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  • 4 Sterne

    Jenny V., 12.10.2021

    Als Buch bewertet

    „So ist es eben: Solange du nicht die Augen öffnest, geht kein Problem, keiner der Schrecken, die sich jeden Tag ereignen, mich etwas an.“

    Inhalt

    Manuel Matei wird als Kind von der Mutter zurückgelassen, bei seiner grossen Schwester, dem Vater und den Grosseltern, denn Daniela, seine Mutter geht nach Italien, um die Familie in der rumänischen Heimat finanziell über Wasser zu halten. Ihre beiden Kinder sollen es einmal besser haben, sollen die Möglichkeit auf eine höhere Bildung bekommen und damit die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. Und während Angelica Matei zu Hause die Stellung hält und in ihrer Jugend bereits die Verantwortlichkeiten einer Erwachsenen übernimmt, zieht sich der Vater immer mehr aus dem Familienalltag zurück, begibt sich schliesslich als Kraftfahrer auf die Strasse und kehrt seinem Zuhause ebenfalls den Rücken. Als schliesslich der Grossvater stirbt, sieht sich Manuel in einer ausweglosen Situation – wo nur sind seine Bezugspersonen geblieben, wohin ist seine Familie geflohen, warum sieht keiner die Probleme vor Ort und welche Chancen bleiben ihm, wenn er es nicht schafft, sie alle wieder zu vereinen …

    Meinung

    Auf den neuen Roman des italienischen Autors Marco Balzano war ich sehr gespannt, nachdem mich seine beiden Bücher „Ich bleibe hier“ und „Das Leben wartet nicht“ nachhaltig beeindrucken konnten. Das Dilemma einer Mutter, die sich gezwungen sieht, ihren Lebensunterhalt ausserhalb der Familie zu verdienen und die damit einen schmerzlichen Trennungsprozess auslösst, ihn jeden Tag mit sich herumträgt und zwischen Bangen, Zweifeln und Hoffen auf ein Ende dieses Zustands spekuliert. Eindeutig ein interessantes Thema, mit ganz vielen Facetten, mit der unausgesprochenen Frage nach der Schuld und dem eklatanten Mangel eines direkten Schuldigen.

    Und dem Autor ist es durch diesen zeitgenössischen Roman tatsächlich gelungen, mich für die Belange der Familien zu sensibilisieren, mich in ihre Lage zu versetzen und mir ein Bild zu machen über dieses fremdbestimmte, unfreiwillige Lebenskonzept jenseits der Heimat, weit weg von den geliebten Menschen. Allerdings findet dieser Prozess eine sehr sachliche, fast neutrale Umsetzung, so dass ich tatsächlich mehr die Fakten als die Emotionen verstehen konnte.

    Positiv bewerten möchte ich die drei gewählten Perspektiven, die es möglich machen einen umfassenden, weil nicht nur einseitigen Blick auf das Geschehen zu erhalten. Es spricht der Sohn, der die Entscheidung seiner Mutter nicht nachvollziehen kann, es spricht die Mutter und erzählt aus ihrem Alltag in der Fremde und dem Gedankenkarussel bezüglich ihrer einsamen Entscheidung und letztlich hört der Leser die Ausführungen der älteren Tochter, die zwar die Notwendigkeit erkennen konnte, der aber nun nur ein Wunsch geblieben ist – es anders zu machen, als ihre Mutter. Die entsprechende Gesellschaftskritik wird umfassend und vielschichtig vermittelt, der Leser erkennt auf der emotionalen Ebene, wie traumatisch eine derartige Lebensweise ist und wie nachhaltig und unwiderruflich sie Familien trennt, weil sie vor allem Mütter und Kinder entfremdet und Ehen zerstört.

    Allerdings berührt mich der Text längst nicht so sehr wie erhofft, weil eben so viel Wert auf eine verständnisvolle Schilderung der Umstände gelegt wird. Dieses Buch besitzt viel Allgemeingültigkeit und verzichtet dafür auf eine kleine Geschichte, die tatsächlich in die Tiefe geht und intensive Emotionen auslöst. Die Charaktere bleiben mir etwas zu blass, sie scheinen eher sinnbildlich für gewisse Rollenbilder zu stehen, denen sie wiederrum gerecht werden. Das Nachwort finde ich sehr aufschlussreich, weil darin deutlich wird, welchen Fokus der Autor gewählt hat. Dieser Roman soll der Versuch einer Wiedergutmachung sein – Marco Balzano hat den tatsächlichen Menschen hinter den hier gewählten Protagonisten zugehört, hat sich die Stimmen der Frauen und Kinder angehört, die das gleiche Schicksal teilen wie die Familie Matei und daraus seine Story geschmiedet.

    Fazit

    Ich vergebe gute 4 Sterne für ein wichtiges Buch, welches von zahlreichen Eindrücken und Gedanken lebt. Es ist eine hervorragende Grundlage für diverse Diskussionen bezüglich gesellschaftlich relevanter Themen, die direkte Auswirkungen auf das Familienleben Einzelner haben. Mir hätte die Geschichte aber besser gefallen, wenn sie persönlicher, trauriger und emotionaler geworden wäre, meinetwegen auch etwas entfremdet zu den realen Begebenheiten, dafür mit Menschen, die ich nicht nur kennenlerne über ihre Handlungen, sondern in erster Linie über meine Identifikationsmöglichkeiten mit ihnen. Dem Autor bleibe ich treu, er wählt für mich sehr lesenswerte Geschichten, die er literarisch ansprechend umsetzt.

