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  • 4 Sterne

    21 von 29 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    claudi-1963, 26.10.2021

    Als Buch bewertet

    "Seine nächste Idee war, Karin anzurufen und zu fragen, wie man Kaffee kocht. Als Frau musste sie sowas wissen." (Buchauszug)
    Rentner Walter Schmidt ist ein Mann der Traditionen und alter Schule. Was den Haushalt und die Küche anbelangt, hat er sich noch nie die Hände schmutzig gemacht. Nicht einmal Kaffee kochen kann er, den dies hat bisher alles immer Ehefrau Barbara gemacht. Um so erstaunter ist er, als er eines Morgens nicht mit Kaffeeduft geweckt wird. Barbara findet er stattdessen auf dem Boden des Badezimmers wieder. Leicht verletzt weigert sie sich, vehement zum Arzt zu gehen. Stattdessen liegt sie fast nur noch im Bett und schläft. Zwar ist die Gefriertruhe voll, doch Schmidt weiss nicht mal mit dem, was anzufangen. Erst mithilfe des Fernsehkochs Medinski, dem Internet und Freunden, beginnt in Walter eine Umkehr.

    Meine Meinung:
    Das Lied "Mein Gott Walter" oder das Ekel Alfred aus "Ein Herz und eine Seele" kommt mir bei Schmidts Art sofort in den Sinn. Er ist ein Mann, der wirklich hilflos ist ohne seine Frau. Man merkt sofort, dass Barbara ihren Mann ein Leben lang verwöhnt und bemuttert hat. Kein Wunder also, das er nichts zustande bringt, als Barbara nun krank im Bett liegt. Wie sehr es um Barbara steht, das erfährt man nur so nebenbei, das Hauptaugenmerk gehört hier eigentlich wirklich nur Walter oder Herrn Schmidt, wie er in der Geschichte genannt wird. Der humorvolle, zynische Schreibstil der Autorin bringt einem Walters Charaktere und Eigenart wahrlich zum Schmunzeln. Als ehemaliger Flüchtling ist er mit den Eltern nach Deutschland gekommen und hat dann trotzdem Abraten der Mutter, die Russin Barbara geheiratet. Die jedoch scheint, wie es früher normal war, mit dem Haushalt und den Kindern voll aufzugehen. Kein Wunder also, das Walter nach all den Jahren keine Ahnung hat, wie man einen Kaffee aufbrüht, geschweige eine Maschine bedient. Umso mehr erstaunt es mich, wie Walter sich im Laufe des Buches entwickelt. Den eines muss man ihm lassen, ehrgeizig ist der Mann. Was er möchte, packt er an und schafft es dann irgendwann auch. Allerdings wird alles von ihm akribisch notiert und aufgeschrieben und wehe, er bekommt von seinen Freunden und Helfern keine genauen Angaben. Allerdings hat mich Walters grimmige, boshaft Art seinen Mitmenschen und Kindern gegenüber schon ein wenig verärgert. Da wundert es mich schon, dass die meisten ihm recht freundlich begegnen. Vielleicht liegt es daran, weil viele Barbara kennen und mehr über ihren Zustand wissen? Ich frage mich nur, wie er so in der früheren Berufswelt zurechtkam. Sonderbar finde ich ausserdem Barbaras Zustand, in den uns die Autorin eigentlich nie richtig einweiht. Die zusätzliche Überraschung am Schluss hätte ich jetzt nicht gebraucht und das offene Ende hat mich dann doch etwas enttäuscht. Trotzdem bekommt das Buch von mir 4 von 5 Sternen, da es mich gut unterhalten hat.

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  • 5 Sterne

    5 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Claudia S., 15.12.2021

    Als Buch bewertet

    Mehr als ein halbes Jahrhundert nichts dazugelernt

    Walter Schmidt ist ein ganz besonderes Kaliber. An seiner Seite immer Barbara. Aber die steht eines Tages nicht mehr auf. Für Walter Schmidt eine völlig undenkbare Situation, die er nicht so leicht meistern kann. Aber er kämpft sich durch …

    Ist dies ein schönes Buch? Nein. Ist dies ein gutes Buch? Ja! Ist dies ein wichtiges Buch? Ich finde schon!

    Allerdings finde ich den Werbetext nur bedingt stimmig. „Urkomisch“ ist es meiner Meinung nach nicht. Ja, es hat Stellen, bei denen man schmunzeln kann. Aber ab dem Moment, in dem einem klar wird, was wirklich läuft und was gelaufen ist, finde ich gar nichts mehr komisch. Das macht das Buch aber nicht schlecht, im Gegenteil. Gerade diese nicht schönen und nicht witzigen Dinge sind es, die viel zu selten angesprochen werden und hier endlich mal genannt und gezeigt werden.

    Im Grunde ist Walter Schmidt nämlich ein noch weniger netter Mann, als es schon auf den ersten Seiten zu erkennen ist. Er ist ein böser Mann in meinen Augen, ein schrecklicher Mann. Warum ihm alle alles durchgehen lassen, warum man ihm sogar hilft und beisteht, obwohl alle – ausser dem Leser – Bescheid wissen, erschliesst sich mir nicht so ganz. Wenigstens ein, zwei Figuren hätten mal auf den Tisch hauen müssen, Tacheles reden, den alten Mann zurechtweissen, ihm ins Gesicht knallen, was für ein Scheusal er ist.

    Am Ende bleibe ich traurig zurück. Traurig aus vielen Gründen. Auch über mich selbst, weil ich nicht so grossherzig sein kann, wie die Figuren im Buch. Weil mir Barbara unendlich leid tut. Weil sich dieses Leidtun nicht auf die aktuelle Situation, sondern ihr ganzes Leben bezieht.

    Ganz klar – das Buch muss man verkraften und verdauen. Es geht unter die Haut. Alles, was nicht schön ist, kommt hier auf den Tisch. Dinge, die in unserer Zeit längst gar nicht mehr existieren sollten. Einstellungen, die enorm vorgestern sind. Und all das zusammen beutelt, packt, bewegt. Nein, man mag dieses Buch nicht. Aber es ist genial. Fünf Sterne.

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  • 5 Sterne

    10 von 15 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Barbara T., 29.09.2021

    Als eBook bewertet

    Wenn die Ehefrau krank wird

    Jeden Morgen wurde Herr Schmidt vom herrlichen Kaffeeduft geweckt, den seine Frau Barbara für ihn kocht. An diesem Morgen aber fehlt der Kaffeeduft in der Wohnung. Irritiert entdeckt der Rentner seine Ehefrau Barbara im Badezimmer auf dem Fussboden liegen. Die Frau blutet an der Stirn, ist sehr schwach auf den Beinen und muss zurück ins Bett. Ab sofort ist Walter auf sich selbst gestellt, denn Barbara ist offensichtlich sehr krank.

