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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kristall, 01.04.2024

    Als Buch bewertet

    !ein Lesehighlight 2024!



    Klappentext:

    „Vom Gehen und Ankommen



    Wohin geht man, wenn man im Nirgendwo steht: zwischen zwei Ländern, zwischen nahen Erinnerungen und ferner Gegenwart, zwischen einem stets redenden Vater und einer schweigenden Mutter?



    Das Mädchen ist sechs, als sie die DDR verlässt und mit ihrer Familie ein neues Leben im äussersten Westen Deutschlands beginnt. Warten dort die Verheissungen, auf die ihre Eltern gehofft haben? Kann der Vater sich neu erfinden, wird die Mutter ihre Krankheit, aus DDR-Gefängnissen mitgebracht, überwinden? Das Kind sehnt sich nach der Grossmutter im fernen Leipzig und lernt, wie die Aachener zu reden: ein Schweben zwischen den Welten, das auch nicht zu Ende geht, als 1989 die Mauer fällt.



    Constanze Neumann erzählt von einem Leben im Dazwischen und wie man sich auf der Suche nach Heimat zugleich finden und verlieren kann.“



    Romane rund um dieses Heimat-such-Gefühl gibt es mittlerweile zu Hauff auf dem Buchmarkt genau wie Literatur rund um Seelen die in der DDR gelebt haben. Warum also ist dieser Roman von Constanze Neumann einerseits anders und andererseits so herausragend im wahrsten Sinne? Neumann erzählt uns hier die Geschichte eines sechsjährigen Mädchens namens Constanze welches seine alte Heimat, die DDR, verlässt um mit seinem Eltern im Westen ein neues Leben zu starten. Widerstand ist zwecklos. Als Kind geht man dahin wo die Eltern hingehen. Und mit sechs Jahren hat man sowieso noch nicht den Mut und den Verstand seine Meinung darüber kundzutun. Wir erleben hier also eben jenen genanten Verlauf und begleiten die Familie in ihr neues Leben. Es gibt Erwartungen, es gibt Sehnsüchte, es gibt neue Düfte, neue Dialekte, neue Eindrücke die alles überfordern in diesem kleinen aber auch den erwachsenen Körpern. Die Seelen ihrer Familie sind stark geschädigt. Neumann beschreibt dies wirklich nicht nur grandios auf emotionale Weise sondern eben auch geschichtlich untermauert. Hier wird nichts beschönigt, nichts blumig geredet und vor allem nichts verheimlicht aber auch nichts zu emotional beschrieben. Es gibt hier Null Effekthascherei. Neumann sprengt hier Gürtel und zwar die, die gerne einfach mal lange zugehalten worden sind, da man nunmal über diese Weggänge einfach nicht so ohne weiteres spricht. Warum? Irgendwie war man Landesverräter. Irgendwie galt man als Spinner, der wohl auf der Suche nach dem grossen „Gold“ war und überhaupt. Die innerlichen Sehnsüchte nach all dem DDR-Mief war grenzenlos und emotional sehr schwer zu bändigen. Aber unsere kleine Erzählern Constanze hat ebenfalls Sehnsüchte genau wie die Grossen. Da ist zum Beispiel die grosse Sehnsucht nach ihrer lieben Oma im fernen Leipzig. Man kann sie verstehen. Man geht gedanklich dabei selbst in glückliche Kindertage bei Oma und Opa zurück und ja, man kann unsere kleine Erzählerin verstehen. Nur das unsere Kleine hier zu ihrer Oma ein sehr inniges Verhältnis hat, denn nachdem ihre Eltern beim Fluchtversuch aus der DDR zu fliehen erwischt wurden, kam sie über Umwege zu ihrer Grossmutter. Der Neuanfang in der BRD ist als gemacht aber die Gedanken kreisen immer noch in der alten Heimat umher. Wo ist denn eigentlich Heimat? Wann ist man mit ihr Eins? Unsere Autorin wird in vielen Aspekten etwas philosophisch ohne dabei zu klischeehaft zu werden. Diese Mischung ist ihr fabelhaft gelungen! Neumann schreibt hier autobiografisch. Sie hat selbst diese Geschichte erlebt und dennoch liest sie sich eher wie ein Roman und nicht wie eine Autobiografie. Grossartig! Ihr Schreibstil ist so fein akzentuiert, so fein gelegt und austariert, dass es nur so ein Lesegenuss war. Für mich persönlich war dieser Roman sehr bewegend, da ich fast das gleiche Schicksale wie die Autorin erlebt habe aber dann kam doch alles anders als gedacht aber dennoch…Constanze Neumann hat hier wirklich einen grandiosen Roman verfasst, der eben vom Leben geschrieben wurde. Ich wurde gern mehr als 5 Sterne für dieses besondere Werk vergeben wenn möglich!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nadja S., 01.03.2024

    Als Buch bewertet

    Junge deutsche Geschichte packend erzählt

    Das Jahr ohne Sommer

    Das kleine namenlose Mädchen ist zu Beginn des Buches im Jahr 1977 3 Jahre alt und wohnt mit seinen Eltern in Leipzig. Auf der Flucht aus der DDR wird die Familie geschnappt, die Eltern festgenommen und die Kleine landet erst in einem Kinderheim und dann bei ihrer Oma. Einige Jahre später werden die Eltern von der BRD freigekauft und holen ihre Tochter nach. Aber auch, wenn die Familie jetzt so vieles hat, wovon sie immer geträumt hat, hat die Vergangenheit Spuren hinterlassen und das Heimweh nach Leipzig bleibt….

