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  • 4 Sterne

    7 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    LeLo2, 08.04.2020

    Als Buch bewertet

    "Ich an meiner Seite" von Birgit Birnbacher ist ein Roman mit einer besonderen Erzählweise, der anhand eines Einzelschicksals die Frage zu ergründen sucht, ob jeder eine zweite Chance verdient hat.

    Der Schreibstil und der Aufbau der Erzählung fordern einen autarken Leser. Vieles wird nur angedeutet und zwischen den Zeilen genannt, so dass man beim Lesen stets aufmerksam sein muss, um sich aus den einzelnen Schilderungen ein Gesamtbild zusammenzufügen. Zudem wird nicht chronologisch erzählt, sondern in den Zeitebenen hin und her gesprungen, so dass mal die Gegenwart, mal die Vergangenheit, mal das eine Land, mal das andere, Ort der Erzählung sind.

    Die Geschichte beginnt mit der Haftentlassung des Protagonisten Arthur. Er wird in ein Programm aufgenommen, das sich Starring nennt und bei dem mit den ehemaligen Häftlingen innerhalb eines Jahres die "ureigene Optimalversion" erarbeitet werden soll. Grundlage der einzelnen Therapiesitzungen sind Tonbandaufzeichnungen über verschiedene Stationen im Leben von Arthur. Mir gefällt gut, dass die Tonbandaufnahmen immer mal mit abgedruckt sind und dass Arthurs Leben wirklich von Beginn an erzählt wird. Anhand seiner Erlebnisse in Kindheit und Jugend ist es ein Stück weit nachvollziehbar, warum er eines Tages straffällig geworden ist. Besonders interessant ist dabei, dass der Protagonist grundsätzlich ein sympathischer, liebenswürdiger junger Mann ist, von dem man nicht vermuten würde, im Gefängnis gewesen zu sein. Es ist spannend zu beobachten, wie verschiedene Ereignisse Arthurs Leben beeinflusst haben und ob es ihm gelingt, wieder ein Leben mit eigener Wohnung, Familie und Arbeit zu führen. Zudem wird durch Arthurs Erlebnisse auch Kritik deutlich - Kritik an den Zuständen in Gefängnissen, Kritik an den Resozialisierungsmöglichkeiten Straffälliger, Kritik an Eltern, die ihre Kinder nicht einbeziehen und emotional auffangen, Kritik an einer Gesellschaft, die einige zurück lässt.

    Die weiteren Personen sind richtige Charaktere mit Ecken und Kanten, ungewöhnlich und nicht vorhersehbar. Da ist zum Beispiel Börd, der Therapeut von Arthur. Er scheint bei jeder Sitzung ein Stück weiter Richtung Untergang zu geraten, während es Arthur ein Stück besser geht. Gern hätte ich mehr über die Hintergründe erfahren. Das ist etwas was insgesamt ein wenig gefehlt hat. Es waren spannende, individuelle Nebencharaktere vorhanden, bei denen jedoch einige Fragen bis zum Schluss offen blieben. Da hätte ich mir eine ausgewogenere Schilderung gewünscht. Generell schätze ich durchaus Bücher, in denen nicht alles mit unnötigen Details ausgeschmückt wird. Aber die wichtigen Szenen und Charaktere habe ich gern etwas ausführlicher und direkter geschildert.

    "Ich an meiner Seite" von Birgit Birnbacher ist ein interessantes Buch mit Gedanken, die ich mir noch nicht in der Form gestellt hatte und leiser Gesellschaftskritik. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus.

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Manfred Fürst, 10.05.2020

    Als Buch bewertet

    Arthur kommt nach 26 Monaten frei. So ein Kaffeeautomat kann eine Herausforderung sein, da muss man nicht vorher im Häfen/Knast gewesen sein.

    Sein Therapeut, Dr. Konstatin Vogl, genannt „Börd“ braucht dringend selbst einen Therapeuten, um nicht zu sagen, dass er einen Vogel hat (aber das ist jetzt wirklich zu plump).

    „Nicht, wer wir sein wollen, ist entscheidend, sondern wen wir darstellen können. Niemand interessiert, wer wir sind. Entscheidend ist, wer wir vorgeben können zu sein“, (S. 20).

    Nach einem Jahr warten auf Arthur die drei Märkte: Arbeits-, Partner- und Wohnungsmarkt.

