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  • 5 Sterne

    31 von 39 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 29.04.2019

    9. November 1938. In der Reichspogromnacht, als in Berlin sämtliche Synagogen in Brand gesteckt werden, erwacht die 16-jährige Aliza, Tochter des jüdischen Arztes Samuel Landau, durch den Schrei ihres Grossvaters, als dieser von der Gestapo verhaftet wird. Alizas Bruder Harald hofft, dass seine Familie so vernünftig ist, eine Emigration ins Ausland ins Auge zu fassen, doch dafür ist es längst zu spät, zumal Samuel Landau seine Patienten nicht im Stich lassen möchte. Doch bald schon wird ihm die Approbation entzogen, so dass er nicht mehr praktizieren darf. Auch der Blockwart Karoschke wird zu einer Bedrohung für die Landaus. Die Situation verschlechtert sich zusehends für die Familie, deshalb entschliesst sich Samuel, Tochter Aliza mit einem Kindertransport nach England zu schicken. Aliza will ihre Familie und vor allem ihren Verlobten Fabian Pagels nicht verlassen, doch es bleibt ihr keine andere Wahl. Während sie in England unterkommt, bricht der Krieg mit voller Macht aus und lässt die restliche Familie Landau in Berlin durch die Hölle gehen. Wird Aliza Fabian und ihre Familie bei Kriegsende wieder in die Arme schliessen können?

    Mit „Mehr als tausend Worte“ hat Lilli Beck einen sehr fesselnden, mitreissenden und vor allem berührenden Roman vor historischem Hintergrund vorgelegt, der die Lage während des Zweiten Weltkrieges und auch die ganze Tragödie der jüdischen Familien durch die Verfolgung der Nazis thematisiert. Der Erzählstil ist flüssig, bildgewaltig und gefühlvoll, der Leser erlebt während der Lektüre das gesamte Spektrum des Gefühlsbarometers. Die Autorin versteht es auf hervorragende Weise, ihre exzellent recherchierte Geschichte mit einer Intensität dem Leser zu transportieren, dass man das Gefühl hat, alles hautnah mitzuerleben, während man Aliza sieben Jahre bis zu ihrer Rückkehr nach Berlin im Jahre 1945 begleitet. Die schrecklichen Anfeindungen der geflüchteten Deutschen in England sind ebenso ernüchternd und furchterregend wie die furchtbaren Sanktionen in Deutschland, die Alizas Familie zu erdulden hat. Die damaligen Kindertransporte war zwar die Rettung für viele, riss allerdings auch viele Familien entzwei, die das Liebste, was sie besassen in Sicherheit wissen wollten. Viele von ihnen haben sich nie wiedergesehen. Allein der Gedanke, sein eigenes Kind fernab in eine unsichere Zukunft zu schicken, ohne dass man es begleiten kann, schnürt einem beim Lesen schon die Kehle zu. Doch dieses Schicksal war für viele die Rettung. Die Autorin zeigt auch auf, wie sehr mancher die schreckliche Lage der Juden ausgenutzt hat und deren Hab und Gut mit falschen Versprechungen, Druck und Erpressung an sich gebracht hat und dabei auch keinerlei Unrechtsbewusstsein empfand. Die Autorin hat ein besonderes Händchen dafür, den Leser in Atem zu halten durch geschickte Wendungen, die die Spannung bis zum Schluss hoch halten.

    Die Charaktere sind so individuell wie realistisch ausgearbeitet und wirken sehr lebendig. Der Leser durchlebt mit ihnen schrecklich, bittersüsse, ängstliche und hoffnungsvolle Momente, als wäre er mitten unter ihnen. Aliza ist in ihrem jungen Alter noch etwa naiv und unschuldig, doch mit der Abholung ihres Grossvaters und ihrer Reise nach England kann man ihr praktisch beim Erwachsenwerden zusehen. Sie ist einerseits eine Träumerin, die an ihrer grosse Liebe festhält, die ihr die ganze Zeit Hoffnung gibt, andererseits wird sie mit einer harten Realität konfrontiert, die sie wachsen lässt und ihr sowohl Stärke als auch Mut verleiht, denen man nur mit Respekt begegnen kann. Archibald ist ein Feingeist mit grossem Herzen und viel Hilfsbereitschaft, was in diesen schlimmen Zeiten der Seele guttat, wenn man ihr begegnete. Mizzi wird Alizas Freundin und Wegbegleiterin, sie ist eine Opportunistin, die sich nimmt, was sie möchte und ihr wahres Gesicht erst am Ende zeigt. Blockwart Karoschke ist ein Mann, der auf den Zug der Nazis aufspringt und sich diesen zur eigenen Bereicherung zunutze macht. Auch die weiteren Protagonisten wie Harald, Samuel oder Ingrid geben der Handlung zusätzliche Spannung und Realismus.

    „Mehr als tausend Worte“ ist zwar ein fiktiver Roman vor historischem Hintergrund, hat aber den Finger am Puls der damaligen Zeit und lässt den Leser Geschichte hautnah miterleben in einer Intensität, wie man sie in Büchern nur selten findet. Lilli Beck hat hier eine Meisterleistung vollbracht und einmal mehr gezeigt, was sie kann: tolle Geschichten so realistisch zu erzählen, dass der Leser von der ersten Seite an mittendrin ist. Absolute Leseempfehlung für ein Kleinod! Besser geht es nicht – Chapeau!

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  • 4 Sterne

    11 von 20 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss Norge, 06.04.2019

    Welch ein grossartiger Roman. Ich bin noch ganz ergriffen von der Intensität der Zeit in der die Geschichte spielt, von den Charakteren und dem wunderbaren Schreibstil der Autorin. Während des Lesend erweckte Lilli Beck bei mir eine Achterbahn der Gefühle. Man schwankt bei den verschiedenen Personen zwischen Hass, Liebe, Zuneigung, Mitleid, Wut und Dankbarkeit. Doch am Ende steht über allem die Hoffnung. Die Hoffnung das die Liebsten unversehrt geblieben sind, dass das Zuhause noch steht, das man in Ruhe und Frieden wieder miteinander leben kann. Doch leider erfüllt sich dieser grosse Wunsch nicht bei allen Menschen. Dies ist kein typischer Roman in dem der Krieg im Vordergrund steht, er spielt zwar eine grosse Rolle, aber im Mittelpunkt steht neben der Liebesgeschichte zwischen Fabian und Aliza auch das Leben zwischen 1938 und 1945. In dieser schwierigen Kriegszeit begleitet man Aliza durch ihr ungewollt turbulentes Leben. Ihre Familie ist jüdisch und die Nazis tun alles um ihnen und den anderen Menschen das Leben zur Hölle zu machen, allen voran der Blockwart Karoschke, dem Alizas Vater leider zu lange vertraut. Doch bis endlich sein mieses Gehabe auffliegt ist es zu spät. Aliza hat noch das Glück im Unglück über einen Kindertransport von Berlin nach England zu flüchten. Hier ist sie zwar erstmal aus der Schusslinie des Krieges, aber die Trennung von Fabian ist herzzerreissend. Werden sie sich nach den Kriegswirren wieder in die Arme schliessen können? Doch auch in England läuft nicht alles nach Plan, denn als England Deutschland den Krieg erklärt, bekommt dies auch Aliza zu spüren. Sie muss sich wieder Anfeindungen und Beleidigungen aussetzen. Während der ganzen Geschichte hatte ich nie das Gefühl das Aliza erst 17 Jahre ist, sondern das ich hier zwar eine junge, aber recht erwachsene und starke Frau vor mir habe. Wahrscheinlich ist dies der Zeit geschuldet in der die Geschichte spielt und die Herausforderung das Leben weitab der Heimat und der Familie zu überstehen. Ich kann nicht näher drauf eingehen und Namen möchte ich auch nicht nennen, aber zum Ende hin hätte ich mir mehr Zeit gewünscht zwei bestimmte Personen noch über einen längeren Zeitraum zu begleiten, das war mir dann etwas zu kurz und zu hektisch abgehandelt. Ein Roman der bewegt und ein Plot der beweist, das die grosse Liebe alle schlimmen Zeiten und Hindernisse überstehen kann.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kerstin, 13.04.2019

    Ein wunderschöner, sehr tiefgehender Roman

    Aliza ist 17 als ihre Eltern, ein jüdisches Ärztepaar, ihre Tochter 1939 in einen Kindertransport nach England schicken. Dabei möchte Aliza doch so gerne in Berlin bleiben – bei ihrer Familie und ihrem Verlobten Fabian. Aliza ist in vermeintlicher Sicherheit, während ihre Lieben den Nazis in Berlin vollkommen ausgesetzt sind. Werden sie sich am Ende des Krieges wiedersehen?

