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  • 5 Sterne

    12 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Barbara T., 05.09.2021

    Ein Pageturner, so schön wie das wahre Leben

    Als kleines Mädchen hörte Anna begeistert ihrem Vater zu, der wunderschöne Märchen erzählen konnte. Besonders die Geschichte über ein armes Waisenmädchen, das dank einer silbernen Spinne zwischen dem Sonnen- und dem Mondjüngling wählen dürfte, hat Anna und ihren Schwestern sehr gefallen.

    Aber in ihrer grossbürgerlichen Welt galten andere Gesetze, die nichts mit den schönen Märchen gemeinsam hatten. So heiratet Anna den Mann, der für sie ausgewählt wurde und später, als ihr geliebter Sohn Heinrich sich in ein armes Mädchen Marie verliebt hatte, wurde diese Beziehung weder von Anna noch von der übrigen Familie akzeptiert.

    In dem Roman „Wellenflug“ erzählt Constanze Neumann über die beiden Frauen: Anna und Marie, deren Schicksale durch die Liebe zu Heinrich miteinander verbunden waren. Obwohl Marie als Heinrichs Frau von Anna missachtet wurde, steht sie das ganze Leben ihrem geliebten Mann zur Seite und kämpft um ihre Liebe.

    Aber dieser Roman ist viel mehr als die Geschichte einer nicht standesgemässen Beziehung. Die Autorin erzählt hier über das Schicksal einer angesehenen wohlhabenden jüdischen Familie vom Ende des neunzehnten Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Genauso wie die damaligen Zeiten ist das Schicksal der Familie voller Veränderungen, Höhen und Tiefen, Glücks und Katastrophen, der Unruhe, des ständigen Wechsels.

    Sehr bewegend ist diese Geschichte. Besonders das Leben von Marie, das zuerst wie ein Märchen beginnt und später viel von der herzensguten Frau verlangt, hat mich sehr berührt. Den Teil des Buches, der ihre und ihrer kleinen Familie Geschichte erzählt, habe ich in einem Rutsch ausgelesen.

    Der Roman über Annas und Maries Leben ist auch grösstenteils die wahre Familiengeschichte der Buchautorin. Vieles davon ist wirklich passiert; es gibt zahlreiche Dokumente darüber.

    Mit ihrer bildhaften Erzählweise konnte die Autorin mich auf eine emotionale Reise in die jüngste Vergangenheit ihrer Familie mitnehmen. Ich bin in diese spannende, authentisch wirkende Geschichte vollkommen eingetaucht und musste später noch lange über das Gelesene nachdenken.

    „Wellenflug“ ist ein lesenswerter Roman, hochinteressant und so schön, wie das wahre Leben selbst.

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  • 5 Sterne

    11 von 14 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Christine K., 01.09.2021

    Absolut ergreifend und grossartig geschrieben

    Constanze Neumann lässt in ihrem Buch „Wellenflug“ die Geschichte ihrer eigenen deutsch-jüdischen Familie wieder aufleben. Es beginnt mit Anna im Jahre 1864. Sie wächst als zweitälteste Tochter eines erfolgreichen Tuchhändlers in Leipzig auf und wird als erwachsene Frau in die gerade entstehende Weltstadt Berlin ziehen. Dort wird sie gut verheiratet und gründet eine kinderreiche Familie. Einer der Söhne allerdings schlägt aus der Art. Er verspielt Unsummen und heiratet am Ende die nicht standesgemässe Marie. Die beiden wandern nach Amerika aus und versuchen dort ihr Glück. Um Marie und ihr Leben bis 1957 geht es dann im zweiten Teil des Buches.

    Die Autorin spannt hier einen grossen zeitlichen Bogen von fast hundert Jahren und beschreibt hier wirklich grossartig die Lebenswege zweier Frauen. Zweier Frauen, die zwar zu einer Familie gehören, sich aber nie persönlich begegnen.

    Die Autorin hat es mir ihrer bildhaften Sprache geschafft, mich in die damalige Zeit zu versetzen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und es ist für mich am Ende tatsächlich ein Jahreshighlight geworden. Ich habe parallel immer wieder Bilder im Internet dazu recherchiert, um noch tiefer in die Geschichte eintauchen zu können. Ein grossartiges und ergreifendes Buch.

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  • 5 Sterne

    20 von 23 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ursula U., 01.09.2021

    Der erste Teil dieses Romans berichtet über das Leben Anna Reichenbachs. Sie heiratet den jüngsten Sohn eines Textilhändlers und bekommt bald ihre Tochter Gertrud. Nur 3 Monate nach der Geburt stirbt ihr Mann und sie geht eine zweite Ehe mit dem älteren Bruder Julius ein. Sie führt ein herrschaftliches Haus, es gibt viele Empfänge, auch wenn bereits Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts ihr jüdischer Glaube bei einigen Menschen zu Ausgrenzung führt. Auch als sie zum evangelischen Glauben konvertieren ändert sich nichts. Sie bekommt weitere Kinder, wobei Heinrich, ihr ältester Sohn, ihr Liebling ist. Er gerät jedoch nicht nach Wunsch, seine Zeit verbringt er in Spielsalons und mit immer wechselnder Damenbegleitung in Etablissements und Varietes. Dort trifft er auf die Garderobiere Marie.
    Im zweiten Teil geht es um das Leben Maries und Heinrichs, Marie, die aus sehr einfachen Verhältnisse stammt, wird von Anna nicht empfangen, nicht als Schwiegertochter anerkannt. Um Heinrichs Spielsucht in den Griff zu bekommen wird er zu Geschäftsfreunden nach New York geschickt. Er träumt immer von einer Rückkehr nach Berlin und als dann der erste Weltkrieg ausbricht, kehrt er als Soldat zurück. Eine Rückkehr in die USA bleibt ihm danach verwehrt.
    Hoch interessant erzählt Constanze Neumann ihre eigene Familiengeschichte, Lücken in den Aufzeichnungen ihrer Vorfahren wird durch literarische Freiheit ergänzt. Gute 100 Jahre umfasst die Handlung, vom Aufstieg der Kaufmannsfamilie bis zu der Judenverfolgung. Besonders die Lebensgeschichte Maries hat mich stark gefesselt.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 20.09.2021 bei bewertet