    Diesen Roman kann man nicht uneingeschränkt zur Belletristik zählen, denn wahrlich schön ist es nicht was man liest, was den Inhalt betrifft: Haft: Wie kommt Arthur dahin und warum, was geschieht mit ihm in der Haft? Resozialisierung: Wie förderlich ist sein Umfeld? Bewährungshilfe: „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott“, oder „Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner.“

    Was aber den Schreibstil betrifft, eine höchst bemerkenswerte Qualität. Nichts für zwischendurch, sondern in seiner Unaufdringlichkeit fesselnder Roman, der am Ende den Leser nach Luft ringen lässt. Schaut man sich das Autorenfoto von Birgit Birnbacher auf der inneren Umschlagseite an, könnte man dieses so interpretieren: „Zu lachen gibt es in meinem Roman nichts.“

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  • 5 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Buecherseele79, 24.04.2020

    Als Buch bewertet

    Arthur ist nach 26 Monaten Gefängnis wieder frei, doch wie soll es für ihn nun weitergehen? Wer gibt dem ruhigen Arthur eine zweite Chance? Er, der eigentlich immer für sich war, ruhig, besonnen, unauffällig aber intelligent und aufmerksam? Können Resozialisierungsprogramme ihm helfen einen eigenen Weg zu finden? Wie weit ist die Gesellschaft bereit Arthur eine zweite Chance zu geben?

    "Dabei fällt Arthur auch ein, dass er mit seiner eigenen Hauptfigur eher schleppend vorankommt. Deren Entwurf geht bislang kaum darüber hinaus, dass er seinen Kaffee jetzt schwarz trinkt und sich ein Bewerbungsoutfit leisten will. Was - und das kann er Börd auf keinen Fall so sagen - vor allem darin liegt, dass das Schwarzsprechen und die Gespräche mit Börd viel mehr dazu beitragen, dass Arthur das Gefühl hat, sich selbst nahezukommen, näher als er sich bisher war. Weil Arthur sich aber nicht sicher ist, ob das nicht genau an Börds Therapieziel vorbeigeht, sagt er lieber nichts und tut so, als entwerfe er nach und nach so etwas wie einen Super - Arthur, der schon bald alle Geschäftsführer dazu bringen wird, ihm mit offenen Armen einen Praktikumsplatz anzubieten". (Seite 100)
    Birgit Birnbacher ihr Schreibstil ist anders, kühl, manchmal mit viel Abstand und von Andeutungen gespickt die man als Leser selbst zu Ende denken muss. Es ist mal ein ganz anderes Lesevergnügen als man es eben so kennt, viele Dinge bleiben angedeutet, unausgesprochen und die Autorin konzentriert sich hier auf den Hauptprotagonisten Arthur.
    Man muss also mit dieser Art des Schreibens sich anfreunden können und vor allem darauf eingehen können um dieses Buch geniessen zu können. Mir persönlich hat diese Art sehr gut gefallen denn die Autorin überlässt es hier dem Leser selbst ob er Arthur verurteilt oder ihm eine zweite Chance geben möchte, der Leser muss und soll selbst ein Gefühl für die Situationen von Arthur erhalten und man überlegt sein eigenes Denken und Fühlen.
    Auch folgt sie keiner Chronologie, nein, sie wirbelt die Zeiten und Begebenheiten durcheinander, also kein Buch um durch zu hasten, es braucht die Zeit die man sich nehmen sollte. Trotzdem bekommt man von vielem einen Einblick und merkt warum Arthur hier und da so zu handeln begonnen hat, dass er eigentlich vor keiner anderen Möglichkeit zur Wahl stand.
    Arthur selbst fand ich sehr faszinierend. Er ist von Beginn an sehr ruhig, aber intelligent, er beobachtet und bekommt mehr mit als die meisten Leute denken. Er „tickt“ anders was vielen Leuten, auch seinem Stiefvater, ein Dorn im Auge ist, Arthur kann gar nicht „normal“ sein. Und Arthur möchte einfach nur dass die Leute um ihn herum glücklich sind, vergisst sich und seine Wünsche aber immer mehr, findet keinen eigenen Weg in sein eigenes Leben.
    Die Mutter wurde vom Mann verlassen, sein Bruder Klaus und er ziehen mit der Mutter und dem Stiefvater nach Andalusien um ein Palliativzentrum, es geht aber nicht um die Wünsche der Kinder, sie werden beiden eher im Schatten gelassen, während Klaus ausbricht und wieder zurück nach Wien geht muss Arthur bei seinen Eltern bleiben und mit den Situationen die herrschen klar kommen. Man merkt schon hier wie Arthur kämpft, sich seine Gedanken macht und es etwas klarer erscheint warum alles so kam wie es nun mal kam.
    Was bedeutet es sich eine zweite Chance erkämpfen zu wollen? Wie weit ist jeder bereit zu gehen, was ist okay, was sollte man besser bleiben lassen? Wie werden wir in der Gesellschaft wahrgenommen wenn wir nach neuen Möglichkeiten, einen eigenen Weg suchen? Und wäre man als Leser bereit Arthur eine zweite Chance zu geben? Würde man selbst, in Arthur seiner Situation, nach zweiten Chancen suchen und kämpfen oder aufgeben?
    Viele Fragen die die Autorin, in meinen Augen, sehr gekonnt in ihrem ganzen Buch umgesetzt hat, aber wie gesagt, man muss diese Umsetzung an sich mögen, sich darauf einlassen und mitdenken. Wer davor nicht zurückschreckt wird ein sehr interessantes Leseerlebnis vorfinden.

