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  • 5 Sterne

    11 von 18 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 13.09.2022

    Als eBook bewertet

    Tonis ist Philosophielehrer an einem Gymnasium in Madrid und lebt er nach einer Trennung mit seinem Hund Pepa alleine. Sein Leben ist nicht so, wie er sich das einmal vorgestellt hat, also fasst er einen Entschluss: Er will seinem Leben ein Ende setzen, in genau 365 Tagen. Zunächst erinnert er sich an vergangene Zeiten. Doch dann begegnet er einer Frau, die einen Hund mit dem Namen Toni hat. Toni beginnt zu zweifeln, ob sein Plan Sinn macht.
    Fernando Aramburu erzählt die Geschichte in einer klaren, oft direkten Sprache. Dabei gelingt es ihm aber durchaus auch gefühlvoll zu werden. Die Geschichte ist mal traurig, mal humorvoll und hat mich angesprochen. Jeder hat in jungen Jahren seine Träume und Vorstellung vom Leben. Doch das Leben verhält sich oft anders und so fragt man sich dann eines Tages, ob man eigentlich glücklich und zufrieden ist.
    In 365 Kapiteln, welche die verbleibende Zeit von Toni darstellen, erzählt der Autor von Toni, von seinem bisherigen Leben und den Abzweigungen im Leben, die ihn bis zu diesem Punkt gebracht haben.
    Toni hat eigentlich keinen Grund, seinem Leben ein Ende zu setzen. Er ist nicht deprimiert, ihm geht es nicht schlecht. Nun gut, es ist vielleicht nicht alles so gelaufen, wie er sich das vorgestellt hat. Doch Unzufriedenheit sollte einen dazu bringen, Ziele neu zu definieren und die Weichen umzustellen.
    Es ist ein grossartiger Roman, der mir wirklich gut gefallen hat. Er ist unterhaltsam und tiefgründig zugleich.

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  • 5 Sterne

    10 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    steffi k., 12.09.2022

    Als Buch bewertet

    Beeindruckender Roman
    Den Autor Fernando Aramburo kenne ich bereits durch seinen grossartigen Roman „Patria“ .
    Der neue Roman „Die Mauersegler“ wurde mit Spannung erwartet und bereits im spanischsprachigen Raum hoch gelobt.
    Auch ich fand schon die LP literarisch hochklassig ,und sie hat mich emotional berührt .
    Wir begleiten den Ich-Erzähler Toni im letzten Jahr seines Lebens. Der Protagonist möchte seinem Leben in exakt 365 Tagen durch seinen Freitod ein Ende setzen. Er sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben , denn seine gesamte familiäre Situation ist frustrierend für ihn.
    Wir erhalten in plastischen Bildern sehr tiefe Einblicke in Tonis Leben ; seine Kindheit, seine Ehe und Scheidung , sein Verhältnis zum Sohn usw.
    Der Roman ist mit 832 Seiten recht lang, dennoch lässt er sich flüssig lesen. Auch weil Autor Fernando Aramburo den Roman in 365 Kapitel unterteilt hat.
    In Toni, eher ein Antiheld, erkennen wir, dass das Leben sich plötzlich ganz anders gestalten kann , als gedacht.
    „ Die Mauersegler“ - ein wichtiger und tiefgründiger Roman!

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  • 5 Sterne

    10 von 17 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dajobama, 16.09.2022

    Als Buch bewertet

    Die Mauersegler – Fernando Aramburu
    Seinen hochgelobten und preisgekrönten Bestseller „Patria“ vor einigen Jahren habe ich geliebt und zu meinem persönlichen Lesehighlight des Jahres gekrönt. Entsprechend gross waren die Vorfreude und die Erwartungen an dieses neue grosse Werk von Fernando Aramburu. Schnell stellte ich jedoch fest, dass die beiden Romane unterschiedlicher kaum sein könnten.
    Toni, ein Philosophielehrer mittleren Alters, hat eine unglückliche Ehe hinter sich und lebt nun einsam mit seiner Hündin Pepa und der Sexpuppe Tina in einer kleinen Wohnung. Da ihn im Leben nichts mehr hält, plant er seinen Selbstmord in genau 365 Tagen. Genau so viele Kapitel hat dieser umfangreiche Roman, in denen Toni sein Leben Revue passieren lässt. Von seiner Kindheit, den schwierigen Familienverhältnissen, über seine Lehrertätigkeit, die verkorkste Ehe und die ebenfalls schwierige Beziehung zum missratenen Sohn und Vielem mehr erzählt Toni in kurzen Kapiteln. Auch die Treffen mit seinem einzigen Freund in der Gegenwart, Humpel, sowie die Vorbereitungen für seinen Freitod thematisiert er in tagebuchähnlichen Abschnitten. Nach und nach erhält man so eine einigermassen scharfe Charakterstudie Tonis.
    Toni ist ein selten unsympathischer Protagonist, dabei aber extrem authentisch. Insbesondere die plastischen Beschreibungen seiner Sexualität fand ich sehr grenzwertig. Dazu kommt eine recht derbe Sprache, die insbesondere Toni mit seinem einzigen Freund pflegt. Kneipengespräche unter Männern eben. Aber auch seinen „Tagebucheinträgen“ vertraut Toni seine Gedanken und Sorgen ungefiltert und oft drastisch an. Aramburu macht es seinen Lesern mit dieser Hauptfigur wirklich nicht leicht. Es dauert lange bis dieser desaströse erste Eindruck leise zu bröckeln beginnt. Immerhin hat der Roman auch über 800 Seiten. Doch irgendwann schleichen sich leise Zwischentöne ein, wecken den Verdacht des Lesers, dass in Toni doch mehr stecken könnte als nur der nörgelnde Unsympath.
    Insbesondere Toni und sein einziger Freund Humpel verbindet eine besondere Beziehung. Auch hier alles andere als perfekt. Die beiden Männer gehen ruppig, jedoch ehrlich miteinander um. Die Kommunikation ist zum Grausen, dennoch geben sie einander Halt. Markante Charaktere mit Ecken und Kanten, die im Gedächtnis bleiben.
    Es sind spannende, dysfunktionale Familiengeschichten, die Toni da aufschreibt. Sobald ich mich einigermassen mit seinem sperrigen Wesen arrangiert hatte, konnte ich das Buch kaum mehr zur Seite legen. Nach und nach enthüllt der Autor mosaikartig all die Geschichten und Erlebnisse, die Toni zu dem Mann machten, der er heute ist.
    Auch die spanischen politischen und geschichtlichen Hintergründe sind immer wieder präsent und verleihen dem Werk zusätzliche Tiefe.
    Aramburu ist ein begnadeter Erzähler und er geht sorgsam, gar liebevoll mit seinen Figuren um. Er bringt ihnen grosses Mitgefühl und Verständnis entgegen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass mir ein Mann wie Toni ans Herz wachsen könnte. Nach dem Lesen bleibt ein starkes Gefühl von Melancholie und die Erkenntnis, wieder ein Meisterwerk des Autors gelesen zu haben, wenn auch auf andere Weise als erwartet. 5 Sterne für diesen genialen wie gewaltigen humanistischen Roman mit Toni als Antihelden, der meint, mit dem Leben bereits abgeschlossen zu haben.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    schokoflocke, 19.09.2022

