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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 19.10.2021

    Als eBook bewertet

    Vier Sterne für den kauzigen Herrn Schmidt

    Ich habe schon einige Bücher von Alina Bronsky gelesen und wurde dabei von ihrer spitzen Zunge stets ganz wunderbar unterhalten. Ich war daher sehr gespannt und voller Vorfreude, vielleicht waren meine Erwartungen dadurch auch etwas zu hoch, aber ihr bester Roman ist dieser für mich eindeutig nicht.

    Zwar geht es gewohnt spitz los, man wird mit „Herr Schmidt Freitagfrüh aufwachte und den Kaffeeduft vermisste, dachte er zuerst, dass Barbara im Schlaf gestorben sein könnte. Das war zwar eine absurde Vorstellung– Barbara war gesund wie ein Pferd–, noch abwegiger schien allerdings die Möglichkeit, dass sie verschlafen haben könnte. Sie verschlief nie. Doch als er sich im Bett umdrehte und sah, dass die Betthälfte neben ihm leer war, schien ihm plötzlich am wahrscheinlichsten, dass Barbara auf dem Weg in die Küche tot umgefallen war.“ sofort bitterböse in die Geschichte geworfen, lernt Herrn Schmidt mit samt seinem inneren Groll, seinem längst überholten Weltbild, seiner veralteten Einstellung Frauen gegenüber und seiner Fremdenfeindlichkeit kennen und kann mitverfolgen, wie er sich nach und nach aus der Rolle des Ehemanns, der sich nach Strich und Faden von seiner Frau bedienen lässt, befreien muss, weil Barbara das Bett nicht mehr verlässt. Vom ersten verunglückten selbst gekochten Kaffee bis hin zum fast perfekten Hausmann, ist man vor allem bei seinem Bemühen um die Optimierung dieser Fähigkeiten mit dabei, während das Verhältnis zu seiner Frau, seinen Kindern und seine grossen Schwächen im Zwischenmenschlichen, äusserst zurückhaltend in die Handlung einfliessen. Mag dies vielleicht auch optimal zur Szenerie an sich, nämlich, dass er die schwere Erkrankung seiner Frau und der drohende Abschied von ihr, ebenso beiseite drängt, passen, empfand ich irgendwann einfach Längen, wenn es wieder nur ums Zubereiten diverser Gerichte und Kuchen geht. Durchaus klar ist mir, dass es einfach seine ihm einzig mögliche Art ist, ihr seine Zuneigung zu zeigen, die Geschichte ja auch eigentlich ihre Tragik eine Stück weit daher bekommt, aber so viel Raum hätte das wegen mir einfach nicht einnehmen müssen.

    Herr Schmidt hat mich mit meinen Emotionen hin- und hergeworfen. Klar, sympathische oder gar liebenswürdige Seiten wird man an ihm nicht finden, das ist nicht seine Art, aber immer wieder konnte er mich mit seinem Bemühen auch rühren, oft habe ich schlicht Mitleid mit ihm verspürt. Er ist, wie von der Autorin gewohnt, mit seinen Eigenheiten in meinen Augen äusserst gelungen dargestellt. Nur zu gut konnte ich ihn mir vorstellen und auch, dass er sich von Null auf fast Hundert zum Profi in der Küche entwickelt fand ich realistisch gezeichnet zumal ja auch einige Zeit ins Land zieht. Er nimmt die Hauptrolle ein, der Roman dreht sich um seine Entwicklung. Sohn Sebastian, Tochter Karin und auch seine Ehefrau Barbara nehmen dabei ganz kleine Nebenrollen ein, bekommen daher auch kaum Profil, was mich aber nicht gestört hat.

    Noch schwerer wäre es mir sicher gefallen, am Buch zu bleiben, wenn mir der Schreibstil nicht wie stets äusserst gut gefallen hätte. Bitterböse, pointierte Formulierungen und Szenen, die mich schmunzeln liessen, wie „….sah sich in der Küche um. Das hier war Barbaras Reich, die Oberflächen glänzten ihm entgegen. Er hatte ihr zur goldenen Hochzeit eine neue Küche geschenkt, ein Sammelgeschenk für all die anderen Hochzeitstage und Geburtstage, an denen er nichts geschenkt hatte, und auch für alle künftigen, an denen er nichts schenken würde.“, sowie Gedanken und Dialoge, die mit Wortwitz glänzen, haben mich durchaus streckenweise gut unterhalten. Der Autorin gelingt es einfach das Kopfkino zum Laufen zu bringen. Wer kann sich einen Herr Schmidt bei der Beschreibung, „Die blöde Suppe funktioniert nicht, […] So viel Zeit verloren, für nichts. Was das ganze Gemüse gekostet hat. [… Warum fängst auch gleich mit so was Schwierigem an, […] Was hast du falsch gemacht? Poste mal das Rezept. Am Rezept lag es nicht, versuchte Herr Schmidt Lydias Ehre zu retten. Das alles ist einfach keine Beschäftigung für einen Mann. Barbara liegt im Bett, und ich weiss nicht, ob sie wieder aufstehen wird, sie will nicht zum Arzt, sie will nichts essen. Ich schufte wie eine Küchenmagd, und alles für die Katz.“, schon auch nicht mehr als gut vorstellen. Wenn auch eher spärlich, fanden sich durchaus für mich auch berührende Szenen, wie z.B. »Vor dem Essen kein Kuchen. Weisst du ja.« Henry nickte, für Herrn Schmidts Geschmack einen Tick zu bereitwillig. Er seufzte und nahm ein grosses Messer aus der Schublade, schnitt ein Stück ab und hielt es Henry hin. »Jetzt nimm schon!«, wenn der Enkel sich das erste Mal auf ihn einlässt, oder er einem Obdachlosen an Weihnachten etwas zum Essen bringt. Alina Bronsky spielt dabei wie immer mit Emotionen. Diese an sich tolle Geste macht sie so z.B. sofort wieder zunichte, indem sie ein „Herr Schmidt spürte Wut in sich aufsteigen. »Warum sitzt du überhaupt hier? Warum arbeitest du nicht? Bist du krank? Bist du schwach?« Er erwartete keine Antwort, nicht einmal ein Dankeschön. Musste sich wieder bücken, um sein Zeug in den Korb zu werfen, den Pullover hinterher. »Hast du gesunde Arme und Beine, musst du arbeiten«, sagte er scharf. »Dass du dich nicht mal vor deinem Hund schämst.« Der Penner schwieg, die Augen auf den Boden gerichtet. Herr Schmidt hatte endlich alles beisammen. Es ärgerte ihn, dass der Mann sich nicht einmal verteidigte.“, hinterher schiebt, womit sie zudem ihre feinen Spitzen an Gesellschaftskritik gekonnt setzt.

