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  • 5 Sterne

    13 von 15 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anne P., 28.01.2021

    Als eBook bewertet

    Es verschwinden zwei Mädchen spurlos. Die einen vermuten, dass sie bei einem Unfall ums Leben gekommen sind und die anderen, dass die beiden entführt wurden. Doch Jahre zuvor verschwand ein anderes Mädchen, welches allerdings wesentlich älter war.
    In diesem Roman handelt jedes Kapitel von einer anderen Frau, die aber alle irgendwie Zusammenhängen, dieses Konstrukt nimmt nach und nach Form an. Die Familien der verschwundenen Mädchen kommen unweigerlich in Kontakt und die Probleme verweben sich miteinander. Die Schicksale der einzelnen Frauen sind unterschiedlich und einfühlsam beschrieben. Während sich das Verwinden der Kinder wie ein roter Faden durch den Roman zieht, gerät das Weltbild vieler Figuren ins Wanken.
    Besonders gut hat mir gefallen, wie die verschiedenen Schicksale aufgebaut und ihnen Leben eingehaucht wurde. Keine ist wie die andere und die meisten bilden Kontraste zueinander. Man möchte gerne bei manchen Figuren verweilen, um zu sehen, wie sie euch entwickeln und was aus ihnen wird, dann springt das Kapitel wieder um. Die Figuren sind fesselnd beschrieben und auch, wenn man zu Beginn noch nicht das grosse Ganze versteht, wird im Nachhinein klar, wie genial sich die Autorin die Geschichte überlegt und zu Blatt gebracht hat.
    Ich kann diesen fesselnden Roman nur weiterempfehlen, für alle, die Spannung auf eine ungewöhnliche Art und Weise erfahren möchten!

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  • 5 Sterne

    5 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    naje, 23.01.2021

    Als Buch bewertet

    Normalerweise beginne ich meine Rezensionen von vorne, ich habe das Buch gerade beendet und das Ende hat mich emotional gepackt, überrascht aber auch ein bisschen geschockt! Die letzten beiden Kapitel waren grandios und haben die Verbindung der vorherigen Kapitel in einer Art und Weise zusammengeführt und bilden wirklich das Herzstück des Buches. Erst nach Beenden der Geschichte wurde mir die Tiefe dessen, was ich da gelesen hatte bewusst.

    Die Autorin nutzt elf verschiedene Erzählperspektiven. Ich verstehe, dass Julia Philipps damit nicht alle gleichermassen anspricht, die Vielzahl der Namen und auf den ersten Blick nicht zusammenhängende Handlungsstränge geht auf Kosten der Haupthandlung. Dennoch findet man beim genauen Lesen / Hinsehen kleine Details und Zusammenhänge zur Entführung der beiden Schwestern Aljona und Sofija. Und das oben beschriebene Ende entschädigt wirklich für den langsamen Fortschritt.

    Es hat mich absolut fasziniert, dass in jedem Kapitel die Perspektive einer anderen Frau im Mittelpunkt steht. Jedes Kapitel ist dadurch eine in sich abgeschlossene (bzw. bewusst offen gehaltene) Kurzgeschichte. Die Frauen Kamtschatkas, die wir im Laufe des Buches kennen lernen, sind stark und schwach zugleich. Jede hat ihre eigenen Schicksalsschläge zu tragen, ob es die fehlende Anerkennung, Rassismus, die Reduktion auf das Mutter-Sein, (mehrfacher) Verlust, ein kontrollierender Verlobter, ein entlaufenes Haustier oder sonstige Vorurteile sind. Es steckt meiner Meinung nach auf viel Feminismus zwischen den Zeilen, weil auf diese Themen aufmerksam gemacht wird. Die Stimmung, die im Buch vorherrscht ist eine ganz besondere und strotz nur so vor Ambivalenzen.

    Ferner spielt auch die Lebensweise in Kamtschatka eine zentrale Rolle. Ein Punkt auf den ich in diesem Zusammenhang gerne hinweisen würde ist, dass Julia Philipps selbst zwei Jahre in Kamtschatkas gelebt und auch russische Sprache, Literatur und Geschichte studiert hat. Daher fliessen auch an der ein oder anderen Stelle kulturelles Hintergründe ein, die auf mich einen gut recherchierten Eindruck gemacht haben.

    Ein grosses Lob geht auch an die deutsche Übersetzung. Sprachlich sehr stimmig! Die Wortwahl der Autorin und der Schreibstil haben mir ebenfalls gefallen!

    In Summe habe ich das Buch innerhalb kürzester Zeit komplett gelesen, denn es hat mich berührt, vor allem wegen der Charaktere! Und ich bin mir sicher, dass ich es nochmal lesen werde, um die Verknüpfungen zwischen den Kapiteln nochmal neu zu ergründen.

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  • 5 Sterne

    5 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Milagro, 31.01.2021

    Als Buch bewertet

    Ich lese gern Geschichten, die mir fremde Welten eröffnen. Hier sprachen mich die Inhaltsangabe und insbesondere der Ort des Geschehens an.

    "An einem Sommertag an der Küste Kamtschatkas verschwinden die russischen Schwestern Sofija und Aljona. Das Verbrechen erinnert an einen Vorfall nur Monate zuvor in der indigenen Bevölkerung. Wie eine düstere Wolke hängt der ungelöste Fall fortan über Kamtschatka und beeinflusst das Leben ganz unterschiedlicher Frauen in einer gespaltenen, männerdominierten Gesellschaft....."

    Auf den ersten Seiten findet sich zunächst eine Personenübersicht, bei der neben den Namen auch die Kosenamen notiert sind, so dass man da nicht ins Schlingern gerät. Daran anschliessend gibt es eine Landkarte von Kamtschatka, was ich ebenfalls sehr hilfreich fand.

    Die Geschichte beginnt an besagtem Sommertag und damit mit dem Verschwinden der beiden Kinder. Von Anfang an ist man mitten im Geschehen, verfolgt die Handlung voller Spannung. Verschiedene Personen tauchen auf, häufig in der Stadt Petropawlowsk, aber auch in der Weite der Halbinsel. Die Menschen in der Stadt wissen um das Verschwinden der Kinder, sie ziehen eigene Schlüsse, kannten sie manchmal flüchtig, sind teilweise beruflich mit dem Fall betraut. Diese Personen werden nicht isoliert beschrieben, sondern innerhalb ihres sozialen Umfeldes, was die Geschichte besonders lesenswert macht. Man erfährt viel vom Leben innerhalb der sozialistischen Einheitsbauten am Rande der Welt, wobei das Augenmerk auf den Frauen liegt. Ihr Alltag wird sehr dicht dargestellt. Mit jedem Abschnitt, mit jeder neuen Person hofft man, der Lösung näherzukommen. Die Geschichte verliert nie an Spannung, bis zum Ende verfolgt man die Beteiligten und findet sich gedanklich in einer ganz anderen Welt. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen.