    Als Buch bewertet

    Die letzten 365 Tage

    „ Ich möchte nach wie vor den Mut aufbringen, mich nicht den Demütigungen des Alters auszusetzen, sondern mich mit Vollbesitz meiner Kräfte kaltblütig hinzustellen und zu sagen: Bis hierher und nicht weiter. "

    Mit 54 Jahren beschliesst Toni, dass er von dem Leben, das für ihn nur Enttäuschungen parat hatte, einfach genug hat. Er gibt sich noch 365 Tage Zeit um seine Erinnerungen aufzuschreiben, alles Revue passieren und unerledigte Dinge zu Ende zu bringen …
    Ich war auf dieses Buch sehr neugierig, weil ich von „Patria " total begeistert war, da hat mich die Geschichte total mitgenommen und den verworrenen und recht komplizierten Schreibstil hab ich geliebt. Ich sag es gleich - dieses Buch ist ganz anders. Der Schreibstil ist viel einfacher und zugänglicher, die Geschichte selbst nicht ganz so heftig…dennoch finde ich auch „Die Mauersegler " sehr beeindruckend und lesenswert.
    Auch wenn man an manchen Stellen Verständnis für Toni aufbringen kann, wirkt er oft unsympathisch und die Welt die er beschreibt ist auch kein angenehmer Ort, ich hab aber Tonis Geschichte gern gelesen. In den kurzen 365 Kapiteln beschreibt Toni nicht nur die Gegenwart und philosophiert bisschen über das Leben, das Wichtigste in seiner Erzählung ist die Vergangenheit - seine Kindheit mit der komplizierten Ehe der Eltern und von Eifersucht geprägten Beziehung zu seinem Bruder, dann die eigene gescheiterte Ehe mit Amalia und eine schwierige Vater - Sohn Beziehung mit Nikita. Da die gleichen Themen wiederholend behandelt werden, wirkt das manchem eintönig, aber jedes Mal kommen neue ( manchmal schockierende ) Details dazu und das Gesamtbild verändert sich ständig. Obwohl das Thema Tod ( besonders der Freitod ) in dem Roman eine wichtige Rolle spielt, geht es vor allem um das Leben mit allen seinen Facetten, das trotz Enttäuschungen, Wut und Schmerz, einfach lebenswert ist.
    Es ist ein wunderbares, anspruchsvolles und vollwertiges Roman, das zwar Geduld und Zeit fordert, der Mühe aber auf jeden Fall wert ist.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Mariola P., 25.09.2022

    Als Buch bewertet

    Toni ist ein verbitterter über fünfzigjähriger Mann welche alleine lebt nur mit seinen Hund Pepa. Er hat eine grosse Entscheidung getroffen, seinen hoffnungslosen und nicht bedeutenden Leben nach einem Jahr ein Ende setzten. Über ein Jahr begleiten wir noch Toni , er schreibt jeder Tag seine Erinnerungen und seine Gedanken aus der Gegenwart und wir bekommen ein vollkommenes Bild von Tonis Alltag. Seine Leben ist nicht so trostlos wie ihm erscheint...

    Diese Buch ist grandios geschrieben in Form von einem Tagebuch, nur das Tagebuch ist nicht chronologisch, der Protagonist mischt die Zeiten und sorgt , besonders am Anfang , um leichte Verwirrung, jedoch der geschriebene ist so genau und bildhaft, dass ich keine Probleme mit der Inhalt habe. Der Schreibstil braucht Aufmerksamkeit und hat Paar Längen, das ist klar, aber gleichzeitig hat so viel Lebendigkeit und ist so authentisch, dass die kleine Macken haben mich nicht gestört .

    Toni ist kein Sympathieträger, ich fürchte im Leben wenn ich ihn kenne, werde ich überhaupt nicht mögen, hier ist dem Autor gelungen aus einem Antiheld so ein Mensch machen, dass am Ende kann ich ruhig sagen , Toni du bist kompliziert und total "schief" aber ich mag dich.

