Tolino vision 6 - Preis dauerhaft gesenkt!

 
 
Merken
Merken
 
 
lieferbar
versandkostenfrei

Bestellnummer: 142899673

Taschenbuch Fr. 18.90
inkl. MwSt.
Dekorierter Weihnachtsbaum
In den Warenkorb
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
Alle Kommentare
  • 2 Sterne

    5 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Batyr, 13.10.2021

    Als Buch bewertet

    Wenig inspirierende Lektüre
    Nach vierjährigem berufsbedingten Aufenthalt in der Postsowjetunion schien mir die Lektüre von Dafuq ein unverzichtbares Muss zu sein. Leider konnte der Roman meine hohen in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. So erhoffte ich einen authentischen Einblick in die Denkweise der jungen oppositionellen Intelligenz, als deren Repräsentantin die Protagonistin Anja gelten soll. Aber mehr als standardisierte Floskeln hatte diese Figur nicht zu bieten. Die zahlreichen Rückblenden in Anjas Kindheit und Jugend wurden wenig inspiriert heruntererzählt. Weder die Ereignisse noch die inneren Vorgänge in den jeweiligen Lebensphasen vermochten mich zu fesseln. Die kontinuierlich eingeschalteten Visionen oder Wahnvorstellungen und insbesondere der mythologisch hergeleitete Schluss verrieten den verzweifelten Ehrgeiz, Anklänge an die Dämonie der russischen Klassiker heraufzubeschwören. Die Abfolge der einzelnen Tage dieses Arrestaufenthalts und die Gruppe der Mithäftlinge wurden weder sprachlich noch inhaltlich fesselnd gestaltet. Immer wieder die gleichen Formulierungen dienten zur Beschreibung der einzelnen Charaktere, die Abschilderung der immer gleichen Abläufe erzeugten keinerlei fesselnde Sogwirkung. Leider eine rundherum enttäuschende Leseerfahrung!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anja Z., 15.09.2021

    Als Buch bewertet

    In diesem Buch verarbeitet Kira Jarmysch ihre Erfahrungen mit der russischen Justiz und Exekutive. Als Pressesprecherin von Alexej Nawalny durfte sie deren Bekanntschaft schon mehrfach machen. Hier ist es stellvertretend die 28 jährige Protagonistin Anja, welche nach der Teilnahme an einer ungenehmigten Demonstration 10 Tage in Arrest muss. In der Zelle trifft sie einen Querschnitt der russischen Gesellschaft, wie die Alkoholikerin Irka, welche keinen Unterhalt für ihre Tochter gezahlt hat und die schöne Maja, die ohne gültigen Führerschein gefahren ist. Beide verdienen sich ihren Lebensunterhalt, in dem sie sich an Männer verkaufen. Die eine für eine Flasche Schnaps und die andere für ein Luxusleben.
    Besonders interessant fand ich die Beschreibung des Alltags im Arrest. Die Langeweile, welche mit dem nervtötenden Radio, dass zusätzlich an den Nerven der Gefangenen zerrt, Anja langsam in den Wahnsinn treibt. Fixpunkte werden die Essensausgaben, wobei das Essen besser ist, als ich immer gedacht habe. Ansonsten ist Anja mit ihren Gedanken und Erinnerungen allein.
    Die Gespräche mit den Insassen, aber auch den Polizisten, die einen guten Schnitt der Sorgen, Sehnsüchte und des Denkens abbilden, fand ich unglaublich interessant. Und ganz besonders schön für mein Empfinden war, dass das Buch nicht wertet. Die Missstände werden aufgezeigt, aber jeder kann sich sein eigenes Bild machen und wird nicht gedanklich in eine bestimmte Richtung gedrängt. Oh ja und der Titel passt. What the fuck - wie schnell und unverhofft, kann man in Russland in so eine Situation geraten, egal ob arm oder reich, jung oder alt. Ich finde dieses Buch absolut gelungen, habe aber gleichzeitig die Befürchtung, dass es in Russland auf den Index stehen wird.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    schokoflocke, 14.09.2021

    Als Buch bewertet

    Russland heute

    " Das heisst, man muss die Demo gegen die Regierung von der Regierung genehmigen lassen ? (...) Genehmigen sie überhaupt mal was ?
    In letzter Zeit - nein, deshalb gehen alle einfach so auf die Strasse."

