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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    MeinSohnPrinzAndreas, 15.09.2023

    Als Buch bewertet

    Virginia in den spärlichen Anfängen einer Kolonie: Ein junges Mädchen entflieht der Siedlung, die man zuvor vielleicht als ihre Heimat bezeichnen hätte können. Was sie getan hat, ist anfangs nicht klar. Wir wissen nur, dass es etwas bedeutungsschweres und unverzeihliches sein muss, denn die Kälte des amerikanischen Winters und die allgegenwärtige Gefahr des Todes sind der englischen Siedlung scheinbar vorzuziehen. Und so beginnt für das Mädchen jeden tag auf neues ein Kampf um die Freiheit, jeden Schritt und Atemzug aufs neue zu tun.

    Ohne grosse Erklärungen wird die Leserschaft sogleich in die abgehetzte Flucht und die rasenden Gedanken der Protagonistin geworfen. Gestochen scharf bekommt man jede Empfindung, den Schmerz und die Bitterkeit des Hungers und der Kälte des ersten Fluchttages präsentiert, ohne genau zu wissen, wer das Mädchen ist, und was es getan hat. Erst langsam, mit Voranschreiten der Flucht des Mädchens - immer weiter in Richtung Norden - erfahren wir so banale dinge wie Herkunft und Namen des jungen Mädchens, und was nun eigentlich der Grund für diese Geschichte ist. Je tiefer wir in der Geschichte sind, umso mehr merken wir, dass das nebulöse Konstrukt rund um die Person im Zentrum des Buches sich immer weiter auflöst, im Umkehrschluss die Person selbst durch die Entbehrungen des Alltags in der Natur immer weiter zu entgleiten scheint, physisch und psychisch abbaut. Und so Baut sich die Geschichte in einem weiten Bogen auf und ebenso sanft wieder ab, wobei gerade der finale Punkt der Geschichte unabweichbar und ebenso schmerzhaft ist.

    Neben der akribischen Beschreibung der Gedanken des Mädchens auf der Flucht spielen vor allem auch die Umgebung, in der wir uns Befinden, das Setting - die Natur eine zentrale Rolle. Wir erleben in detailreicher Schilderung den Übergang von Winter zu Frühling, das Erwachen der Tier und Pflanzenwelt in einer heute längst verlorenen Intensität. Und fast ist man gewillt, sich an die Stelle des jungen Mädchens zu wünschen, nur um diese Reinheit der Empfindungen auf sich einströmen zu lassen.

    Und auch, wenn das Buch nur mit diesem einzigen Handlungsstrang auskommt, so ist es dennoch keineswegs ruhig oder langweilig. Brausend steigern sich die Geschehnisse der Flucht hin, peitschen die Geschichte voran, sei es nur, ebenso wie die Protagonistin selbst beim Lesen auf den nächsten Sonnenuntergang hinzufiebern, nur um zu erfahren können, ob all die Mühen und der Schmerz es gelohnt haben, und das Licht des neuen Tages erneut auf sie herunterscheint. Dabei kommt die Geschichte im Wald fast gänzlich ohne andere Menschen aus, die Natur ist vielseitig genug, um Motor für Spannung zu sein.

    Insgesamt einfach ein gelungenes Buch, das mich wirklich gefesselt, mit seiner rohen Schönheit verzaubert und mich mit seinen intelligenten, teilweise auch tieftheologischen Gedankenansätzen gebannt hat.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 28.09.2023

    Als Buch bewertet

    Englische Siedler sind wohl hoffnungsvoll in ein neues, unbekanntes Land aufgebrochen. Doch das Leben ist hart. Hunger und Krankheit begleiten diese Menschen und Egoismus und Rücksichtslosigkeit macht sich breit. Unter ihnen ist auch ein Mädchen, welches von einer Frau aus dem Armenhaus geholt wurde. Es kümmerte sich um deren Tochter, die wohl behindert war. Doch nun ist die Tochter der Frau gestorben. Aber das Mädchen wurde nicht als gleichwertig behandelt, sondern wie eine Sklavin gehalten, gedemütigt und missbraucht. Nun flieht das Mädchen mit wenigen Habseligkeiten. Die weite Wildnis scheint weniger bedrohlich als die Menschen, mit denen es zuletzt gelebt hat. Das Mädchen muss ums Überleben kämpfen und lernt dabei, vieles in Frage zu stellen, was es zuvor erfahren hat.
    Dies ist mein erster Roman der Autorin Lauren Geoff. Ihre Erzählweise hat mich gefangen genommen, auch wenn ich eine Weile gebraucht habe, um mich einzulesen. Doch dann war ich gefesselt. Die Sprache ist poetisch, oft aber auch direkt und grob.
    Die Natur ist auf der einen Seite schön, aber auf der anderen brutal und erbarmungslos. Sie liefert aber auch das Nötige zum Überleben. Intuitiv weiss das Mädchen, was es tun muss. Es muss sich vor den Verfolgern verstecken, aber auch die anderen Gefahren umgehen. Die Gedanken kreisen um das, was ihm bisher bekannt war und was erforderlich ist zum Überleben in der weiten Wildnis. Dabei stellt es immer mehr in Frage. Obwohl dieses Mädchen doch ungebildet ist, ergeht es sich in überraschend philosophischen Überlegungen. Auch wenn es unterwegs Menschen begegnen, meidet es doch den Kontakt. Daher wiederholen sich auch Flucht, Grausamkeiten, Krankheit und Hunger. Doch die Natur ist weitaus weniger gefährlich als die Menschen.
    In Rückblenden erfahren wir vom bisherigen Schicksal des Mädchens.
    Das Ende hätte ich mir hoffnungsfroher gewünscht. Doch es bleibt düster bis zum Schluss, wie auch die ganze Geschichte düster und bedrückend ist.
    Es ist eine Geschichte, die noch lange nachhallt.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Katharina D., 21.10.2023