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  • 5 Sterne

    5 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Buecherseele79, 24.04.2020

    Als Buch bewertet

    Arthur ist nach 26 Monaten Gefängnis wieder frei, doch wie soll es für ihn nun weitergehen? Wer gibt dem ruhigen Arthur eine zweite Chance? Er, der eigentlich immer für sich war, ruhig, besonnen, unauffällig aber intelligent und aufmerksam? Können Resozialisierungsprogramme ihm helfen einen eigenen Weg zu finden? Wie weit ist die Gesellschaft bereit Arthur eine zweite Chance zu geben?



    "Dabei fällt Arthur auch ein, dass er mit seiner eigenen Hauptfigur eher schleppend vorankommt. Deren Entwurf geht bislang kaum darüber hinaus, dass er seinen Kaffee jetzt schwarz trinkt und sich ein Bewerbungsoutfit leisten will. Was - und das kann er Börd auf keinen Fall so sagen - vor allem darin liegt, dass das Schwarzsprechen und die Gespräche mit Börd viel mehr dazu beitragen, dass Arthur das Gefühl hat, sich selbst nahezukommen, näher als er sich bisher war. Weil Arthur sich aber nicht sicher ist, ob das nicht genau an Börds Therapieziel vorbeigeht, sagt er lieber nichts und tut so, als entwerfe er nach und nach so etwas wie einen Super - Arthur, der schon bald alle Geschäftsführer dazu bringen wird, ihm mit offenen Armen einen Praktikumsplatz anzubieten". (Seite 100)

    Birgit Birnbacher ihr Schreibstil ist anders, kühl, manchmal mit viel Abstand und von Andeutungen gespickt die man als Leser selbst zu Ende denken muss. Es ist mal ein ganz anderes Lesevergnügen als man es eben so kennt, viele Dinge bleiben angedeutet, unausgesprochen und die Autorin konzentriert sich hier auf den Hauptprotagonisten Arthur.

    Man muss also mit dieser Art des Schreibens sich anfreunden können und vor allem darauf eingehen können um dieses Buch geniessen zu können. Mir persönlich hat diese Art sehr gut gefallen denn die Autorin überlässt es hier dem Leser selbst ob er Arthur verurteilt oder ihm eine zweite Chance geben möchte, der Leser muss und soll selbst ein Gefühl für die Situationen von Arthur erhalten und man überlegt sein eigenes Denken und Fühlen.

    Auch folgt sie keiner Chronologie, nein, sie wirbelt die Zeiten und Begebenheiten durcheinander, also kein Buch um durch zu hasten, es braucht die Zeit die man sich nehmen sollte. Trotzdem bekommt man von vielem einen Einblick und merkt warum Arthur hier und da so zu handeln begonnen hat, dass er eigentlich vor keiner anderen Möglichkeit zur Wahl stand.

    Arthur selbst fand ich sehr faszinierend. Er ist von Beginn an sehr ruhig, aber intelligent, er beobachtet und bekommt mehr mit als die meisten Leute denken. Er „tickt“ anders was vielen Leuten, auch seinem Stiefvater, ein Dorn im Auge ist, Arthur kann gar nicht „normal“ sein. Und Arthur möchte einfach nur dass die Leute um ihn herum glücklich sind, vergisst sich und seine Wünsche aber immer mehr, findet keinen eigenen Weg in sein eigenes Leben.

