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    clematis, 02.09.2020

    Als eBook bewertet

    Entwurzelt

    Erschöpft und mit durchgelaufenen Sohlen, ihre Seele bereits verkauft, klettert sie vom Pritschenwagen. Unter dem Vorwand, sie sei bereits 21, hat sie sich zwei Jahre lang vom Osten durchgeschlagen, um nun hier, im Dörfchen Lich-Steinstrass, am Ende ihrer Flucht anzukommen. Zwischen Jülich und Köln findet Leonore nun Unterschlupf und Arbeit, Jean (Hannes) Immerath, der beste Moppenbäcker im Umkreis und seine Mutter Änne nehmen sich ihrer an, alle anderen im Dorf bleiben auf Distanz, sehen sie als Konkurrenz um die wenigen Männer im heiratsfähigen Alter, schliesslich ist sie eine vom Osten, eine Evangelische, und überhaupt …

    Ihrer Wurzeln beraubt, sucht Leonore ein wenig Glück in der neuen Heimat und findet sie im nahen Bürgewald, im Hambacher Forst, wohin sie gerne spaziert und ihren Gedanken in Ruhe nachhängen kann, wo sie manchmal mit dem Harbinger Arnold zusammentrifft, dem Einzigen Einheimischen, der – ausser den Immeraths – mit ihr spricht.

    Mit melancholischem Unterton, ruhigen aber einfühlsamen Worten, beschreibt Autor Andreas Wagner eine Geschichte über drei Generationen, teilt das Buch in drei Abschnitte, wobei über Leonore, ihren Sohn und ihre Enkel erzählt wird. Viele ernsthafte Themen werden aufgegriffen, angefangen von der Vertreibung der Ostpreussen, über Fremdenfeindlichkeit und Vorbehalte, kommen schliesslich noch Umsiedlung eines ganzen Dorfes und Umweltfragen im Rahmen des Braunkohleabbaus dazu. All das verpackt Wagner in einen wunderschönen, wenn auch von Traurigkeit begleiteten Familienroman, allein ein paar Details muten seltsam an oder bringen den ein oder anderen Gedanken zu Papier, der dann doch zu viel ist.

    Das Titelbild wirkt auf den ersten Eindruck schlicht und bietet zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten, vom frühlingshaften Aufbruch bis zur todbringenden Verlockung mutmasse ich in meinem Leseeindruck bei einer Buchgruppe und erkenne erst spät, welchen Bogen das schlichte Maiglöckchen mitsamt seinen Wurzeln und die zarten Jahresringe im Hintergrund tatsächlich spannen.

    Berührend und aufrüttelnd zugleich, erschafft Andreas Wagner mit diesem fesselnden und sehr detailreichen Roman ein gelungenes Bild über einen Zeitraum von mehr als siebzig Jahren und legt damit ein durchaus gelungenes Debut vor, das ich gerne weiterempfehle.

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Mary Z., 19.10.2020

    Als Buch bewertet

    Bei "Jahresringe" handelt es sich um ein Buch, wie ich es selten gelesen habe. Aufgrund dessen hatte ich zu Beginn etwas Schwierigkeiten, am Ball zu bleiben und das Lesen des Buches nicht abzubrechen. Doch plötzlich hatte ich Zugang zu dem Buch gefunden und wollte es nicht mehr aus der Hand legen.
    "Jahresringe" ist in drei Zeitzonen unterteilt; das erste Kapitel spielt in der Zeit 1946-1964, als Leonore aus Ostpreussen in einen Ort nahe Jülich flieht. Leonore arbeitet als Bäckereiverkäuferin und wird Mutter - das Image des "Flüchtlings" bleibt jedoch immer an ihr haften.
    Das zweite Kapitel erzählt aus den Jahren 1976-1986, das Leben von Leonores Sohn Paul wird näher beschrieben. Hinzu kommt die Tatsache, dass Leonore erneut drauf und dran ist, ihre Heimat zu verlieren - das Dorf, in welchem sie mit Paul lebt, soll aufgrund der Förderung von Braunkohle umgesiedelt werden.
    Zu guter Letzt erzählt das Buch aus den Jahren 2017-2018; Paul hat inzwischen zwei Kinder, Leonore ist Grossmutter. Der Konflikt um den "Hambacher Forst" entzweit die Familie beinahe, Pauls Kinder Sarah und Jan werden zu erbitterten Gegnern...
    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es beleuchtet hochaktuelle Themen (Migration, Klimaschutz) von Seiten, die mir zuvor nicht bewusst waren. Das Buch ist kurzweilig und interessant, der Autor Andreas Wagner schafft es, dass die Leser*innen mit den Personen im Buch mitfühlen. Auch Spannung kommt auf, doch zuviel verraten möchte ich nicht. Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen!

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  • 3 Sterne

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    Gelöschter Benutzer, 24.08.2020

    Als Buch bewertet

    Was ist Heimat?

    Nach dem Krieg flieht Leonore aus Ostpreussen und landet im Rheinland. In dem kleinen Ort Lich-Steinstrass findet sie beim Bäcker Immerath und seiner Mutter ein neues Zuhause. Sie bekommt einen Sohn und erbt Bäckerei und Haus, als der Bäcker stirbt. Doch eine neue Bedrohung ihrer Heimat steht schon in den Startlöchern. Denn Lich-Steinstrass soll dem Bagger weichen, der unter dem Ort Braunkohle fördern soll.