    Familiengeschichte und Zeitroman

    Constanze Neumann hat mit „ Wellenflug“ einen Roman geschrieben, der sich eng an ihre eigene Familiengeschichte anlehnt. Sie konnte sich dabei auf verschiedene Quellen stützen, so z.B. eine 1936 aufgeschriebene Familien- und Firmenchronik, Briefe und andere Dokumente. Mit viel schriftstellerischer Phantasie füllte sie die Leerstellen, erweckte die historischen Figuren zum Leben.
    Im Zentrum ihres Romans stehen zwei starke Frauen - Anna und Marie.
    Anna ist die Tochter eines jüdischen Tuchhändlers. Ihr Vater, Isidor Eisner, hat es aus dem jüdischen Schtetl in Oberschlesien bis nach Leipzig geschafft. Er möchte, sehr zum Leidwesen seiner Frau, nichts mehr von seiner Vergangenheit wissen, will mit der neuen Zeit gehen. Sein Tuchhandel entwickelt sich prächtig und er kann Verbindungen knüpfen zur wohlhabenden Industriellenfamilie Reichenheim in Berlin. Anna, die sich schon früh für das Geschäft ihres Vaters interessiert- mehr als ihre Brüder- lernt dadurch Adolph Reichenheim kennen. Die beiden heiraten, doch bald steht Anna da als Witwe mit einer kleinen Tochter. Es folgt kurz darauf die Heirat mit Julius, dem älteren Bruder ihres verstorbenen Mannes. Das Paar bekommt zahlreiche Kinder und Anna hat ihre Rolle gefunden, als Vorstand einer grossbürgerlichen Familie, als angesehene Frau in der Berliner Gesellschaft. Um endgültig die jüdische Vergangenheit hinter sich zu lassen, konvertiert das Ehepaar.
    Anna setzt grosse Hoffnungen in ihren erstgeborenen Sohn Heinrich. Doch der enttäuscht sie schwer. Heinrich fehlt jeglicher Ehrgeiz, er ist ruhelos und unbeständig und hat eine fatale Neigung zum Glücksspiel. Dann verliebt er sich zu allem Übel in Marie, eine Gardarobiere im Varieté. Seine Mutter ist entsetzt und versucht mit allen Mitteln, das Verhältnis zu unterbinden. Und als alles nichts hilft, bricht sie rigoros jede Verbindung zu ihrem Sohn und der unerwünschten Schwiegertochter ab.
    Heinrich und Marie wandern in die USA aus, bauen sich dort eine Existenz auf und knüpfen Freundschaften. Doch als der Erste Weltkrieg ausbricht, entwickelt Heinrich nationale Gefühle und meldet sich freiwillig. Für Marie bedeutet das Jahre des Bangens und Wartens. Nach Ende des Krieges zieht es Heinrich zurück in die alte Heimat. Eine fatale Entscheidung! Marie wird zu ihrem Mann stehen, auch in schwersten Zeiten und Anna bleibt unversöhnlich bis zu ihrem Tod im Jahr 1932.
    Constanze Neumann hat ihren Roman in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil über Anna umfasst die Jahre 1864 bis 1905, der zweite Teil über Marie die Jahre 1905 bis 1957.
    Dabei arbeitet sie den gesellschaftlichen Hintergrund ihrer Figuren sehr genau aus. Anna kommt aus gutem Hause und schafft es durch Heirat ins Grossbürgertum aufzusteigen. Sie ist selbstbewusst und zielstrebig und achtet auf Regeln und Konventionen. Hat sie anfangs noch die Sympathie des Lesers, so ändert sich das im Verlauf der Lektüre. Schicksalsschläge lassen sie hart werden, vor allem gegenüber ihrem Sohn und dessen Frau.
    Marie dagegen entstammt ärmlichen Verhältnissen. Sie liess ihr Heimatdorf und ihre verhärmte Mutter hinter sich, um in der Grossstadt Berlin Geld zu verdienen. Anfangs mag sie kaum glauben, dass der junge Mann aus reichem Hause sie zur Frau nehmen will. Doch bald zeigen sich die Schattenseiten ihres Mannes. Sie hält trotzdem zu ihm, gibt ihm Kraft und Halt. Auch in den Zeiten, als Heinrich als Jude diskriminiert und verfolgt wird.
    Beide Frauen aber, sind trotz ihrer Stärke, abhängig von den Männern in ihrem Umfeld. Auch das zeigt dieser Roman.
    „Wellenflug“- der Titel geht auf das gleichnamige Karussell im Dresden der Zwanziger Jahre zurück und steht als Metapher für das Auf und Ab im Leben der beiden Hauptfiguren.
    Neben der spannenden Familiengeschichte zeichnet der Roman auch 150 Jahre Zeitgeschichte nach. Vom Berlin der Gründerjahre über den Ersten Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise bis zur Nazi - Herrschaft; von Schlesien nach Berlin bis in die USA und wieder zurück.
    Constanze Neumann hat gründlich recherchiert und schafft ein lebendiges Bild dieser Zeit. Dabei gelingen ihr glaubhafte Figuren, die nachvollziehbar eine Entwicklung durchlaufen. Einfühlsam und ohne Kitsch erzählt sie die bewegende Geschichte ihrer eigenen Familie.
    „ Wellenflug“ ist ein spannender und unterhaltsamer Zeit- und Generationenroman, den ich sehr gerne empfehle.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Maria B., 16.10.2021 bei bewertet

    Zwei Frauen, zwei Epochen

    Marie sind ihrer Schwiegermutter nie begegnet, weil sie keine standesgemässe Frau für Annas Sohn Heinrich ist. Zudem stammt sie aus ärmlichen Verhältnissen. Heinrich kann mit dem Geld seiner reichen Familie nicht umgehen, er spielt und hat viele Frauen. Als er verarmt und von den Seinen verstossen wird, hält Marie als einzige zu ihrem Mann. Nach dem ersten Weltkrieg und der Weltwirtschaftskrise breitet sich der Nationalismus in Deutschland aus. Als Heinrichs jüdische Verwandtschaft flieht, bleibt Marie an seiner Seite und gibt ihm Halt.
    Constanze Neumann versteht es, ein Bild der jeweiligen Zeiten, Orte und Milieus herzustellen, sodass die verschiedenen Handlungsweisen verständlich werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass es genauso hätte sein können und dass es ähnliche Schicksale durchaus gegeben hat. Der Schreibstil ist flüssig und elegant, Neumann hält die Spannung bis zum Schluss.
    Es gibt einige sympathische Figuren, vor allem Susanne und Marie, die nicht in den Konventionen verhaftet bleiben, sondern zu helfen und zu vermitteln versuchen.
    Der Titel „Wellenflug“ scheint mir jedoch gesucht. Auf Seite 260 wird er in den Text eingebaut, wo Neumann das Karussell auf dem Rummelplatz als Vergleich zum Leben heranzieht. Das scheint mir ein bisschen wenig Bezug zu sein.
    Das Foto auf dem Cover ist passend zur damaligen Zeit, allerdings wirkt es leblos und eher langweilig. Da hätte ich mir etwas Farbigeres gewünscht.
    Insgesamt ein interessantes Zeitbild über mehrere Jahrzehnte, verkörpert durch zwei Frauen unterschiedlicher Herkunft.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 24.09.2021 bei bewertet

    Familiengeschichte und Zeitroman

    Constanze Neumann hat mit „ Wellenflug“ einen Roman geschrieben, der sich eng an ihre eigene Familiengeschichte anlehnt. Sie konnte sich dabei auf verschiedene Quellen stützen, so z.B. eine 1936 aufgeschriebene Familien- und Firmenchronik, Briefe und andere Dokumente. Mit viel schriftstellerischer Phantasie füllte sie die Leerstellen, erweckte die historischen Figuren zum Leben.
    Im Zentrum ihres Romans stehen zwei starke Frauen - Anna und Marie.
    Anna ist die Tochter eines jüdischen Tuchhändlers. Ihr Vater, Isidor Eisner, hat es aus dem jüdischen Schtetl in Oberschlesien bis nach Leipzig geschafft. Er möchte, sehr zum Leidwesen seiner Frau, nichts mehr von seiner Vergangenheit wissen, will mit der neuen Zeit gehen. Sein Tuchhandel entwickelt sich prächtig und er kann Verbindungen knüpfen zur wohlhabenden Industriellenfamilie Reichenheim in Berlin. Anna, die sich schon früh für das Geschäft ihres Vaters interessiert- mehr als ihre Brüder- lernt dadurch Adolph Reichenheim kennen. Die beiden heiraten, doch bald steht Anna da als Witwe mit einer kleinen Tochter. Es folgt kurz darauf die Heirat mit Julius, dem älteren Bruder ihres verstorbenen Mannes. Das Paar bekommt zahlreiche Kinder und Anna hat ihre Rolle gefunden, als Vorstand einer grossbürgerlichen Familie, als angesehene Frau in der Berliner Gesellschaft. Um endgültig die jüdische Vergangenheit hinter sich zu lassen, konvertiert das Ehepaar.
    Anna setzt grosse Hoffnungen in ihren erstgeborenen Sohn Heinrich. Doch der enttäuscht sie schwer. Heinrich fehlt jeglicher Ehrgeiz, er ist ruhelos und unbeständig und hat eine fatale Neigung zum Glücksspiel. Dann verliebt er sich zu allem Übel in Marie, eine Gardarobiere im Varieté. Seine Mutter ist entsetzt und versucht mit allen Mitteln, das Verhältnis zu unterbinden. Und als alles nichts hilft, bricht sie rigoros jede Verbindung zu ihrem Sohn und der unerwünschten Schwiegertochter ab.
    Heinrich und Marie wandern in die USA aus, bauen sich dort eine Existenz auf und knüpfen Freundschaften. Doch als der Erste Weltkrieg ausbricht, entwickelt Heinrich nationale Gefühle und meldet sich freiwillig. Für Marie bedeutet das Jahre des Bangens und Wartens. Nach Ende des Krieges zieht es Heinrich zurück in die alte Heimat. Eine fatale Entscheidung! Marie wird zu ihrem Mann stehen, auch in schwersten Zeiten und Anna bleibt unversöhnlich bis zu ihrem Tod im Jahr 1932.
    Constanze Neumann hat ihren Roman in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil über Anna umfasst die Jahre 1864 bis 1905, der zweite Teil über Marie die Jahre 1905 bis 1957.
    Dabei arbeitet sie den gesellschaftlichen Hintergrund ihrer Figuren sehr genau aus. Anna kommt aus gutem Hause und schafft es durch Heirat ins Grossbürgertum aufzusteigen. Sie ist selbstbewusst und zielstrebig und achtet auf Regeln und Konventionen. Hat sie anfangs noch die Sympathie des Lesers, so ändert sich das im Verlauf der Lektüre. Schicksalsschläge lassen sie hart werden, vor allem gegenüber ihrem Sohn und dessen Frau.
    Marie dagegen entstammt ärmlichen Verhältnissen. Sie liess ihr Heimatdorf und ihre verhärmte Mutter hinter sich, um in der Grossstadt Berlin Geld zu verdienen. Anfangs mag sie kaum glauben, dass der junge Mann aus reichem Hause sie zur Frau nehmen will. Doch bald zeigen sich die Schattenseiten ihres Mannes. Sie hält trotzdem zu ihm, gibt ihm Kraft und Halt. Auch in den Zeiten, als Heinrich als Jude diskriminiert und verfolgt wird.
    Beide Frauen aber, sind trotz ihrer Stärke, abhängig von den Männern in ihrem Umfeld. Auch das zeigt dieser Roman.
    „Wellenflug“- der Titel geht auf das gleichnamige Karussell im Dresden der Zwanziger Jahre zurück und steht als Metapher für das Auf und Ab im Leben der beiden Hauptfiguren.
    Neben der spannenden Familiengeschichte zeichnet der Roman auch 150 Jahre Zeitgeschichte nach. Vom Berlin der Gründerjahre über den Ersten Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise bis zur Nazi - Herrschaft; von Schlesien nach Berlin bis in die USA und wieder zurück.
    Constanze Neumann hat gründlich recherchiert und schafft ein lebendiges Bild dieser Zeit. Dabei gelingen ihr glaubhafte Figuren, die nachvollziehbar eine Entwicklung durchlaufen. Einfühlsam und ohne Kitsch erzählt sie die bewegende Geschichte ihrer eigenen Familie.
    „ Wellenflug“ ist ein spannender und unterhaltsamer Zeit- und Generationenroman, den ich sehr gerne empfehle.

