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  • 5 Sterne

    Regina K., 07.08.2023

    Als Buch bewertet

    Bereits "Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" von Alena Schröder hatte mir ein grosses Lesevergnügen bereitet. Jetzt in ihrem neuen Buch begegnet man Evelyn und Hannah wieder, allerdings wird letztere gerade erst geboren und man erfährt viel über das Leben von Elisabeth, also eine Geschichte, die weit früher in das Leben der beiden Frauen eintaucht. Eine Geschichte, die zwischen den Jahren 1950 und bis zur Maueröffnung 1989 erzählt wird. Diesmal steht Evelyns Tochter Silvia im Mittelpunkt der Erzählung, die sich immer mehr von Seite zu Seite in eine interessante Mutter/ Tochter Beziehung entpuppt. Zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, die viel aneinander vorbeigelebt haben. Die Mutter, die ja erst spät dazu gemacht wurde, möchte alles richtig machen, und fühlte sich ständig überfordert. Für sie stand der Beruf der Ärztin, den sie voller Vorurteile verwirklichen konnte, immer an erster Stelle. Silvia ist nicht das einfache Kind, welches sie sich erträumt hatte. Und so findet sie eigentlich bei ihrer Tante Betti die Liebe und Zuneigung, die sie bei ihrer Mutter vergeblich suchte. Betti, die etwas sonderbar, aber über schweifenden Lebenshunger in sich trägt. Der Vater erschien mir immer etwas farblos, obwohl er eher der liebende Elternteil war, aber durch seine Arbeit im Krankenhaus sehr eingebunden war. Hinzu kommt, dass die ersten Jahre in den 50/60 Jahren angesiedelt sind, zumal noch in einer Kleinstadt in Süddeutschland. So ist es nicht verwunderlich, dass Silvia ausbricht, der Familie in jungen Jahren den Rücken kehrt. Jetzt in Berlin in einer WG und mit zwei Aushilfsjobs ihn Leben glaubt zu leben.

    Silvia kehrt 1989, nach Jahren, mit ihrer gerade erst wenigen Wochen alten Tochter Hannah in das verträumte Ildingen, den Ort ihrer Kindheit zurück. In sich trug sie den Wunsch, zu ihrer Mutter zu wollen. Und so wird diese Rückkehr auch eine Aufarbeitung von Mutter und Tochter. Auch begegnen ihr alte Freunde ihrer Kindheit, die etwas Farbe in ihr Leben bringen. Die ich als angenehme Auflockerung und auch zur Darstellung Silvias Charakter als sehr wichtig empfand.

    Auch dieses Buch gefiel mir wieder ausgesprochen gut. Alena Schröder weiss die Worte geschickt zu setzen, um uns Leser eine ansprechende und ereignisreiche Geschichte zu erzählen, was mich an ihrem ersten Buch schon begeisterte. Man kann eigentlich beide Bücher gut getrennt voneinander lesen. Und man sollte sich diesen Lesegenuss nicht entgehen lassen.

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  • 5 Sterne

    Eva Fl., 15.08.2023

    Als Buch bewertet

    Evelyn, Silvia, Hannah. Drei Generationen.

    Berlin, 1989: man merkt, wie die Stadt im Umbruch ist, etwas Grosses passiert. Auch für Silvia hat sich einiges verändert, seit ihre Tochter Hannah geboren wurde. Relativ überstürzt fährt sie zu ihrer Mutter ins beschauliche Ildingen in Baden-Württemberg. Mit ihrer Mutter hatte sie bisher eher weniger Kontakt bzw. zuletzt nur noch sporadisch. Die Mutter, Ärztin, hatte in den fünfziger Jahren eigentlich alles, was sie sich je erträumt hatte: eine Stelle als Ärztin, einen wunderbaren Mann und schliesslich die Tochter. Dennoch ist eine gewisse Unzufriedenheit da…

    Von der Autorin hatte ich bislang noch kein Buch gelesen, die Geschichte klang für mich spannend, vor allem nach einer ersten Leseprobe. Es handelt sich hierbei um eine Familiengeschichte, die durchaus manches Geheimnis birgt.

    Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Er war gut, absolut nachvollziehbar, durchaus unterhaltsam, aber auch spannend. Ich hatte hier keinerlei Probleme, alles war gut verständlich. Für mich war es ein entspanntes und zügiges Lesen.

    Das Buch wechselt immer wieder zwischen den verschiedenen Jahren bzw. Jahrzehnten. So startet es im Jahr 1989, wechselt dann in die Fünfzigerjahre als Evelyn, Silvias Mutter, noch eine junge Frau war. Dieser Stil macht es unheimlich spannend und abwechslungsreich.

    Oftmals war für mich gerade bei den Beschreibungen der 50er Jahre ein Unverständnis für die damaligen Formen im Umgang innerhalb der Familie da. Es zeigt auf, wie die Meinung zu dieser Zeit eben war, dass man das Kind eben mal schreien lassen soll, bloss nicht zu sehr verwöhnen. Und allein anhand dieser Schilderungen merkt man auch, woher so manche Distanzen bei der Mutter-Tochter-Beziehung (Evelyn-Silvia) kommen können. Und warum es Silvia bei ihrer eigenen Tochter Hannah eben anders machen möchte. Definitiv eine starke Thematik, die aber nicht hauptsächlich das Buch beherrscht.

    Auch die weiteren Erzählungen bezüglich der verschiedenen Familienmitglieder waren spannend, allen voran die über Tante Betti, die Schwägerin von Evelyn.

    Mir hat dieses Buch wirklich gut gefallen, eine spannende und unterhaltsame, teilweise heftige und dramatische Familiengeschichte, die aber vor allem nicht wirklich vorhersehbar war. Durch den angenehmen Schreibstil war es so, dass ich das Buch relativ zügig lesen konnte.