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  • 5 Sterne

    Anna S., 18.10.2021

    Als Buch bewertet

    Ein dreistimmiger Familienroman
    Der für die Rezension gewählte Titel ist ein Zitat aus dem Kapitel Nachbemerkung, das am Ende des Buches steht. Gehört meiner Meinung nach zum wichtigsten Teil des Buches, als Vorwort hätte ich es noch besser gefunden. Als Vorbereitung auf das Buch.
    Schon hier mache ich deutlich, dass das Buch drei Erzählstränge hat. Die beiden Kinder der Rumänin Daniela, die als Pflegekraft nach Italien geht und auch sie selbst, kommen jeweils mit einem eigenen Kapitel zu Wort. Hierbei geht es nicht nur um die Beweggründe der Mutter wegzugehen, auch um die Folgen für die in Rumänien Zurückbleibenden. Der Vater kommt per se schon mal nicht zu Wort, kurz gesagt er "taugt nichts".
    Das Thema Pflegekräfte die in Deutschland fern der Heimat ihr Leben führen müssen betraf mich bisher wenig. Eigene Erfahrung noch keine, wenn Bekannte erzählten stand immer im Mittelpunkt der Gespräche was für eine Perle manche seien, wie schwierig andere. Die Perlen bekamen immer Extras wie ausrangierte Kleidung für ihre Kinder und wenn man ihnen ermöglichte mit anderen Pflegekräften einmal im Monat einen Kaffee zu trinken, dann galt man schon als sozialer Arbeitgeber.
    Die Kluft zwischen arm und reich ist und bleibt gross und ungerecht. Viele versuchen sie zu überwinden, aber oft kommt das wovor man flieht in anderer Form wie ein Bumerang zurück. Bumerang, so heisst auch passenderweise eine Kapitelüberschrift in diesem Buch.
    Der Roman sensibilisiert hoffentlich einige Leser für das Thema ausländische Pflegekräfte, geändert werden müsste aber so viel mehr.

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  • 5 Sterne

    Rose75, 17.11.2021

    Als Buch bewertet

    + + Kann man die Zukunft der eigenen Kinder mit Geld kaufen?

    Damit ihre eigenen Kinder eine bessere Zukunft haben, verlässt Daniela, ohne Absprache, mitten in der Nacht, ihre Familie und fährt nach Italien um dort Geld als Pflegekraft zu verdienen. Ihre Kinder, Angelica und Manuel, kommen nur schwer mit der Situation zurecht. Manuel wird verhaltensauffällig, kommt in der Schule nicht mehr mit und kommt bei einem Unfall schwer zu schaden.

    Daniela kommt nach Hause und während sie am Bett ihres Sohnes sitzt, erzählt sie ihm von ihren Erlebnissen in Italien. Das war für mich der interessanteste Teil, weil ich in meinem Bekanntenkreis auch zwei Familien habe, denen rumänische Frauen bei der Pflege und Betreuung ihrer Angehörigen geholfen haben. In diesen Fällen waren es reifere Frauen. Mir war nicht bewusst, dass viele junge Mütter, aus finanzieller Not, ihre Familien verlassen um als Arbeitsmigranten im Westen zu arbeiten und es in Rumänien Einrichtungen für "Eurowaisen" und "Home Alone Children" gibt. Das hat mich sehr betroffen gemacht. Die Frauen, die wieder nach Hause kommen, sind oft ausgebrannt und emotional schwer belastet. Anscheinend gibt es für diesen Zustand schon einen Begriff "Italienkrankheit".

    Die Geschichte selber ist in drei Teilen erzählt. Im ersten Teil vom Sohn, dann von der Mutter und am Schluss erzählt die Tochter von den Ereignissen in der Familie.

    Mich hat die Geschichte sehr berührt und ich bedanke mich beim Autor, dass er dieses Thema ins Licht rückt.

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  • 5 Sterne

    Island, 11.10.2021

    Als Buch bewertet

    Von Marco Balzano kenne ich bereits seinen vorangegangenen Roman, der in der Gegend um den Reschensee um den Zweiten Weltkrieg herum spielt. Sein neuestes Werk handelt nun im Rumänien der Gegenwart und beschäftigt sich mit dem Schicksal rumänischer Familien, bei denen die Mutter in eines der wohlhabenderen Länder Europas geht, um ihren Kindern einen gewissen Lebensstandard bieten zu können. Daniela verlässt in einer Nacht und Nebelaktion ihren Mann, der beruflich nicht viel auf die Reihe bekommt und ihre beiden Kinder im Teenageralter, um in Italien mehr Geld zu verdienen.

    Erzählt wird die Geschichte dann aber weitgehend aus der Perspektive der in Rumänien zurückgelassenen Kinder, denen die Mutter fehlt, obwohl sie mittlerweile "aus dem Gröbsten raus" sind. Das können auch westliche Luxusartikel wie Spielekonsolen und Smartphones nicht kompensieren. Manuel steckt mitten in der Pubertät und kommt auf der, vom Geld der Mutter finanzierten Privatschule, die ihm einen Weg in eine bessere Zukunft ebnen soll, nicht gut klar und auch seiner Schwester Angelica fehlt die Mutter.

    Durch den gut verständlichen und zugleich anschaulichen und authentischen Schreibstil von Marco Balzano kann man sich sehr gut in die Gefühlswelt der Geschwister hineinversetzen und Marco Balzano ist so ein sehr wichtiger und lesenswerter Roman gelungen, der den Fokus auf die legt, die bei der Thematik der osteuropäischen Arbeitskräfte, die bei uns für einen Mindestlohn arbeiten, gern übersehen werden.