    Anja Romanowa ist zu 10 Tagen Arrest verurteilt worden, weil sie "ilegal " gegen Regierungskorruotion demonstriert hat. 10 Tage lang mit 5 anderen Frauen eingesperrt, die alle eigene Geschichte, Probleme und Erwartungen haben. In dieser Zeit lernt Anja viel über andere Menschen und so einiges über sich selbst...
    Auf dieses Buch war ich sehr gespannt und von der Autorin, die als Pressesprecherin von Alexej Nawalny selbst eine Oppositionaktivistin ist, hab ich eine ausdruckstarke politische Aussage erwartet. Vielleicht waren meine Erwartungen einfach zu gross, von den erhofften Insiderinformationen ist auf jeden Fall nichts zu spüren und das was die Geschichte erzählt, weiss man eigentlich schon alles, wenn man die Nachrichten verfolgt. Interessant, informativ und lesenswert fand ich das Buch trotzdem. Kira Jarmysch ist ein inteligenter und literarisch anspruchsvoller Roman gelungen, der nicht nur Russlands "Problemzonen" zeigt, sonder vorallem ein eindrucksvolles Bild der gespalltenen russischen Gesellschaft. Und so zwischen den Demonstranten und den Putin Anhängern findet man auch viele zwischenschichten, manche sind zwar gegen die Regierung, wollen aber trotzdem keine Veränderungen, manche wollen einfach abwarten, es gibt sogar welche, die sich den Stalin zurückwünschen...
    " Aber verstehst du, in dieser Welt siegt wer flexibel ist. Derjenige, der sich anpassen kann. (...) dass es manchmal besser ist, einen Kompromiss einzugehen, abzuwarten, bevor man sich auf eine Konfrontation einlässt"
    Sehr feinfühlig und doch emotionsgeladen beschreibt die Autorin wie komplex und kompliziert die Situation in Russland ist, wie schwierig eine friedliche Lösung zu finden...
    Ich hab diesen politisch aktuellen und literarisch anspruchsvollen Roman sehr gerne gelesen, und obwohl nicht alle meine Erwartungen erfühlt wurden, möchte ich es auch weiterempfehlen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    forti, 06.10.2021

    Als eBook bewertet

    Ein bisschen wie ich mir den Alltag im Gefängnis (oder Arrest) vorstelle: lang und oft öde. Das Buch zog sich vor allem in der ersten Hälfte ziemlich. Die Hauptfigur Anja nimmt erst spät Kontur an, die Nebenfiguren blieben für mich blass und schwierig zu unterscheiden. Die Handlung ist (wie zu erwarten) sehr übersichtlich – das meiste passiert tatsächlich in den Rückblicken auf das bisherige Leben von Anja, wohingegen der Alltag im Gefängnis (vermutlich realistisch) ereignisarm ist. Dieser Alltag im Arrest wird harmloser dargestellt, als ich ihn mir so vorgestellt habe. Wobei es in Russland ja sehr unterschiedliche Arten der Haft gibt, wovon der Arrest die mildeste ist.
    Die Kombination von Gefängnisgeschichte und Coming of Age fand ich nicht richtig gelungen bzw. gut gegeneinander gewichtet. Für mich war das nicht rund, nicht stimmig.
    Gegen Ende nahm die Erzählung dann noch einen Dreh, der das ganze etwas heraus riss.

    Sprachlich monoton, unterbrochen von seltsamen Formulierungen – der Versuch, ein Sprachgefühl des Originaltexts zu übernehmen oder einfach ungelenk?

    Insgesamt konnte mich das Buch leider nicht richtig überzeugen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Helena H., 24.09.2021

    aktualisiert am 24.09.2021

    Als Buch bewertet

    Unglaubliche Vorfälle in der Frauenzelle No. 3. So heisst Kira Jarmyschs Debütroman im Original. Es trägt nicht den provokanten Titel „DAFUQ“ der deutschen Ausgabe, und trifft meiner Meinung nach den Roman viel besser. Obwohl auch der deutsche Titel passt, mit dem die Autorin einverstanden war, denn er fängt den direkten, unverfälschten und ungeschönten Charakter des Romans sehr gut ein. Doch worum geht es in dem Roman überhaupt?

    „DAFUQ“ handelt von der 28-jährigen Anja Romanowa, Absolventin des MGIMO (Moskauer Institut für Internationale Beziehungen), die zu zehn Tagen Arrest verurteilt wird, weil sie an einer nicht genehmigten Demonstration teilgenommen hat. Ihre Gefängnisstrafe sitzt Anja in einer Gefängniszelle mit fünf Mitinsassinnen ab: Der selbstbewussten Katja, die mit einer Frau zusammenlebt und die Männer verachtet; der alkohol- und drogenabhängigen Irka, die keine feste Anstellung hat und die Alimente für ihre Tochter nicht zahlen kann; der 25-jährigen Halbkubanerin Diana, die bereits zum dritten Mal verheiratet ist; der abgemagerten Natascha, die das Straflager kennt und niemals lächelt; und der äusserlich auffallenden Maja, die sich ihre Schönheitsoperationen und das von ihr geführte Luxusleben von reichen Männern finanzieren lässt.

    Sechs verschiedene Frauen mit sechs verschiedenen Lebensmodellen prallen aufeinander. Es wird hitzig diskutiert. Meistens über die Frau als soziales Konstrukt, über ihre Rolle in der Gesellschaft und natürlich über Männer. Mal stehen sie sich gegenüber als verbitterte Konkurrentinnen, dann halten sie wieder als solidarische Gemeinschaft zusammen – vor allem, wenn es darum geht die monotone Haftstrafe zu verkürzen, die nur durch Hofgang, Mahlzeiten, 15-minütige Handyzeit, Duschen und einen eventuellen Besuch – gemäss Vorschrift, häufig aber von der Willkür der Aufseher abhängig – an Abwechslung gewinnt. Anja beteiligt sich nur selten an den geführten Diskussionen, oftmals kehrt sie in Gedanken in die Vergangenheit zurück: In ihre Kindheit und das schwierige Verhältnis zum Vater, der seine Familie verlässt und eine neue gründet; ihre Jugend, die von Rebellion, Widerspruch und Gefühlschaos geprägt ist; die Studienzeit und das ausschweifende WG-Leben, die komplizierte Dreiecksbeziehung mit der Kommilitonin Sonja und dem Kommilitonen Sascha sowie ihr Praktikum beim Aussenministerium.