    Eine berührende Geschichte aus der Alltag mit viel Gefühl und überraschenden Ende.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leseratte, 16.09.2022

    Als Buch bewertet

    Eines vorweg: Diesen über 800 Seiten starken Roman muss man sich erarbeiten. Aber einmal zum Lesen angefangen, tut man sich schwer ihn auf die Seite zu legen.
    Zum Inhalt: Einem Puzzle gleich, setzt Toni sein Leben (dem er selbst in 365 Tagen ein Ende setzen will) zusammen. Er lässt sein Leben, bei dem er sebst nicht immer gut wegkommt, in Ichform Revue passieren. Erzählt von seiner Kindheit, seiner Familie, der nicht gelungenen und gescheiterten Ehe, seinem Sohn, dem wirklich einzigen Freund Humpel, seiner künstlichen Spielgefährtin einschliesslich seinem Hund und und und ... Er macht es gut, vor allem ehrlich, teils gefühlvoll, nachdenklich, manchmal abgebrüht oder einfach nur frech. Erwähnt teils geschichtliche Hintergründe, die das bewegte Spanien zu bewältigen hatte.
    Der Autor Fernando Aramburu versteht es mich als Leserin immer weiter in seinen Bann zu ziehen, vollzieht grandiose Zeitenwechsel, die ohne weiter aufzufallen gelesen werden können. Ein grosses Lob auch an den ausgezeichneten Übersetzer Willi Zurbrüggen.
    Fazit: Unbedingt lesenswert, weil grossartig, ehrlich und so wahr geschrieben. Von mir gerne die volle 5 Sterne Punktzahl für dieses Meisterwerk.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    RK, 27.09.2022

    Als Buch bewertet

    Sehr berührend!

    Toni möchte seinem Leben ein Ende setzen, in genau 365 Tagen. Der Spanier sieht in seinem Leben keinen Sinn mehr, die Ehe unglücklich, die Mutter mit Alzheimer im Altenheim und zum Sohn hat er auch kein besonders gutes Verhältnis.
    Die Geschichte ist wahnsinnig berührend geschrieben, in einer klaren und doch gefühlvollen Sprache.
    Der Roman ist zugegeben wirklich sehr lang, dennoch entstehen keine Längen und die Geschichte hat sich für mich flüssig lesen lassen.
    Überhaupt kein Kitsch, wie man nach dem Lesen des Klappentexts vielleicht meinen könnte, sondern eine einmalig schöne Geschichte, die zum Nachdenken anregt.
    Ein absolut toller Roman, der dem Autor hier gelungen ist, eine ganz klare Leseempfehlung für alle, die auf der Suche nach einem tiefgründigen Roman sind und nicht nur seichte Unterhaltung suchen - wirklich toll!

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  • 5 Sterne

    Amaryllis 2, 28.09.2022

    Als Buch bewertet

    Komplizierte Selbstfindung



    Cover und Gestaltung:

    In einer Pfütze am Boden spiegeln sich die Mauersegler. Sie verbringen sechs Monate ohne zu landen. Faszinierend. Nicht allzu klar wird zunächst, was die faszinierenden Schwalben konkret mit dem Thema gemein haben. Ein Mann spaziert mit seinem Hund zwischen den Häusern.

    Geschichte:

    Das Buch handelt von Toni und seinen zwischenmenschlichen Beziehungen. Zu seinen Eltern, zu seinem jüngeren Bruder. Später auch zu den Schwiegereltern, zu seiner beruflich sehr erfolgreichen und ausserordentlich attraktiven Ehefrau. Er hat allerdings auch eine weitere weibliche Verehrerin. Toni hat durchaus fürsorgliche Qualitäten. Er kümmert sich um seine demente Mama, seinen unangepassten Problemsohn, einen kranken Freund, spendet sein Erbe für die krebskranke Julia. Vorbildlich sorgt er sich um Pepa. Zweimal tut er ihr allerdings sehr weh. Toni hadert mit seinen Gefühlen. Hündin Pepa erhält schliesslich eine sehr wichtige Schlüsselrolle im Roman.

    Schreibstil:

    Manchmal wie eine Biografie, erinnernd stellenweise sogar an ein Tagebuch oder manchmal klingen autobiografische Elemente an. Ungeschönt und schonungslos offen, manchmal verbittert oder nachdenklich. Je nachdem mit welchen Themen sich Toni auseinandersetzt.

    Figuren/Authentisch?

    Die Hauptperson, ein Lehrer der Philosophie berichtet von den wichtigsten Frauen in seinem Leben. Auch von der Liebe zu seiner Mutter. Allzu menschlich, notiert Toni auch selbstkritisch seine Charakterfehler.
    Toni gefällt nicht direkt. Er fasziniert die Leser, als er von seinem Hass gegenüber der Eltern und des jüngeren Bruders berichtet. Sexuelle Eskapaden mit einer geistig Behinderten, einer Love-Doll passen nicht so recht ins Bild. Durch die schonungslose Offenheit soll Abscheu hervorgerufen werden. Er sieht einige Personen sterben, drei seiner Schüler, Vater, Mutter, seine kleine Nichte und seinen allerbesten Kumpel, der ihn aufheiterte. Zum Schluss bleibt ihm lediglich eine glühende Verehrerin. Ist sie seine Rettung? Sie ergänzen sich perfekt in ihrer politischen Meinung. Stalkerin Agueda hat ein grosses Herz. Sie weckt einige Sympathien. Das wie ein Testament anmutende Notizbuch führt spannungsgeladen zur Auflösung. Hebt Toni am Ende ab, wie die einzigartigen Mauersegler?

    Dieser Roman macht betroffen, ein Sog zieht den Leser unausweichlich in seinen Bann. Umfangreich ja, aber essentiell, sollte man das Buch unbedingt bis zum Ende durchlesen.

    Warum ist das Buch interessant für dich?

    Es fängt sehr spannend an. Jeweils ein intimer Gedanke aus der Gegenwart, Zukunft oder Vergangenheit wird abwechselnd ausgearbeitet. Episoden aus der Kindheit oder manchmal auch aktuelle Ereignisse. Zunächst vermutet man, dass die Ausführungen ein Nachlass sein sollen.

    Autor an sich:
    Schreibt sehr sympathisch und verständlich.

    andere Werke:
    Patria - Fernando Aramburo

    Übersetzer:
    Der Übersetzer trägt hier ganz wesentlich zum Erfolg bei. Er wurde bereits mit spanischen Preisen bedacht.