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  • 5 Sterne

    4 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 08.09.2021

    "Das Herz kennt Gründe, die der Verstand nicht begreift." (Blaise Pascal)
    Anna wächst behütet in einer jüdischen Familie auf und wurde dem damaligen Rollenbild entsprechend so erzogen, dass sie ihre Bestimmung als Ehefrau und Mutter sieht. Sie heiratet betuchten Adolph Reichenheim, der allerdings früh verstirbt und Anna als junge Witwe mit einer kleinen Tochter zurücklässt. Als ihr Adolphs Bruder Julius einen Antrag macht, stimmt sie zu und gründet mit ihm eine grosse Familie. Ihr ältester Sohn Heinrich, 1881 geboren, ist Annas Sorgenkind, denn er schert sich weder um jüdische Traditionen noch Standesdünkel, sondern erforscht lieber das Berliner Nachtleben, lebt ohne grosse Ambitionen in den Tag hinein und ehelicht dann auch noch mit Marie eine Frau, die Anna von vornherein ablehnt, da sie der unteren Gesellschaftsschicht entstammt. Heinrich ist in der Familie nicht länger willkommen und wandert mit Marie in die USA aus. Doch der Erste Weltkrieg bringt sie zurück nach Deutschland, wenn auch nicht zurück in die Familie. Bis zu Annas Tod 1932 gibt es keine Aussöhnung mit ihrem Sohn. Als die Nationalsozialisten immer mehr an Macht gewinnen, versuchen Heinrichs Geschwister ihre Familien und ihr Leben zu retten, während Heinrich selbst mit Marie in Deutschland bleibt…
    Constanze Neumann hat mit „Wellenflug“ einen berührenden und spannenden Roman vorgelegt, der nicht nur auf realen Personen und Ereignissen beruht, sondern auch zwei Frauen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten gegenüberstellt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil stellt den Leser sowohl an die Seite von Anna als auch an die von Marie, um das Leben beider Frauen genau kennenzulernen. Gleichzeitig lässt die Autorin mit ihrer akribischen Recherche aus alten Briefen, Dokumenten und der eigenen Familienchronik den historischen Hintergrund der Vergangenheit wunderbar miteinfliessen, so dass die Geschichte wie ein wahres Zeitdokument der damaligen Ereignisse wirkt. Anna entstammt einer gutsituierten Familie, hat ein enges Verhältnis zum Vater, während die Mutter eher streng ist. Erst mit dem einen, dann mit dem anderen Sohn der Reichenbachs verheiratet, ist es Anna vor allem wichtig, jenes von der Gesellschaft von ihr erwartete Bild zu erfüllen. Sie muss einige Schicksalsschläge verkraften, verliert aber mit ihnen auch ihre Leichtigkeit, während die Härte wächst. Marie dagegen stammt aus ärmlichen Verhältnissen, musste sich immer durchkämpfen und so einiges durchleben. Heinrich, der sich als Lebemann und Filou entpuppt, hat gerade mit Marie eine wunderbare Wahl getroffen, denn sie unterstützt ihn in jeder Weise, liebt ihn und gibt ihm vor allem immer Kraft. In der Beziehung ist sie der Fels in der Brandung. Der Autorin ist die Darstellung der Gegensätze zwischen den beiden Frauen hervorragend gelungen. Beide lieben den gleichen Mann, die eine als Mutter, die andere als Ehefrau, doch ist die Mutter so sehr im gesellschaftlichen Denken verhaftet, dass sie mit dem Sohn bricht, weil er ihren Wünschen nicht nachkommt und dieser Bruch niemals gekittet wird, bevor die Mutter stirbt. Die historischen Ereignisse wie Weltwirtschaftskrise, vor allem aber der Nationalsozialismus mit seiner Judenfeindlichkeit und den immer schärferen Restriktionen und Bestrafungen, geben der Handlung einen Rahmen, der sowohl düster als auch atmosphärisch dicht ist.
    Die Charaktere sind authentisch und lebendig gezeichnet, geben dem Leser das Gefühl, sie zu kennen, der unsichtbar in ihren Spuren wandelt, um die Ereignisse aus erster Hand mitzuerleben. Als junge Frau ist Anna fröhlich und unbeschwert, doch je älter sie wird, umso unterkühlter, herrischer und unnachgiebiger wirkt sie. Marie ist trotz vieler Schicksalsschläge eine mutige, starke und kämpferische Frau, die nie aufgibt und alle Kräfte mobilisiert, die sie hat. Heinrich ist ein Mann ohne Rückgrat und Ambitionen, der sich lieber dem Spiel hingibt. Erst später reift er mit Maries Hilfe charakterlich heran.
    „Wellenflug“ ist ein tiefgründiger Roman, der die Familiengeschichte der Autorin auf eindrucksvolle Weise abbildet und gleichzeitig eine Gesellschaftsstudie vor historischen Hintergrund präsentiert. Absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Renate D., 21.10.2021

    Eine Jahrhundert Geschichte
    Das Buch WELLENFLUG von CONSTANZE NEUMANN handelt von 2 Frauen und ein Mann der von beiden Frauen sehr geliebt wird und dies über ein ganzes Jahrhundert.
    Im ersten Teil des Buches geht es um die reiche Jüdin Anna Reichenheim, Tochter eines wohlhabenden Tuchhändlers. Die Familie wohnt in Berlin. Im Haus geht es sehr beherrscht und kühl zu. Das Ansehen der Familie ist sehr wichtig. Der erstgeborene Sohn, von der Mutter sehr geliebt verliebt sich in die ärmliche Marie. Das gefällt Anna überhaupt nicht. Die beiden gehen in die USA und leben dort glücklich bis zum ersten Weltkrieg. Noch vor Beginn des zweiten Weltkriegs stirbt Anna, nichtsahnend, was geschehen wird.
    Das Buch hat den Fokus auf 100 Jahre Familiengeschichte, bzw Familientragödie. Die Liebe zweier Frauen zu einem Mann steht absolut im Vordergrund.
    Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt, im ersten geht es etwas steif und kühl zu, der zweite ist herzlicher und wärmer, so wie auch die beiden Frauen sind. Aber in keinem Teil des Buches war es für mich weniger attraktiv. Ich war von der ersten Seite an interessiert dabei. Dieses Buch ist sehr empfehlenswert und verdient 5 von 5 Sternen.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    HK., 09.09.2021

    „Ein ständiges Auf und Ab im Leben“
    Anna Reichenheim wächst zusammen mit ihren Brüdern als wohlbehütete Tochter eines jüdischen Tuchhändler auf . Im Gegensatz zu ihren Brüdern liebt sie es wenn der Vater sie ins Kontor mitnimmt und ihr alles über die Stoffherstellung erzählt . Anna würde nur zu gerne in die Fussstapfen des Vaters treten und später einmal die Fabrik übernehmen. Leider zu der Zeit kein Thema für eine Frau. Den Part wird wohl später einmal ihr Ehemann übernehmen , während ihre Rolle klar definiert in der Führung des Haushalt, sowie bei der Erziehung der Kinder liegt .

    Als 1881 Sohn Heinrich zur Welt kommt , setzt Anna grosse Hoffnung in ihren Erstgeborenen. Er soll einmal die Firma in ihrem Sinne weiterführen . Doch Heinrich kümmert sich nicht um die Wünsche und Erwartungen, die seine Mutter in ihn gesetzt hat . Er lebt sein Leben als gäbe es kein Morgen und kein Limit beim Geld ausgeben. Bald kennt man ihn in jeder Bar und jeden Spielkasino der Umgebung ian dessen Spieltischen er sein Erbe mit den Damen der Gesellschaft verprasst.