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  • 5 Sterne

    lustaufbuch, 19.09.2021

    Als Buch bewertet

    Absolute Leseempfehlung!


    Was tut man, wenn man von der eigenen Mutter und schliesslich noch vom Vater vollkommen allein zurückgelassen wird und von nun auf sich allein gestellt ist? Und was wiederum veranlasst eine Mutter die eigene Familie zurückzulassen?
    Mit genau diesen Themen beschäftigt sich "Wenn ich wiederkomme", das neue Buch von Marco Balzano.
    Vor einiger Zeit habe ich von dem Autor schon das Buch "Das Leben wartet nicht" gelesen und habe dieses auch nach etwa der Hälfte abgebrochen. Doch ich wollte dem Autor eine weitere Chance geben und ich muss sagen "Gott sei Dank!".
    Dieses Buch hat mich trotz, oder eben wegen der wenigen Erwartungen, dermassen umgehauen und bewegt.
    Marco Balzano schreibt sehr feinfühlig und es ist ein Buch, so wie es sein soll. Als Leser taucht man direkt in die Geschichte hinein und kommt nur schwer wieder heraus.
    Dabei begegnen einem ganz unterschiedliche Emotionen, wie Hass, Trauer, Freude, Schmerz und Melancholie.
    Es ist die Geschichte, die heutzutage immer noch viele Familien betrifft. Nicht hier in Deutschland, sondern in den europäischen Ländern, die nicht das Glück haben, so in Wohlstand zu leben wie wir.
    Es ist ein Roman und zugleich eine Geschichte, die wirklich bewegt, einen nicht so schnell loslässt und man gerne wieder lesen will.
    Eine ausdrückliche Buchempfehlung an alle, die einen sehr guten Roman lesen wollen, der auch nachdenklich stimmt und wunderschön geschrieben ist, um sich darin zu verlieren.

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  • 5 Sterne

    Verena W., 30.09.2021

    Als Buch bewertet

    Hoffnungen


    Er wollte eigentlich nur "die Geschichte einer Migrantin aus der heutigen Zeit erzählen" - entstanden ist ein wesentlich umfassenderer Roman. Marco Balzano schildert Danielas Aufbruch nach Mailand, um dort mit dem Verdienst aus ihrer Arbeit als Altenpflegerin ihre Familie in Rumänien zu unterstützen. Doch was empfinden ihre zurückgelassenen Kinder? Wie sieht ihr Weiterleben und das ihres Ehemannes aus? Unvorhergesehene Probleme treten auf, obwohl die Grosseltern sich nach Kräften bemühen und Angelica ihren jüngeren Bruder beschützt.
    Balzano lässt drei der betroffenen Personen zu Wort kommen. Da ist zunächst Manuels Stimme, die sehr intensiv erzählt, wie er die Trennung erlebt und wie sehr er leidet. Danielas Schilderung ihrer Zeit in Mailand und den damit verbundenen Problemen und Sehnsüchten folgt, und im Anschluss erfahren wir auch Angelicas Sicht auf die Verantwortung und die Erwartungen, denen sie selbst sich ausgesetzt sieht. Balzanos klarer Schreibstil spricht den Leser direkt an und zeichnet ein eindrückliches Bild. „Wenn ich wiederkomme“ ist ein berührender, vielschichtiger Roman, der eine exakte Recherchearbeit des Autors verrät.
    Alle drei Personen haben Hoffnungen und Träume - werden sie erfüllt? Wie hoch ist der Preis tatsächlich, den die Familie für Danielas (gut gemeinten) Entschluss, die Familie zeitweise für eine Arbeit im Ausland zu verlassen, zahlen muss?

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  • 5 Sterne

    Verena W., 30.09.2021

    Als Buch bewertet

    Hoffnungen

    Er wollte eigentlich nur "die Geschichte einer Migrantin aus der heutigen Zeit erzählen" - entstanden ist ein wesentlich umfassenderer Roman. Marco Balzano schildert Danielas Aufbruch nach Mailand, um dort mit dem Verdienst aus ihrer Arbeit als Altenpflegerin ihre Familie in Rumänien zu unterstützen. Doch was empfinden ihre zurückgelassenen Kinder? Wie sieht ihr Weiterleben und das ihres Ehemannes aus? Unvorhergesehene Probleme treten auf, obwohl die Grosseltern sich nach Kräften bemühen und Angelica ihren jüngeren Bruder beschützt.
    Balzano lässt drei der betroffenen Personen zu Wort kommen. Da ist zunächst Manuels Stimme, die sehr intensiv erzählt, wie er die Trennung erlebt und wie sehr er leidet. Danielas Schilderung ihrer Zeit in Mailand und den damit verbundenen Problemen und Sehnsüchten folgt, und im Anschluss erfahren wir auch Angelicas Sicht auf die Verantwortung und die Erwartungen, denen sie selbst sich ausgesetzt sieht. Balzanos klarer Schreibstil spricht den Leser direkt an und zeichnet ein eindrückliches Bild. „Wenn ich wiederkomme“ ist ein berührender, vielschichtiger Roman, der eine exakte Recherchearbeit des Autors verrät.
    Alle drei Personen haben Hoffnungen und Träume - werden sie erfüllt? Wie hoch ist der Preis tatsächlich, den die Familie für Danielas (gut gemeinten) Entschluss, die Familie zeitweise für eine Arbeit im Ausland zu verlassen, zahlen muss?