    Dieser Roman ist sicherlich mein Lesehighlight im bisherigen Jahr (40 Bücher stehen zur Konkurrenz). „Mehr als tausend Worte“ ist sehr eindringlich, einfühlsam und authentisch geschrieben. Die Geschichte rund um Aliza, Fabian und deren Familien wird dem Leser lebendig und intensiv nähergebracht, so dass der Leser am Ende das Gefühl hat die Charaktere selbst zu kennen und mit ihnen in Berlin beziehungsweise London zu sein. Es ist ein wirklich sehr emotionaler Roman, welchen man nicht eben so weg liest. Mir ging es so, dass ich einerseits immer weiterlesen wollte, weil ich neugierig war, wie es weitergeht, andererseits wollte ich aber nicht, dass die Geschichte schon vorbei ist. Dann kam auch noch der Punkt dazu, dass das Gelesene wirklich erst verarbeitet werden muss. Es ist definitiv keine leichte Lektüre, die mal eben so weggelesen wird! Aber eine wirklich sehr schöne Lektüre, die mir sicherlich noch sehr lange im Gedächtnis bleiben wird!
    Dieser Roman zeigt auf eindringliche und sehr emotionale Weise auf, was den jüdischen Bürgern in Deutschland von 1938 bis 1945 widerfahren ist. Schön beschrieben wurde dies an der Familie Landau, die keine strenggläubigen Juden sind. Dies zeigt noch einmal, dass es letztendlich egal war, ob gläubig oder nicht. Jude war Jude. Auch wird gezeigt, welch beliebter Arzt Samuel Landau war, und wie gern seine deutschen Patienten zu ihm kamen und immer zufrieden waren. Und dann plötzlich nicht mehr.
    Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen! Er ist flüssig und angenehm zu lesen, wie schon beschrieben ist er sehr authentisch und emotional. Sehr gefallen hat mir, dass immer wieder Fakten und interessanten Informationen, zum Beispiel zum jüdischen Glauben, mit eingeflossen sind, ohne, den Lesefluss zu stören.
    Die Charaktere dieses Buches haben mir sehr gut gefallen! Die Hauptperson, von der wir am meisten erfahren ist Aliza, bei welcher wir miterleben, wie sie erwachsen wird. Eine bewundernswerte Entwicklung, wenn man bedenkt, dass sie von ihren Lieben so gut wie nichts hörte und nie wusste, ob sie noch leben und wie es ihnen geht. Die Familien Landau und Pagel (Fabians Familie) waren mir sehr sympathisch. Sehr unsympathisch – aber so gewollt – waren Blockwart Karoschke mit Frau und Tochter. Hier wurde der typische mitlaufende Nazi präsentiert, der aus der Situation – für sich – das Beste machen will, auch wenn das nur auf Kosten anderer geht. Immerhin zeigte sich ab und zu sein Gewissen. Erfrischend fand ich den Charakter der Mizzi – auf welche Aliza in London trifft.

    Ich bin von diesem Roman richtig fasziniert und berührt. Ich bin überzeugt, dass er mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Auf die anderen beiden historischen Romane von Lilli Beck bin ich nun sehr neugierig. Für dieses neuste Werk vergebe ich sehr gerne volle fünf von fünf Sternen und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Schmökerwelten, 30.05.2019

    Ganz, ganz grosses Kino dieses Buch, das wie ein Film vor meinem inneren Auge abgelaufen ist!
    Es ist ein Buch, das mit deinen Gefühlen spielt, das dich ein Gefühlschaos von extremer Wut, sogar Hass, Mitleid, völligem Unverständnis, Sympathie und Antipathie, aber auch Hoffnung durchleben lässt!
    Ein Buch über den Holocaust mitsamt seinen furchtbaren Konsequenzen; über eine jüdische Familie, deren Leben vollkommen zerrissen wird; einen jüdischen Arzt, der seine Passion - seinen Beruf - nicht mehr ausüben darf und die ganz grosse Liebe eines jüdischen Mädchens zu einem Arier.
    Ein Buch gegen die braune Ideologie, das zeigt, dass man sich auch als Mitläufer schuldig macht.
    Wir befinden uns in Berlin Ende der 30er Jahre. Der Arzt Dr. Samuel Landau lebte hier bisher mit seiner Frau, seinem Sohn Harald und der sechzehnjährigen Tochter Aliza in guten und geordneten Verhältnissen, doch das Leben wird für Juden in Berlin immer schwieriger. Die Judenfeindlichkeit nimmt immer krassere Ausmasse an, die Demütigungen und Sanktionen werden immer einschneidender. Viele müssen um ihr eigenes Leben oder das ihrer Angehörigen fürchten. Wer kann, verlässt Deutschland. Aber schliesslich ist kein anderes Land mehr bereit, noch Juden aufzunehmen. Um wenigstens die Tochter in Sicherheit zu bringen, schicken die Eltern Aliza mit einem Kindertransport nach England. Für Aliza bedeutet dies nicht nur den Abschied von Ihren Eltern, sondern auch die Trennung von Ihrer grossen Liebe Fabian, der zur gleichen Zeit zum Wehrdienst einberufen wird. Doch auch in London ist nicht alles Gold was glänzt. Aliza erfährt nicht nur Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit, ihr begegnen auch hier Ausbeutung und Hass auf alles was deutsch ist, egal ob Nazi oder Jüdin. Die noch anfänglichen Briefkontakte brechen während des Krieges schliesslich abrupt ab und Aliza muss mit dieser zermürbenden Ungewissheit leben, ob sie ihre Familie und Fabian lebend wiedersehen wird. Trotzdem ist die ganze Story immer geprägt von Hoffnung und mit 23 Jahren betritt Aliza erstmals wieder deutschen Boden.
    Die Geschichte ist wie ein Sog, in den man immer tiefer hinein gezogen wird und der einen nicht mehr loslässt. Lilli Beck hat sehr ausdrucksstarken Charakteren mit wahnsinnig viel Tiefe Leben eingehaucht und schreibt die ganze Geschichte extrem atmosphärisch, sehr bildgewaltig und mit einer unheimlich ergreifenden Intensität. "Mehr als tausend Worte" ist eine spannende, erschreckende Reise in eine dunkle Vergangenheit, wahnsinnig berührend und aufwühlend. Und hoffentlich aufrüttelnd - gegen das Vergessen!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Buecherseele79, 21.06.2019

    Aliza und Fabian haben sich getroffen und sofort ineinander verliebt. Doch die Zeit und Geschehnisse heissen diese Liebe nicht gut.. denn Aliza ist Jüdin und Fabian von „arischem“ Blut, ihre Liebe ist 1938 verboten.
    Als wäre dies nicht schon schrecklich genug wird der Grossvater von Aliza von der Gestapo in der Nacht abgeholt, die Verbote und der Hass gegen Juden nimmt erschreckend zu und der Vater von Aliza sieht nur eine Möglichkeit – sie mit einem Kindertransport nach England zu schicken damit sie sicher ist.
    Währenddessen erhält Fabian den Einberufungsbefehl der Wehrmacht.... beide geben sich das Versprechen aufeinander zu warten, sich zu finden und zu heiraten.... dann bricht der zweite Weltkrieg aus...