    Der Hauptprotagonist dieses kurzweiligen Romans ist unbestritten der Rentner Walter Schmidt, von der Autorin stets Herr Schmidt genannt. Als Mann der alten Schule in der Buchbeschreibung dargestellt, ist er für mich alles andere als das. Er ist unsensibel, unhöflich, stur und irgendwie weltfremd geblieben. Er ruft nicht mal den Arzt, der Barbara untersuchen sollte. Es nur gut, dass diese Eheleute, das vor 52 Jahren geheiratet haben, erwachsene Kinder haben.

    Nicht nur vom Kaffeekochen hat der altmodische Walter keine Ahnung. Er weiss nicht mal, wie man die eingefrorenen Produkte auftauen und aufwärmen kann. Erst nach dem seine tüchtige Frau Barbara das Bett hüten muss, lernt er langsam sie als Hausfrau und patente Frau zu schätzen. Die neue Situation stellt ihn auf harte Probe und er muss sich als Ehemann, Vater und Hausmann beweisen.

    Auch die übrigen Protagonisten des Romans sind lebendig dargestellt. Hier beweist die Autorin ihre hervorragende Beobachtungsgabe. Sie schreibt fesselnd, liefert tolle Dialoge, die mal schmunzeln lassen, dann wieder die Tränen der Rührung in die Augen drücken.
    „Barbara stirbt nicht“ ist ein flüssig geschriebener und scheinbar leicht zu lesender Roman. Das täuscht aber, denn der Roman ist keine leichte Kost. Alle seine Figuren, aber vor allem die Hauptakteure der dramatischen Handlung, zeichnen mit ihren Verhalten und mit ihrer Denkweise grossartige Bilder unserer so unterschiedlichen Gesellschaft. Viele aktuelle Probleme kommen in dem Buch zu Sprache und lassen mich, als Leserin, nachdenklich zurück.

    Fazit: eine klare Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    4 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lesezauber_Zeilenreise, 13.09.2021

    Als Buch bewertet

    Tiefschwarz, brüllend komisch, berührend - die Geschichte einer Ehe

    Walter Schmidt wacht eines Morgens auf und wundert sich über den fehlenden Duft frisch aufgebrühten Kaffees. Verwirrt steht er auf und findet seine Ehefrau Barbara im Bad liegend vor. Er hilft ihr zurück ins Bett, immer in dem Glauben, sie müsse sich nur ein bisschen ausruhen, dann wird sie wieder gesund. Doch Barbara steht nicht mehr auf. Das bedeutet: Herr Schmidt ist ab sofort für den Haushalt verantwortlich. Da er bisher noch nie auch nur einen kleinen Finger gerührt hat (schliesslich war Barbara immer die Hausfrau und Mutter), wird er vor diverse Probleme gestellt wie z.B. wie kocht man Kaffee? Was bekommt der Hund zu fressen? Was und wie koch ich für uns? Genervt und grantig versucht er sein Bestes und stösst dabei mit so manchen seiner Mitmenschen zusammen. Eines Tages entdeckt er über Barbaras Account die Facebook-Seite von TV-Koch Medinski und gibt dort in den Kommentaren seine Fragen ein, wie man was kocht, welche Zutaten benötigt werden etc. Durch die vielen Antworten beginnt sein neuer Lebensabschnitt als Koch der Familie. Die ehemalige Bäckereiverkäuferin Luna, die er kurzerhand in Heike umbenennt (wer heisst denn bitte schon Luna?) stellt er als Pflegekraft und Haushaltshilfe ein. Er weigert sich strikt anzuerkennen, dass Barbara wohl nie mehr aufstehen wird und gerät so auch mit seinen Kindern immer wieder in Konflikt. Im Lauf dieser anstrengenden, aber auch erhellenden Zeit wird Herrn Schmidt so manches über sich, über Barbara, über die Familie, die Liebe und Freundschaften klar.

    Was für ein grantiger, unfreundlicher, egoistischer, unangenehmer, voreingenommener Macho! Herr Schmidt ist der Anti-Held par excellence! Wie die Autorin in ihrem sachlichen, trockenen und wunderbar fesselnden Schreibstil beschreibt, wie Herr Schmidt so völlig auf dem Schlauch steht, was Haushalt & Co betrifft, wie er voller Abneigung in den Austausch mit seinen Mitmenschen geht, weil sich das einfach mal nicht vermeiden lässt, wie er dann kleine Erfolge erlebt, was seine Kochkünste betrifft und wie er sein Familienleben bisher wahrgenommen hat und wie das im Gegensatz seine Kinder taten… hervorragend! Von Seite 1 an war ich so gebannt von diesem miesepetrigen, unhöflichen Ekel, der mir zwischendurch immer mal ans Herz wächst, nur um sich dann wieder ganz schnell daraus wegzuschiessen durch eine weitere ungehobelte Bemerkung oder Tat. Immer schön im Wechsel. Sein Blick auf Barbara, der zunächst eher abwertend ist, dann aber immer wertschätzender und liebevoller wird, das komplizierte Verhältnis zu seinen Kindern, sein Fremdenfeindlichkeit, obwohl er und Barbara ursprünglich selbst aus einem anderen Land kommen und die Art und Weise, wie er merkt, dass er seine ewig gestrige Einstellung nicht aufrecht erhalten kann, weil ihm dazu schlicht seine Barbara fehlt – all das ist so gekonnt, auf den Punkt und brüllend komisch in Szene gesetzt, dass es eine Freude ist! Ich musste permanent laut lachen ob der Dreistigkeit dieses Kotzbrockens und des – pardon – furztrockenen Humors auf fast jeder Seite. Ich habe meinem Mann noch nie so viele Passagen aus einem Buch vorgelesen wie hier – mit dem Ergebnis, dass er Barbara jetzt auch lesen will.

    Das Ende des Buchs ist dann ein kleiner Hammer und sehr berührend. Leider hat das Buch nur 256 Seiten – ich hätte sehr gerne immer weitergelesen. Furchtbar witzig, wunderbar fesselnd mit einem Haupt-Charakter, den man hasst und liebt. Ganz grosses Kino und volle Empfehlung! Lest das Buch – es ist so gut!

