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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Helena H., 06.02.2019

    „Selbst die grössten Umwälzungen der Geschichte beginnen bekanntlich mit einer Kleinigkeit. Und selbst die kleinste Kleinigkeit ist kaum klein genug, um nicht doch am Ende eine grosse Wirkung zu zeitigen.“

    Albrecht Bromberg arbeitet als Nachtwächter im Museum für Natur- und Menschheitsgeschichte. Um sich die monotone Arbeit ein wenig interessanter zu gestalten, pflegt er Kreuzworträtsel im Kopf zu lösen, Vokabellisten des Mordwinischen zu erstellen sowie sich um seine prächtige Sammlung Epiphyten zu kümmern. Den Feierabend lässt er für gewöhnlich mit vier Freunden ausklingen, die sich selbst die Elias-Birnstiel-Gesellschaft nennt. Hier wird, zur grossen Erheiterung des Lesers, glühend über Berufe und dazugehörende IQ-Werte, Autoren und ihre Übersetzer sowie das Prinzip der natürlichen Selektion diskutiert. Brombergs eingefahrene Routine wird jäh von einer Fotografie gestört, über die er während einer seiner Museumsgänge stolpert. Auf dieser ist ein bärtiger Mann mit wissendem Schmunzeln im Blick zu sehen, das Bromberg nicht mehr loslässt. Wie er bei seinem befreundeten Antiquariatsbesitzer Schulzen alsbald erfahren soll, handelt es sich bei jenem um den Forschungsreisenden Alfred Russel Wallace, der gleichzeitig mit Darwin die Evolutionstheorie formulierte. In die Analen der Weltgeschichte ist jedoch nur Charles Darwin eingegangen. Warum ist dem allerdings so? Aufkeimender Gerechtigkeitssinn und ein immer stärker werdendes Pflichtgefühl lassen Bromberg den Weg der Wahrheitssuche und Wiedergutmachung einschlagen. Doch lässt sich die Geschichte tatsächlich umschreiben?

    Parallel zu Brombergs Ermittlung lernt der Leser den Naturkundler und Forschungsreisenden Alfred Russel Wallace unmittelbar kennen. Er durchstreift mit ihm die Tropenwälder Brasiliens, jagt seltenen Schmetterlingsarten nach und wundert sich über Kakadus auf Lombok. Er kann nicht anders als dem Forscher, den Wissensdurst die Gefahren und Strapazen langer Reisen auf sich nehmen liess, Bewunderung und Sympathie entgegen zu bringen. Weit entfernt vom Kehlmannschen Karikieren und Durch-den-Dreck-ziehen bedeutender historischer Persönlichkeiten, zeichnet Anselm Oelze ein einfühlsames Portrait eines Forschers, den die Geschichte auf ewig dazu verdammt hat in Darwins Schatten zu stehen. Ob den Mann, der die Einsamkeit liebte, das jedoch jemals gestört hat?

    Anselm Oelze ist mit seinem Roman ein vielschichtiges Werk über Alfred Wallace und seine Zeit gelungen. Es besticht durch fundiertes Wissen, Sprachvirtuosität, lebhafte Figuren, spritzige Dialoge und Situationskomik. Gleichzeitig liefert sein Roman Denkanstösse zu wichtigen Themen wie der Frage nach Gerechtigkeit. Als romankompositorischen Missklang empfand ich lediglich den Weg, welchen Bromberg einschlägt, um Wallace zu dem wohlverdienten Platz in der Weltgeschichte zu verhelfen. Nach meinem Empfinden steht dieser in innerer Unstimmigkeit zum restlichen Werk. Sehr gut gefallen hat mir dagegen die deutliche sprachliche Trennung zwischen den Kapiteln, die Bromberg respektive Wallace gewidmet sind. In den Wallace-Kapiteln greift der Autor gekonnt die attributschwangere, verschachtelte Sprache der vergangenen Jahrhunderte auf. Markante Merkmale früherer Romane mit Wiedererkennungswert sind nicht zuletzt auch die kurzen Kapitelinhaltsangaben, die wir unter anderem aus Daniel Defoes „Robinson Crusoe“ oder Henry Fieldings „Tom Jones“ kennen, sowie das augenzwinkernde „Selbstverständlich ist dies eine wahre Geschichte“, das der Autor in Anspielung an die früher oftmals praktizierte Herausgeberfiktion an den Romananfang setzt. Nicht zuletzt ist Anselm Oelzes Roman somit als eine Art Hommage an die Literatur der vergangenen Jahrhunderte zu verstehen. Ich spreche hiermit gerne eine warme Empfehlung für diesen komplexen Roman aus!