    Das Buch wird übrigens als Roman beworben, auf der Rückseite findet sich der Hinweis, dass es sich um einen literarischen Thriller handele, das trifft es meiner Ansicht nach wirklich gut.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bibliomarie, 21.01.2021

    Als Buch bewertet

    Julia Phillips‘ Debüt „Das Verschwinden der Erde“ hat ein grosses Echo gefunden. Immer wieder sehe ich Besprechungen und Interviews und ganz offensichtlich hat das Buch auch einen hohen Werbeetat bekommen. Der Verlag hat einige Pressestimmen abgedruckt und so bezeichnet es die Los Angeles Review of Books als „ausgeklügelten und kraftvoller literarischenThriller“. Das weckt ganz bestimmte Vorstellungen und ich fürchte, das wird einige Leser enttäuschen.

    Die Autorin wählte die Kamtschatka als Setting für ihren Roman. In einzelnen Kapiteln, die nach Monaten geordnet sind, erzählt sie vom Verschwinden zweier kleinen Mädchen und was das bei den Bewohnern auslöst. Jedes Kapitel widmet sich einem Personenkreis, der irgendwie und weit verzweigt auch damit zu tun hat, ob es eine Zeugin ist, Nachbarn oder nur Bewohnern der Hauptstadt oder kleiner dörflicher Siedlungen weit im Norden. Im letzten Kapitel bekommen auch die Betroffenen eine Stimme. Manche dieser Figuren treten auch als Randfiguren in anderem Zusammenhang in Erscheinung, so dass sich allmählich ein Muster herausschält.

    Auffällig ist das Zusammenleben zwischen Russen, die auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in der Kamtschatka geblieben sind und den Ureinwohnern der Halbinsel. Beide Bevölkerungsgruppen scheinen sich argwöhnisch gegenüber zu stehen, auch wenn es immer wieder mal Verbindungen gibt. So ist zum Beispiel Ksjuscha, die es aus ihrem Dorf an die Uni geschafft hat und die mit dem übergriffigen Russen Ruslan befreundet und sogar stolz darauf ist, dass er sie auf Schritt und Tritt überwacht. Zwar fühlt sie manchmal dieses emotionale Gefängnis, aber so richtig ausbrechen möchte sie nicht, auch wenn ein indigener Volkstänzer ihr Interesse weckt. Auch bei anderen Frauenfiguren fällt mir diese Schicksalsergebenheit auf und Ausbrüche kommen nur in Form von vermehrten Wodkakonsum oder halbherzigen Fluchten vor, doch spürt man eine innere Stärke und Kraft. Die Zerrissenheit der Menschen, ihre innere Isolation wird dem Leser auch zwischen den Zeilen überdeutlich. Das hat vielleicht mit dieser einsamen, arktischen Halbinsel zu tun, die lange das Territorium sowjetischer Spione und für Besucher gesperrt war.

    Trotz der Struktur des Romans lässt sich das Buch leicht lesen, hat mich in Bann gezogen und berührt. Kein überflüssiges Wort, keine überflüssige Nebenhandlung, alles hat Bedeutung und fügt sich zum Ende, ohne das die Autorin einen fertigen Schluss anbietet. Auch nach der letzten Seite bleibe ich noch in dieser Geschichte und lasse meinen Gedanken freien Lauf.

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  • 4 Sterne

    4 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Daggy, 20.01.2021

    aktualisiert am 20.01.2021

    Als Buch bewertet

    Ich würde das Buch nicht als Thriller bezeichnen, wohl nicht mal als Krimi. Es zeigt ein Bild des Landes und einiger seiner Bewohner mit landestypische, aber auch weltweiten zwischenmenschlichen und sozialen Problemen.
    Die beiden kleinen Mädchen Aljona und Sofija sind, weil ihre Mutter als Journalistin arbeitet, während der Ferien auf sich allein gestellt. Sie verbringen den Tag am Meer und trotz aller Warnung, steigen sie zu einem fremden Mann in das Auto. Da vor vier Jahren bereits eine junge Frau verschwand, gibt es immer wieder Vergleiche zwischen den Fällen, obwohl sie eigentlich sehr unterschiedlich sind.
    Die Kapitel sind mit fortlaufenden Monatsnamen überschrieben und erzählen von einigen Leuten, die in Kamtschatka leben. Zum Glück gibt es vorne im Buch eine Aufstellung der Hauptpersonen, denn einige Erzählungen sind für mich sehr verwirrend gewesen und ich musst immer mal wieder nachschauen, in welchem Verhältnis die Figuren stehen. Vieles gab auch für den eigentlichen „Fall“ keinen Sinn.
    Es wurden einige Lebensläufe oder nur Episoden aus dem Leben dieser Menschen erzählt. Immer wieder gab es Verbindungen zur indigenen Urbevölkerung, die nach der Auflösung der UdSSR wohl nach ihren Wurzeln suchen und die alte Bräuche wieder aufleben lassen.
    Ich musste mich erstmal über Kamtschatka informieren, das Land war Sperrgebiet und kannte deshalb keine Fremden, jetzt reisen Kreuzfahrschiffe dort hin und Ausländer kommen auf die abgelegene Halbinsel. Auf der anderen Seite werden auch die Ureinwohner mit Argwohn angesehen. Keine einfache Situation, einige trauern noch dem Kommunismus nach.
    Das Buch ist sehr gut zu lesen, wenn es auch ungewöhnliche Sätze wie „Der Geruch seiner Zahnpasta glitzerte zwischen ihnen“ gibt. Die Sprache ist sehr korrekt, so wird immer von Indigenen gesprochen, obwohl ich denke, dass die Russen für diese Bevölkerungsgruppe, auf die sie herabsehen, abfälligere Begriffe nutzen.
    So sind in diesem Buch alle auf der Suche, nach den verschwundenen Mädchen, der verlorenen Tochter, aber auch nach Identität und Werten.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lisa, 12.02.2021