    Meinung und Kritik:
    Ein empfehlenswertes Buch. Man lernt viel über die männliche Psyche der Hauptperson.

    Empfehlung für andere Leser*innen mit einem kleinen Fazit:
    Für Männer in der Midlife-Crisis vermutlich sehr empfehlenswert. Auch für Personen mit ausgeprägtem Interesse an der spanischen Geschichte. Franco-Diktatur, linke Studentengruppen, auch sozial Engagierte, es sind einige Textstellen dazu enthalten.

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  • 5 Sterne

    KH, 25.09.2022

    Als Buch bewertet

    Toni ist in den besten Jahren, Lehrer mit Passion zur Philosophie, geschieden, gesund. Ein ganz normaler Durchschnittsmensch, der vom Leben allerdings nichts mehr erwartet und glaubt, auch nichts mehr erwarten zu können. Deshalb sein Plan: noch ein Jahr, dann wird er sich das Leben nehmen.
    Wen diese deprimierend klingende Ausgangslage nicht abschreckt, wird mit einem grossen Werk hervorragender Gegenwartsliteratur belohnt. Der Protagonist Toni wird jeden Tag in Form eines Tagebuches zu Papier bringen. Dadurch ergibt sich die Gliederung in Monate und Tage, sowie die vielleicht ebenfalls erschlagend wirkende Seitenzahl. Doch das Leben des Toni betrachtend, ist das vollkommen angemessen. Schliesslich reflektiert er über sein gesamtes Leben, springt scheinbar wahllos in die Vergangenheit und zurück, zeigt uns sein Leben und erklärt, warum er denkt, am Ende des Weges angekommen zu sein. In hervorragender Sprache nimmt uns der Autor mit durch dieses alltägliche Leben des Lehrers, den ich nicht als Antihelden bezeichnen will. Wer von uns ist denn ein Held? Haben wir nicht alle mir unseren Dämonen, Niederlagen und Verlusten zu kämpfen? Andererseits die Frage, warum wir uns dieses Buch dann antun sollen? In erster Linie, weil der Autor sein Handwerk versteht. Gespickt mit philosophischer Betrachtung, jeder Menge Ironie und Zynismus erklärt Toni sein Vorhaben. Das kann stellenweise bedrückend oder derb sein, aber unter der Oberfläche dieses Gerüstes schlummert immer wieder die Liebe zu den Menschen und Büchern, Freundschaft und all die kleinen positiven Dinge des Lebens, die genauso dazugehören, wie die Niederlagen und Enttäuschungen. Das Buch am Stück zu lesen, überfordert vermutlich. Ich empfehle gemäss der Gliederung des Buches pro Tag einen Monat des Buches zu lesen. Das gibt Zeit, das Gelesene zu verarbeiten. Es ist kein Buch für Schnellleser. Auch werden jüngere Menschen sich mangels Lebenserfahrung nicht so gut in Toni hineinversetzen können, die finden sich vielleicht eher in den Schülern oder in Nikita, dem Sohn, wieder. Dem Herkunftsland Spanien zuzuordnen ist die teilweise deftige Ausdrucksweise und eine gehörige Portion machismo, die der Autor allerdings geschickt widerlegt. Genau wie die politischen Hintergründe und die spanische Kultur, beispielhaft am Stierkampf gezeigt, wird das Buch Spanienkennern noch mehr bieten, als den gelegentlichen Spanienurlaubern.
    Wer sich auf das Buch einlässt, bekommt eine wunderbare Erzählung über das Leben, seinen Sinn und die Frage, was wir daraus machen wollen. Der oberflächlich depressive Kern der Lebensgeschichte enthält das ganze Spektrum an Gefühlen und Erfahrungen eines ganzen Lebens. Wie werden wir zu der Person, die wir sind? Was prägt uns? Und ist die Prägung ein Zwangskostüm, das wir nicht ablegen können? Vielmehr sind wir doch lernfähig und können uns entwickeln. All dies fliesst in dieses zugegeben dicke, aber absolut meisterliche Werk des Fernando Aramburu ein, das, und dies soll erwähnt werden, von Willi Zurbrüggen hervorragend übersetzt wurde.

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  • 5 Sterne

    Bücherfreundin, 17.09.2022

    Als Buch bewertet

    Grossartiger und anspruchsvoller Roman
    Fernando Aramburu hat mit seinem Buch "Patria" bereits einen Bestseller gelandet und ist mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden. Auch "Die Mauersegler" ist in Spanien gefeiert und als Klassiker des 21. Jahrhunderts bezeichnet worden. Dementsprechend war ich sehr neugierig auf die deutsche Übersetzung, die nun vom Rowohlt Verlag veröffentlicht worden ist - und wurde nicht enttäuscht.
     
    Der Autor erzählt auf stolzen 832 Seiten die Geschichte des 54jährigen Gymnasiallehrers Toni. Dieser ist seit 10 Jahren von der Radiomoderatorin Amalia geschieden, hat einen Sohn und ist mit seinem Leben unzufrieden. Er beschliesst, in exakt 365 Tagen, genau gesagt am 31.7. des kommenden Jahres, aus dem Leben zu scheiden. Bis es soweit ist, führt er ein Tagebuch, in dem er jeden Tag auf ein bis zwei Seiten sein Leben Revue passieren lässt, aber auch seine aktuellen Tageserlebnisse und seine vielfältigen Ansichten festhält. Die Aufzeichnungen bewegen sich zwischen Gegenwart und Vergangenheit, so wie Toni es gerade in den Sinn kommt, und er seziert auch die politische Situation seines Landes. Sein Leben ändert sich, als eine Frau seinen Weg kreuzt, deren Hund Toni heisst ....
     
