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  • 5 Sterne

    9 von 15 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja P., 23.03.2022

    Als Buch bewertet

    Vom Verlieren und Finden

    „… manchmal … stehe ich nur da … und blicke auf die Reihen über Reihen des Verlustes.“ (S. 7) Dot ist Anfang 30 und arbeitet im Londoner Fundbüro. Sie ist stets die erste, die kommt und die letzte, die geht. Ihr ist bewusst, dass sie sich seit der Schulzeit kaum verändert hat – sie trägt immer noch eine Art Uniform, die inzwischen schon ziemlich abgetragen ist, und macht sich dieselben Pausenbrote wie früher. Man fragt sich beim Lesen permanent: Ist sie in der Zeit stehengeblieben, oder ist die Zeit für sie stehengeblieben? Dot liebt die Ordnung der Dinge im Fundbüro, dass alles seinen Platz hat und mit einem dijonsenffarbenen Anhänger gekennzeichnet ist. Sie braucht diese Struktur im Leben, denn nach dem Tod ihres Vaters, dem sie sehr nah stand, hat sie den Halt verloren. Eigentlich hatte sie grosse Pläne und war auf dem besten Weg, diese auch zu verwirklichen, doch dann passierte „es“.
    Ihre grösste Freude ist es, wenn sie einem Kunden einen verlorenen Gegenstand wiedergeben kann. Eines Tages kommt ein älterer Herr und sucht eine kleine Reisetasche, in der sich das Portemonnaie seiner verstorbenen Frau befindet. Dieser Fall lässt Dot nicht mehr los, sie will die Tasche um jeden Preis finden, denn es sind „… Gegenstände, die Erinnerungen bewahren, Momente, Spuren eines gelebten Lebens. Portale, die wir in Händen halten können, die uns zurückbringen zu denen, die wir verloren haben, und sei es nur für einen Moment.“ (S. 301)

    „Das Fundbüro der verlorenen Träume“ ist kein fröhliches oder leichtes Buch, auch wenn es in sich die zarte Hoffnung auf Veränderung und die Verarbeitung unserer Verluste trägt. Es ist sehr philosophisch und tiefgründig, voller überraschender Geheimnisse, gefühlvoll und macht (mich) stellenweise auch sehr traurig.

    Dot kennt den Schmerz, den Verluste auslösen, gibt sich ganz oft die Schuld für Dinge, für die sie nichts kann. Dann hat sie das Gefühl, das Leid der ganzen Welt auf ihren Schultern tragen, dass die Schuld sie niederdrückt. „Denn ich kenne mich aus mit Verlust. Ich kenne seine Gestalt, seine Schwächen, seine Ecken und scharfen Kanten. Ich habe seine Koordinaten gespürt.“ (S. 12) Sie ist dabei, die Fehler ihrer Mutter zu wiederholen und sich selbst – ihre eigene Identität – zu verlieren, wenn auch aus einem anderen Grund. Die Suche nach der verlorenen Tasche wird zur Suche nach Antworten auf nie gestellte Fragen, nach tiefvergrabenen Familiengeheimnissen und einer hoffnungsvollen Zukunft.

    Helen Frances Paris regt mit ihrem Buch zum Nachdenken an – welche Träume haben wir, welchen haben wir schon verloren und welche können wir uns noch verwirklichen. Für mich ist es ein Herzensbuch.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Mia, 10.03.2022

    Als Buch bewertet

    Umwerfend und rührend

    Eine interessante Geschichte über Dot und die Welt in die Sie sich zurückgezogen hat und auf Ihre Art beschreibt. Es ist toll, mit wie viel Liebe das Londoner Fundbüro von der Autorin beschrieben wird und die Gefühlswelt in der Dot sich befindet. Sie geht voll in Ihrer Arbeit auf und Ihre grösste Freude ist es, wenn sie jemandem einen vermissten Gegenstand wiedergeben kann.
    Im Laufe der Handlung lernt der Leser Dot und Ihre Geschichte immer besser kennen und man kann sich ein immer besseres Bild machen, wie Dot im Fundbüro gelandet ist und warum Sie so sehr bemüht ist, dass vermisste, geliebte Gegenstände wieder zu Ihrem Besitzer kommen. Sie versteckt Ihre verletzte Seele hinter Ihrer Strebsamkeit und Ihrer Arbeitsuniform.
    Eine anrührende Geschichte über Traurigkeit und Hoffnung, denn auch Dot hat in Ihrem Leben schon einen bitteren Verlust erlitten.

    Die Geschichte ist wundervoll bildlich geschrieben mit einer authentischen Protagonistin und der Schreibstil ist sprachlich versiert ohne jeden Kitsch. Besonders gefällt mir, dass Sie mit einer guten Prise Humor und Sarkasmus gespickt ist, was sehr erfrischend ist und sehr gut zu dem Rahmen der Geschichte passt. Das Cover passt perfekt zu der Rahmenhandlung, wobei der Titel hier bei mir vor allem die Aufmerksamkeit erregt hat.

    Die Geschichte regt sehr zum Nachdenken an und geht sehr ans Herz, eine schöne Lektüre für verregnete Tage.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elaine L., 28.02.2022

    Als Buch bewertet

    Einfach toll

    Mit "Das Fundbüro der verlorenen Träume" liegt ein Buch vor, das mich direkt vom ersten Moment an angesprochen und berührt hat. Beginnend beim Titel, der direkt vielfältigste Assoziationen ermöglicht, über die schön gestaltete Covergestaltung, bis hin zur Schreibweise der Autorin, die die Leser_innen direkt abholen und intensiv mit der Geschichte verbinden kann.
    Inhaltlich geht es um die Fundbüromitarbeiterin Dot, die sich in ihrem Leben irgendwie eingerichtet hat und dabei den Kontakt zu ihren Träumen, aber auch bestehenden Traumata verloren hat. Im Laufe des Buches kommt sie durch einen alten Mann, der eine Fundsache sucht, ihren Träumen wieder näher, öffnet sich dem Leben und kann Stück für Stück mit der Vergangenheit abschliessen.
    Der Autorin Helen Frances Paris gelingt es auf besondere Art und Weise eine Atmosphäre im Buch zu schaffen, die die Leser_innen anspricht und berührt. Es war das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe, es wird aber hoffentlich nicht das letzte bleiben.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Eulalia, 28.02.2022

    Als Buch bewertet

    Eine Geschichte vom Verlieren und (Wieder-) Finden

    Dot, eigentlich Dorothea, arbeitet in einem Fundbüro in London. Wie die gefundenen Gegenstände, ist sie ungeplant dort gelandet. Und während sie die Fundsachen katalogisiert und wenn möglich denen, die sie verloren haben, zurückgibt, zeigt sich, was Dot verloren hat.
    Das Fundbüro ist ein Ort, der Ihr Zuflucht gibt, in dem sie ein gewisses Mass an Kontrolle hat - Regeln, die ihr Sicherheit geben.

    Wie der Titel vermuten lässt, geht es nicht nur um Dinge, es geht auch um das, was Menschen sonst noch verlieren können. Andere Menschen, Erinnerungen, Pläne - im schlimmsten Fall sich selbst.
    Doch es geht auch um zweite Chancen, nicht alles ist für immer verloren. Manches wird gefunden, kommt zurück.