    Heinrich erliegt trotz elterlicher Repressalien den Verlockungen des Berliner Nachtleben und lernt die Garderobiere Marie kennen. Er verliebt sich auf den ersten Blick in die couragierte junge Frau , die selbst für ihren Lebensunterhalt aufkommt. Im Gegensatz zu seiner Mutter, die Marie nicht akzeptieren kann und will , ist Heinrich beeindruckt von ihr.

    Ohne die Zustimmung seiner Eltern heiraten Heinrich und Marie und suchen in Amerika ihr Glück , bis der erste Weltkrieg die Männer der deutschen Kolonie am Eriesee , zu den Waffen ruft .

    Marie folgt ihrem Mann trotz reiflicher Überlegung nach Deutschland aber Anna Reichenheim schliesst beide weiterhin aus der Familie aus . Sie will nichts mit Marie zu tun haben ist regelrecht verbiestert wegen ihr , ohne auch nur einmal Heinrichs Frau kennengelernt oder mit ihr gesprochen zu haben. Selbst die Schatten der Weltwirtschaftskrise und der aufkommende Nationalsozialismus mit seinen verheerenden Folgen für Heinrichs fast mittellose Familie , erreichen nicht das versteinertes Herz von Anna Reichenheim. 1932 stirbt sie , ohne sich mit ihrem Sohn versöhnt zu haben . Während Annas Kinder aus Deutschland vor den Nationalsozialisten fliehen oder vertrieben werden , bleiben Heinrich und Marie mittellos zurück in Deutschland . Wieder einmal mehr ist es Marie , die ihn stützt und der Familie das Überleben sichert .



    Constanze Neumann hat mit ihrem Roman „Wellenflug“ ein beeindruckendes , sowie opulentes Porträt ihrer Familie aufgezeichnet.

    Auf der Suche nach ihrer Geschichte begegneten ihr viele Bilder und Chroniken, die sie Peux a peux zu ihrer eigenen, berührenden Familiengeschichte führen.

    Feinfühlig erzählt sie im ersten Teil das Schicksal von Anna Reichenheim ,

    die von 1864 - 1905 mit straffen Zügeln das Schicksal der Familie lenkt .

    Von 1905 - 1957 führen die Erzählungen zu Marie Reichenheim, einer eindrucksvollen jungen Frau , die trotz aller Anstrengungen und Stärke die sie zeigte, um die Familie zu schützen,nie die Anerkennung bekommen hat , die ihr eigentlich zugestanden hätte . Mit Marie habe ich so einige Male gelitten . Sie war für mich diejenige, welche die Familiengeschichte durch die Zeit getragen und geprägt hat . Eine grossartige Persönlichkeit.

    Die Autorin brauchte für diese Geschichte nicht nach den passenden Protagonisten oder ihren Charakteren zu suchen . Dies hatte das reale Leben schon vorab für sie erledigt . Constanze Neumann hat der Geschichte ihrer Familie mit den Protagonisten von Anna und Marie einen wunderbaren, bildlichen Rahmen gegeben . Einfühlsam, leise und doch sehr eindrucksvoll führt sie ihre Leser mitten rein in das Leben ihrer sehr bildlichen dargestellten Protagonisten , die sich schnell in mein Leserherz eingeschlichen und deren Geschichten mich begeistert haben .

    Zwei starke Frauen , zwei verschiedene Leben reich an Liebe und auch an Verlust, verbunden in einer Familie , in einem Jahrhundert voller Extreme .

    Wenn es noch einen bildlich dargestellten Stammbaum zu der Familie gegeben hätte , wäre sie für mich perfekt verarbeitet , zu einem wunderbaren, aussergewöhnlich schönen Roman .



    Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung und gute



    5 Sterne *****

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 24.09.2021

    Familiengeschichte und Zeitroman

    Constanze Neumann hat mit „ Wellenflug“ einen Roman geschrieben, der sich eng an ihre eigene Familiengeschichte anlehnt. Sie konnte sich dabei auf verschiedene Quellen stützen, so z.B. eine 1936 aufgeschriebene Familien- und Firmenchronik, Briefe und andere Dokumente. Mit viel schriftstellerischer Phantasie füllte sie die Leerstellen, erweckte die historischen Figuren zum Leben.
    Im Zentrum ihres Romans stehen zwei starke Frauen - Anna und Marie.
    Anna ist die Tochter eines jüdischen Tuchhändlers. Ihr Vater, Isidor Eisner, hat es aus dem jüdischen Schtetl in Oberschlesien bis nach Leipzig geschafft. Er möchte, sehr zum Leidwesen seiner Frau, nichts mehr von seiner Vergangenheit wissen, will mit der neuen Zeit gehen. Sein Tuchhandel entwickelt sich prächtig und er kann Verbindungen knüpfen zur wohlhabenden Industriellenfamilie Reichenheim in Berlin. Anna, die sich schon früh für das Geschäft ihres Vaters interessiert- mehr als ihre Brüder- lernt dadurch Adolph Reichenheim kennen. Die beiden heiraten, doch bald steht Anna da als Witwe mit einer kleinen Tochter. Es folgt kurz darauf die Heirat mit Julius, dem älteren Bruder ihres verstorbenen Mannes. Das Paar bekommt zahlreiche Kinder und Anna hat ihre Rolle gefunden, als Vorstand einer grossbürgerlichen Familie, als angesehene Frau in der Berliner Gesellschaft. Um endgültig die jüdische Vergangenheit hinter sich zu lassen, konvertiert das Ehepaar.
    Anna setzt grosse Hoffnungen in ihren erstgeborenen Sohn Heinrich. Doch der enttäuscht sie schwer. Heinrich fehlt jeglicher Ehrgeiz, er ist ruhelos und unbeständig und hat eine fatale Neigung zum Glücksspiel. Dann verliebt er sich zu allem Übel in Marie, eine Gardarobiere im Varieté. Seine Mutter ist entsetzt und versucht mit allen Mitteln, das Verhältnis zu unterbinden. Und als alles nichts hilft, bricht sie rigoros jede Verbindung zu ihrem Sohn und der unerwünschten Schwiegertochter ab.
    Heinrich und Marie wandern in die USA aus, bauen sich dort eine Existenz auf und knüpfen Freundschaften. Doch als der Erste Weltkrieg ausbricht, entwickelt Heinrich nationale Gefühle und meldet sich freiwillig. Für Marie bedeutet das Jahre des Bangens und Wartens. Nach Ende des Krieges zieht es Heinrich zurück in die alte Heimat. Eine fatale Entscheidung! Marie wird zu ihrem Mann stehen, auch in schwersten Zeiten und Anna bleibt unversöhnlich bis zu ihrem Tod im Jahr 1932.
    Constanze Neumann hat ihren Roman in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil über Anna umfasst die Jahre 1864 bis 1905, der zweite Teil über Marie die Jahre 1905 bis 1957.
    Dabei arbeitet sie den gesellschaftlichen Hintergrund ihrer Figuren sehr genau aus. Anna kommt aus gutem Hause und schafft es durch Heirat ins Grossbürgertum aufzusteigen. Sie ist selbstbewusst und zielstrebig und achtet auf Regeln und Konventionen. Hat sie anfangs noch die Sympathie des Lesers, so ändert sich das im Verlauf der Lektüre. Schicksalsschläge lassen sie hart werden, vor allem gegenüber ihrem Sohn und dessen Frau.
    Marie dagegen entstammt ärmlichen Verhältnissen. Sie liess ihr Heimatdorf und ihre verhärmte Mutter hinter sich, um in der Grossstadt Berlin Geld zu verdienen. Anfangs mag sie kaum glauben, dass der junge Mann aus reichem Hause sie zur Frau nehmen will. Doch bald zeigen sich die Schattenseiten ihres Mannes. Sie hält trotzdem zu ihm, gibt ihm Kraft und Halt. Auch in den Zeiten, als Heinrich als Jude diskriminiert und verfolgt wird.
    Beide Frauen aber, sind trotz ihrer Stärke, abhängig von den Männern in ihrem Umfeld. Auch das zeigt dieser Roman.
    „Wellenflug“- der Titel geht auf das gleichnamige Karussell im Dresden der Zwanziger Jahre zurück und steht als Metapher für das Auf und Ab im Leben der beiden Hauptfiguren.
    Neben der spannenden Familiengeschichte zeichnet der Roman auch 150 Jahre Zeitgeschichte nach. Vom Berlin der Gründerjahre über den Ersten Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise bis zur Nazi - Herrschaft; von Schlesien nach Berlin bis in die USA und wieder zurück.
    Constanze Neumann hat gründlich recherchiert und schafft ein lebendiges Bild dieser Zeit. Dabei gelingen ihr glaubhafte Figuren, die nachvollziehbar eine Entwicklung durchlaufen. Einfühlsam und ohne Kitsch erzählt sie die bewegende Geschichte ihrer eigenen Familie.
    „ Wellenflug“ ist ein spannender und unterhaltsamer Zeit- und Generationenroman, den ich sehr gerne empfehle.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Island, 26.09.2021

    Constanze Neumanns Roman "Wellenflug" basiert auf der Geschichte ihrer eigenen Vorfahren, beginnend vor etwa 150 Jahren, als der jüdische Stoffhändler Isidor Eisner, Sohn eines armen Bäckers, aus Oberschlesien nach Leipzig kommt und dort mit seiner ebenfalls aus seiner Heimat stammenden jungen Frau eine Familie gründet. Seine Geschäfte entwickeln sich sehr gut und er möchte möglichst wenig mit seiner Herkunft und auch seiner jüdischen Religion zu tun haben. Langfristig zieht es ihn auch in die grosse Stadt Berlin, weshalb er geschäftliche und private Beziehungen dorthin knüpft und seine Tochter Anna auch mit dem Sohn des Berliner Industriellen Louis Reichenheim verheiratet.