    Als Buch bewertet

    Vor vierhundert Jahren, als diePest in Europa gewütet hatte, kommt ein Mädchen mit ihrer Herrschaft nach Kanada. Sie leben in einem Fort, mitten in der unendlichen Wildnis der Urwälder. Sie ist eine Dienerin ohne Rechte, eine Leibeigene, der Willkür aller ausgesetzt. Als sie das grausamste aller menschlichen Verbrechen mit ansieht, flieht sie.
    Die Angst gefasst zu werden und ein ungeheuerer Überlebenswille lassen sie all das ertragen was ihr auf dieser Flucht durch die unwegsame Wildnis widerfährt. Man kann nur staunen was ein Mensch ertragen kann.
    Ein aussergewöhnliches Buch, das den Leser an die äussersten Ränder der Existenz führt.
    In gekonnter, wunderbar literarischen Sprache zeigt die Autorin die schrecklichen Tiefen des Menschseins auf, den Zwiespalt zwischen berückender und grausamer Natur.
    Kann ein Mensch leben, überleben, nur mit sich allein in der Wildnis der Wälder, in berauschender Schönheit und abgrundtiefem Schrecken.
    Wie lebt ein Mensch ohne die liebende Fürsorge eines anderen.
    "Ganz allein zu überleben, war nicht dasselbe, wie am Leben zu sein."
    "Dieses Licht und diese Wärme waren es, was Bestand hatte, was ewig war. Im Kern war nicht nichts, nein. Aus dem Licht und der Wärme floss alles, was gut und göttlich war."

    Die Autorin führt ihre Leser in die tiefsten Gedanken.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Crazzoline_leseratte, 05.10.2023

    Als Buch bewertet

    Lauren Groff hat mir mit ihrem Roman "die weite Wildnis" schöne Lesestunden beschert.
    Ich kannte die Autorin bisher nicht und war gespannt, was mich erwarten würde.

    Der Titel und der Klappentext haben mich neugierig gemacht.
    Auf einen Abenteurroman?

    Abenteuer steckt auf jeden Fall in dem Buch. Die Autorin hat mich mit ihrem Schreibstil in ihren Bann gezogen. Die Beschreibungen der Natur, der Ängste, Gedanken und Hoffnungen des Mädchens haben es mir ermöglicht, mich ganz in das Geschehen hinein zu versetzen.
    Poetisch geschrieben, aber an den richtigen Stellen auch direkt und schonungslos.

    Ein junges Mädchen, das aus ihrer Siedlung flieht, um ein Leben in der Wildnis zu leben. Warum sie geflohen ist, erfährt man erst im Verlauf der Geschichte.
    Während die junge Frau, ums Überleben kämpft, darf man als Leser immer wieder Teil an ihren Gedanken aus der Vergangenheit haben. Häppchenweise erfährt man, warum sie es in ihrem Dorf mit den Menschen dort nicht mehr ausgehalten hat, wie schlecht man sie behandelt hat.

    Mitten in der Wildnis zwischen Traum und Delir denkt sie an ihre grosse Liebe und an den Verlust eines kleines Mädchens, den sie nie verarbeitet hat.

    Das Buch ist spannend geschrieben, wobei ich im Mittelteil auch die eine oder andere Länge empfunden habe.
    Das Ende hätte ich mir allerdings anders gewünscht.

    Alles in allem aber ein wirklich lesenswerter Roman.

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  • 5 Sterne

    Leser100, 11.10.2023

    Als Buch bewertet

    Ein Mädchen flüchtet durch die Wildnis Nordamerikas. Soweit ist der Titel des Buches auch Programm. Es ist Winter. Immer wieder vergewissert sie sich dass ihr niemand folgt, doch es folgt trotzdem jemand. Sie hat Hunger. Sie hat Angst auf andere Menschen zu stossen.
    Nach und nach erfahren wir vor wem und warum dieses Mädchen auf der Flucht ist. Sie wurde von englischen Auswanderern mit nach Nordamerika genommen. Bei ihnen ist sie als Dienstmagd angestellt. Doch die Anfangszeiten der Besiedelung der Neuen Welt sind sehr beschwerlich. Hungersnöte greifen um sich und die allzu frommen Dienstherren zeigen sich eher scheinheilig als gottesfürchtig. Und so müssen die Bediensteten noch mehr leiden als ihre Herren. Als das Mädchen, dass bereits seine ganze Familie schon verloren hat einen weiteren Verlust erleidet, beschliesst es zu flüchten.
    Die Autorin versteht es sehr gut die Vorurteile und Scheinheiligkeit zu beschreiben. Auch die Naturbeschreibungen sind atmosphärisch dargestellt. Obwohl die Geschichte eindimensional, mit nur einem Handlungsstrang, ist, wird es nicht langweilig. Auch durch die Rückblenden wird etwas Spannung aufgebaut.
    Besonders gelungen finde ich das Thema an sich. Von der frühen Besiedelung Nordamerikas gibt es unzählige Bücher, doch beschäftigen sich diese vor allem mit den Ureinwohnern oder den Siedlern, nicht aber über die Grausamkeit die diese Gesellschaft bereits aus ihrer alten Welt mit in die neue Heimat brachten und dort weiter auslebten.
    Das Cover ist ansprechend. Nicht spektakulär, sondern ruhig, so wie auch der Inhalt des Buches. Der Baum passt gut zu den Naturbeschreibungen im Roman.