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  • 5 Sterne

    Xana, 13.10.2021

    Als Buch bewertet

    Aus meiner Sicht wird dieses schlichte und unscheinbare Cover dieser berührenden Geschichte nicht ganz gerecht – auch wenn das Bild der Frau die Melancholie ausstrahlt, die das Buch auch dem Leser einzupflanzen weiss.

    Wenn ich wiederkomme handelt von einer Familie, die vom Fortgang der Mutter auseinandergerüttet wird. Daniela verlässt ihre Familie, um in Italien für wenig Geld schwere Arbeit zu verrichten. Das tut sie nur, damit es ihre Kinder besser haben, doch Manuel und Angelica hat sie nicht gefragt, was für sie besser ist. Die heranwachsenden Kinder schlagen sich von nun an ohne die Mutter durchs Leben. Was es anrichtet, bekommt man als Leser von Manuel, später von Daniela und zum Schluss von Angelica erzählt.

    Die Perspektivwechsel sind sehr gut gelungen und schaffen es, die Motive der einzelnen Protagonisten klar aufzuzeigen. Es wird nicht jede Frage beantwortet, die man sich als Leser stellt, aber das ist auch nicht nötig: Der Roman schafft dennoch eindrucksvoll, verschiedene Emotionen beim Leser hervorzurufen und ihn auf diese Weise den Charakteren näher zu bringen. Die Charaktere sind authentisch gezeichnet und man kauft dem Autor jeden einzelnen von ihnen ab.

    Der Schreibstil lässt sich unkompliziert lesen, die Handlung verfliegt ebenso schnell, wie die Jahre, die Daniela fort bleibt. Insgesamt ist das ein sehr gelungenes Werk, das ich uneingeschränkt weiterempfehle.

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  • 5 Sterne

    AnnaMagareta, 31.10.2021

    Als Buch bewertet

    Eine andere Sichtweise auf die Pflegekräfte aus Osteuropa

    Marco Balzano schildert in drei Abschnitten aus drei Perspektiven die Ereignisse, wodurch die Gefühle und Gedanken von Daniela, Manuel und Angelica gut dargestellt werden. Dabei wird die Belastung der Familie sehr deutlich. Die Kinder kommen sich im Stich gelassen vor und Daniela muss schwer arbeiten. Ein schönes Leben hat keiner von ihnen. Die Lücke, die Daniela bei ihrer Familie hinterlässt, ist einfach zu gross. Daniela arbeitet hart und gerät an ihre physischen und psychischen Grenzen.

    Mit seinem Buch macht der Autor aber nicht nur auf die Situation der osteuropäischen Pflegekräfte aufmerksam, sondern auch auf die Missstände in unserer Gesellschaft, die davon profitiert. Ohne Frauen wie Daniela wäre es in vielen Familien nicht möglich, dass beide Elternteile arbeiten gehen können ,während ihre Kinder oder die eigenen Eltern gut versorgt sind.

    Mit seinem Nachwort rundet Marco Balzano seinen Roman gelungen ab. Es wird deutlich, dass Daniela und ihre Familie stellvertretend für viele Familien steht und welche Missstände in unserer Gesellschaft vorliegen. Wer beschäftigt sich schon mit den Menschen / Familien, die hinter den Pflegekräften stehen, die aus Osteuropa zu uns kommen, um unser System zu unterstützen ?
    Mich hat das Buch sehr berührt und es wird mich gedanklich auch noch eine Weile beschäftigen.

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  • 5 Sterne

    Barbara F., 21.10.2021

    Als Buch bewertet

    Der Mann schon lange arbeitslos und dem Alkohol zugeneigt, die Kinder beide schulpflichtig, das Haus noch lange nicht fertig und das Geld ständig knapp.
    Das sind unter anderem die Gründe warum Daniela, die Mutter von Angelica und Manuel, ihre Familie quasi über Nacht verlässt und mit dem Bus nach Italien fährt um dort als Pflegekraft zu arbeiten.

    In drei Abschnitten wird die Situation zuerst aus der Sicht des Jugendlichen Manuel, dann aus Sicht von Daniela selbst und im dritten Teil aus Sicht von Angelica beschrieben.

    Das Cover hat mich nicht angesprochen, die Inhaltsangabe allerdings schon und auch den Schreibstil von Marco Balzano mochte ich bereits im Vorfeld und hab dieses Buch deshalb ausgewählt.
    In gewohnter Art ist der Text flüssig geschrieben und gibt viel Gelegenheit nachzudenken und einige Dinge zu hinterfragen.

    Das Buch hat meine Denkweise sehr verändert, bisher war ich der Meinung, dass es sich bei den ausländischen Pflegekräften um alleinstehende Frauen oder Frauen mit bereits erwachsenen Kindern handelt. Ich hab mir nie Gedanken darüber gemacht, was es für die zurückgebliebene Familie heisst, wenn die Frau/Mutter wochenland im Ausland arbeitet. Und auch was es für die Pflegekräfte selbst bedeutet solange fern der Heimat zu sein.
    Mein Respekt vor dieser Arbeit hat sich mit der Lektüre dieses Buches noch vergrössert.