    Es ist ein wunderbares, berührendes Buch voller Herzenswärme. Ein bisschen traurig, ein bisschen weise, voller Hoffnung und erfreulich frei von Kitsch.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    girasolita, 12.03.2022

    Als Buch bewertet

    Dot hat sich nach einem Verlust, der ihr Leben erschüttert hat, in ihre eigene Welt und ihre Arbeit im Londoner Fundbüro zurückgezogen, wo sie abgegebene Gegenstände sorgfältig etikettiert und einsortiert, damit sie hoffentlich zu ihren Besitzern zurückgelangen können. Als eines Tages ein älterer Herr, John Appleby, in das Fundbüro kommt, weil er die Tasche mit dem Portmonnaie seiner verstorbenen Frau verloren hat, setzt Dot alles daran, diese Tasche für ihn wiederzufinden, und findet dabei auch zu sich selbst und ihren Träumen zurück.

    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es ist mal etwas anderes und wunderbar geschrieben - zum Glück keines der häufig üblichen knalligen nichtssagenden Cover, sonst hätte ich es vermutlich auch nicht bemerkt. Der Schreibstil ist auch gut zu lesen und hat mir gefallen, es passt zu dem Buch, und auch die Charaktere fand ich jeden auf seine Art passend beschrieben.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Christine Amelia S., 20.03.2022

    Als eBook bewertet

    top.Herzergreifend. Hoffnungsvoll.

    Mich hat das florale Cover mit Tasche gleich angesprochen, auch - weil die Geschcihte in London spielt. Im Fundbüro gibt es alles, was verloren gegangen ist: Taschen, Regenschirme, Jacken, Fahrkarten, sogar Beinprothesen - alles was man im Bus, Taxi oder der Bahn vergessen kann.

    ''Zwischen den Regalen voll verlorener, vergessener, verlassener Dinge arbeite ich'' - ein toller Einstieg! Dot arbeitet im Fundbüro zusammen mit Anita, die ebenfalls auch noch ständig alles zu verlieren scheint und mit Ed, der stundenweise im Fundbüro arbeitet. Man lernt so einiges darüber kennen, wie es im Fundbüro zugeht, was die Menschen mit den Objekten verbinden, die sie verloren haben... Spannend sind die Geschichten dahinter... So wie Mr. Appleby, der seine Ledertasche sucht.

    Es scheint ständig etwas los zu sein im Fundbüro und dauernd wird etwas vergessen oder bleibt liegen... und dann kommt es in das Fundbüro... aber was hat es mit der Ledertasche von Mr. Appleby auf sich, die sich nicht wieder finden lässt?

    'Veränderungen können belebend sein (...) Wir müssen uns alle weiterbewegen, oder?'' (S. 258)

    Mich hat die Entwicklung des gesamten Buchs überrascht. Mir gefällt der Charakter Dot auch bis zum Ende der Geschichte, sie wirkt mitfühlend und ist bemüht, besonders dem älteren Herren Appleby gegenüber.

    Ich stelle mir das Fundbüro schon bildlich vor, es muss voll mit allen möglichen kuriosen Objekten sein. Mir gefällt die Nostalgie, das Arbeiten mit Karteikarten etc. und kann es mir sehr gut vorstellen, auch die Überschriften der Kapitel sind gelungen. Mir gefallen die genauen Beschreibungen und der vielleicht unterschwellige Humor. Das Buch gewinnt immer mehr an Tiefe, ungewöhnlich das Setting im Fundbüro und Dots Geschichte in Bezug auf ihre Familie, ihren Vater.

    Auch ein Pluspunkt, die verschiedenen Schauplätze in London (die ich auf einer Karte mitverfolgt habe).

    Auch lernen wir mehr über die Beziehung von Dot und ihrer Mutter. Es ist ein liebevolles Porträt. Dot scheint ihrer Mutter sehr nahe zu stehen, die an Demenz erkrankt ist - und deren Erinnerungen verblassen. Onkle Joe ist gestorben, aber die Mutter reagiert darauf nicht - auch nicht als sie selbst nach der Erinnerung an ihren Mann gefragt wird, der ebenfalls vor einiger Zeit verstorben ist.

    Anhand von der vehementen Suche nach Mr. Appleby sieht man, dass Dot wohl wirklich ein aussergewöhnlicher Mensch ist. Die Geschichte um ihren Vater, die Geschehnisse mit ihrem Chef haben sie geprägt - aber sie hat diese 'Hindernisse' wahrgenommen und ist weitergegangen. Ich finde die Autorin hat hier einen sehr interessanten und authentischen Charakter geformt, die Einblendungen der vermissten Objekte /die Beschreibungen und Erinnerungen dazu, machen das Buch und die Geschichte noch aussergewöhnlicher.

    Das Ende - ein überraschendes Happy End.

    Ich finde, die Autorin hat die Themen in keiner Weise auf die leichte Schulter gestellt, sie hat sie klar angesprochen, aber niemals beim Leser Mitleid erzeugt, denn gerade Dot geht mit dem Schicksal mit viel Anmut und Reife um, was sie ja unweigerlich tun muss.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lilalesemaus, 07.03.2022

    Als Buch bewertet

    Vom (Sich-)Verlieren und (Sich-) Wiederfinden

    Dorothea, genannt Dot, arbeitet in einem Londoner Fundbüro. Sie ist dort nicht geplant gelandet, genau wie die Gegenstände, die sie liebevoll katalogisiert und sicher verwahrt. Dot scheint ein bisschen spleenig auf den ersten Blick zu sein, beschreibt sie doch, dass sie z.B. jeden Tag in immer derselben „Uniform“ zur Arbeit erscheint.
    Als eines Tages Mr. Appleby im Fundbüro erscheint, um dort die geliebte Tasche seiner verstorbenen Frau als verloren zu melden, läuft Dot zu Höchstform auf. Sie setzt alles daran, die Tasche wieder zufinden.
    Auf ihrem Weg der Suche entfaltet sich ganz allmählich Dots persönliche Geschichte, die Verluste, die Ängste, durch die sie zu der wurde, die sie gerade ist. Man versteht, warum sie immer eine „Uniform“ tragen möchte, die ihr Sicherheit und Selbstvertrauen verleiht. Aber auch die Wandlung zu einer „neuen Dot“ hängt mit der verlorenen Tasche des Mr. Appleby zusammen.
    Verlust und Finden, sich selbst verlieren, innehalten, und sich neu entdecken – dies alles beschreibt Helen Frances Paris in einem wunderbaren, warmen Stil, der mich in seinen Bann gezogen hat. Ich litt mit Dot mit und freute mich am Ende für sie. Die Charaktere sind in meinen Augen gut gezeichnet und authentisch, es gibt liebenswerte und auch nicht so liebenswerte…
    Das Buch ist tröstend und wärmend. Gut zu lesen, flüssig, spannend, für mich war es ein Genuss, dieses Buch zu lesen. Von mir daher 5 Sterne!

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  • 5 Sterne

    Meggie, 06.04.2022

    Als Buch bewertet

    Dot arbeitet in einem Fundbüro und liebt ihren Job über alles. Es erfüllt sie mit grosser Freude, wenn ein verlorener Gegenstand wieder zu seinem Besitzer zurückfindet. Doch tief in ihrem Inneren ist Dot selbst verloren. Ihr Leben droht auseinanderzubrechen, als ein älterer Herr ins Fundbüro kommt und nach einer honigfarbenen Ledertasche fragt, die er im Bus hat liegen lassen. Denn diese Tasche bringt Dot dazu, über ihr Leben nachzudenken, dass nicht so läuft, wie geplant. Auf der Suche nach der Tasche und später nach dem Besitzer findet Dot etwas anderes: sich selbst.