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  • 5 Sterne

    15 von 27 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    ele, 02.09.2021

    Als eBook bewertet

    Barbara stirbt nicht, Roman von Alina Bronsky, EBook erschienen bei Kiepenheuer & Witsch

    Das Porträt einer Ehe, deren jahrzehntelange Routinen mit einem Schlag ausser Kraft gesetzt werden, komisch und doch ganz tief ins Herz gehend.
    Herr Schmidt ist ein ganz seltenes Exemplar, er hat es geschafft, 52 Jahre lang verheiratet zu sein ohne ein einziges Mal einen Staubsauger bedient zu haben. Kaffee oder eine Tütensuppe zubereiten ist unmöglich, denn bei ihm würde sogar das Wasser anbrennen. Das hat ja schliesslich immer Barbara für ihn gemacht. Doch eines Tages kann sie nicht mehr aufstehen und alles ändert sich.
    Das Buch ist aus der Sicht Walters geschrieben und doch habe ich es nicht geschafft, Ihm ganz tief ins Herz zu blicken. Geschrieben so typisch für Alina Bronsky kurz und klar, unaufgeregt und doch tief gehend, bildhaft und flüssig. Die schlagfertigen Dialoge fand ich unglaublich gut. Walter sagt was er denkt und stösst dabei seine Mitmenschen vor den Kopf, das belebt die Geschichte.
    Anfangs fand ich Walter einfach nur schrecklich, ein wahrer Pascha, ignorant, stur, direkt und ein Rassist. Als Mann unter seiner Würde sich an der Hausarbeit zu beteiligen, schliesslich hat er jahrelang das Geld nach Hause gebracht, jeder hat wohl in seiner Umgebung einen Herrn Schmidt. Seine Bemühungen am Morgen nachdem er seine Frau im Bad liegend gefunden hat, waren mehr als halbherzig, ich hab mich nur gewundert warum er nicht sofort einen Arzt gerufen hat. Auch seine Kinder informiert er nicht, stattdessen kämpft er mit den Frühstücksvorbereitungen. Lässt Barbara trotz einer Platzwunde alleine im Bett liegen und geht mit dem Hund stundenlang im Wald Gassi. Doch je weiter die Lektüre fortschreitet desto dramatischer wird das Geschehen. Es scheint als ob Barbara wirklich unheilbar krank ist. Walter beginnt sich zu ändern. Er bemüht sich Mahlzweiten zuzubereiten, anfangs dilettantisch, doch mit Hilfe eines Fernsehkochs und einer Bäckereiverkäuferin wird er immer besser. Und langsam dämmert es dem Leser, für Walter gab es immer nur Barbara und ich hatte das Gefühl er will es nicht wahrhaben, wie krank sie wirklich ist. Er ignoriert einfach alle, die ihm die Wahrheit vermitteln wollen. Der Roman hat mich zutiefst berührt. Auch das Ende hält noch einige Überraschungen bereit.
    Die Figuren im Buch allen voran natürlich Walter sind gut charakterisiert, er ist kein Mann der grossen Worte und versucht Barbara seine Fürsorge zu zeigen indem er z.B. für sie backt, weil Kuchen das einzige ist auf das sie noch Appetit hat. Immer wieder haben mich die Emotionen überwältigt. Ein Buch welches mir ganz tief ging, ich habe den Reader erst aus der Hand gelegt, als die letzte Zeile gelesen war. Leider kam das Ende sehr plötzlich und ich habe einige Informationen vermisst.
    Eine unbedingte Leseempfehlung für alle Alina Bronsky Fans und geeignet für die Leser die anspruchsvolle emotionale Unterhaltung suchen. Von mir 5 Sterne.

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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Feliz, 26.08.2021

    Als eBook bewertet

    Das Cover des Buches wirkte auf den ersten Blick für mich ein wenig platt und zu bunt. Beim zweiten Hinsehen allerdings hätte es passt kein besseres Cover geben können. Das sehr plastisch dargestellte verschüttete Kaffeepulver spiegelt Walters Leben ziemlich perfekt wider und die leuchtenden, bei der eher schweren Thematik fast schon unpassend wirkenden, Farben zeigen erstaunlich gut, wie er sein eigenes Leben wahrnimmt (ob das nun der Realität entspricht oder nicht).

    Die Story klang erst einmal gar nicht so aussergewöhnlich: Walter Schmidt ist ein Mann alter Schule – sprich: Ein Pedant, ein Rassist und ein Ignorant, der nichts wahrnimmt, was er nicht wahrnehmen will zumindest bis seine Frau Barbara plötzlich umkippt. Von einem auf den anderen Tag muss er sich plötzlich alleine um den Haushalt, den Garten und die Einkäufe kümmern, obwohl er nicht einmal Kaffee kochen kann. Er ist der festen Überzeugung, dass Barbara schon wieder auf die Beine kommen würde, wenn sie nur vernünftig essen würde. Deswegen versucht er sich nach und nach an verschiedensten Rezepten, die er durch den Fernsehkoch Medinski kennenlernt. Von da an kocht Walter jeden Tag für seine Frau und lernt die aufwendigsten Rezepte durch Videos auf YouTube. Doch Barbara geht es zunehmend schlechter…

    Ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher, was ich von diesem Buch erwarten sollte und vielleicht hat es mir auch deswegen so gut gefallen. Der Schreibstil von Alina Bronsky ist unglaublich eindringlich und gleichzeitig sehr schlicht, was nahezu perfekt zu Walter passt. Er ist jemand, der Gefühle und soziale Gefüge eher schlecht versteht oder ignoriert, folglich spielen diese auch im Schreibstil eine eher untergeordnete Rolle, obwohl mich die Geschichte als solche durchaus emotional berührt hat.