    Alles in allem werden Leser, die den Stil der Autorin kennen und schätzen bestimmt auch diesen Roman gerne lesen, für alle, die Fans von Alina Bronsky werden wollen, würde ich eher ihre anderen Bücher empfehlen.

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  • 5 Sterne

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    Biest, 09.09.2021

    Als Buch bewertet

    Die ungeschönte Wahrheit

    "Nun war alles anders. Er musste nun Barbara sein, für sich und für Barbara."

    Meine Meinung:

    Die Leseprobe hat mich schon zutiefst begeistert und der Rest des Buches war ebenfalls wie erhofft sehr amüsant, traurig und an einigen Stellen auch schockierend zugleich.

    Walter, die Hauptfigur, ist ein typischer Mann vom alten Schlag. Frauen gehören hinter den Herd, Hausarbeit ist Frauensache und der Mann verdient das Geld. Dementsprechend ist er dann auch böse auf die Nase gefallen, als seine Frau morgens einfach nicht mehr aufgestanden ist. Das fing beim Kaffeekochen an und hörte nirgends mehr auf. Trotzdem habe ich Walter sofort ins Herz geschlossen. Seine grummelige und hilflose Art macht ihn auf der anderen Seite schon wieder sympathisch. Ich glaube im tiefsten Inneren wollte er doch immer nur das Beste für seine Familie. Die Entwicklung die er durchgemacht hat, auch wenn er sich lange dagegen gesträubt hat, war sehr schön beschrieben.

    Das Ende der Story hatte ich mir eigentlich anders gewünscht, bzw. vorgestellt. Als ich das Buch zuklappte, war ich leicht enttäuscht. Im Nachhinein, nachdem ich alles hab sacken lassen, finde ich den Schluss eigentlich ganz in Ordnung.
    Die Story war sehr authentisch und bildhaft dargestellt. Die Beschreibungen teils herrlich komisch und die Dialoge zum wegschmeissen.

    Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, er liess sich locker und flüssig lesen. Das Cover sowie den Titel hätte man einfach nicht besser wählen können.

    Fazit:

    Ich hab mich köstlich amüsiert. Kann dieses Buch jedem empfehlen, der gerne liest. Ganz besonders möchte ich es aber der Männerwelt ans Herz legen, besonders denen, die so denken wie Walter. Vielleicht ist da ja noch was zu retten.

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  • 5 Sterne

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    Minijane, 29.08.2021

    Als Buch bewertet

    Herr Schmidt muss Haushalt lernen
    Walter Schmidt ist ein Ignorant und ein Rassist, eine Person, der man kaum Sympathie entgegenbringt. Er hat wie viele Männer seiner Generation das Rollenverständnis, dass er der Verdiener zu Hause die Füsse hochlegen darf und seine Frau ihn bitteschön zu umsorgen hat. Das hat sich nicht geändert, nur weil er inzwischen Rentner ist. Wenn er morgens aufsteht, erwartet er, dass der Kaffeeduft ihm schon in die Nase steigt und er sich nur noch an den gedeckten Kaffeetisch zu setzen braucht. Umso grösser war der Schock für ihn, als genau dieser selbstverständliche Service eines Tages nicht erbracht wurde, weil es seiner Frau Barbara nicht gut war.

    Und leider ging es Barbara auch in den Folgetagen nicht gut, was ihn tatsächlich dazu zwang etwas zu unternehmen. Zu stolz die Kinder anzurufen, halfen ihm die Bäckereiverkäuferin und später, nachdem sein Sohn ihm das Internet erklärt hatte, auch die You tube Videos eines Fernsehkochs seine mehr als mangelhaften Kochkünste zu verbessern. Es gab wie man sich denken kann viele sehr komische Szenen, die das Buch sehr unterhaltsam werden liessen. Man erfuhr nie, was Barbara für eine Krankheit hatte und Walter war überzeugt, dass sie durch vernünftiges Essen wieder auf die Beine käme, aber man weiss als Leser sehr schnell, dass es etwas Ernstes war. Das Buch bildete ausschliesslich Walter's Sichten ab, die so manches Mal recht kurios waren. Was ihm nicht passte, ignorierte er gerne. Er pflegte seine Vorurteile, und trotzdem mochte man ihn am Ende mehr als am Anfang und empfand auch irgendwie Mitleid mit ihm.

    Er erkannte wie beliebt Barbara im Dorf ist, und was sie alles geleistet hatte, während er an ihrem Akzent herumgemäkelt hatte. Wie so viele von Alina Bronsky's Figuren, ist Barbara russischstämmig. Das Thema Heimat in einem fremden Land finden, schwingt in ihren Büchern eigentlich immer und auch hier wieder mit. Neben dem bissigen Humor besitzen ihre Bücher immer auch Tiefgang. Ich kann ihr neuestes Buch, dass ich in wenigen Tagen durchgelesen hatte, nur wärmstens empfehlen.