    Die zauberhafte Geschichte von Dot, die auf der Suche nach sich selbst ist, hat mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Dot ist so eine sympathische Person. Sie ist zuvorkommend, hilfsbereit und immer nett zu ihren Kollegen. Nur wenn es um ihre Familie geht, weiss Dot nicht so recht, wie sie sich verhalten soll.

    Dots Verhältnis zu ihrer Schwester ist sehr angespannt, ihre Mutter hat sehr krank und ihr verstorbener Vater fehlt ihr schmerzlich. Dot erinnert sich gerne an ihren Vater, merkt jedoch, dass die Gedanken an ihn auch viele ihrer Probleme verursacht haben.

    Als der sympathische Mr. Appleby im Fundbüro auftaucht und nach einer verlorenen Ledertasche sucht, macht sich Dot das Finden der Tasche zu ihrer persönlichen Aufgabe. Und steigert sich total in die Suche rein. So sehr, dass sie sich selbst verliert.

    Die Autorin erzählt Dots Geschichte in leisen Tönen und führt uns fast mit Leichtigkeit durch die Story. Dabei lässt sie Dot aber trotzdem in hellem Licht erstrahlen, auch wenn der Mittelteil des Buches eher in eine depressive Phase abrutscht.

    Wenn man Dot nur flüchtig kennt, würde man sagen, dass sie "nicht mehr alle Tassen im Schrank hat". Ihre Art ist auch am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, kennt man sie jedoch etwas genauer, merkt man, wie wunderbar einfühlsam, fantasiereich und vor allem lebensfroh sie ist. Doch braucht es nicht nur für den Leser Zeit, all dies zu erkennen.

    Dot muss sich mit sich selbst beschäftigen. Dabei wird die Vergangenheit mit ihrem Vater durchleuchtet, aber auch die Gegenwart mit ihrer Schwester und ihrer kranken Mutter. Wenn Dot mit all dem im Reinen ist, kann sie sich ihrer Zukunft widmen.

    Ich habe die Reise mit Dot sehr genossen.

    Meggies Fussnote:
    Ein wunderbarer Ausflug ins Fundbüro der verlorenen Träume.

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  • 5 Sterne

    Readaholic, 04.05.2022

    Als Buch bewertet

    Ein Leben in der Warteschleife
    Dorothy Watson, genannt Dot, arbeitet im Fundbüro von London Transport. Täglich werden zahlreiche Gegenstände abgeliefert, die in den Londoner Bussen oder U-Bahnen liegengeblieben sind. Von der abgewetzten Jacke bis zum Luxuskoffer ist alles dabei. Dot macht es Freude, sich die Besitzer der Gegenstände auszumalen und mit besonderer Befriedigung erfüllt es sie, wenn die Gegenstände zu ihrem Besitzer zurückfinden. Eines Tages kommt ein älterer Herr ins Fundbüro, der die Ledertasche seiner verstorbenen Frau verloren hat. Für ihn war sie ein Bindeglied zu der Frau, die er offensichtlich sehr vermisst, und Dot wünscht sich nichts mehr, als ihm die Tasche zurückgeben zu können. Umso mehr freut sie sich, als sie tatsächlich abgegeben wird, doch leider ist die Adresse von Mr. Appleby unauffindbar. Mit detektivischem Spürsinn (nomen est omen!) macht sich Dot auf die Suche nach dem alten Herrn.
    Abgesehen von ihrem Job hat Dot wenig Abwechslung in ihrem Leben. Ihr Vater, zu dem sie ein sehr enges Verhältnis hatte, ist tot, die zunehmend demente Mutter im Seniorenwohnheim. Zu ihrer übergriffigen und besserwisserischen älteren Schwester Philippa vermeidet sie den Kontakt, soweit möglich. Philippa ist es auch, die so schnell wie möglich die Maisonettewohnung der Mutter, in der auch Dot lebt, verkaufen möchte, was Dot ziemlich aus der Bahn wirft. Nach und nach erfährt der Leser mehr über Dots Leben. Sie war nicht immer die zurückgezogene und wie aus der Zeit gefallene Frau, die andere in ihr sehen. Vor Jahren studierte sie in Paris, war lebenslustig und hatte grosse Pläne für ihr Leben. Doch dann kam es zu einem Ereignis, das alles veränderte.
    „Das Fundbüro der verlorenen Träume“ fiel mir zuerst wegen des wunderschönen und ausgefallenen Covers auf. Die Leseprobe hat mich positiv überrascht. Ich hatte einen seichten und vorhersehbaren Feelgood-Roman befürchtet, doch der Stil war unerwartet geistreich und witzig und der Roman hat sehr viel mehr Tiefgang als der doch etwas kitschige Titel vermuten lässt (Im englischen Original heisst das Buch ganz einfach „Lost Property“, Fundbüro). Die liebevoll gezeichneten, teils recht skurrilen Personen und überraschende Wendungen in der Geschichte haben das Buch für mich zu einem Lesevergnügen gemacht. Ein warmherziger Roman, den ich kaum aus der Hand legen konnte.

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  • 5 Sterne

    cybergirl, 25.04.2022

    Als Buch bewertet

    Schön geschriebene, tiefsinnige Geschichte

    Dot ist Anfang 30 und eine Expertin für Verluste.
    Sie arbeitet im Fundbüro der Londoner U-Bahn.
    Auch Dot hat einen bitteren Verlust erlitten und sich völlig von der Welt zurückgezogen.
    Sie lebt nur noch für ihre Arbeit.
    Hütet die verlorenen Gegenstände und freut sich immer wenn sie etwas ihrem Besitzer wieder zurückgeben kann.
    Eines Tages kommt ein älterer Mann in das Fundbüro.
    Er hat eine Tasche verloren und drin befand sich ein Andenken an seine verstorbenen Frau.
    Dot setzt alles in Bewegung die Tasche de Mannes zu finden.
    Dabei findet Dot sich selbst und ihr wirkliches Leben.

    „Das Fundbüro der verlorenen Träume“ ist eine emotionale und warmherzige Geschichte von Helen Frances Paris.

    Dot, auch wenn sie oft recht widerborstig daherkommt war mir schnell sympathisch.
    Ich hatte den Eindruck, als sei das Fundbüro ihr Zufluchtsort. Sie versteckt sich dort vor der Welt. Manchmal hatte ich den Eindruck, als wären die gefundenen Gegenstände ihre Freunde.
    Auch sie hat etwas verloren. Ihren Vater. Den kann ihr niemand mehr zurückgeben.
    Dafür hütet sie verlorene Gegenstände und freut sich immer, wenn etwas davon seinen Besitzer wiederfindet.
    Aber auch Dot hatte einmal grosse Träume doch die sind mit ihrem Vater gestorben.
    Dann trifft sie auf Mr. Appleby. Ein sympathischer älterer Mann der seine Tasche verloren hat.
    In der Tasche stecken Erinnerungen an seine verstorbene Frau.
    Dot möchte die Tasche für Mr. Appleby finden. Zu gut versteht sie seinen Schmerz.

    Die Geschichte hat viele Facetten. Nicht nur die Tasche von Mr. Appleby beschäftigt Dot.
    Sie wird auch mit ihrem Verhältnis zu ihrer Schwester und mit der Gesundheit ihrer Mutter konfrontiert.