    Zu Beginn des Buches fand ich Walter furchtbar. Statt sich um seine Frau zu sorgen, die einfach im Bad umgekippt ist und sogar eine Platzwunde davongetragen hat, ärgert er sich viel mehr darüber, dass er keinen Kaffee bekommt, weil den Barbara sonst immer gekocht hat. Ich fand seine Reaktionen auch im weiteren Verlauf der Geschichte immer wieder sehr befremdlich, habe Walter aber irgendwie trotzdem in mein Herz geschlossen. Ich kann gar nicht so genau, wann das passiert ist, aber habe ich mich in dem einen Moment noch darüber aufgeregt, wie stolz er darauf war, wie gut er seine Frau dazu erzogen hat, ohne Akzent zu sprechen oder ‚vernünftig‘ zu putzen, habe ich im nächsten Moment mit ihm mitgelitten, wenn er wieder verdrängt, wie schwer krank seine Frau ist. Ich habe immer wieder den Kopf geschüttelt, wie ignorant Walter tatsächlich ist und wie unselbstständig, auch wenn er etwas anderes behauptet und auch von sich annimmt. Dennoch steht er als nahezu perfektes Example für eine ganze Generation von Männern, die sich zwar als die Ernährer der Familie und deren Oberhaupt ansehen, sie es aber nicht sind, die die Familie zusammenhalten und für ihr Wohlbehalten sorgen. Vielleicht auch deswegen habe ich es geliebt zu sehen, wie Walter sich Schritt für Schritt aus seiner Tatenlosigkeit löst und versucht, seine Frau auf die einzige Art zu unterstützen, die er meistern kann, durchs Kochen. Das macht einem ein bisschen Hoffnung darauf, dass auch andere Männer dieses Alters noch lernfähig sind und es vielleicht schaffen, selbst auch wenig Teilhabe am Haushalt zu erlangen.

    Alles in allem habe ich es trotz des schweren Themas sehr genossen, dieses Buch zu lesen. Der eher emotionslose Schreibstil spiegelt Walters Gemüt perfekt wider, während der beissende Humor das Buch unterhaltsam macht. Zudem habe ich ihn trotz seines Verhaltens ins Herz geschlossen und würde ihm wünschen, dass er seine Frau durch das Kochen retten könnte. Das Ende passte zwar ziemlich perfekt zum Buch, es kam mir aber im Grossen und Ganzen ein wenig zu abrupt und ich hätte mir mehr einen Abschluss gewünscht.

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sonja K., 28.09.2021

    Als Buch bewertet

    Herrlich komisch, zum Kopfschütteln, aber auch tragisch, ernst, mitreissend und sehr bewegend,...Alina Bronsky hat mit 𝓑𝓪𝓻𝓫𝓪𝓻𝓪 𝓼𝓽𝓲𝓻𝓫𝓽 𝓷𝓲𝓬𝓱𝓽 wieder alle Register der Gefühlswelt gezogen.

    Walter und Barbara sind 52 Jahre verheiratet. Obwohl Walter längst in Rente ist, ist es Barbara, die, wie in allen Ehejahren bisher, den Haushalt ganz alleine bewältigt, bis zu dem Tag, an dem sie morgens nicht mehr aufsteht. Walter ist schon mit dem Kaffeekochen überfordert, staubsaugen, putzen, gar Mahlzeiten zubereiten? Unmöglich. Wie soll es nun weitergehen? Barbara bleibt ans Bett gefesselt, Walter muss wohl oder übel anfangen nicht nur sich, sondern auch Barbara zu versorgen. Eine Geschichte bei der der kauzige, unwirsche, ungehobelte Walter mit den Veränderungen zu leben lernen muss und beginnt sich dadurch selbst zu ändern.

    Eine Geschichte, bei der man lachen kann, aber die Hauptfigur Walter Schmidt auch oft auf den Mond schiessen möchte. Er gehört einer Generation an, bei der der Mann im Haushalt alles der Frau überlassen hat, sich nie eingebracht hat, nie geholfen hat. Aber auch mit seinen Kindern ist er distanziert umgegangen, hat sie nie verstanden oder verstehen wollen. Nun ist er in seinem letzten Lebensabschnitt und alles um hin herum ändert sich. Nichts ist mehr normal, denn Barbara, die alles zusammengehalten hat, die alles gemacht hat, fällt ganz plötzlich aus. Als Leser hat man grosses Mitleid mit seiner Familie, wie haben sie es so lange mit ihm ausgehalten ? Doch eines muss man Walter lassen, er fängt an sich zu verbessern, nicht schlagartig, sondern nach und nach, tapsig, unbeholfen, aber mit Ehrgeiz und Ausdauer, langsam aber sicher fängt man auch an ihn gern zu haben. Ein wundervollen Roman, bei dem man immer wieder aufs neue überrascht wird und der authentisch und die ganze Zeit fesselnd bleibt. Ein Roman voller Humor, Wahheiten, Drama und Tragik und Veränderungen, die nur das Leben selbst auslösen kann. Die Autorin schafft es, dass aus schwarz grau wird - mit einem hellgrauen Hoffnungschimmer -, sie zeigt, dass es zu einer Veränderung nie zu spät ist, dass man immer über seine Schatten springen kann und auch bei anderen nie die Hoffnung verlieren sollte. (Kleine ) Wunder können geschehen.

    Alina Bronsky kann mit ihrem tollen Erzählstil beim Leser grossartige Bilder im Kopf erzeugen und hat mit dieser einen Hauptfigur und den wenigen Randfiguren eine authentische und sehr fesselnde Geschichte geschrieben, die so viele verschiedene Gefühle, aber auch Gedanken, bei mir hervorgerufen hat. Eine Geschichte, die im Gedächtnis bleibt.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Mari, 10.09.2021

    Als Buch bewertet

    LEBENSWANDEL
    Das Buch Barbara stirbt nicht beginnt mit der engsten Familie. Mann und Frau im Rentenalter.
    Ganz aprupt muss sich die Rollenverteilung ändern. Barbara ist gestürzt. Sie ist schwach, will nur noch schlafen. Dabei hatte sie den Haushalt ohne jegliche Hilfe ihres Mannes geführt. Sie war sozial eingebunden im Ort und hatte viele Freunde. Der Mann ist ganz anders. Akurat, Vorurteile gegenüber sozial schwächere und neue Medien.
    Jetzt muss er reagieren wenn sie weiter ungestört zu Hause sein wollen.
    Und auch Barbara scheint das zu schätzen.
    Wie, dass wird in teils witzigen Anekdoten beschrieben.
    Anfangs findet man Walter der nur als Herr Schmidt beschrieben wird unnahbar böse und kaltherzig. Im Laufe des Buches überlegt man dann doch ob nicht alles genau so richtig ist.
    Ein kurzweiliger Roman der durch dass kleine Format leicht in der Hand liegt und mich mal wieder mit einem Leseband überrascht hat.

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Regina K., 04.09.2021

    Als Buch bewertet

    Ich liebe die Bücher von Alina Bronsky. Ihre Charaktere besitzen immer eine gewisse Eigenart, wodurch der Leser auf die unterschiedlichsten Menschen stösst. Sie kitzelt geschickt ein Bild aus ihnen heraus, mal skurril, mal nachdenklich, mal bösartig, aber auch warmherzig. Und egal ob sie uns sympathisch sind oder nicht, am Ende bleibt stets der Glaube an Veränderung und die Hoffnung.