    Von mir gibt’s hier 5 von 5 Sternen und eine absolute Empfehlung.

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  • 5 Sterne

    Simone F., 02.08.2023

    Als eBook bewertet

    In "Bei euch ist es immer so unheimlich still" erzählt Alena Schröder auf zwei Zeitebenen die Geschichte zweier Frauen: Da ist zum einen Evelyn, eine nach Kriegsende in ein schwäbisches Dorf zugezogene Frau, eine perfektionistische Ärztin, unzufriedene Mutter und nie richtig angekommen im Dorf. Wir erleben ihre Geschichte in den 1950er/60er Jahren. Zum anderen geht es um Sylvia, ihre Tochter, die im Sommer 1989 in Westberlin in der Hausbesetzerszene lebt, und die gerade selbst Mutter von Hannah geworden ist. Diese Mutterschaft und ihre Unzufriedenheit mit ihrer Situation in Berlin bewegen sie dazu, zu Evelyn und in den Ort ihrer Kindheit zu fahren, aus dem sie vor über 18 Jahren mit knapp 16 überstürzt geflohen war und zu dem sie alle Kontakte abgebrochen hatte.

    Ich konnte vom ersten Moment an richtig in die Geschichte abtauchen. Die Atmosphäre im Jahr 1989 kenne ich noch aus meiner eigenen Kindheit, und Alena Schröder hat die damalige Zeit wunderbar eingefangen. An vielen Stellen musste ich auch sehr schmunzeln, wenn mir Lieder, Gegenstände oder Werbung bekannt vorkam (Kassettenmitschnitte im Radio, Stu-Stu-Stu-Studio-Line-Werbung). Das Buch ist aber alles andere als eine nostalgische oberflächliche Erinnerung an vergangene Zeiten, sondern erzählt tiefgründig und einfühlsam Sylvias und Evelyns Geschichte. Je besser man beide Frauen im Buch kennenlernt, umso besser versteht man ihr Verhalten und ihre Charakterzüge, und viele Gedanken und Selbstzweifel kommen einem als Mutter selbst bekannt vor. Sylvias Heimatbesuch zwingt beide Frauen, sich schrittweise der Vergangenheit und lange Verdrängtem zu stellen. Hierbei nähern sie sich nicht nur langsam einander an, sondern sie lernen auch einiges über sich selbst, entwickeln sich weiter und finden die Kraft, Ballast abzuwerfen und ihrem Leben eine neue Wendung zu geben.

    Einziger Kritikpunkt: Das ein oder andere Schwabenklischee war mir als bayerische Schwäbin zu dick aufgetragen, da meinte ich doch die etwas herablassende Sicht einer Berlinerin zu erkennen.

    Ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen und bin wirklich begeistert vom Schreibstil und der Geschichte. Ich möchte nun auf jeden Fall auch das Buch "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlichen, blaues Kleid" lesen, das bereits 2021 erschien und die Geschichte von Sylvias Tochter Hannah und von Senta, Evelyns Mutter, erzählt.

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  • 5 Sterne

    Isabel R. (engi), 22.10.2023

    Als Buch bewertet

    Die eben erst Mutter gewordene Silvia entschliesst sich im Sommer 1989 zu einer Reise in den Süden, genauer gesagt in ihr ehemaliges Heimatdorf im Schwabenland. Der Enge des Dorfs hatte sie seinerzeit mit gerade mal 18 Jahren in Richtung Berlin verlassen und mit ihren Eltern gebrochen. Nun stellt sie fest, dass das Leben, das sie bis dahin geführt hat, sich mit ihrem eigenen Kind nicht mehr vereinbaren lässt. Enttäuscht, dass der Kindsvater so gar kein Interesse zeigt, sehnt sie sich jetzt nach Wärme und Verständnis von Evelyn, ihrer eigenen Mutter. Ihre Mutter jedoch hat selbst eine traumatische Vergangenheit hinter sich, denn auch in ihrem Leben entwickelte sich nichts so, wie sie es sich erträumte. Als studierte Medizinerin wird sie reduziert auf ein Leben als Hausfrau und Mutter in genannter schwäbischer Kleinstadt. Die engstirnigen fünfziger Jahre lassen grüssen. Nun müssen beide Frauen lernen, sich aufeinander einzulassen, auf einander zuzugehen und versuchen einander zu verstehen. Doch die Kunst der Kommunikation haben sie nie gelernt, so dass dieses Unterfangen zum Scheitern verurteilt zu sein scheint. Oder schaffen sie es doch?

    Wie schon in ihrem Vorgängerband „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ präsentiert uns die Autorin Alena Schröder eine sehr feinfühlige Geschichte, die mit ihrer Eindringlichkeit die Herzen ihrer Leser für sich gewinnt. Die Charaktere sind vielschichtig dargestellt, hier gibt es kein simples Schwarz oder Weiss, Gut oder Böse. Beide Frauen gestehen sich schliesslich ihre Stärken und Schwächen ein und ganz langsam scheint dadurch eine Annäherung möglich, was auch beim Leser das Verständnis für die Zwei wachsen lässt. Frau Schröder zeichnet ein realistisches Bild der jeweiligen Zeit und liess mich dadurch vollkommen eintauchen in diese Geschichte. Für mich verdient sie dafür auf jeden Fall mit fünf Sternen die volle Punktzahl, die ich schon für den Vorgängerband vergeben habe. Beide Bücher sind unabhängig von einander zu lesen, wenn man jedoch den ersten Band kennt, klären sich manche Fragen auf und die losen Puzzlesteinchen setzen sich zu einem runden Ganzen zusammen. Absolute Leseempfehlung!!