    So monoton und prosaisch der Alltag im Moskauer Gefängnis aber auch ist, etwas scheint nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Da sind diese seltsamen Albträume und Halluzinationen, in denen die Mitgefangenen vorkommen, die Anja immer wieder heimsuchen. Langsam nimmt ein Verdacht von Anja Besitz, der eine gleichsam mystische wie plausible Erklärung für diese Wahnvorstellungen darstellen könnte. Doch es gibt nur einen Weg herauszufinden, ob die Vermutung begründet ist…

    Kira Jarmysch ist dem breiten Publikum als Alexej Nawalnys Pressesprecherin bekannt. Nun legt uns die 31-Jährige ihren ersten Roman vor. Einige biografische Eckdaten verbinden Kira Jarmysch mit ihrer Protagonistin Anja Romanowa: Auch sie hat an der MGIMO studiert und musste wegen Aufrufs zu Demonstrationen in Haft. Zurzeit befindet sie sich im Ausland und arbeitet an ihrem zweiten Roman. Für viele gilt Jarmysch als Stimme eines neuen jungen Russland. Und das zurecht, denn ihr Roman bietet einen geradezu unausschöpflichen Quell an aktuellen Themen und Diskursen. „DAFUQ“ ist Gesellschaftsanalyse und Bildungsroman in einem sowie ein vielstimmiges Generationenporträt gespickt mit subversivem Witz. „DAFUQ“ ist ein Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann. Ein Stück Literatur, das schockiert, aber gleichzeitig auch bezaubert. Ein eindringliches Werk, das das vielstimmige Gesellschaftskonglomerat einfängt und das lange nachhallt.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tobias K., 12.09.2021

    Als Buch bewertet

    Anja demonstriert und landet für 10 Tage im Arrest. Trauriger Alltag in Russland, in diesem Werk gut geschildert und aufbereitet. Die Autorin lässt dabei sicherlich auch viele eigene Erfahrungen einfliessen. Das gefällt und lässt das Geschilderte sehr authentisch und realistisch wirken. Wer sich Einsichten in das Leben in Russland erhofft, wird mit diesem Buch nicht enttäuscht, Themen wie Alkoholismus, Korruption, Polizeiwillkür, Drogensucht, Homosexualität, Feminismus und Sexismus sowie das Männer-Frauen-Rollenverständnis werden durchaus am Rande erwähnt. Detailliert werden die Abläufe in der Polizeidienststelle und im Gericht, die Aufnahmeprozedur in der Haftanstalt sowie der Alltag dort beschrieben. Was mich erstaunt hat: Die Ordnungshüter wirken bis auf einzelne Ausnahmen insgesamt recht nett, verständnisvoll sowie korrekt. Beschwerden der Häftlinge werden ernst genommen, Anträge werden weitergegeben und schnell bearbeitet. Dennoch gibt es einzelne schwarze Schafe, unter deren Willkür die Häftlinge zu leiden haben. Auch die Mitinsassinen verhalten sich Anja gegenüber freundlich und offen. Als sie in ihrer Zelle ankommt, wird munter small-talk über die Haftgründe geführt, Scharade folgt, man bietet Anja sogar Tee an. Die Atmosphäre wirkt insgesamt wohlig warm, nur der psychische Zustand von Anja verschlechtert sich zusehends. Doch darauf komme ich weiter unten zurück.

    Im Zentrum der Handlung steht Anja, ihren Gedanken und Gefühlen folgen wir vor allem als Leser. In eingeschobenen Rückblicken erfahren wir auch etwas über ihre Vergangenheit, vor allem über ihre verschiedenen Jugendsünden, ihre schwierige Dreiecksbeziehung mit Sonja und Sascha sowie über das Beziehungsverhältnis zu ihren Eltern, besonders das zu ihrem Vater. Neben Anja bekommen die Mitinsassinnen Irka und Maja noch viel Raum in dem Roman; am Beispiel von Irka wird uns eine gescheiterte Existenz vorgeführt, sie ist ein Opfer, abhängig von Tabletten und Alkohol, die sich sogar dafür prostitutiert und auch Misshandlung erlebt hat. Maja erscheint dem Leser hingegen als eine Art „Barbie-Püppchen“, die in sich selbst mit Schönheitsoperationen investiert, von ihren merkwürdigen geschäftlich-romantischen Beziehungen zu Männern erzählt und dabei ein absurdes Männerbild und Frauenrollenverständnis offenbart.

    Der erzählerische Höhepunkt des Romans ist für mich aber die Darstellung der Verschlechterung des psychischen Zustands von Anja; spätestens im letzten Viertel des Romans, als sie allein in ihrer Zelle sitzt, weil die anderen Insassinnen bereits entlassen wurden, tritt ihr labiler innerer Zustand immer deutlicher zutage. Immer stärker fühlt sie sich der Willkür der sog. „Diensthabenden“ ausgeliefert, sie scheint das Zeitgefühl zu verlieren. Meisterhaft wird erzählt, dass Anja plötzlich Zusammenhänge entdeckt, wo keine sind, wie sie mystische Gedankengänge entwickelt, sie nimmt merkwürdige Zufälle wahr, sie erlebt Stimmungsschwankungen, Grübeleien, assoziative Erinnerungsketten, innere Angespanntheit, Manie und Grössenwahn. Ihre Wut gipfelt letztlich sogar in der Vorstellung eines Mords. Und ich finde plausibel, dass man in einer solchen Situation von Isolation solche depressiv-psychotischen Gedanken entwickelt, zumal Anja bereits im Vorfeld, als ihre Mitinsassinnen noch anwesend waren, in Form von Halluzinationen dem Leser zu erkennen gibt, dass es ihr psychisch nicht gut geht.