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  • 5 Sterne

    Liane, 18.10.2023

    Als Buch bewertet

    Mit dem Buch “Die weite Wildnis” beschreibt uns die amerikanische Autorin Lauren Groff die Flucht eines jungen Mädchens aus den Zwängen ihrer Abhängigkeit heraus.
    Die Handlung spielt im 17. Jahrhundert in Nordamerika, wo englische Siedler sich ihre neue Heimat aufbauen. Das Mädchen ist Teil dieser Bewegung und als Dienstbotin erlebt sie Grausamkeiten, Hungersnot und Krankheiten.
    Als sie es nicht mehr aushalten kann, ist ihr die Flucht raus aus dem Camp und hinein in die Wildnis der einzige Ausweg der ihr bleibt.
    Und diese Flucht, mit all ihren Facetten, weiss die Autorin so meisterhaft zu erzählen, dass man sich mit all seinen Sinnen in das Geschehen hineinversetzen kann und sehr genau miterlebt, was dem Mädchen widerfährt, sich buchstäblich an ihrer Seite wähnt. Unbarmherzig, rauh und ständig voller Gefahren erlebt sie jeden Moment und gewinnt dennoch an Zuversicht und Vertrauen, unterstützt durch ihren unerschütterlichen Glauben.
    Meisterhaft beschrieben sind all die Dinge die sie erlebt, die Ausweglosigkeit, die Hoffnung, der Antrieb immer weiter zu ziehen ohne ein wirkliches Ziel vor Augen. Nur weg von dem was hinter ihr liegt.
    Und dabei erlebt sie dieses neue Land und dessen Natur und erfährt immer dann, wenn sie nicht weiter weiss, dass sich etwas trostvolles ereignet und sie am Leben erhält. Sie wird verfolgt und entkommt doch immer wieder.
    Ein sehr eindringliches und gelungenes Buch, was mit seiner Botschaft lange nachhallt.

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  • 5 Sterne

    Martha D., 20.09.2023

    Als Buch bewertet

    Das namenlose Mädchen schlägt sich im 17. Jahrhundert allein druch das von weissen Siedlern unbewohnte Land in Amerika. Eine Hungersnot in der Siedlung (Fort) lässt sie flüchten. Mit ganz wenigen Dingen, nur einem Messer und einem kleinen Beil und einem eisernen Willen zum Überleben flieht sie im eisigen Winter in die Wälder. Sie dürfte erst um die vierzehn, fünfzehn Jahre alt sein. In ihrer Flucht lässt sie den Leser an ihren Erinnerungen teilhaben. Die Zeit im Waisenhaus in dem sie in einen guten Haushalt mit vier Jahren kommt. Sie ist lieblich anzuschauen und kümmert sich dort um die geistig behinderte kleine Tochter der Hausherrin. Diese ziehen von England nach Amerika. Auf der Flucht schlägt sie sich durch die harte Natur, wehrt sich gegen Hunger und Feinde. Überlebt sogar die Pocken völlig allein und baut sich ein kleines karges Haus um dann einsam zu sterben. Bis zu letzt hatte ich gehofft das sie noch ein menschliches Wesen findet... Ein sehr berührendes Buch!

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  • 5 Sterne

    Franziska F., 29.09.2023

    Als Buch bewertet

    Grossartiger poetischer Roman!

    Dies ist mein erster Roman von Lauren Groff was ich gelesen habe, und war sehr gespannt wie es für mich sein wird. Das Cover hatte mich hier schon sofort angesprochen, auch der Klappentext fand ist sehr interessant!
    Ihre Schreibweise ist so unglaublich poetisch und meisterhaft, dass man es nicht weglegen möchte. So ein Roman, mit so einer Erzählweise hatte ich noch nie gelesen. Es gibt kaum Dialoge, eher Gedankensträngen und tolle detaillierte Welt.
    Kurzer Inhalt ihres neuen Romans:
    Hier handelt es sich um ein junges Mädchen im 17. Jahrhundert, ein Teil einer englischen Einwandergruppe, die in die weite Wildnis flüchtet und ums Überleben kämpft. Währenddessen erfahren wir über ihre Erinnerungen und Träume mehr über die Gründe ihrer Flucht und ihr Leben.

    Ein grossartiger Roman, mit grosser Erzählkunst und herzergreifend.

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  • 4 Sterne

    Bücherfreundin, 17.09.2023

    Als Buch bewertet

    Allein in der Wildnis
    Der neue Roman der amerikanischen Autorin Lauren Groff spielt im 17. Jahrhundert in Nordamerika. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein junges Mädchen, Lamentatio Venal genannt, das im Alter von 4 Jahren in England von der Frau eines Goldschmieds aus dem Armenhaus geholt wird und als Dienstmagd arbeitet. Ein Jahr später wird die kleine Bess geboren, um die sich Zett, wie die Herrin Lamentatio nennt, fortan kümmert. Später wandert die Familie, die Dienstherrin ist inzwischen mit einem Pfarrer verheiratet, in die Neue Welt aus.