    Geschrieben wurde das Buch von Constanze Neumann. Von ihr stammt auch der Roman „Wellenflug“.
    Ich kannte die Autorin zuvor nicht.

    Das Buch ist mit 188 Seiten nicht sonderlich dick. Eingeteilt ist es in 33 kurze Kapitel. Es lässt sich flott lesen.

    Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive des Mädchens relativ nüchtern, aber deshalb nicht weniger packend erzählt. Ich bin nur wenig jünger als das Mädchen und genau wie sie ein Kind dieser Zeit. Auch wenn ich immer im Westen war und dieses Gefühl der inneren Zerrissenheit nur nachfühlen kann, habe ich so viele gesellschaftlichen Detail natürlich auch ge- und erlebt. Constanze Neumann beschreibt so liebevoll diese Details, zum Beispiel, wenn der neue 1000 seitige Quelle Katalog kam, der dann Seite für Seite angeschaut wurde, obwohl nur selten etwas bestellt wurde oder, dass man beim „Buchclub“ jeden Monat ein Buch bestellen musste, weil man sonst einfach eins zugeschickt bekam. Das war halt alles wirklich so und ich wurde bei der Lektüre an meine Kindheit erinnert. Fasziniert haben mich auch die ganzen politischen und geschichtlichen Schilderungen, zum Beispiel wie eine Zugfahrt von West nach Ost verlaufen ist. Die Atmosphäre wurde so realistisch geschildert, ich konnte sie mit Händen greifen.

    Fazit: ganz klare Leseempfehlung für alle, die noch in BRD oder DDR aufgewachsen ist. Das ist unsere Geschichte und sie ist noch garnicht lange her. Natürlich ist das Buch auch für alle interessant, die Deutschland nur in ihrer jetzigen Form kennen und für die es zum Glück selbstverständlich ist, mal schnell von Aachen nach Leipzig zu fahren.

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  • 5 Sterne

    Susi, 16.03.2024

    Als eBook bewertet

    Berührende Geschichte zwischen Ost- und Westdeutschland

    Die Geschichte wird aus Sicht von einem ostdeutschen Mädchen aus Leipzig erzählt. Ihre Eltern wurden zu DDR Zeiten von dem Westen in den 70iger Jahren freigekauft. Die Eltern landeten zuvor für zwei Jahre in einem Gefängnis wegen einem erfolglosen Fluchtversuch aus der DDR. Das Mädchen landet in einem Heim und mit 6 Jahren darf das Kind zu seinen Eltern in den goldenen Westen. Es beginnt ein Schweben zwischen zwei Ländern und zwei verschiedene Welten ohne Heimatgefühle.

    Mich hat der neue Roman von Constanze Neumann „ Das Jahr ohne Sommer“ vom Ullstein Verlag sehr berührt. Die Autorin hat es geschafft, mich tief mit in ihren Roman zu nehmen und ich konnte in die Geschichte tief ein-, und abtauchen und mich in die Familie hineinversetzen. Die Seiten flogen nur so dahin und mir fiel es schwer, das Buch beiseite zu legen.

    Constanze Neumann konnte mich mit ihrem mitreissenden, tiefgründigen und fesselnden Schreibstil sehr begeistern und ich hatte beim Lesen die Bilder vor meinen Augen.
    Das Cover wurde sehr gut zur Story gewählt. Das hellblau hat für mich die Farbe wie der Trabbi und die Stadt wirkt so grau wie es die DDR war.

    Die Eltern haben ihr ganzes Leben unter den Entscheidungen gelitten. Sie wurden immer wieder mit der Vergangenheit eingeholt und konfrontiert. Es kamen nicht wirklich Heimatgefühle im Westen zustande. Sie haben bei Aachen im Rheinland gelebt. Es geht um ankommen und nicht ankommen und um eine zerrissene Welt.
    Die Familie erlebt in den Ferien und auf den Reisen eine schöne und unbeschwerte Zeit zusammen mit der Leipziger Grossmutter. Das kleine Mädchen hat Sehnsucht nach ihrer Leipziger Grossmutter und fühlt sich fremd in der neuen Heimat.
    Die Geschichte wird sehr emotional und bewegend erzählt. Es geht um Flucht, zwei verschiedenen Welten und verdrängte Gefühle.

    Fazit:
    Wer gerne deutsch/ deutsche Geschichten mag, für den ist das Buch genau richtig. Ich hatte eine Lesesucht auf über 188 Seiten. Mich hat die Geschichte sehr nachdenklich gestimmt aber auch emotional berührt. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter und vergebe 5 Lesesterne.