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  • 5 Sterne

    hundeliebhaberin, 31.10.2023

    Als Buch bewertet

    Es ist das Jahr 1989: Silvia Borowski ist 33 Jahre alt und hat vor wenigen Wochen ihre Tochter Hannah entbunden. Der Kindsvater möchte seit der Schwangerschaft keinen Kontakt mehr zu ihr und in der Hausbesetzer*innen-WG in Berlin Kreuzberg hält Silvia es nun mit ihrer Tochter ebenfalls nicht mehr aus. Also klaut sie kurzerhand den Polo ihres Mitbewohners und macht sich auf den Weg zurück in Richtung Heimat, in die Kleinstadt Ildingen. Dort war sie schon lange nicht mehr und ist sich unsicher, wie ihre Mutter Evelyn auf sie und Hannah reagieren wird.

    Alena Schröder erzählt "Bei euch ist es immer so unheimlich still" auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Einerseits die Gegenwart, in der Silvia zurück nach Ildingen kommt, und andererseits die Geschehnisse aus den 1950er Jahren, in denen sich ihre Mutter Evelyn Borowski als Ehefrau, Mutter und ehemalige Ärztin behaupten muss. Denn eigentlich hat Evelyn endlich alles, von dem sie geträumt hat: Sie hat einen wohlwollenden Ehemann, ein Eigenheim und nach vielen Versuchen ist endlich Tochter Silvia auf der Welt. Und dennoch ist Evelyn nicht glücklich. Sie vermisst ihren Arbeitsalltag als Ärztin und fühlt sich in der süddeutschen Kleinstadt eingeengt. Ihre Schwägerin und Freundin Betti ist ihr in dieser Zeit ein starker Halt. Sie ist unverheiratet, kümmert sich um ihre Eltern, rast mit ihrem roten Auto durch die Gegen dund sorgt mit ihrer vorlauten Art für Aufsehen.

    Der Roman erzählt von einer Familiengeschichte von der Nachkriegszeit bis hin zur Wende, in deren Fokus die Mutter-Tochter-Beziehung von Evelyn und Silvia sowie de Familiendynamik in all der Zeit stehen.
    In Ildingen erwartet Silvia nicht nur ein angespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter, sondern auch die Personen und Erinnerungen an damals, bevor sie nach Berlin aufgebrochen ist.
    Alena Schröder erzählt ruhig, nimmt sich Zeit für die Figurenausarbeitung, sodass ich zu allen Figuren einen Draht finden, sie verstehen und die Emotionen nachempfinden konnte.
    Mich hat es beeindruckt, welch grosse Rolle das jahrzehntelange Schweigen und der Umgang damit spielen.

    Ein schöner Familienroman, den ich gern gelesen habe!

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  • 5 Sterne

    lisbethsalander, 27.08.2023

    Als Buch bewertet

    Lebensgefühl in dieser Familiengeschichte perfekt rüber gebracht

    Da ich bereits ein grosser Fan des Vorgänger Romans "Junge Frau, am Fenster stehend, blaues Kleid" von Alena Schröder war, bedeutete die Lektüre des neuen Buches der Autorin quasi ein Muss für mich! Im Mittelpunkt der Geschichte steht Silvia, die als ganz junges Mädchen ihr in ihren Augen spiessiges Elternhaus verliess und mittlerweile in einer WG in Berlin lebt. Als sie relativ ungeplant schwanger wird, noch dazu von einem verheirateten Mann, der nicht bereit ist, die Vaterrolle zu übernehmen, fühlt sich Silvia plötzlich als alleinerziehende Mutter von Töchterchen Hannah einsam und fährt spontan ins ferne Städtchen ihrer ursprünglichen Heimat. Dort wird sie von Mutter Evelyn nicht sofort mit offenen Armen empfangen, die alten Konflikte stehen zwischen ihnen, und beide Frauen sind blockiert von ihren verschütteten Emotionen, unfähig, aufeinander zuzugehen. Alena Schröder hat diese Familiengeschichte sehr gekonnt in kapitelweise wechselnden Rückblicken zwischen der Jugend von Evelyn und der Gegenwart des Buches in den 80ern angelegt. Die Zeit der Teilung Deutschlands in Westberlin, die Transitstrecke mit dem Auto, die Passkontrollen, Hausbesetzungen, all das fällt in die Zeit meiner eigenen Jugend, und ich kann bestätigen, dass es extrem authentisch geschildert ist. Genau dasselbe gilt für die Charaktere, man meint, die Frauen direkt vor sich zu haben so gut sind sie skizziert, amüsiert hat mich zum Beispiel die Freundin aus Kindertagen, die heute Avonberaterin ist, jedes Detail, jeder kleine Nebendarsteller ist grandios dargestellt. Der Schreibstil der Autorin ist von Beginn an fesselnd, sofort war ich in der Handlung drin. Dass das gelungene Cover einen Wiedererkennungswert besitzt und man sich an das vorherige Buch von Alena Schröder erinnert fühlt, kommt als weiterer Pluspunkt hinzu. Grossartige Leseunterhaltung, für die ich auf jeden Fall die volle Punktzahl vergeben und eine absolute Empfehlung aussprechen möchte.