    Anna, die gerne den grossbürgerlichen Haushalt führt und später auch deren (ungeliebte) Schwiegertochter Marie stehen im Mittelpunkt der weiteren Handlung. Marie, ist ein ganz anderer Typ als ihre Schwiegermutter und kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Dennoch oder gerade deswegen verliebt sich Annas ältester Sohn Heinrich, der selbst einen recht unkonventionellen Lebenswandel pflegt, in sie, was dessen Familie nicht gut heisst und ihn quasi verstösst.

    In beide Frauen kann man sich, trotz aller Unterschiede, gut hineinversetzen. Anna musste schon früh einige schwere Schicksalsschläge verkraften und ist geprägt durch ihren Vater, dem der gesellschaftliche Aufstieg so wichtig war, da kann man nachvollziehen, dass sie für ihren Sohn nur das Beste möchte und ihr Marie daher als nicht standesgemäss erscheint. Marie wirkt zunächst noch recht naiv, das wandelt sich aber im Verlauf der Geschichte. Auf jeden Fall wirken beide Frauen sehr authentisch und die Höhen und Tiefen in ihrem Leben werden sehr eindrucksvoll dargestellt.

    Der Schreibstil der Autorin ist gut lesbar, anfangs hatte ich nur leichte Probleme, bei all den Namen noch durchzublicken, zumal es dazwischen auch noch Rückblicke gab. Man merkt auch, dass Constanze Neumann sehr sorgfältig recherchiert hat, was die historischen Hintergründe und die Familiengeschichte angeht, für diesen, ihr persönlich sehr wichtigen Roman.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 30.11.2021 bei bewertet

    Anna wird als Tochter eines Tuchhändlers geboren. Sie heiratet, wie es ihre Eltern von ihr erwarten, einen vermögenden Mann aus angesehener jüdischer Familie. Da ihr Mann bald verstirbt, heiratet sie den Bruder. Heinrich, ihr Erstgeborener, bereitet Probleme, denn er schert sich nicht um Konventionen, geniesst das Leben in vollen Zügen und verliebt sich in Marie, die nicht standesgemäss ist. Heinrich geht nach Amerika und holt seine Marie nach. Doch der 1. Weltkrieg bricht aus und Heinrich muss zurück. Marie wird aber von seiner Familie nicht akzeptiert. Anna stirbt 1932 und erlebt nicht mehr mit, was dann über Deutschland hereinbricht.
    Constanze Neumann erzählt in ihrem Roman die Geschichte zweier sehr unterschiedlicher Frauen, die ihrer Urgrossmutter Anna und ihrer Grossmutter Marie.
    Anna ist eine Frau ihrer Zeit und ihres Standes. Ihr Leben ist vorgezeichnet und sie stellt das nicht in Frage, sondern lebt es nach den Konventionen, die von ihr erwartet werden. Als ihr Sohn sein Leben so ganz anders gestaltet, als sie es von ihm erwartet, verstösst sie ihn und verträgt sich auch bis zu ihrem Tod nicht mehr mit ihm. Marie verliert durch Heinrich ihren Job als Garderobiere. Sie folgt ihm und versucht das Beste aus ihrem Leben zu machen. Doch sie ist nicht standesgemäss und das lässt sie Heinrichs Familie auch spüren, als sie nach Deutschland zurückkehren. Die Charaktere sind authentisch und vielschichtig beschrieben. In Marie konnte ich mich gut hineinversetzen, dagegen habe ich Annas Handlungen nicht immer nachvollziehen können.
    Es ist eine interessante Familiengeschichte, die auch die düsteren Zeiten des Nationalsozialismus gut darstellt. Ein lesenswerter Roman!

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  • 5 Sterne

    Ruth L., 27.09.2021

    Familiengeschichte und Zeitroman
    Constanze Neumann hat mit „ Wellenflug“ einen Roman geschrieben, der sich eng an ihre eigene Familiengeschichte anlehnt. Sie konnte sich dabei auf verschiedene Quellen stützen, so z.B. eine 1936 aufgeschriebene Familien- und Firmenchronik, Briefe und andere Dokumente. Mit viel schriftstellerischer Phantasie füllte sie die Leerstellen, erweckte die historischen Figuren zum Leben.
    Im Zentrum ihres Romans stehen zwei starke Frauen - Anna und Marie.
    Anna ist die Tochter eines jüdischen Tuchhändlers. Ihr Vater, Isidor Eisner, hat es aus dem jüdischen Schtetl in Oberschlesien bis nach Leipzig geschafft. Er möchte, sehr zum Leidwesen seiner Frau, nichts mehr von seiner Vergangenheit wissen, will mit der neuen Zeit gehen. Sein Tuchhandel entwickelt sich prächtig und er kann Verbindungen knüpfen zur wohlhabenden Industriellenfamilie Reichenheim in Berlin. Anna, die sich schon früh für das Geschäft ihres Vaters interessiert- mehr als ihre Brüder- lernt dadurch Adolph Reichenheim kennen. Die beiden heiraten, doch bald steht Anna da als Witwe mit einer kleinen Tochter. Es folgt kurz darauf die Heirat mit Julius, dem älteren Bruder ihres verstorbenen Mannes. Das Paar bekommt zahlreiche Kinder und Anna hat ihre Rolle gefunden, als Vorstand einer grossbürgerlichen Familie, als angesehene Frau in der Berliner Gesellschaft. Um endgültig die jüdische Vergangenheit hinter sich zu lassen, konvertiert das Ehepaar.
    Anna setzt grosse Hoffnungen in ihren erstgeborenen Sohn Heinrich. Doch der enttäuscht sie schwer. Heinrich fehlt jeglicher Ehrgeiz, er ist ruhelos und unbeständig und hat eine fatale Neigung zum Glücksspiel. Dann verliebt er sich zu allem Übel in Marie, eine Gardarobiere im Varieté. Seine Mutter ist entsetzt und versucht mit allen Mitteln, das Verhältnis zu unterbinden. Und als alles nichts hilft, bricht sie rigoros jede Verbindung zu ihrem Sohn und der unerwünschten Schwiegertochter ab.
    Heinrich und Marie wandern in die USA aus, bauen sich dort eine Existenz auf und knüpfen Freundschaften. Doch als der Erste Weltkrieg ausbricht, entwickelt Heinrich nationale Gefühle und meldet sich freiwillig. Für Marie bedeutet das Jahre des Bangens und Wartens. Nach Ende des Krieges zieht es Heinrich zurück in die alte Heimat. Eine fatale Entscheidung! Marie wird zu ihrem Mann stehen, auch in schwersten Zeiten und Anna bleibt unversöhnlich bis zu ihrem Tod im Jahr 1932.
    Constanze Neumann hat ihren Roman in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil über Anna umfasst die Jahre 1864 bis 1905, der zweite Teil über Marie die Jahre 1905 bis 1957.
    Dabei arbeitet sie den gesellschaftlichen Hintergrund ihrer Figuren sehr genau aus. Anna kommt aus gutem Hause und schafft es durch Heirat ins Grossbürgertum aufzusteigen. Sie ist selbstbewusst und zielstrebig und achtet auf Regeln und Konventionen. Hat sie anfangs noch die Sympathie des Lesers, so ändert sich das im Verlauf der Lektüre. Schicksalsschläge lassen sie hart werden, vor allem gegenüber ihrem Sohn und dessen Frau.
    Marie dagegen entstammt ärmlichen Verhältnissen. Sie liess ihr Heimatdorf und ihre verhärmte Mutter hinter sich, um in der Grossstadt Berlin Geld zu verdienen. Anfangs mag sie kaum glauben, dass der junge Mann aus reichem Hause sie zur Frau nehmen will. Doch bald zeigen sich die Schattenseiten ihres Mannes. Sie hält trotzdem zu ihm, gibt ihm Kraft und Halt. Auch in den Zeiten, als Heinrich als Jude diskriminiert und verfolgt wird.
    Beide Frauen aber, sind trotz ihrer Stärke, abhängig von den Männern in ihrem Umfeld. Auch das zeigt dieser Roman.
    „Wellenflug“- der Titel geht auf das gleichnamige Karussell im Dresden der Zwanziger Jahre zurück und steht als Metapher für das Auf und Ab im Leben der beiden Hauptfiguren.
    Neben der spannenden Familiengeschichte zeichnet der Roman auch 150 Jahre Zeitgeschichte nach. Vom Berlin der Gründerjahre über den Ersten Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise bis zur Nazi - Herrschaft; von Schlesien nach Berlin bis in die USA und wieder zurück.
    Constanze Neumann hat gründlich recherchiert und schafft ein lebendiges Bild dieser Zeit. Dabei gelingen ihr glaubhafte Figuren, die nachvollziehbar eine Entwicklung durchlaufen. Einfühlsam und ohne Kitsch erzählt sie die bewegende Geschichte ihrer eigenen Familie.
    „ Wellenflug“ ist ein spannender und unterhaltsamer Zeit- und Generationenroman, den ich sehr gerne empfehle.