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  • 5 Sterne

    lisbethsalander, 26.03.2024

    Als Buch bewertet

    Mein erstes Buch von Constanze Neumann - mit Sicherheit nicht mein letztes

    Das neue Buch "Das Jahr ohne Sommer" von Constanze Neumann war mein erstes der Autorin, aber mit Sicherheit nicht mein letztes! Von der ersten Seite an hat sie mich mitgenommen und zutiefst berührt. Erzählt wird in diesem autobiographischen Roman die Geschichte von Constanzes Familie bzw. ihrer Kindheit. Ihre Eltern waren verständlicherweise im diktatorischen System der DDR, wo die Autorin geboren wurde, nicht glücklich, starteten einen Fluchtversuch, der leider missglückte. Die beiden Erwachsenen landeten im Gefängnis, Constanze zuerst im Kinderheim, später bei der Grossmutter. Als die Eltern von der Bundesrepublik frei gekauft wurden, holen sie ihre kleine Tochter alsbald nach in die westdeutsche Stadt Aachen. Als Kind wächst die Autorin auf quasi zwischen den Welten, hat Sehnsucht nach der Oma in Leipzig, wiederum aber auch Freunde in der neuen Heimat, an denen sie vor allem die Kaugummiautomaten mit den kleinen Schätzen liebt, hin und her gerissen zwischen den idyllischen Märchenbüchern der DDR und den Playmobilfiguren im Westen. Die Autorin schildert all dies in einem sachlichen und doch mitreissenden Schreibstil, der mich sogartig immer wieder in ihre Geschichte hinein katapultiert hat, mich das Buch nicht zur Seiten legen liess. Sie beschreibt alles hochemotional und das ohne weinerlich zu sein, für mich war das ganz grosses Kino. Vielleicht lag ein kleiner Teil meiner Faszination auch daran, dass sich einige Kindheitserinnerungen der Autorin mit meinen deckten. Zum anderen faszinieren mich aber auch Biographien von Menschen, die in ihrem Leben beide Hälften des geteilten Deutschlands so hautnah miterlebt haben. Selbstverständlich gibt es von mir hier die volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Lesen macht Spass., 03.03.2024

    Als Buch bewertet

    Heimatlos zwischen Ost und West

    Das Buch beinhaltet ein sehr interessantes und wichtiges Thema, was nicht in Vergessenheit geraten sollte.
    Es geht um die Teilung Deutschlands in Ost und West und eine Familie, die nach versuchten Fluchten und Turbulenzen von Leipzig nach Westdeutschland ausgewiesen wird .
    Die ganze Geschichte wird von einem Mädchen erzählt. Ihre ganzen Erlebnisse, Gefühle, aber auch die ihrer Eltern und Verwandte. Das Buch beginnt, wo das Mädchen ein Kindergartenkind ist. Enden tut es, wo sie 17 Jahre alt ist. Im Epilog liest man noch kurz, wie es ihr als Erwachsene ergangen ist.

    Das Buch hat mich von Anfang an sehr gefesselt und ich fand es sehr interessant. Ich habe es sehr schnell durchgelesen, einfach, weil es mich gepackt hat. Interessant fand ich auch, das Menschen, die nach Westdeutschland übergesiedelt sind, nicht immer nur glücklich und fröhlich sind, sonders das sie auch Heimweh empfinden können und sich nirgends richtig zuhause fühlen- Heimatlos. Sie gehören nirgends richtig hin und nirgends richtig dazu . Ich selbst habe viele Verwandte in Ostdeutschland, daher wusste ich schon vorher vieles von dem Leben dort. Das Buch hat mir nochmal eine neue, interessante Seite aufgezeigt, wie ist es, als DDR Bürger plötzlich im Westen zu leben.

    Das Buch hat einen tollen Schreibstil, einfach zu lesen ohne zu viel unnötige Umschreibungen. Die Kapitel sind kurz gehalten, was ich sehr mag. Das Cover gefällt mir, nachdem ich das Buch live in meinen Händen gehalten habe, sehr gut. Es ist viel schöner als auf dem Bild und ich liebe die Farbzusammenstellung.

    Ich kann das Buch allen empfehlen, die gerne Historische Romane lesen oder sich für das Thema DDR , Ost-West und Flucht interessieren oder einfach nur ein gutes interessantes Buch lesen

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  • 5 Sterne

    Marita R., 13.03.2024

    Als Buch bewertet

    beeindruckend
    " Das Jahr ohne Sommer " von Constanze Neumann , ist ein Buch das mich nachhaltig beeindruckt hat.

    Erzählt wird dieses Buch aus der Sicht eines namenlosen Kindes, das mit seinen Eltern , als es drei Jahre alt war, aus der ehemaligen DDR fliehen will.. An der Grenze werden sie entdeckt und die Eltern als Republickflüchtlinge inhaftiert. Das Kind kommt nach kurzem Aufenthalt im Waisenhaus zu seiner Grossmutter. Nach Jahren werden die Eltern von der BRD freigekauft und die Tochter übersiedelt in die BRD nach Aachen.
    Doch den Eltern gelingt es nur schleppend Fuss zu fassen in einem Land, das doch so anders ist, als das in dem sie aufgewachsen und so lange gelebt haben. Die Zerissenheit zwischen ihrer Welt im Osten, in der ein grosser Teil Familie und Freunde zurückbleibt bestimmt den Alltag im Westen und auch das Leben des Mädchens wird massgeblich dadurch beeinflusst. Sie fühlt sich zerrissen, kann sie doch nicht so sein wie die Mädchen in Aachen , die Karneval feiern, sich modisch kleiden und einfach das Leben geniessen, denn die Eltern versuchen ihr vergangenes Leben in der BRD weiterzuleben. Beide Elternteile sind traumatisiert durch die lange Haft, die Mutter gesundheitlich schwer eingeschränkt. Und so bleiebn sie Fremde in beiden Welten, Ost und West. Das Mädchen wird zum Aussenseiter, schwebt wie auf dem Cover zwiwschen zwei Welten.

    Ein einer klaren schnörkellosen Sprache ist dieses dünne Buch geschrieben, die aber umso eindringlicher ist, da der Inhalt so berührt.
    Wieder wird klar, wie ein Leben in diktorischen Systemen die Lebenswege der Menschen beeinflussen und zerstören,bis in die nachfolgenden Generationen hinein.
    Ein Buch das lange nachklingt und dem ich eine grosse Leseempfehlung ausspreche.