    Ich bedanke mich bei der Autorin die mir ein Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

    Der Beginn konnte mich sofort in die Zeit schleudern und man trifft umgehend auf ein schreckliches Erlebnis – die Gestapo holt den Grossvater von Aliza mitten in der Nacht ab.
    Da stockt einem als Leser erstmals das Herz und ab da entwickelt die Geschichte eine Dynamik der man sich nicht mehr entziehen kann.

    Der Schreibstil ist sehr packend, gefühlvoll und trifft den Nerv, den Angst, dieses Ungewisse der damaligen Zeit sehr genau.
    Auch sind weitgehend alle Protagonisten entweder sympathisch oder ablehnend.

    Die jüdische Familie Landau spielt hier die Hauptrolle, speziell Tochter Aliza.
    Durch diese Protagonisten hat die Autorin gekonnt ein Zeitfenster geschaffen welches die Auswirkungen für die Juden, zur damaligen Zeit, gekonnt aufgreift und für den Leser erschreckend begreiflich macht.
    Das man nicht einfach so seine Sachen packen konnte um zu verschwinden, dass auch oft die Verantwortung für den Beruf – Aliza´s Vater ist Arzt – einen zurückhält, die Grosseltern, die eine weite Reise bzw. Flucht gar nicht mehr überstehen würden, man seine Sachen, seine Wertpapiere alle gar nicht einpacken kann bzw. darf.

    Die andere Seite lernt man durch den „Blockwart“ Karoschke kennen, er ist der NSDAP treu ergeben, verwaltet das Haus und hält trotzdem „seine schützende Hand“ über die Familie Landau. Wie sich dies aber in seinen Augen abspielt wird hier sehr schnell sehr deutlich klar und man schwankt öfter zwischen Wut und Fassungslosigkeit.

    Die Liebe zwischen Fabian und Aliza ist toll in Szene gesetzt, vor allem weil Fabian sowie seine Familie, sich nicht um die Rassengesetze kümmern, sie bleiben der Familie Landau weiterhin treu und freundlich gegenüber und begeben sich damit täglich selbst in Gefahr.
    Man weiss was die Nazis damals verlangten wenn man „jüdisches Blut“ in der Familie hatte, hier liegt der Augenmerk auf die Liebe die über dieses Gesetze hinwegsieht und sich nicht distanzieren will.

    Kindertransporte nach England wurden damals viel angeboten damit wenigstens die Kinder, meist von jüdischen Familien, in Sicherheit sind.
    Gehört hatte ich davon schon oft aber in diesem Buch nimmt dann Aliza den Hauptakt ein als sie von ihrer Familie sich loseisen muss um in England sicher zu überleben.
    Was aber hiess dies damals für die Familien?
    Vor allem, was hiess es damals für die Kinder die in ein fremdes Land gebracht wurde, ohne Familie, ohne Freunde, ohne dass sie die Sprache beherrschten?

    Und wie wechselte die Stimmung als England gegen Deutschland in den Krieg zog?
    Wie sicher und angenehm war dann das Leben von jüdischen Kindern?
    Wie die Angst um die Familie daheim? - durch die Möglichkeiten von Nachrichten und genauer Berichtserstattung?

    Hier liegt der Augenmerk der Autorin, auf die Möglichkeit der Transporte, die Sicherheit für die eigenen Kinder und wie sich ihr Leben dadurch verändert hat, was für eine ungewisse Zukunft aber auch Gefühlslage sie tagtäglich erleben mussten.

    Im Ganzen kann ich dieses Buch nur dringend empfehlen da es, wie so viele Bücher zu diesem Thema, heute wichtiger denn je ist.
    Eine ganz klare Leseempfehlung!

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja P., 19.04.2019

    Eine grosse Jugendliebe, losgelöst von Raum und Zeit

    In der Reichspogromnacht am 9.11.1938 wird Aliza von einem Schreib geweckt – ihr Grossvater wird von der Gestapo abgeholt. Ihr Bruder Harald warnt die Familie, sie sollten lieber wie viele andere Juden emigrieren, so lange es noch geht. Aber Alizas Vater Samuel ist Arzt und will seine Heimat nicht verlassen. Das Haus, in dem sie leben und in dem auch seine Praxis ist, gehört ihnen: „Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, mein ganzes Leben, alles was mich ausmacht, zurückzulassen.“ (S. 75)
    Auch Aliza kann sich nicht vorstellen, Berlin und ihre grosse Liebe Fabian zu verlassen. Es war bei Beiden Liebe auf den ersten Blick und obwohl er kein Jude ist, will er Aliza an ihrem 18. Geburtstag heiraten. Doch innerhalb weniger Monate spitzt sich die Lage so dramatisch zu, dass wenigstens Aliza mithilfe eines Kindertransports nach England in Sicherheit gebracht werden soll. Es muss schnell gehen, da Aliza bald 17 wird und dann zu alt dafür wäre ...

    „Mehr als tausend Worte“ von Lilli Beck erzählt die Geschichte einer grossen Jugendliebe, die anscheinend völlig losgelöst von Raum und Zeit existiert. Während die Welt um sie herum immer judenfeindlicher wird, hat Aliza nur Augen und Gedanken für Fabian. Sie ist sehr unreif, naiv und wird geradezu bockig, als sie nach England gehen soll. Man merkt vielleicht, ich hatte so meine Probleme mit ihr. Sie verdrängt die Repressalien gegen die Juden, erscheint verwöhnt und unselbständig, dabei hat sie ihrem Vater oft in der Praxis geholfen und gesehen, was die Nazis anrichten. Sie kommt aus einer aufgeklärten Familie und wollte selber Medizin studieren, bevor es verboten wurde. Man könnte ihr zwar zugute halten, dass sie erst 16 ist, aber auch später, als sie älter wird, ändert sich ihr Charakter nicht wirklich.
    In England wäre sie ohne gleichaltrige Mizzi, die ebenfalls aus Berlin weggeschickt wurde, gescheitert. Denn während Aliza sich nur selbst bemitleidet und nach Fabian verzehrt, organisiert Mizzi ihrer beider Leben.

    Viel spannender und realistischer als Alizas Geschichte fand ich die Schilderungen der Überlebensbemühungen ihrer zurückgebliebenen Familie in Berlin. Sehr bewegend beschreibt Lilli Beck deren sozialen Abstieg. Alizas Bruder darf nicht mehr Medizin studieren, sondern arbeitet als Leichenschieber in der Nachtschicht. Ihr Vater darf erst nur noch Juden behandeln, dann gar niemanden mehr – sein Einkommen bricht weg. Um irgendwie an Geld kommen hilft er anderen Juden entgegen seinem hippokratischen Eid mit illegalen Methoden, Krankheiten vorzutäuschen, um der Zwangsarbeit zu entgehen. Er versucht auch, das Haus zu retten indem er es pro Forma an den Blockwart überschreibt – ein grosser Fehler, wie sich herausstellen wird.