    In 365 Kapiteln erinnert sich der Ich-Erzähler Toni an seine Kindheit, beleuchtet das Verhältnis zu seinen Eltern und beschreibt die Hassgefühle, die er für seinen Bruder Raúl hegt. Auch für seine Exfrau Amalia und den gemeinsamen Sohn Nikita, den er für geistig beschränkt hält, hegt er keine positiven Gefühle. In seinem Beruf ist er schon lange nicht mehr glücklich. Er liebt seinen Hund Pepa und mag seinen Freund, den er ohne dessen Wissen Humpel nennt.
     
    Der grandios erzählte Roman hat mich von Anfang an gefesselt und in seinen Bann gezogen. Toni ist ein nicht gerade sympathischer Antiheld, der offen und ehrlich, oft auch mit feinem Sinn für Humor, seine Gedanken und Gefühle in seinem Tagebuch niederschreibt. Das ist faszinierend, sarkastisch, aber bisweilen auch derb bis obszön. So hätte ich auf die genaue Beschreibung seiner intimen Vorlieben und die Abschnitte mit Tina gut verzichten können. Der Roman ist sehr vielschichtig, hart, aber gleichzeitig auch gefühlvoll. Der intelligente und anspruchsvolle Sprachstil hat mich begeistert. Ich bin eingetaucht in Tonis Welt mit all seinen Problemen und Enttäuschungen. Der Autor hat mit seiner einzigartigen Erzählkunst bewirkt, dass ich mehr und mehr verstehen konnte, weshalb Toni sich zu einem so düsteren Menschen entwickelt hat, dem das Leben nicht mehr lebenswert erschien.  
     
    Das aussergewöhnliche Buch, über das ich noch lange nachdenken werde, ist für mich bereits jetzt ein Highlight dieses Jahres.
    Von mir absolute Leseempfehlung und 5 Sterne!

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  • 5 Sterne

    Frau M. aus M., 13.10.2022

    Als Buch bewertet

    Ein grosser humanistischer Roman über einen Mann namens Toni
    Vor den mehr als 800 Seiten Lesestoff bin ich zunächst erstmal zurückgeschreckt. Dann interessierte mich das Thema aber doch sehr. Und es hat sich wirklich gelohnt, dass ich mich darauf eingelassen habe. Von den vielen sehr guten Büchern, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, hat mich keins so sehr berührt wie „Die Mauersegler“ von Fernando Aramburu.

    Wir lernen Toni kennen, einen vierundfünfzigjährigen Gymnasiallehrer, der Spanier ist und in Madrid lebt und der sich in einer heftigen Krise befindet. Er beschliesst, sein Leben zu beenden und setzt dafür einen Termin in genau einem Jahr. Bis dahin will er seine Angelegenheiten ordnen und sich von seinen Sachen getrennt haben. Er macht tägliche Notizen über die Gedanken, die ihm durch den Kopf gehen. Da er das nur für sich selbst tut, ist er absolut ehrlich und es entsteht „eine persönliche Chronik mit gnadenloser Wahrhaftigkeit“. So wird dieses Tagebuch zur Therapie für ihn. Ich war sehr fasziniert von Tonis Empfindungen, seinen Gedankengängen, von seiner Betrachtung der Welt aus seiner männlichen Sicht. Er lässt nichts aus. Seine Kindheit, seine Eltern, seine Ehe, sein Sohn, die Frauen im Allgemeinen und im Besonderen, seine Schüler, die politische Lage in Spanien und vieles mehr. Mit der Zeit gehen seine Betrachtungen mehr und mehr in die Tiefe. Ganz langsam über viele Seiten hinweg verliert sich Tonis Depression mehr und mehr und der Text bekommt zunehmend eine Tragikomik.

    Toni hat drei Begleiter an seiner Seite. Da ist sein Freund aus Jugendtagen, den er Humpel nennt und der sein Spiegelbild sein könnte. Da ist seine Jugendliebe Agueda, die niemals aufgehört hat, ihn zu lieben und nie einen anderen Mann angesehen hat. Und da ist Pepa, seine Hündin, die er einst für seinen Sohn angeschafft hat, der sich aber nie wirklich dafür interessierte. Die drei halten zusammen und stehen einander bei.

    Indem Toni alle nur denkbaren Themen seines Lebens betrachtet, manche davon kochen mehrmals und immer wieder hoch, verarbeitet er viel angestauten Schmerz und unterdrückte Enttäuschung und Wut. Er hat auch einigen Blödsinn verzapft, den er sich wohl auch zu vergeben hat. So lässt Toni Stück für Stück seine Vergangenheit hinter sich und trennt sich auch von seinen persönlichen Sachen, die er in der Stadt an verschiedenen Orten ablegt. Er tut dies ganz ohne Pathos und Geheule. Er tut dies mit „Witz und Stil“ und einer geradezu virtuosen Sprachgewandheit. Sehr schön finde ich auch die immer wieder mal eingestreuten philosophischen Betrachtungen.

    Ich bin sehr begeistert von diesem Buch. Ich gebe eine absolute Leseempfehlung und mindestens 6 Sterne ;-).