    Die Mutter wurde vom Mann verlassen, sein Bruder Klaus und er ziehen mit der Mutter und dem Stiefvater nach Andalusien um ein Palliativzentrum, es geht aber nicht um die Wünsche der Kinder, sie werden beiden eher im Schatten gelassen, während Klaus ausbricht und wieder zurück nach Wien geht muss Arthur bei seinen Eltern bleiben und mit den Situationen die herrschen klar kommen. Man merkt schon hier wie Arthur kämpft, sich seine Gedanken macht und es etwas klarer erscheint warum alles so kam wie es nun mal kam.

    Was bedeutet es sich eine zweite Chance erkämpfen zu wollen? Wie weit ist jeder bereit zu gehen, was ist okay, was sollte man besser bleiben lassen? Wie werden wir in der Gesellschaft wahrgenommen wenn wir nach neuen Möglichkeiten, einen eigenen Weg suchen? Und wäre man als Leser bereit Arthur eine zweite Chance zu geben? Würde man selbst, in Arthur seiner Situation, nach zweiten Chancen suchen und kämpfen oder aufgeben?

    Viele Fragen die die Autorin, in meinen Augen, sehr gekonnt in ihrem ganzen Buch umgesetzt hat, aber wie gesagt, man muss diese Umsetzung an sich mögen, sich darauf einlassen und mitdenken. Wer davor nicht zurückschreckt wird ein sehr interessantes Leseerlebnis vorfinden

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kathi248, 11.04.2020

    Als Buch bewertet

    Mit "Ich an meiner Seite" hat Birgit Birnbacher einen Roman geschrieben, der als interessante Studie der Lebensumstände eines vorbestraften jungen Mannes fungiert und versucht anhand dieses Einzelschicksals die Frage zu ergründen, ob jeder eine zweite Chance verdient hat.
    Zu Beginn der Geschichte wird der 22 jährige Arthur nach einer relativ kurzen Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen und muss feststellen, dass er mit seiner Vorstrafe nicht einfach in ein normales Leben zurückfinden kann. Auf dem Wohnungs- oder Jobmarkt hat er nun denkbar schlechte Karten. Doch mit Unterstützung seines Therapeuten und einer ehemaligen Schauspielerin will er es schaffen und wieder Fuss fassen in der Gesellschaft.
    Dank der aufgezeichneten Monologe, die Arthur im Rahmen seiner Therapie hält, erfährt man einiges über Arthurs Vergangenheit und wie es zu seiner Straftat kam. Allerdings wird vieles nur angedeutet und auch durch die nicht chronologische Erzählweise muss der Leser sehr aufmerksam sein, um aus den einzelnen Puzzlestücken ein stimmiges Gesamtbild zusammensetzen zu können.
    Trotz der Ernsthaftigkeit der Thematik schafft es die Autorin vor allem Dank skurriler Nebencharaktere, viel Humor mit in die Geschichte einfliessen zu lassen und bringt einen somit auch immer wieder zum schmunzeln.
    Sprachlich sehr schön umgesetzt fand ich das Thema an sich sehr spannend vor allem auch die Kritik am Strafvollzug, die der Roman sehr gut transportieren konnte. Allerdings hätte mir teilweise eine etwas zusammenhängendere Geschichte gewünscht, da gerade Arthurs Vergangenheit oft nur aus einzelnen Fragmenten bestand und es somit häufig den Leser überlassen wurde, die Lücken zu füllen und die Zusammenhänge zu ergründen.
    Wegen des tollen Schreibstils und der stets glaubwürdigen und liebenswerten Charaktere aber nichts desto trotz sehr zu empfehlen.

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  • 3 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Peggy S., 21.04.2020