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  • 4 Sterne

    Judith S., 10.03.2024

    Als Buch bewertet

    Wo gehöre ich hin?

    Vor zweieinhalb Jahren las ich „Wellenflug“, Constanze Neumanns Roman über ihre Vorfahrenfamilie, ein hinreissendes Buch, das ich verschlungen habe, das so einen wunderbaren Sog entwickelte, dass ich das bis heute nicht vergessen habe. Schon vor einem Jahr hatte die Autorin mit einem Journalisten der Berliner Morgenpost über ihr neues Buchprojekt gesprochen, das ihre eigene Geschichte erzählen würde. Als ich jetzt Vorankündigungen über „Das Jahr ohne Sommer“ von ihr las, war mir klar, dieses Buch möchte ich unbedingt lesen. Ich gebe zu, es hat mich bei weitem nicht so gefesselt, wie das erstgenannte, aber es hat mir gefallen und viele verblasste Erinnerungen an die DDR, an die Zeit des Kalten Krieges und an meine eigene Kindheit und Jugend wieder hervorgeholt.
    Die Autorin berichtet über ihre Kindheit im ostdeutschen Leipzig, die missglückte Flucht der Eltern in den Westen, ihre Stationen in einem DDR-Kinderheim und bei ihrer geliebten Grossmutter, bis sie endlich aus zu den bereits freigekauften Eltern, die eineinhalb Jahre im Gefängnis ausharren mussten, in den Westen ausreisen darf. Was ihr bevorsteht, ist ein schwieriger Eingewöhnungsprozess, die Eltern tun sich schwer und auch für das Kind Constanze ist Aachen am äussersten westlichen Rand der BRD eine Terra incognita. Nicht nur die Sprache und die Wesensart der Rheinländer ist vollkommen anders, als die Familie es bisher kannte, auch die Ansichten sind gewöhnungsbedürftig, um es vorsichtig auszudrücken. Der Vater ist ganz offensichtlich der Meinung, die seine wäre die einzig richtige. Die Mutter ist nach der Haft in Hohenstein gesundheitlich angeschlagen und wird ihr Geigenspiel das ganze Leben lang nie wieder so virtuos beherrschen, wie vor der Flucht. Ihre Krankheiten und Depressionen prägen einen Grossteil von Constanzes Erinnerungen. Der andere Teil wird überlagert vom dominanten Vater, der sich die rigorose Erziehung seiner Tochter zur Aufgabe gemacht hat. Wer ihm widerspricht, hat schon verloren. Constanze zieht sich so weit sie es kann, zurück, lebt in ihrer eigenen Welt und stellt fest, dass Literatur und Geschichte wohl die einzigen Schulfächer sind, denen sie von Herzen zugeneigt ist. Hier finde ich meine „Schwester im Geiste“ wieder. Diesen Interessen kommen jedenfalls die Bücherpakete der Grossmutter aus Leipzig jahrelang sehr entgegen.
    Constanze beginnt trotzdem, sich in die Kreise der Schulkameraden einzufinden, sich mit der gerade angesagten Musik, mit Schminke und Kleidung in diese Kreise einzupassen. Anpassen wird sie sich wohl nie.
    Von Zeit zu Zeit kann Constanze ihre Grossmutter in Leipzig besuchen, aber immer weniger erinnert sie sich an die dort verbrachte frühe Kindheit. Nur durch die endlosen Gespräche zu Hause, die die Eltern mit Bekannten führen, wird sie immer wieder an alte Strassennamen oder Geschäfte erinnert. Wichtig ist ihr das bald nicht mehr. Gern erinnert sie sich aber an die Reisen in den „Ostblock“, um dort mit den Eltern die Grossmutter zum Beispiel in der CSSR zu treffen. Immer ein aufregendes und spannendes, aber auch schönes Erlebnis. Auch richtiger Urlaub ist bald möglich, der Vater wird Beamter und endlich reicht auch dafür das Geld, besonders schön war es wohl in Spanien, auch wenn Constanze nicht einen einzigen Orangenbaum zu sehen bekam.
    Welche Überraschungen und Veränderungen das Leben und die politische Entwicklung dann noch bereithalten, ist aus heutiger Sicht nicht schwer zu erahnen. Constanze Neumann beschreibt auch das mit bleibenden Bildern.
    Mir hat es sehr gefallen, wie die Autorin die Zerrissenheit beschreibt, die in ihr von Kindheit an das Leben bestimmt. Dieses Nie-ganz-Dazugehören, die Fremdheit in der ersten Heimat Leipzig, die Fremdheit in Aachen, und dann insbesondere die Ablehnung als die Mauer gefallen ist. Der stille, manchmal auch ausgesprochene Vorwurf an ihre Eltern, wie sie es dem Kind haben zumuten können, so in Gefahr zu geraten. „Da hätten sie die paar Jahre auch noch warten können, jetzt kann jeder gehen, wohin er will.“ Solche Sätze sind wie Schläge ins Gesicht.
    Mein Lieblingszitat fast am Ende des Buches, zeitlich nach der Wende, ist dann auch dieses: „Es war nun so, wie es hatte sein sollen, wie wir es uns immer gewünscht hatten, und doch war alles ganz anders und fremd und verwirrend, und so würde es lange bleiben.“
    Constanze Neumann hat einen sehr angenehmen, unprätentiösen Stil, ich habe dieses Buch innerhalb weniger Tage ausgelesen, noch steckt es mir in der Seele und im Herzen. Besonders der Epilog hat meinen Atem stocken lassen.
    Das gedruckte Buch hat einen schönen Schutzumschlag, das helle Blau des Himmels findet sich auf dem Einband wieder, würde ich es auf dem Verkaufstisch sehen, würde ich sicher sofort zugreifen.