    Hier geht es diesmal um Walter Schmidt, der den morgendlichen Kaffeeduft vermisst, und denkt seine Frau wäre tot. Später findet er sie am Boden liegend im Bad. Noch nie war seine Frau krank. Völlig ohne jegliche Kenntnis Kaffee zu kochen, geschweige eine Mahlzeit zu bereiten. So geht er dieser Aufgabe auch mit viel Widerwille nach, aber seine Barbara muss etwas essen. In all den gemeinsamen Jahren war er nie ein fürsorglicher Ehemann, geschweige Vater gewesen. So empfindet er den Besuch seines Sohnes und seiner Tochter, die sich Sorgen um die Mutter machen,als lästig. Einzig das dicke Mädchen von der Bäckerei wird für ihn zur Hilfe, bis er auf den TV-Koch Medinski stösst. Die Bewohner um ihn herum scheinen mehr über den Zustand von Barbara zu wissen, da sie ihm mit etwas Mitleid begegnen. Doch Barbara wird nicht sterben, sagt er sich immer wieder.

    Die Handlung wird von vielen humorvollen Begebenheiten, Unfähigkeiten von Herrn Schmidt begleitet. Seine Grantigkeit tritt aber stets in den Vordergrund. Seine rückblickenden Erinnerungen zeugen nicht gerade von einer harmonischen Ehe, sondern lassen einen Despoten erkennen, der nur seiner Arbeit nachging, Familie wenig Beachtung geschenkt wurde. Doch durch die Krankheit seiner Frau muss er immer mehr seine Distanziertheit gegenüber Anderen auflösen. Man erlebt die Wandlung eines Mannes, der sich etwas auf die Spuren seiner Frau, seiner Ehe, auch sich selbst begibt. Und ihm dabei zuzuschauen machte viel Spass beim Lesen. Personen müssen uns nicht immer sympathisch sein, aber ein Blick hinter die Fassade eines Menschen, der beginnt sich selbst zu überdenken, zu verändern ist schon sehr lesenswert. Und so hat die Autorin Alina Bronsky wieder eine wundervolle Geschichte erschaffen, die ich nur weiterempfehlen kann.

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bibliomarie, 29.09.2021

    Als Buch bewertet

    Ach Walter, möchte ich unwillkürlich ausrufen, als er am frühen Morgen aufwacht und den vertrauten Kaffeeduft vermisst. Wo ist Barbara? Die sich doch immer um alles gekümmert hat, den Haushalt gestemmt, die Kinder grossgezogen und vor allem Walter jeden Wunsch von den Lippen abgelesen hat.

    Barbara liegt im Bad, sie ist gestürzt, kann sich kaum noch bewegen. Walter schafft sie wieder ins Bett und überdenkt nun seine Lage. Wie war das mit dem Kaffee, wo ist das Pulver, wieviel Wasser braucht er und vieles mehr. Und Barbara will einfach nicht mehr aufstehen.

    Die Kinder machen sich Sorgen, unausgesprochen klingt auch immer ein Vorwurf an Walter mit.

    Walter ist ein Dinosaurier, eine Gattung Mann, die man ausgestorben glaubte, von denen es sicher noch einige Exemplare gibt. Eine Ehe, die mehr als ein halbes Jahrhundert andauerte und von der Walter überzeugt ist, dass es das Beste war, was seiner Frau passieren konnte. War er nicht grosszügig, als er sie heiratete, als sie schwanger wurde, obwohl seine Mutter nichts von Frauen aus dem Osten hielt. Den Akzent und die Neigung seltsame Dinge zu kochen hat er ihr abgewöhnt, aber hat er sich einmal gefragt ob Barbara glücklich war?

    Walter erfindet sich neu, ganz langsam zwar, aber nun lernt er seine Frau aus einer neuen Perspektive kennen. Erstaunt stellt er fest, was für Anker, ein Halt sie für ihn war und nun will er das für sie sein.

    Ein tolles Buch, bitterböse in weiten Teilen, wird Walter aber nicht nur an den Pranger gestellt. Die Autorin berichtet und überlässt mir die Deutung. Aus vielen kleinen Rückblicken und Gedanken Walters ersteht das Bild dieser Ehe. Das hat mir sehr gut gefallen. Die Wandlung eines nicht sehr empathischen Mannes ist sehr schön ausgefallen. Alina Bronsky kann die Menschen in all ihren Facetten sehr wahrhaft beschreiben und stellt damit für den Leser eine Nähe zu den Protagonisten her.

    Ich war von „Barbarba stirbt nicht“ restlos begeistert und konnte das Buch nicht aus der Hand legen.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lisbethsalander, 19.09.2021

    Als Buch bewertet

    Im Buch "Barbara stirbt nicht" von Alina Bronsky lernen wir das Ehepaar Schmidt kennen, das seit über 50 Jahren verheiratet ist. Die beiden Ehepartner Walter und Barbara haben in den vielen Jahrzehnten ihrer Ehe die jeweils traditionelle Rolle übernommen und sich offenbar damit gut arrangiert, und dies bis zur absoluten Perfektion. So kommt es, dass Walter Schmidt, der bisher der wirtschaftliche Versorger und Ernährer der Familie war, aber in Sachen Haushaltsführung komplett unfähig, in dem Augenblick, als seine Frau Barbara eines Morgens krankheitsbedingt das Bett nicht mehr verlässt, vor nahezu unüberwindbare Hindernisse. So grotesk es dem Leser auch vorkommen mag, aber Walter Schmidt ist tatsächlich nicht einmal in der Lage, sich alleine einen Kaffee zu kochen. Zwar versucht er sich, um seine kranke Frau zu kümmern, aber alle Bemühungen wirken in ihrer Hilflosigkeit geradezu albern, der alte Mann kommt dem Leser quasi vor wie ein kleines Kind. Diese Unfähigkeit hat Alina Bronsky derart offen und brutal geschildert, vielleicht auch etwas überzogen, so dass man schmunzeln muss, doch bleibt einem das Lachen oft im Halse stecken. Diese Lebensunfähigkeit wirkt komisch und ist doch gleichzeitig bitterernst. Durch die Einfachheit der Sprache, die die Autorin verwendet, wird die ernste Situation noch deutlicher, geradezu glasklar. Der Roman liest sich durch den flüssigen Schreibstil einfach weg, alle Figuren, die beiden Ehepartner, sowie deren erwachsene Kinder und auch Nebenrollen, wie Bäckereiverkäuferin und Hausarzt sind treffend und gut geschildert, so dass man sich alles bildhaft vorstellen kann. Ein auf den ersten Blick humorvoll wirkendes Buch, das einen extrem ernsten Hintergrund hat. Man wird sich zum einen der Endlichkeit des Lebens bewusst, aber auch die Festgefahrenheit der Protagonisten regt zum Nachdenken an. Von mir die volle Punktzahl und eine Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherfreundin, 01.09.2021