    Als Buch bewertet

    Die Hürden, die das Leben bereithält
    Arthur hätte ein ganz normales Leben führen können. Ja währen da nicht die eine oder andere Abzweigung gewesen die Arthur teilweise freiwillig, teils aus Not und teilweise gehen musste. Arthur ein stiller in sich gekehrter Junge wird von seinen Eltern samt Bruder nach Andalusien verfrachtet, die sich dort eine Existenz aufbauen wollen. Was den Eltern auch gelingt, jedoch auf Kosten von Arthur, denn dieser sieht über viele Jahre seine Eltern kaum noch. So dauert es dann auch nicht lange und er schliesst Freundschaft mit einem eher zwielichtigen Jungen und verliebt sich in Milla. Und da schlägt das Schicksal das erste mal so richtig zu. Bei einem Ausflug ans Wasser verstirbt Milla. Arthur hält es nicht mehr aus und kehrt nach Wien zurück. Doch kaum in Wien angekommen muss er feststellen, dass jemand sein Bankkonto geplündert hat und damit gerät er in wirkliche Schwierigkeiten. Selbst das Arbeitslos melden geht nicht so einfach und damit hat er auch noch Schwierigkeiten soziale Unterstützung zu erhalten. Genau da erinnert er sich an die illegalen Computertricks von seinen alten Freund. So beginnt also Arthurs kriminelle Geschichte. Er hat Glück und wird anfangs nicht erwischt, doch dann wird er gierig und verliert die Kontrolle und kurz darauf seine Freiheit. Im Knast durchlebt er die Hölle. Nach der Entlassung kommt er in ein Resozialisierungsprogramm, das ihn den Weg in die Gesellschaft erleichtern soll. Jedoch ist bei diesem Programm so gar nichts normal. Ein ehemaliger Therapeut, der ein massives Alkoholproblem hat, praktiziert mehr als dubiose Praktiken, in denen Arthur sich neu erfinden soll. Dabei kommt Arthur sich selbst näher obwohl eigentlich das Gegenteil erzielt werden soll. So dauert es nicht lange, dass das ganze Programm an die Wand gefahren wird. Arthur gerät immer mehr unter Druck. Denn er will ums verrecken weder Praktikumsplatz noch Job finden. Und nun brauch er ganz dringend eine bezahlbare Bleibe.

    Die Autorin schafft es zwar den Leser mit der Geschichte zu fesseln, jedoch liegt das mitnichten an einem flüssigen Schreibstil, der über weite Strecken eher holprig und abgehackt daherkommt, was dem Leser immer wieder aus dem Lesefluss reist.

    Das Thema, Resozialisierung und speziell wie ein Mensch auf die schiefe Bahn geraten kann ist interessant. Jedoch bleibt die Handlung hier über weite Strecken schlicht oberflächlich. Zudem bleiben auch am Ende viele Fragen einfach offen und unbeantwortet. Es findet ein Hin- und Herspringen zwischen den Zeiten statt. So lernt man den Protagonisten zwar zu unterschiedlichen Zeiten kennen, was aber tatsächlich aber mehr Fragen aufwirft als das sie beantwortet. Als Leser kann man sich da was zusammenreimen, was nicht unbedingt stimmen muss. Ja selbst das Ende bleibt offen, obwohl im Prolog ein Weg aufgezeigt.

    Besonders ans Herz gewachsen ist mir die schwerkranke alte Schauspielerin, die sich Arthur annimmt und ihn auch in schweren Zeiten mehr zur Seite steht als die eigene Familie. Der Hauptprotagonist Arthur bleibt das ganze Buch über irgendwie nicht wirklich fassbar. Das mag auch an der groben Oberflächlichkeit in der Beschreibung der Figuren liegen und den offenen ja nüchternen Erzählstil. Und dann noch der Therapeut, der keiner mehr ist und für den Arthur mehr oder weniger ein Versuchskaninchen ist für eine Pseudotherapie.

    Fazit: In diesem Buch versucht die Autorin, den Weg eines straffällig gewordenen Mannes nachzuzeichnen und seinen Weg in ein normales Leben mittels Resozialisierung. Fakt ist der Schreibstil ist sehr speziell, ich für meinen Teil habe mich da schwer mit getan. Zudem geht die Autorin nicht wirklich tief in die Handlung und die Personencharakteristik, was bei mir mehr als einmal ziemlich grosse Fragezeichen hervorgerufen hat. Einfach mal so durchlesen ist bei diesem Roman nicht, denn er wirkt doch stark nach und man gerät ein ums andere Mal ins Grübeln. Also ich für meinen Teil kann sagen, das nicht jeder Leser Feuer und Flame für das Buch sein wird.

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  • 4 Sterne

    helena, 21.09.2020

    Als Buch bewertet

    Nach wahren Begebenheiten

    Der junge, bis zu seiner Straftat unbescholtene und eher schüchterne Arthur wird aus der österreichischen JVA Gerlitz nach der Verbüssung seiner mehrjährigen Haftstrafe freigelassen.
    Jetzt wohnt er für ein Jahr in einem Betreuten Wohnen in Wien. Hier erhält er unter anderem Einzelcoachings von einen Sozialpädagogen, um wieder in das „normale“ freie und selbstverantwortete Leben zu finden. Doch alle Stellen-Bewerbungen verlaufen fruchtlos. Er scheint weder auf dem „Arbeitsmarkt, dem Partnermarkt, dem Wohnungsmarkt“ gute Chancen zu haben. Auch seine früh geschiedenen Eltern wollen keinen Kontakt zu ihm. Allein die alte Dame Grazetta hält zu ihm, die er vor Jahren schon im Hospiz, das seine Mutter in Spanien aufbaute, kennen lernte.