    Nun befindet sich das Mädchen auf der Flucht Richtung Norden. Es ist Winter, das Mädchen, "sie ist 16, 17 oder 18 Jahre alt" friert und ist hungrig. Sie kämpft ums Überleben, jeder Tag stellt sie vor neue Herausforderungen. Ständig ist sie auf der Suche nach Essbarem und Gefahren durch wilde Tiere und Verfolger ausgesetzt. Verletzungen und Fieber zwingen sie zu Ruhepausen, sie hat Visionen und Halluzinationen. Sie lässt ihre Vergangenheit Revue passieren und erinnert sich an ihr hartes Leben in der kolonialen Siedlung, an die Gewalt, der sie hilflos ausgesetzt war, an Krankheiten und Nahrungsmangel. Auch der junge Glasbläser aus Holland, in den sie sich auf der Überfahrt nach Amerika verliebte, ist in ihren Gedanken. Nach und nach enthüllt sich Lamentatios Leben, das voller Entbehrungen war, und wir erfahren den erschütternden Grund für ihre Flucht. 

    Die Autorin schildert sehr eindrucksvoll den Überlebenskampf des Mädchens in der rauen und kargen Wildnis und ihre wachsende Verzweiflung in sehr spezieller und auch bisweilen drastischer Sprache. Ich fand es nicht angenehm, immer wieder detailreiche Schilderungen der Verdauungsvorgänge zu lesen. Die Beschreibung der Einsamkeit und Trostlosigkeit des Mädchens, ihr Kampf ums Überleben in der Wildnis und ihre Auseinandersetzung mit dem Glauben gehen unter die Haut und haben mich sehr berührt. Faszinierend fand ich die Darstellung der kargen Landschaft im Wechsel der Jahreszeiten mit ihren jeweiligen Wetterverhältnissen.

    Die Überlebensgeschichte hat mir gut gefallen, sie ist spannend und hat mich sehr berührt. Leseempfehlung für dieses aussergewöhnliche Buch, das ich mir sehr gut als Vorlage für einen Film vorstellen kann.

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  • 4 Sterne

    Brenda_wolf, 04.10.2023

    Als Buch bewertet

    Ein starker Roman einer starken jungen Frau

    Bereits Lauren Groffs Debütroman ‚Matrix‘ hat mich fasziniert. Ich war angetan vom intensiven Stil der Autorin. So hat mich auch ‚Die weite Wildnis‘ stark berührt.

    Wir befinden uns im 17.Jahrhundert. Englische Siedler nehmen das neue Land in Besitz. Ein Mädchen flieht vor dem Hunger und der Brutalität der Menschen im Fort. Es ist Winter, das Mädchen friert. Dennoch stellt sie sich der Wildnis, einem ihr völlig fremden unberechenbaren Land und einer ungewissen Zukunft. Sie hat sich das Nötigste heimlich zusammengestohlen: Ein Messer, ein Beil, dicke Fellhandschuhe und die Stiefel eines Verstorbenen. Was hat sie erlebt, dass sie diesen Schritt wagt?

    In Rückblicken erfährt man von ihrem Leben. Sie wuchs als Waisenkind in einem Armenhaus auf. Dort nannte man sie Lamentatio Venal. Mit vier Jahren wurde sie von ihrer Dienstherrin abgeholt. Von nun an wurde sie mit allen möglichen Namen gerufen: Mädchen, Dienstmagd, Dummkopf und Zett, das war der Namen des verstorbenen Hündchens ihrer Herrin. Diese war mit einem Goldschmied verheiratet. Als ihr Mann verstarb heiratete sie einen Priester, mit dem sie schliesslich die Überfahrt ins verheissene Land wagte.

    Das Mädchen ist eine verbissene Kämpferin. Sie schlägt sich durch die Wildnis und schafft es sich Nahrung zu beschaffen, um zu überleben. Sie lernt die Natur lesen. Ich habe mir ihr gefroren und Hunger gelitten, war mit ihr in Höhlen und Unterschlupfen und habe mich vor der Dunkelheit gefürchtet. Die Autorin bringt das alles sehr authentisch rüber. Auf der Überfahrt war ich auch ein bisschen verliebt in den jungen Glasbläser aus Holland, der dann leider verstarb. Das Mädchen hatte sich mit ihm eine wundervolle Zukunft ausgemalt. Die Geschichte der Powhatan-Frauen, die sich an einem Vergewaltiger gerächt haben, hat mich bis ins Mark erschüttert. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich nur daran denke.

    Lauren Groff schreibt wahnsinnig intensiv. Trotzdem hatte das Buch für mich auch Längen. Ich musste mich teilweise zwingen weiterzulesen.

    Fazit: Eine starke Erzählung.

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  • 4 Sterne

    Martin S., 28.12.2023

    Als Buch bewertet

    Eins mit der Natur

    Im 17. Jahrhundert mus ein junges Mädchen aus einem Fort fliehen und dem drohenden Tod zu entkommen. In der wilden Natur ist sie den Gewalten fast schutzlos ausgeliefert und tritt einen scheinbar nicht zu gewinnen Kampf an. Vom Überlebenswillen angetrieben lernt sie mit ihrer neuen Umgebung klar zu kommen und muss dabei auch viele Eingeständnisse machen. Egal ob es Unwetter, andere Menschen, Tiere oder giftige Pflanzen sind, die Horte der Gefahr sind mannigfaltig und das namenlose Mädchen bekommt es mit allen Quellen zu tun. Wird sie ihr neues Leben geniessen können, oder ist es nur von kurzer Dauer?