    Als Buch bewertet

    Poetischer Roman mit ungewöhnlichem Handlungsort

    „Das Verschwinden der Erde“ von Julia Phillips entführt die Leser*innen auf die sibirische Halbinsel Kamtschatka, einem mir bisher unbekannten Ort. Eindrücklich beschreibt die Autorin die dortige Landschaft und die besonderen Gebräuche, so dass sich die Lektüre fast wie eine Reise an diesen abgelegenen Ort anfühlt. Einzigartig ist darüber hinaus der Aufbau des Buchs, denn jedes der zwölf Kapitel wird aus der Sicht einer anderen Protagonistin erzählt und so wirkt jedes Kapitel fast wie eine eigene Kurzgeschichte. Je tiefer man in das fremde Land und die Stadt Petropawlowsk eintaucht, desto mehr Verbindungen zwischen den Figuren zeigen sich. Die vorgestellten Charaktere sind sowohl vielschichtig als auch bunt gemischt, die Erzählerinnen sind jung, alt, verheiratet oder alleinstehend, kommen aus der Hauptstadt oder aus dem Norden, sind Russinnen oder Ureinwohnerinnen und alle beschäftigt in irgendeiner Weise das Verschwinden der beiden Schwestern. Obwohl ein Verbrechen im Mittelpunkt der Handlung steht würde ich das Buch nicht als Krimi oder Thriller bezeichnen, hier kommen eher Fans von Kurzgeschichten und/oder intensiven Romanen auf ihre Kosten. Wer also nicht Spannung von Anfang bis zum Ende erwartet, darf sich auf eine ruhige aber eindringliche Geschichte freuen, welche mich überzeugen konnte.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nil_liest, 16.02.2021

    Als Buch bewertet

    Zwei Schwestern, Aljona und Sofija, die eine 11. Jahre alt, die andere 8 Jahre alt verschwinden und eine Suche beginnt. Ein Plot der zunächst klingt wie bei vielen Thrillern. Doch hier ist schon der Einstieg kurios, denn wir erleben gleich hautnahe mit wie die beiden von einem Mann getrickt werden und sie in sein Auto lockt. Der Atem stockt einem, wenn der Punkt kommt in dem die Mädchen realisieren, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht und das Handy aus dem Fenster fliegt.
    Was noch so gänzlich anders ist, ist der Handlungsort: Kamtschatka – eine Halbinsel in Russland, sie ragt wie eine lange Zunge ins Meer. Durch die Karte zu Beginn des Textes kann man sich hier geografisch immer wieder gut orientieren ohne google maps zu bemühen! Ein so ferner Ort der durchaus auch sehr präsent ist in den Beschreibungen der Landschaft. Ein zentrales Element, das die Handlung daher nicht einfach woanders hin verpflanzen lässt.
    Verwundert es doch, dass dieser Roman von einer Amerikanerin geschrieben wurde, Julia Phillips, und nicht von einer russischen Autorin. Noch mehr erstaunt einen, wenn nach der Lektüre klar wird, dass dies in der Tat der Debütroman der Autorin ist und dann verwundert nicht mehr, dass dieses Buch als einer DER besten Bücher des Jahres 2019 gehandelt wurde von diversen wichtigen Kritikern im englischsprachigen Raum. Die New York times hat es unter die TOP 10 des Jahres 2019 gewählt, ein starkes Urteil und in der Tat ein grossartiger Roman.
    Zurück zu den verschwundenen Mädchen. Wir erleben nun erst einmal mit wie sie verschwinden. Und dann? Dann beginnt „Das Verschwinden der Erde“ und der Leser beginnt zu verstehen was so grossartig ist an diesem Roman: die Erzählweise, wie ineinanderfliessende und doch fast eigenständige Kurzgeschichten wird hier über Frauen erzählt, die vom Verschwinden der Mädchen betroffen oder beeinflusst werden und die Dimensionen wachsen immer stärker zusammen. Ein Mosaik um das Verschwinden herum.
    Aber geht es „nur“ um zwei verschwundene Mädchen? Mit Nichten! Es werden tiefgreifende Themen wie kulturelle, soziale und rassistische Reibungen deutlich. Und hier wird der Bogen zur amerikanischen Autorin dann doch wieder sichtbar. Am anderen Ende der Welt und irgendwie Ähnliches zu bewältigen.
    Nur das Ende hätte ein wenig anders sein können, will es da doch eher den spannenden Bogen betonen wie es ein Thriller tun würde. Kritik auf zu hohem Niveau, der Roman hat mich nachhaltig beeindruckt und ist eine Wucht!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    ElaManu, 29.01.2021

    aktualisiert am 30.01.2021

    Als Buch bewertet

    Irgendwann im August verschwinden die beiden Schwestern Aljona und Sofija spurlos, niemand kann sich erklären, wie dies auf der Halbinsel Kamtschatka unbemerkt geschehen konnte. Vor einigen Jahren ist bereits die junge Studentin Lilja spurlos verschwunden - und doch scheint diesmal alles ganz anders zu sein, so jedenfalls die Meinung vieler Bewohner und auch der ermittelnden Personen.

    Ein wenig irritierend fand ich beim ersten Anblick des Buches mit dem wunderschön gestalteten, beeindruckenden Cover die Beschreibung "Roman" auf der Vorderseite und "Kraftvoller literarischer Thriller" auf der Rückseite. Nach dem Lesen würde ich vielleicht die Beschreibung "Spannender literarischer Roman" bevorzugen.

    Beim Aufschlagen sind auf zwei Seiten die Hauptpersonen der Handlung mit einigen Merkmalen aufgelistet, ein kurzes Interview der Autorin Julia Philips über die Entstehung des Buches und auch eine Karte mit der Beschreibung der Insel Kamtschatka. Dies alles hat mir als Einstimmung auf die folgende Geschichte gut gefallen.

    Die Handlung beginnt im August - jedes Kapitel beschreibt einen Monat ab der Entfühurung der beiden Schwestern. Kapitel für Kapitel erfährt man einiges über verschiedenste Einwohner der Halbinsel Kamtschatka, taucht Seite für Seite immer tiefer in das jeweilige Leben der Frauen, deren Gemütslage und Stimmung ein - nur um an vielen Stellen mit einigen Fragezeichen am Ende des Kapitels im nächsten erneut in eine andere Gegend, zu einer anderen Person oder Familie zu gelangen. Erst nach und nach erschliesst sich bei einigen der Zusammenhang, sozusagen der Faden, welcher die Haupthandlung umwebt.

    Auch das Ende (und somit das Kapitel im Juli des darauffolgenden Jahres angekommen) lässt Spielraum für eigene Gedanken. Ich hätte mir bei einigen Hauptpersonen und deren Handlung eine ausführlichere "Fortsetzung" gewünscht, denn bei diesen lässt Julia Phillips ihre Leser mit vielen Fragezeichen zurück.

    "Das Verschwinden der Erde" ist ein Buch, welches ich trotz einiger weniger Kritikpunkte in kürzester Zeit gelesen hatte, denn die Autorin schafft es, ihre Leser vollkommen an der zerrissenen, gespaltenen, manchmal aussichtslos erscheinenden Gefühlswelt all ihrer Hauptpersonen teilhaben zu lassen, dies alles vor der rauhen Kulisse der Halbinsel Kamtschatka, scheinbar am Rande der Welt.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hoppsi, 24.01.2021

    Als Buch bewertet

    Klappentext:
    »Ein kraftvoller literarischer Thriller.« The L.A. Review of Books

    An einem Sommertag an der Küste Kamtschatkas verschwinden die russischen Schwestern Sofija und Aljona. Das Verbrechen erinnert an einen Vorfall nur Monate zuvor in der indigenen Bevölkerung. Wie eine düstere Wolke hängt der ungelöste Fall fortan über Kamtschatka und beeinflusst das Leben ganz unterschiedlicher Frauen in einer gespaltenen, männerdominierten Gesellschaft. Während das Netz zwischen den Einzelschicksalen dichter wird, hält die Suche nach den Mädchen die ganze Stadt in Aufruhr.