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  • 3 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaffeeelse, 16.08.2020

    Ich hatte mich schon sehr auf "Wallace" gefreut. Eine Freude, die aber bei der Lektüre etwas verschwunden ist, was definitiv nicht an der Thematik lag, sondern eher an der Ausführung der Handlung. Das Hauptthema beschäftigt sich mit Alfred Russel Wallace, dem Biologen, der ebenso, wie auch Charles Darwin, in der Evolutionstheorie forschte und auch eher zu Ergebnissen kam. Allerdings veröffentlichte Charles Darwin seine Forschungsergebnisse eher und war damit derjenige, der dann damit in Verbindung gebracht wurde und A. R. Wallace geriet später in Vergessenheit. Dieses Buch versucht ihn aus dieser herauszuholen und seine Verdienste zu würdigen und damit auch seinen Ruf gerade zu rücken. Das klingt erst einmal sehr spannend und ist definitiv ein ehrenwertes Unterfangen. Dieses Buch wäre auch spannend geworden, wenn sich Anselm Oelze meiner Meinung nach auf dieses eine Thema beschränkt hätte. So aber gestaltet Anselm Oelze zwei Erzählstränge und zerreisst damit dieses Buch, zerstört den Lesefluss. Ich hatte bei der Lektüre immer wieder das Gefühl aus der Handlung herausgerissen zu werden und kam schlecht in einen Lesefluss. Bitte nicht falsch verstehen, ich liebe verschieden Erzählstränge. Nur eben hier nicht. hier misslingt dieses Vorhaben, leider! Die Geschichte wäre sicher deutlich besser gewesen, würde sie nur in der Vergangenheit spielen und der Hauptheld wäre Alfred Russel Wallace und eben Charles Darwin, als etwaiger Gegenspieler. Dann würde "Wallace" nicht so abgehackt daherkommen. Dennoch muss man auch sagen innerhalb der erzählten Geschichten bekommt Anselm Oelze einen Lesefluss hin und er erzählt auch nicht so kühl. Also könnten eventuell die nächsten Bücher besser werden. Darauf kann man nur hoffen. Denn dieses Buch hier war leider nicht so toll. Und das bei dieser wunderbaren Thematik! Schade!

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  • 4 Sterne

    2 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Xirxe, 17.02.2019 bei bewertet

    Den meisten Menschen der Welt, die das Glück hatten und haben, eine Schule besuchen zu dürfen, ist Charles Darwin vermutlich ein Begriff. Der Begründer der Evolutionstheorie. Weniger bekannt dürfte den Meisten hingegen Alfred Russell Wallace sein, der praktisch parallel zu den gleichen Ergebnissen gelangte, mit denen zeitlebens Charles Darwin verbunden ist.
    Als Alfred Bromberg, Nachtwächter im Museum für Natur- und Menschheitsgeschichte, zufällig auf ein Foto von Wallace stösst und von einem befreundeten Antiquar dessen Lebensgeschichte erfährt, beginnt er auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen, ob Darwins Ruhm nicht eigentlich Wallace zusteht. Kann er, Bromberg, ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen?
    Abwechselnd zu Brombergs Geschichte wird auch von Wallaces Leben erzählt, seinen Reisen nach Südamerika wie auch Asien. Der Autor besitzt einen herrlichen, leicht altertümlich liebenswürdigen Stil, der einem praktisch die gesamte Lesezeit ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ein richtiger Lesegenuss! („Umringt von den Kindern räumte er seine Kisten an Land. Ein kleines, langhaariges Mädchen befühlte zaghaft den groben Stoff seiner Hose, ein anderes grub, während er sich nach unten beugte, vorsichtig ihr dünnes Händchen in das haarige Knäuel unter seinem Kinn.“ Oder „… (er) wünschte, es würde sich in diesem Moment seine Diarrhö bemerkbar machen. Mit jenem Grummeln im Unterleib, das von aussen so klang und sich von innen so anfühlte, als braue sich ein Gewitter zusammen.“)
    In den Erzählungen über die beiden Männer finden sich neben manch naturwissenschaftlichen Abhandlungen (die problemlos zu lesen und zu verstehen sind) auch Exkurse zu philosophischen Gedanken: Was ist Gerechtigkeit? Gibt es sie überhaupt? Ist ein Mensch mehr wert als der andere? Stets sehr anschaulich und unterhaltsam geschrieben, was bei solchen Themen nicht unbedingt selbstverständlich ist.
    Dennoch störte mich etwas. Die Beziehung Brombergs zu Wallace leuchtete mir während des Lesens immer weniger ein. Mir blieb unklar, weshalb diese historische Persönlichkeit einen solch grossen Einfluss auf Brombergs Leben zu nehmen beginnt. Und so empfand ich den Zusammenhang der beiden Geschichten immer weniger glaubwürdig, fast schon aufgesetzt. Schade, denn beide Teile für sich genommen sind überaus lesenswert! Nichtsdestotrotz bleibt es eine empfehlenswerte Lektüre.

