Spur der Flammen
Die Archäologin Candice und Detective Glenn Masters bekommen einen seltsamen Auftrag: Sie sollen eine mysteriöse Keilschrifttafel retten. Bald wird der Job für die beiden zum Wettlauf gegen einen gefährlichen Gegner: Ein uralter Geheimbund ist ebenfalls hinter der Tafel her.
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Die Archäologin Candice und Detective Glenn Masters bekommen einen seltsamen Auftrag: Sie sollen eine mysteriöse Keilschrifttafel retten. Bald wird der Job für die beiden zum Wettlauf gegen einen gefährlichen Gegner: Ein uralter Geheimbund ist ebenfalls hinter der Tafel her.
Spur derFlammen von Barbara Wood
LESEPROBE
Das Klingeln des Telefons weckte sie.
Im Dämmerlicht des frühen Morgens spähte Candice auf die Uhr.Zu früh für den Anruf aus San Francisco, den sie so sehnlich erwartete, und derihr bestätigen würde, dass sie den Auftrag in der Tasche hatte und ihre beruflicheZukunft gesichert war.
Sie strich sich das Haar aus der Stirn und griff nach demHörer. »Hallo?«
Schweigen.
»Hallo? Wer ist denn da?«
Klick.
Einen Moment lang starrte sie den Hörer an, dann war sie hellwach.Über die Auskunft holte sie die Telefonnummer des Krankenhauses ein, liess sichmit der Intensivstation verbinden und erkundigte sich nach dem Befinden desProfessors. Insgeheim beschwor sie alle guten Mächte, dass es dem alten Mann schonbesser ginge und er bereits mit den Schwestern flirtete. Ein brillanter Kopf,der die Grundlagen religiösen Glaubens wissenschaftlich erforschte, eingenialer Verstand, der noch zwanzig produktive Jahre vor sich hatte, von einerFalte im Teppich zu Fall gebracht!
Sein Zustand war unverändert kritisch. »Wenn er wieder beiBewusstsein ist«, bat sie die Pflegeschwester, »richten Sie ihm bitte aus, dassCandice Armstrong ihn heute Morgen besuchen kommt. «
»Schon wieder?«
»Was meinen Sie damit, >schon wieder<?«
»Sie waren erst vor wenigen Minuten hier, Miss Armstrong.« »Warich nicht.«
»Aber Sie haben sich in die Besucherliste eingetragen. Ichhabe Ihre Unterschrift vor mir liegen.«
Candice rieb sich die Augen. Wahrscheinlich war das noch dieListe von letzter Nacht, die man nicht ausgetauscht hatte. Sie bedankte sichbei der Schwester und legte auf.
Während sie sich unter der heissen Dusche mit Avocado-Gel undShampoo einschäumte, wanderten ihre Gedanken zu dem zurück, was der Polizistvergangene Nacht im strömenden Regen gesagt hatte. »lohn Masters ist meinVater.« Er hatte noch einmal seinen Dienstausweis gezückt, und diesmal konnteCandice es deutlich lesen: Detective Lieutenant Glenn Masters.
Als er da vom Regen durchnässt, immer noch in Trench undHut, so vor ihr stand, empfand sie, dass er eher einem Kriminalbeamten amTatort glich als einem Mann, der in das Haus seiner Kindheit zurückgekehrt war.Zumindest nahm Candice an, dass er hier aufgewachsen war. Sie wusste, dass derProfessor seit fünfzig Jahren in diesem Haus lebte; er hatte sich oft genug damitgebrüstet, es von einem Stummfilmstar gekauft zu haben, der seiner Meinung nachimmer noch darin herumspukte. »Tut mir Leid«, hatte sie eingelenkt. »Das musshart für Sie sein. Ich hatte kein Recht, Sie von der Seite Ihres Vaters zureissen.« Als er den Ausweis wortlos wieder einsteckte, hatte sie noch gemurmelt:»Ich wusste gar nicht, dass der Professor einen Sohn hat.« Verwundert rief siesich die lange Zeit in Erinnerung, die sie an der Seite des Professors inIsrael verbracht hatte, die Monate und Stunden, die sie dem Salomo-Projektgewidmet, in denen sie oftmals über private Dinge gesprochen hatten. Doch nie warein Wort über seinen Sohn gefallen.