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  • 5 Sterne

    Marie aus E., 30.10.2023

    Als Buch bewertet

    Das Buch spielt im Wesentlichen in zwei Zeitebenen.
    Einmal in der Nachkriegszeit, den 50er Jahren. Evelyn war Ärztin und ist endlich Mutter und hat doch nun alles, was man sich als Frau nur wünschen kann.
    Ihren geliebten Beruf muss sie aber nun aufgeben und wie pures Glück liest sich ihr Leben wahrlich nicht.
    Das Buch transportiert schön den damaligen Zeitgeist und wie eindeutig Schubladen für Frauen damals funktionierten.
    Nicht nur für Evelyn, sondern auch für ihre kinderlose Schwägerin, die ebenfalls die Erwartungen an sie nicht erfüllen wollte.
    Ich fand es zwar beklemmend, das Eintauchen in die miefige Zeit, aber auch so absolut überzeugend beschrieben, dass ich allen Figuren nah war, obwohl sie doch so unterschiedlich waren.

    Die zweite Zeitebene ist noch nicht so lange zurück, 1989, und Evelyns Tochter wird nun selbst Mutter und verlässt das wilde Berlin, um ihre Mutter zu besuchen.
    Mit Silvia wurde ich nicht ganz so warm, auch sie hat ihr Päckchen zu tragen und die Distanz zwischen Mutter und Tochter, die mittels Hannah, der dritten Generation langsam abgebaut wird, war beklemmend greifbar.

    Das Buch ist so stark im Eingehen auf die unterschiedlichen Aspekte der Mutterschaft.

    Die Zeitreise von der Nachkriegszeit bis zur Wende war spannend und unterhaltsam zugleich, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe erst gegen Ende kapiert, dass es sich hierbei um eine Fortsetzung des Buches "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" handelt.
    Jetzt muss ich die beiden Bücher noch einmal lesen, ohne Abstand, gleich direkt hintereinander.
    Das mache ich so gut wie nie, schliesslich warten so viele neue Bücher auf mich.
    Hier aber schon - denn das sind zwei besondere Bücher, die man zwar gut auch solo lesen kann, die aber zusammen noch mal etwas ganz Besonderes sind.

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  • 5 Sterne

    pw, 01.08.2023

    Als Buch bewertet

    Zunächst unspektakulär, dann äusserst spannend

    Was bin ich traurig, dass ich dieses Buch schon zu Ende gelesen habe!

    Es ist eine zunächst unspektakulär erscheinende Geschichte. Silvia reist 1989, ein paar Monate vor dem Mauerfall, mit ihrer vor ein paar Wochen geborenen Tochter Hannah zu ihrer Mutter und damit zurück in ihre Vergangenheit.

    Wir begleiten sie über die Transitstrecke von Westberlin bis in die Stuttgarter Region und gleich wird klar, hier besteht eine Kluft zwischen Mutter und Tochter. Hier muss Vergangenheit aufgearbeitet werden.

    Und genau so ist es. Der Roman wechselt zwischen zwei Zeitebenen, 1989 und der Spanne von 1950 bis 1971. Die Vergangenheitsbewältigung und –überwindung ist dabei äusserst spannend dargestellt.

    Die Erzählweise der Autorin hat mich direkt in die jeweiligen Zeiten eingesaugt. Auch in die Figuren konnte ich mich sehr gut hineinversetzen, und zwar nicht nur in die Protagonistinnen, sondern auch in jene Charaktere, die mir zunächst unsympathisch erschienen.

    Ich empfinde überhaupt, wie die Autorin den Figuren Leben eingehaucht hat, als besonders gelungen. Alle werden sehr differenziert betrachtet. Sogar Unsympathen erhalten wenigstens einen Abschnitt aus ihrer eigenen Perspektive. So werden wirklich alle nachvollziehbar, auch wenn man als Leser nicht mit allem einverstanden ist, wie sie sich verhalten.

    Kleine Details aus den jeweiligen Zeiten, wie Walkman, Musikkassetten, „Stu, stu, stu – Studio-Line…“, Klosterfrau Melissengeist, Dr Oetker „gelingt immer“ usw., lassen jene Zeiten beim Lesen neu aufleben.

    Das Ende finde ich ebenfalls äusserst gelungen, denn hier schliesst sich der Kreis.

    Fazit: Leseempfehlung für jeden, der sehr lebendige Literatur mit vielseitigen Charakteren und einem Touch von Nostalgie mag.

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  • 5 Sterne

    E., 02.09.2023

    Als Buch bewertet

    In dem Buch geht es um Silvia, die 1989 Hals über Kopf mit ihrer dreimonatigen Tochter Hannah von Westberlin zu ihrer Mutter Evelyn nach Ildingen bei Stuttgart fährt. Ihre Mutter hat sie zu diesem Zeitpunkt sehr lange nicht gesehen und das Verhältnis der beiden zueinander ist kühl und distanziert. Mit den Wochen der Zweisamkeit kommen sich die beiden aber langsam näher.
    Auf zwei Zeitebenen wird abwechselnd die Geschichte 1989 erzählt und gleichzeitig die Vergangenheit, Evelyns Hochzeit mit Silvias Vater Karl, ihre Ausbildung zur Ärztin, Silvias Geburt und Kindheit. Nach und nach erfährt die Leserin auch, wie es zum Verhältnis der beiden Frauen kam und es werden weitere Familiengeheimnisse aufgedeckt.
    Insgesamt habe ich das Buch zügig und sehr gerne gelesen. Der Stil ist gefällig, die Sprache leicht und sehr angenehm anspruchsvoll zu lesen. Auch wenn ich den Aufbau mit den beiden gegenübergestellten Zeitebenen nicht als neu und eher etwas standardmässig empfand, war ich doch neugierig auf die Erzählstränge, die sich nach und nach aufklärten. Die Dialoge unter den Figuren wie auch die Figuren selbst waren authentisch und nie gestelzt. Besonders liebevoll waren Randfiguren gezeichnet, die oft nicht so sehr ins Bild der Zeit passten, wie die alleinstehende Tante Betti mit ihrem roten Flitzer, dem homosexuellen Schraubernachbar Roland oder der nach vorne hin perfekten, aber im Inneren sehr verletzlichen Freundin Monika. Alle diese Personen schliesst man irgendwie ins Herz. Insgesamt glaube ich sowieso, dass dies ein echtes Herzbuch ist, ich fand es sehr ermutigend zu lesen, stellenweise lustig und insgesamt eine sehr schöne Lektüre.