    Helen Frances Paris erzählt die Geschichte in einer wunderschönen, ja ich möchte sagen fast poetischen Sprache.
    Die Geschichte und die Charaktere sind sehr lebendig. Gleichzeitig hat die Geschichte einen feinen Humor der recht zart daherkommt.

    „Das Fundbüro der verlorenen Träume“ ist ein Buch in das man ganz tief versinken kann. Man taucht ab und taucht erst wieder auf wenn man es zu Ende gelesen hat.
    Helen Frances Paris ist ein Name den ich mir merken werde.

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  • 4 Sterne

    Sagota, 05.05.2022

    Als Buch bewertet

    "Das Fundbüro der verlorenen Träume" von Helen Frances Paris erschien (Paperback, 2022) im dtv-Verlag und umfasst 366 Seiten.

    Dot, eigentlich Dorothea, ist die Hauptfigur in diesem warmherzig und wirklich sehr menschlich, zeitweise auch poetisch geschriebenen Roman, der in einem Londoner Fundbüro verortet ist, in dem Dot arbeitet.


    Nachdem der geliebte Vater von Dot gestorben ist, begräbt sie erst einmal ihre Pläne und ihr Vorhaben, nach ihrem Auslandssemester in Paris Sprachen zu studieren, Dolmetscherin zu werden (und am liebsten für die UN zu arbeiten), was sie mit ihrer Liebe zu Reisen verknüpft. Stattdessen nimmt sie eine Stelle im Fundbüro in London an, wo sie ihrer Arbeit, mit Akribie und Gewissenhaftigkeit dafür zu sorgen, dass verlorene Dinge, die abgegeben werden, ihren urtümlichen Besitzern wieder ausgehändigt werden können. Unterstützt wird sie dabei von Anita und einer weiteren Kollegin sowie Big Jim, der im Untergeschoss für die Sachen zuständig ist, die zum Auktionshaus Snagby's gehen, da sie nach Ablauf der Abholfrist nicht abgeholt wurden. Dot erscheint stets in Uniform und ist für einen akkuraten Ablauf des Tagesgeschäfts. Ihre grösste Freude besteht darin, Sache und EigentümerIn wieder zusammenzubringen, Verlorenes zurückgeben zu können.


    Eines Tages erscheint ein älterer, sympathischer Herr im Fundbüro, um sich nach der honigfarbenen Tasche zu erkundigen, die er im 73er Bus hat liegen lassen: Eigentlich geht es ihm um das fliederfarbene Portemonnaie seiner verstorbenen Frau. Dot recherchiert, muss aber leider feststellen, dass die Tasche bisher nicht im Fundbüro abgegeben wurde. Sehr viel später kommt Mr. Appleby nochmals vorbei und vernimmt, dass die Tasche noch immer nicht aufgetaucht ist: Sicherheitshalber hinterlässt er seine neue Adresse an der Küste, da er Sohn und Familie dort besuchen will.... An diesem Tag gibt es einen Chefwechsel und zu Anita's und Dot's grosser Bestürzung wird Neil Burrows "NB" genannt, der neue Chef: Die Formalitäten der neuen Adresse Mr. Applebys nimmt daher die Kollegin auf, deren Farbe ihrer Fingernägel ihr wichtiger sind als die Dinge möglichst exakt aufzunehmen, die Menschen im Fundbüro abgeben. Wird es Dot, der viel daran gelegen ist, dem alten Herrn zu helfen, gelingen, ihm die verlorene Tasche wiederzugeben?


    Meine Meinung:


    Dot ist mir von Anfang an sympathisch: Sie ist sensibel, verrichtet ihre Arbeit mit grosser Sorgfalt und hilft gerne Menschen, ihr Eigentum zurückzuerlangen: Sie hat einen Blick fürs Detail und ist sehr freundlich zu ihren Kunden. Dennoch ist sie nach dem Verlust des Vaters sehr introvertiert, ihr Leben verläuft nicht so, wie sich das ihre Schwester Philippa für sie ausgedacht hat: Diese ist gänzlich anders geartet, liebt Sauberkeit über alles und beginnt heftig, mit ihren Armen zu wedeln, wenn sie eine Situation überfordert. Sie versucht, Dot einen Mann (am besten mit grossem Haus, gutem Einkommen und grossem Ego) zu "vermitteln", wovon Dot jedoch nichts wissen will: Nach und nach erfährt man mehr aus dem Leben der Familie; die Mutter lebt im Pflegeheim "Schattige Pinie", wo wir auch Dr. Chang, der heilende Hände hat, kennenlernen und von ihren Töchtern besucht wird. Während Philippa mehr zur Mutter tendierte, war Dot in ihrer Kindheit ein richtiges "Vater-Kind": Wir lernen ihren Vater als abenteuerlustigen, erzählenden, Krimis erfindenden und wirklich guten Vater kennen, der jedoch offensichtlich nicht sehr glücklich ist mit seinem Leben. Einzig mit Dot hat er an den Wochenenden Freude, wenn beide Platten hören, Spiele erfinden und Abenteuer bestehen. Dies ändert sich, als Dot zum Auslandsstudium nach Paris zieht. Dort lernen wir Louise kennen, mit der sich Dot gut versteht und Émile, der Dot liebt. Manche Sätze, die die Autorin in den wirklich warmherzigen Roman einflicht, sind in meinen Augen wie Perlen; manche Sätze poetisch und doch klar und voller Weisheit. Einiges jedoch ist sehr ausufernd beschrieben, plätschernd und etwas nebensächlich. Dot ganz besonders und ihre Familie sind sehr authentisch und gut vorstellbar beschrieben; bei anderen Nebenfiguren hätte ich mir mehr "Tiefgang" gewünscht; so z.B. bei Big Jim, der durch seine Empathie Dot gegenüber zu einer meiner Lieblingsfiguren wurde. Die Autorin versteht es, Emotionen sehr nahegehend und warmherzig zu beschreiben, ebenso die Schuldgefühle von Dot, die man erst später begreifen kann.


    Eine Kostprobe so einiger sprachlicher "Perlen" ist z.B. der Satz:

    "Verlust (....) ist der Preis, den wir für die Liebe zahlen" (Zitat S. 259)


    Der Roman ist in der Ich-Form geschrieben und als LeserIn bekommt man die allmähliche Wandlung Dots dadurch sehr gut mit, wie sie langsam aber stetig aus ihrem Schneckenhaus, in das sie sich lange zurückgezogen hatte, befreit; auch die Orte der Handlungen sind gut vorstellbar beschrieben und am Ende reist man mit Dot an einen Ort, der sie zu ihrer eigentlichen Bestimmung im Leben führen sollte. Schön fand ich auch, dass ich meine eher negative Meinung ihrer Schwester gegenüber am Ende in einigen Punkten revidieren musste und dass es eine Aussprache des "ungesagten Wissens" in der Familie gab, das die beiden Schwestern einander näher brachten. Dots Vorlieben (Sprachen und Reisen) teile ich absolut und die Hauptprotagonistin war aufgrund ihres Charakters und auch ihrer Handlungen eine grosse Sympathieträgerin, die am Ende noch eine sehr schöne Idee parat hatte, die "Schattige Pinie" betreffend.