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  • 5 Sterne

    Bibliothekarin, 08.10.2021

    Als Buch bewertet

    Das Buch "Wenn ich wieder komme" von Marco Balzano hat mir sehr gut gefallen und mich zum Nachdenken gebracht. Die Aufmachung des Buches ist hochwertig, mit Leineneinband und Schutzumschlag. Leider fehlt ein Lesebändchen. Das Cover passt perfekt zum Inhalt des Buches.
    Erzählt wird die Geschichte von Daniela, die als Pflegekraft aus Rumänien nach Europa reist. Sie möchte ihrer Familie, insbesondere ihren beiden Kindern eine bessere Zukunft und Ausbildung bieten. Doch dafür müssen alle Familienmitglieder Entbehrungen auf sich nehmen. Durch ihre Abwesenheit zerfällt ihre Familie fast. Marco Balanzo spricht in seinem Buch ein Thema an, das kaum Beachtung findet.
    Viele Frauen aus Osteuropa verlassen ihre Familien um in West-oder Südeuropa als Pflegekraft zu arbeiten. Zurück bleiben die Familienangehörige, die mit ihren Sorgen alleine sind.
    Das Buch hat mich sehr gefesselt. Die Charaktere wurden gut herausgearbeitet, lediglich den Vater konnte ich mir nicht so gut vorstellen.
    Der Schreibstil von Marco Balanzo gefällt mir sehr gut. Trotz des ernsten Thema hatte ich Spass am Lesen und es kam keine Langeweile auf. Auch die kurzen Kapitel haben mich überzeugt.
    Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung !!
    Nach Büchern von Marco Balzano werde ich demnächst Ausschau halten, sein Buch hat mich wirklich sehr gut unterhalten.

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  • 5 Sterne

    Gabriele G., 01.10.2021

    Als Buch bewertet

    In dem Roman von Marco Balzano mit dem Titel Wenn ich wiederkomme geht es um die Geschichte einer Familie. Erzählt wird die Geschichte von 3 Personen. Jeweils aus der Sicht von dem Sohn Manuel, der Mutter Daniela und Tochter Angelika .
    Die Mutter Daniela verlässt Rumänien und ihre Familie um in Italien Geld zu verdienen. Von ihrem Mann und dem Vster ihrer Kiner ist scheinbar nicht zu erwarten , dass er Held nach Hause bringt um unter anderem den Kindern eine gute Schulausbildung zu ermöglichen. Das nicht nur der Vater unter dem Verlust seiner Frau leidet ist verständlich. Während Tochter Angelika das Leben ohne ihrer Mutter gut im Griff zu haben scheint, leidet Sohn Manuel doch mehr unter dem Verlust. In Abständen kommt Daniela Heim zu ihrer Familie. Und dann verschwindet auch noch der Vater .....
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Schnell war ich gefesselt und konnte das Buch schwer aus der Hand legen. Ein kleines Buch vollgepackt mit spürbaren Emotionen, wie Verzweiflung, Trauer und viel mehr. Vor allem mit Liebe .ich kann das Buch nur weiterempfehlen, absolut lesenswert.

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  • 5 Sterne

    Katrin E., 08.10.2021

    Als Buch bewertet

    Berührend

    Bei dem Buch ist mir zuerst das Cover aufgefallen. Dieser Lichtkegel, der zu der Frau geht. Sie kurz streift und sonst doch im Dunklem lässt. Wer ist sie und was ist wohl ihre Geschichte? Ihre Geschichte ist traurig und berührend. Sie dreht sich darum, wie weit eine Mutter geht um ihren Kindern etwas besseres geben zu können. Doch ist das das Beste? Oder sollte sie doch lieber bei ihren Kindern sein?

    Wir begleiten verschiedene Perspektiven und Gedanken. Ich finde es immer spannend, wenn Bücher nicht nur eine Sichtweise erzählen, sondern wir mehrere bekommen. So kann man sich als Leser ein viel besseres Bild machen und einige Vorkommnisse objektiver betrachten. Ich hätte es nur ein bisschen angenehmer gefunden, wenn die Kapitel mit den Namen überschrieben gewesen wären. Sodass man nicht 2, 3 Sätze braucht um zu wissen bei wem man gerade ist.

    Doch sonst ist es für mich ein sehr gutes Buch. Ich habe zudem auch einiges über die Gastarbeiter "lernen" können bzw. mich danach noch etwas mehr mit dem Thema auseinander gesetzt.

    5 Sterne von mir!

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  • 5 Sterne

    iur83, 27.09.2021

    Als Buch bewertet

    Das Cover finde ich sehr schön und passt auch zu dem Inhalt.

    Ich finde das Thema der Geschichte ist hier wunderbar erzählt.

    Daniela arbeitet in Mailand, um ihrer Familie ein gutes Leben zu ermöglichen.
    Allerdings passiert ihrem Sohn dann etwas, was sie völlig aus der Bahn wirft.
    Sie denkt über sich und das weitere Leben nach.
    Auch mit ihrem Mann scheint es nicht mehr zu klappen.
    Welche Zukunft für alle Beteiligten erwartet, muss man dann aber doch selbst lesen.

    Der Schreibstil ist super umgesetzt. Es hat mir sehr gut gefallen, auch die Kapitel wurden kurz gehalten, sodass man schnell voran kommt.

    Es wird aus der Sicht von Manuel (Daniela's Sohn), Daniela selbst und auch Angelica (Daniela's Tochter) erzählt.

    Mich hat das Buch emotional gefesselt und ich war richtig drin. Innerhalb weniger Tage habe ich es verschlungen.
    Auch interessant finde ich, wie ein Autor so derartig grandios Gefühle eine Mutter wiedergeben kann.

    Von diesem Autor werde ich mir noch weitere Bücher ansehen.

    Eine klare Leseempfehlung!