    Als Buch bewertet

    Das Leben von Walter Schmidt ändert sich von einem Tag auf den anderen, als seine Frau Barbara erkrankt. Herr Schmidt muss sich fortan um seine Frau und den Haushalt kümmern. Für ihn ist das alles neu, da er sich jahrzehntelang von seiner Frau hat umsorgen und bedienen lassen. 

    Alina Bronsky beschreibt in ihrem Buch auf eindrückliche und oft auch sehr witzige Art und Weise, wie der anfangs total überforderte Herr Schmidt die Herausforderung annimmt und nach und nach lernt, den Alltag zu meistern. Durch eine Kochshow lernt er, zu kochen, und die Haushaltsführung gelingt ihm immer besser.
    Dass der Zustand seiner Frau sich stetig verschlechtert, verdrängt er und hofft, dass sie wieder gesund wird, wenn sie  wieder normal isst.

    Das Buch ist in wunderbarem, feinfühligem Sprachstil geschrieben und hat mir sehr viel Lesefreude bereitet. Es ist mein erstes Buch von Alina Bronsky, und ich werde mich nach weiteren Büchern der Autorin umsehen.
    Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

    Sehr gut gefallen hat mir die liebevolle Gestaltung des Buches. Der Einband ist blau, der Blauton findet sich wieder im Titel des Schutzumschlages. Der Schutzumschlag sowie das Lesebändchen sind in einem schönen Gelbton gehalten.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Julia K., 26.10.2021

    Als Buch bewertet

    „Barbara stirbt nicht“ ist doch tatsächlich mein erster Alina Bronsky Roman (Shame on me!). Mir wurde viel Gutes zu dem Buch berichtet, weshalb ich recht hohe Erwartungen hatte. Diese wurden auch erfüllt, so viel kann ich schon mal sagen. Aber erstmal zum Inhalt…
    Im Fokus steht Walter Schmidt, ein Mann der ganz ganz ganz alten Schule. Während seine Frau Barbara sich um Haus und Hof gekümmert hat, hat er das Geld nach Hause gebracht – wie man das als guter Mann so macht. Aber was tut man(n), wenn die Frau plötzlich gesundheitlich nicht mehr in der Lage ist den Haushalt zu schmeissen? Diese Frage muss sich Walter zwangsweise im Roman stellen und lernt dabei nicht nur wie man Betten macht, sondern auch für’s Leben.
    Das Buch hat mich abwechselnd zum Lachen und weinen gebracht. Walter Schmidt ist ein alter Mann den man sich als Frau definitiv nicht wünscht. Grummelig, miesepetrig und ohne (Haus)Frau völlig aufgeschmissen. Die Beschreibung von Walter Schmidt war so herrlich überzogen, dass ich echt lachen musste, insbesondere weil er selbst mit den einfachsten Haushaltsanforderungen schlicht überfordert war. Zudem fand ich den Schreibstil der Geschichte sehr angemessen und passend. Während Barbara immer mit ihrem Vornamen erwähnt wird, erfährt der Leser erst sehr spät von Walter. Dieser wird nämlich zunächst nur mit Herr Schmidt angesprochen, was ein wunderschönes Stilmittel ist. Im Grunde wird man als Leser auch erst nach und nach mit Walter warm. Ebenso wie Walter nach und nach mit seinen neuen Lebensumständen warm wird und sich zurechtfinden muss. Rührend fand ich, wie er sich an die alten Zeiten mit Barbara erinnert und seine Liebe zur ihr wiederfindet. Da scheint viel in Routinen und Alltag untergegangen zu sein. Manchmal weiss man auch erst zu schätzen was man hat, wenn man es nicht mehr hat.
    Etwas überzogen fand ich den Handlungsstrang rund um Medinski. Das hätte ich nicht gebraucht. Aber es hat auch nicht gestört. Die Geschichte hat vor allem durch viel Ungeschriebenes gelebt, weil man als Leser oft im Dunkeln gelassen wird und sich dann selber überlegen muss, was die Autorin wohl gemeint hat.
    Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen und es wird nicht mein letzter Bronsky gewesen sein.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bookslove1511, 16.11.2021

    Als Buch bewertet

    Walter kocht!

    Seit 52 Jahren sind Barbara und Walter Schmidt verheiratet und dabei ist Walter Morgens immer mit dem Geräusche und Kaffeeduft aus der Küche wachgeworden. Eines Tages als er aufwachte, weder hörte noch roch er was, obwohl die Betthälfte leer war. Er findet Barbara auf dem Badezimmerboden, gestürzt und schwach. Walter denkt, dass es nur ein Kreislauffall war, bringt sie zurück ins Bett. Doch Barbara geht es nicht gut. Sie fühlt sich Müde, möchte nur schlafen und bleibt im Bett. Herr Schmidt, der in seinem Leben nicht ein einziges mal Kaffee gekocht hat, muss ab jetzt nicht nur um sich und seine Frau sorgen, sondern all die Dinge organisieren, die Barbara selbstverständlich allein erledigt hat. So fängt ein altdeutscher, traditionsverbundener, ruppiger Mann, sei es wegen sein Sturheit oder innerliche Unruhe, an zu kochen.

    Ach Walter... wo soll ich mit dir anfangen, hmm? Warum bist du so schroff, obwohl du im Herzen ein guter Mann bist? Woher kommen die ganzen Rassistischen Gedanken, wo du seit einem halben Jahrhundert mit einer Russin dein Leben teilst und für sie sogar versuchst Borschtsch zu kochen? Wieso akzeptierst du deine wunderbare Kinder nicht so, wie sie sind? Dein Sohn hat die falsche verheiratet, deine Tochter lebt mit ihrer Freundin zusammen, nicht mit ihrer „Beste Freundin“, na und? Achh Walter... merkst du es nicht, dass für solche Gedanken das Leben zu kurz ist?