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  • 5 Sterne

    Ruth L., 22.09.2021

    Familiengeschichte und Zeitroman
    Constanze Neumann hat mit „ Wellenflug“ einen Roman geschrieben, der sich eng an ihre eigene Familiengeschichte anlehnt. Sie konnte sich dabei auf verschiedene Quellen stützen, so z.B. eine 1936 aufgeschriebene Familien- und Firmenchronik, Briefe und andere Dokumente. Mit viel schriftstellerischer Phantasie füllte sie die Leerstellen, erweckte die historischen Figuren zum Leben.
    Im Zentrum ihres Romans stehen zwei starke Frauen - Anna und Marie.
    Anna ist die Tochter eines jüdischen Tuchhändlers. Ihr Vater, Isidor Eisner, hat es aus dem jüdischen Schtetl in Oberschlesien bis nach Leipzig geschafft. Er möchte, sehr zum Leidwesen seiner Frau, nichts mehr von seiner Vergangenheit wissen, will mit der neuen Zeit gehen. Sein Tuchhandel entwickelt sich prächtig und er kann Verbindungen knüpfen zur wohlhabenden Industriellenfamilie Reichenheim in Berlin. Anna, die sich schon früh für das Geschäft ihres Vaters interessiert- mehr als ihre Brüder- lernt dadurch Adolph Reichenheim kennen. Die beiden heiraten, doch bald steht Anna da als Witwe mit einer kleinen Tochter. Es folgt kurz darauf die Heirat mit Julius, dem älteren Bruder ihres verstorbenen Mannes. Das Paar bekommt zahlreiche Kinder und Anna hat ihre Rolle gefunden, als Vorstand einer grossbürgerlichen Familie, als angesehene Frau in der Berliner Gesellschaft. Um endgültig die jüdische Vergangenheit hinter sich zu lassen, konvertiert das Ehepaar.
    Anna setzt grosse Hoffnungen in ihren erstgeborenen Sohn Heinrich. Doch der enttäuscht sie schwer. Heinrich fehlt jeglicher Ehrgeiz, er ist ruhelos und unbeständig und hat eine fatale Neigung zum Glücksspiel. Dann verliebt er sich zu allem Übel in Marie, eine Gardarobiere im Varieté. Seine Mutter ist entsetzt und versucht mit allen Mitteln, das Verhältnis zu unterbinden. Und als alles nichts hilft, bricht sie rigoros jede Verbindung zu ihrem Sohn und der unerwünschten Schwiegertochter ab.
    Heinrich und Marie wandern in die USA aus, bauen sich dort eine Existenz auf und knüpfen Freundschaften. Doch als der Erste Weltkrieg ausbricht, entwickelt Heinrich nationale Gefühle und meldet sich freiwillig. Für Marie bedeutet das Jahre des Bangens und Wartens. Nach Ende des Krieges zieht es Heinrich zurück in die alte Heimat. Eine fatale Entscheidung! Marie wird zu ihrem Mann stehen, auch in schwersten Zeiten und Anna bleibt unversöhnlich bis zu ihrem Tod im Jahr 1932.
    Constanze Neumann hat ihren Roman in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil über Anna umfasst die Jahre 1864 bis 1905, der zweite Teil über Marie die Jahre 1905 bis 1957.
    Dabei arbeitet sie den gesellschaftlichen Hintergrund ihrer Figuren sehr genau aus. Anna kommt aus gutem Hause und schafft es durch Heirat ins Grossbürgertum aufzusteigen. Sie ist selbstbewusst und zielstrebig und achtet auf Regeln und Konventionen. Hat sie anfangs noch die Sympathie des Lesers, so ändert sich das im Verlauf der Lektüre. Schicksalsschläge lassen sie hart werden, vor allem gegenüber ihrem Sohn und dessen Frau.
    Marie dagegen entstammt ärmlichen Verhältnissen. Sie liess ihr Heimatdorf und ihre verhärmte Mutter hinter sich, um in der Grossstadt Berlin Geld zu verdienen. Anfangs mag sie kaum glauben, dass der junge Mann aus reichem Hause sie zur Frau nehmen will. Doch bald zeigen sich die Schattenseiten ihres Mannes. Sie hält trotzdem zu ihm, gibt ihm Kraft und Halt. Auch in den Zeiten, als Heinrich als Jude diskriminiert und verfolgt wird.
    Beide Frauen aber, sind trotz ihrer Stärke, abhängig von den Männern in ihrem Umfeld. Auch das zeigt dieser Roman.
    „Wellenflug“- der Titel geht auf das gleichnamige Karussell im Dresden der Zwanziger Jahre zurück und steht als Metapher für das Auf und Ab im Leben der beiden Hauptfiguren.
    Neben der spannenden Familiengeschichte zeichnet der Roman auch 150 Jahre Zeitgeschichte nach. Vom Berlin der Gründerjahre über den Ersten Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise bis zur Nazi - Herrschaft; von Schlesien nach Berlin bis in die USA und wieder zurück.
    Constanze Neumann hat gründlich recherchiert und schafft ein lebendiges Bild dieser Zeit. Dabei gelingen ihr glaubhafte Figuren, die nachvollziehbar eine Entwicklung durchlaufen. Einfühlsam und ohne Kitsch erzählt sie die bewegende Geschichte ihrer eigenen Familie.
    „ Wellenflug“ ist ein spannender und unterhaltsamer Zeit- und Generationenroman, den ich sehr gerne empfehle.