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  • 5 Sterne

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    Verena W., 10.09.2021

    Als Buch bewertet

    Originell

    Was kann das ruhige, in geordneten Bahnen ablaufende Leben eines Mannes im wohlverdienten Ruhestand noch aus dem Gleichgewicht bringen?
    Herrn Schmidts Routine wird von einem Tag auf den anderen zerstört; denn seine Frau Barbara, die doch stets „gesund wie ein Pferd“ gewesen ist, liegt plötzlich im Bett, krank und apathisch. Zunächst noch unwillig, nach jahrzehntelanger strikter Aufgabenteilung nun Barbaras Part, die Hausarbeit, zu übernehmen, bleibt Herrn Schmidt doch nichts anderes übrig, wenn er nicht auf seinen gewohnten Kaffee verzichten und nur aufgetaute Speisen essen möchte - und seiner Frau wieder auf die Beine helfen will.
    Sehr komisch weiss Alina Bronsky die Hilflosigkeit des alten Mannes bei der Bedienung der Küchengeräte zu schildern, aber auch den Ärger über seinen ungewohnten und ungewollten Einsatz. Wer die Autorin kennt und weiss, wie hintergründig ihre Romane sind, ahnt bereits, dass mehr als nur ein Rollentausch dahinter steckt. Während sie auf humorvolle Weise erzählt, wie sich Walter Schmidts Alltag gründlich ändert, seine Kinder mit gutgemeinten Ratschlägen und Hilfsangeboten zur Stelle sind und seine Frau einfach nicht gesund wird, lässt sie uns an Herrn Schmidts engstirniger Einstellung zu seinen Mitmenschen und seiner Familie teilhaben. Bei aller Schroffheit steht für ihn jedoch fest: „Barbara stirbt nicht“.
    Schmidts Lebens“philosophie" wird witzig und zugleich nachdenklich wiedergegeben, schliesslich auch in Frage gestellt, so dass er nicht zu einer „Comicfigur" verblasst, sondern eigentlich ein tragischer Charakter ist. Wie viele „Herr Schmidt“ mag es geben auf der Welt?

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  • 5 Sterne

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    iGirl, 16.09.2021

    Als Buch bewertet

    Metamorphose eines Patriarchen

    Herr Schmidt ist ein typischer Mann der 50/60-er Jahre. Mittlerweile in die Jahre gekommen, aber nach wie vor patriarchisch, unfreundlich bis ungezogen, nach wie vor in der Rolle des absoluten Familienoberhaupts hat er natürlich mit 'Frauenthemen', wie Kochen und Haushalt überhaupt nichts am Hut. Doch urplötzlich passiert es: seine Frau Barbara 'fällt aus' und Herr Schmidt findet sich völlig unvorbereitet in der Rolle des Hausmannes wieder. Das klingt erst mal richtig lustig, jedoch leuchtet zwischen den Zeilen die Tragödie der Beziehung, der Familie, von verpassten Gelegenheiten, aber auch Herrn Schmidts Vorurteile und Borniertheit hervor. Eigentlich kann man als Leserin diesen Mann nur hassen – und doch ist da ein Kern in ihm, der im Lauf der Geschichte einen besonderen Menschen erkennen lässt.

    Der Mix aus Tragik und feinsinniger Situationskomik dieses ungewöhnlichen Ehe- und Familienlebens ist auf wunderbar selbstverständliche Weise geschrieben. Ich, als Leserin, hatte das Gefühl, quasi voyeuristisch, in das Leben der Schmidts hinein katapultiert zu werden. Manchmal dachte ich, ja - diesen Typ Mann, diese Form einer langjährigen Ehe, kenne ich von Erlebnissen im Supermarkt, auf Reisen, in der Nachbarschaft, im elterlichen Bekanntenkreis. Doch gerade dieses 'déjà vu' macht die Geschichte für mich so greifbar, so nahe gehend, so berührend.

    Mein Fazit: 'Barbara stirbt nicht' ist ein beeindruckend geschriebenes Buch, das nachdenklich macht über das Älterwerden, über verfestigte Strukturen, über Rollenbilder. Mich hat die Geschichte sehr beeindruckt - daher eine eindeutige Leseempfehlung meinerseits.

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  • 5 Sterne

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    Michael B., 19.09.2021

    Als Buch bewertet

    Grossartig und bewegend!
    Eigentlich ist es eine recht simple Geschichte: Eine alt gewordene Ehe, die Kinder inzwischen verstreut im Lande; Herrn Walter Schmidts russischstämmige Ehefrau Barbara wird pflege- und betreuungsbedürftig und Walter muss sich der völlig neuen Herausforderung stellen, die Versorgung und den Haushalt zu managen - und das, wo er noch nie zuvor im Leben eigenhändig eine Tasse Kaffee gekocht hat. Man ahnt, dass es um Barbara nicht gut bestellt ist und alle Menschen im Umfeld und die eigenen Kinder scheinen mehr über Barbaras Zustand zu wissen als Walter, dessen Herz seit Jahrzehnten erkaltet zu sein scheint; vielleicht will Walter aber all die Traurigkeit seines Lebensentwurfes nicht an sich herankommen lassen, weil sie ihn überwältigen würde. Walter ist streng zu sich und anderen, das Gegenteil von einem Menschenfreund, glaubt niemenden zur Unterstützung zu benötigen, lehnt Hilfe zunächst kategorisch ab. Man könnte ihn als Leser hassen, wäre er nicht eine so traurige Figur, die sich im Verlaufe der Geschichte dann doch noch wandelt, ohne dabei aber jemand komplett anderer zu werden. Walter erlernt mithilfe eines Fernsehkochs die Mahlzeitenzubereitung für sich und Barbara und übertrifft sich schliesslich selbst; und weil Essen Leib und Seele zusammenhält, ist das Walters Weg Barbara gegenüber seine Liebe auszudrücken. Und wie es Alina Bronski in einer sehr nüchternen Schreibweise gelingt, eine Geschichte über nur 256 Seiten hinweg derart zu wandeln - von einer zuweilen komisch anmutenden Erzählung zu Beginn hin zu einem wahren Lebensdrama am Ende - das ist grossartig und bewegend!

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  • 5 Sterne

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    Bookflower173, 19.09.2021

    Als Buch bewertet

    Tolle Unterhaltung!