    Fazit: Wer sich für eine Kindheit und Jugend zwischen zwei Welten und die daraus entstehenden Konflikte interessiert, ist bei diesem Buch genau richtig.

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  • 5 Sterne

    Helga W., 09.03.2024

    Als Buch bewertet

    So ist es gewesen...

    Hauptpersonen: Das Kind
    Die Eltern
    Die Grossmutter
    Handlungsorte: Ein kleiner Ort bei Leipzig in der Deutschen Demokratischen
    Republik
    In der Bundesrepublik Deutschland und in vielen kleinen Orten und Aachen
    Bei einem Fluchtversuch aus der DDR fliegen die Eltern auf und sie werden inhaftiert.
    Während dieser Zeit kommt das Kind zur Grossmutter.
    Die beiden unternehmen viel im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
    Nach zwei Jahren werden sie von der BRD frei gekauft und ausgewiesen.
    Sie haben Schwierigkeiten, beruflich sowie privat Fuss zu fassen.
    Bis sie endlich in Aachen eine Arbeit und eine Wohnung finden.
    Dieses Buch erzählt die Lebensgeschichte des Kindes.
    Die Sehnsucht nach der Grossmutter.
    Von der Schule, dem Studium, der ersten Liebe, der Geburt des Kindes und über die spätere schwere Krankheit.
    Über Ereignisse wie die Atomkatastrophe von Tschernobyl, der Fall der Mauer, die Wende und vieles mehr wird berichtet.
    Ein interssante, aber auch eine bewegende Geschichte.
    Wir waren im Oktober vor der Wende zum Besuch in Leipzig und im Raum Leipzig.
    Grau , düster und immer ein unangenehmes Gefühl.
    Nach der Wende waren wir noch einige Male an diesen Orten.
    Leipzig, eine wunderschöne Stadt und rund rum ein grünes Paradies.
    Ein lesenswertes Buch und eine lohnende Reise in dieses Gebiet.

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  • 5 Sterne

    Rennwurmi, 04.03.2024

    Als Buch bewertet

    Nachdenklich

    Das etwas farblose Cover des Buches hat mich am Anfang überhaupt nicht angesprochen.

    Nach Lesen der Kurzbeschreibung wurde ich doch darauf aufmerksam. Als ich dann das Buch ganz las, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Innerhalb zwei Tagen las ich das Buch fast an einem Stück aus. Danach konnte ich auch das Cover verstehen.

    Ein Kind kopfüber auf einer Schaukel, im Hintergrund triste Plattenbauten. So muss sich das Kind, aus dessen Sicht dieses Buch geschrieben wird, gefühlt haben. Ein Hin und Her, kopfüber plötzlich in einer anderen Welt.

    Nach einer gescheiterten Flucht der Eltern von der DDR in die BRD kommt das Kind ins Kinderheim, von dort zu den Grosseltern. Gefühls-Chaos pur für ein Kind.

    Nach zwei Jahren Gefängnisaufenthalt der Eltern in der DDR werden sie von der BRD freigekauft. Nun kommt auch das Kind wieder zu den Eltern.

    Das Kind fühlt sich fremd in seiner neuen Heimat. Sie wünscht sich das Leben bei ihrer Oma zurück. Aufgrund ihres Dialektes merkt jeder, woher sie kommt.

    Das Buch ist nicht sehr dick und man könnte ewig weiterlesen. Nachdenklich und traurig wird das Buch erzählt.

    Ich fand dieses Buch wirklich klasse und vergebe absolute fünf Sterne dafür und eine klare Kaufempfehlung.

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  • 5 Sterne

    Christine K., 08.03.2024

    Als Buch bewertet

    Vom ankommen und doch nicht ankommen

    Die Kleinfamilie, bestehend aus Vater, Mutter, Kind, leben in Leipzig der 70er Jahre. Für die kleine Tochter ist die Welt in Ordnung. Ihr kleines Umfeld, Wohnung, Kita, die Grosseltern, ist für sie die ganze Welt. Noch vermisst sie nichts. Ihre Eltern dagegen vermissen sehr viel, z.B. die Freiheit zu Reisen, die Freiheit zu leben, wie sie es wollen. Also entschliessen sich die Eltern zur Flucht aus der DDR. Doch das geht gehörig schief. Die Eltern landen im Gefängnis, das Mädchen erst im Kinderheim und dann bei den Grosseltern. Nach zwei Jahren werden die Eltern von der BRD freigekauft und nach einigem hin und her darf die Tochter ebenfalls ausreisen. Sie landen in Aachen. Soweit weg, wie es nur geht, von der deutsch-deutschen-Grenze.

    Das Buch handelt von der Zerrissenheit zwischen zwei Welten. Vom ankommen und doch nicht ankommen. Vom anders sein und auch davon, dass es am Ende nicht so wird, wie man es erwartet, wie man es erhofft hat. Und von dem Preis, den man dafür bezahlt hat.