    Fazit: Ein Roman, der einen Einblick in das heutige Russland gewährt, vor allem in den Haftalltag von Arrestierten und darin, welch psychische Belastung ein solcher Aufenthalt für den/die Betroffene(n) sein kann.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 3 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sabine W., 21.10.2021

    Als Buch bewertet

    Frauenarrest in Moskau – das Essen ist gut
    Die achtundzwanzigjährige Anja landet wegen einer Ordnungswidrigkeit im Moskauer Gefängnis. Sie hatte an einer Demonstration gegen die Korruption der Regierung teilgenommen. Zusammen mit fünf anderen Frauen soll sie zehn Tage im Gefängnis verbringen. Die Frauen entstammen verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und spiegeln Ausschnitte des heutigen russischen Lebens wider.
    Das Cover ist recht düster in Dunkelblau, Rot und Lila gehalten. Erst auf den zweiten Blick erkennt man das Portrait einer Frau mit Zigarette. Allein der Titel sticht in roten Lettern auffällig hervor. Der massive Kartondeckel überrascht, liegt aber sehr angenehm in der Hand des Lesers. Die Kapitel behandeln jeweils einen Tag im Gefängnis, der Schreibstil ist einfach und nüchtern.
    Die Protagonistin Anja beschreibt nicht nur den eintönigen Alltag im Gefängnis und die Mitinsassen ihrer Arrestzelle, sondern wendet ihre Gedanken immer wieder ihrer eigenen Vergangenheit zu. Sie überdenkt ihr Privatleben sowie ihre beruflichen Erfahrungen, geht dabei aber doch nie richtig in die Tiefe. Auch die Kritik an der russischen Gesellschaft und Politik bleibt trotz der Nähe der Autorin zu Nawalny eher blass.
    Vor allem an den Kapitelenden wird Anja von übernatürlichen Phänomenen überrascht. Dieses Abschweifen in die Fantasie mag manchem Leser als sehr passend erscheinen, ich persönlich konnte damit nicht sehr viel anfangen. Mit den Auswirkungen des eintönigen Lebens im Arrest auf Anjas geistigen Zustand möchte ich diese Erlebnisse nicht in Zusammenhang bringen, da sie bereits am ersten Abend auftreten.
    Anja ist keine richtige Sympathieträgerin. Die Rückblenden gestalten sich leider oft als langatmig und wenig tiefgründig. Auch die Charaktere der anderen fünf Frauen sind eher nur angedeutet. Sicher lernt man Menschen nach nur wenigen gemeinsamen Tagen nicht vollkommen kennen, dennoch hätte man mehr erwartet, gerade in Hinblick auf die verschiedenen Milieus, aus denen die Frauen stammen. Die Parallelen und Kritik die derzeitige gesellschaftliche und politische Situation in Russland betreffend wären ausbaufähig gewesen.
    Kira Jarmysch wurde 2021 selbst wegen Aufrufs zu Demonstrationen in Haft. Dennoch – eigene Erfahrungen aus dem Arrest kann sie nicht verarbeitet haben, stammt das russische Original des Romans doch aus dem Jahr 2020. Mich hat das Buch nicht vollkommen überzeugen können. Eine Leseempfehlung kann ich dennoch aussprechen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Daniela H., 08.10.2021

    Als Buch bewertet

    Das Cover von DAFUQ gefällt mir super, es ist eine abstrakte rauchende Frau abgebildet in Pink und Lilatönen. In DAFUQ geht es um Anja, welche in Russland lebt. Sie ist auf eine Demonstration gegangen und landet daraufhin für 10 Tage im Arrest. Ihre Erfahrungen dort werden detailliert beschrieben und nebenbei werden sehr interessante Punkte über Russland behandelt. Dazu gehört zum Beispiel Homosexualität, Korruption usw. Das Buch liefert dabei einen psychischen Einblick in Anja und wie sich ihr Zustand immer mehr verschlechtert. Ich finde das Buch war sehr gut geschrieben. Am wichtigsten war es jedoch vom Inhalt her wirklich interessant. Ich war schon immer Neugierig auf Russland. Für mich ist es ein riesiges, mächtiges Land über das ich aber trotzdem irgendwie nur sehr wenig weiss. Ich empfehle den Roman absolut weiter!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Marianna T., 19.11.2021