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  • 4 Sterne

    Igela, 05.10.2021

    Als Buch bewertet

    Daniela arbeitet als Pflegekraft bei dem unter Demenz leidenden Giovanni in Mailand. Dafür hat sie in Rumänien ihren Mann und Kinder allein gelassen. Vor allem dem achtjährigen Manuel fällt der Abschied von seiner Mutter schwer. Er hat plötzlich Probleme in der Schule und gerät in falsche Kreise. Dabei hat Daniela die Familie verlassen, damit es ihre Kinder einmal besser haben. Durch ihren Lohn sollen Angelica und Manuel ein sorgenfreies Leben haben und eine gute Ausbildung machen.





    Marco Balzano arbeitet ein Thema auf, das auch im realen Leben an Brisanz einiges bietet. Frauen, die aus Osteuropa stammen und als Pflegekräfte überall in der westlichen Welt alte Menschen betreuen. Dies meist ohne festen Vertrag und damit ohne Krankenversicherung oder Erwerbsersatz. Harte Arbeit für einen Lohn, für die keine einheimische Pflegekraft gefunden werden könnte. Meist sind diese Frauen 6 Tage die Woche, Tag und Nacht für den Patienten verantwortlich und leben auch direkt mit ihm zusammen. Von Ausbeutung zu sprechen, liegt hier nahe. Dieser Aspekt nimmt einen grossen Teil der Geschichte ein und hat mich schockiert. Vor allem, weil bekannt ist, dass viele osteuropäische Frauen genau so arbeiten. Zwar hat der Autor darauf verzichtet, detailliert die harte Arbeit zu schildern. Als Leser kann man sich jedoch zusammenreimen, wie belastend die Arbeit und vor allem die Isolation für die Frauen ist.



    Weniger hat mir der Einstieg in die Geschichte gefallen. Dort steht Manuel im Mittelpunkt, mit dem ich meine liebe Mühe hatte. Denn Manuel ist verwöhnt, fordert unentwegt, gerät in falsche Kreise, experimentiert mit Drogen und will das Gymnasium abbrechen. Dies klischeehaft unter dem Deckmäntelchen „verlassenes Kind“. Es kommt, wie es kommen muss. Manuel geschieht etwas, was seine Mutter zurück nach Rumänien fahren lässt. Von da an begleitet sie ihr schlechtes Gewissen, ihre Kinder im Stich gelassen zu haben. Was ihr auch Tochter Angelica konstant unter die Nase reibt. Mir hat Daniela unendlich leidgetan. Da verlässt sie ihr gewohntes Leben, arbeitet unter fast unmenschlichen Bedingungen, setzt ihre Ehe aufs Spiel, um ihren Kindern ein Studium zu ermöglichen. Die Kinder jedoch honorieren dies überhaupt nicht, sondern verurteilen ihre Mutter und benehmen sich wie verzogene Gören.



    Der Autor hat die Geschichte als Erzählung gestaltet, die direkte Rede wurde sehr rar eingesetzt. Dadurch wirkte die Geschichte auf mich emotionslos. Zwar spürt man zwischen den Zeilen, was eine Figur fühlt und wie es ihr geht. Ab und zu hätte ich mir jedoch eine tiefer gehende Regung oder einen emotional geführten Dialog gewünscht. Der Schreibstil ist einfach gehalten und ausdrucksstark. Das Buch ist in drei Teile gegliedert. In je einem Teil erfährt man die Sicht von Manuel, Daniela und Angelica, was die Geschichte einerseits vielseitig macht und andererseits zeigt, wie unterschiedlich die einzelnen Figuren mit dem grossen Einschnitt im Familienleben umgehen.

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  • 5 Sterne

    brauneye29, 07.10.2021

    Als eBook bewertet

    Zum Inhalt:
    Daniela aus Rumänien ist mit ihrer Situation nicht zufrieden. Ihr Mann hilft ihr kaum, sie hat zwei heranwachsenden Kinder und einen wenig tollen Job. Deshalb verlässt sie eines Tages Rumänien um ihren Lieben ein besseres Leben zu ermöglichen. Der Roman befasst sich einerseits mit dem Leben von Daniela, auf der anderen Seite aber auch den zurück gebliebenen.
    Meine Meinung:
    Das ist mal wieder so ein grossartiges Buch, die man meist nur bei diesem Verlag findet. Dieses Mal aber auch mit einem grossen Autorennamen. Das Buch, die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt die Zerrissenheit aller Beteiligten, einerseits der fort gegangenen aber auch den zurück gebliebenen. Aber es bietet auch viel Einblick in die Gefühlswelt der Menschen um Daniela herum. Es ist mit sehr viel Gefühl und Herzlichkeit geschrieben und bietet tiefe Einblicke in die Seelen der Protagonisten. einfach ein tolles Buch.
    Fazit:
    Absolute Leseempfehlung