    Als seine Frau Barbara, pflegebedürftig wird, muss Walter Schmidt alle Aufgaben übernehmen, die sie immer übernommen hat. Und da fängt der Schlamassel schon an.

    Walter Schmidt ist ein toller Protagonist, dem ich gerne gefolgt bin! Er ist tollpatschig und launisch, weshalb ich beim Lesen mehrmals lachen musste und Spass hatte. Dass er ohne seine Frau aufgeschmissen ist, merkt man spätestens dann, wenn er selbst verzweifelt Kaffee kochen muss. Einem solchen Protagonisten bin ich davor noch nicht begegnet, weshalb dieser Roman für mich sehr erfrischend gewesen ist.

    Aber Herr Walter entwickelt sich weiter und ist mir doch sehr ans Herz gewachsen. Vor allem das Kochen hat er für sich entdeckt, nachdem er auf den Fernsehkoch Medinksi gestossen ist. Neben dem Humor verbirgt sich hinter diesem schönen Cover auch eine traurige Geschichte, die mich berührt und traurig gemacht hat. Denn Barbara geht es schlechter, als Walter annimmt.

    Das Buch liest sich sehr flüssig und schnell und ich war wirklich traurig, als es vorbei war.

    Fazit:
    Ein sehr humorvoller und herzlicher Roman mit einem aussergewöhnlichen, aber doch liebenswerten Protagonisten. Für Unterhaltung ist mit diesem Roman definitiv gesorgt!

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  • 5 Sterne

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    m, 29.08.2021

    Als Buch bewertet

    Witziger und berührender Roman
    Barbara hat ihren Mann Herrn Schmidt Jahrzehnte vollständig umsorgt, und nun fällt sie plötzlich um und kann nicht mehr. Im Roman „Barbara stirbt nicht“ beschreibt Alina Bronski die Wandlung vom „Pascha“, „Herr im Haus“, einem Ehemann, der seine Frau nicht mehr sieht, Ignorant, Pedant, Rassist….. zum fürsorglichen Ehemann, verständnisvollen Menschen, Helfer. Mit viel Humor aber auch Tiefe ist diese Geschichte geschrieben. In vielen Dingen erkennt man in Herrn Schmidt den bestimmenden Ehemann von früher, einen älteren Mann, den vielleicht jeder kennt, wieder. Die Geschichte ist nur aus der Sicht von Herrn Schmidt geschrieben, über Barbara und ihren Hintergrund, ihre Krankheit erfährt man wenig. Bezeichnendes auch, dass Herr Schmidt in der Geschichte Herr Schmidt bleibt, man kennt seinen Vornamen nicht und erfährt auch nur nebenbei, welchen Beruf er früher ausgeübt hat. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen, die Verwandlung von Herrn Schmidt fand ich sehr berührend geschrieben und auch im Nachhinein gibt das Buch den Denkanstoss : Auch wenn man noch so eingefahren ist, man kann sich immer noch ändern bzw. sein Leben ändern.

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  • 5 Sterne

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    Marie aus E., 29.08.2021

    Als Buch bewertet

    Walter ist Rentner und hat Zeit seines Lebens die Vollversorgung durch seine Ehefrau als Selbstverständlichkeit nicht nur hingenommen, sondern auch seine Standards definiert und abverlangt.
    Doch dann wird Barbara, seine Frau, krank und er muss von einer Minute auf die andere alles daheim wuppen.
    Er hat keinen blassen Schimmer und kann nicht mal Kaffee kochen.

    Walter ist einfach fürchterlich! Er ist unsympathisch, unfreundlich, unselbständig und ein Ignorant. Was er nicht wahrhaben will, gibt es nicht. Ob es die gleichgeschlechtliche Beziehungen der Tochter (die Partnerin ist für ihn die beste Freundin), die gescheiterte Partnerschaft des Sohnes oder eben Barbaras Erkrankung ist (ist ein bisschen schlapp, muss nur anständig was essen).

    Die Autorin schildert das alles so trocken und so real, als wären wir dabei. Und ja nun, so ein bisschen bis ganz schön viel Walter kennt man auch aus dem eigenen Familien- und Bekanntenkreis.

    Wir als Lesende nehmen dabei Walters Perspektive ein, wissen also nur das, was Walter als seine Wahrheit gelten lässt. Sein Umfeld weiss deutlich besser Bescheid. Interessante Herangehensweise, die das Lesen spannend macht.

    Im Laufe des Buches geschieht es dann - in ganz kleinen Schritten - Walter nimmt seine neue Rolle an. Natürlich bekommt er auch Hilfe, ganz viel aus dem von ihm bislang völlig unentdeckten Internet. Er entdeckt einen Fernsehkoch und mit dessen Facebook-Seite erobert er sich Zug um Zug die Kochwelt. Ganz köstlich zu lesen, wie Walter sogar eine kleine Internet-Berühmtheit wird.

    Ich habe das Buch verschlungen, der böse Witz der Autorin, gepaart mit der treffender Charakterstudie einer Generation von Männern (ja, ich weiss, natürlich sind nicht alle so und es ist etwas überzeichnet) - ein echter Lesegenuss.
    Sehr gelungen auch das Ende, nochmal ein Paukenschlag zum Abschluss.

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  • 5 Sterne

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    Biest, 09.09.2021

    Als Buch bewertet

    Die ungeschönte Wahrheit

    "Nun war alles anders. Er musste nun Barbara sein, für sich und für Barbara."

    Meine Meinung:

    Die Leseprobe hat mich schon zutiefst begeistert und der Rest des Buches war ebenfalls wie erhofft sehr amüsant, traurig und an einigen Stellen auch schockierend zugleich.