    Der etwas schräge Sozialpädagoge Börd, der immer wieder aus der Reihe fällt und vor allem unangenehm auffällt, hält ein Spezialprogramm für ihn bereit. Er soll sich eine „ureigene Originalversion“ seiner selbst vorstellen, so dass er in brenzligen Situationen diese „Rolle“ „spielen“ kann, denn auf diese Weise könne er ein besserer Mensch werden: „Niemand interessiert wer Sie sind. Entscheidend ist, wer Sie vorgeben können zu sein.“ Doch ist das der richtige Weg?

    Zugleich erfahren die Leser*innen in eingeschobenen Rückblenden Arthurs bisherige Lebensgeschichte. Neben den Ausführungen, wie es zu der Straftat kam, wird auch seine etwas komplizierte Familiensituation ausgeführt. Seine Eltern trennten sich früh, zu seinem Vater gibt es kaum Kontakt. Seine Mutter wanderte mit ihrem neuem Freund nach Spanien aus und baute dort ein Hospiz auf. Dort wuchs Arthur zum Jugendlichen heran, fand Freunde und eine erste Liebe. Sein älterer Bruder kehrte indes bald nach Deutschland zurück.
    Die Einblicke in seine Jugend gerieten spannend, etwas rätselhaft, etwas gruselig und sehr tragisch. Da hier vieles nur angedeutet, nicht ins Kleinste ausgeleuchtet wird, ergibt sich Raum zur Interpretation. Auch Arthur selbst blieb mir etwas fern, distanziert, nicht so ganz greifbar, was durchaus auch etwas in seinem Charakter begründet ist.

    Nebenbei erhält man Einblicke in seine Hafterlebnisse, von denen er immer noch traumatisiert ist. Er lebte in einer Vierbettzelle, in der sogenannten „Mehrfachbelegung“. Das wird sehr krass und eindrücklich geschildert. So lernt man auch: „Samstags und Sonntags […] sterben die meisten Häftlinge weltweit“, es „passieren die meisten Gewalttaten und Vergewaltigungen“, da unter anderem weniger Personal an den Wochenendenden Dienst hat.
    Alles in allem zweifelt man an der Sinnhaftigkeit von Haft, insbesondere wenn es um minderschwere Straftaten geht.

    Der Roman ist zu einem grossen Teil sehr frisch und lustig geschrieben, ich habe mich immer wieder amüsiert. Manches wirkte slapstickartig, satirisch und etwas merkwürdig bzw. albern, hier insbesondere alles um die Sozialarbeiter. Aber auch darüber hinaus gab es einige schräge Vögel. So wurde ich etwas eingelullt, um dann brachial mit der Realität und insbesondere dem brutalen Gefängnisalltag konfrontiert zu werden. Diese Gegensätze erwischten mich kalt und rüttelten mich dementsprechend auf. Der Roman konnte insgesamt viele Emotionen in mir hervorrufen und die Lektüre geriet zum Wechselbad der Gefühle.
    3,5 Punkte