    aktualisiert am 14.12.2021

    Als Buch bewertet

    Labile Identitäten

    Anja Romanowa wurde auf einer Demo gegen staatliche Korruption aufgegriffen. Sie kommt in den 10 tägigen Arrest. Mit ihr sitzen 5 andere junge Frauen, deren Haftgründe und Lebensentwürfe nicht unterschiedlicher sein können. Die Frauen stehen für das junge Russland, gespalten und orientierungslos. Vorallem verarbeitet die Autorin bestimmt ihre eigenen Erfahrungen, als Vertraute Nawalnys. Das gibt der Geschichte eine grosse Tragweite.
    Die Situation des Arrests ist spannend. Es ist ein geschlossenes System in dem sich die Frauen zusammen finden, in dem sie der Willkür der AufseherInnen und Mitinsassen ausgesetzt sind. Sie erleben aber auch Verbundenheit und trotz ihrem skurrilen Auftreten erscheinen sie sympathisch. Im Gegensatz zu Anja sind die Anderen eher grob beschrieben. Die Erzählung wirkt stellenweise bedrohlich und bedrückend, ist dann aber auch wieder seicht und plätschert nett vor sich hin. Zu den ganzen seltsamen Gesprächen zwischen den Frauen kommt Anjas zunehmende Instabilität. Ihre Lebensgeschichte wird sehr eindrücklich erzählt, ein Leben ohne stabile positive Beziehungen, hingezogen zu Frauen und Männern, Missbrauch und Manipulation. Vorallem ist es ihre ständige Suche nach Realität, die mich berührt und betroffen macht. Sie hat das Gefühl in einem System zu leben, mit dem sie nicht leben will. Der Arrest scheint ihr die letzte Sicherheit und den Bezug zur Realität zu nehmen. Sie wird zunehmend psychotisch. Umso furchtbarer ist, das es wie eine Flucht aus ihrem Leben wirkt. Alles löst sich auf, sie zerfällt förmlich. Ich kann dieser Entwicklung und dem Ende der Geschichte nicht viel abgewinnen, weil ich es so bedrückend finde. Die Entscheidung, die im Klappentext angekündigt wird, kommt mir vor wie eine Entscheidung gegen das Leben. Das ist sicherlich Deutungssache. Der Roman hat eine grosse Aussagekraft und zeigt auch, wie die jungen Frauen in ihrer Labilität ihren Platz im Leben behaupten. Der Titel DAFUG trifft es.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Bookslove1511, 17.10.2021

    Als Buch bewertet

    Tragikomisch, vielstimmig, bitterböse

    Die 28-jährige Anja wurde wegen unangemeldeten Demonstration gegen Regierungskorruption festgenommen und zu zehn Tage Arrest verurteilt. Sie landet in eine Moskauer Gefängniszelle, in dem sie mit weiteren fünf Frauen -die ebenfalls wegen geringfügigen Ordnungswidrigkeiten sitzen müssen- nicht nur die Toilette, sondern auch eine Tasse lauwarmen Tee teilt. Die jungen Frauen stammen aus völlig anderen Gesellschaftssichten ab, dennoch reden die gerne miteinander, spielen erfundene Spiele und erzählen aus dem eigenen Leben. Anja nimmt alles erstmals wie eine Anekdote auf, die sie hinterher ihren Freunden erzählen möchte, denn das Essen schmeckt gut, die Insassen sind in Ordnung und es herrscht keine Gewalt, doch die Tage vergehen. Anjas Mitinsassen verlassen eine nach dem anderen die Zelle und sie bleibt mit ihren Gedanken und ihre Wahnvorstellungen alleine...

    Hinter diesem „Gangsterhaften“ Titel, und ein Cover welches mich an einen modernen „Drogenroman“ erinnert, verbirgt sich eine aktuelle Geschichte über heutigen Russland. Sehr mutig, zugleich zornig ergreift die Autorin einige Themen wie russische Gesellschaftsspalt zwischen Armut und Reichtum, traditionelle Rollenverteilung, Regime-Gläubigkeit, Unabhängigkeitsdrang und Sexualität. Klingt zu Politisch? Ist es aber nicht. Denn Jarmysch hat ihre Figuren sehr kreativ und vielfältig kreiert und ihnen lustigen Stimmen gegeben, sodass ich immer wieder bei Dialogen lauthals lachen musste.

    Kira Jarmysch ist als Alexej Nawalnys Pressesprecherin bekannt und es ist ihrer erster Roman, in dem sie einige biografische Eckdaten mitverarbeitet hat. Ein gut gelungenes, interessantes, aussergewöhnliches und lesenswertes Debüt.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Karin G., 17.09.2021

    Als Buch bewertet

    Das Buch hat mich sofort auf Grund der interessanten Leseprobe angesprochen. Ich denke nicht, dass ich mich durch das Cover und der für mich nichtssagende Titel für das Buch entschieden hätte.
    Ich muss gestehen, ich musste den Titel erstmals googeln um dessen Bedeutung zu wissen. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Die einzelnen Personen sind hervorragend ausgewählt und mit entsprechenden Eigenschaften versehen.
    Zur Geschichte, die 28 jährige Anja Ramanowa muss auf Grund einer Teilnahme an einer Demonstration 10 Tage in einem Moskauer Gefängnis verbringen. Dort sitzt sie mit fünf anderen Frauen ein. Verschiedene Schichten, Leben und Frauen treffen hier aufeinander. Anja verbringt diese Zeit auch mit der Reflektion ihres bisherigen Lebens. Ein sehr gesellschaftskritischer Roman, der es in sich hat. Obwohl ich nicht besonders an politischen Büchern interessiert bin, hat mich dieses Buch gefangen genommen und sehr gut unterhalten.
    Ein tolles Buch, das ich gerne weiterempfehle. Es hat mir eine schöne Lesezeit beschert.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    labbelman, 24.09.2021

    Als Buch bewertet

    Titel: Hinter Gittern...