    Brillant konstruiert und einfühlsam erzählt, entführt Julia Phillips uns in eine extreme und faszinierende Welt am Rande der Welt: in die graue Stadt Petropawlowsk, die spektakulären Weiten der Tundra und die Schatten schneebedeckter Vulkane.

    Inhalt & Meinung:
    Dieses Buch entführt den Leser in das weit entfernte Kamtschatka, in eine Gegend also, mit der ich mich bisher nicht beschäftig habe. Auch während des Lesens habe ich immer Mal wieder auf der Karte geschaut wo die Orte liegen und mich noch mehr über die indigene Bevölkerung informiert. Schon das Cover hat mich jedes Mal wieder begeistert, wenn ich das Buch in die Hand genommen habe, es ist einfach atemberaubend schön. Zu Beginn gibt es neben einer Karte eine Auflistung der Hauptpersonen, welchen Beruf diese ausüben und in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Das ist wirklich sehr hilfreich und ich habe des Öfteren auf dieser Seite nachgeschlagen. Wir begleiten Aljona und Sofija gemeinsam ein einem ihrer Ferientage, sie sind am Strand und wir bekommen mit wie die beiden Verschwinden. Die einzelnen Kapitel des Buches sind jeweils ein neuer Monat und es kommt in fast jedem Kapitel eine neue Frau zu Wort. Wie eine bleierne Schwere liegt das Verschwinden der beiden Mädchen in der Luft und es beeinflusst das Leben ganz unterschiedlicher Frauen. Ich war erstaunt, wie hart und schroff, aber auch voller Liebe und Leidenschaft das Leben in Kamtschatka ist. Es gibt so viel Hoffnungen, Liebe und Träume und dennoch, erfüllen diese sich nicht für jeden. Jede Frau an deren Leben wir ein Stückweit teilhaben dürfen, hat ihr Päckchen zu tragen. Viele Situationen sind denen, die man auch bei uns erleben kann nicht unähnlich und das macht die ganze Handlung sehr authentisch, aber teilweise auch sehr schmerzhaft. Es ist nicht so wie ich es erwartet hätte, dass im 2. Kapitel die Mutter der beiden Mädchen zu Wort kommt, nein, die Autorin Julia Phillips nutzt das Verschwinden als roten Faden, der die einzelnen Schicksale, mal weiter, mal ganz nah miteinander verbindet. Wir lernen fantastische und starke Frauen kennen, die aber doch durch unterschiedliche Macht, aber auch Gewalt von und durch Männern unterlegen sind. Oft ging es mir beim Lesen so, dass ich gehofft habe, die jeweilige Frau macht weiter, lebt das was in ihrem Kopf vorgeht und lässt sich nicht unterkriegen. Es gibt für die wenigsten in diesem Buch ein Happy End, aber das ist gar nicht bedeutsam, denn auch im echten Leben, läuft es leider viel zu oft genauso und das macht die einzelnen Perspektiven dieser Frauen so ungeheuer authentisch. Da ich bisher wenig über die Region wusste, war ich erstaunt, dass die indigene Bevölkerung so wenig angesehen ist. Auch dort ist vor vier Jahren ein Mädchen Verschwunden, ihr Name ist Lilja. Dieser Fall wurde so anders von der Polizei behandelt als der der beiden Schwestern. Dadurch hat man einen sehr guten Einblick in die Polizeiarbeit, aber auch den Umgang mit der indigenen Bevölkerung bekommen. Auch das es nicht ausgesprochen werden darf, dass Frauen sich lieben und man Angst haben muss, dafür zu sterben, ist leider keine Seltenheit, dennoch schockiert es mich immer wieder. Dieser ganzen heftigen Thematik setzt die Autorin geschickt, die wundervolle Natur, die bezaubernden Landschaften und das wilde Leben entgegen. So wie sie es beschreibt muss es ein zauberhaftes Stückchen Erde sein. Es gibt so viele unterschiedliche Details und Dinge, die mich bewegt haben, die mir dieses Buch gegeben hat und durch die sich mein Horizont ein Stück weiterentwickelt hat. Dadurch ist es für mich herausragend und ich werde es gerne noch das ein oder andere Mal erneut lesen.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leseschneckchen555, 01.02.2021

    Als Buch bewertet

    Eine andere Welt, ein anderes Leben – Die Frauenschicksale von Kamtschatka

    Als die acht und elf Jahre alten Schwestern Sofija und Aljona von der Halbinsel Kamtschatka verschwinden, spricht die ganze Bevölkerung davon. Die Hinweise reichen nicht aus, um den Entführer zu finden, und alle ausgesandten Suchtrupps bleiben erfolglos. Trotzdem hat sich seit dem Tag des Verschwindens etwas verändert. Die jungen Frauen und Mädchen bleiben zu Hause, niemand möchte seine Kinder verlieren und überhaupt hat der ungelöste Fall einen Schock bei den Einheimischen hinterlassen.
    Das Buch ist nicht in Kapitel, sondern in Monate unterteilt. Es startet im August, in dem Monat, in dem die beiden kleinen Mädchen verschwanden. Die simple und geläufige Variante ihres Verschwindens schockte mich. Denn ich konnte nur zu gut erahnen, was als nächstes passierte. Mit dem Verschwinden der Mädchen endeten aber auch die Informationen über die Kinder. Was danach passierte waren entweder Berichterstattungen oder Schicksale der Inselbewohner. Ich tauchte Stück für Stück in das Leben und die Landschaft der russischen Halbinsel ein und lernte über ein Jahr lang, neue Frauenschicksale kennen. In jedem dieser Monate kam eine andere Frau und ihr Umfeld zu Wort. Deutlich wurde in ihren Erzählungen vor allem, wie gering doch ihre Möglichkeiten sind. Die Halbinsel ist praktisch abgeschottet von dem Rest des Landes. Das mangelnde Geld, ihre untergeordnete Rolle als Frau oder aber die begrenzten Mittel und Wege machen es den Frauen von Kamtschatka schwer, ein erfülltes Leben zu führen. Man spürt, dass die Menschen sich von der restlichen Welt ausgeschlossen fühlen. Besonders die jungen Menschen fühlen sich in ihrer Freiheit eingegrenzt. Meist bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich den Lebensgewohnheiten ihrer Heimat anzupassen. Ein geschlossener Kreis, der für sich lebt.
    Auf unterschiedliche Weise fliesst das Verschwinden der beiden Schwestern in all ihre Geschichten ein. In jedem einzelnen Monatsabschnitt werden die Namen der beiden Mädchen erwähnt. Lange konnte ich mir den Zusammenhang nicht wirklich erklären. Denn erst später traten einige Verbindungen zu den Personen untereinander auf.
    Da die Namen aller Bewohner oft schwer zu merken sind, befindet sich zu Beginn des Buches eine Auflistung, in der jede Person mit Familie und Tätigkeit aufgelistet ist. Ich war froh, dass ich mir vor jedem Abschnitt einen neuen Überblick verschaffen konnte. Auch die Karte von Kamtschatka, auf der die gesamte Halbinsel aufgezeichnet war, vermittelte mir einen guten Überblick.
    Für mich hatte das Buch eher wenige Thriller Elemente. Es war weder grausig noch schockend, sondern viel mehr dramatisch und sachlich. Emotional konnte mich die Geschichte nicht so sehr berühren, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich fand es spannend und sehr interessant, in die verschiedenen Lebensgeschichten von Kamtschatkas Frauen einzutauchen, doch fehlte mir einfach die Aufregung oder der Nervenkitzel. Auch das Ende hatte ich mir etwas ausführlicher gewünscht. Dennoch möchte ich für die Geschichte in einer mir so fremden wie kontroversen Gegend, die sowohl anziehend wie auch trostlos und rückständig wirkt, gern vier Sterne vergeben.