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  • 5 Sterne

    Ruth L., 22.09.2021 bei bewertet

    Familiengeschichte und Zeitroman
    Constanze Neumann hat mit „ Wellenflug“ einen Roman geschrieben, der sich eng an ihre eigene Familiengeschichte anlehnt. Sie konnte sich dabei auf verschiedene Quellen stützen, so z.B. eine 1936 aufgeschriebene Familien- und Firmenchronik, Briefe und andere Dokumente. Mit viel schriftstellerischer Phantasie füllte sie die Leerstellen, erweckte die historischen Figuren zum Leben.
    Im Zentrum ihres Romans stehen zwei starke Frauen - Anna und Marie.
    Anna ist die Tochter eines jüdischen Tuchhändlers. Ihr Vater, Isidor Eisner, hat es aus dem jüdischen Schtetl in Oberschlesien bis nach Leipzig geschafft. Er möchte, sehr zum Leidwesen seiner Frau, nichts mehr von seiner Vergangenheit wissen, will mit der neuen Zeit gehen. Sein Tuchhandel entwickelt sich prächtig und er kann Verbindungen knüpfen zur wohlhabenden Industriellenfamilie Reichenheim in Berlin. Anna, die sich schon früh für das Geschäft ihres Vaters interessiert- mehr als ihre Brüder- lernt dadurch Adolph Reichenheim kennen. Die beiden heiraten, doch bald steht Anna da als Witwe mit einer kleinen Tochter. Es folgt kurz darauf die Heirat mit Julius, dem älteren Bruder ihres verstorbenen Mannes. Das Paar bekommt zahlreiche Kinder und Anna hat ihre Rolle gefunden, als Vorstand einer grossbürgerlichen Familie, als angesehene Frau in der Berliner Gesellschaft. Um endgültig die jüdische Vergangenheit hinter sich zu lassen, konvertiert das Ehepaar.
    Anna setzt grosse Hoffnungen in ihren erstgeborenen Sohn Heinrich. Doch der enttäuscht sie schwer. Heinrich fehlt jeglicher Ehrgeiz, er ist ruhelos und unbeständig und hat eine fatale Neigung zum Glücksspiel. Dann verliebt er sich zu allem Übel in Marie, eine Gardarobiere im Varieté. Seine Mutter ist entsetzt und versucht mit allen Mitteln, das Verhältnis zu unterbinden. Und als alles nichts hilft, bricht sie rigoros jede Verbindung zu ihrem Sohn und der unerwünschten Schwiegertochter ab.
    Heinrich und Marie wandern in die USA aus, bauen sich dort eine Existenz auf und knüpfen Freundschaften. Doch als der Erste Weltkrieg ausbricht, entwickelt Heinrich nationale Gefühle und meldet sich freiwillig. Für Marie bedeutet das Jahre des Bangens und Wartens. Nach Ende des Krieges zieht es Heinrich zurück in die alte Heimat. Eine fatale Entscheidung! Marie wird zu ihrem Mann stehen, auch in schwersten Zeiten und Anna bleibt unversöhnlich bis zu ihrem Tod im Jahr 1932.
    Constanze Neumann hat ihren Roman in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil über Anna umfasst die Jahre 1864 bis 1905, der zweite Teil über Marie die Jahre 1905 bis 1957.
    Dabei arbeitet sie den gesellschaftlichen Hintergrund ihrer Figuren sehr genau aus. Anna kommt aus gutem Hause und schafft es durch Heirat ins Grossbürgertum aufzusteigen. Sie ist selbstbewusst und zielstrebig und achtet auf Regeln und Konventionen. Hat sie anfangs noch die Sympathie des Lesers, so ändert sich das im Verlauf der Lektüre. Schicksalsschläge lassen sie hart werden, vor allem gegenüber ihrem Sohn und dessen Frau.
    Marie dagegen entstammt ärmlichen Verhältnissen. Sie liess ihr Heimatdorf und ihre verhärmte Mutter hinter sich, um in der Grossstadt Berlin Geld zu verdienen. Anfangs mag sie kaum glauben, dass der junge Mann aus reichem Hause sie zur Frau nehmen will. Doch bald zeigen sich die Schattenseiten ihres Mannes. Sie hält trotzdem zu ihm, gibt ihm Kraft und Halt. Auch in den Zeiten, als Heinrich als Jude diskriminiert und verfolgt wird.
    Beide Frauen aber, sind trotz ihrer Stärke, abhängig von den Männern in ihrem Umfeld. Auch das zeigt dieser Roman.
    „Wellenflug“- der Titel geht auf das gleichnamige Karussell im Dresden der Zwanziger Jahre zurück und steht als Metapher für das Auf und Ab im Leben der beiden Hauptfiguren.
    Neben der spannenden Familiengeschichte zeichnet der Roman auch 150 Jahre Zeitgeschichte nach. Vom Berlin der Gründerjahre über den Ersten Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise bis zur Nazi - Herrschaft; von Schlesien nach Berlin bis in die USA und wieder zurück.
    Constanze Neumann hat gründlich recherchiert und schafft ein lebendiges Bild dieser Zeit. Dabei gelingen ihr glaubhafte Figuren, die nachvollziehbar eine Entwicklung durchlaufen. Einfühlsam und ohne Kitsch erzählt sie die bewegende Geschichte ihrer eigenen Familie.
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    Ruth L., 27.09.2021 bei bewertet

    Familiengeschichte und Zeitroman
    Constanze Neumann hat mit „ Wellenflug“ einen Roman geschrieben, der sich eng an ihre eigene Familiengeschichte anlehnt. Sie konnte sich dabei auf verschiedene Quellen stützen, so z.B. eine 1936 aufgeschriebene Familien- und Firmenchronik, Briefe und andere Dokumente. Mit viel schriftstellerischer Phantasie füllte sie die Leerstellen, erweckte die historischen Figuren zum Leben.
    Im Zentrum ihres Romans stehen zwei starke Frauen - Anna und Marie.
    Anna ist die Tochter eines jüdischen Tuchhändlers. Ihr Vater, Isidor Eisner, hat es aus dem jüdischen Schtetl in Oberschlesien bis nach Leipzig geschafft. Er möchte, sehr zum Leidwesen seiner Frau, nichts mehr von seiner Vergangenheit wissen, will mit der neuen Zeit gehen. Sein Tuchhandel entwickelt sich prächtig und er kann Verbindungen knüpfen zur wohlhabenden Industriellenfamilie Reichenheim in Berlin. Anna, die sich schon früh für das Geschäft ihres Vaters interessiert- mehr als ihre Brüder- lernt dadurch Adolph Reichenheim kennen. Die beiden heiraten, doch bald steht Anna da als Witwe mit einer kleinen Tochter. Es folgt kurz darauf die Heirat mit Julius, dem älteren Bruder ihres verstorbenen Mannes. Das Paar bekommt zahlreiche Kinder und Anna hat ihre Rolle gefunden, als Vorstand einer grossbürgerlichen Familie, als angesehene Frau in der Berliner Gesellschaft. Um endgültig die jüdische Vergangenheit hinter sich zu lassen, konvertiert das Ehepaar.
    Anna setzt grosse Hoffnungen in ihren erstgeborenen Sohn Heinrich. Doch der enttäuscht sie schwer. Heinrich fehlt jeglicher Ehrgeiz, er ist ruhelos und unbeständig und hat eine fatale Neigung zum Glücksspiel. Dann verliebt er sich zu allem Übel in Marie, eine Gardarobiere im Varieté. Seine Mutter ist entsetzt und versucht mit allen Mitteln, das Verhältnis zu unterbinden. Und als alles nichts hilft, bricht sie rigoros jede Verbindung zu ihrem Sohn und der unerwünschten Schwiegertochter ab.
    Heinrich und Marie wandern in die USA aus, bauen sich dort eine Existenz auf und knüpfen Freundschaften. Doch als der Erste Weltkrieg ausbricht, entwickelt Heinrich nationale Gefühle und meldet sich freiwillig. Für Marie bedeutet das Jahre des Bangens und Wartens. Nach Ende des Krieges zieht es Heinrich zurück in die alte Heimat. Eine fatale Entscheidung! Marie wird zu ihrem Mann stehen, auch in schwersten Zeiten und Anna bleibt unversöhnlich bis zu ihrem Tod im Jahr 1932.
    Constanze Neumann hat ihren Roman in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil über Anna umfasst die Jahre 1864 bis 1905, der zweite Teil über Marie die Jahre 1905 bis 1957.
    Dabei arbeitet sie den gesellschaftlichen Hintergrund ihrer Figuren sehr genau aus. Anna kommt aus gutem Hause und schafft es durch Heirat ins Grossbürgertum aufzusteigen. Sie ist selbstbewusst und zielstrebig und achtet auf Regeln und Konventionen. Hat sie anfangs noch die Sympathie des Lesers, so ändert sich das im Verlauf der Lektüre. Schicksalsschläge lassen sie hart werden, vor allem gegenüber ihrem Sohn und dessen Frau.
    Marie dagegen entstammt ärmlichen Verhältnissen. Sie liess ihr Heimatdorf und ihre verhärmte Mutter hinter sich, um in der Grossstadt Berlin Geld zu verdienen. Anfangs mag sie kaum glauben, dass der junge Mann aus reichem Hause sie zur Frau nehmen will. Doch bald zeigen sich die Schattenseiten ihres Mannes. Sie hält trotzdem zu ihm, gibt ihm Kraft und Halt. Auch in den Zeiten, als Heinrich als Jude diskriminiert und verfolgt wird.
    Beide Frauen aber, sind trotz ihrer Stärke, abhängig von den Männern in ihrem Umfeld. Auch das zeigt dieser Roman.
    „Wellenflug“- der Titel geht auf das gleichnamige Karussell im Dresden der Zwanziger Jahre zurück und steht als Metapher für das Auf und Ab im Leben der beiden Hauptfiguren.
    Neben der spannenden Familiengeschichte zeichnet der Roman auch 150 Jahre Zeitgeschichte nach. Vom Berlin der Gründerjahre über den Ersten Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise bis zur Nazi - Herrschaft; von Schlesien nach Berlin bis in die USA und wieder zurück.
    Constanze Neumann hat gründlich recherchiert und schafft ein lebendiges Bild dieser Zeit. Dabei gelingen ihr glaubhafte Figuren, die nachvollziehbar eine Entwicklung durchlaufen. Einfühlsam und ohne Kitsch erzählt sie die bewegende Geschichte ihrer eigenen Familie.
    „ Wellenflug“ ist ein spannender und unterhaltsamer Zeit- und Generationenroman, den ich sehr gerne empfehle.

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  • 5 Sterne

    Steph, 03.09.2021

    Das Buch erzählt die Geschichte zweier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch viel gemeinsam haben.