    Ich wollte diesen Roman unbedingt lesen, weil ich gern mal hinter die Kulissen eines Gefängnisses schauen wollte, da man als Normalsterblicher dazu eher keinen Zugang hat. Und ich bekam dann doch noch mehr.

    In erster Linie begleitet der Leser Anja, die als Demonstrantin festgenommen wird und ins Gefängnis kommt. Es wird sowohl der Gefängnisalltag als ihr Leben davor in Rückblenden beleuchtet, was ich sehr spannend fand. So erlebt man wie Anja durch die Hafterfahrung immer mehr in sich zusammenfällt, was teils schwer auszuhalten war.

    Doch nicht nur Anja lernen wir kennen, sondern auch die anderen Mitgefangenen, die auch jeweils ihr Päckchen zu tragen haben. Oft hatte ich Verständnis und Angst zugleich.

    Der Roman liefert eine Gesellschaftkritik, von der wir zwar weit ab von Russland viel ahnen, aber nie genau Kenntnis haben. Mal in den Kopf einer Opositionellen schauen zu können, das hatte schon was.

    Fazit: Mal komplett etwas anderes. Gewiss keine leichte Kost und dennoch hoch interessant.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 3 Sterne

    MeinSohnPrinzAndreas, 05.10.2021

    Als Buch bewertet

    Nach einer Demonstration gegen die Korruption in den russischen Behörden findet sich die achtundzwanzigjährige Moskauerin Anja auf einer Polizeiwache wieder. Zu ihrer Überraschung wird sie am Folgetag zu 10 Tagen Haft verurteilt, scheinbar eine Willkommene Auszeit, um sich Gedanklich mit ihrem bisherigen Leben auseinander zu setzen, dass nicht unbedingt in geplanten Bahnen verlaufen ist. Doch in der Haftanstalt scheint sie nicht unbedingt zur Ruhe kommen zu können, ihre fünf Mitbewohnerinnen, die nicht unterschiedlicher hätten sein können, lassen sie mehr und mehr die gesellschaftliche Lage Russlands reflektieren.

    Zugegeben, ich hatte grosser Erwartungen an das Buch. Ich erhoffte und erwartete mir eine Kritik an der gesellschaftlichen und politischen Stagnation in Russland seitens einer Oppositionsführerin, als die man die Autorin schon fast bezeichnen könnte, in der Art, wie es "Der ehemalige Sohn" von Sasha Filipenko für Belarus ist. Allerdings muss ich sagen, dass ich in weiten Teilen enttäuscht wurde. Ohne Frage, der Schreibstil konnte mich recht rasch überzeugen. Geradlinig und intensiv werden die Leser:innen an die Geschichte herangeführt. Sprachlich ist das Buch wirklich prickelnd und gekonnt ausgearbeitet. Allerdings stellte mich die Handlung kaum zufrieden. Anfangs entwickelte sie sich noch in die Richtung, in die ich mir die Geschichte erhofft hatte, allerdings flachte dies immer mehr ab, und es ging viel mehr um Anjas Erfahrungen des Lebens als Inhaftierte, ständig unterbrochen von langen Rückblenden. Diese Rückblenden aus der Jugend, Studienzeit und dem ersten Berufserfahrungen Anjas waren zwar aus gesellschaftskritischer Sicht recht interessant, trugen aber keinen wesentlichen Beitrag zur Handlung bei, und entwickelten sich recht rasch zu einem Ballast, der den Lesefluss beeinträchtigte. Die Charakterzeichnungen der Autorin empfinde ich wiederum als sehr gut gelungen. Anja ist facettenreich und ausführlich gestaltet, bietet den Leser:innen und ihren Mitgefangenen, aber auch sich selbst, immer wieder neue Seiten ihrer selbst. Und trotzdem bleibt sie ein wenig unnahbar und ungreifbar, entwickelte sich für mich also nicht unbedingt zu einer Sympathieträgerin. Hinsichtlich der Handlung hat ein Aspekt bei mit Fragen aufgeworfen, die nicht zufriedenstellend beantwortet werden konnte. Ich spreche von den übernatürlichen Momenten, die immer wieder in der Geschichte auftraten. Diese waren für die Handlung weitestgehend überflüssig, ausser, um noch deutlicher Anjas geistige Entwicklung während der Haft zu verdeutlichen, was meiner Meinung nach überflüssig ist. Auch konnte mich die Auflösung bzw. Erklärung dieser übernatürlichen Aspekte in der Geschichte nicht zu hundert Prozent überzeugen, auch wenn diese Stellen in der Geschichte immer recht spannend waren und vor allem atmosphärisch waren, und den Spannungsbogen in diesem Moment sehr stark gepusht haben.

    Am Ende des Tages konnte mich die Geschichte aber nur teilweise überzeugen, wobei man sagen muss, das die für mich positiven Dinge der Geschichte ausserordentlich Gut gelungen sind.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Sarahjane K., 14.09.2021

    Als Buch bewertet

    Das Buchcover war eigentlich mein Anreiz dieses Buch zu lesen. Es ist Optisch ganz anders als meine bisherigen Bücher. Durch den Kartonartigen Umschlag und den verschiedenen Violetttönen ist es auf jeden fall ein Hingucker. Danach hat mich er Klappentext überzeugen können, man erfährt zwar nicht allzu viel aber das reichte um meine Neugier zu wecken.