    Neu war mir die geschilderte Tatsache, dass in England lebende deutsche Juden nach Ausbruch des Krieges als Nazis beschimpft und angegriffen worden. Gerade den Übergriffen in Deutschland entronnen, wurden sie wieder zu Aussätzigen. Bei diesen Szenen hatte ich Gänsehaut. Auch die Beschreibung der Trümmerwüste Berlins, in die Aliza nach dem Krieg zurückkehrt, ist mir an die Nieren gegangen

    Leider war mir das Ende etwas zu konstruiert und happy, darum gibt es nur 4 von 5 Sternen, für diesen ansonsten sehr spannenden und bewegenden Roman.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Monika S., 22.04.2019

    Meine Meinung:

    Der Klappentext hat mich sofort angesprochen und ich freute mich sehr darauf, einmal etwas anderes zu lesen, als meine üblichen Genre.

    Das Buch beginnt im November 1938, als Alizas Grossvater eines nachts von der Gestapo abgeholt wird. Wir starten also mitten im Geschehen, als sich die Lage für die Juden in Deutschland immer weiter zuspitzt. Zu dieser Zeit darf Alizas Vater bereits nur noch Menschen behandeln, die dem selben Glauben angehören, wie er. Trotzdem führt die Familie Landau noch ein relativ „normales“ Leben, soweit man zu dieser Zeit überhaupt davon reden kann. Aber als Leser spürt man bereits die ersten Auswirkungen der Nazi-Herrschaft und fürchtet um die Familie. Das hat die Autorin Lilli Beck in meinen Augen nämlich sehr geschickt eingefädelt: Die Landaus sind eine Familie, die man sofort gern hat. Der Vater Samuel ist Arzt, sie besitzen das Haus, in dem sie wohnen und gehören (oder gehörten) zur höheren Gesellschaftsschicht. Trotz allem sind sie sehr bodenständig. Samuel behandelt seine Patienten mit sehr viel Einfühlungsvermögen und lässt es sich auch nicht verbieten, im Notfall arischen Menschen zu helfen. Auch die übrigen Familienmitglieder sind sehr sympathisch und obwohl die Geschichte in der 3. Person geschrieben ist, bekommt man ihre Gefühle und Gedanken doch in ihren Handlungen und Gesten mit. Ich war jedenfalls sehr daran interessiert zu erfahren, wie es den einzelnen Familienmitgliedern ergehen wird. Deshalb fand ich es super, dass man, auch als sich die Wege trennen, immer wieder erfährt, wie es dem Rest geht. Das macht die Autorin jedoch nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt, damit man gegenüber Aliza nicht einen zu grossen Wissensvorsprung bekommt und damit auch der Spannung nicht zu viel vorweggenommen wird. Obwohl mich diese Unwissenheit zu einem gewissen Grad wahnsinnig gemacht hat, fand ich das doch sehr gelungen, da man so noch mehr an den Seiten klebt.

    Sehr interessant war es für mich auch, dass Lilli Beck noch einmal ein paar andere Sichtweisen auf diese Ereignissen in der Geschichte wirft. So hatte ich z.B. noch nicht so viel über die Kindertransporte gelesen oder wie es den ausgewanderten Juden nach Kriegsausbruch in England ging. Trotz allem erfährt man natürlich auch von den Schikanen und Grausamkeiten, die den Juden in Deutschland widerfahren sind und obwohl man diese schon häufig gehört hat, erzeugten sie bei mir doch wieder Gänsehaut. Es ist so wichtig, dass dieser Teil der Geschichte nicht in Vergessenheit gerät, dass man sich bewusst wird, wie so etwas hatte geschehen können und man ein Bewusstsein dafür bekommt, wenn andere ungerecht behandelt werden. Die Autorin geht mit ihrem Buch einen Schritt in diese Richtung und verknüpft „unsere Vergangenheit“ mit einer fiktiven Geschichte, die den Leser mitfiebern lässt, in deren Protagonisten man sich hineinfühlen kann und die einen mitnimmt auf eine Reise, die ins Herz geht.

    Die Liebesgeschichte zieht sich dabei zwar als roter Faden durch die übrigen Geschehnisse, nimmt aber nicht den Hauptteil ein, so dass dieses Buch durchaus auch für Leser geeignet ist, die keine Liebesromane lesen. Ich habe trotzdem sehr mit den beiden Protagonisten mitgelitten. Es muss schrecklich sein, wenn man sich in dieser Zeit trennen musste und nicht wusste, was aus dem anderen geworden ist, ob es ihm gut geht und er überhaupt noch lebt. Auch hier spielt die Autorin etwas mit ihren Lesern, denn irgendwann weiss man nicht mehr, was mit Fabian wirklich passiert ist und muss sich gemeinsam mit Aliza auf die Suche machen. Und dann wartet noch eine ganz besondere Überraschung auf uns, die ich so wirklich nicht erwartet oder kommen sah. Es war ein richtiger kleiner Schockmoment, der aber super in die Geschichte gepasst hat.

    Den ein oder anderen Punkt hätte man vielleicht noch ausführlicher behandeln können, vor allem zum Schluss geht es plötzlich sehr schnell und „glatt“, aber für mich war das nicht wirklich ein Problem, da ich für mich einiges zwischen den Zeilen herausgelesen habe.

    Das Ende fand ich persönlich zumindest sehr passend und es fügte sich auch schön in die Gesamtgeschichte ein. Mir hat es jedenfalls noch ein paar Tränchen abgerungen, weil mich die Schicksale so bewegt und das Buch so berührt hat.

    Fazit:

    Mit „Mehr als tausend Worte“ hat Lilli Beck eine Geschichte geschaffen, die mit ihren Schicksalen unter die Haut geht, die das Thema auch einmal von anderen Seiten beleuchtet und mich tief berührt hat. Die Autorin geht damit einen Schritt in Richtung gegen das Vergessen, denn es ist wichtig, dass wir diesen Teil unserer Geschichte lebendig halten, um so vielleicht aus den Fehlern anderer lernen zu können. Vielen Dank für diese rührende Geschichte.

    Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.

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  • 5 Sterne

    Furbaby_Mom, 06.05.2019

    Ein wunderschöner, berührender, wichtiger Roman!
    Dieses war mein erster Roman der Autorin Lilli Beck, von der ich bereits viel Positives hinsichtlich ihres vorherigen Werkes "Glück und Glas" gehört hatte. Meine Erwartungen sind nicht enttäuscht worden – "Mehr als tausend Worte" ist ein literarisches Meisterwerk, das mich tief bewegt und völlig in den Bann gezogen hat. Auch lange nach dem Lesen des Romans wirkt das Schicksal der fiktiven Familie Landau, stellvertretend für das vieler Juden zur Zeit des Nationalsozialismus, nach – nicht zuletzt aufgrund einer überraschenden Wendung, die der Geschichte eine ganz neue Dimension verleiht.

    Berlin, 1938. Die sympathische Hauptfigur Aliza ist siebzehn Jahre jung und erlebt gerade das Hochgefühl der ersten Liebe mit Fabian, einem Deutschen, der sich nicht an ihrer jüdischen Herkunft stört. Zwar nimmt der Hass auf die Juden im Land immer bedrohlichere Aussmasse an, aber als Alizas Familie sie für einen Kindertransport nach England anmeldet, wehrt sie sich zunächst mit Händen und Füssen. Ihre Familie – und Fabian – verlassen? Unmöglich! Doch Alizas Eltern sind überzeugt, dass sie ihre Tochter nur auf diesem Weg in Sicherheit bringen können. Und während Aliza sich fortan in einem fremden Land zurechtfinden muss, bricht in ihrer Heimat die Hölle los…

    Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, sogar aus der eines Antagonisten. Wir erleben, wie Aliza in die englische Kultur eintaucht, während ihre Familie in Deutschland gegen immer härtere Auflagen kämpfen muss. Fabian wird als Soldat in den Krieg eingezogen und bis zum Schluss sass ich auf glühenden Kohlen, ob das junge Paar sich jemals wiedersehen wird. Die Persepktivenwechsel erfolgen stets sehr stimmig; ich hatte beim Lesen nie das Gefühl, abrupt aus dem jeweiligen Handlungsstrang herausgerissen zu werden. Weiterhin hat mir sehr gefallen, dass der Fokus hauptsächlich auf Alizas Sichtweise lag.