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  • 5 Sterne

    lisbethsalander, 06.10.2022

    Als Buch bewertet

    Volle Leseempfehlung
    Was für ein Buch! Wow, ich bin tatsächlich komplett begeistert, und kann mir durchaus vorstellen, dieses Buch noch einmal zu lesen, was selten vorkommt, und es bekommt mit Sicherheit einen Platz im realen Behalteregal. Es hat mich auf eine Art und Weise unterhalten, wie es nur ganz grosse Erzähler wie Isabel Allende und Gabriel Garcia Marquez es können. Der Name des hiesigen Autors sagte mir zugegebenermassen bisher rein gar nichts, Schande über mich, das hat sich ja nun Gott sei Dank geändert, und ich werde bestimmt noch mehr von ihm lesen wollen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht unser Protagonist Toni, Mitte 50, somit genau in meinem Alter, vielleicht hat mich die Lektüre deshalb auch so sehr berührt. Die Hauptfigur ist Philosophieprofessor, ein Studienfach, das auch ich mir durchaus hätte vorstellen können, er lebt in Madrid, leider war ich tatsächlich noch nie in Spanien, die geschilderten Orte haben mich wahnsinnig interessiert und neugierig gemacht, ich konnte mir alles derart bildlich vorstellen und habe nun grosse Lust, hinzufahren und mir Madrid selbst anzuschauen. Toni hat beschlossen, sich in einem Jahr das Leben zu nehmen, da er dessen überdrüssig und unglücklich ist. Ihm bleiben noch 365 Tage zu leben, genauso viele Kapitel hat dieses Buch, die Idee fand ich grandios. Der Protagonist lässt sein Leben an sich vorbei ziehen, wir erfahren, dass er eigentlich alle Menschen aus seinem Umfeld hasst, ausgenommen seinen Hund. Da auch ich eine extrem enge Bindung zu meinem Vierbeiner habe, hat mich auch dieser Wesenszug berührt. Anhand seiner Figuren und dem Leben von Toni behandelt Fernando Aramburu essentielle Themen wie Freundschaft, Liebe, Tod, das Älterwerden, Lebensfreude und den Verlust derselbigen. Ich mag seinen Schreibstil sehr, konnte komplett in die Geschichte eintauchen. Für mich war das ganz grosses Kino, es gibt für mich die volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Lesemaus 34, 06.11.2022

    Als Buch bewertet

    Meinung:
    Eines kann man sagen Fernando Aramburu zählt wohl definitiv zu einem der wichtigsten und innovativsten Schriftsteller unserer Zeit und zählt auch für mich seit seinem letzten Roman "Patria" zu meinen liebsten Autoren. Umso gespannter, aber aufgrund der Länge von über 800 Seiten auch etwas ehrfürchtig blickte ich auf seinen neuen Roman "Die Mauersegler".
    Nach dem Lesen muss ich sagen, dass der Autor wirklich ein aussergewöhnliches Buch geschaffen hat, ein Resumee auf das Leben eines Protagonisten und ein sprachgewaltiges Epos, das man definitiv nicht mal eben so weggelesen hat, denn dieses Buch braucht manchmal einiges an Durchhaltevermögen und Liebe während des Lesens. Dann wird man jedoch mit einem literarisch und sprachlichen Meisterwerk belohnt, das definitiv eine Präsenz und Wichtigkeit in sich trägt und zu begeistern weiss.

    Aramburu ist mit diesem Buch ein hochemotionales , tiefgründiges und wundervolles Meisterwerk gelungen, das niemals kitschig, sondern stets gesellschaftlich interessant und erschreckend authentisch wirkt !
    Die so klare Sprache , die dieser in diesem Roman anschlägt , verzaubert den Leser und geht ganz tief unter die Haut und ist dabei bild- und sprachgewaltig . Ein Buch mit sehr leisen , sanften und aussergewöhnlichen Tönen, die manchmal langatmig wirken könnten, die aber dennoch oder gerade deshalb so sprachgewaltig und aussagekräftig sind.

    Ein Buch ,das lange nachwirken wird und das mich von Anfang an in seinen ganz besonderen Bann gezogen hat ,
    Lassen sie sich als Leser, dieser Geschichte verzaubern, fühlen sie mit und lassen sie sich als Leser auf sprachgewaltige Art in einen literarischen Bann ziehen.
    Dieses Buch ist mehr als eine absolute Leseempfehlung .

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  • 5 Sterne

    Steffi K., 18.09.2022

    Als Buch bewertet

    Da Wunschbuch gibt es kein Fazit nach der Leseprobe.

    Die Fakten:

    Fernando Aramburus neuster Roman Die Mauersegler erschien am 13.09.2022 auf 832 Seiten.
    Der Preis für das Hardcvover beträgt 28,00 € und gehört zum Rowohlt Verlag.

    Das Cover und die Schrift:

    Ein wahnsinnig impulsantes Buch mit starken 832 Seiten. Das Cover passt wunderbar zur Geschichte. Eine kleine Gasse irgendwo in Spanien. In weissen Lettern der Titel und der Autorenname.
    Die Schrift ist zugegeben ziemlich klein. Wenn diese jedoch noch etwas grösser gewesen wäre, wären wir sicher bei über 1.000 Seiten gekommen und dann wäre das Buch wohl unlesbar bzw. unhaltbar.

    Die Geschichte:

    In dem Roman geht es um Toni der sein Leben in 365 Tagen selbst beenden will.
    Er erzählt in einer Art Tagebucheinträge über jeden Tag, bis hin zum 31.07.

    Mein Fazit:

    Dieser Roman war einfach eine Wucht. Ich hatte schon hohe Anforderungen an die Geschichte. Aber das ich so abgeholt werde und die über 800 Seiten so schnell aus gelesen habe, hätte ich nicht gedacht.
    Kurze interessante Kapitel machen das lesen leicht und man will immer 1. Tag mehr lesen.

    Absolute Leseempfehlung und selbst für den Preis von 28 € jeden einzelnen Euro wert.
    5 von 5 Sterne

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  • 5 Sterne

    yellowdog, 29.10.2022

    Als eBook bewertet

    Roman in Überlänge

    Die Mauersegler umfasst 832 Seiten. Es ist im Prinzip ein langer Bericht des Protagonisten Toni, der beschlossen hat, sich innerhalb einen Jahres das Leben zu nehmen.
    In seinem Bericht gehen die Erinnerungen zurück in die Kindheit und in seine gescheitere Ehe mit Amalia, von der er jetzt geschieden ist und einer nicht sehr engen Beziehung zum jugendliche Sohn Nikita. Dann gibt es noch seinen guten Freund, den er innerlich immer Humpel nennt und der sein einziger Vertrauter ist.

    Toni ist Lehrer, aber auch darin findet er keine Freude.
    Obwohl der 55 Jahre alte Erzähler ein frustrierter Mann ist, gibt es teilweise auch komische Stellen im Buch.