    Die bisherigen Erfolge und Auszeichnungen der amerikanischen Autorin Lauren Groff haben mein Interesse geweckt und ich war sehr gespannt, ihr neues Werk kennenzulernen. Sie erzählt die Geschichte in einem zunächst etwas sperrigen, aber interessanten Schreibstil, der ein wenig Eingewöhnungszeit benötigte. Im Nachgang passt er aber sehr gut zur Story und verleiht ihr auch mit seiner manchmal direkten und schroffen Art einen besonderen Charme. Es ist sehr spannend das junge Mädchen auf ihrer eigentlich fast chancenlosen Flucht zu begleiten und mitzuerleben, wie sie die immer wieder in neuer Form aufkommenden Gefahren zu meistern versucht. Gerade die Rückblicke in ihr bisheriges Leben, bauten ein immer stärker werdendes Sympathieband zu ihr aus, welches sich bis zum Ende der Geschichte fortsetzt. Auf bemerkenswerte Art beschreibt Lauren Groff die manchmal gnadenlose Natur mit ihrer vollen Kraft und zeigt wie klein der Mensch doch in dieser Welt ist und nur überleben kann, wenn er sich dieser anpasst.

    Insgesamt konnte mir "Die weite Wildnis" mit einer packenden und ergreifenden Geschichte ein paar spannende und aussergewöhnliche Lesestunden bescheren. Besonders gut gefallen hat mir die Wortgewalt mit der die Autorin die Geschichte erzählt, so dass das Buch nach Beendigung noch länger nachhallte. Der Roman ist aus meiner Sicht lesenswert, so dass ich ihn gerne weiterempfehle und mit guten vier von fünf Sternen bewerte.

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  • 4 Sterne

    Lisa-Maria R., 28.10.2023

    Als Buch bewertet

    Die Wildnis in ihrer unbarmherzigsten Form

    Ein junges Mädchen, allein in der Wildnis, nur mit der Kleidung, welche sie an ihrem Körper trägt und ein paar hilfreichen Gegenständen, die sie vor ihrer Flucht vor den anderen Siedlern noch einpacken konnte. Sie läuft vor der Hungersnot davon, ist auf der Suche nach einem besseren Ort zum Leben und entwickelt eine ganz neue Art von Zuneigung zur Natur.

    Die Umsetzung:

    Das Cover des Buches sagt nicht viel über das Buch aus und der Klappentext war ebenfalls ziemlich knapp, trotzdem klang das Buch sehr spannend.
    Ich weiss nicht genau, was ich von dem Schreibstil halten soll, er ist ziemlich detailreich, was brutale Szenen anging, war vorübergehend allerdings auch etwas schleppend, sodass das Buch manchmal seine Längen hatte. Insgesamt habe ich sehr lange für die wenigen Seiten gebrauch, da ich oft auch nicht unbedingt die Motivation hatte, um weiter lesen zu wollen.
    Die Geschichte an sich ist sehr gut, ich hatte anfangs kaum einen Schimmer, warum das Mädchen wegrannte und nach und nach wurden immer mehr Details bekannt und gegen dreiviertel des Buches wusste ich dann, wie es dazu kam. Der Rest konzentrierte sich dann auf den Überlebenswillen des Mädchens.
    Das Ende war leider etwas verwirrend und ich hatte mir einen anderen Abschluss gewünscht.

    Mein Fazit:

    Ein brutales Buch, welches jedoch sehr authentisch das Leben damals abbildet und einen dazu bringt darüber nachzudenken, was für ein gutes Leben man im Vergleich zum Leben des Mädchens hat. Da das Buch allerdings nicht wirklich etwas für mich war, gebe ich dem Buch 3,5 von 5 Sterne.

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  • 4 Sterne

    Maria B., 21.09.2023

    Als Buch bewertet

    Hart erkämpfte Freiheit

    Ein Mädchen flieht durch die Wildnis vor ihren Verfolgern. Es ist Winter, Nordamerika, 17. Jahrhundert, und als Dienstmagd hat sie die englischen Aussiedler begleitet. Wovor sie flieht und was alles ihr bereits geschehen ist, erfährt die Leserin erst nach und nach in Rückblenden, die sie entsetzen.
    Also … ich war ja schon von Lauren Groffs „Matrix“ hellauf begeistert, und auch ihr vorliegender Roman „Die weite Wildnis“ ist ihr sehr gut gelungen, kann es aber meiner Meinung nach nicht mit „Matrix“ aufnehmen. Aus der Distanz betrachtet könnte man dem zustimmen. Es geschieht eigentlich nicht viel, es ist einfach die Beschreibung der Flucht einer jungen Frau, beginnend im eisig kalten Winter, ohne Nahrung und warmer Kleidung.
    Dennoch: Die plastische Schilderung geht nahe, man fiebert mit, wenn die Lage gefährlich wird, wenn die junge Frau (denn zu der wurde sie schon als Kind gemacht) fast erfriert, dem Tod nahe, körperlich stark eingeschränkt und krank ist. Wie in „Matrix“ erweist sich die Protagonistin als sehr stark und zäh.
    Groff versteht es, Spannung aufzubauen und zu halten. Dabei ist ihr Sprachstil unspektakulär und ruhig, an vielen Stellen der damaligen Zeit angepasst. Sie hat sich wohl auch viel mit Pflanzen und ihren Wirkungen befasst, auch mit den vielen Möglichkeiten, welche die Natur bietet. Die erklärenden Rückblenden mit den Ungeheuerlichkeiten der Vergangenheit steigern sich, bis der Grund dieser Flucht sich auftut.
    Das Buch empfehle ich jedem, der sich beim Lesen gern in die Vergangenheit begibt und dort immer neue Seiten aufblättern will.