    Ich frage mich, wie viel ihrer eigenen Biographie in den Seiten diese Buches wohl steckt. Mich hat es auf jeden Fall sehr berührt. Eine klare Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    brauneye29, 16.03.2024

    Als eBook bewertet

    Zum Inhalt:
    Nachdem ein Fluchtversuch gescheitert ist und einige Jahre vergangen sind, darf das sechsjährige Mädchen mit ihrer Familie in der BRD ein neues Leben starten. Der Vater muss sich quasi neu erfinden, die Mutter mit ihrer Erkrankung klar kommen, das Mädchen vermisst ihre Oma in Leipzig während sie selbst jetzt in Aachen lebt. Auch als die Mauer fällt fühlt sich das Mädchen, inzwischen eine junge Frau, hin und her gerissen zwischen den Welten.
    Meine Meinung:
    Ich habe mich während der gesamten Lektüre gefragt, ob das Buch aus der eigenen Erfahrung entstanden ist und werde jetzt auch nicht verraten, ob das Buch rein fiktiv oder auch nicht fiktiv ist, denn am Ende ist das auch nicht das entscheidende Kriterium, was das Buch ausmacht. Ich fand das Buch richtig gut, denn die Art der Erzählung war wirklich, als ob ein Kind das Buch geschrieben hat, dass sich aber auch nach und nach mit zunehmendem Alter anders ausdrückt. Das muss man als Autorin auch erstmal hinkriegen. Das Gefühl zwischen den Welten ein wenig hin und her gerissen zu sein, kam für mich sehr gut rüber, auch so eine Art Unruhe habe ich gespürt. Ich fand das Buch sehr gut.
    Fazit:
    Hat mir gut gefallen

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  • 5 Sterne

    avocado, 23.03.2024

    Als Buch bewertet

    Constanze Neumanns Roman "Das Jahr ohne Sommer" ist autobiographisch geprägt. Sie erzählt die die Geschichte einer kleinen Familie, deren Fluchtversuch aus der DDR nach Westdeutschland Mitte der 70er Jahre misslingt. Die Eltern landen im Gefängnis, die 3-jährige Tochter kommt ins Kinderheim, später dann zur Grossmutter in Leipzig. Nachdem die Eltern einige Zeit später von der BRD freigekauft werden und die DDR verlassen dürfen, können sie ihre mittlerweile 5-jährige Tochter endlich wieder zu sich holen. Die Autorin bedient sich einer sehr sachlichen, unemotionalen Sprache. Alle Ereignisse werden in klaren, knappen Worten erzählt, was ich als sehr passend empfunden habe, denn die Autorin erzählt von lebenslanger Traumatisierung durch die Flucht, von innerer Zerissenheit und Heimatlosigkeit und von dem Gefühl, nirgendwo so richtig dazu- oder hingehört zu haben. Das hätte durch eine zu gefühlslastige Sprache womöglich selbstmitleidig und jammernd geklungen, was sicherlich nicht die Absicht der Autorin war. Der Roman hat mich begeistert und ich empfehle ihn für alle, die gerne Romane mit zeitgeschichtlichem Hintergrund lesen.

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  • 5 Sterne

    yellowdog, 01.04.2024

    Als Buch bewertet

    Ein grossartiges Stück autobiografischen Erzählens


    Constanze Neumann bietet mit Das Jahr ohne Sommer ein ausserordentlich grossartiges Stück autobiografischen Erzählens, das einem Roman gleicht.
    Es wird ein Zustand und ein Bewusstsein dargestellt, dass absolut glaubwürdig ist.
    Für das kleine Mädchen war die zunächst missglückte Flucht ihrer Eltern aus der DDR ein Eingriff in ihr Leben. Als sie später nachkommen konnte auch ein Verlust, denn ihre Grossmutter verblieb in Leipzig.
    Dieser ungewisse Zustand blieb lange Jahre.

    Mich beeindruckte auch die Beschreibungen der Eltern. Während der Vater die neue Heimat voll und ganz angenommen hatte und sich nach der Wende sogar als Westdeutscher sah, war die Mutter lange Zeit depressiv.
    Das vermittelt, wie sehr der Unrechtsstaat DDR das Leben der Familien beeinflusste.

    Die Schilderungen der Kinder- und Jugendjahre vermitteln auch ein Zeitporträt.

    Man ist unglaublich nahe dran an der Icherzählerin. Bei einem erfundenen Stoff wäre das vielleicht nicht so leicht möglich gewesen. Auf jeden Fall ein bemerkenswertes Buch. Sehr lesenswert.

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  • 5 Sterne

    Renate D., 05.05.2024

    Als Buch bewertet

    Was ist Heimat
    DAS JAHR OHNE SOMMER von CONSTANZE NEUMANN ist ein Roman der auch im Nachhinein zum Nachdenken anregt. Da ist das kleine Mädchen, was erleben muss, dass die Eltern aus der DDR flüchten wollen, aber stattdessen inhaftiert werden. Die Kleine bleibt bei der Oma. Nach 2 Jahren dürfen die Eltern ausreisen. Das kleine Mädchen kommt kurze Zeit später in die BRD nach. Ihre Mutter erkrankt unter anderem an einer Depression, während dessen ihr Vater für seine Rechte kämpft. Als dann die Mauer fällt, ändert sich das Leben, die Familie ist jetzt auf einmal eine von vielen Ossis. Das Mädchen ist erwachsen geworden und lebt mal hier und mal dort um nie irgendwo anzukommen.
    Das Buch erzählt von nie dagewesenem Heimatgefühl und was daraus entstehen kann, wenn man nicht wirklich zu Hause ist.
    Gelesen wird das Buch von VERA TELTZ in 5 Stunden. Sie hat eine angenehme Stimme, so dass es Freude macht, ihr zuzuhören.
    Von mir bekommt das Buch 5 von 5 Sternen.