    Im Hintergrund tönt ausserdem durch Tonis Kommentare das Leben in Spanien mit den gesellschaftlichen und politischen Problemen mit.

    Mit der Hauptfigur kann man seine Probleme haben, dann verstehe ich ihn teilweise auch wieder.

    Durch die Form des Romans kommt man beim Lesen nicht wirklich schnell voran und ich benötigte auch mehrere Ansätze. Doch man spürt die Relevanz des Textes und Fernando Aramburu designed sein Buch geschickt.
    Schliesslich war ich ganz drin im Buch und habe das Lesen genossen.

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  • 4 Sterne

    Kaffeeelse, 04.04.2023

    Als Buch bewertet

    Ich habe mich auf den neuen Roman von Fernando Aramburu gefreut, habe gleichzeitig aber auch etwas Angst gehabt. Denn mit "Patria" hatte mich der Autor erreicht und begeistert. Dies baut ja einen gewissen Druck, gewisse Erwartungshaltungen auf. Dies ist sicher nichts Hilfreiches, ist aber dennoch so. Nun ist aber "Die Mauersegler" thematisch von "Patria" weit entfernt. "Patria" blickt auf eine Gemeinschaft, blickt auf den Horror, blickt auf den Terror und beleuchtet die Folgen aus diesem schrecklichen Tun. "Die Mauersegler" schaut aber eher auf einen Mann, blickt auf dessen Denken, blickt auf einen Antihelden. Einen nicht wirklich sympathischen Charakter. Dies macht es der Leserschaft in meinen Augen auch sehr schwer sich auf diesen Antihelden Toni einzulassen. Denn dieser macht es der Leserschaft natürlich nicht einfach. Dennoch entsteht nach und nach in mir eine Neugier, den Fernando Aramburu erschafft diesen Toni nicht nur in einem sehr negativ wirkenden Charme, er beschreibt auch das Warum, er lässt die Leserschaft verstehen, wenn man denn verstehen will. Denn natürlich gibt es Gründe, warum Menschen zu den Personen werden, die sie sind. Und diese Gründe, diese Zeichnung eines Menschen, diese Einblicke in eine Seele lassen mich dann nach und nach den verdienten vierten Stern zücken. Denn dieses Psychogramm des Toni in seiner Tiefe verdient Aufmerksamkeit, lässt Erinnerungen an die Zeichnungen der Charaktere in "Patria" hochkommen, lässt mich schneller durch dieses Buch schweben. Allerdings braucht man eine gewisse Zeit um warm zu werden mit diesem doch recht patriarchalen und damit doch sehr abstossenden Toni. Und obwohl Fernando Aramburu hier eher auf einen Menschen schaut, gelingt es ihm dennoch auch Blicke auf ein Land einzubauen, Blicke auf Spanien zu ermöglichen. Kritische Blicke. Blicke, die nachdenklich machen. Denn diese Tonis gibt es wohl überall. Wenn man denn genauer hinschaut. Diese sich von der Welt verraten fühlenden Männer, diese von der Weiblichkeit verletzten Männer, die aber nicht weiterblicken können und/oder wollen. Denn diese Schuldzuweisungen an Andere machen den Blick auf das eigene Sein runder/einfacher/lebbarer/sinnvoller. Bis es das dann nicht mehr lebbar ist und es zu gewissen Reaktionen kommt. Reaktionen, die ein soziales Netz abfedern könnte, wenn man denn eines hat!
    Fernando Aramburu hat mit "Die Mauersegler" ein lehrreiches Buch verfasst, dessen Zauber man aber erst nach und nach in der Lektüre erkennt. Ein Buch, welches bis auf die Tiefe der Charakterzeichnung so gar nichts mit "Patria" zu tun hat. Ein Buch, welches aber dennoch berührt, wenn man sich denn auf diesen doch sehr abstossenden Toni einlassen kann.

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  • 5 Sterne

    Silvia L., 30.11.2022

    Als Buch bewertet

    Der Antiheld Toni will seinem Leben ein Ende setzen - allerdings erst in einem Jahr, in 365 Tagen. In 365 Kapiteln beschreibt der Autor Tonis Beobachtungen, seine Tage, seine Erlebnisse. Interessant wird es jedoch, als er eine Frau trifft, deren Hund ebenfalls Toni heisst und Toni Plan zum schwanken bringt.
    Besonders toll war der schwarze Humor, den der Erzähler an den Tag gelegt und der Geschichte damit eine besondere Note verliehen hat. So hatte das Buch zwar ein ernstes Thema, von dem ausgegangen wurde, aber es wurde dennoch nicht zu schwer darüber zu lesen.
    Trotz der gewaltigen Seitenzahl, über 800, wurde mir das Lesen nicht zu langwierig, denn die Geschehnisse blieben durchweg interessant. Der Schreibstil war flüssig und regte mich immer wieder dazu an noch ein weiteres Kapitel zu lesen. Hier kann ich eine grosse Empfehlung aussprechen!