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  • 5 Sterne

    Ursula U., 01.09.2023

    Als Buch bewertet

    Als alleinerziehende Mutter in einer chaotischen Berlin Wohngemeinschaft fühlt sich die 33-jährige Silvia Borowski nicht mehr wohl. Sie packt ihr Baby Hannah in das entwendete Auto ihres Mitbewohners und fährt, nach vielen Jahren Abwesenheit, zu ihrer Mutter Evelyn in die schwäbische Kleinstadt Ildingen. Wir erleben die Fahrt im Sommer 1989 über die Transitstrecke mit all ihren Schwierigkeiten. Zuhause findet sie eine verwahrloste Mutter und Wohnung vor. Ausgerechnet ihre Mutter, die immer Wert auf ihr Äusseres und darauf, was die Leute sagen, gelegt hat. Sie selbst hatte nie ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter, kann es nun durch die kleine Enkelin besser werden?
    Neben der Handlung aus dem Jahr 1989 gibt es immer wieder Rückblenden in die 1950er Jahre, als Evelyn mit ihrem abgeschlossenen Medizinstudium in Ildingen Fuss fassen wollte. Karl, ihr Mann war ebenfalls Arzt und selbstverständlich wurde er immer bevorzugt. Als Silvia zur Welt kam war ein weiteres arbeiten im Krankenhaus für Evelyn unmöglich und obwohl sie ihre Tochter liebte, war sie ihr auch eine Last.
    Der Arzthaushalt war immer von Ruhe geprägt, erfolgreich zu sein wurde auch von der lernschwachen Silvia erwartet, die den Tag lieber träumend verbrachte oder bei der Nachbarsfamilie, die arm und kinderreich war, bei denen jedoch immer ein Platz für sie war. Nun, 1989, wird es endlich Zeit für eine Aussprache.
    Die Handlung ist lebhaft und spannend, die Personen so gut beschrieben, dass man sich in jede hineinversetzen kann, es gibt kein schwarz-weiss, alles hat zwei Seiten. Es werden Ereignisse erzählt, die man selbst so oder ähnlich auch hätte erleben können.

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  • 5 Sterne

    Island, 13.08.2023

    Als Buch bewertet

    Die 33-jährige Silvia Borowski fährt 1989 mit einem schrottreifen Polo, den sie ihrem WG-Mitbewohner entwendet hat und ihrem Baby Hannah, das bei einer Affäre mit einem verheirateten Mann entstand, von West-Berlin in die süddeutsche Kleinstadt, in der sie aufgewachsen ist. Dort war sie schon lange nicht mehr, ihr Vater ist schon seit einiger Zeit verstorben und das Verhältnis zu ihrer Mutter war bereits in ihrer Kindheit nicht besonders gut. Auch ansonsten verbindet Silvia nicht viel mit ihrem Heimatort, aber dennoch hat sie nach der Geburt ihrer Tochter das Bedürfnis, in ihr Elternhaus zurückzukehren.

    Der Roman handelt dann auf verschiedenen Zeitebenen, in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als Silvias Eltern sich kennenlernten und Silvias Kindheit und Jugend in den 60er und 70er Jahren, in denen es noch unüblich war, dass Mütter arbeiteten, sowie 1989 als Silvia selbst frisch Mutter ist, sich dabei aber nicht an die weiter geltenden Konventionen gehalten hat.

    Ich konnte mich sehr gut in Silvia hineinversetzen, wie sie hin und hergerissen ist, zwischen der Abneigung gegen das, was sie einmal bewusst zurückgelassen hat und der, auf irgendeine Weise doch vorhandenen, Bindung zu ihrer Mutter. Im weiteren Verlauf der Handlung wird dann auch immer deutlicher, warum alles so ist, wie es ist und, dass auch ihre Mutter nie etwas Schlechtes im Sinn hatte. Die Charaktere wurden von der Autorin überzeugend ausgestaltet und es ist ihr ebenfalls sehr gut gelungen, die Atmosphäre in der süddeutschen Kleinstadt einzufangen. Der Schreibstil war zudem gut lesbar.

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  • 5 Sterne

    CanYouSeeMe, 01.08.2023

    Als eBook bewertet

    In diesem Buch erzählt Autorin Alena Schröder die Geschichte von Evelyn und Silvia Borowski, die bereits aus dem ersten Roman der Autorin ("Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid") bekannt sein könnten. Ich selbst habe den ersten Roman der Autorin nicht vorher gelesen und hatte keinerlei Schwierigkeiten, da die Handlungen ineinander abgeschlossen sind und nicht aufeinander aufbauen.
    Mir hat das Setting dieses Buches sehr gut gefallen: eine süddeutsche Kleinstadt, die so lebensnah und gleichzeitig bedrückend und eng geschildert wurde, dass ich mich sehr gut in die Szenerie hineinversetzen konnte. Insgesamt hat mich der Schreibstil der Autorin ab der ersten Seite in den Bann ziehen und begeistern können.
    Die Geschichte wird aus den Perspektiven der beiden Frauen erzählt und springt auch in den Zeitebenen - zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Das bringt eine angenehme Dynamik in das Buch und lässt mich als Leserin zugleich Hintergründe, wie aktuelle Geschehnisse wissen. Ich habe den Verlauf der Handlung gebannt befolgt, für mich haben sich in dem Buch keine Längen ergeben. Die Protagonistinnen waren zum Teil nicht sehr facettenreich charakterisiert, jede für sich ist jedoch authentisch und lebensnah beschrieben, so dass ich stets das Gefühl habe mich einer reellen Person gegenüber zu sehen.
    Insgesamt konnte mich "Bei euch ist es immer so unheimlich still" vor allem durch die erzeugte Atmosphäre und stimmige Charaktere begeistern. Nun werde ich auf jeden Fall auch das vorangehende Buch lesen!