    Beim Lesen hatte ich überhaupt keine Probleme in die Geschichte zu kommen. Was mich allerdings ein bisschen gestört hat war, dass die Kapiteln schon relativ lang waren und ich es schlecht einteilen konnte. Sonst war mir der Schreibstil ganz recht und durch das Humorvolle und realistische war das lesen eine Freude. Es geht um 5 verschiedene Charaktere die 10 Tage in einem Arrest in Russland sitzen. Dabei erfahren wir wer die einzelnen Damen sind und was sie hier her geführt hat.

    Es war ziemlich interessant und lustig auch noch dazu.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 3 Sterne

    Michael B., 08.12.2021

    Als Buch bewertet

    Gute Ansätze...
    DAFUQ ist der Fluch, den Anja an ihrem vermeintlichen Entlassungstag von sich gibt - so sind es dann doch 10 Tage im Arrest geworden und nicht die erwarteten 9. Und weil der Ort der Handlung Russland ist, erwartet man als Leser natürlich eine ungeheure Brisanz, die sämtliche Menschenrechtsaktivisten auf den Plan gerufen hätte, wegen der unmenschlichen Zustände und der Gewaltanwendung durch das Gefängnispersonal, Brutalität und Willkür; man erwartet einen kritischen Exkurs über Freiheitseinschränkungen im Land, eine politische Kontroverse und die Analyse eines Unrechtsystems. Fünf Frauen für knapp 10 Tage in einer Arrestzelle, fünf Frauen mit ihrer sehr unterschiedlichen Geschichte - eigentlich eine hinreichende Ausgangsbasis für einen richtig guten Roman. Man hätte eine merscharfe Analyse der russischen Gegenwartsgesellschaft erwarten können, wo das Private immer auch politisch ist. Aber genau das bietet das Buch nur in sehr milder Form. Ja - ein bisschen wird über Willkür berichtet; locker-leichtes Erzählen darüber, dass die Beteiligung an Demonstrationen gefährlich sein kann; es geht aber auch um so banale Dinge wie 'Körperoptimierung' und Fingernägel, um Untreue; wir erfahren von schlechtem Essen im Arrest. Aber die Art, wie die Autorin erzählt, erweckt fast den Eindruck, dass es eine recht nette Erfahrung sein muss, in einer russischen Arrestzelle einzusitzen. Die gesamte Geschichte ist ein wenig wie halbgemütliches Geplaudere, während eigentlich drumherum das Leben mit seinen Katastrophen tobt. Nett zu lesen und zu hören - aber mehr auch nicht... Nur am Schluss - ein kleiner Exkurs über die magische Macht der Frauen über Leben und Tod und Fäden die reissen können - das gibt dann doch noch einen Sonderpunkt!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Mareen K., 30.09.2021

    Als Buch bewertet

    Russland im 21. Jahrhundert: Wer seinen Unmut äussert und gegen die Eliten des Landes protestiert, kann grosse Probleme bekommen und im schlimmsten Fall im Gefängnis landen. Das ist, vor allem in den letzten Jahren, traurige Realität geworden und wird in dieser fiktiven Geschichte von Kira Jarmysch, die Alexei Nawalnys Pressesprecherin war, aufgegriffen.
    Die Hauptfigur Anja wird im Rahmen einer nicht genehmigten Demo verhaftet und landet im Arrest. Dort trifft sie fünf weitere Frauen, die alle ihre eigene Geschichte inklusive Probleme und Träume haben. Auch die Beschreibung des alltäglichen Lebens im Gefängnis und die Auswirkungen auf die Inhaftierten, insbesondere auf Anja, bekommen ihren Raum.
    Frau Jarmysch ist hier ein guter Roman gelungen, der es schafft, die komplexe Situation Russlands darzustellen, indem sie durch ihre Figuren den sogenannten „Querschnitt der Gesellschaft“ mit den doch teilweise sehr unterschiedlichen Sichtweisen zu Wort kommen lässt. Das vermutlich auch viele eigene Erfahrungen und Erlebnisse eingeflossen sind, macht das Buch sehr authentisch und trotz der fiktiven Handlung für mich zu einem Stück Zeitgeschichte. Aufgrund ihrer Tätigkeit für Nawalny ist eigentlich klar, auf welcher „Seite“ Frau Jarmysch zu verorten ist. Dennoch – und das ist für mich das herausragende an dem Buch – ist sie nicht parteiisch oder belehrend, sondern rein darstellend.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    SiWel, 14.09.2021

    Als Buch bewertet

    Dafuq, ein Titel mit dem ich zunächst überhaupt nichts anfangen konnte und gerade deswegen mein Interesse geweckt hat. Auch das Cover ist besonders und sehr auffällig, ein fester dicker Kartoneinband mit einer rauhen Haptik. Die Gestaltung ist ebenfalls ausgefallen. Im Nachhinein würde ich sagen, es passt alles perfekt zum Roman.Da hat sich jemand viele Gedanken gemacht.
    Nachdem ich die ersten Seiten gelesen habe, war ich auch schon wieder in Moskaus Welt angekommen. Seine Vielschichtigkeit wird hier total gut dargestellt durch die verschiedenen Frauentypen, die hier in einer engen Gefängniszelle aufeinander treffen. Natascha, Katja, Diana, Irka, Maja und Anja. Hauptsächlich geht es hier um Anja, die bei einer Demonstration verhaftet wurde und für zehn Tage inhaftiert wird. Lebhaft und bildlich gut vorstellbar werden hier die einzelnen Tage der Haft geschildert. Unterbrochen werden diese nur von den Rückblicken aus Anjas bisheriger Lebenszeit.
    Es werden viele Thematiken abgehandelt die Russland, ihre Politik und das heutige Leben dort betreffen. Amüsant, fesselnd, unterhaltsam und ehrlich.
    Der Schreibstil ist so angenehm lesbar, dass ich das Buch mit seinen 416 Seiten innerhalb von zwei Tagen durchgelesen hatte. Schaut man sich zusätzlich noch die Autorenseite an, weiss man sofort, warum der Roman so authentisch gelungen ist.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sophie L., 08.10.2021