    Dieser Roman strotzt vor Charakteren, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Manche habe ich bewundert, andere hätte ich am liebsten zum Teufel geschickt – auch das ist eine Kunst: Figuren zu erschaffen, die solch starke Emotionen in den Lesern erzeugen. Bei der Ausarbeitung der Charaktere hat die Autorin viel Wert darauf gelegt, auch die Bösewichte so facettenreich und vielschichtig zu gestalten, dass hin und wieder deren gute Eigenschaften hindurchschimmern und aufzeigen, dass es sich auch bei den Widersachern immer noch um Menschen handelt. Aufgrund dieser realitätsnahen Darstellung obliegt es letztlich den Lesern, sich ein eigenes Urteil zu bilden.

    Diese Vielseitigkeit trifft im Grunde auf das gesamte Werk zu; für mich ist es ein historischer (Familien- und) Gesellschaftsroman über das dunkelste Kapitel Europas Geschichte, gespickt mit wundervollen Lichtblicken – Freundschaft, Liebe und Hoffnung.

    Der angenehme, sehr bildreiche Schreibstil sowie realistische, glaubwürdige Dialoge machen diesen Roman zu einem absoluten Leseerlebnis. Bemerkenswert ist die intensive Recherche, welche die Autorin zum historischen Hintergrund der Story betrieben hat; zahlreiche Details zum Alltagsleben, die mir (- obwohl ich regelmässig Bücher zur deutschen Vergangenheit lese -) noch nicht bekannt waren, sind in die Geschichte eingeflochten worden und machen das Schicksal der Figuren umso realer, greifbarer. Auch meine Liebe zur englischen Kultur ist völlig neu entfacht worden.

    Fazit: Ein wichtiges Buch zur Vergangenheitsbewältigung, fesselnd und einfühlsam geschrieben und eindrucksvoll intensiv recherchiert. Trotz ernstem Hintergrund überwiegt nicht die Negativität. Bravo!

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  • 5 Sterne

    Monika Schulte, Hagen, 24.05.2019

    Für Aliza ist Fabian die ganz grosse Liebe. Sie lieben sich mehr als Tausend Worte ausdrücken könnten, doch die politische Welt verändert sich. Die braune Herrschaft kommt an die Macht. Aliza und ihre Familie sind Juden. Der Grossvater wird brutal von der Gestapo abgeführt. Alizas Vater weigert sich jedoch, Deutschland zu verlassen. Er ist Deutscher, hier lebt seine Familie, hier hat er seine Arbeit. Deutschland ist seine Heimat. Er klammert sich an die Hoffnung, dass der Spuk bald vorbei sein mag.

    Als die Familie immer mehr Repressalien erdulden musss, beschliesst die Familie, Aliza mit einem Kindertransport nach England zu schicken. Noch ist es möglich, denn nur Kinder bis zu einem gewissen Alter können mit den Transporten reisen. Auch Fabian ist dafür, weiss er seine junge und heimliche Verlobte doch so in Sicherheit, während er selbst zum Wehrdienst eingezogen wird.

    In England angekommen, muss die junge Frau erkennen, dass viele von ihnen nur als billige Dienstkräfte missbraucht werden. Alizas erste Pflegefamilie kümmert sich jedoch rührend um sie und Mizzi. Mizzi, die ihr eine gute Freundin und Stütze wird und die das Leben immer auf die leichte Schulter zu nehmen scheint. Als die Pflegeeltern ihre Arbeit verlieren, können die Mädchen dort nicht mehr wohnen bleiben und sind auf sich selbst gestellt.

    In der Heimat haben es die Juden immer schwerer. Eine Ausreise ist fast unmöglich geworden. Vielen fehlen plötzlich die finanziellen Mittel. Eine Zeit lang lebt Alizas Familie unter dem zweifelhaften Schutz des Blockwarts Kaloschke. erst nimmt er ihnen das Auto ab, dann die Wohnung, immer unter dem Mäntelchen des angeblichen Schutzes, doch der Blockwart denkt nur an seine eigenen Vorteile.

    Als der Krieg ausbricht, muss Aliza erkennen, dass sie jetzt auch in England als Feind angesehen wird, doch sie lebt! Fürchterliche Ängste plagen sie. Wie mag es ihrer Familie ergehen? Wie geht es Fabian? Bei Lord Baringham findet Aliza schliesslich eine neue Anstellung, doch der Lord wird wegen einer persönlichen Angelegenheit unter Druck gesetzt. Schliesslich geht die junge Frau eine ungewöhnliche Verbindung mit dem Adligen ein, eine Verbindung, die ihr später auch helfen wird, zurück nach Deutschland zu fliegen, zurück in eine Heimat, in ein Berlin, das unter Trümmern begraben liegt.

    Wird es der jungen Frau gelingen, ihre Familie wiederzufinden? Haben sie überlebt? Und was ist mit ihrer grossen Liebe Fabian?

    "Mehr als Tausend Worte" - ein verstörendes, ein grossartiges Buch! Lilli Beck fesselt mit präziser Sprache und entführt den Leser in eine dunkle Zeit deutscher Geschichte. Sehr einfühlsam setzt sie sich mit dem Thema auseinander. Sie scheibt so intensiv, dass vor dem inneren Auge des Lesers ein Film abzulaufen scheint. Ein Buch, das ich so schnell nicht vergessen werde! Über den Krieg habe ich schon viel gelesen, doch das Thema Kindertransporte war mir in der Form nicht so präsent. Erschreckend auch, dass viele Länder trotz der Judenverfolgung in Deutschland keine Juden mehr bei sich aufnehmen wollten!

    Lilli Beck schreibt fesselnd und hautnah aus früheren Zeiten. Man spürt, wie intensiv sich die Autorin mit der Zeit auseinandergesetzt hat.

    "Mehr als Tausend Worte" - ein grossartiges Buch über eine dunkle Zeit, aber auch über eine grosse Liebe, über Hoffnungen und Erwartungen. Eine Geschichte über eine Zeit, die die meisten von uns nur aus Erzählungen kennen. Unbedingt lesen!

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  • 5 Sterne

    Angela K., 28.04.2019

    Von den überlebenden Juden hört man häufig „ins KZ gekommen – Glück gehabt, weil ich dies oder jenes konnte – als wir befreit wurden“. Diese Erzählungen bringen einem zwar das unerträgliche Leben in den Todeslagern nahe, aber man erfährt kaum was über das Leben vor einer Deportation.

    Ein Punkt, der mich beschäftigt hat, war die Thematik der Raubkunst. Dass Wertgegenstände aus den Wohnungen der deportierten Juden geholt wurden, konnte ich mir noch gut vorstellen. Aber wie haben sich die Nazis ganze Häuser unter den Nagel reissen können? Die Eigentumsverhältnisse sind doch eigentlich in den Grundbüchern geklärt.

    An diesem Punkt hat mich nun Lilli Beck mit ihrem Buch „Mehr als tausend Worte“ abgeholt. Eingebettet in die Rahmenhandlung um die junge Liebe zwischen der jüdischen Aliza Landau und dem arischen Fabian Pagels erzählt die Autorin nun das tägliche Leben der jüdischen Arzt-Familie Landau in Berlin. Dabei lässt sie einen nicht in der distanzierten Komfortzone „damals, nicht jetzt“ oder „dort, nicht hier“. Sie nimmt den Leser wie mit einer Zeitmaschine ins Damals und dort. Quasi als Nachbar der als Stellvertreter fungierenden jüdischen Familie Landau, der „braunen“ Familie Karoschke und der neutralen Familie Pagels erlebt man hautnah die unmenschlichen Veränderungen durch die NS-Herrschaft. Hoffnungen werden immer mehr zu Angst und zu einem Kampf ums Überleben.