    Walter, die Hauptfigur, ist ein typischer Mann vom alten Schlag. Frauen gehören hinter den Herd, Hausarbeit ist Frauensache und der Mann verdient das Geld. Dementsprechend ist er dann auch böse auf die Nase gefallen, als seine Frau morgens einfach nicht mehr aufgestanden ist. Das fing beim Kaffeekochen an und hörte nirgends mehr auf. Trotzdem habe ich Walter sofort ins Herz geschlossen. Seine grummelige und hilflose Art macht ihn auf der anderen Seite schon wieder sympathisch. Ich glaube im tiefsten Inneren wollte er doch immer nur das Beste für seine Familie. Die Entwicklung die er durchgemacht hat, auch wenn er sich lange dagegen gesträubt hat, war sehr schön beschrieben.

    Das Ende der Story hatte ich mir eigentlich anders gewünscht, bzw. vorgestellt. Als ich das Buch zuklappte, war ich leicht enttäuscht. Im Nachhinein, nachdem ich alles hab sacken lassen, finde ich den Schluss eigentlich ganz in Ordnung.
    Die Story war sehr authentisch und bildhaft dargestellt. Die Beschreibungen teils herrlich komisch und die Dialoge zum wegschmeissen.

    Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, er liess sich locker und flüssig lesen. Das Cover sowie den Titel hätte man einfach nicht besser wählen können.

    Fazit:

    Ich hab mich köstlich amüsiert. Kann dieses Buch jedem empfehlen, der gerne liest. Ganz besonders möchte ich es aber der Männerwelt ans Herz legen, besonders denen, die so denken wie Walter. Vielleicht ist da ja noch was zu retten.

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    Diane J., 03.09.2021

    Als Buch bewertet

    Das bisschen Haushalt…

    Barbara stirbt nicht …

    Diane Jordan

    In meinem neuesten Roman „Barbara stirbt nicht“ von Alina Bronsky geht es turbulent zu. Eine langjährige Ehe, wie sie wohl einige, aus der Beobachtung oder im näheren Umfeld nur zu gut kennen. Mich zumindest, hat es sofort irgendwie an meinen verstorbenen Papa erinnert. Der wusste auch nicht wie man die Spülmaschine, Waschmaschine oder den Staubsauger bedient und hat sich diesbezüglich auch jahrzehntelang auf meine Mama verlassen. Die Romanfigur Walter Schmidt ist genau so ein Exemplar. Seine bessere Hälfte Barbara hat vorher den gesamten Haushalt geschmissen, dies ist ihr nun aber leider nicht mehr möglich. Herr Schmidt krempelt sein Leben daher noch einmal komplett um. Die Bestsellerautorin erzählt den Plot gekonnt und mit viel bitterbösem Witz. Der Schreibstil ist flüssig, voller Gefühl und humorvoll. Der vorher distanziert wirkende Walter ist plötzlich Pfleger, Hausmann und fürsorglicher Gefährte für seine Barbara, obwohl das vorher nie der Fall war. Und er lernt Dinge, die er vorher gern seiner Barbara überlassen hat. Diesen Weg als Leserin mit zu verfolgen ist ungewöhnlich und neu für mich. Und ich bin froh, dass ich einen modernen Partner habe, der mich immer und überall unterstützt. Aber früher oder auch im Buch war das oft anders. Putzen, Haushalt, Kochen oder Kinder war meist den Frauen vorbehalten, die Männer hielten sich zurück und überliessen diesen Kampfplatz ihren Frauen. Und es gab in den Siebzigern sogar einen Schlager, an den ich mich nur zu gut erinnere ;-), „Das bisschen Haushalt“ von Johanna von Koczian. Für mich hat er bis heute nicht an Aktualität eingebüsst und ist in älteren Ehen wohl so noch an der Tagesordnung. Diese Ungleichverteilung erfährt nun auch Walter Schmidt als seine Ehefrau Barbara schwer erkrankt. Sein Leben und das von Barbara wird komplett auf den Kopf gestellt. Das bei diesem unfreiwilligen Neuanfang einiges schief geht, kann man sich sicherlich denken. Und wie im richtigen Leben gelten plötzlich andere und neue Massstäbe. „Gleichheit und Gerechtigkeit“, lassen mich als Leser, durch diesen Roman über solche Missstände in „alten“ Ehen nachdenken. Das Cover erachte ich ebenfalls als sehr gelungen. Zitronengelb und heiter, wirkt das Chaos des verschütteten Kaffeepulvers im Filter konträr und als Betrachter schiessen mir einige Fragen durch den Kopf, die aber beim Lesen alle beantwortet wurden. Nicht zuletzt die Wandlung, die Herr Schmidt auf seine alten Tage noch durchmacht und die einen als Leserin hoffen lassen. Denn für eine Neuorientierung und Verhaltensverbesserung ist es „fast“ nie zu spät.

    Inhalt:
    Herr Schmidt taut auf.

    Walter Schmidt ist ein Mann alter Schule: Er hat die Rente erreicht, ohne zu wissen, wie man sich eine Tütensuppe macht und ohne jemals einen Staubsauger bedient zu haben. Schliesslich war da immer seine Ehefrau Barbara. Doch die steht eines Morgens nicht mehr auf. Und von da an wird alles anders.

    Mit bitterbösem Witz und grosser Warmherzigkeit zugleich erzählt Alina Bronsky, wie sich der unnahbare Walter Schmidt am Ende seines Lebens plötzlich neu erfinden muss: als Pflegekraft, als Hausmann und fürsorglicher Partner, der er nie gewesen ist in all den gemeinsamen Jahren mit Barbara. Und natürlich geht nicht nur in der Küche alles schief. Doch dann entdeckt Walter den Fernsehkoch Medinski und dessen Facebook-Seite, auf der er schon bald nicht nur Schritt-für-Schritt-Anleitungen findet, sondern auch unverhofften Beistand. Nach und nach beginnt Walters raue Fassade zu bröckeln – und mit ihr die alten Gewissheiten über sein Leben und seine Familie.

    »Barbara stirbt nicht« ist das urkomische Porträt einer Ehe, deren jahrzehntelange Routinen mit einem Schlag ausser Kraft gesetzt werden, und ein berührender Roman über die Chancen eines unfreiwilligen Neuanfangs.