Sie waren schweigend zurückgefahren, und als sie vor ihrem Blockhausanhielten, hatte Candice gefragt: »Detective Masters, Ihr Vater erwähnte einen Stern vonBabylon. Haben Sie eine Ahnung, worum es sich dabei handeln könnte?« »Nein.«
Das alte, ledergebundene Buch in ihrer Schultertasche warihr wieder eingefallen. Sie hatte es hervorgeholt, vergilbt und zerlesen, mitfranzösischem Titel. »Möchten Sie es ihmnicht bringen? Es schien ihm sehr wichtig zu sein. Er könnte in der Nacht aufwachen,und wenn er das Buch sieht ... « »Sie bringen es ihm. Er hat nach Ihnenverlangt.« Auf ihren verwunderten Gesichtsausdruck hin hatte er sich zu einerErklärung bequemt. »Mein Vater und ich haben seit Jahren keinen Kontakt mehr.Als er ins Krankenhaus gebracht wurde, war es nicht die Schwester, die michangerufen hat, sondern seine Haushälterin. Mein Vater wusste nichts davon. Er wusstenicht einmal, dass ich da war. Als er das Bewusstsein wiedererlangte, verlangteer nach nur einem Menschen: nach Ihnen.« Keine Verbitterung, kein Groll klangin seiner Stimme. Lediglich die Feststellung einer Tatsache. Dennoch spürte siejetzt ein schlechtes Gewissen, als ob man ihr die Schuld daran geben könnte,dass ihr Vater nach ihr und nicht nach seinem Sohn verlangt hatte.Insbesondere, da der Professor Witwer war. Wie Candice sich erinnerte, warseine Frau, die Mutter des Detective, vor langer Zeit verstorben. Bevor erdavonfuhr, hatte Glenn Masters noch angeboten, ihren platten Reifen zuwechseln, doch sie hatte abgewunken. Sobald der Regen aufhörte, würde sie denReifen eigenhändig wechseln, sie hatte keine Garage und pflegte deshalb ihrenWagen unter einer alten Eiche zu parken. Während sie sich nun im hellenMorgenlicht mit einem Handtuch die Haare trocknete, dachte sie: Merkwürdig,die beiden Männer leben in derselben Stadt und wechseln kein Wort miteinander.Was musste geschehen sein, um eine so tiefe Kluft zwischen ihnen aufzureissen?
Sie zog ihre Jeans an und streifte sich eine rosafarbeneSeidenbluse über, einst das Geschenk von einem Börsenmakler, der sie umworbenhatte. In Gedanken versunken ging sie in die Küche, wo sie Huffy ihreFrühstücksbrekkies vorsetzte, die diese mit lautem Schnurren begrüsste. Für sichselber bereitete sie einen Instant-Kaffee und nahm das Buch zur Hand, das sieim Haus des Professors gefunden hatte.
Decouvertesmesopotamiennes, von Pierre Duchesne, herausgegeben 1840 in Paris.Von immenser Wichtigkeit für Professor Masters, da es ihm keine Ruhe liess,während er in kritischem Zustand in einem Krankenhausbett lag.
Jemandem, der Professor Masters nicht kannte, mochte es merkwürdigvorkommen, dass das Buch in einem Humidor versteckt war und der einzigeFingerzeig auf sein Versteck von der Figur auf einem Gemälde kam, die geradewegsdarauf hinwies. Für Eingeweihte jedoch war gerade dies Anzeichen genug, dassdas Buch zu einem äusserst wichtigen und geheimen Projekt gehörte. Wann immerder Professor an einer neuen Theorie arbeitete, trieb ihn stets die Angst um,akademische oder andere Rivalen könnten sein Wissen stehlen; und es warbekannt, dass er seine Notizen und Forschungsergebnisse an den seltsamstenPlätzen in seinem Haus verbarg. Bei ihrem gemeinsamen Salomo-Projekt zumBeispiel hatte Candice einige der wichtigsten Notizen des Professors im Toasterversteckt gefunden.
Die Frage stellte sich nun: Was machte dieses Buch sowichtig? Was hatte es mit dem letzten Projekt des Professors zu tun? Undfolgerichtig: Welches war denn das letzte Projekt des Professors? »Finden Sie den >Stern vonBabylon< ... «
Beim Klingeln des Telefons zuckte Candice zusammen. Reed O'Brian!Der ihr verkündete, dass sie den Auftrag in der Tasche hatte!
© S. Fischer, Frankfurt am Main 2004
Übersetzung: Susanne Dickerhof-Kranz
- Autor: Barbara Wood
- 2004, 494 Seiten, Masse: 14,7 x 21,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Dickerhof-Kranz, Susanne
- Übersetzer: Susanne Dickerhof-Kranz
- Verlag: FISCHER Krüger
- ISBN-10: 3810523542
- ISBN-13: 9783810523549
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