    Von vielen, die damals ein Parteibuch hatten, hörte man nach dem Krieg Sätze wie „Ich war doch nur ein kleines Licht, ich habe doch nichts gemacht“. Der Blockwart Karoschke hätte das sicher auch von sich behauptet. Es gibt sicher genügend, die irgendwo in der Gruppendynamik gefangen waren und trotzdem ihren Anstand nicht verloren haben. Es gibt wohl aber auch viele, die sich zwar in der Partei nicht gross engagiert haben, aber in den damaligen Verhältnissen auf widerwärtige Art und Weise ihren Vorteil gesucht haben. Damit haben sie sich aber als vermeintlich kleines Licht ebenso schuldig gemacht.

    Das Buch hat meine Frage beantwortet und viele Fragen, die ich mir noch gar nicht gestellt habe.

    Mein Fazit:
    Eingebettet in die Liebesgeschichte von Aliza und Fabian teilt die Autorin ihr gut recherchiertes Wissen über das jüdische Leben in Deutschland und der Emigranten in England in der Zeit von 1938 bis 1945. Ein Buch, das den Leser durch die von der Autorin geschaffenen Nähe zu den Ereignissen emotional sehr berührt. Daher unbedingte Leseempfehlung. Gerne hätte ich mehr wie 5 Sterne vergeben.

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  • 5 Sterne

    Sonja W., 31.05.2019

    In ihrem neuen Roman "Mehr als tausend Worte" entführt uns die Autorin nach Berlin. Hier befinden wir uns mitten im Krieg, im Jahr 1938.

    Wir lernen Aliza und ihre Familie kennen. Ihr Vater, ein jüdischer Arzt, setzt alles daran, auch in diesen schwierigen Zeiten, Verletzte und Kranke zu versorgen. Doch das wird von Tag zu Tag schwieriger. In der Nacht vom 9. auf den 10. November brennen die Synagogen und Tausende von Juden werden verhaftet, misshandelt und getötet. Alizas Familie trifft eine schwere Entscheidung. Ihre Tochter wird in einem Kindertransport, der von einer englischen Hilfsorganisation betrieben wird, in Sicherheit gebracht. Aliza findet, wie so viele andere Kinder hier eine neue Heimat. Doch Aliza ist am Boden zerstört, muss sie doch ihre grosse Liebe Fabian zurücklassen. Dieser wird jedoch zur Wehrmacht eingezogen. Nur ein Taschentuch mit dem unvergleichlichen Duft "Je Reviens" erinnert sie an ihrer Liebsten. Werden sie ihr Versprechen einlösen können und eines Tages heiraten? Werden sie den Krieg überhaupt überstehen.

    Noch jetzt habe ich ein Gänsehautfeeling, so berührt hat mich diese Geschichte. Eine tiefgründige Geschichte, die uns daran erinnert, wie schrecklich es zu Kriegszeiten war. Wieviel Schmerz, Kummer und Leid musste diese Generation ertragen. Durch diesen atemberaubenden Roman wird sie vor meinem inneren Auge wieder ledig. Das schafft die Autorin mit ihrem hervorragenden Schreibstil. Die tragische Geschichte dieser jüdischen Familie läuft wie ein Film vor meinem inneren Auge ab. Und noch jetzt sorgen manche Szenen für ein Kopfschütteln, so unglaublich ist vieles.
    Wir lernen ganz besondere Protagonisten kennen, die wirklich versuchen diese Schlimme Zeit zu überstehen. Wir werden mit viel Leid und Elend konfrontiert. Ausserdem beinhaltet diese Lektüre eine berührende Liebesgeschichte, die mich wirklich bis tief in die Seele berührt hat. Jahrelang nichts mehr von den Geliebten Menschen zu hören, welche Tragödie. Und ich habe Aliza bewundert, wie sie diese Zeit überstanden hat. Ich habe mit ihr gehofft und gebangt und hätte sie gerne mal in den Arm genommen.

    Eine fantastische Lektüre mit Tiefgang. Lilli Becks Bücher begeistern mich immer wieder. Für mich ist dies ein Lesehighlight der Extraklasse. Ein atemberaubende Geschichte, die wirklich unter ddie Haut geht. Selbstverständlich vergebe ich für diese besondere Lektüre 5 Sterne.

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  • 5 Sterne

    Nadine L., 21.04.2019

    Lilli Beck, der Name verspricht für mich gute Bücher und dieses gute Buch habe ich auch hier wieder bekommen.

    Der Titel und das Cover finde ich sehr schön und stimmig gewählt. Es passt von den Personen und der Kleidung sehr gut in die Zeit.

    Vom Schreibstil her hat mich das Buch wieder völlig begeistert. Ich liebe den Schreibstil von Lilli Beck und wurde auch hier wieder nicht enttäuscht. Die Autorin findet genau die richtigen Worte für die Situationen. Nichts wirkt übertrieben, sondern passend.

    In der Geschichte geht es um Aliza, die von ihrem Grossvater aufgrund der schwierigen politischen Situation für Juden im Jahr ab 1938 fortgeschickt wird. Wir folgen Aliza durch die Jahre und ihre Erlebnisse. Die Beschreibungen der Szenarien sind eindrucksvoll und sehr bewegend. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

    Ich kenne viele Berichte aus dieser Zeit und habe in diesem Buch genau dies vorgefunden. Einen glaubhaften Bericht, wie mit Juden umgegangen wurde.

    Aliza ist 16 Jahre alt. Dies merkt man eindeutig im Buch. Zeitweise fand ich sie doch sehr naiv, aber mit 16 Jahren haben viele noch keine Ahnung von der Welt, auch wenn sie das Leben eigentlich schon kennen gelernt hat.

    Trotzdem hat mir das Buch sehr gefallen und mich mitgerissen. In den Beschreibungen, wie die Familie von Aliza in Deutschland von Armut betroffen ist und immer weiter absteigt und wie sie probieren irgendwie zu überleben, habe ich viele Parallelen zu den Geschichten meiner Urgrosseltern gefunden.

    Ich kann das Buch vollkommen empfehlen und vergebe eine klare Leseempfehlung mit 5 Sternen.

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  • 5 Sterne

    hoonili, 12.08.2019

    Aliza Landau ist Jüdin und lebt mit ihrer Familie in Berlin. Als in der Reichspogromnacht ihr Grossvater von der Gestapo geholt wird, überkommt das Ausmass dieses Krieges auch ihre Familie. Aliza muss die Schule abbrechen, ihr Vater ist Arzt und darf nur noch Juden behandeln und ihr Bruder darf das Studium nicht beenden. Die Familie leider sehr unter der Macht der Nazis.

    Als Aliza die Chance erhält die Ausreise nach England anzutreten ist das mehr als tragisch. Sie möchte bei ihren Eltern und ihrer grossen Liebe Fabian bleiben. Doch Fabian ermutigt sie, den Schritt der Ausreise zu wagen. Er glaubt daran, dass sie sich eines Tages wiedersehen...

    Wow... was habe ich mit der Familie gelitten, habe die Charaktere so schnell gern gewonnen und mich mittendrin gefühlt. Die Autorin hat es geschafft, mich in diese schwere Zeit mit zu nehmen.