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  • 5 Sterne

    Katharina G., 10.09.2023

    Als Buch bewertet

    Dieser Roman erzählt eine Geschichte über Vergangenheitsbewältigung, Familiäre Verstrickungen und Vergebung.

    Alena Schröder erzählt mit viel Fingerspitzengefühl eine interessante Familiengeschichte. Drei Generationen von Frauen unter einem Dach, die versuchen so gut es geht zusammenzuleben.

    Glaubenssätze und verschiedene Wahrheiten die kollidieren und verdrängte Verletzungen die wieder zutage treten. Lügen die man sich selbst so lange erzählt bis man sie für Wahrheiten hält weil es so einfacher zu sein scheint. So lange bis das nicht mehr möglich ist und die Fassade immer mehr zu bröckeln beginnt und droht einzustürzen.

    Das alles versteckt sich zwischen den Buchdeckeln mit dem so idyllischen Cover das wunderschön, aber in meinen Augen auch etwas irreführend ist.

    Man würde einen ruhigen Roman erwarten, eine leichte Geschichte. Stattdessen erhält man Familiengeheimnisse, Generationenkonflikte, verdrängte Vergangenheit und tiefe Wunden die nie vollständig heilen konnten oder wieder aufgerissen werden.

    Ich persönlich denke das ziemlich jede Familie unverarbeitete Traumata von Generation zu Generation weiterträgt, das es immer wieder zu schwierigen Situationen kommt und das es oftmals lange Zeit als einfacher angesehen wird darüber zu schweigen.

    So lange bis eine Genertion beginnt Fragen zu stellen und sich mit der eigenen Familiengeschichte zu beschäftigen um Traumata aufzubrechen.

    Für mich ein toller Roman mit Tiefgang und sehr vielschichtigen, authentischen Charakteren.

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  • 5 Sterne

    Gisela E., 01.11.2023

    Als Buch bewertet

    Mütter und Töchter

    Die 33jährige Silvia fährt mit ihrer wenige Wochen alten Tochter aus Westberlin in ihren Heimatort, sie will bei ihrer Mutter unterschlüpfen. Der Vater des Kindes will von ihnen beiden nichts wissen, sie hat erstmal die Nase voll von Berlin und von den Mitbewohnern der Kreuzberger Hausbesetzer-WG. Doch wie wird ihre Mutter auf sie reagieren, wie die gesamte Kleinstadt, der sie vor einigen Jahren sehr überstürzt den Rücken gekehrt hat?

    Es gibt einiges Ungeklärtes, das die junge Frau in ihrem Heimatort erwartet. Es war immer so still gewesen bei ihr zu Hause, die Beziehung zwischen ihr und ihrer Mutter war immer belastet gewesen. Das Zusammentreffen der beiden ist nicht einfach. Doch diesmal ist Hannah dabei, Silvias kleine Tochter. Und die Anwesenheit der Kleinen bringt Veränderungen. Wohin diese wohl führen werden? Das fragt man sich bei der Lektüre immer wieder, und man liest erstaunt, welche Veränderungen dabei entstehen. In zwei Zeitschienen wickelt sich das Zusammenleben der beiden Frauen ab, und nach und nach erklärt sich dem Leser so einige der Geheimnisse, die die Geschichten von Silvia und ihrer Mutter umwehen. Die Erzählung ist bestens in die jeweiligen historischen Gegebenheiten eingebunden, sei es die Nachkriegszeit oder den Fall der Berliner Mauer.

    Diese Geschichte entwickelt einen eigenen Sog, in den der Leser hineingezogen wird. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.

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  • 5 Sterne

    Ursula P., 14.08.2023

    Als Buch bewertet

    Der Roman spielt auf zwei Zeit-und Handlungsebenenebenen: Evelyn als junge Ehefrau und Ärztin in den 50er Jahren, die als ehemaliges Flüchtlingskind in eine gutsituierte Familie in einer Kleinstadt in Süddeutschland einheiratet und für ihre Arbeit brennt, die Erwartungen der Familie und sich selbst an eine gute Mutter jedoch nicht erfüllen kann. Dann befinden wir uns in Ostberlin zu Zeiten der Wende und erleben Evelyns alleinstehende Tochter Silvia, die mit ihrem Baby Hannah in die Heimat zurückkehrt und sich der schwierigen Situation zwischen Mutter und Tochter stellen möchte.
    Der Spagat zwischen den Zeiten, der Mutter-Tochter-Konflikt, ein Wechsel der leisen, lauten sowie ungesagten Töne sowie die Darstellung so mancher Päckchen, die hier auch einige interessante Nebenfiguren zu tragen haben, ist der Autorin hier für mich ausgezeichnet gelungen. Eine einfühlsame, leichtgängige Sprache liess mich schnell und interessiert durch die Zeilen fliegen. Zwar habe ich weder für Mutter noch für Tochter eine enge Sympathie entwickeln können, was wohl auch gar nicht Botschaft dieses Romans sein sollte. Die Gefühlswelt der Charaktere als auch eine teilweise Sprachlosigkeit, wo man doch ansonsten Nähe und Vertrauen erwarten sollte, sind für mich hier hervorragend ausgearbeitet und haben mich das Buch sehr gerne und beeindruckt lesen lassen. Den Vorgänggerroman, der zeitlich nach diesem liegt und in dem es wohl um die Enkelin Hannah geht, werde ich mir gerne noch besorgen.