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  • 4 Sterne

    hiclaire, 28.12.2021

    Als Buch bewertet

    Für seinen neuen Roman wählt Marco Balzano ein schon seit langem aktuelles Thema, über das ich bisher noch nichts in Romanform gelesen habe. Stellvertretend für viele osteuropäische Frauen ist es hier Daniela, die ihre Familie über Nacht verlässt, weil sie keinen anderen Ausweg sieht ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Vielleicht wäre es gerade für die Kinder leichter zu ertragen gewesen, hätten sie vorher in der Familie darüber gesprochen und die Entscheidung gemeinsam getroffen. Aber so ist es nicht gelaufen und am härtesten trifft es ihren Sohn. Nacheinander verlieren Danielas Kinder ihre Bezugspersonen, fühlen sich im Stich gelassen. Die ältere Schwester Angelica kommt besser damit zurecht als ihr zwölfjähriger Bruder Manuel, der zunehmend den Halt verliert. So oder so ähnlich läuft es auch in anderen, vergleichbaren Familien, das schimmert durch. Doch die Geschichte bleibt eng an dem Schicksal von Danielas und ihrer Kinder, aus deren jeweiliger Perspektive die drei Teile erzählt werden.
    Obwohl mir die Figuren nicht nah gekommen und mir auch ihre Denk- und Handlungsweisen oft fremd geblieben sind, hat mich dieses Buch tief berührt. Weil es eindringlich erzählt wird, für meinen Geschmack manchmal etwas zu eindringlich und emotional, aber in erster Linie weil es so erschreckend aktuell ist. Und weil man bzw. ich mir bisher noch kaum Gedanken gemacht habe, welches Leid dahinterstehen kann, wenn es heisst „wir haben jetzt eine Polin…“ (die Nationalität nur als Beispiel). Sicher muss es nicht immer so dramatisch laufen wie in dieser Geschichte, aber es fühlt sich durchaus authentisch an.
    Hat es mir gefallen? Ich fand es beklemmend. So viele negative Gefühle und Bitterkeit, gerade zwischen Mutter und Tochter, die Familie und deren Zusammenhalt zerstört, jeder von jedem enttäuscht – nicht leicht zu lesen (trotz flüssiger Erzählweise), trotzdem bin ich froh es gelesen zu haben, aus den oben genannten Gründen.
    Marco Balzano hat intensiv recherchiert und viele Interviews mit Betroffenen geführt, erklärt er im Nachwort. Herausgekommen ist ein eindringlicher Roman, der sich in erster Linie auf emotionaler Ebene mit der Problematik befasst und nichts beschönigt. „Das Leben in der Fremde bricht auch dem Stärksten das Rückgrat“ heisst es an einer Stelle im Buch. Dafür gibt es sogar einen Namen – die Italienkrankheit. Und weiter im Nachwort: „Den ausgewanderten Frauen gelingt es zwar meist, die wirtschaftliche Lage der Familie zu verbessern, doch der Preis, den sie auf emotionaler Ebene zahlen, ist hoch: weil das Fortgehen die eigene Identität verändert und vor allem weil es Mütter und Kinder einander entfremdet.“ Gut, dass diesem Thema Aufmerksamkeit gewidmet wurde.

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  • 4 Sterne

    Jill W., 13.11.2021

    Als Buch bewertet

    Als ich die ersten Zeilen von Marco Balzanos Familiendrama "Wenn ich wiederkomme" gelesen habe, kamen meine Gedanken bereits ins Stocken. "Du hättest eigentlich gar nicht geboren werden dürfen". Der Satz, den eine Mutter vielleicht manchmal denkt, zu schwierigen Zeiten, wenn das ganze Alltagsgerüst über einem zusammenbricht und man am liebsten den Tag unter eine Decke verkrochen verbringen will. Dieser Satz ausgesprochen jedoch, in das Gesicht eben jener Kinder, der ist unwiderruflich und so mächtig in seinen Folgen, wie der Schmetterlingsflügelschlag, der einen Orkan auslöst. Unabsehbare Konsequenzen der Macht unserer Worte, die wir in Momenten, in denen wir nicht bei uns selbst sind, hinaus in die Welt schicken und nicht mehr einzufangen vermögen.

    Daniela lebt in einer rumänischen Stadt am Existenzminimum zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern. Wie viele träumt sie von einem besseren Leben für ihre Kinder und schlussendlich auch sich selbst, also sucht sie das Glück in Mailand. Die Arbeit ist beschwerlich und sie vermisst ihr Leben und vor allem ihre Kinder. Als ihr Sohn einen schwerwiegenden Unfall erleidet, sieht sie sich gezwungen, der Wahrheit ins Auge zu blicken, denn Glück bedeutet nicht nur ein gewisser Wohlstand, sondern Glück bedeutet auch Zeit.

    Der Stil ist nahezu erschreckend leicht, was in Kontrast zur schweren Thematik steht. Das erzeugt jedoch eine gewisse objektive Gleichgültigkeit auf die subjektive Sicht auf die Dinge, die dem Leser aus allen Perspektiven entgegenschallt. Egal, wie intensiv die Gedanken sind, der Leser kratzt durch die Wechsel immer nur an der Oberfläche und so fühlte ich mich über weite Strecken versunken im Sumpf der ungehörten Gedanken und verborgenen Emotionen. Vor allem die Wechsel der Protagonisten hat mir sehr gut gefallen, dabei bleibt die Erzählsicht spannend und fesselnd. Viele wunderbare Metaphern und visuelle Momente erzeugen nahezu einen Klang in meinem Kopf, wie eine Sinfonie der Sinnlosigkeit der Situation. Die Protagonisten sind dabei gut skizziert, nicht zu komplex dargestellt und bleiben doch mysteriös. Es fühlt sich an wie eine Begegnung auf der Strasse, die auf einen Kaffee reicht, einige Gespräche und die dich dann auf unbestimmte Zeit in die Nacht entlässt. Eine Empfehlung für alle, die vielschichtige Romane schätzen, die mehr über die "Italienkrankheit" erfahren möchten und die viel aus einer Geschichte mitnehmen können, die dich mit Fragezeichen im Kopf in den Alltag entlässt.