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  • 2 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Buchjunkie, 28.01.2021

    Als Buch bewertet

    Ein Jahr in Kamtschatka

    Das Verschwinden zweier kleiner Mädchen mitten am Tag in Kamtschatka steht am Anfang des Buches. Die Frage danach, was aus ihnen geworden ist, wird immer wieder aufgegriffen aber erst am Ende des Buches aufgelöst. Ich bin leicht in die Geschichte rein gekommen und konnte mir trotz der (für mich) fremden Szenerie von Kamtschatka direkt ein Bild von der Hauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski machen. Aber das erste Kapitel war zu kurz um einen wirkliche Verbindung zu den beiden verschwundenen Schwestern aufzubauen und im nächsten Kapitel geht es schon um ganz andere Menschen. Und immer so weiter. Das Buch ist in Abschnitte aufgeteilt, die Monatbezeichnungen haben; also gibt es für jeden Monat eines Jahres einen eigenen Abschnitt. In jedem Abschnitt geht es um andere Bewohner von Kamtschatka mit ihren eigenen Problemen. Die beiden Kinder werden zwar in jedem Abschnitt erwähnt, spielen aber nur eine kleine Nebenrolle. Auch Figuren, die schon in vorherigen Abschnitten als Hauptperson eingeführt wurden, kommen immer mal wieder in den nachfolgenden Abschnitten vor. Das ist ganz interessant, da man diese Personen dann aus anderer Perspektive wahrnehmen kann und sich ein umfassenderes Bild von ihnen macht.
    Zwei Dinge haben mich aber an dem Buch gestört. Erstens, dass ich den „literarischen Thriller“, wie es auf dem Klappentext heisst, nicht als solchen gesehen haben. Zwar steht das Verschwinden der Mädchen im Mittelpunkt des Buches, bei mir hat sich aber in keinster Weise Spannung aufgebaut. Man hat von Anfang an so viele Anhaltspunkte, dass die Möglichkeiten, was denn konkret passiert sein könnte, sehr begrenzt sind und mich in den Details nicht Besonders interessieren. Es gibt kein Rätsel, das zu lösen ist. Und zweitens haben mir die einzelnen Abschnitte nicht gut gefallen. Die meisten verlaufen nach einem ähnlichen Muster und obwohl sich die Protagonistinnen unterscheiden (denn es stehen immer Frauen im Mittelpunkt), machen sie fast alle die selben Fehler und lassen sich von ihren Männern/ Freunden/ Familien unterdrücken und klein halten und finden das gegen Ende meistens auch noch richtig. Das kann man einmal lesen, aber nicht ein ganzes Buch über, das ist ermüdend.
    Ich hatte lange darauf gewartet, dass da noch mehr kommt, dass die einzelnen Protagonisten wieder auftauchen, dass man eine stärkere Verknüpfung hat. Spätestens ab der Hälfte des Buches war es für mich langweilig und ich war froh, es dann irgendwann beenden zu können. Auch die Auflösung hat mich nicht überrascht.
    Gut gefallen haben mir die „Extras“ im Buch: eine Karte von Kamtschatka, um die Schauplätze besser verorten zu können, eine Übersicht der Hauptfiguren, denn das wird irgendwann richtig verwirrend und ein Interview mit der Autorin. Auch wenn die einzelnen Abschnitte des Buches gut zu lesen sind habe ich jeden Abschnitt mit einem unbefriedigenden Gefühl beendet. Die Autorin schafft es meiner Meinung nach nicht, die Figuren ausreichend zu beschreiben und letztlich bleibt bei mir als Leser ein Bild von Kamtschatka zurück, dass nicht besonders schmeichelhaft ist, mich aber auch nicht wirklich beschäftigt. Der Roman hätte aus meiner Sicht wesentlich mehr Potenzial gehabt, so kann ich aber leider nur zwei Sterne geben. Ich habe sehr viel mehr und auch einfach etwas ganz anderes erwartet und finde nicht, dass Klappentext und Buch zueinander passen. Aber selbst wenn man das ausser Acht lässt, kann mich auch der Roman an sich nicht mitreissen.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke P., 31.01.2021

    Als Buch bewertet

    Der Klappentext dieser ungewöhnlich erzählten Geschichte kündigt einen literarischen Thriller an. Gethrillt hat mich allerdings gar nichts, literarisch anspruchsvoll war es allerdings schon.

    Julia Phillips Debüt nähert sich Kamtschatka und seinen EinwohnerInnen auf sehr ungewöhnliche Weise. Der Aufhänger im ersten Kapitel ist das Verschwinden zweier Schwestern. Was jetzt ein Thriller hätte werden können, drängt uns einen anderen Blickwinkel auf. Das erste Kapitel heisst schlicht "August" und die nächsten Kapitel gehen Monat für Monat weiter, in denen die Schwestern verschwunden bleiben und wir ein Stückchen des Lebens ganz unterschiedlicher Familien, Paare und einzelnen Menschen wie als Kurzgeschichte erzählt bekommen, nur um im nächsten Kapitel wieder bei jemand anderem zu landen. Bei jedem dieser insgesamt 26 Personen, immer im Mittelpunkt die Frauen, hat das Verschwinden der Mädchen irgendwelche Spuren hinterlassen. Am Ende des Buches gibt es Antworten, kurze zumindest.