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  • 4 Sterne

    liesmal, 09.10.2022

    Als Buch bewertet

    Ich mag Mauersegler. Darum war es bei diesem Buch auch weniger die Buchbeschreibung als der Titel, der mich reizte, mich auf die Geschichte einzulassen. Eine Geschichte, die von Toni erzählt, einem Mann, der des Lebens müde ist und beschliesst, nur noch ein Jahr am Leben bleiben zu wollen. So gibt es in diesem Buch 365 Kapitel, eines für jeden Tag in seinem letzten Lebensjahr. Erzähler ist Toni, der seine Gedanken zu Papier bringt und dabei nicht nur aufschreibt, was er täglich erlebt, sondern auch das, wohin seine Gedanken ihn gerade führen. Viele davon gehen in die persönliche Vergangenheit zurück, erzählen aus seiner Ehe, von seinem Sohn, aber auch aus der Zeit nach seiner Scheidung, andere befassen sich mit dem Geschehen in seinem Heimatland Spanien. Begleitet wird er häufig von seinem treuen Freund „Humpel“, den er aber nur heimlich so nennt. Wie Humpel wirklich heisst, weiss ich gar nicht.
    Zunächst hatte ich gedacht: Was ist das für ein Hin und Her und welche Sprünge gibt es in den Zeiten und Themen? Mal ist Toni verheiratet, mal ist er so alt wie heute, dann wieder ganz jung… Das hat mich über eine weite Strecke ein wenig durcheinandergebracht. Doch wenn ich mir überlege, was dabei herauskommen würde, wenn ich nicht nur mein tägliches Erleben in einem Tagebuch, sondern auch meine Gedanken niederschreiben würde, dann wäre das ein grosses Durcheinander. So muss ich sagen, dass der Autor Fernando Aramburu wirklich Grossartiges geleistet hat mit seiner Geschichte über das Jahr in Tonis Leben, in dem sein Hund Pepa ebenfalls eine bedeutende Rolle spielt. Ausserdem sind es die Mauersegler, für die Toni ein besonderes Faible hat. Häufig beobachtet er sie und immer wieder tauchen sie in seinen Gedanken auf.
    Am Ende habe ich den Eindruck gewonnen, dass das, was Toni mit seinem „Hin und Her“ erzählt, sehr gut zu den Mauerseglern passt, die meistens in Bewegung sind.
    Ein wunderbares Buch, das mich wirklich bewegt hat, das von Freundschaft spricht, das aber auch zeigt, welche Gefühle man selbst entwickelt und welche man empfindet, weil es einem so bereits als Kind übermittelt wurde.
    Mit seinen mehr als 800 Seiten war das Buch für mich nicht immer ganz einfach zu lesen, aber dennoch war es ein ganz besonderes Leseerlebnis.

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  • 4 Sterne

    Gabriele K., 09.10.2022

    Als Buch bewertet

    Das Cover gefällt mir sehr gut, lässt mich an eine spanische Stadt denken, an ein Schlendern durch heisse trockene Strassen, eine Sonne über den Dächern, die nicht nur freundlich ist, sondern auch beklemmend, dominierend. Sehr raffiniert finde ich die Gestaltung des Spiegelbildes - eine flache Wasserfläche - eine Pfütze auf der Strasse? - , in der sich nicht nur die Fassaden der Häuser, sondern auch Wolken und blauer Himmel, Bäume und Vögel - die viel zitierten Mauersegler? - spiegeln.

    "Patria" des Autors habe ich nicht gelesen, aber "Reise mit Clara durch Deutschland" hat mir entgegen der Meinung vieler anderer sehr gut gefallen.

    Die "Mauersegler" haben mich durch einen Stil beeindruckt, der ganz anders ist als bei "Clara". Aramburu arbeitet mit sehr knappen Worten, präzisen, relativ kurzen Sätzen ohne grosse Schnörkel, aus denen sich dennoch Abgründe auftun.

    Eher derb als poetisch sind manche Ausdrücke. Man spürt, dass die scheinbare Schilderung von reinen Fakten nur oberflächlich tiefere Emotionen überdeckt.

    Familiäre Konflikte und Zwistigkeiten werden in portionierten Rückblenden und kleinen Handlungssträngen geschildert, die sich zum Teil zu Eskalationen steigern, zum Teil auch ungelöst stehen bleiben. Das gleiche gilt für Bekanntschaften und Freundschaften, die für mich oft bis zum Schluss undurchsichtig bleiben, auch manches unverständlich, insbesondere was "Humpel" betrifft.

    Ich möchte - für die Menschen, die das Buch noch lesen möchten - nichts weiter über den Inhalt verraten, was über den Klappentext und das oben Gesagte hinausgeht.

    Als Resumée ziehe ich für mich: gut zu lesen, aber in der zweiten Hälfte manchmal etwas ermüdend, was Sprache und Handlung betrifft.

    Dennoch eine Leseempfehlung mit 4 Sternen.

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  • 4 Sterne

    hundeliebhaberin, 11.12.2022

    Als Buch bewertet

    Toni, Philosophielehrer in Madrid, beschliesst, dass das Leben für ihn nun genug hatte und er sterben kann. Allerdings will er das erst in 365 Tagen und bis dahin jeden Tag in tagebuchartigen Beiträgen festhalten.
    Darin sinniert er über seine Kindheit, das belastete Verhältnis zu seinem Bruder, das eher schwierige Verhältnis zu seinem Vater und über seine Ehe - die schliesslich gescheitert ist, weil seine Frau Amalia sich in eine Frau verliebte und das Leben von nun an mit ihr an der Seite erleben möchte. Die Ehe brachte den gemeinsamen Sohn Nikita hervor, der für Toni eher enttäuschend ist und auch nicht unbedingt Produkt tiefgehender Liebe.

    Insgesamt wählt Fernando Aramburu einen eher negativen, pessimistischen Ton. Es ist, als würde Toni eine Abrechnung über sein bisheriges Leben erstellen, Beziehungen bewerten, aufwiegen und zu keinem richtigen Schluss kommen. Ein starkes Sozialleben hat er nicht, einzig Freund Humpel (den er wegen eines verlorenen Beins so nennt, dies jedoch auch nie offen thematisiert) und sein Hund Pepa sind konstante Weggefährten.

    Den Grundgedanken des Romans finde ich sehr spannend und die Umsetzung auch gelungen. Ich habe zwar nicht mit Toni sympathisiert, fand seine Gedanken und Schlussfolgerungen jedoch interessant. Ausserdem erfuhr ich durch die Lektüre einige Aspekte der Politik und gesellschaftlichen Aspekte Madrids. Es gibt einige Längen und oftmals sehr detaillierte Ausführungen, die für mich nicht unbedingt einen Mehrwert hatten und auf die meines Erachtens nach auch gut hätte verzichtet werden können.

    Dennoch ein bewegender Roman, der mich einige Zeit beschäftigt hat.

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