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  • 5 Sterne

    begine, 21.03.2024

    Als Buch bewertet

    Starker Roman

    In dem Roman, Das Jahr ohne Sommer, schildert die Autorin Constanze Neumann eine Kindheit mit Abschieden.
    Die Protagonistin ist ein namenloses Mädchen. Als die Eltern 1977 die Flucht aus der DDR wagen ist sie drei Jahre alt. Die Fluch misslingt und die Eltern kommen ins Gefängnis. Das Mädchen darf zu ihrer Grossmutter.
    Als die Eltern von der BRD freigekauft werden, darf das Mädchen mit sechs Jahren zu den Eltern ausreisen.
    Die Autorin schildert authentisch die Lage der Familie aus Sachsen in Aachen. Da treffen verschiedene Kulturen aufeinander. Es gibt oft bedrückende Situationen, dann gibt es auch lustige Einlagen. Es ist erstaunlich wie unbedarft das Mädchen bei ihren Ferienreisen zur Grossmutter von dem Gefängnisaufenthalt erzählt. Da sind viele Mitreisende überfordert.
    Es ist eine lebendig erzählte vom Gehen und Ankommen.
    Der Roman konnte mich enorm fesseln.

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  • 5 Sterne

    Anja S., 24.02.2024

    Als Buch bewertet

    Diesen Roman hab ich direkt durchgelesen und ich hab eine Achterbahn der Gefühle hinter mir. Constanze Neumann schreibt sehr unaufgeregt und manchmal fast sachlich aus der Sicht des Mädchens. Wir lesen von misslungenen Fluchtversuchen und wie sich das auf sie ausgewirkt hat, einem Neuanfang in der BRD, den der Vater immer nur als positiv wahrgenommen hat, Sehnsucht nach der Heimat und dem Gefühl nirgendwo hinzugehören. Da ich selber aus Leipzig bin haben mir die Abschnitte, die in Leipzig spielen besonders gut gefallen und auch so einige Erinnerungen geweckt. Der Konflikt zwischen Ost und West wurde toll erzählt und auch die Zeit der Wende grandios eingefangen. Zum Ende hin nimmt der Roman noch richtig Fahrt auf und da konnte ich mir die Tränen auch nicht mehr verdrücken. Eine absolute Empfehlung für alle, die Interesse haben sich mit diesem Thema auseinander zu setzen.

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  • 4 Sterne

    Monalisa13, 29.02.2024

    Als Buch bewertet

    Geteiltes Deutschland - Grenzerfahrungen
    Die Ich-Erzählerin ist ca. 3 Jahre alt, als ihren Eltern die Flucht aus der DDR missglückt und sie ins Gefängnis müssen. Das Mädchen kommt nach einem kurzen Zwischenstopp im Waisenhaus zu ihren Grosseltern nach Leipzig. Nach 2 Jahren in diesem Zustand, werden ihre Eltern von der BRD freigekauft und so ziehen sie in den äussersten Westen Deutschlands. Einige Zeit später darf auch das Mädchen zu ihren Eltern nach Aachen ziehen.

    Ein Neuanfang, Erwartungen, Träume, alte Traditionen. Der Vater stets korrekt, Disziplin ist sein oberstes Gebot. In Westdeutschland trifft er damit oft auf Unverständnis, denn die Rheinländer haben eine ganz andere Mentalität. Die Mutter während des Gefängnisaufenthalts schwer erkrankt, erhofft sich noch immer ein Leben als Geigenspielerin. Das Mädchen hat Sehnsucht nach der Oma und in der Schule freundet sie sich auch nur mit Zugezogenen an, denn aufgrund ihres Dialektes, kann jeder sofort erkennen, woher sie kommt.

    Die Autorin erzählt diese Geschichte aus Sicht des Mädchens sehr unaufgeregt, fast schon neutral, so dass mir anfänglich tatsächlich der Schwung gefehlt hat, es ist eher eine Aneinanderreihung von Begebenheiten. Vielleicht wollte die Autorin auch damit die Zerrissenheit der Familie widerspiegeln. Trotzdem konnte ich mich gut darauf einlassen und in die Situationen hineinversetzen. Die Protagonisten werden eher etwas zurückhaltend dargestellt. Ich fand, der Vater hatte hier den ausgeprägtesten Charakter.

    Wie ist es, wenn man die Heimat verlässt, die vertrauten Orte, die liebgewonnenen Menschen? Ein Leben zwischen hier und drüben. Alles in allem wurde die Situation eines geteilten Deutschlands, der Wunsch nach Freiheit, Republikflucht, die damit zusammenhängenden Schwierigkeiten, der beschwerliche Neuanfang aber auch Sprachbarrieren durch die Dialekte und die verschiedenen Mentalitäten, gut dargestellt.

    Freiheit und Ausgelassenheit vermittelt auch sehr anschaulich das gelungene Cover. Die graue Tristesse der DDR im Hintergrund und ein Mädchen, das fröhlich in den blauen Himmel schaukelt. Absolut passend zum Inhalt.

    Alles in allem hat mich das Buch gut unterhalten, zum Nachdenken gebracht und mich emotional mitgenommen. Einige historische Ereignisse, wie zum Beispiel die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl oder der Mauerfall wurden auch wieder ins Bewusstsein gerückt. Hier spreche ich gerne meine Leseempfehlung aus.

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  • 4 Sterne

    Katja P., 01.03.2024

    Als Buch bewertet

    Das Buch "Das Jahr ohne Sommer" von Constanze Neumann beginnt mit der Erzählung von einem kleinen Mädchen, gerade mal drei Jahre alt, was in Leipzig geboren wurde und dort zu DDR-Zeiten mit seinen Eltern lebt.