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  • 4 Sterne

    Verena L., 02.10.2023

    Als Buch bewertet

    Nature Writing par excellence!


    Nature writing par excellence! Die Geschichte eines Mädchens auf der Flucht ist vieles auf einmal: (feministischer) Abenteuerroman über das Überleben in der Wildnis, Historienroman über den Aufbruch in die neue Welt am Anfang des 17. Jahrhunderts, die Geschichte einer Emanzipation, ein literarisches Bildnis über das gefährlichste aller Raubtiere – den Menschen.
    Bildgewaltig und eindrucksvoll beschreibt Lauren Groff die Flucht ihrer (beinahe namenlosen) Protagonistin aus einem Fort früher Siedler in Nordamerika. Die karge Wildnis, in die sie sich begibt, das Unbekannte, wartet mit Gefahren jeglicher Art auf; doch das Bekannte, wovor sie flieht, ist für das Mädchen weitaus schlimmer. Während sie fiebernd mit Naturgewalten zu kämpfen hat und Nahrung sucht, lassen die Monster der Vergangenheit sie nicht allein. Erstmals ist das Leben des Mädchens selbstbestimmt und ihr Wille zu überleben ist gross. Auf ihrer Flucht beginnt sie alles zu hinterfragen, auf ihre kindliche Art beinahe philosophisch. (Ganz wunderbar fand ich die Szene, als sie den Bären beobachtet, wie er einen Wasserfall beobachtet.)
    Sie hinterfragt ihre Religion, die Kolonialisierung der indigenen Bevölkerung, die „Unterwerfung“ der Natur, das Miteinander der Menschen und ganz grundsätzlich das menschliche Wesen. Ihre Beobachtungen und Erkenntnisse sind dabei hochaktuell.
    Einen Stern muss ich allerdings abziehen, denn das Ende fand ich ein bisschen unversöhnlich. Es deutet sich zwar an, aber ist doch recht ernüchternd und deprimierend.

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  • 4 Sterne

    Lilly W., 28.10.2023

    Als Buch bewertet

    Nachdem Lauren Groff mich mit Matrix wirklich begeistert hat, war ich unheimlich gespannt auf ihren neuen Roman. Die weite Wildnis - ebenfalls ein historisches Setting, eine starke Protagonistin, eine kühne Story und doch ein gänzlich anderes Buch!

    Ein Mädchen allein in der Wildnis. Hungrig und frierend kämpft sie sich allein durch den Wald und doch hat sie diesen Weg selbst gewählt, um der Brutalität und Aussichtslosigkeit ihrer Herkunft zu entkommen. Sie gehörte als Dienstmädchen zu den englischen Siedlern, die sich im frühen 17. Jahrhundert auf den Weg nach Nordamerika machten, um in der neuen Welt ihr Glück zu finden. Eine neue Welt entdeckt sie nun tatsächlich, ausserhalb der Siedlung, fern der Zivilisation, auf sich gestellt im tiefsten Wald.

    Szenen gestalten, das kann Lauren Groff. Das feuchte Moos, der gefrorene Fisch, der Schlafplatz am Lagerfeuer, der ausgehöhlte Baum, der reissende Fluss. Eine Überlebensgeschichte, die auch sanfte Gedanken gegenüber den Tieren und der Natur erlaubt. Das Erleben der Wildnis ist Erhabenheit und Kraft, aber auch ein immer stärker werdendes Sehnen nach anderen Menschen. Erst mit der Zeit wird kar, was das Mädchen zur Flucht zwang. Während sie ihre Körper und Geist durch den Wald jagt, lässt sie die letzten Ideale der Siedlerbewegung und ihrer Religion hinter sich. Auch wenn die anfängliche Spannung für mich nicht über den gesamten Roman erhalten blieb, ist es wunderbar, zu lesen, wie Lauren Groff hier den alt eingefahrenen Erzähltraditionen wieder einmal ein Schnippchen schlägt!

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  • 4 Sterne

    Johann B., 04.10.2023

    Als Buch bewertet

    Sie hofften auf ein besseres Leben, packten einige wenige Sachen und machten sich auf den Weg nach Amerika. Sie nahmen das Land ein, waren fromm und hielten sich Sklaven. Eine von denen war die Hauptperson des Buches, „das Mädchen“. Sie war für die kleine Bess zuständig und betreute das Kind sehr gut und gerne. Als die starb gab es für die junge Frau kein Halten mehr. Sie floh vor Hunger und Gewalt aus dem Fort. In eine unbekannte Zukunft, die in ihren Augen immer besser war als das, was sie bisher erdulden musste.

    Sprachlich ein aussergewöhnlicher Genuss, so nahm ich das Buch wahr. Die Autorin beschreibt den Überlebenskampf des Mädchens. Es dauert eine Weile, bis sie sich in der Natur wohl fühlt und ihre Scheu vor dem Unbekannten ablegt. Immer wieder schweifen ihre Gedanken in die Vergangenheit. Ihr Leben in England bevor sie bei der Familie der kleinen Bess einzieht. Die Übergriffe durch angeblich fromme Christen und die gefahrvolle Überfahrt nach Nordamerika.