    Fazit:


    Warmherzige und authentische Charaktere bevölkern diesen lesenswerten Roman, der viele Themen in sich birgt: Im Vordergrund stehen Verluste, die zu jedem Leben gehören, aber auch des sich Wiederfindens; die eigentlichen Lebenspläne wieder angehen zu können und sich nicht entmutigen zu lassen; ja auch loslassen zu können. Weitere Themen sind Trauer, Familienbeziehungen und -konflikte, Demenz, Übergriffigkeit. aber auch Liebe und Respekt - gegenüber Menschen und auch Dingen. Trotz einiger Längen, die das letzte Drittel des Romans dann auch wieder wettmachen konnten, gebe ich sehr gerne eine Leseempfehlung bei 4* und dem Eindruck, dass Helen Frances Paris noch "Potential nach oben" hat.

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  • 4 Sterne

    Sagota, 05.05.2022 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    "Das Fundbüro der verlorenen Träume" von Helen Frances Paris erschien (Paperback, 2022) im dtv-Verlag und umfasst 366 Seiten.

    Dot, eigentlich Dorothea, ist die Hauptfigur in diesem warmherzig und wirklich sehr menschlich, zeitweise auch poetisch geschriebenen Roman, der in einem Londoner Fundbüro verortet ist, in dem Dot arbeitet.


    Nachdem der geliebte Vater von Dot gestorben ist, begräbt sie erst einmal ihre Pläne und ihr Vorhaben, nach ihrem Auslandssemester in Paris Sprachen zu studieren, Dolmetscherin zu werden (und am liebsten für die UN zu arbeiten), was sie mit ihrer Liebe zu Reisen verknüpft. Stattdessen nimmt sie eine Stelle im Fundbüro in London an, wo sie ihrer Arbeit, mit Akribie und Gewissenhaftigkeit dafür zu sorgen, dass verlorene Dinge, die abgegeben werden, ihren urtümlichen Besitzern wieder ausgehändigt werden können. Unterstützt wird sie dabei von Anita und einer weiteren Kollegin sowie Big Jim, der im Untergeschoss für die Sachen zuständig ist, die zum Auktionshaus Snagby's gehen, da sie nach Ablauf der Abholfrist nicht abgeholt wurden. Dot erscheint stets in Uniform und ist für einen akkuraten Ablauf des Tagesgeschäfts. Ihre grösste Freude besteht darin, Sache und EigentümerIn wieder zusammenzubringen, Verlorenes zurückgeben zu können.


    Eines Tages erscheint ein älterer, sympathischer Herr im Fundbüro, um sich nach der honigfarbenen Tasche zu erkundigen, die er im 73er Bus hat liegen lassen: Eigentlich geht es ihm um das fliederfarbene Portemonnaie seiner verstorbenen Frau. Dot recherchiert, muss aber leider feststellen, dass die Tasche bisher nicht im Fundbüro abgegeben wurde. Sehr viel später kommt Mr. Appleby nochmals vorbei und vernimmt, dass die Tasche noch immer nicht aufgetaucht ist: Sicherheitshalber hinterlässt er seine neue Adresse an der Küste, da er Sohn und Familie dort besuchen will.... An diesem Tag gibt es einen Chefwechsel und zu Anita's und Dot's grosser Bestürzung wird Neil Burrows "NB" genannt, der neue Chef: Die Formalitäten der neuen Adresse Mr. Applebys nimmt daher die Kollegin auf, deren Farbe ihrer Fingernägel ihr wichtiger sind als die Dinge möglichst exakt aufzunehmen, die Menschen im Fundbüro abgeben. Wird es Dot, der viel daran gelegen ist, dem alten Herrn zu helfen, gelingen, ihm die verlorene Tasche wiederzugeben?


    Meine Meinung:


    Dot ist mir von Anfang an sympathisch: Sie ist sensibel, verrichtet ihre Arbeit mit grosser Sorgfalt und hilft gerne Menschen, ihr Eigentum zurückzuerlangen: Sie hat einen Blick fürs Detail und ist sehr freundlich zu ihren Kunden. Dennoch ist sie nach dem Verlust des Vaters sehr introvertiert, ihr Leben verläuft nicht so, wie sich das ihre Schwester Philippa für sie ausgedacht hat: Diese ist gänzlich anders geartet, liebt Sauberkeit über alles und beginnt heftig, mit ihren Armen zu wedeln, wenn sie eine Situation überfordert. Sie versucht, Dot einen Mann (am besten mit grossem Haus, gutem Einkommen und grossem Ego) zu "vermitteln", wovon Dot jedoch nichts wissen will: Nach und nach erfährt man mehr aus dem Leben der Familie; die Mutter lebt im Pflegeheim "Schattige Pinie", wo wir auch Dr. Chang, der heilende Hände hat, kennenlernen und von ihren Töchtern besucht wird. Während Philippa mehr zur Mutter tendierte, war Dot in ihrer Kindheit ein richtiges "Vater-Kind": Wir lernen ihren Vater als abenteuerlustigen, erzählenden, Krimis erfindenden und wirklich guten Vater kennen, der jedoch offensichtlich nicht sehr glücklich ist mit seinem Leben. Einzig mit Dot hat er an den Wochenenden Freude, wenn beide Platten hören, Spiele erfinden und Abenteuer bestehen. Dies ändert sich, als Dot zum Auslandsstudium nach Paris zieht. Dort lernen wir Louise kennen, mit der sich Dot gut versteht und Émile, der Dot liebt. Manche Sätze, die die Autorin in den wirklich warmherzigen Roman einflicht, sind in meinen Augen wie Perlen; manche Sätze poetisch und doch klar und voller Weisheit. Einiges jedoch ist sehr ausufernd beschrieben, plätschernd und etwas nebensächlich. Dot ganz besonders und ihre Familie sind sehr authentisch und gut vorstellbar beschrieben; bei anderen Nebenfiguren hätte ich mir mehr "Tiefgang" gewünscht; so z.B. bei Big Jim, der durch seine Empathie Dot gegenüber zu einer meiner Lieblingsfiguren wurde. Die Autorin versteht es, Emotionen sehr nahegehend und warmherzig zu beschreiben, ebenso die Schuldgefühle von Dot, die man erst später begreifen kann.


    Eine Kostprobe so einiger sprachlicher "Perlen" ist z.B. der Satz:

    "Verlust (....) ist der Preis, den wir für die Liebe zahlen" (Zitat S. 259)


    Der Roman ist in der Ich-Form geschrieben und als LeserIn bekommt man die allmähliche Wandlung Dots dadurch sehr gut mit, wie sie langsam aber stetig aus ihrem Schneckenhaus, in das sie sich lange zurückgezogen hatte, befreit; auch die Orte der Handlungen sind gut vorstellbar beschrieben und am Ende reist man mit Dot an einen Ort, der sie zu ihrer eigentlichen Bestimmung im Leben führen sollte. Schön fand ich auch, dass ich meine eher negative Meinung ihrer Schwester gegenüber am Ende in einigen Punkten revidieren musste und dass es eine Aussprache des "ungesagten Wissens" in der Familie gab, das die beiden Schwestern einander näher brachten. Dots Vorlieben (Sprachen und Reisen) teile ich absolut und die Hauptprotagonistin war aufgrund ihres Charakters und auch ihrer Handlungen eine grosse Sympathieträgerin, die am Ende noch eine sehr schöne Idee parat hatte, die "Schattige Pinie" betreffend.