    Am Ende des Buches habe ich auch wieder gerne weitergelesen. Irgendwo in der Mitte war es mir einfach zu viel, zu viele Personen, kein roter Faden und ich hab mich irgendwie verloren und fremd zwischen all diesen vielen Leuten gefühlt. Eher so, wie zu Besuch in Kamtschatka, und man muss in kurzer Zeit ganz viele Leute besuchen, die man alle nicht kennt. Auf diese Weise bleibt aber auch ein Eindruck vom Leben dort, vom Konflikt zwischen Männern und Frauen, zwischen Russen und Ureinwohnern, zwischen Kindern und Erwachsenen, den Menschen und der Regierung und nicht zuletzt der Landschaft.

    In dieser Zeit, in der gerade sowieso mal alles anders ist, passt es, sich auf eine anders erzählte, in einer ganz anderen Region der Erde spielende Handlung einzulassen. Man sollte allerdings ein bisschen Durchhaltevermögen und ein gutes Namensgedächtnis mitbringen.

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  • 4 Sterne

    Buecherseele79, 28.01.2021

    Als Buch bewertet

    Auf Kamtschatka, eine sibirische Halbinsel, verschwinden im Sommer die 2 Geschwister Aljona und Sofija Golosowski. Keiner hat eine Ahnung, keiner was gesehen und die Suche gestaltet sich schwierig. Doch die Stadt Petropawlowsk und seine Bewohner beschäftigen sich mit dieser Entführung...

    "So lief es halt: Die Trauer nahm kein Ende. Die Leere hatte die Wangen ihrer Cousine ausgeführt." (Seite 200)

    Während auf dem Buchrücken von einem literarischen Thriller die Rede ist, steht auf dem Cover Roman. Dies könnte zukünftige Leser etwas verwirrend, es ist beides, aber der Roman steht im Vordergrund.

    Die Autorin beschreibt diese sibirische Halbinsel mit seiner Natur, dem Meer, dem unbeugsamen Leben mit seinen Bewohnern fast poetisch. Bilder ziehen vor dem inneren Auge vorbei und man erhält ein Gefühl für die verschiedenen Eigenarten. Alleine deswegen lohnt sich dieses Buch schon.

    Zwei Mädchen verschwinden und keiner hat wirklich etwas gesehen. Es gibt zwar eine Augenzeugin aber die Angaben sind dürftig. Vor Jahren verschwand eine 18jährige, aber nach ihr wurde erst gar nicht gesucht. Schon hier entstehen Unterschiede die sich durch die Geschichte ziehen. Denn es gibt die Russen, die Touristen, die Weissen und die Ureinwohner, die Gastarbeiter, die Fremden.

    Wie Unterschiede bei der Suche gemacht werden wird hier sehr deutlich offenbart, auch die diversen Gefühle der Bevölkerung und der betroffenen Familien. Was erfährt die Öffentlichkeit, was wird hinter dem Rücken anderer getratscht? Es ist ein sehr realistisches Bild welches man überall einsetzen kann.

    Viele in Petropawlowsk vermissen die Grenzen, die Einheit zur Russland, die alte Sowjetunion. Vielen neuen Dingen stehen sie abwehrend gegenüber, sind misstrauisch und vorverurteilen recht schnell.

    Viele Bewohner, meist Frauen, kommen hier zu Wort. Mit ihrem Alltag, mit den Problemen, Sorgen und Wünschen. Ihre Familien, das nicht leichte Leben und doch beschäftigt sich jede mit der Entführung der Mädchen, sie spielen überall eine Rolle, sie sind in jedem Alltag. Das macht die Geschichte so interessant, so intensiv. Wenn eine Gemeinschaft durcheinander gewirbelt wird durch so ein Verbrechen lässt es niemanden kalt.

    Die Mädchen kommen zu Wort und bleiben auch dem Leser immer im Hinterkopf. Wie unterschiedlich gehen Männer und Frauen mit diesem Geschehen um? Sehr bewegend war der Abschnitt , der der Mutter von Aljona und Sofija gewidmet war.

    Das Ende, ich kann damit sehr gut leben weil es, in meinen Augen, sehr bewegend und offen und doch in sich abschliessend ist.

    Durch eine Karte sowie einem Personenverzeichnis zu Beginn kann der Leser immer wieder zurückblättern und sich neu "orientieren".

    Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, es war zu Beginn jedoch verwirrend weil ich mit etwas anderem gerechnet hatte. Trotzdem sehr lesenswert.

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  • 5 Sterne

    brauneye29, 22.01.2021

    Als eBook bewertet

    Zum Inhalt:

    Nachdem die beiden Schwestern Sofija und Aljona an der Küste Kamschatkas verschwinden, ist nichts mehr wie vorher. Sind die beiden ertrunken? Weg gelaufen? Entführt worden? Das Verschwinden hängt wie eine düstere Glocke über ganz Kamschatka und beeinflusst die Leben vieler Frauen auf ganz unterschiedliche Art.

    Meine Meinung:

    Das ist schon ein Buch der besonderer Art. Gefühlt geht es weite Strecken überhaupt nicht mehr um die verschwundenen Mädchen, doch das Schicksal der beiden beeinflusst dennoch jede Menge Menschen und verändert sie und ihre Sichtweise. Das Buch ist ungewöhnlich und hat mich schon irgendwie beeindruckt. Besonders fand ich tatsächlich auch den Schreibstil, der besonders war, ohne dass ich genau benennen könnte, was das Besondere daran war. Ich würde eine klare Leseempfehlung aussprechen.

    Fazit:

    Sehr ungewöhnliches Buch

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  • 4 Sterne

    Books of Tigerlily, 26.01.2021

    Als Buch bewertet

    Dieses Buch hat ziemlich schnell meine Aufmerksamkeit erregt, trifft doch das wundervolle Cover genau die Stimmung, die der Klappentext heraufbeschwört. Kamtschatka als Setting ist wundervoll eingefangen und lässt den Leser tief eintauchen in eine raue Welt voller urtümlicher Bräuche, sowjetischem Erbe und dem Eindringen der Moderne. Ein interessantes Spannungsfeld, in dem sich der Alptraum einer jeden Gesellschaft ereignet - zwei kleine Mädchen, Schwestern, verschwinden spurlos und das mitten aus dem gesellschaftlichen Treiben des Stadtzentrums heraus.

    Bereits die ersten Seiten, die eben dieses Verschwinden der Schwestern aus ihrer Perspektive begleiten und dem Leser aufzeigen, was mit ihnen passiert ist und möglicherweise weiter passieren kann, wirft das Kopfkino an und ist eine der besten Einstiegsszenen in ein Buch, das ich bislang gelesen habe.