    Immer wieder kommt es zu lebensgefährlichen Situationen und ich litt mit dem Kind. Spürte die Kälte und die Angst, als sie verfolgt wurde und sich verstecken musste. Wird sie der Gefahr entkommen? Gibt es ein Ziel für sie und wenn ja, kommt sie dort an? Auch wenn mich das Buch nicht völlig überzeugen konnte, eine Leseempfehlung gibt es von mir trotzdem. Mir fehlte der rote Faden. Es gab im Lauf der Geschichte zu viele Wechsel von Zeit und Raum, also keine zusammenhängende Beschreibung der Ereignisse.

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  • 4 Sterne

    Crazzoline_leseratte, 05.10.2023

    Als Buch bewertet

    Lauren Groff hat mir mit ihrem Roman "die weite Wildnis" schöne Lesestunden beschert.
    Ich kannte die Autorin bisher nicht und war gespannt, was mich erwarten würde.

    Der Titel und der Klappentext haben mich neugierig gemacht.
    Auf einen Abenteurroman?

    Abenteuer steckt auf jeden Fall in dem Buch. Die Autorin hat mich mit ihrem Schreibstil in ihren Bann gezogen. Die Beschreibungen der Natur, der Ängste, Gedanken und Hoffnungen des Mädchens haben es mir ermöglicht, mich ganz in das Geschehen hinein zu versetzen.
    Poetisch geschrieben, aber an den richtigen Stellen auch direkt und schonungslos.

    Ein junges Mädchen, das aus ihrer Siedlung flieht, um ein Leben in der Wildnis zu leben. Warum sie geflohen ist, erfährt man erst im Verlauf der Geschichte.
    Während die junge Frau, ums Überleben kämpft, darf man als Leser immer wieder Teil an ihren Gedanken aus der Vergangenheit haben. Häppchenweise erfährt man, warum sie es in ihrem Dorf mit den Menschen dort nicht mehr ausgehalten hat, wie schlecht man sie behandelt hat.

    Mitten in der Wildnis zwischen Traum und Delir denkt sie an ihre grosse Liebe und an den Verlust eines kleines Mädchens, den sie nie verarbeitet hat.

    Das Buch ist spannend geschrieben, wobei ich im Mittelteil auch die eine oder andere Länge empfunden habe.
    Das Ende hätte ich mir allerdings anders gewünscht.

    Alles in allem aber ein wirklich lesenswerter Roman.

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  • 4 Sterne

    Rieta G., 15.09.2023

    Als Buch bewertet

    Die ersten Seiten in diesem Buch nehmen den Leser mit in eine kalte unbarmherzige Nacht. Wir können regelrecht sehen, wie das Mädchen durch den Wald läuft, um ihr ärmliches Dasein hinter sich zu lassen. Wir erfahren in Rückblenden, welche Strapazen das Mädchen auf der Überfahrt in die neue Welt erleiden musste. Auch als Dienstmädchen ging es ihr nicht gut. Sie verlor ihre Familie und ihre erste Liebe. So wollte sie nur noch aus diesem Fort entfliehen. In einer kalten Winternacht machte sie sich auf den Weg. Der Leser begleitet das Mädchen.
    Lauren Groff schildert sehr bildlich, wie das Mädchen ums Weiterkommen und Überleben in der rauen Winterlandschaft kämpft. Wir gehen mit ihr den Fluss entlang, erleben kalte Nächte, immer mit der Angst im Rücken, dass die Verfolger das flüchtige Mädchen finden. Bis zum Ende des Buches bleibt offen, wo die Flucht endet.
    Das ist sehr flüssig und spannend geschrieben und erweckt von Tag zu Tag die Neugier wie die Flucht wohl weiter geht.
    Auch das Cover gefällt mir gut. Ein Bild der Natur.

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  • 3 Sterne

    Nightingale, 22.10.2023

    Als Buch bewertet

    In diesem Roman begleiten wir die junge Lamentatio - die den Grossteil der Geschichte einfach "das Mädchen" genannt wird - auf ihrer Reise durch die verschneite amerikanische Wildnis des frühen 17. Jahrhunderts.

    Die Geschichte beginnt damit, dass die Protagonistin sich gerade aus der englischen Siedlung schleicht, bei der sie als Dienerin eines Pfarrers und seiner Frau angestellt war, nachdem die Tochter ihrer Herrin gestorben ist.
    Mit dem Nötigsten zum Überleben ausgestattet, macht sie sich auf in die verschneite Wildnis in Richtung Norden, in der Hoffnung, sich dort ein Leben aufbauen zu können und eventuell bei den Franzosen Unterschlupf zu finden.

    Der Roman kommt fast komplett ohne Dialoge aus. Der Schreibstil ist, meistens, fast poetisch und beschreibt die Handlung wunderbar atmosphärisch und träumerisch. Wer Wälder, den Winter und den Frühling liebt, wird das Moos und den tauenden Schnee an einigen Stellen förmlich riechen und die Kälte spüren und den Schnee fallen hören können.