    Da ich selbst in der Nähe des Tagebaus lebe und so sowohl die Umsiedlung der Ortschaften als auch den Tagebau hautnah mitbekommen habe und mitbekomme, wollte ich das Buch unbedingt lesen. Auch weil ich mich fragte, ob die Geschichte zu einseitig erzählt sein könnte. Aber von Anfang an.

    Leonores Geschichte ist in drei Teile unterteilt. Teil 1 spielt in den Jahren 1946 bis 1964 und erzählt Leonores Flucht und ihre Ankunft in Lich-Steinstrass, wo sie sich ein neues Leben aufbaut. Diesen Teil fand ich persönlich am interessantesten und am besten erzählt. Vielleicht auch, weil es nicht hauptsächlich um die „böse“ Rheinbraun und den Abbau der Kohle sowie die Umsiedlung des Ortes ging. Hier stand wirklich Leonore im Vordergrund. Allerdings muss ich hier sagen, dass ich ein paar Episoden seltsam fand. Eleonores ausserkörperliche Erfahrungen, die im Bürgewald über sie kamen, habe ich zum Beispiel überhaupt nicht verstanden, ebenso die Episode, die zur Geburt ihres Sohnes Paul führten. Aber darüber kann ich hinwegsehen.

    Teil 2 behandelt dann die Jahre 1976 bis 1986. In diesem zweiten Teil geht es hauptsächlich um Leonores Sohn Paul – und die Umsiedlung spielt hier schon eine grosse Rolle. Dabei waren mir die Teile mit dem Unterhändler des Unternehmens und der Ungerechtigkeit, die hier über die Leute kommt, schon ein bisschen dramatisch. Ja, es ist schlimm, wenn man seine Heimat verliert, aber hier fand ich es alles schon ein bisschen drüber – so sehr, dass ich hier und da die Augen verdrehen musste.

    Teil 3 spielt dann in den Jahren 2017 und 2018. Hier stehen Paul und seine Kinder Jan und Sarah im Vordergrund. Paul und sein Sohn arbeiten beide bei Rheinbraun (heute RWE Power) und Sarah ist eine der Aktivistinnen im Hambacher Forst. So ist die Familie in zwei Lager gespalten – einmal Paul und Jan und auf der anderen Seite Leonore und Sarah. Obwohl ich hier beide Seiten verstehen kann, hat mich dieser Teil am meisten aufgeregt. In erster Linie fand ich den Schluss des Buches wirklich zu kitschig und viel zu drüber. Diese plötzliche Läuterung Pauls und Jans konnte ich nicht so richtig nachvollziehen. Das hat mich wirklich schnauben und mit den Augen rollen lassen.

    Insgesamt eine schön erzählte Geschichte, wobei ich den ersten Teil über Leonore und die Nachkriegsjahre am besten erzählt fand. Den Rest des Buches fand ich einfach zu sehr den Aktivisten gewidmet, ohne die Stromerzeugung, die einfach sein muss, im Auge zu behalten. Ich fand es einfach zu einseitig erzählt. Schade!

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  • 3 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michaela W., 30.11.2020

    Als Buch bewertet

    Das Cover ist relativ schlicht, aber mir gefällt es insgesamt sehr gut.

    Inhalt:
    Von der Suche nach Heimat und uns selbst:
    eine grosse deutsche Familien-Geschichte am Rand des Hambacher Forstes
    Heimat, das ist für Leonore Klimkeit vor allem der Wald nahe des kleinen Dorfes, in dem die aus Ostpreussen Vertriebene Zuflucht gefunden hat. Zwischen den hohen Bäumen findet sie Trost und neuen Lebensmut.
    Doch als Leonores Sohn Paul zwölf Jahre alt ist, muss der Wald dem Braunkohle-Tagebau weichen, das Dorf wird umgesiedelt. In einer Neubausiedlung am Rand der Kreisstadt versucht Leonore, für Paul und später die Enkel Jan und Sarah eine neue Heimat zu schaffen. Die immer weiter fortschreitende Rodung des Waldes treibt jedoch einen tiefen Keil in die Familie – bis sich die Geschwister schliesslich als Gegner gegenüberstehen: Denn während Jan einen der gigantischen Schaufelradbagger des Braunkohle-Konzerns steuert, schliesst sich seine Schwester Sarah den Wald-Besetzern im Hambacher Forst an.

    Meine Meinung:
    Leider konnte mich das Buch nicht so wirklich überzeugen. Es ist in 3 Teile aufgeteilt, die immer in einer anderen Zeit spielen. Leider werden die Geschehnisse dort doch sehr kurz gehalten und man bekommt immer nur kleine Eindrücke der Geschehnisse. Auch die Charaktere sind mir insgesamt zu farblos. Auch da hätte ich mir etwas mehr Tiefgang gewünscht. Gerade die Diskrepanz zwischen Sarah und Paul hätte man noch vertiefen können. Irgendwie hatte es den Anschein, das der Autor das Buch schnell beenden wollte, denn der erste Teil im Nachkriegsdeutschland mit der Flucht und dem schwierigen Start in Deutschland hat mich wirklich gefesselt, doch bereits im zweiten Teil wurde alles recht oberflächlich, was sich auch im dritten Teil fortsetzte.
    Insgesamt eine wirklich tolle Idee, doch leider in der Umsetzung nicht gelungen.

    Mein Fazit: Leider nur 3 Sterne, weil die Geschichte insgesamt zu oberflächlich rüber kommt.

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