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  • 3 Sterne

    4 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bibliomarie, 10.02.2019

    „Wallace“ betitelt der Autor Anselm Oelze seinen Roman, der englische Naturforscher Herbert Russell Wallace ist damit gemeint. Das ist aber auch das einzige Mal, dass Oelze seinen Protagonisten beim Namen nennt. Er wird der „Junge Bärtige“ genannt, im Lauf der Jahre verliert sich das Attribut jung und es bleibt nur der „Bärtige“ über.

    Aber ich beginne von vorn: Bromberg ist ein Museumsnachtwächter, eine Aufgabe so gut wie jede andere, die Bromberg seine Routine lässt. Er scheint überhaupt ein in Gewohnheiten und zeitlichen Ritualen feststeckender Mensch zu sein, dessen Alter anfangs deutlich höher scheint, als sich im Lauf der Geschichte erweist. Eines Nachts stolpert er über eine alte Fotografie, die den blassen, bärtigen jungen Herbert Russell Wallace zeigt und erklärt, dass er zusammen mit Darwin als Entdecker der natürlichen Selektion der Arten gilt, aber leider nie die Anerkennung bekam, der ihm zusteht. Das elektrisiert Bromberg und er sinnt darüber nach, wie er Wallace posthum zum verdienten Ruhm verhelfen kann.

    Abwechselnd begleiten wir den Bärtigen auch auf zwei seiner Reisen, haben Teil an seiner Sammelleidenschaft, seinen Strapazen und Abenteuern. Die erste Reise war anfangs erfolgreich, aber dann verliert er durch ein Schiffsunglück seine gesamten Präparate und damit ist der finanzielle Erfolg dahin. Einige Jahre später lässt er sich zu einer zweiten Reise inspirieren und beginnt seine Gedanken über die Selektion der Arten zu formulieren. Doch ein Landsmann ist schneller. Darwin, der von Freunden auf den jungen Mann aufmerksam gemacht wurde, lässt nur sein schon lange in Schublade liegendes Manuskript veröffentlichen und heimst damit den alleinigen Ruhm der Nachwelt ein.

    Es gibt in der Geschichte viele Beispiele von fast gleichzeitigen Entdeckungen und Erkenntnissen, die einen Verlierer zurücklassen. Wallace ist einer davon und ich hätte gern mehr über diesen Sammler und Amateurforscher gelesen. Doch ausgerechnete diese Kapitel konnten mich nicht so recht begeistern. Sicher lag es auch am inflationären Gebrauch der Bezeichnung „Junger Bärtiger“, die eine unnötige Distanz herstellten. Die Sprache empfand ich überladen, gewollt blumig um vielleicht „altmodisch gelehrt“ zu scheinen. Ich hatte den Eindruck, Oelze versucht durch eine Vielzahl von Adjektiven, die manchmal arg konstruiert schienen, der Geschichte eine bedeutsame Atmosphäre zu verleihen. Dazu gehören auch immer wieder eingestreute Exkurse in alle möglichen Randgebiete, zum Beispiel Spiritismus, dem sich Wallace im späteren Leben auch zuneigte.

    Lebendiger erschienen mir Bromberg und sein erwachter Lebensgeist, der aber letztlich in einer Aktion verpuffte, die eher einen Schelmenstreich darstellt.