    Fazit:


    Warmherzige und authentische Charaktere bevölkern diesen lesenswerten Roman, der viele Themen in sich birgt: Im Vordergrund stehen Verluste, die zu jedem Leben gehören, aber auch des sich Wiederfindens; die eigentlichen Lebenspläne wieder angehen zu können und sich nicht entmutigen zu lassen; ja auch loslassen zu können. Weitere Themen sind Trauer, Familienbeziehungen und -konflikte, Demenz, Übergriffigkeit. aber auch Liebe und Respekt - gegenüber Menschen und auch Dingen. Trotz einiger Längen, die das letzte Drittel des Romans dann auch wieder wettmachen konnten, gebe ich sehr gerne eine Leseempfehlung bei 4* und dem Eindruck, dass Helen Frances Paris noch "Potential nach oben" hat.

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  • 4 Sterne

    Sagota, 12.05.2022

    Als eBook bewertet

    "Das Fundbüro der verlorenen Träume" von Helen Frances Paris erschien (Paperback, 2022) im dtv-Verlag und umfasst 366 Seiten.

    Dot, eigentlich Dorothea, ist die Hauptfigur in diesem warmherzig und wirklich sehr menschlich, zeitweise auch poetisch geschriebenen Roman, der in einem Londoner Fundbüro verortet ist, in dem Dot arbeitet.

    Nachdem der geliebte Vater von Dot gestorben ist, begräbt sie erst einmal ihre Pläne und ihr Vorhaben, nach ihrem Auslandssemester in Paris Sprachen zu studieren, Dolmetscherin zu werden (und am liebsten für die UN zu arbeiten), was sie mit ihrer Liebe zu Reisen verknüpft. Stattdessen nimmt sie eine Stelle im Fundbüro in London an, wo sie ihrer Arbeit, mit Akribie und Gewissenhaftigkeit dafür zu sorgen, dass verlorene Dinge, die abgegeben werden, ihren urtümlichen Besitzern wieder ausgehändigt werden können. Unterstützt wird sie dabei von Anita und einer weiteren Kollegin sowie Big Jim, der im Untergeschoss für die Sachen zuständig ist, die zum Auktionshaus Snagby's gehen, da sie nach Ablauf der Abholfrist nicht abgeholt wurden. Dot erscheint stets in Uniform und ist für einen akkuraten Ablauf des Tagesgeschäfts. Ihre grösste Freude besteht darin, Sache und EigentümerIn wieder zusammenzubringen, Verlorenes zurückgeben zu können.

    Eines Tages erscheint ein älterer, sympathischer Herr im Fundbüro, um sich nach der honigfarbenen Tasche zu erkundigen, die er im 73er Bus hat liegen lassen: Eigentlich geht es ihm um das fliederfarbene Portemonnaie seiner verstorbenen Frau. Dot recherchiert, muss aber leider feststellen, dass die Tasche bisher nicht im Fundbüro abgegeben wurde. Sehr viel später kommt Mr. Appleby nochmals vorbei und vernimmt, dass die Tasche noch immer nicht aufgetaucht ist: Sicherheitshalber hinterlässt er seine neue Adresse an der Küste, da er Sohn und Familie dort besuchen will.... An diesem Tag gibt es einen Chefwechsel und zu Anita's und Dot's grosser Bestürzung wird Neil Burrows "NB" genannt, der neue Chef: Die Formalitäten der neuen Adresse Mr. Applebys nimmt daher die Kollegin auf, deren Farbe ihrer Fingernägel ihr wichtiger sind als die Dinge möglichst exakt aufzunehmen, die Menschen im Fundbüro abgeben. Wird es Dot, der viel daran gelegen ist, dem alten Herrn zu helfen, gelingen, ihm die verlorene Tasche wiederzugeben?

    Meine Meinung:

    Dot ist mir von Anfang an sympathisch: Sie ist sensibel, verrichtet ihre Arbeit mit grosser Sorgfalt und hilft gerne Menschen, ihr Eigentum zurückzuerlangen: Sie hat einen Blick fürs Detail und ist sehr freundlich zu ihren Kunden. Dennoch ist sie nach dem Verlust des Vaters sehr introvertiert, ihr Leben verläuft nicht so, wie sich das ihre Schwester Philippa für sie ausgedacht hat: Diese ist gänzlich anders geartet, liebt Sauberkeit über alles und beginnt heftig, mit ihren Armen zu wedeln, wenn sie eine Situation überfordert. Sie versucht, Dot einen Mann (am besten mit grossem Haus, gutem Einkommen und grossem Ego) zu "vermitteln", wovon Dot jedoch nichts wissen will: Nach und nach erfährt man mehr aus dem Leben der Familie; die Mutter lebt im Pflegeheim "Schattige Pinie", wo wir auch Dr. Chang, der heilende Hände hat, kennenlernen und von ihren Töchtern besucht wird. Während Philippa mehr zur Mutter tendierte, war Dot in ihrer Kindheit ein richtiges "Vater-Kind": Wir lernen ihren Vater als abenteuerlustigen, erzählenden, Krimis erfindenden und wirklich guten Vater kennen, der jedoch offensichtlich nicht sehr glücklich ist mit seinem Leben. Einzig mit Dot hat er an den Wochenenden Freude, wenn beide Platten hören, Spiele erfinden und Abenteuer bestehen. Dies ändert sich, als Dot zum Auslandsstudium nach Paris zieht. Dort lernen wir Louise kennen, mit der sich Dot gut versteht und Émile, der Dot liebt. Manche Sätze, die die Autorin in den wirklich warmherzigen Roman einflicht, sind in meinen Augen wie Perlen; manche Sätze poetisch und doch klar und voller Weisheit. Einiges jedoch ist sehr ausufernd beschrieben, plätschernd und etwas nebensächlich. Dot ganz besonders und ihre Familie sind sehr authentisch und gut vorstellbar beschrieben; bei anderen Nebenfiguren hätte ich mir mehr "Tiefgang" gewünscht; so z.B. bei Big Jim, der durch seine Empathie Dot gegenüber zu einer meiner Lieblingsfiguren wurde. Die Autorin versteht es, Emotionen sehr nahegehend und warmherzig zu beschreiben, ebenso die Schuldgefühle von Dot, die man erst später begreifen kann.

    Eine Kostprobe so einiger sprachlicher "Perlen" ist z.B. der Satz:

    "Verlust (....) ist der Preis, den wir für die Liebe zahlen" (Zitat S. 259)

    Der Roman ist in der Ich-Form geschrieben und als LeserIn bekommt man die allmähliche Wandlung Dots dadurch sehr gut mit, wie sie langsam aber stetig aus ihrem Schneckenhaus, in das sie sich lange zurückgezogen hatte, befreit; auch die Orte der Handlungen sind gut vorstellbar beschrieben und am Ende reist man mit Dot an einen Ort, der sie zu ihrer eigentlichen Bestimmung im Leben führen sollte. Schön fand ich auch, dass ich meine eher negative Meinung ihrer Schwester gegenüber am Ende in einigen Punkten revidieren musste und dass es eine Aussprache des "ungesagten Wissens" in der Familie gab, das die beiden Schwestern einander näher brachten. Dots Vorlieben (Sprachen und Reisen) teile ich absolut und die Hauptprotagonistin war aufgrund ihres Charakters und auch ihrer Handlungen eine grosse Sympathieträgerin, die am Ende noch eine sehr schöne Idee parat hatte, die "Schattige Pinie" betreffend.