    Alina Bronsky hat eine bitterböse, mit schwarzem Humor gesüsste, aber im Grunde sehr traurige Geschichte erschaffen, welche mich stark an meinen verstorbenen Grosseltern erinnert hat. Sie hat die Generation, die Nachkriegszeit als Kinder erlebt hatten und deren eigentümliches Leben und Gedanken auf dem Punkt aufs Papier gebracht, wo ich dachte: da redet mein Opa! Obwohl ich hier immer wieder lachen musste, stellenweise hat mich das Buch so berührt, dass ich unter Tränen gelesen hab. Denn wer zwischen den Zeilen lesen kann, merkt schnell: Walter, unser unsympathischer Protagonist ist ein liebevoller Kerl mit einem weichem Herz.

    Ein kleines Büchlein, der mir herzerwärmende Lesestunden geschenkt hat!

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  • 5 Sterne

    Elke F., 23.01.2024

    Als Buch bewertet

    Ein trotz des knalligen Covers etwas unscheinbar wirkendes Buch, das mich erst auf den zweiten Blick neugierig gemacht hat. Schmidt, Walter ist ein Rentner mit altmodischen Ansichten. Kein Wunder also, dass er völlig aufgeschmissen ist als seine Frau krank wird. Wer kocht ihm jetzt den morgendlichen Kaffee und das Essen? Wer putzt und wäscht? Aber Walter weiss sich zu helfen, und mit genauer Anleitung schafft sogar er es, satt zu werden - und Barbara etwas zum Essen zuzubereiten. Aber Barbara hat nie Hunger, ist stattdessen immer nur müde und liegt nur noch im Bett. Das kann Walter gar nicht verstehen, also macht er weiter wie bisher, auch wenn jetzt alles anders ist, die Rollen vertauscht, und er die Aufgaben seiner Frau übernimmt. Und egal wie oft die Kinder plötzlich vorbeikommen, egal wie viele Nachbarn und Freunde Barbara plötzlich besuchen und mit Tränen in den Augen wieder von dannen ziehen - Walter behält seine Scheuklappen auf im festen Glauben, dass Barbara schon wieder auf die Füsse kommt wenn sie nur endlich einmal ordentlich essen würde.
    Die Geschichte ist gleichzeitig todtraurig und urkomisch, und man findet sich in einem Wechselbad der Gefühle wieder, das einem keine Ruhe lässt. Obwohl ich Walter grundsätzlich unsympathisch fand in seinen festgefahrenen Ansichten und intoleranten schroffen Kommentaren, hat er mich doch auch immer wieder überrascht, wenn er über seinen Schatten springt und tatsächlich ganz unerwartet einmal etwas für andere tut. Die Geschichte macht fassungslos - gibt es solche Menschen wirklich?, wütend - wie kann er nur so egoistisch sein? und mitleidig - glaubt er wirklich, er hat alles unter Kontrolle?
    Und so lässt einen das Buch völlig aufgewühlt mit einem der grössten Cliffhanger zurück, die ich je gelesen habe. Barbara stirbt nicht - oder doch?

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Daniela H., 20.10.2021

    Als Buch bewertet

    Ich fange bei meiner Rezension ausnahmsweise mal hinten an, denn ich hasse das Ende dieses Buches! Ich bin wirklich ein Fan von offenen Ende, aber dieses Ende wirkte auf mich, als hätte die Autorin aus Versehen mitten im Schreiben auf "abschicken" gedrückt. Ich habe wirklich erstmal gedacht, mein Buch sei ein Fehldruck. Wer solche Rabatten offenen Enden nicht mag, sollte von diesem Buch besser die Finger lassen.

    Dennoch möchte ich es empfehlen, denn für mich gehört es dieses Jahr definitiv zu meinen Bücher-Highlights!

    Die Geschichte ist erstmal recht banal. Herr Schmidt und seine Frau Barbara sind seit 52 Jahren verheiratet und ein ganz typisches altes Ehepaar. Er ist stock-konservativ und bei ihnen war es immer so, dass er das Geld verdient hat und seine Frau für Küche, Kinder und Haushalt zuständig war. Und plötzlich wird Barbara krank. So krank, dass sie nicht mehr wie gewohnt "funktioniert " und Herr Schmidt gezwungen ist, seine Komfortzone zu verlassen...

    Ich habe viel gelacht und geschmunzelt bei diesem Buch. Gerade am Anfang, als sogar Herr Schmidts Versuche scheitern, Kaffee zu kochen, war es echt lustig. Aber dennoch auch ein bisschen traurig, denn diese Situation gibt es tatsächlich öfter. Ich habe es vor kurzem noch erlebt, als meine Tante gestorben ist.

    Herr Schmidt ist konservativ, festgefahren in seinen Ansichten, voller Vorurteile und Intoleranz. Aber dennoch muss man ihn als Leser einfach mögen, denn trotz seiner ruppige Art wirkt er hilflos. Und man spürt, wie sehr er seine Barbara liebt, auch wenn das nie ausgesprochen wird.

    Ein wundervolles Buch, und es ist auch ganz wunderbar geschrieben. Ich habe es in einem Rutsch gelesen, ohne zu merken, wie die Zeit dabei vergangen ist.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Friederike W., 17.10.2021

    Als Buch bewertet

    Ein schöner gelber Einband mit einer Kanne und einem Kaffeefilter im Stile sozialistischer Kunst.
    Der Einband gibt schon ein bisschen preis, worum es im Buch geht: es beginnt mit der Zubereitung von Kaffee.
    Walter sieht sich gezwungen, seinen Kaffee selbst zuzubereiten, nachdem Barbara, seine Frau, erkrankt.
    Die meisten Leser werden Walter nicht mögen,  da er ein mürrischer Mann mit einem kruden Frauenbild ist. Was man ihm lassen muss: er stellt sich seiner Aufgabe,  nachdem Barbara das Bett nicht mehr verlassen will und erlebt dabei allerlei.
    Alina Bronsky macht es uns mit Walter nicht leicht,  aber vor allem macht sie es Walter nicht leicht.
    Der muss nun vieles lernen und feststellen,  dass seine Sicht auf die Dinge eine beschränkte war. Nun greift er ein: in sein Leben aber auch in das anderer.
    Bronsky lässt uns nur an den Ergebnissen seines Handelns teilhaben, nicht aber an seinen Gedankenprozessen. So erleben wir mit Walter turbulente Momente; er wird sogar in einer Koch Community zum heimlichen Star. Seine Kinder wissen nicht,  ob sie sich freuen oder doch lieber heulen sollen,  da hat was in der Erziehung nicht geklappt und auch die erwachsenen Kinder wollen sich irgendwie nicht weiter entwickeln.
    Da Walter beschlossen hat, dass Barbara nicht stirbt,  bereitet er ihr am Ende des Buches eine riesige Überraschung. Man kann davon ausgehen,  dass das nicht zuende gedacht war und nach der letzten Zeile beides eigene Kopfkino.
    Wer Alina Bronsky mag, wird an diesem Buch auch Gefallen finden. Sie hat einen schrägen Humor, den nicht jeder mögen wird. Da es genau meine Art Humor ist, vergebe ich 5 Punkte. Aus meiner Sicht eine klare Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nil_liest, 06.09.2021

    Als Buch bewertet

    Ist Empathie erlernbar?