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  • 4 Sterne

    schokoflocke, 21.10.2021

    Als Buch bewertet

    Die Verlassenen

    " Leben in der Ferne bricht auch dem Stärksten das Rückgrad. "

    Seit über einem Jahr haben Daniel und ihr Ehemann keine Arbeit, deswegen steckt die Familie in finanziellen Schwierigkeiten. Um ihren Kindern ein besseres Leben bitten zu können verlässt Daniela Rumänien und geht nach Mailand um dort als Altenpflegerin zu arbeiten. Sie erhofft sich in kurzer Zeit viel Geld verdienen zu können damit ihre Familie in der Zukunft gut versorgt ist. Da sie berfürchtet, ihr Ehemann hätte was dagegen, sagt Daniela der Familie nichts und verlässt das Haus heimlich. Sie versucht es in einem Brief alles zu erklären und hofft, dass die Kinder es verstehen würden, schliesslich macht sie das für sie. Die Realität sieht aber anders aus... Während Daniela in Italien schwer schufftet, an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommt und fast ganzes Geld nach Hause schickt, fühlt sich die Familie verraten und verlassen.
    "Jetzt sah man selbst über das Handydisplay nur noch die Enttäuschung im Gesicht des anderen ."
    Danielas Ehemann macht sich anfangs mit dem Geld das Leben schön, dann verlässt er die Familie. Die Kinder sind auf die Mutter wütend und geben ihr die Schuld, verlangen zwar Geschenke und Geld, emotional entfernen sich aber immer mehr von einander.
    "Sie klang müde, hatte tiefblaue Ränder unter den Augen, doch ich sagte nichts dazu, weil man auf einem Display nie die Wahrheit erkennt. "
    Es ist eine moderne und sehr realistische Familiengeschichte, die Marco Balzano in seinem neuem Buch erzählt. Das Thema ist ein grundliegendes Problem unserer Zeit - was tun, wenn man keine Möglichkeit hat in eigenem Land genug zu verdienen um die Familie zu versorgen ? Ohne Geld kann man nicht Leben, aber kein Geld der Welt gibt Geborgenheit oder ersätz die Elternliebe und Nähe...Ich finde es ist wichtig auf dieses Thema aufmerksam zu machen und ich hab das Buch gerne gelesen, allerdings wirklich bewegt hat es mich nicht. Das liegt einerseits wahrscheinlich daran, dass ich persönlich viele Menschen kenne die so ähnlich wie Daniels leben und die Geschichte war für mich nicht wirklich neu. Andererseits hab ich von dem Autor doch bisschen mehr erwartet. Der Schreibstil ist nüchtern und distanziert und ich hab die lieterarische Raffinesse vermisst , für die ich den Autor so schätze. Aber auch wenn das nicht unbedingt das beste Buch von Balzano ist, lesenswert fand ich die Geschichte trotzdem, weil das Thema wichtig und aktuell ist.

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  • 4 Sterne

    MeinSohnPrinzAndreas, 03.11.2021

    Als Buch bewertet

    Wie tausende andere Frauen auch, verlässt Manuels Mutter ihr Heimatland Rumänien, verlässt ihre Familie, um im Westen Geld zu verdienen. Und so arbeitet sie in Mailand, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und schickt den Grossteil ihres Gehalts in die Heimat zurück. Zwar sind ihre beiden Kinder gut mit Geld versorgt, doch wachsen sie ohne ihre Mutter auf und langsam aber sicher beginnt der Familienzusammenhalt zu bröckeln. Und auch die Mutter vermisst ihre Kinder immer mehr, doch scheint es in Rumänien keine Alternative zu geben.

    Ich war wirklich gespannt auf das Buch, da ich immer wieder durchaus positive Meinungen zu Marco Balzano gehört habe, vor allem aber, da mich die Brennpunktthematik sehr ansprach. Pflegekräfte aus Osteuropa, die Stützen des Mittel- und Westeuropäischen Rentensystems und deren körperliche und geistige Ausbeutung ist ein Thema, das mich zwar brennend interessiert, mit dem ich mich leider aber noch nicht so intensiv beschäftigt habe, wie ich es gerne wollen würde. Jedenfalls erhoffte ich mir durch dieses Buch einen tieferen Einblick. Diesen bekam ich dann auch, grösstenteils in für mich zufriedenstellendem Ausmass. Zwar haben wir drei unterschiedliche Perspektiven, die Mutter, den Sohn und die erwachsene Tochter, doch der Fokus liegt definitiv auf den Auswirkungen dieser Wanderarbeit auf die Psyche und das Schicksal der Zurückgeblieben. Zwar wird das, was die Arbeit mit der Mutter psychisch macht, auch sehr genau beschreiben, allerdings hatte ich mir auch erhofft, auch ein wenig mehr über die Hintergründe und Abläufe, wie beispielsweise Bezahlung oder etwaige Probleme mit den Behörden, gewünscht. Der Punkt, der mich leider am meisten enttäuscht hat, ist die fehlende literarische Tiefe des Buches. Sprachlich hat mich das Buch trotz der drei verschiedenen Perspektiven ziemlich kalt gelassen. Der Schreibstil hat sich für mich kalt und abweisend angefühlt, hat bei mir beim Lesen kein angenehmes Gefühl erzeugen können. Und so konnten mich die Protagonist:innen trotz der genauen Beschreibung ihrer Gedanken und Gefühle nicht mitreissen. Zwar scheint das Buch direkt dafür gemacht zu sein, voller Empathie mit diesen mit zu fiebern, doch bei mir blieb es leider aus, dass ich auf dieser persönlichen und emotionalen Ebene abgeholt werde.

    Letztendlich ist das Buch thematisch von enormer Bedeutung und trotzdem, dass es mehr literarische Tiefe vertragen hätte, immer noch sehr lesenswert.

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