    Eines macht dieses Buch aber besonders: das ist die Ausstattung, die der Schöffling Verlag dem Roman mitgibt. Ein wunderschönes Cover, edles Papier und ein Lesebändchen. Es ist ein sinnliches Vergnügen das Buch in Händen zu halten.

    Als Fazit bleibt aber eine gewisse Enttäuschung, ich hatte mir von diesem Roman mehr erhofft.

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  • 5 Sterne

    5 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    liesmal, 05.02.2019 bei bewertet

    „Wallace“ ist der Debütroman von Anselm Oelze. Er hat sich mit dem Leben und Wirken des Naturforschers Wallace beschäftigt, der vor mehr als 150 Jahren herausgefunden hat, weshalb die Dinge so sind, wie sie sind; Wallace hat beobachtet, wie Arten sich entwickeln und er war massgeblich an der Evolutionstheorie beteiligt, ohne dass er mit seinem Wissen die Berühmtheit Darwins erlangt hätte, der zu gleicher Zeit wie Wallace mit denselben Forschungen beschäftigt war und sich den Ruhm dafür gesichert hat.

    Der Autor ist der Frage nachgegangen, ob die Dinge – auch wenn sie so sind, wie sie sind – nicht auch ganz anders hätten sein können. Daraus ist dieser Roman entstanden.

    Auf der einen Seite entführt Oelze den Leser in die Welt und in das Leben Wallace‘, zunächst in den Regenwald Brasiliens. Der Schreibstil ist der damaligen Zeit angepasst. Oft sind es lange Schachtelsätze, die erst gewöhnungsbedürftig, dann allerdings flüssig zu lesen sind. Durch blumig ausgeschmückte Sätze mit wunderbaren Worten, die es „in der richtigen Welt“ vielleicht gar nicht gibt, werden Komik und Tragik seiner Unternehmungen durchaus spürbar übermittelt und lassen mich gleichermassen mitlachen, aber auch mitleiden. Ungewöhnlich ist, dass Wallace nicht mit seinem Namen genannt wird, sondern dass nur von „dem jungen Bärtigen“ und später von „dem Bärtigen“ die Rede ist. Das kam mir zu Beginn etwas merkwürdig vor, doch bald hatte ich mich nicht nur daran gewöhnt, sondern auch Gefallen daran gefunden, weil seine Besonderheit dadurch gut zum Ausdruck kam.

    Die andere Seite führt in die Gegenwart. Hier ist es der Eigenbrödler Alfred Bromberg, ein sehr gewissenhafter, pünktlicher und ordnungsliebender Nachtwächter des Museums für Natur- und Menschheitsgeschichte. Es ist nur ein „Stolperer“ Brombergs, der ihn zufällig auf ein Foto blicken lässt, das ihm nicht mehr aus dem Kopf geht. Dieses Foto entdeckt er im Schaufenster des Antiquariats seines Freundes Schulzen. Schulzen hat so manche Eigenarten, ist aber durch seine eigene Art sehr liebenswert. Er weiss, dass das Foto Wallace zeigt, und versorgt Bromberg sogleich mit passenden Informationen und einem Buch. Nun ist es nur noch ein Katzensprung dahin, dass Bromberg für sich erkennt, dass es eine grosse Ungerechtigkeit ist, dass Wallace so gar nichts vom Ruhm seiner Forschungen abbekommen hat, und dass er, Bromberg, etwas unternehmen muss, um das richtigzustellen. Eine Idee, wie das funktionieren könnte, ist bald gefunden. Ehre, wem Ehre gebührt!

    Gern empfehle ich dieses Buch. Es enthält eine wunderbare Geschichte, die für mich Realität und Fiktion – unterhaltsam und mit Wissenswertem gespickt – miteinander verbindet. Oelze selbst sagt: „Selbstverständlich ist dies eine wahre Geschichte“.

    Das Buch, veröffentlicht von Schöffling & Co., ist auf edlem Papier gedruckt. Das Cover zeigt einen stark vergrösserten Käfer in schillernden Farben, der das Thema der Geschichte gut vertritt. Der Einband in der blauen Farbe, die sich auch in den Farben des Käfers wiederfindet, und ein Lesebändchen machen das edle Buch komplett.

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