    Fazit:

    Warmherzige und authentische Charaktere bevölkern diesen lesenswerten Roman, der viele Themen in sich birgt: Im Vordergrund stehen Verluste, die zu jedem Leben gehören, aber auch des sich Wiederfindens; die eigentlichen Lebenspläne wieder angehen zu können und sich nicht entmutigen zu lassen; ja auch loslassen zu können. Weitere Themen sind Trauer, Familienbeziehungen und -konflikte, Demenz, Übergriffigkeit. aber auch Liebe und Respekt - gegenüber Menschen und auch Dingen. Trotz einiger Längen, die das letzte Drittel des Romans dann auch wieder wettmachen konnten, gebe ich sehr gerne eine Leseempfehlung bei 4* und dem Eindruck, dass Helen Frances Paris noch "Potential nach oben" hat.

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  • 5 Sterne

    Lisa, 09.04.2022

    Als eBook bewertet

    Überraschend tiefsinnig – Ein toller Roman über den Wert von Erinnerungen

    Obwohl „Das Fundbüro der verlorenen Träume“ der Autorin Helen Frances Paris inhaltlich doch anders als erwartet war, konnte die Geschichte mich von Beginn an in ihren Bann ziehen. Der Klappentext hält zwar ebenfalls was er verspricht, die Handlung ist darüber hinaus aber noch um einiges tiefgründiger, als ich ursprünglich dachte. Auch durch die Komplexität war der Roman für mich keine reine locker-leichte Wohlfühllektüre. Dennoch lohnt sich der Griff zu diesem Buch meiner Meinung nach auf jeden Fall! Hauptprotagonistin Dot ist nämlich eine überaus liebenswerte, wie auch authentische Protagonistin, welche ich schnell in mein Herz schloss. Obwohl mir das heimelige Setting im Fundbüro gerade zu Beginn, äusserst gut gefiel, passte es doch auch zur Geschichte, das noch andere Themen in den Vordergrund geholt wurden. Sehr rührend fand ich etwa die Geschichte rund um Dots an Demenz erkrankter Mutter Gail, aber auch die Einblicke in ihre Kindheit, lasen sich interessant und stimmig. Allgemein ist ein grosser Pluspunkt dieses Romans die liebevolle wie auch detaillierte Charakterdarstellung der Protagonist:innen.Egal ob Haupt- oder Nebenfigur, alle wirkten stets lebensnah und auch die weniger sympathischen Charaktere, waren wichtig für die Geschichte im Ganzen. Auch der Schreibstil gefiel mir durch seine anschauliche wie auch differenzierten Beschreibungen ausgezeichnet. Noch dazu las er sich flüssig und angenehm, so dass ich schnell vorankam. Ausserdem sorgte die Magie der Geschichte dafür, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen wollte. Deswegen vergebe ich für diesen grossartigen Debütroman volle 5 Sterne!
    Mein Fazit: Abwechslungsreiche und berührende Geschichte, voller wertvoller Erkenntnisse über das Leben. Absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    6 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Karolina C., 21.03.2022

    Als Buch bewertet

    Nachdem sie eine geliebte Person verloren hat, hat Dot ihr bisheriges Leben aufgegeben und sich so weit es geht aus dem Leben zurückgezogen. Sie arbeitet im Fundbüro der Londoner Verkehrsbetriebe und geht ganz in ihrem Job als Hüterin der Fundstücke auf. Der Moment, in dem sie ein Besitzstück zurückgeben kann, ist für sie immer der schönste und genau das, worauf sie jeden Tag hinarbeitet. Als eines Tages ein älterer Herr ins Fundbüro kommt und seine Tasche mit einem Andenken an seine verstorbene Frau sucht, versucht Dot alles, um den Mann mit seinen Besitztümern zu vereinen. Während der Suche nach dem Fundstück findet Dot so viel mehr als nur eine Tasche, sie findet sich selbst und die Bestimmung ihres Lebens. 
    Nachdem das Buch erst verloren ging und ich länger drauf warten musste, konnte ich es nun endlich auspacken. Das Coverdesign hat mich direkt angesprochen. Es ist schlicht gehalten und durch den Koffer auf dem Cover repräsentiert es auf jeden Fall die Handlung des Werkes. Auch die Handlung hat mir sehr gut gefallen. Sie geht definitiv tiefer als ich erwartet hatte, die Autorin spricht Themen wie Demenz und Suizid an, hat diese Themen aber sehr angemessen aufgearbeitet und in die Handlung eingearbeitet. Da ich nicht mit solchen tiefgründigen Themen gerechnet habe, war ich sehr positiv von der Handlung überrascht und kann "Das Fundbüro der verlorenen Träume" auf jeden Fall weiterempfehlen.

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  • 5 Sterne

    6 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lea-Sophie H., 15.03.2022

    Als Buch bewertet

    Das Cover hat mich sofort neugierig gemacht, es wirkt schlicht und nostalgisch ich mag die Kombination aus Blume und der Geldbörse. Besonders toll finde ich, dass es ein Bezug zur Handlung hat und dort wiederzufinden ist. Ausserdem finde ich es passt hervorragend zur Handlung.

    Der Einstieg in die Story ist mir recht leicht gefallen auch wenn der Schreibstil sehr besonders ist so lag es vor allem an der Protagonistin Dot, das ich mit grosser Freude weitergelesen habe.

    Dot ist eine interessante junge Frau, sie arbeitet mit Leib und Seele in dem Fundbüro und wie herrlich farbintensiv sie ihre Umwelt beschreibt. Ihr ist jedes Detail einer Fundsache sehr wichtig. Ihre familiäre Situation hat es in sich und ich verrate nur so viel sie hatte es nicht leicht in der Vergangenheit.
    Der Verlust den sie erlitten hat sitzt tief und prägt ihr Leben. Sie wird begleitet von wunderbaren Personen die sie erst nach und nach zu schätzen lernt.

    Ein Wendepunkt der Geschichte ist sehr radikal und danach passieren einige Ereignisse die mich zum einen glücklich gemacht haben und teilweise müsste ich mich zusammenreissen nicht zu weinen.

    Fazit
    Für mich eine ganz besondere Geschichte die mich sehr gut unterhalten hat. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle mit einem wunderbaren Schreibstil und einer ganz tollen Protagonistin.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sandra K., 12.03.2022

    Als Buch bewertet

    Dot, die Hüterin verlorener Dinge mit dem grossen Herzen

    Allein das Cover ist schon einmal sehr schön gestaltet und macht richtig Lust auf das Buch, ein echter „eye-catcher“, sehr gut gemacht !

    Dieses Buch ist auch völlig zurecht dem Genre „Literatur“ zugeordnet worden, denn die Autorin Helen Francis Paris bedient sich einer sehr feinen Sprache, die sich zwar flüssig lesen lässt, die aber dennoch auch besonders ist; sehr auf den Punkt und mit sehr gut ausgewählten Worten.

    Auf 368 Seiten erzählt uns die Autorin die Geschichte von Dot. Sie arbeitet in einem Londoner Fundbüro und freut sich immer, wenn sie Menschen verlorene Dinge wiedergeben kann, denn sie hat zwar das, was man eine „raue Schale“ nennt, aber eben auch ein ganz grosses Herz.
    So will sie auch Mr. Appleby helfen und findet dabei etwas ganz Unerwartetes: sich selbst...

    Eine wundervolle Geschichte mit einer ganz klaren „message“ und Moral, die aber nicht „den Zeigefinger erhebt“, sondern durchaus unterhaltsam erzählt wird und zumindestens mir ans Herz ging.