    Aliza hat mir als Charakter besonders gefallen. Sie hat sich immer mehr entwickelt und war bis zum Ende des Buches täglich in meinen Gedanken.
    Der Schreibstil ist gefühlvoll und authentisch sowie sehr flüssig. Trotz des umfangreichen geschichtlichen Hintergrundes habe ich mich zu keiner Zeit gelangweilt. Ganz im Gegenteil, ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen.

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  • 5 Sterne

    Ariane G., 05.07.2019

    Mehr als tausend Worte ist ein Buch das mich noch lange begleiten wird,es erzählt die Geschichte der 17jährigen jüdischen Alizia die 1938 beginnt und uns schonungslos zeigt ,wie alles schleichend begann.Erst mit kleinen Einschränkungen für Juden dann mit dem grossen Knall der Reichsprogromnacht. Für Alizias Arztfamilie ist es zu spät für eine Auswanderung nur Sie hat das Glück mit einem Kindertransport nach England zu kommen. Das Buch schildert ihre unterschiedlichen Erfahrungen in England und die Stimmung dort ,die sich generell gegen Deutsche richtet Juden oder nicht ,was mir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bewusst war. Dort geht es auch wieder um Alizias Überleben wenn auch rein im wirtschaftlichen Sinne. Gleichzeitig erzählt das Buch die Situation ihrer Familie die immer die sich immer weiter zuspitzt . Alizias Gefühle werden von der Autorin so detaliert geschildert das ich sehr nah dran war an dieser jungen Frau die sich immer wieder beweisen muss . Eines der besten Bücher über die NS Zeit die ich in letzter Zeit gelesen habe. Ganz klare Empfehlung für ein gefühlvolles Buch .

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  • 5 Sterne

    Wencke M., 20.04.2019

    Ein sehr berührender und bewegender Roman

    Ich finde es an dieser Stelle gerade unheimlich schwer, diese Rezension zu schreiben. Ich fand dieses Buch so herausragend gut, dass es mir schwer fällt, die passenden Worte zu finden.


    Es geht um Aliza, die als Jüdin mit ihrer Familie in Berlin zur Zeit der Judenverfolgung lebt. Ihr Vater betreibt eine Arztpraxis, doch durch die von den Nazis geltenden Judenverordnungen ist ein Leben für die Juden in Deutschland kaum bis gar nicht möglich. Was das für Alizas Familie bedeutet, was das mit ihr gemacht hat, hat Lilli Beck toll geschrieben.

    Das Lesen hat mich immer wieder sehr traurig gestimmt, weil das Geschriebene zwar ein Roman ist, aber das Wissen, dass sich genau so etwas tatsächlich ereignet hat, hat mich schon sehr berührt. Lilli Beck bringt mit ihrem Schreibstil die Stimmung unheimlich gut rüber.

    Ein Roman, der einfach gelesen werden muss!

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  • 5 Sterne

    petra s., 23.06.2019

    Mich hat das Buch von Lilli Beck auf eine sehr gefühlvolle Reise mitgenommen.
    Vor dem Hintergrund des 2.Weltkrieges erlebt die junge Jüdin Alizia ihre erste grosse Liebe, die trotz allem Bestand hat und die sie nicht aufgibt.
    Bei den Büchern von Lilli Beck fühle ich immer fast so,als wäre ich ein Teil der Geschichte...ich konnte das Buch fast nicht aus der Hand legen,so faszinierend war es für mich.
    Meine Empfehlung....unbedingt lesen!!!

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  • 3 Sterne

    nicigirl85, 15.04.2019

    Titel: Ich wollte dieses Buch wirklich von Herzen lieben...

    Als Fan der historischen Romane von Lilli Beck, habe ich auf dieses Buch monatelang gewartet. Ganz gespannt begann ich mit der Lektüre, hatte ich doch bereits "Wie der Wind und das Meer" und "Glück und Glas" verschlungen.

    In der Geschichte geht es um Aliza und Fabian, die sich kurz vor dem zweiten Weltkrieg ineinander verlieben. Das einzige Problem: er ist Christ, sie Jüdin und beide leben in Deutschland. Um sie zu retten, lässt er seine Liebste nach England reisen, wo Juden nicht verfolgt werden und er muss in den Krieg ziehen. Wird das junge Paar sich wirklich wiedersehen? Und wird die frische Liebe überhaupt Bestand haben können in diesen harten Zeiten?

    Das Besondere an dem Buch ist, dass wir den zweiten Weltkrieg mal aus einer anderen Perspektive erleben, da sich die Hauptfigur Aliza während des Krieges in England und nicht in Deutschland befindet.

    Die Handlung spielt zwischen 1938 und 1945. Zu Beginn las ich noch mit grosser Freude, denn das Glück des jungen Paares, trotz der Gefahren, live miterleben zu dürfen, hat einfach nur Spass gemacht. So viel Vertrauen und Zuversicht findet man in der heutigen Gesellschaft ja eher selten.

    Richtig gut gelungen fand ich wie die Autorin den Kindertransport nach England beschrieben hat und auch später wie sie das zerbombte Berlin schildert. Hier hatte ich beim Lesen wirklich Gänsehaut und habe gebannt die Handlung verfolgt. Auch dass nicht nur alles glatt geht und man Verluste hinnehmen muss, empfand ich als sehr realistisch und nachvollziehbar.

    Für mich las sich die erste Hälfte des Romans sehr angenehm, alles wirkte sehr authentisch und nachvollziehbar. Doch leider kam dann irgendwann die Wende für mich, so dass ich nicht mehr ganz so gerne las.

    Mit Aliza als Figur wurde ich einfach nicht warm. Sie ist doch recht oft mit sich selbst beschäftigt, nicht individuell genug und ich hatte das Gefühl, dass ihr Geld sehr wichtig ist im Leben, da dies immer wieder erwähnt wird. Dauernd ist von schönen Kleidern, herrlichen Häusern und gutem Essen die Rede, während andere kaum das Nötigste haben. Gerade zum Ende der Geschichte hin wirft sie mit Geld und Zigaretten nur so um sich, was sie in meinen Augen sehr ins schlechte Licht rückte. Ansonsten verstehe ich natürlich, dass sie für ihre Liebsten nur das Beste will, aber dafür geht sie eben gefühlt über Leichen und das fand ich gar nicht gut.

    Andere Figuren wie ihr Bruder Harald, ihre liebevollen Eltern, Freundin Mizzi oder Lord Baringham mochte ich da deutlich lieber, einfach weil sie für mich mehr Ecken und Kanten hatten. Was für mich schlichtweg nicht nachvollziehbar war: eine Freundin wird plötzlich zur Bösen, was in der ganzen Handlung nie so ersichtlich war und sich für mich an den Haaren herbeigezogen angefühlt hat. Es wirkte als wenn die Autorin mit Macht nochmal eine erstaunliche Wende in der Geschichte haben wollte, um den Leser so richtig zu schocken. Geschockt war ich jedoch nur von dem zu sehr konstruierten Plot.

    Happyends mag sicher jeder gern, aber es sollte dann doch noch irgendwie glaubwürdig bleiben. Mir waren die letzten Seiten dann etwas zu kitschig. Als Botschaft blieb da für mich hängen: Mit Geld erreichst du alles und nicht wie ich gehofft hatte, dass Liebe eben auch Berge versetzen kann.

    Fazit: Ich wollte dieses Buch wirklich lieben, schlichtweg weil es sehr vielversprechend erschien, doch leider konnte mich die Autorin dieses Mal nicht überzeugen. Ich kann daher nur bedingt eine Leseempfehlung aussprechen.