    Nach dieser ersten Szene erfolgen diverse Perspektivwechsel, jeder einzelne ein kurzes Schlaglicht des Einblicks in ein ganzes Leben, das in irgendeiner Weise vom Verschwinden der Mädchen berührt wird. Hier bleibt einiges diffus, es werden viele Situationen nicht zur Gänze aufgelöst, was ein kluger erzählerischer Schachzug der Autorin ist, denn so gerät man als Leser förmlich in einen Lesesog und möchte wissen, wie es weitergeht. Die Spannung ist unterschwellig am Brodeln, die Zeit verrint ohne erkennbare Fortschritte, die Mädchen aufzufinden - ein fiebriges Tempo, das gleichzeitig Zeit zulässt, die dem Leser unbekannte Welt Kamtschatkas und seiner Bewohner kennenzulernen.

    All dies steigert sich auf den letzten Seiten, bei denen man sich als Leser immer wieder frägt, was denn nun mit den Schwestern sei - man wird richtig ungeduldig mit dem Buch und verlangt nach sofortiger Auflösung.

    Die dann auch kommt - oder auch nicht. Denn auch beim wirklich starken Finale bleibt sich das Buch und seiner Erzählweise treu. Ich war förmlich überwältigt vom Ausgang. Das Ende des Buches greift viele lose Erzählfäden auf und führt sie zusammen, alles ergibt einen Sinn. Es entsteht ein grosses Ganzes, ein wirklich beeindruckendes Werk, das sich richtiggehend einbrennt. Für mich bereits jetzt eines der stärksten Bücher in diesem Lesejahr.

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  • 4 Sterne

    gst, 22.01.2021

    Als Buch bewertet

    Wenn ich mir nach dem Lesen des Buches den Titel betrachte, frage ich mich, warum er nicht heisst: Das Verschwinden von der Erde. Denn Kamtschatka ist ja noch da, im Gegensatz zu den beiden Golosowskaja-Schwestern Aljona und Sofija. Die verschwinden an einem schönen Augusttag und keiner kann sie finden. Zwar beschäftigen sich die unterschiedlichsten Bewohner von Petropawlowsk mit dem Unglück, doch wirkliche Hilfe bleibt aus. Egal ob von der Polizei, die sogar im Pazifik sucht, oder von den Menschen, die der Mutter der beiden schwer zusetzen.
    Dies ist ein ungewöhnliches Buch. Denn nach dem ersten, sehr spannenden Kapitel, in dem die Mädchen verschwinden, hören wir erst wieder am Ende des Buches näheres von ihrer Mutter. Dafür lernen wir diverse Bewohner der sibirischen Halbinsel kennen, sowie deren Zukunftsträume, Sorgen und Kümmernisse.
    Ein Jahr lang führt uns die 1988 geborene Autorin in ihrem ersten Roman über die mehr als 1000 Kilometer lange Halbinsel, die sie als Amerikanerin 2011 selbst für ein Jahr erkundete. Julia Phillips hat das Leben der unterschiedlichen Volksstämme kennengelernt und sehr bildhaft beschrieben. Dabei hat sie vor allem die Rolle der Frauen herausgearbeitet.
    Das Cover mit den im Schnee unsichtbar werdenden Bergen spricht mich zwar nicht so an, dafür war ich begeistert von der Landkarte, die Kamtschatkas Lage verdeutlicht und das überaus hilfreiche Personenregister.
    Ein gekonntes Debüt!

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  • 3 Sterne

    Jutta S., 21.01.2021

    Als Buch bewertet

    Julia Phillips hat sich mit ihrem Debütroman viel vorgenommen. Einiges konnte sie umsetzen, einiges leider gar nicht.
    „Das Verschwinden der Erde“ ist ein literarisch netter, sozialkritischer Roman, aber kein Thriller, wie ich ihn laut Ankündigung erwartet hätte. Sehr schade.

    In Petropawlowsk, der Hauptstadt Kamtschatkas, verschwinden in den Sommerferien zwei kleine Schwestern, Alonja und Sofija.
    Der einzigen Augenzeugin wird kein Glauben geschenkt, nach dem Mann in dunklen Auto wird nicht gefahndet, und so geht das Leben nach missglückten Suchaktionen nach den Schwestern weiter.
    Schon einige Zeit davor verschwand Lilja, ein bereits 18-jähriges, junges Mädchen. Die Polizei ging aber von keinem Verbrechen aus und hat den Fall nicht weiter verfolgt.

    Die einzelnen Episoden, von August bis zum Juli nächsten Jahres, stellen jeweils eine weibliche Figur in den Mittelpunkt, die mittelbar und manchmal sogar auch unmittelbar, mit den beiden Mädchen in Verbindung stand. Diese Erkenntnis stellt sich aber oft erst sehr spät ein.

    Die einzelnen Kapitel erscheinen zu Beginn oft zusammenhanglos, doch mit der Zeit ergibt sich doch ein Kontext zu Vorangegangenem. Verwirrend sind dabei oft die exotischen, manchmal sehr ähnlich klingenden Namen. Hilfreich ist die,den Episoden vorangestellte, Auflistung der Protagonisten. Ohne dieser wäre es für mich sehr schwierig gewesen.
    In den Betrachtungen der Frauenschicksale geht es um falsche Entscheidungen, Trostlosigkeit, unerfüllte Träume und nicht ergriffene Möglichkeiten. Die Autorin versteht es, das Lokalkolorit gut zu zeichnen, die Stimmung mit Worten zu malen, das Leben in Kamtschatka zu beleuchten.
    Doch auch die nach wie vor bestehende Benachteiligung der Ureinwohner wird thematisiert, einhergehend mit Beschreibungen der aufrechterhaltenen Traditionen, Hoffnung und Zusammenhalt.

    Wer einen literarischen, kraftvollen Roman sucht, der eine eher unbekannte Region beleuchtet, ist mit diesem Buch gut bedient. Thriller ist es sicher keiner.
    Anfang und Ende sind zwar durch Spannung geprägt, doch die Auflösung fehlt.
    Leider ist dies für einen Thriller zu wenig.

    Die klare, ruhige Sprache der Autorin hat mir sehr gut gefallen, die einzeln gewobenen Stränge sind oft lange undurchschaubar, einzelne Episoden zu langatmig und ermüdend.
    Der Roman hat aber durchaus seine Stärken.

    Was bleibt? Tristesse, Trostlosigkeit und Melancholie.

    Ich vergebe 3 Sterne.

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  • 3 Sterne

    Michaela E., 23.01.2021

    Als Buch bewertet

    Kamtschatka ist eine abgeschiedene russische Halbinsel, die vorwiegend von Russen bewohnt wird, aber eben auch von Ureinwohner*innen, Ewenen, oder Korjaken.