    »Barbara war perfekt, dachte er überrascht. Natürlich gab es auf der Welt noch mehr alte Frauen, schon wegen der Statistik, aber Herr Schmidt hatte sie alle gesehen: kein Vergleich zu Barbara.«


    Autorin:
    Alina Bronsky wurde 1978 in Jekaterinburg, Russland geboren und lebt seit ihrer Kindheit in Deutschland. Ihr Debütroman „Scherbenpark“, der unter anderem für den Jugendliteraturpreis nominiert war, wurde auf Anhieb zu einem Bestseller und für das Kino verfilmt. Es folgten weitere hocherfolgreiche Bücher, zuletzt der Roman „Baba Dunjas letzte Liebe“, der lange auf der Spiegel-Bestsellerliste stand und für den Deutschen Buchpreis nominiert war. Alina Bronsky lebt mit ihrer Familie in Berlin.


    Weitere Bücher:
    Und du kommst auch drin vor, Baba Dunjas letzte Liebe, Spiegelriss, Spiegelkind, Das Geschenk, usw.


    Fazit: **** Der Roman „Barbara stirbt nicht“ von Alina Bronsky ist bei Kiepenheuer & Witch verlegt worden. Das gebundene Buch hat 256 urkomische Seiten die mit bitterbösem Witz erzählt werden.

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    Rinoa, 29.10.2021

    Als eBook bewertet

    Barbara und Walter Schmidt sind seit über 50 Jahren verheiratet und die Rollen waren immer klar verteilt: Herr Schmidt hat gearbeitet und das Geld ins Haus gebracht, Barbara war für Haushalt, Kochen und Kindererziehung zuständig. Doch eines morgens kann Barbara nicht mehr aufstehen und plötzlich muss sich Herr Schmidt um alles kümmern…

    Schon nach den ersten paar Zeilen war ich total drin in der Geschichte und hätte das Buch am liebsten in einem Rutsch durchgelesen. Es gibt keine Kapitel, nur Absätze und alles ist aus (der zugegebenermassen doch recht beschränkten) Sicht von Herrn Schmidt geschrieben (der auch immer so genannt wird), allerdings mit einer gewissen Distanz.

    Herr Schmidt ist wirklich ein Grantler und ich schwankte ständig zwischen Fassungslosigkeit und Kopfschütteln, musste auf der anderen Seite aber auch immer wieder schmunzeln, weil die Autorin es schafft, selbst die grössten potenziellen Aufreger total unterhaltsam und mit einer gewissen Leichtigkeit darzustellen.

    Ich konnte mir Herrn Schmidt wirklich bildlich vorstellen und auch wenn einiges überspitzt wirkt, gibt es sicher Ehen, in denen es genauso läuft.
    Und offensichtlich hat Barbara sich sogar so etwas wie ein eigenes, erfülltes Leben neben ihrem Mann aufgebaut, was ich irgendwie tröstlich fand. Überhaupt hat „Barbara stirbt nicht“ mich auch sehr berührt, womit ich gar nicht so wirklich gerechnet hatte. Auf jeden Fall hat es mich auch nach Abschluss der Lektüre noch eine Weile beschäftigt und nachgewirkt, was mir nicht so oft passiert.

    Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für dieses aussergewöhnliche Buch!

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    Fredhel, 29.08.2021

    Als eBook bewertet

    Das Ehepaar Schmidt ist zusammen sehr alt geworden. Doch eines Morgens steht Barbara nicht mehr auf und ist von da an ans Bett gefesselt. Täglich geht es ihr schlechter. Walter ist ein Mann ganz alter Schule. Er hat sich sein Leben lang von vorne bis hinten von seiner Frau bedienen lassen. Nun muss er nicht nur sich selbst versorgen, sondern auch seine kranke Frau und Haus und Garten. Heillos überfordert ihn alles. Stur wiederholt er sein Mantra, dass Barbara nur essen muss, dann wird sich alles wieder einrenken. Nein, man mag Herrn Schmidt nicht. Er hat immer auf seine Frau herabgesehen, sie beherrscht und nur seine eigenen Belange in den Vordergrund gestellt. Im Zuge von Barbaras Krankheit gehen ihm die Augen auf. Nach und nach keimt sogar Bewunderung in ihm auf. Es ist schon rührend, wie er sich im hohen Alter noch verändert, bereit ist, Neues zu erlernen und sich widerwillig den Gegebenheiten anpasst.
    Das Buch ist anrührend und schreiend komisch zugleich. Man möchte weinen, man möchte diesen Sturkopp manchmal schütteln und dennoch ist man überrascht, wie so ein alter Mensch noch zur Einsicht kommt.
    Die Autorin hat einen ganz feinen, sensiblen Schreibstil. Sie macht sich nicht über alte Menschen lustig. Sie zeigt stattdessen, wie schnell ein Mensch mit neuen Situationen überfordert ist. Und sie zeigt, wie ein fast bösartiger Mann unter seiner stachligen Oberfläche seine Liebe entdeckt, von der er noch nie gewusst hat, dass sie überhaupt existiert.
    Dieser Roman ist so ganz anders als normale Bücher. Ich bin froh, ihn gelesen zu haben und danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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    Island, 26.09.2021

    Als Buch bewertet

    Walter und Barbara Schmidt sind schon sehr lange verheiratet und zeitlebens galt bei ihnen die klassische Rollenverteilung. Während Walter bis zum Renteneintritt für das Familieneinkommen sorgte, war die russischstämmige Barbara für Haushalt, Küche und Kinder zuständig. Eines Tages ist Barbara aber so krank, dass sie sich nicht mehr selbst versorgen, geschweige denn, sich auch um Walters Wohlbefinden kümmern kann und so wird er plötzlich ins kalte Wasser geworfen und scheitert an einfachsten Dingen, wie Kaffee kochen. Er gibt aber nicht so schnell auf und findet Mittel, Wege und Unterstützer, um plötzlich selbst für sich und seine Frau zu sorgen, immer im festen Glauben daran, dass Barbara noch nicht so schnell sterben wird.