    Ich MUSS einfach alles lesen was die gute Frau Bronsky zu Papier bringt, denn sie schreibt einfach super gut. Auch ist sie eine überzeugende tolle Frau auf der Lesebühne, dürfte ich sie mit ihrem letzten Roman „Der Zopf meiner Grossmutter“ im Literaturhaus Frankfurt erleben.
    Nun wieder ein neuer schmaler Band aus ihrer Hand: ‚Barbara stirbt nicht‘! Walter Schmidt ist ein alter Mann alter Schule. Er kann im Haushalt rein gar nichts! Weiss weder wie man kocht, noch Wäsche wäscht noch sonst irgendwas was ihn am Leben erhalten könnte. Brauch er ja auch nicht, denn er hat ja sein Rundum-Sorglos-Paket: seine Ehefrau Barbara! Aber die stürzt im Bad und Walter muss sich kümmern – oh schreck! Herrlich wie er sich durchwurtschtelt, dazulernt und eine neue Seite an sich und seiner Familie entdeckt.
    Alina Bronsky entwirft ein Portrait einer ausgestorbenen Gattung: die sich unfähiger und wenig mitfühlender Ehemann schimpfte. Aber ich glaube auch, dass es noch vereinzelte Exemplare in den höchsten Altersrängen gibt! Obacht, erkennt hier jemand seinen Vater oder Grossvater? Keine Sorge es ist respektvoll, aber mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus und Seitenhiebe.
    Was die Geschichte so lesenswert macht ist Alina Bronskys bissiger Schreibstil, der so klasse pointiert ist. Das ist aus meiner Sicht ein klares Alleinstellungsmerkmal ihrer Romane! Sie greift Themen auf, präsentiert sie uns mit dem Schalk im Nacken, aber trotz aller Lacher ist meinst doch eine bittere Wahrheit erkannt. Man merkt, sie liebt das Schreiben und die Menschen und kombiniert es gekonnt.
    Was soll ich sage – lieber das tolle Buch lesen als zu viele Rezensionen! ;0)

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    S.L., 30.08.2021

    Als eBook bewertet

    Herr Schmidt ist nicht Barbara
    Herr Schmidt findet seine Frau befremdlicherweise nicht bei der Kaffeezubereitung, sondern im Bad liegend. Er bereitet den Kaffee also selber zu, wie, liest man mit Grausen. Dass seine Frau sehr krank ist, bekommt er gar nicht mit, will es nicht wahrhaben. Seine Meinung über sie: „Aber sie tat einfach nie, was sie sollte und vor allem wann sie sollte.“
    Herr Schmidt ist als Partner lange Zeit ein Totalausfall. Zudem ist er ein notorischer Besserwisser, Ignorant und Despot. Jagte die Kinder selbst am Wochenende um sieben aus dem Bett. Aber nun macht Herr Schmidt sich so seine Gedanken. Man merkt, bisher hat er sich nie gefragt, wie ein Haushalt funktioniert. Jetzt aber läuft gar nichts mehr. Er muss umdenken.
    Wie er das macht, schildert Alina Bronsky witzig, bitterböse und ironisch. Der Leser darf teilhaben an Herrn Schmidts Lernprozess, an seinen ersten Schritten online, als er sich traut, um Hilfe zu fragen (er ist der naive Unterhaltsame im Kochchat), an der Erkenntnis, dass Barbaras Lebensmitteleinkäufe mehr waren als planlos Dinge in den Wagen zu werfen. Frau Bronsky schafft es, dass der schrullige Herr Schmidt Verständnis findet. Ja, er hat seine Macken, aber immerhin merkt er, was er an seiner Barbara hat. Er gibt sich wirklich Mühe, das verdient Anerkennung. Sehr schön erzählt, glaubhaft, authentisch, echt, herzzerreissend. Tolles Buch, das mit Humor und wichtigen Erkenntnissen punktet.
    Bitte mehr davon!
    Verlegt von Kiepenheuer und Witsch.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leseritter, 05.09.2021

    Als Buch bewertet

    Das Buch hat mich sehr gut unterhalten. Das Cover passt hervorragend zum Titel des Buches. Die Aufmachung des Buches ist hochwertig, mit Schutzumschlag und Lesebändchen.
    Barbara und Walter sind schon sehr lange verheiratet. Die Rollen sind klar verteilt. Barbara kümmert sich um den Haushalt und Walter ist in Rente. Um den Haushalt hat er sich noch nie gekümmert. Das ist Frauensache.
    Plötzlich wird Barbara krank und kann sich nicht mehr um den Haushalt kümmern. Walter steht vor vielen Problemen, doch er weiss sich zu helfen. Er findet Hilfe im Internet und auch die Bäckereiverkäuferin gibt Walter wertvolle Tipps. Walter Fähigkeiten im Haushalt werden am Ende immer besser und er versucht seine Frau mit leckerem Essen aufzupäppeln.
    Alina Bronsky ist es gelungen das Thema häusliche Pflege und Rollentausch mit Witz und Ironie umzusetzen. Mehrmals hat mich Alina Bronsky zum lachen gebracht. Der Schreibstil liest sich sehr flüssig und lebendig und hat mir sehr gut gefallen. Die Charaktere waren sehr gut beschrieben, besonders Walter hat mir mit seiner schrulligen und komischen Art sehr gefallen. Gut, das die meisten Männer von heute mehr vom Haushalt verstehen.
    Von Alina Bronsky habe ich bisher noch kein Buch gelesen, doch das werde ich jetzt nach holen.
    Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für dieses Buch. Es hat mir wirklich unterhaltsame Stunden beschert.

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