    Im starken Kontrast zur poetischen Eleganz und den wunderschön beschriebenen Landschaften steht die Vulgarität, der Ekel und die Gewalt.
    Lamentatio leidet mehrfach etwas zu deutlich beschrieben unter Durchfall und Dehydration. Sie isst in der Natur, was sie finden kann, inklusive lebendem Fisch, Larven, Spinnen usw.
    Weder hätte dies alles so grafisch beschrieben sein müssen, noch derart oft vorkommen.
    Dazu kommen Beschreibungen von Krankheit, Mord, Kannibalismus und Grausamkeit an Tieren, die so sicher niemand braucht und die auch sicher niemand, der sich für dieses Buch interessiert, in dieser Art als Inhalt erwarten dürfte.

    Inhaltlich begleiten wir Lamentatio also auf ihrer Reise durch den Wald im Winter, kriegen aber auch viele Einblicke in ihr Leben, von frühester Kindheit, dem anfänglichen Leben in der Dienerschaft, dem Schrecken ihres neuen Herren, nachdem der alte gestorben ist, der Überfahrt auf See, bei der sie sich verliebt hat bis hin zum schockierenden Tod des Mädchens, um das sie sich seit dessen Geburt so fürsorglich gekümmert hatte, Auch das Ende der Reise erleben wir mit.

    SPOILERWARNUNG
    Es sollte gesagt sein, dass dieses Buch kein Happy End findet. Die Stiefel, die Lamentatio einem an Pocken gestorbenen Jungen abgenommen hat, haben ihr ebenfalls diese Krankheit eingebracht und sie siecht die letzten Kapitel solange vor sich hin, bis sie im Dilirium, in dem sie sich den weiteren Verlauf ihres Lebens vorstellt, schliesslich stirbt.
    Hierbei vergibt das Buch meiner Meinung nach eine weitere Chance: statt, trotz des Todes, das Buch hoffnungsvoll enden zu lassen und einen winzigen Lichtstrahl in all die Dunkelheit zu lassen, endet die Geschichte mit purem Nihilismus - Lamentatio gleitet ab in endlose Dunkelheit.
    SPOILERWARNUNG ZU ENDE

    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Buch so viel "mehr" hätte sein können, als es schlussendlich war.
    Wer ein Abenteuer mit Happy End erwartet, wird spätestens vom Ende enttäuscht und auf dem Weg dahin von den ständigen Beschreibungen von Gewalt an Tieren und dem allgegenwärtigen Leid und Sterben angeekelt werden, das im direkten Kontrast zur Schönheit der Natur steht.
    Klar, anhand des Themas konnte man realistisch gesehen einfach keine Story wie in einem Disney-Animationsfilm erwarten. Aber ein so hoffnungsloses, pechschwarzes Buch haben wohl auch nur die Wenigsten erwartet.

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  • 3 Sterne

    Frederike Z., 08.11.2023

    Als Buch bewertet

    "Sie fiel in einen schweren, traumlosen Schlaf, und als sie mitten in der Nacht aufwachte, waren sämtlich Sterne aufgegangen, und der Mond, nur einen Spalt von einem vollen Rund entfernt, leuchtete hell von oben herab. Sie lauschte den nächtlichen Geräuschen aus dem Wald und hatte zum ersten Mal keine Angst." (S. 126)

    Nordamerika im 17. Jahrhundert. In weissen Wolken treibt ihr Atem in die kalte Nacht, das feuchte Schmatzen des Waldbodens unter ihren schnellen Schritten das einzige Geräusch in der Dunkelheit. Das junge Mädchen ist auf der Flucht, allein, hatte sich allem entsagt, was sie kannte; ihrem Namen, ihrer Sprache, der kleinen Bess - ihr Herz sticht. Sie rennt, rennt immer weiter: weg von ihren Dämonen, in Richtung der Lebenden. Im Kopf hat sie die vagen Umrisse einer Karte, die sie einst sah: zarte Linien, wo Land und Wasser sich berühren, Gebirgszüge und Ländereien. Die neue Welt, das grosse Unbekannte.

    Sie kämpft ums Überleben, jeden Tag aufs Neue, doch ihre Furcht vor der Wildnis ist nicht so gross wie die Wut, die sie auf die Menschen verspürt, auf ihren frevelhaften Umgang mit diesem gottgegebenen Wunder, das die Natur ist. Ihr Blick verändert sich, sie verändert sich – und etwas in ihr beginnt zu wachsen: ein neuer Blick und eine Liebe, die sie am Leben hält.

    „Die Welt, das wusste das Mädchen, war noch schlimmer als wild, die Welt war gleichgültig. Es kümmerte sie nicht, was mit ihr geschah, es konnte sie nicht kümmern, nicht im Geringsten. Sie war ein Sandkorn, ein Sprenkel, ein Flugstaub im Spiel des Windes.“ (S. 29)

    Hm, was soll ich sagen. Gefunkt hat es wirklich oft, jedes Mal nämlich, wenn das Mädchen versuchte, ein Feuer zu machen – aber auf mich ist der Funke leider nicht gänzlich übergesprungen. Lauren Groff schafft es, „[D]ie weite Wildnis“ mit ihren Worten, mit ihrem unnachahmlichen Blick für Licht und Schatten, für das Sichtbare und Unsichtbare erfahrbar zu machen. Und das mit allen Sinnen. Unendlich zart, ehrfurchtsvoll und poetisch lässt sie das Mädchen Teil dieser unberührten Natur werden, den Zauber der Vollkommenheit auf sie übergehen und sie formen. Während sie gegenwärtig ums Überleben kämpft, schweifen ihre Gedanken (...) ⬇️
    https://www.instagram.com/p/Cy6G-qir0AJ/?igshid=eGhzYWhhaWsweWN2

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