    Longlist Deutscher Buchpreis 2020

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    renate w., 14.04.2020

    Als Buch bewertet

    Nach 26 Monaten im Gefängnis, steht der junge Arthur ohne Geld, Wohnung und Arbeit da. Einzig die Therapiesitzungen mit dem kauzigen Therapeuten Börd sollen ihm helfen zurück ins richtige Leben zu finden. Doch es ist für Arthur nicht leicht die zweite Chance in seinem Leben zu nützen, wenn man keine richtigen Papiere hat und kaum jemand einen Haftentlassenen eine Anstellung geben will. Die ehemalige Schauspielerin Grazetta, die er in einem Hospiz in Andalusien kennen gelernt hat und die ihm auch nach der Haftentlassung, im Gegensatz zu seiner Mutter zur Seite steht, helfen ihm auf seinem neuen Weg. Mit oft unkonventionellen Methoden versucht Börd Arthur auf die Sprünge zu helfen und auch sich selbst besser kennen zu lernen. Es ist ein harter Weg, wo Arthur viele Rückschritte erleben muss, wo er aber schlussendlich erkennt, dass nur er selbst sich helfen kann.
    Der Roman ,, Ich an meiner Seite“ beschreibt in einer teils poetischen und dann wieder in ernüchternden Sprache das Leben des jungen Arthur nach seiner Haftentlassung. Die Autorin Birgit Birnbacher nimmt dabei den Leser auf eine Zeitreise aus dem Leben des Protagonisten mit, wo man immer wieder zwischen der Zeit- und Erzählebene hin und her wechselt.. Der Roman besticht durch seine ruhige Art, wo man sich zwar einlesen muss weil man das Gefühl hat, die Geschichte zieht sich einfach dahin, aber mit der Zeit merkt man, wie viel an tiefsinnigen und schönen Gedanken man darin findet. Da es eine reale Vorlage für die Hauptfigur dieses Romans gibt, kann man sich als Leser noch besser in Arthur hineinversetzen. Die Nebenfiguren sind ebenfalls gut dargestellt. Wie z.B Börd, der Therapeut von Arthur, der versucht in einer Studie zu beweisen, dass man einen ehemaligen Straftäter wieder in die Gesellschaft eingliedern kann. Dass es dabei viele Rückschläge gibt, wo Arthur selbst oft nicht weiss, wer er wirklich ist und wer er nun sein möchte, wird gut beschrieben. In Rückblenden erfährt der Leser von Arthurs schwieriger Kindheit, von einem Familienleben, das nicht immer leicht war und von einer Schuld, die ihn bis heute noch begleitet. Die Geschichte wird mit einer Mischung zwischen Tragik und Komik erzählt, wo man als Leser immer wieder schmunzeln muss, selbst wenn die Situation an sich eher traurig ist. Manche Ereignisse werden von der Autorin nicht aufgelöst und man hat das Gefühl, dass noch etwas kommen sollte. Also bleibt jedem seine eigene Interpretation der Geschichte, wo man selbst entscheiden kann, wie sie weitergehen könnte.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gabriele S., 28.03.2020

    Als Buch bewertet

    Intelligenz bedeutet nicht, sozial integer zu sein

    Arthur hatte keine leichte Kindheit. Doch seine Intelligenz hat ihm über die Hürden hinweggeholfen. Trotzdem ist er ins Gefängnis geraten. Weshalb das geschah und wie schwer es ist, nach 26 Monate hinter Gittern wieder im normalen Leben zu landen, erzählt Birgit Birnbacher in diesem Buch.

    Ihre Sätze beinhalten nur die nötigsten Informationen, regen aber gerade deswegen die Phantasie des Lesers an. Sie macht den Leser mit einem stillen, selbständigen Kind bekannt, das nicht nur gute Noten heimbringt, sondern vom ersten Moment an glücklich zu sein scheint. Arthurs Vergangenheit wird teilweise in Tonbandaufnahmen für seinen, mit ungewöhnlichen Methoden arbeitenden, Therapeuten aufgezeichnet.

    Der Autorin gelingt es hervorragend zwischen bedrückenden und humorvollen Szenen zu wechseln. Trotz der vielen Zeitenwechsel ist es nicht schwer nachzuvollziehen, wo und wann die Handlung gerade spielt: jedes der im Präsens geschriebenen Kapitel beginnt mit einem Hinweis auf Ort, Monat und Jahr.

    Als Leser hatte ich oft das Gefühl, unmittelbar am Geschehen beteiligt zu sein. Mich erschreckte das Leben im Gefängnis und die anschliessende Hoffnungslosigkeit des Protagonisten. Obwohl intelligent und besonnen wirkte er sehr unsicher und bemüht, bloss nicht aufzufallen. Immer wieder wurde ihm bewusst, dass seine Zukunft letztendlich nur von ihm selbst gestaltet werden kann, denn die Hoffnungsschimmer, die zwischendurch auftauchten, verflogen sehr schnell.

    Wie dem Dank der Autorin am Ende des Buches zu entnehmen ist, wollte die Soziologin vor allem die Schwierigkeiten der Resozialisierung verdeutlichen. Das ist ihr in meinen Augen sehr gut gelungen - auch wenn sie an manchen Stellen sehr mit Informationen gespart hat.

    Fazit: sehr empfehlenswert!

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    nellsche, 14.04.2020

    Als Buch bewertet

    Nachdem der 22-jährige Arthur, der still und intelligent ist, nach 26 Monaten Gefängnis wieder in Freiheit ist, muss er feststellen, dass er so leicht keine neue Chance bekommt. Was ihm fehlt sind die passenden Zeugnisse. Gemeinsam mit seinem Therapeuten Börd und seiner Ersatzmutter Grazetta schmiedet er einen Plan für eine kleine Lüge.

    Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, denn die Beschreibung hat mich neugierig gemacht und ich wollte wissen, wer Arthur ist und wie sein Leben verläuft.
    Der Einstieg in das Buch ist mir gut gelungen. Der Schreibstil war anders und hat mich deutlich mehr gefordert, als es andere Bücher tun. Ich musste mehr zwischen den Zeilen lesen, interpretieren, zusammenreimen. Doch das gefiel mir gut und es fiel mir auch nicht schwer. Zudem war ein toller Humor dabei, der das Lesen sehr angenehm machte.
    Die Charaktere wurden detailliert beschrieben und ich hatte klare Bilder vor Augen. Arthur war ein besonderer Protagonist, den ich schnell ins Herz geschlossen hatte. Weshalb er ins Gefängnis kam, wurde erst später erwähnt. Dennoch war klar, dass er kein typischer Krimineller war. Ich habe ihm von Anfang an gewünscht, dass er eine neue Chance erhält. Neben Arthur wurden auch sein Therapeut Börd und die sterbenskranke Grazetta toll beschrieben und ich habe sie beide liebgewonnen. Die Personen waren insgesamt wirklich toll, auch wenn ich an der einen oder anderen Stelle gerne noch mehr erfahren hätte.
    Die Geschichte begann mit Arthurs Entlassung aus der Haft und spielte dann auf unterschiedlichen Zeitebenen und Orten, zwischen denen immer wieder gewechselt wurde. Dadurch erfährt man von Arthurs Leben seit seiner Kindheit. Sehr bewegend beschrieben wurden die Zeit und die Zustände im Gefängnis, das ging mir sehr nahe. Danach ein „normales“ Leben zu führen, ist gar nicht so einfach und bedarf der Hilfe, die Arthur hier von Börd erhielt.

    Die Geschichte regt zum Nachdenken an und wirkt auch noch nach. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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  • 4 Sterne

    0 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    nellsche, 14.04.2020

    Als Buch bewertet

    Nachdem der 22-jährige Arthur, der still und intelligent ist, nach 26 Monaten Gefängnis wieder in Freiheit ist, muss er feststellen, dass er so leicht keine neue Chance bekommt. Was ihm fehlt sind die passenden Zeugnisse. Gemeinsam mit seinem Therapeuten Börd und seiner Ersatzmutter Grazetta schmiedet er einen Plan für eine kleine Lüge.

    Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, denn die Beschreibung hat mich neugierig gemacht und ich wollte wissen, wer Arthur ist und wie sein Leben verläuft.
    Der Einstieg in das Buch ist mir gut gelungen. Der Schreibstil war anders und hat mich deutlich mehr gefordert, als es andere Bücher tun. Ich musste mehr zwischen den Zeilen lesen, interpretieren, zusammenreimen. Doch das gefiel mir gut und es fiel mir auch nicht schwer. Zudem war ein toller Humor dabei, der das Lesen sehr angenehm machte.
    Die Charaktere wurden detailliert beschrieben und ich hatte klare Bilder vor Augen. Arthur war ein besonderer Protagonist, den ich schnell ins Herz geschlossen hatte. Weshalb er ins Gefängnis kam, wurde erst später erwähnt. Dennoch war klar, dass er kein typischer Krimineller war. Ich habe ihm von Anfang an gewünscht, dass er eine neue Chance erhält. Neben Arthur wurden auch sein Therapeut Börd und die sterbenskranke Grazetta toll beschrieben und ich habe sie beide liebgewonnen. Die Personen waren insgesamt wirklich toll, auch wenn ich an der einen oder anderen Stelle gerne noch mehr erfahren hätte.
    Die Geschichte begann mit Arthurs Entlassung aus der Haft und spielte dann auf unterschiedlichen Zeitebenen und Orten, zwischen denen immer wieder gewechselt wurde. Dadurch erfährt man von Arthurs Leben seit seiner Kindheit. Sehr bewegend beschrieben wurden die Zeit und die Zustände im Gefängnis, das ging mir sehr nahe. Danach ein „normales“ Leben zu führen, ist gar nicht so einfach und bedarf der Hilfe, die Arthur hier von Börd erhielt.

    Die Geschichte regt zum Nachdenken an und wirkt auch noch nach. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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