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  • 3 Sterne

    ikatzhorse2005, 17.04.2019

    Mehr als tausend Worte ein Roman von Lilli Beck, Blanvalet (Verlagsgruppe Random House)
    Berlin im November 1938: Die auftrumpfende Macht des Regimes ist vor allem in den Nächten spürbar, wenn die Gestapo Juden zum Verhör und zur Inhaftierung aus ihrem zu Hause abholt. So geschieht es auch Alizas Grossvater. Alizas Angst ist allgegenwärtig, wenn die schlagenden Stiefel laut durchs Treppenhaus hallen. Neben den nächtlichen Übergriffen läutet die Regierung immer neue Sanktionen gegen die Juden ein und macht ein autonomes Leben für diese Leute undenkbar. Die Zeit drängt, das Land zu verlassen. Aliza wird mit gerade noch 16 Jahren mittels eines Kindertransportes nach England evakuiert. Ihre restliche Familie mit Grossmutter Bobe, Vater Samuel, Mutter Rachel und Bruder Harald verbleibt in Berlin bis ihnen fast alles genommen wird, eine Flucht somit unbezahlbar und damit unmöglich erscheint. Samuel Landaus ärztliches Pflichtbewusstsein seinen Patienten gegenüber und die Hoffnung auf einen klärklichen Rest Menschlichkeit lassen ihn zögern, bis es zu spät ist. ...
    Lilli Beck erzählt eine Geschichte von einer traurigen Epoche Deutschlands. Die Situation und daraus resultierenden Gefühlen der jüdischen Familie Landau sind spührbar. Die Beschreibungen der Kindertransporte und die Trennung der Familien sind unfassbar ergreifend und unvorstellbar emotional. Mitläufer, Schmarotzer, Verlierer und Gewinner, Kämpfer, Trauernde und Liebende bekommen anhand der Erzählung ein Gesicht und etablieren sich als unterschiedliche Charaktere im Roman. Der Plot ist vielversprechend und gibt viel Potezial für einen grossen Epos. Doch leider hapert es hier an der Umsetzung des Ganzen. Einige Szenen und Sequenzen werden angerissen und für mich, als interessierten Leser leider nicht schlüssig zu Ende erzählt. An manchen Stellen kommt mir die Glaubwürdigkeit abhanden, gerade zum Schluss häufen sich die Zufälle und insgesamt wirkt manche Schlussfolgerung an den Haaren herbeigezogen. Ja, der einzige Lichtblick, die lebensfrohe Freundin und Wegbegleiterin Alizas, Mizzi muss als Sündenbock herhalten. Der Hauptprotagonistin Aliza kommt man nicht nah genug, es fehlt einfach an Tiefe. Alizas Oberflächlichkeit und Naivität..., man möchte sie schütteln!Insgesamt fehlen mir manche Details zu den Figuren oder eine Erklärung, was aus ihnen geworden ist. Der Leser wird vor vollendete Tatsachen gestellt und muss sich damit zufrieden geben.
    Die Vermittlung historischer Fakten wirkt gezwungen und wie auch manche Dialoge, hölzern. Neben ganz spannend und realistischen Leseabschnitten, die in Berlin spielen, gestallten sich Alizas Anekdoten in England eher zäh und langatmig. Die Liebesgeschichte zwischen ihrem Liebsten Fabian und Alizas intensive, allumfassende Gefühle für ihn stehen hier sehr im Mittelpunkt und erdrücken durch ein zu viel an Liebesbekundungen.
    Fazit: Ich habe mit Freude den neuen Roman von Lilli Beck erwartet, steht die Autorin und ihr Name für äusserst gut erzählte Romane wie "Glück und Glas" oder "Der Wind und das Meer" sowie einige lustige und gut erzählte Geschichten. Nicht minder enttäuscht war ich von diesem neuen Roman indem die mehr als tausend Worte einfach zu oft gefallen sind. Hier wurde Potenzial verschenkt in einer einfachen Erzählweise mit Höhen und Tiefen. Schade!

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  • 5 Sterne

    3 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Andrea D., 31.03.2019

    Lilli Beck ist wieder ein grandioses Buch gelungen. Lebendige Geschichte gut recherchiert. Mehr als tausend Worte je ausdrücken können.

    Die Geschichte von Alizia und Fabian von 1937 bis 1947

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kerstin, 13.04.2019 bei bewertet

    Ein wunderschöner, sehr tiefgehender Roman

    Aliza ist 17 als ihre Eltern, ein jüdisches Ärztepaar, ihre Tochter 1939 in einen Kindertransport nach England schicken. Dabei möchte Aliza doch so gerne in Berlin bleiben – bei ihrer Familie und ihrem Verlobten Fabian. Aliza ist in vermeintlicher Sicherheit, während ihre Lieben den Nazis in Berlin vollkommen ausgesetzt sind. Werden sie sich am Ende des Krieges wiedersehen?

    Dieser Roman ist sicherlich mein Lesehighlight im bisherigen Jahr (40 Bücher stehen zur Konkurrenz). „Mehr als tausend Worte“ ist sehr eindringlich, einfühlsam und authentisch geschrieben. Die Geschichte rund um Aliza, Fabian und deren Familien wird dem Leser lebendig und intensiv nähergebracht, so dass der Leser am Ende das Gefühl hat die Charaktere selbst zu kennen und mit ihnen in Berlin beziehungsweise London zu sein. Es ist ein wirklich sehr emotionaler Roman, welchen man nicht eben so weg liest. Mir ging es so, dass ich einerseits immer weiterlesen wollte, weil ich neugierig war, wie es weitergeht, andererseits wollte ich aber nicht, dass die Geschichte schon vorbei ist. Dann kam auch noch der Punkt dazu, dass das Gelesene wirklich erst verarbeitet werden muss. Es ist definitiv keine leichte Lektüre, die mal eben so weggelesen wird! Aber eine wirklich sehr schöne Lektüre, die mir sicherlich noch sehr lange im Gedächtnis bleiben wird!
    Dieser Roman zeigt auf eindringliche und sehr emotionale Weise auf, was den jüdischen Bürgern in Deutschland von 1938 bis 1945 widerfahren ist. Schön beschrieben wurde dies an der Familie Landau, die keine strenggläubigen Juden sind. Dies zeigt noch einmal, dass es letztendlich egal war, ob gläubig oder nicht. Jude war Jude. Auch wird gezeigt, welch beliebter Arzt Samuel Landau war, und wie gern seine deutschen Patienten zu ihm kamen und immer zufrieden waren. Und dann plötzlich nicht mehr.
    Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen! Er ist flüssig und angenehm zu lesen, wie schon beschrieben ist er sehr authentisch und emotional. Sehr gefallen hat mir, dass immer wieder Fakten und interessanten Informationen, zum Beispiel zum jüdischen Glauben, mit eingeflossen sind, ohne, den Lesefluss zu stören.
    Die Charaktere dieses Buches haben mir sehr gut gefallen! Die Hauptperson, von der wir am meisten erfahren ist Aliza, bei welcher wir miterleben, wie sie erwachsen wird. Eine bewundernswerte Entwicklung, wenn man bedenkt, dass sie von ihren Lieben so gut wie nichts hörte und nie wusste, ob sie noch leben und wie es ihnen geht. Die Familien Landau und Pagel (Fabians Familie) waren mir sehr sympathisch. Sehr unsympathisch – aber so gewollt – waren Blockwart Karoschke mit Frau und Tochter. Hier wurde der typische mitlaufende Nazi präsentiert, der aus der Situation – für sich – das Beste machen will, auch wenn das nur auf Kosten anderer geht. Immerhin zeigte sich ab und zu sein Gewissen. Erfrischend fand ich den Charakter der Mizzi – auf welche Aliza in London trifft.

    Ich bin von diesem Roman richtig fasziniert und berührt. Ich bin überzeugt, dass er mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Auf die anderen beiden historischen Romane von Lilli Beck bin ich nun sehr neugierig. Für dieses neuste Werk vergebe ich sehr gerne volle fünf von fünf Sternen und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

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