Die Produktion gesellschaftlicher Unbewusstheit (PDF)

jede Gesellschaft notgedrungenerweise schizophrene Strukturen aufzuweisen, wobei ich in diesem Zusammenhang „schizophren“ als eine Realität, welche trotz ihrer Widersprüchlichkeit in ihrer Widersprüchlichkeit nicht wahrgenommen wird, umschreiben würde. Daraus folgt, dass jeder Mensch zumindest in dem Masse schizophren ist, als er genötigt ist, sich mit den gesellschaftlich tabuisierten (=verdrängten) Widersprüchlichkeiten zu arrangieren.

Der Schizophrene könnte (infolge seines im Vergleich zur Mehrzahl der übrigen Personen einer Gesellschaft anders gelagerten schizophrenen Umgangs mit den gesellschaftlichen Widersprüchen) daher unter Umständen sohin auch als besondere Verdeutlichung dessen, was in der je konkreten Gesellschaft unbedacht (bzw. ins Nichtwahrgenommene verdrängt) der Fall ist, betrachtet werden.

Es scheint, dass die Weise, wie ein „Normaler“ sich mit den Widersprüchlichkeiten der Gesellschaft arrangiert, dem Verhaltensmuster eines Schizophrenen nicht unähnlich ist, die Verhaltensmuster der „Normalen“ eigentlich ebenso als schizophren zu werten sind, werden doch gelebte Widersprüchlichkeiten dadurch negiert bzw. nicht wahrgenommen, als jeder Daseinsvollzug als mit seinem Offenheitsbereich unter ein bestimmtes Leitmotiv gestellt (und somit als einseitig oder perspektivisch verfälscht reflektiert) beschrieben werden kann. Diesem Leitmotiv gemäss wird nun jede individuell erlebte bzw. wahrgenommene Wirklichkeit – der jeweiligen Logik dieses Leitmotivs entsprechend – geordnet (und wird sohin als Daseinserfahrung dem Inidividuum zugänglich), sodass letztlich nur mehr dem Leitmotiv entsprechend wahrgenommen bzw. reflektiert wird, daher nur die der jeweiligen Motivationslage dienlichen bzw. diese bedrohenden Phänomene wahrgenommen und reflektiert werden. Es gelangt folglich nur das ins Bewusstsein, was ins Konzept passt, mit dem Ziel, sich -um gleichsam nicht aus dem Konzept gebracht zu werden- der restlichen Daseinswirklichkeit zu verschliessen, diese sohin ins Unbewusste zu verdrängen.