    Dot ist nicht durchgängig ein „Gutmensch“, sondern hat auch eine eher „raue Schale“, aber gerade das macht sie menschlich und die hat sie ja auch nicht ganz ohne Grund, aber ich möchte nicht zuviel verraten, denn dieses tolle Buch soll jeder für sich selbst entdecken !

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  • 5 Sterne

    Manuela K., 21.04.2022

    Als Buch bewertet

    Wähle das Leben

    Der Roman "Das Fundbüro der verlorenen Träume" stammt aus der Feder von Helen Frances Paris, liegt hier in der Übersetzung von Sophie Seitz vor und erscheint im Frühjahr 2022 im dtv Verlag.
    Protagonistin ist die junge Dot, die in einem Londoner Fundbüro arbeitet, dort akribisch ihren Job verrichtet, sich aber sonst aus dem Leben zurückgezogen hat. Ihr ist es eine Herzensangelegenheit, die verlorenen Objekte ihren Besitzern wieder zukommen zu lassen. Der Grund dafür liegt in ihrer eigenen Vergangenheit begraben. Doch das nicht bewältigte Trauma sucht sich, angestossen durch eine äussere Begebenheit, den Weg in die Gegenwart und fordert von Dot seine schmerzhafte Aufarbeitung. Die junge Frau auf diesem Weg zu begleiten, nimmt den Leser mit in alle Ecken der Gefühlswelt. Dank dem feinen Schreibstil der Autorin, der sich Zeit für Details lässt, bleibt dem Leser nichts anderes übrig, als sich regelrecht mitreissen zu lassen.
    Dot zur Seite stellt Paris noch einige andere Hauptfiguren, die sie mit ebenso viel Liebe zum Detail skizziert, sodass diese im Laufe des Romans zu guten alten Bekannten werden.
    Abgerundet wird der Roman durch ein wirklich ansprechendes Cover, klassisch verspielt und damit passend zu seinem Inhalt.
    Für mich war dieses Buch eine rundum gelungene Reise, die mich ausgesprochen gut unterhalten hat und die ich daher gerne weiterempfehle.

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  • 5 Sterne

    Xana, 25.04.2022

    Als Buch bewertet

    "Das Fundbüro der verlorenen Träume" ist nicht unbedingt das, was man auf den ersten Blick erwartet. Wer sich einen kitschigen Roman erhofft, der banale und oberflächliche Probleme erwartet, bei denen am Ende alles supi ist, wird zumindest zum Teil die Schrecken der Realität kennenlernen. Der Roman ist zwar stellenweise kitschig und rosarot, wie das Cover, zum Teil aber auch grausam, verletzend und emotional herausfordernd. Das Buch braucht eigentlich mehrere Triggerwarnungen, schon alleine, weil das Thema Depressionen und Suizid sehr präsent sind.

    Die Geschichte ist vielschichtig und als Leser gräbt man sich nach und nach frei. Dots zu Beginn sehr eingeschränkte Sicht wird schubweise erweitert, sodass man auch als Leser phasenweise erkennt, was passiert ist, wer was getan hat und wer welche Charaktereigenschaften tatsächlich trägt.

    Dot selbst ist ein Charakter, zu dem man nicht unbedingt vollständig einen Zugang findet. Sie ist sehr verschlossen und zum Teil auch eher seltsam, aber herzensgut.

    Insgesamt ist das Buch eine lesenswerte Geschichte, die zwar sicherlich kleinere Schwächen hat, aber insgesamt durch ihre Tiefe und auch durch ihre sprachliche Gestaltung überzeugt.

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  • 4 Sterne

    C.P., 09.05.2022

    Als Buch bewertet

    Immer wieder gibt es Bücher, deren Klappentexte etwas versprechen, was die Geschichte an sich dann jedoch niemals halten kann. Manchmal werden Erwartungshaltungen geweckt, die niemals in Erfüllung gehen können. Oder Handlungsstränge erwartet, die dann nicht im Buch auftauchen. Oftmals ist es eher enttäuschend, wenn Klappentext und Inhalt nicht zusammenpassen. Eben, weil man als Leser:in das Buch mit einer bestimmten Erwartung aufschlägt und immer weiterliest, in der Hoffnung, dass das Erwartete irgendwann einmal in der Geschichte auftaucht. Und immer mehr ernüchtert, je mehr Seiten vergehen.
    Auch bei diesem Buch hat das Zusammenspiel von Klappentext, Cover und Titel bei mir ganz andere Erwartungen geweckt. Aber glücklicher Weise gehört „Das Fundbüro der verlorenen Träume“ zu der eher selteneren Kategorie: Ein Buch, das im Vorfeld andere Erwartungen weckte und dessen Tiefe und Inhalt mich als Leserin überraschte und mich begeistern konnte.

    Erwartet hatte auch ich eine Handlung, die viel mehr auf die Fundstücke und das Fundbüro fokussiert wäre, nicht aber eine Geschichte um Familie, Trauer, Verlust und Schuld. Ich würde im Nachhinein empfehlen, den deutschen Klappentext nur zu überfliegen und lieber den originalen Klappentext zu lesen, der dem eigentlichen Inhalt ein weniger näher ist. Dabei ist der Klappentext nicht schlecht, er konzentriert sich jedoch nur auf einen Teilaspekt der Geschichte.

    Mit Dot als Protagonistin habe ich mich anfangs etwas schwergetan. In einzelnen Passagen fand ich sie unheimlich sympathisch und liebenswürdig, ausserdem verfügte sie über ein erstaunliches Einfühlungsvermögen in andere Menschen. Dann aber ist sie echt biestig, stösst Menschen von sich, lässt keine Nähe zu und denkt dermassen in Kategorien und Schubladen, aus denen die betreffenden Menschen sich scheinbar nicht mehr „befreien“ können. Liebevoll, lebensfroh, unternehmungslustig auf der einen Seite, engstirnig, verurteilend und überlegen auf der anderen.
    Doch nach und nach löste Dot sich selber aus dem Muster, in das ich sie gedanklich sortierte.
    Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen kann einen Menschen einfach verändern.
    Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, was verstärkt dazu führte, dass man sich als Leser:in noch mehr mit Dot und ihrer Vergangenheit beschäftigte und sich in sie hineinversetzen konnte.
    Auf der anderen Seite blieben dadurch die Nebencharaktere etwas zurück. Manche von ihnen waren detaillierter ausgearbeitet als andere. Aber vielen fehlte es ein wenig an Tiefe und Charakter. Das ist aber für die Geschichte verschmerzbar, schliesslich geht es um Dot und ihr Leben.

    Die Handlung an sich fand ich wirklich toll. Ja, anders als erwartet, aber einfach besser. Ein wenig störte ich mich an dem teilweise sehr exzessivem Alkoholkonsum, aber andererseits fand ich es als Angehörige eines Menschen, der sich nach dem Verlust eines geliebten Menschen selbst in den Alkohol flüchtete und der nun schon seit Jahrzehnten erfolgreich trocken ist, sehr realitätsnah.
    Trotz der Melancholie und vergänglichen, traurigen Stimmung war der Schreibstil passagenweise wirklich humorvoll und gefiel mir gut.
    Ich persönlich fand das Ende nicht ganz passend zum Rest der Handlung, aber ich verstehe, weshalb die Autorin es so geschrieben hat.

    Alles in allem hatte ich eine echt schöne Lesezeit und kann das Buch wirklich empfehlen.

    Achtung: Spoiler wegen Triggerwarnungen!
    TW: Alkoholkonsum, Suizid, Suizidversuch, Trauer, Depression, sexueller Übergriff

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