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  • 5 Sterne

    Judith S., 26.08.2023

    Als Buch bewertet

    Eine glaubhafte Familiengeschichte
    Ich hatte mir dieses Buch ausgewählt, weil ich bereits "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" gelesen hatte und mir der Schreibstil von Alena Schröder sehr gut gefiel.
    Nun also schreibt sie einen Roman mit gänzlich anderen Vorzeichen: Erzählt wird eine glaubhafte, beinahe doch unglaubliche Familiengeschichte, sehr empathisch und mitreissend. Der Leser hat beinahe das Gefühl, selbst im Uraltauto der Protagonistin Silvia zu sitzen, bloss weg aus Berlin, bloss weg von der WG, bloss weg von den Männern. Und das mit der Aussicht, ihr Baby der ahnungslosen Grossmutter zu präsentieren und möglichst für sich und das Kind einen Unterschlupf zu finden. Dass da zuerst im provinziellen Heimatort nicht gerade die Empfangsfanfaren geblasen werden, kann man sich gut vorstellen. Die plötzliche Grossmutter Evelyn hat auch ihr Päckchen zu tragen und es dauert eine Weile, bis sich Mutter und Tochter einander annähern. Dass das süsse Baby Hannah daran auch seinen Anteil hat, kann der Leser live miterleben.
    Natürlich geht auch dieser Roman in der Handlung rückwärts und vorwärts, in Berlin fällt die Mauer und es ereignen sich einige unerwartete Dinge, die Silvia an ihrer Entscheidung, zur Mutter zu ziehen doch manchmal zweifeln lassen.
    Mir hat dieses Buch ausnehmend gut gefallen und es hat mich gut unterhalten. Das Cover ist wunderschön und verleitet sofort zum Kaufen. Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    BK, 10.08.2023

    Als Buch bewertet

    Wieder grossartig
    Ich habe schon das erste Buch von Alena Schröder „Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ sehr gerne gelesen und freue mich umso mehr das Personal in diesem Buch wieder zu treffen. Hatte ich doch den Eindruck, dass die Geschichte nach einem Buch noch nicht zu Ende erzählt war.

    Betrachteten wir im Vorgängerbuch mit der erwachsenen Hannah als Protagonistin die Geschichte von Evelyn mit Fokus auf die Zeit des Nationalsozialismus und die Beziehung zu ihrer Mutter, lenken wir in diesem Buch den Blick auf Silvia in der Zeit der Wiedervereinigung und die Schwierigkeiten in deren Mutter-Tochter-Beziehung. Die Jüngere ist selbst gerade Mutter ihrer Tochter Hannah geworden, der frisch gebackene Vater will nichts von seinem Kind wissen. Da empfindet sie den Wunsch nach knapp zwanzigen Jahren wieder in ihre Heimat Ildingen in Baden-Württemberg zurück zu kehren. Überstürzt bricht sie mit dem Auto ihres Mitbewohners in West-Berlin auf um dort einiges ans Licht zu holen.

    Im grossen und ganzen entblättert sich über die gut 300 Seiten ein Familienroman mit etlichen unausgesprochenen Wahrheiten. Der zeitgeschichtliche Rahmen spielt eine kleine Rolle.
    Auch wenn dieser Titel für sich eigenständig lesbar ist, empfehle ich dieses Werk der jungen Autorin im selben Umfang wie das Vorangegangene.

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  • 5 Sterne

    Silvia S., 19.09.2023

    Als Buch bewertet

    Mütter und Töchter!

    Silvia lebt in Berlin in einer heruntergekommenen WG. Als sie ein Kind bekommt und der Vater nichts von seiner Tochter wissen will, erinnert sie sich an ihre Mutter, die sie seit vielen Jahren nicht gesehen hat und fährt kurzentschlossen zu ihr und hofft auf eine Versöhnung.

    Am Anfang war mir Silvia nicht sehr sympathisch. Sie lebt etwas ausserhalb der Gesellschaft und eckt überall an, ist vor langer Zeit aus ihrem Elternhaus geflohen und hat den Kontakt abgebrochen. Aber nach und nach lerne ich sie kennen und erfahre von ihren Erlebnissen in der Kindheit und Jugend und kann sie etwas besser verstehen. Auch die Mutter ist kein Sympathieträger, sie wirkt sehr kalt und distanziert. Auch sie versteht man besser, je mehr man sie und ihre Vergangenheit kennenlernt.

    Alena Schröder hat eine sehr klare, flüssig zu lesende Sprache. Sie erzählt und schildert genau bis ins Detail, so dass die Szenen lebendig werden. Dabei streut die Autorin gezielt hier einen Namen ein und dort eine Begebenheit. Und langsam enthüllt sie die Schicksale von Silvia und Evelyn.

    Das ist ein Roman, der unterhält, betroffen macht, traurig, aber auch Hoffnung gibt.

    Fazit: ein tolles Buch, wie schon das erste der Autorin, mit der ganzen Bandbreite an Gefühlen.

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  • 5 Sterne

    Julia F., 30.08.2023

    Als Buch bewertet

    Alena Schröders Debüt-Roman “Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid” war im letzten Jahr mein absolutes Lieblingsbuch. Wievielen Menschen ich das Buch schon empfohlen habe, kann ich gar nicht mehr zählen. Als dann die Ankündigung zu “Bei euch ist es immer so unheimlich still” kam, war klar: Das ist die Neuerscheinung, auf die ich mich in diesem Jahr am meisten freue!