    Die Geschichte ist einerseits etwas skurril, manches wirkt überzeichnet und man kann kaum glauben, dass es wirklich noch Männer wie Walter gibt, die es so gar nicht gewohnt sind, die einfachsten Dinge in Küche und Haushalt selbst zu erledigen. Andererseits nimmt man es Walter aber doch voll ab, dass dies bei ihm der Fall ist, er wirkt sehr authentisch. Mit der Zeit wächst er einem dann trotz allem sehr ans Herz, weil man seine Entwicklung mitverfolgen kann, wie er immer mehr kämpft, erkennt, wie er doch an seiner Barbara hängt, möchte, dass es ihr gut geht und versucht, alte Fehler wieder gut zu machen. Alina Bronsky hat ihren Protagonisten auf jeden Fall sehr überzeugend ausgestaltet. Der Roman lässt sich angenehm lesen und humorvoll-skurrile Szenen wechseln sich mit sehr ernsthaften ab, die für eine ordentliche Dosis Tiefgang sorgen.

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    Cindy R., 01.12.2021

    Als Buch bewertet

    Wie schon so oft, habe ich den Klappentext nicht komplett gelesen. Die ersten 4 Zeilen zusammen mit dem Autorinnenamen haben für meine Leseentscheidung schon gereicht. Doch gingen meine Erwartungen an die Geschichte deshalb auch ein bisschen in eine andere Richtung: ich nahm an, dass der Protagonist einfach ignoriert, dass sein Frau im Bett liegt und längst tot ist.

    Ganz so ist es nicht, aber dennoch muss sich Herr Schmidt (wieso wird er von Alina Bronsky eigentlich durchgehend nur so bezeichnet, während seine Frau bei ihr und allen anderen Barbara ist?) vielen alltäglichen Dingen widmen, um die er sich sein Lebtag lang nie zu kümmern brauchte. Meine Gefühle ihm gegenüber waren ziemlich wechselhaft. Einerseits zeigen seine Bemühungen, seiner Frau etwas zu kochen was sie dann auch isst, seine liebevolle und fürsorgliche Ader. Die scheint auch im Umgang mit 'Heike' durch. Dann aber ist er auch ein totaler Sturkopf (es ist schade, welches Verhältnis er zu Sebastian und auch Karin hat) und manchmal sogar regelrecht griesgrämig (im Supermarkt zum Beispiel).

    Doch trotz meiner recht unbeständigen Gemütslage Walter Schmidt gegenüber, war ich durchgehend begeistert von der ganzen Geschichte - und wie Alina Bronsky sie erzählt hat. Ich konnte die Personen regelrecht sehen.

    Für meine Begriffe war das Ende ein bisschen zu offen, da hätte ich mir mindestens noch ein weiteres Kapitel gewünscht. Aber die Autorin lässt die LeserInnen wahrscheinlich lieber selbst überlegen, was noch so geschehen könnte. Oder sie lässt Spielraum für eine Fortsetzung?

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  • 5 Sterne

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    SalMar, 17.09.2021

    Als eBook bewertet

    Eine tragisch-komische Geschichte

    Eines Morgens wacht Walter Schmidt auf und wundert sich über den fehlenden Kaffeeduft, der ihn sonst dank seiner Frau immer schon erwartet. Zunächst noch verärgert über den nicht vorhandenen Kaffee, ist der aber bald sein geringstes Problem: Seine Frau Barbara steht nicht mehr auf und nichts ist mehr wie es einmal war.
    Eigentlich möchte man Walter Schmidt am Anfang nicht mögen – seine Gedanken und Äusserungen, was die Situation und insbesondere seine kranke Frau angeht, sind einfach zu krass – aber im Laufe der Geschichte kann man gar nicht anders. Er ist ein schrulliger, alter Mann mit scheinbar verbohrten Ansichten und es macht grossen Spass, zu beobachten, wie er durch die neue Situation mehr und mehr Abstand zu diesen gewinnt und tatsächlich eine grosse Entwicklung durchläuft.
    Es ist eine tragisch-komische Geschichte. Vor allem am Anfang habe ich, schon allein wegen der Episoden rund um seine Kaffeekochversuche (wer hätte gedacht, dass das so schwierig sein kann!), oft laut lachen müssen. Gleichzeitig gelingt es dem Buch aber, nicht nur mit schwarzem Humor an der Oberfläche zu kratzen, sondern Stück für Stück auch tiefer in das Leben und die Gedanken von Walter Schmidt vorzudringen.
    Alina Bronsky hat diesen Protagonisten brillant geschrieben – ohne Schnörkel, aber unheimlich plastisch und authentisch. Die zahlreichen Nebencharaktere empfand ich als ebenso gelungen. Für mich war das Buch von Anfang bis Ende ein grosser Lesegenuss und ich werde Walter Schmidt bestimmt nicht so schnell vergessen.

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  • 5 Sterne

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    Leser100, 09.11.2021

    Als eBook bewertet

    Nach einer jahrzehnte andauernden Ehe ist Barbara und krank und hilfsbedürftige. Ihr Mann sieht sich nun ganz unverhofft in einer neuen Rolle. Er wird zu ihrem Pfleger. Nach einer scheinbar schon sehr lange eingeschlagenen Ehe eine gänzlich ungewöhnliche Situation für den mürrischen und in routinierten Bahnen festgefahrenen alten Herren, der sich überdies auch noch schnell als äusserst unselbständig erweist. Schon das morgendliche Kaffekochen stellt in vor unlösbare Probleme. Doch mit der Zeit findet er eine neue Routine, während Barbara alles stoisch mit anzuschauen scheint.
    Die Unnahrbarkeit des Ehemannes drückt die Autorin gut durch die stetige Bezeichnung als Herr Schmidt aus, während die früher wohl umgänglicher Ehefrau einfach nur Barbara ist. Trotz der Tragik die sich hinter dem Geschehen verbirgt versteht es die Autorin der Geschichte einen äusserst humorvollen Stil zu verleihen, ohne dabei jedoch den Respekt vor einer solchen Situation missen zu lassen. Und so liest sich der Roman locker leicht und dennoch kommt man so manchmal ins Grübeln. Ein typischer Roman von Alina Bronsky.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Fabienne R., 30.08.2021

    Als Buch bewertet

    Alles Gewohnheit

    Inhalt:
    Herr und Frau Schmidt leben schon ihr ganzes Leben miteinander. Selbst die goldene Hochzeit haben die beiden erreicht. Doch eines Tages erkrankt Barbara Schmidt und steht nicht mehr auf. Jeden Tag wird sie schwächer. Walter Schmidt ist von nun an auf sich allein gestellt und versucht Barbaras Aufgaben zu erledigen.