    Es wird sehr detailliert beschrieben, was die Familie durchmachen muss, bis sie letztlich der DDR den Rücken kehren können und im Westen Deutschlands leben werden. Das Mädchen ist dann bereits sechs Jahre alt.

    Wir begleiten dieses Mädchen durch Kindheit und Teenie-Jahre und erfahren auch hier sehr genau, die Gefühlslage und was es bedeutet, solch einen Schritt zu erleben und durchleben zu müssen.

    Das Cover gefällt mir ziemlich gut, weil ich das Schaukeln in den blauen Himmel wie eine Art Befreiung deute. Die Hochhäuser im Hintergrund, wie das Zurücklassen, des grauen Alltags.

    Meine Mutter selbst hat als 11-jährige mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester kurz vorm Mauerbau den Osten verlassen,
    Ebenso wie auch die Familie meines Mannes eine offizielle Ausreise vollzogen hat mit all´ seinen Schikanen inkl. Jobverlust im Jahr 1982 und Auffanglager in der BRD.
    Von daher kenne ich aus dem persönlichen Umfeld bereits sehr viele Erfahrungen.

    Dadurch bin ich etwas enttäuscht und hätte mir am Ende mehr Details gewünscht, wie das Leben als Erwachsene verlief.
    Den Epilog finde ich doch sehr verstörend, da einem viele Jahre dazwischen fehlen.

    Für alle, die keinerlei Vorerfahrung mit Flucht oder Ausreisen aus der ehemaligen DDR haben, ist dieses Buch sehr gut geeignet, sich mal ein Bild zu machen... allerdings finde ich den Buchpreis für die Anzahl der Seiten viel zu hoch

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  • 4 Sterne

    Ursula U., 22.04.2024

    Als Buch bewertet

    In diesem autobiografischen Roman schildert Constanze Neumann ihre Kindheit und Jugend. Geboren wurde sie in Leipzig als Kind von Musikern, der Vater Pianist, die sehr junge Mutter eine aufstrebende Violinistin. Die Enge und die Überwachung in den 70er Jahren in der DDR wollten ihre Eltern nicht mehr hinnehmen und als sie drei Jahre alt war entschieden sie sich zur Flucht. Diese misslang, die Eltern kamen in Haft und sie zuerst in ein Kinderheim, später zu ihren Grosseltern. Als sie 6 Jahre alt war wurden ihre Eltern aus dem Westen freigekauft und auch sie durfte ausreisen. Von einem Tag auf den anderen hatte sie ihr gewohntes Umfeld und die Oma, die einzige Person die sich um sie gekümmert hat, zu verlassen und bei ihren Eltern, die sie kaum kannte zu leben. Die Anfänge im gelobten Westen waren schwer, für den Vater fand sich nach vielen Bewerbungen eine Stelle in der Musikschule in Aachen, die Mutter litt unter den Folgen der Haft, sie konnte die Finger kaum noch bewegen und war depressiv. Einzig die Reisen in den sonnigen Süden und die unter schwierigen Bedingungen organisierten Treffen mit ihrer Mutter in Ostblockländern in die alle reisen durften, heben ihre Stimmung.
    Aus Sicht eines Kindes und später Jugendlichen werden die innerdeutschen Probleme, das unterschiedliche Leben in Ost und West vor und nach der Wende geschildert. Trennungen und Neues, zwei verschiedene Leben mit Chancen und Verlusten zwischen Leipzig und Aachen werden mit wissenswerten aus Politik und Gesellschaft verknüpft. Ich hätte mir ein wenig mehr Emotion gewünscht.

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  • 4 Sterne

    redcappy, 09.03.2024

    Als Buch bewertet

    Zerrissen zwischen den Welten

    Authentische Erzählung einer Fluchterfahrung.

    Ein Mädchen im Kindergartenalter erzählt von der versuchten und gescheiterten Republikflucht der Eltern. Von Trennung im Osten und Wiedersehen im Westen. Vom Versuch zu verstehen, was in den Erwachsenen vor sich geht. Vom Dazugehören wollen. Aus dem Kindergartenkind wird ein Schulkind, dann ein rebellierender Teenager. Dann fällt die Mauer und plötzlich ist nichts mehr, wie es war, sind die ehemaligen Freunde von drüben jetzt "Ossis".

    Die Welt steht Kopf für die Erzählerin, das drückt schon das sehr passend gewählte Titelbild eines Mädchens auf der Schaukel aus.

    Der Erzählstil ist kühl und distanziert gleichzeitig wird der Leser mitgenommen in die Zerrissenheit der Protagonistin, wird emotional berührt, lebt mit ihr mit.

    Ich fühlte mich zurückversetzt in meine Kindheit, meine Jugend, konnte die Zeit aus den Augen der Erzählerin mit einem ganz neuen Blick noch einmal rekapitulieren.

    Irritierend war am Ende der Epilog, der inhaltlich nichts wirklich mit der Geschichte zu tun hatte, der eigentlich nicht dazugehörte. Aber vielleicht ist das ja der Punkt, so wie die Erzählerin in keiner der geschilderten Welten wirklich dazugehörte, so gehörte der Schluss nicht wirklich zur Geschichte.

    Ich fand das Buch lesenswert, glaube aber, dass man die geschilderte Zeit aus eigener Anschauung kennen sollte, um die Geschichte nachvollziehen zu können.

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