    Ich gebe aber zu: ein kleines bisschen Angst hatte ich davor, dieses Buch zu lesen, zu oft schon war ich von einem Buch begeistert und der Nachfolger konnte an diese Begeisterung nicht anknüpfen. Hier war die Sorge allerdings unbegründet, Alena Schröder hat mich wieder komplett abgeholt, ich habe es doll geliebt - auch wenn das Buch nicht gaaaaaanz an “Junge Frau…” hereingereicht hat. Das lag aber auch dran, dass “Junge Frau…” von der Handlung her einen stärkeren Spannungsbogen besitzt, wie “Bei euch…”. Was Alena Schröder aber einfach so gut kann, wie kaum jemand anderes: Zum einen liebenswerte, interessante und multidimensionale Charaktere schreiben und zum anderen mehrere Handlungs- und Zeitstränge miteinander verknüpfen. Hoffe auf ganz schnellen Alena-Schröder-Nachschub, werde auf jeden Fall alles lesen, was sie veröffentlicht und wenn es nur ihr Einkaufszettel ist #ultra

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  • 4 Sterne

    Lena, 02.08.2023

    aktualisiert am 02.08.2023

    Als Buch bewertet

    Wenige Monate vor dem Fall der Mauer kehrt Silvia Borowski aus Berlin in ihre schwäbische Heimatstadt Ildingen zurück. Mit im gestohlenen Polo ihres Mitbewohners hat sie ihre wenige Wochen alte Tochter Hannah, von der ihre Mutter bisher nichts weiss. Evelyn nimmt die beiden stoisch bei sich auf ohne viele Fragen zu stellen.
    Evelyn ist eine "Neigschmeckte" und hat sich in ihrer neuen Heimat Ildingen nie wohlgefühlt. Auch als sie den einheimischen Karl in den 1950er-Jahren heiratete, änderte das wenig an ihrem Gefühl der Ausgeschlossenheit. Ihr Unzufriedenheit verstärkt sich, als sie nach der Geburt ihrer Tochter Silvia ihren Beruf als Ärztin aufgeben muss und nur noch "Frau Doktor" ist, weil ihr Mann Chirurg ist. Zu ihrer Tochter findet sie keine richtige Nähe und fühlt sich unter den scharfen Augen der Kleinstadt als schlechte Mutter, wenn Silvia nicht den Erwartungen entspricht.

    "Bei euch ist es immer so unheimlich still" erzählt die Geschichte von Evelyn in den 1950er-Jahren bis in die 1970er-Jahre, als sie ihren Beruf aufgibt und eine Familie gründet und von ihrer Tochter Silvia, die 1989 nach langen Jahren der Abwesenheit in ihre Heimat zurückkehrt, wo eine Aussprache mit ihrer Mutter überfällig ist. Der Roman schliesst damit die Lücken des Bestsellers „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“, in der die Enkelin Hannah ihre Familiengeschichte erforscht, kann jedoch auch alleinstehend und ohne Vorwissen des Vorgängers gelesen werden.

    Evelyn und Silvia sind gegensätzliche Charaktere. Während Silvia die rebellische Ausbrecherin ist, die in Berlin in einer WG in einem besetzten Haus ein neues Leben angefangen hat und alle Brücken in die Heimat abgebrochen hatte, ist Evelyn diejenige, die stets den schönen Schein einer Vorzeigefamilie bewahren wollte, aber darüber nie glücklich geworden ist.

    Im Wechsel zwischen den Zeitebenen erfährt man mehr über das Mutter-Tochter-Verhältnis und warum es Silvia so schwer gefallen ist, nach Hause zu kommen. Die Vergangenheit in den 1950er- und 1960er-Jahren beleuchtet dabei Evelyns Rolle als Hausfrau und Mutter und Silvias Kindheit in der Kleinstadt, in der sich auch sie nie wirklich zu Hause fühlte.
    Evelyns persönliches Unglück und ihre Ansprüche an sich selbst und andere sind mit ursächlich für das angespannte Verhältnis zu ihrer Tochter, was letztlich auch zum Bruch der Beziehung zwischen ihnen führte. Silvia fühlte sich von ihrer Mutter nie wirklich geliebt und litt darunter, ihren Erwartungen nicht zu genügen. Nur langsam nähern sich die beiden Frauen nach Jahren der Trennung einander an.

    Die Geschichte ist nicht nur durch den Wechsel der Erzählebenen abwechslungsreich erzählt. Sie fängt zudem durch liebevolle alltägliche Details über Musik, Fernsehen oder Kleidung den Zeitgeist der geschilderten Jahre ein und macht sie durch den nicht aufdringlichen Dialekt, der in Dialogen in der fiktiven schwäbischen Kleinstadt durchsticht, lebensecht und lebendig.

    "Bei euch ist es immer so unheimlich still" ist ein Zitat einer Nachbarin in dem Buch, die sich sorgt, dass bei den Borowskis gar kein Babygeschrei zu hören ist, als Silvia neu geboren ist. Der Titel passt perfekt zum Inhalt des Romans, steht er doch für die Unfähigkeit, Worte zu finden, die Angst, Dinge beim Namen zu nennen und das jahrelange Schweigen zwischen Mutter und Tochter.

    Wie schon „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ ist auch "Bei euch ist es immer so unheimlich still" ein kraftvoller Familienroman über Generationen von Frauen, dem Muttersein und der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, um Verborgenes zu lüften und Konflikte zu klären. Auch wenn ich den Vorgängerroman als bedeutungsschwangerer und gehaltvoller empfunden habe, konnte mich auch der Nachfolger gut unterhalten.

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