    Die Autorin hat ein Jahr in diesem harten Land verbracht und somit ihre Geschichte dahin verheimatet. Als Aufhänger gilt das Verschwinden zweier russischer Mädchen im August eines Jahres.

    Im folgenden schildert sie Ereignisse aus verschiedensten Frauenleben, die indirekt oder direkt von dieser Tragödie betroffen sind.

    Zusätzlich gibt es ein weiteres verschollenes Mädchen aus einem Dorf im Norden. Ein ewensiches Mädchen, dem die Polizei rasch unterstellte, dass es abgehauen sein muss.

    Die verschwundenen Mädchen sollen einen Graben aufzeigen, wie es ihn zwischen Ureinwohner*innen und Besatzer*innen überall auf der Welt gibt. Doch dann zeigt sich auch bei den russischen Mädchen, dass nur sehr oberflächlich ermittelt wurde.

    Die Geschichten dazwischen wirken recht lose. Einzelne Frauen erzählen aus ihrem Alltag, der meist auf irgend eine Art schwierig ist und manchmal ebenfalls eine Tragödie aufweist.

    Trotzdem kratzt der Roman nur an der Oberfläche der Figuren. Das Buch vermittelt den Eindruck, es möchte ein Porträt dieser vielschichtigen Gesellschaft aus Sicht der Frauen aufzeigen. Leider wird es diesem Anspruch bei weitem nicht gerecht. Die Autorin konnte die Strukturen und Besonderheiten dieser Kultur eben nur als Besucherin wahrnehmen. Kein Wunder, dass sie sie nicht durchdringen konnte. Und kein Wunder, dass dann die Geschichte ebenfalls nicht in die Tiefe gehen kann.

    So wirkt dieser Roman wie ein Aneinanderreihung einzelner Kurzgeschichten die leider manchmal nicht besonders interessant sind. Ich finde es sehr schade, denn Kamtschatka und dessen Bewohner*innen bieten bestimmt Stoff für ganz viele Geschichten. Land und Leute haben mich sehr interessiert und die Einblicke in die ewenische Kultur sind auch der Grund, warum ich mich schliesslich doch für 3 Sterne entschieden habe.

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  • 3 Sterne

    leseratte1310, 20.02.2021

    Als Buch bewertet

    Auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka verschwinden die russischen Schwestern Sofija und Aljona. Obwohl es eine Suchaktion gibt, an der sich viele beteiligen, gibt es keine Spur von ihnen. Viele erinnern sich noch, dass schon einmal jemand verschwunden ist. Es handelte sich um eine junge indigene Frau, bei der sich niemand die Mühe gemacht und sie gesucht hat. Das Verschwinden der Mädchen lässt die Menschen nicht los.
    Die Autorin Julia Phillips hat diese Geschichte auf eine ungewöhnliche Art erzählt. Jedes Kapitel ist mit einem Monatsnamen überschrieben und erzählt die Geschichte einer Person, bis sich dann nach einem Jahr der Kreis schliesst. Für mich wirkte es wie eine Aneinanderreihung von Kurzgeschichten, die kaum Verbindung haben und die auch nicht zu Ende erzählt wurden.
    Angekündigt wird das Buch mit dem Hinweis „literarischer Thriller“. Etwas Thrillerhaftes hatte die Geschichte für mich aber gar nicht. Streckenweise war es doch recht langatmig und vieles wird nur angedeutet. Der Grundton war recht deprimierend.
    Interessant fand ich, mehr über das Leben und die Kultur in Kamtschatka zu erfahren, ein Gebiet, das wohl kaum einer kennt. Auch die Landschaft war gut und atmosphärisch beschrieben. Die Bewohner der Halbinsel sind irgendwie zerrissen, es gibt die Konflikte zwischen russischer und indigener Bevölkerung, Männern und Frauen, zwischen arm und reich, Tradition und Moderne, Stadt und Land.
    Ich hatte meine Schwierigkeiten mit diesem Roman und musste mich immer wieder überwinden, das Buch zur Hand zu nehmen. Wenn ich dann aber wieder drin war, ging es. Die meisten Personen waren mir überhaupt nicht sympathisch und so ging mir dann auch ihr Schicksal nicht nahe. Ihr Denken und Handeln konnte ich meist nicht nachvollziehen.
    Ich bin recht zwiespältig – einerseits packte mich die Geschichte nicht wirklich, andererseits habe ich dann über manches doch noch nachgedacht. Wirklich überzeugt bin ich aber nicht.

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  • 3 Sterne

    Elke H., 02.03.2021

    Als Buch bewertet

    Kamtschatka, die Halbinsel im hintersten Südosten Russlands, war für mich bisher ein weisser Fleck auf der Landkarte. Diese Leerstelle füllt Julia Phillips mit „Das Verschwinden der Erde“, nominiert für den National Book Award und auf der Bestenliste 2019 der New York Times. Der Roman wird als literarischer Thriller beworben, aber das ist Segeln unter falscher Flagge und erfüllt die Erwartungen des Lesers/der Leserin nicht. Literarisch möchte ich ihm nicht absprechen, aber für einen Thriller braucht es definitiv mehr als das Verschwinden zweier Mädchen, zumal dieses Thema im Handlungsverlauf eher an den Rand rückt.

    Seine Stärken hat der Roman in den atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen: Petropawlowsk, die farblose Metropole. Die Tundra, menschenleer und von unglaublicher Weite. Die Wälder, dunkel und dicht. Die schneebedeckten Vulkane, die in die Landschaft ragen.

    Der Roman ist in 13 Kapitel gegliedert, mit dem jeweiligen Monat von August bis Juli plus der Silvesternacht des folgenden Jahres bezeichnet, startend mit dem Tag der Entführung. In jedem dieser Abschnitte steht eine andere Frau im Mittelpunkt, deren Leben äusserst locker, direkt oder indirekt, mit diesem tragischen Ereignis verknüpft ist. Die Autorin betrachtet deren Leben in einer männlich dominierten Welt, jedes davon durch ein mehr oder minder tragisches Ereignis beschädigt, und entwickelt so aus den Einzelschicksalen das Panorama einer uns fremden Gesellschaft.

    Wenn wir über männliche Dominanz sprechen, ist natürlich das Thema Gewalt und wie diese das Zusammenleben der Menschen beeinflusst und prägt ein weiterer Faktor. Hier hat Phillips nicht nur das Verhältnis Mann/Frau im Blick, sondern schaut auch auf den Umgang der Russen mit der indigenen Bevölkerung in der Region. Bei all dem geht sie nicht in die Tiefe, kratzt nur an der Oberfläche, was unter dem Strich den Roman für mich zu einem unbefriedigenden Leseerlebnis macht.

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