    Als Buch bewertet

    10 spannende Tage im Arrest

    Anja wurde bei einer Demo festgenommen und muss nun 10 Tage in einer Arrestzelle in Moskau verbringen. Zusammen mit ihr sitzen weiter fünf Frauen in der Zelle.
    Man könnte meinen, dass so ein Arrestaufenthalt ziemlich langweilig ist und das man vor allem als Leser*in nicht viel Unterhaltung erwarten darf. Dem ist jedoch gar nicht so. Die Autorin schafft es eine vielschichtige und interessante Geschichte zu vermitteln. Neben den Anekdoten der Insassinnen und dem Alltag im Arrest, erzählt Anja auch immer wieder Rückblenden aus ihrem Leben als junge Frau in Russland. Besonders gefallen hat mir, dass viele Themen angesprochen worden, bei denen immer mehrere Meinungen vertreten wurden, sodass der/ die Leser*in sich selber Gedanken dazu machen musst, wie er/sie dazu steht.
    Obwohl die Kapitel recht lang sind, da jedes Kapitel einen Arresttag beinhaltet, liess sich das Buch sehr schnell lesen. Alles in allem eine Empfehlung, vor allen Dingen, für diejenigen, die noch nie etwas aus Russland gelesen haben.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Christian B., 19.09.2021

    Als Buch bewertet

    Einblicke in den russischen Arrest

    "DAFUQ" ist der erste Roman von Kira Jarmysch, der Pressesprecherin von Alexej Nawalny. Der Originaltitel des Buches auf russisch lautet übersetzt: "Unglaubliche Ereignisse in der Frauenzelle Nr. 3", was für mich auch mehr Sinn ergibt. Der Ausdruck "Dafuq" = "What the fuck" kommt nur sehr weit am Ende des Buches einmal vor.

    Der Originaltitel beschreibt den Roman schon ganz gut. Die Geschichte handelt von Anja Romanowa, einer achtundzwanzigjährigen jungen Frau, die zu einer zehntägigen Strafe im Arrest verurteilt. Anja wird vorgeworfen, Sie hätte eine Demonstration organisiert, an der Sie aber nur teilgenommen hat. In der Frauenzelle 3 trifft Anja auf fünf andere Frauen, z.B. Maja, ein Instagram Model, die durch Schönheitsoperationen versucht reichen Männern zu gefallen, Natascha, die bereits im echten Straflager war oder Irka, die die Alimente für ihre Tochter nicht bezahlt hat.

    Im Roman wird der Alltag der Frauen im Arrest beschrieben und immer wieder erzählen die Frauen Teile aus Ihrem eigenen Leben. Diese Abschnitte des Romans haben mir sehr gut gefallen. Etwas zäh wurde es aus meiner Sicht immer, wenn der Roman von der Vergangenheit der Hauptprotagonistin Anja berichtet hat, diese Abschnitt habe ich eher als langweilig empfunden. Auch die Halluzinationen, die Anja in der Zelle erlebt waren anstrengend zu lesen.

    Der Roman hat an vielen Stellen sehr viel Spass gemacht, z.B. die Beschreibung des Arrest Alltags und die Dialoge zwischen den Frauen. Leider gibt es wie oben beschrieben auch langweiligere Stellen.

    Der Roman bekommt von mir 3,5 Sterne (wird zu vier aufgerundet).

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jacqueline T., 27.09.2021

    Als Buch bewertet

    Das Buch DAFUQ von Kira Jarmysch gefällt mir doch recht gut. Das Buchcover hat mich sehr überrascht, denn so habe ich bis jetzt noch kein Buch gelesen. Ich finde den Einband sehr gut und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass auch andere Bücher solch einen Einband haben werden. Insgesamt sind es 413 Seiten und es handelt um 5 russische Frauen, welche wegen ganz unterschiedlicher „Sachverhalte“ zusammen in einer Arrestzelle mehrere Tage verbringen. Anja, die Hauptprotagonistin ist der Arrestzelle weil sie bei einer Demonstration von der Polizei festgenommen wurde. Sie muss für 10 Tage in die Zelle… Sie erfährt den Alltag unter fremden Frauen wo jede ihr eigenes Schicksal erlebt hat, sie lernt nette Beamte und wenige nette Beamte kennen welche sie zum Essen bringen oder auch zur Dusche. In dem Buch wird es schon sehr anschaulich beschrieben, wie die Insassen den „Schliessern“ausgesetzt sind, denn wenn die nicht wollen, dann führt auch kein Weg dahin…. Ich denke das Buch ist sehr dicht an der Realität in Russland dran, und zeigt einmal mehr was Menschen mit der Ihr gegebenen Macht anstellen. Ein sehr lesenswertes Buch!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein