Probleme ist.

    Aydemir spannt den inhaltlichen Bogen über unterschiedliche Identitätsprobleme, die nicht immer etwas mit der Migrationshistorie der Familie zu tun haben. Es werden aber auch Themen, wie Rassismus oder das Ankommen und Zurechtfinden in einem anderen Land und einer anderen Kultur behandelt, ebenso wie innerfamiliäre Konflikte. Insgesamt hat mich das Buch zum Nachdenken angeregt und ich denke, dass es noch eine Zeit lang nachhallen wird.

    Die Geschichte ist von Fatma Aydemir grossartig erzählt, intensiv und atmosphärisch dicht. Sie gibt jedem Familienmitglied eine eigene Stimme, die Charaktere sind toll herausgearbeitet und authentisch. Die Geschichte hat mich sehr berührt.

    Aus meiner Sicht verdient „Dschinns“ 5 Sterne. Ein grossartiges Buch, das stellenweise hart ist, aber tief bewegt.

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  • 5 Sterne

    Alina, 19.02.2022

    Bewegend und kraftvoll - jetzt schon ein Jahreshighlight!

    „Dschinns“ ist ein eindrucksvolles und bewegendes Familienepos erzählt aus den sechs unterschiedlichen Perspektiven der jeweiligen Familienmitglieder. Der Roman beginnt aus der Sicht des Familienvaters Hüseyin, der sich nach langer, harter Arbeit in Deutschland endlich den Traum einer Eigentumswohnung in Istanbul erfüllt, nur um noch vor seinem offiziellen Renteneintritt an einem Herzinfarkt zu sterben.

    Fatma Aydemir zeichnet ein tief bewegendes und kraftvolles Porträt einer Familie, deren Mitglieder alle auf ihre eigene Art mit den Geistern und Geheimnissen der Vergangenheit zu kämpfen haben. Sie erzählt dabei eindringlich von Rassismus und den damit einhergehenden Bedrohungen, von sich wandelnden Rollenbildern und Identität, von Familie und Beziehungen, von schmerzhaften Geheimnissen und vor allem von der Macht des Ungesagten.

    Jeder einzelne Charakter ist so wundervoll und eindrücklich beschrieben, dass mir wirklich jedes Familienmitglied ans Herz gewachsen ist. Die Autorin wechselt gekonnt zwischen den verschiedenen (Erzähl-)Perspektiven und gibt dabei jeder Figur eine ganz eigene, intensive und lebendige Stimme - die am Ende ein grosses und stimmiges Epos ergeben.
    „Dschinns“ ist ein sprachgewaltiger und beeindruckender Roman - ein Buch das sowohl den Kopf als auch das Herz bewegt, das unter die Haut geht und mich am Ende zu Tränen gerührt hat.

    Dieser Roman gehört jetzt schon zu meinen absoluten Jahreshighlights und ist eine (Erzähl-) Stimme, die mir noch sehr lange im Kopf bleiben wird. Eine ganz grosse Herzensempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Mariola P., 30.01.2022 bei bewertet

    Hüseyin stirbt in seinem neuen Wohnung in Istanbul, um diese Wohnung zum kaufen hat Hüseyin dreissig Jahre in Deutschland hart gearbeitet, hat ganze Leben gespart , hat seine Heimat verlasen und seine Traditionen aufgegeben , war zu einem Fremden geworden und hat ganze Leben nur für die Träume gelebt - hat sich das gelohnt ?

    Hüseyin ist nur ein Beispiel für tausende Menschen welche gehen in fremden Land mit der Hoffnung auf bessere Leben, aber auf diese Menschen wartet die eiskalte Realität welche fast nie mit die Träumen etwas änliches hat. Im fremden Land zu leben heisst ein Teil von sich aufzugeben und nicht alle kommen mit das zu recht und dann fangen die Probleme an .Die Autorin beschreibt das alles mit Fingerspitzen Gefühl, ihre Messerscharfe Beobachtungen beleidigen niemanden und bringen keine Vorurteilungen, sie zeigt uns die ganz normale alltägliche Lebenssituationen , sie beschreibt die psychische Veränderungen aber sie sagt nicht dazu - wir sollen mit den Gedanken sich selber beschäftigen und wir sollen die Urteile selber sprechen.

    Eine Familie , wo jeder Mitglied für sich alleine lebt, jeder hat andere Wünsche , Hoffnungen und Träume, jeder ist fast wie ein Fremde für die andere und statt Liebe und Zuneigung hier herrscht Angst, die Familie macht Eindruck dass hier nicht passt zusammen und jeder Familienmitglied von andere Puzzle kommt....... wäre das auch genauso wenn die Familie in ihrer eigener Heimat lebt ?

    Ein sehr kluges , hoch interessantes psychologisches Buch mit flüssiger Sprache und vielen berührenden , nachdenklichen Momenten.

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  • 5 Sterne

    Nil_liest, 23.01.2022

    Zwischen den Stühlen

    Fatma Aydemir war eine der drei ausgezeichneten mit dem Robert Gernhardt Preis in 2020 für das Buchprojekt „Dschinns“ und nun erscheint es endlich. Es hat sich gelohnt, der Roman ist aus meiner Sicht grossartig geworden.
    Es ist ein Familienroman genauso wie ein Gesellschaftsroman. Wir begegnen der Familie Yilmaz in einem Ausnahmezustand, aber erfahren auch sehr viel über die Einzelnen. Es wird ein Bogen gespannt von der schicksalhaften Situation über ihr gesamtes Leben. Hervorragend von der Autorin orchestriert.
    Wir treffen zunächst auf Hüseyin und seinem inneren Dialog. Just hat er eine Istanbuler Wohnung erworben mit dem hart erarbeiteten Geld aus Deutschland. Nach 30 Jahren im Ausland will er im Ruhestand hier seine letzten Jahre verbringen zusammen mit seiner Frau. Leider bleibt es ihm nicht vergönnt und er stirbt dort in der Wohnung nach einem Herzinfarkt.
    Danach folgen Kapitel in denen alle anderen Familienmitglieder zu Wort kommen, zum einen natürlich seine Frau Emine und die vier Kinder. Wir wechseln immer mal wieder die Perspektive auf das Leben der Familie Yilmaz und der eigenen Sorgen und Nöte. Nicht selten kommt der Aspekt der elterlichen Auswanderung zur Sprache, das Gastarbeiterstatus der Familie in Deutschland und die damit verbundene innere Suche nach Heimat. Zum Schluss kommt erneut als Klammer Vater Hüseyin zu Wort.
    Mir gefällt der Sprachstil von Fatma Aydemir extrem gut. Sie nutzt das fiktive Geschehen einer Familie und zeigt die feinen Nuancen im grossen gesellschaftlichen Panorama. Äusserst gut!

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  • 5 Sterne

    Island, 06.03.2022

    Hüseyin, der einst als Gastarbeiter nach Deutschland kam, hat es geschafft, sich seinen Traum zu verwirklichen. Mit sehr harter Arbeit und Entbehrungen hat er es geschafft, zum Renteneintritt ausreichend Geld für eine Eigentumswohnung in Istanbul zusammen zu haben. Doch ausgerechnet, als er dort alles für die Ankunft seiner Frau und der vier Kinder, der jüngste unter ihnen noch im schulpflichtigen Alter, vorbereitet, fällt Hüseyin tot um und seine Familie muss sich nun um seine Beerdigung kümmern.

    Der Tod des Familienoberhaupts führt dann auch dazu, dass sich alle mit ihrem eigenen bisherigen Leben auseinander setzen. Alle haben ihre "Baustellen", Wünsche und Geheimnisse, selbst Hüseyins Witwe Emine. Manches erinnert an eine "typische" Gastarbeitergeschichte, wenn es die überhaupt gibt. Viele Probleme gibt es aber in jeder anderen Familie auch in ähnlicher Form und man kann sich beim Lesen darin teilweise wiedererkennen und auch Hüseyins eigenes Schicksal stimmt auf jeden Fall nachdenklich, da uns das ebenso ereilen kann, wie er sich für seine Familie und seinen Lebenstraum kaputt geschuftet hat und nun seinen verdienten Ruhestand nicht mehr geniessen kann.

    Der Schreibstil der Autorin ist angenehm lesbar und es gelingt ihr gut, das, was sie mitteilen möchte, in passende Worte zu fassen, sodass man sich als Leser in die Beteiligten hineinversetzen kann. Was das Cover angeht, hätte es für mich aber gerne mit einem passenden Bild unterlegt sein dürfen, anstatt auf die recht auffällige Kombi aus Farbe und Schriftart zu setzen.

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  • 5 Sterne

    Sophia K., 16.02.2022

    Jede Familie hat Geheimnisse

    Bereits der Klappentext des Buches hat mich interessiert: eine Grossfamilie, die um den gemeinsamen Vater und Ehemann trauert. Ich war wahnsinnig gespannt, wie diese Geschichte umgesetzt wird. Und - meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen.
    In Fatma Aydemirs "Dschinns" geht es um Hüseyin, der sich zu Beginn seiner Rente ein Haus in Istanbul gekauft hat, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Doch kurz nach dem Einzug, stirbt Hüseyin an einem Herzinfarkt. Im weiteren Verlauf des Buches geht es um nun um seine hinterlassene Familie. Jedem seiner Kinder und auch seiner Frau ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Das ist auch das, was mich am meisten an Fatma Aydemirs Roman überzeugt hat.
    Mit Leichtigkeit schafft sie es, jedem von Hüseyins Kindern eine ganz eigene Sprache zu geben, widerzuspiegeln, wie sie ticken. Es wird schnell klar, dass jeder von ihnen, neben dem Tod des Vaters, mit seinen ganz eigenen Problemen kämpft und dass sich jeder irgendwie allein gelassen fühlt, innerhalb der Familie. Im ersten und letzten Kapitel wird in einer distanzierten Erzählform geschrieben, die einen wieder ein bisschen Abstand zur Geschichte bekommen lässt und einen sprachlos zurücklässt. Aydemir behandelt Themen, die in der Familie immer auftreten, aber nie zur Sprache kommen – Geheimnisse, Schweigen, das nicht über Probleme reden. Ein intensiver, spannender und wunderschöner Roman über die positiven und negativen Seiten des Lebens in einer Grossfamilie und der Umgang mit seiner eigenen Vergangenheit.

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  • 5 Sterne

    Anna, 20.02.2022 bei bewertet

    Berührend und eindrucksvoll
    Erzählt wird die Geschichte aus den Perspektiven der sechs Familienmitglieder, was ein schöner und spannender Erzählstil ist, den die Autorin gekonnt einzusetzen weiss. Es ist interessant, die Geschehnisse aus den unterschiedlichen Wahrnehmungen zu erleben. Die Charaktere sind dabei so authentisch und intensiv gezeichnet, dass ich mich ihnen gleich ganz nah fühle. Jedes Kapitel ist dabei einem Familienmitglied gewidmet, beginnend mit dem Vater und endend mit der Mutter.
    Es geht um den Vater der Familie, Hüseyin, der sich nach einem langen und harten Arbeitsleben in Deutschland endlich den Traum einer Eigentumswohnung in Istanbul erfüllt. Die Frührente macht es möglich, in sein Heimatland zurückzukehren. Er fährt schon einmal vor und möchte den Rest seiner Familie nachholen, stirbt jedoch kurz nach seiner Ankunft. Die Familie macht sich auf den Weg zu seinem Begräbnis, der nicht ganz ohne Zwischenfälle verläuft. Es geht auch um Rassismus und damit einhergehende alltägliche Bedrohungen, um Familie und die manchmal schmerzhaften Beziehungen untereinander, um Wurzeln und Identität in der heutigen Gesellschaft.
    Fatma Aydemir erzählt diese berührende Geschichte ganz behutsam und mit gekonnten Zwischentönen. Sie spielt mit Klischees und Vorurteilen und beleuchtet diese sehr differenziert.
    Ich kann dieses sprachgewaltige und beeindruckende Buch nur jedem ans Herz legen und uneingeschränkt empfehlen. Es hat mich berührt und noch einige Zeit zum Nachdenken angeregt.

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  • 5 Sterne

    Anna-Lena I., 20.02.2022

    Berührend und eindrucksvoll
    Erzählt wird die Geschichte aus den Perspektiven der sechs Familienmitglieder, was ein schöner und spannender Erzählstil ist, den die Autorin gekonnt einzusetzen weiss. Es ist interessant, die Geschehnisse aus den unterschiedlichen Wahrnehmungen zu erleben. Die Charaktere sind dabei so authentisch und intensiv gezeichnet, dass ich mich ihnen gleich ganz nah fühle. Jedes Kapitel ist dabei einem Familienmitglied gewidmet, beginnend mit dem Vater und endend mit der Mutter.
    Es geht um den Vater der Familie, Hüseyin, der sich nach einem langen und harten Arbeitsleben in Deutschland endlich den Traum einer Eigentumswohnung in Istanbul erfüllt. Die Frührente macht es möglich, in sein Heimatland zurückzukehren. Er fährt schon einmal vor und möchte den Rest seiner Familie nachholen, stirbt jedoch kurz nach seiner Ankunft. Die Familie macht sich auf den Weg zu seinem Begräbnis, der nicht ganz ohne Zwischenfälle verläuft. Es geht auch um Rassismus und damit einhergehende alltägliche Bedrohungen, um Familie und die manchmal schmerzhaften Beziehungen untereinander, um Wurzeln und Identität in der heutigen Gesellschaft.
    Fatma Aydemir erzählt diese berührende Geschichte ganz behutsam und mit gekonnten Zwischentönen. Sie spielt mit Klischees und Vorurteilen und beleuchtet diese sehr differenziert.
    Ich kann dieses sprachgewaltige und beeindruckende Buch nur jedem ans Herz legen und uneingeschränkt empfehlen. Es hat mich berührt und noch einige Zeit zum Nachdenken angeregt.

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