    Anna, Tochter eines aufstrebenden jüdischen Stoffhändlers, muss in ihrem Leben einige Schicksalsschläge verkraften. Obwohl sie sich als junges Mädchen sehr für die Geschäfte ihres Vaters interessiert, muss sie nach dem Tod ihrer Schwester als älteste Tochter der Mutter zur Hand gehen. Einblicke in die Geschäfte des Vaters bleiben ihr verwehrt, da dies für eine Frau im 19. Jahrhundert nicht üblich war. Sie heiratet in die Familie der Reichenheims ein, die zu den wohlhabenden Familien Berlins gehört. Ihr Mann Adolph stirbt überraschend und Anna heiratet nach einiger Zeit seinen Bruder Julius. Sie könnte ein glückliches Leben führen, aber ihr Sohn Heinrich verfällt der Spielsucht, zeigt keinerlei Interesse für einen angesehenen Beruf und verliebt sich in eine nicht standesgemässe Frau. Hierauf wird er von seinen Eltern nach Amerika geschickt, wo er wieder zur Vernunft kommen soll.

    Marie wächst zusammen mit 12 Geschwistern und ihrer Mutter auf. Ihr Vater ist gestorben. Mit 20 macht sie sich aus der Nähe von Magdeburg auf nach Berlin wo sie Heinrich kennenlernt. Als dieser von seinen Eltern nach Amerika geschickt wird, verspricht er ihr, sie nachzuholen, was er auch tut. Marie und Heinrich heiraten und leben zusammen in den USA. Heinrichs Mutter akzeptiert dies nicht und will von der Schwiegertochter nichts wissen. Nach dem 1. Weltkrieg verschlägt es Marie und Heinrich zurück nach Berlin, aber auch hier bleiben sie aus der Familie ausgeschlossen. Marie und Heinrich bleiben kinderlos, was Marie schwer zu schaffen macht. Als sie herausfindet, dass Heinrich ein uneheliches Kind hat, das im Waisenhaus lebt, beschliesst sie den Jungen zu sich zu nehmen. Als die Nazis an die Macht gelangen fliehen Heinrichs Geschwister aus Deutschland. Er aber beschliesst zu bleiben und Marie bangt um die Zukunft ihres Mannes und ihres Sohnes.

    Im ersten Teil bekommt der Leser die Geschichte aus Annas Perspektive geschildert, während der zweite Teil Maries Sichtweise der Dinge zeigt. Leider sind einige Passagen wie im Zeitraffer geschrieben und könnten etwas detaillierter beschrieben sein. Interessant finde ich, wie es der Autorin gelingt, dass man im ersten Teil mit Anna leidet als z.B. ihr Sohn Heinrich an eine Frau gerät, die nicht standesgemäss ist. Man erhält den Eindruck, dass man Heinrich helfen muss aus dem Sumpf der Spielsucht und der falschen Frauen loszukommen, die nur auf sein Geld aus sind, und versteht wie Anna sich in dieser Situation fühlt. Als dann dieser Teil der Geschichte aus Maries Sichtweise beschrieben wird, ändert sich das. Plötzlich erscheint Anna in einem völlig anderen Licht. Sie zeigt sich unversöhnlich und bis zu ihrem Tod und darüber hinaus, akzeptiert sie die Schwiegertochter nicht, obwohl diese schon viele Jahre mit Heinrich verheiratet ist.
    Ausserdem gelingt es der Autorin dem Leser ein Bild zu vermitteln, wie die Klassenunterschiede Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts waren. Es existierte ein grosses Arm/Reich Gefälle. Während Anna sich um Geld keine Gedanken machen muss, lebt Marie von der Hand in den Mund. Eine Vermischung der Klassen war nicht vorgesehen, man blieb unter sich. Die Konsequenzen, wenn man sich über diese ungeschriebenen Regeln hinwegsetzte, wird an der Ausgrenzung von Marie und Heinrich aus der Familie deutlich.

    Ein durchweg gelungenes Buch über zwei starke Frauen und das auf und ab des Lebens.

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  • 5 Sterne

    erul, 11.09.2021

    Jüdische Familiengeschichte - Fesselnd und bewegend!

    Das Cover in schwarz-weiss ist einfach grandios - eine junge Frau mit wunderschönen Augen.

    Der Schreibstil von Constanze Neumann gefällt mir sehr gut, er ist flüssig und packend und hat mich in den Bann gezogen. Ich konnte gut in das spannende Geschehen eintauchen. Die Personen und Orte beschreibt sie sehr bildhaft und authentisch.
    Sie erzählt mit Feingefühl das Leben und Schicksal der jüdischen Familie Reichenbach. Teil I Anna 1864 - 1905 und Teil II Marie 1905 -1957.
    Anna ist die wohlbehütete Tochter eines jüdischen Tuchhändlers in Leipzig. Sie möchte später gerne die Fabrik übernehmen, aber das bleibt ihr - als Frau - versagt. Sie heiratet den "kranken" Adolph Reichenheim, doch er verstirbt viel zu früh. Dann heiratet sie Julius, den Bruder von Adolph. 1881 kommt ihr Sohn Heinrich zur Welt, in den Anna grosse Hoffnungen setzt. Doch Heinrich schert sich nicht um die Konventionen seiner grossbürgerlichen jüdischen Familie. Er geniesst das Berliner Nachtleben, ist spielsüchtig und macht Schulden.
    Marie kommt aus einem ärmlichen Zuhause und arbeitet in Berlin als Garderobenmädchen. Dort trifft Heinrich die "gewöhnliche" Marie, verliebt sich in sie und heiratet sie schliesslich. So wird Marie die Schwiegertochter von Anna. Allerdings wird sie ihr gesamtes Leben von Anna nie akzeptiert.

    Der Roman ist grossartig geschrieben und hat mir ausgezeichnet gefallen. Das Buch kann ich absolut empfehlen.

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  • 5 Sterne

    Lesemaus2021, 06.10.2021

    In Constanze Neumanns Buch "Wellenflug" werden zwei mit einander verbundene Frauenschicksale in unterschiedlichen Epochen erzählt: Anna (1864 - 1905) und Marie (1905 - 1957). Anna ist die Tochter eines jüdischen Stoffhändlers aus kleinen Verhältnissen, der Schlesien verlassen und sich in Leipzig ein grosses Stoffkontor erarbeitet hat. Annas Kindheit endet im Alter von 11 Jahren. Sie wird gefordert, eine standesgemässe Ehe einzugehen, ein grosses Haus zu führen und ihrer grossen Kinderschar einen möglichst noch höheren Stand zu verschaffen. Dies gelingt ihr bei fast allen Kindern, bei Heinrich, dem Erstgeborenen, stösst sie an ihre Grenzen. Heinrich entflieht der bürgerlichen Enge, geniesst das Nachtleben und verspielt grosse Summen. Er heiratet Marie die aus der Tristesse ihres Elternhauses mit 12 Geschwistern von Burg allein nach Berlin gegangen ist, um dort eine Ausbildung zu machen und zu arbeiten. Heinrich und Marie sind gezwungen, nach Amerika auszuwandern, aber die Wirren des ersten Weltkrieges führen sie zurück nach Deutschland mit Wirtschaftskrise und aufkommendem Judenhass. Constanze Neumann knüpft den Faden zwischen diesen beiden Frauen, die sich nie kennengelernt haben und doch glaubten sich zu kennen - jede auf ihre tragische Art und Weise... Eine wunderbare und doch traurige Familiengeschichte mit Höhen und Tiefen im Wellenflug, die Constanze Neumann hier hinter den Zahlen und Fakten gefunden und mitreissend erzählt hat.

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  • 5 Sterne

    daniele b., 16.10.2021

    Wo kommst du her? Herkunft ist bis heute ein Fluch und Segen in der Biografie von Menschen. Ob Klassenzugehörigkeit oder Abstammung, diese Faktoren binden Menschen ein Leben lang. Dieses Thema hat sich Constanze Neumann in ihrem teilfiktiven Familienroman an Hand zweier Frauenschicksale Mitte des neunzehnten Jahrhunderts bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts bedient. Anna aus dem Sschtettl, die Karriere als Ehefrau eines sozialen Aufsteigers in der Textilindustrie macht, und deren lebenslang abgelehnte Schwiegertochter Marie, die auch aus elendsten Verhältnissen nach Berlin entflieht um ihre Fähigkeiten auszuleben. Beide Frauen stehen für die Zeit als in Deutschland und der Welt die sozialen wie wirtschaftlichen Verhältnisse auf den Kopf gestellt wurden. Die eine. Anna, als Frauen eigentlich nur dazu da waren Kinder zu gebären, dem Mann und der Familie zu dienen, die dennoch mutig den Sprung in eine bessere Gesellschaftsschicht schafft. Marie, die der Armseligkeit ihrer Herkunft entflieht ohne soziales Netz und mit einer gehörigen Portion Glück, den ältesten Sohn Annas begegnet und dessen Liebe gewinnt. Ein Parcour durch einhundert Jahre deutsche Geschichte, der mit klarem Blick die Zustände der Gesellschaften schildert, und der heutigen Generation somit ermöglicht zu verstehen warum Menschen handeln wie sie handeln. Gelungen.

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