    Meinung:
    Herr Schmidt ist ein griesgrämiger, starrsinniger, aber dennoch irgendwie liebenswerter Charakter. Als seine Frau nicht mehr kann, gibt er sich wahrlich Mühe all die Dinge zu lernen, die bis dahin seine Frau ganz selbstverständlich erledigt hat. Das Buch hat mich an einigen Stellen sehr amüsiert und an anderen wiederum zu tiefsten berührt. Der Schreibstil ist grossartig gewählt und das Buch war von der ersten bis zur letzten Seite spannend.

    Fazit:
    Ein wirklich tolles Buch, dass ich durch und durch empfehlen kann. Ganz unbestreitbar 5 von 5 Sternen wert.

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  • 4 Sterne

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    CB, 03.09.2021

    Als Buch bewertet

    Walter Schmidt ist plötzlich auf sich alleine gestellt als er eines Morgens aufwacht und nicht den Geruch des frisch gekochten Kaffees riecht, sondern seine Frau auf dem Badezimmerboden liegend vorfindet. Seitdem möchte Barbara kaum etwas essen oder trinken und hütet das Bett. Deshalb muss Herr Schmidt nun ihre Aufgaben übernehmen und sagen wir so viel: er schlägt sich wacker.

    Nach der Leseprobe war ich irgendwie gleichzeitig entsetzt und fasziniert. Dies hat sich durch die ganze Geschichte durchgezogen. Die Dynamik zwischen dem Ehepaar hat aus Walter Schmidt einen Mann gemacht, der kaum in der Lage ist für sich selbst zu sorgen. Er weiss nicht, wie man Kaffee kocht noch wie man Mahlzeiten zubereitet. Jahrzehntelang hat er sich ganz in Barbaras Hände begeben ohne je etwas aus ihrem "Tätigkeitsbereich" zu übernehmen oder hinzuzulernen - in diesem Haushalt gibt es eine ganz klare Rollenverteilung.
    Nachdem sich die Situation um Barbara nach den ersten Tagen kaum verbessert und die Kinder immer öfter vorbeikommen, entdeckt Walter Schmidt einen Fernsehkoch für sich und folgt seinen Rezepten akribisch wie einer Bauanleitung. Dies führt aber, sehr zum Erstaunen des Bekanntenkreises, der Kinder und Barbara, zu grossem Erfolg, denn was Herr Schmidt kocht, das schmeckt.
    Über Barbaras Krankheit erfährt man nicht wirklich etwas, denn beide verdrängen sehr viel und wollen nicht wahr haben, wie schlecht es um ihr Wohlergehen steht.

    Wie bereits beschrieben ist das Buch für den Leser zugleich entsetzend, aber auch faszinierend. Dabei ist die Geschichte meines Erachtens noch nicht einmal so abwegig, denn wie viele Männer gibt es, die sich von der Frau verpflegen lassen und noch nie etwas im Haushalt getan haben? Wie viele Menschen gibt es, die dann plötzlich auf sich selbst gestellt sind mit ihren veralteten Lebensansichten?
    Umso erstaunlicher ist es dann, wenn die Person eine 360-Grad-Wende vollführt und die Rollen plötzlich wie vertauscht sind...

    Das Buch ist auf eine stumpfe, trockene Art humorvoll und lebt von einer gewissen Situationskomik, die Herrn Schmidt oftmals nicht einmal bewusst ist, dafür den Leser umso mehr schmunzeln lässt.
    Schade fand ich allein, dass am Ende so viele Dinge ungeklärt und offen bleiben. Allerdings passt es zum Stil des Buchs, das viele Themen unterschwellig und verdeckt behandelt anstatt direkt darauf anzusprechen.
    Ich empfehle es jedem, der Lust hat ein Buch zu lesen, das etwas anders ist. Anders in der Herangehensweise, anders in der Thematik, irgendwie gut anders. Vielleicht erkennt so mancher sich auch selbst in Barbara und Walter Schmidt wieder?

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  • 4 Sterne

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    Brigitte S., 29.08.2021

    Als Buch bewertet

    Barbara stirbt nicht ? Na schauen wir mal
    Dieses Buch ist einfach wunderbar. Ich habe so oft geschmunzelt, einfach göttlich. Was macht ein Mann, wenn seine Frau eines Tages krank wird und nicht aufsteht ?
    Ein Mann, der im Haushalt nie etwas gemacht hat und noch nicht einmal Kaffee in der Kaffeemaschine zubereiten kann. Herrlich, die ersten Versuche, es zu machen. Dann versucht er zu kochen, ja das ist natürlich schwierig. Auf Umwegen lernt er den Koch Medinski kennen und von nun an klebt er an seinen Lippen und schaut seine Kochkünste.
    Auch wenn man viel schmunzeln muss, ist es aber auch oft anrührend, wie er immer noch hinter seiner Barbara steht und sie auch oft mit anderen vergleicht, aber Barbara ist Barbara.
    Wunderbar sensibel geschrieben und niemals gemein, aber unheimlich liebevoll ist der Schreibstil von Alina Bronsky. Ich bin total begeistert.
    Ich vergebe gerne 4,5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

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