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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gabriele K., 19.02.2023

    Als Buch bewertet

    Dies ist das erste Buch von Annika Reich, das ich gelesen habe, aber es wird sicher nicht das letzte sein.

    Ein herrliches Cover, ein Stillleben aus Blumen, Früchten und einer blauweiss gemusterten Porzellanschale, auf den ersten Blick romantisch, idyllisch, gemütlich. Auf den zweiten Blick erkennt man, dass das Schüsselchen eine Bruchstelle hat, dass die Blumen bereits ein paar Blütenblättchen fallen lassen, dass die Früchte nicht mehr frisch sind.

    Das Bild passt sehr gut zur Handlung des Romans, und es erinnert sehr an die Beschreibung der Wohnung der in der zweiten Buchhälfte auftauchenden Tante Adelheid.

    Bereits die Einstiegsszene des Romans ist fulminant, zwischen Groteske und Drama, auf jeden Fall aber mit starken Bildern gemalt, man kann die hysterischen Schreie des Mädchens regelrecht hören, den unangenehmen Gestank erschnuppern, man sieht die Grossmutter in in ihrer auch äusserlich vorhandenen Stärke, den See als Schauplatz für etwas Grausiges, das dennoch punktuell eher skurril als bedrückend wirkt.

    Die Frauen in dem Buch sind sehr unterschiedlich, trotz Verwandtschaft und teilweise äusserlicher Ähnlichkeiten, aber jede auf ihre Art eigenwillig bis eigenartig, stark und verletzlich, wenn sich Letzteres auch manchmal hinter einer anderen Fassade verbirgt.

    Die Beziehungen der Frauen untereinander verändern sich im Lauf der Handlung, innerlich und äusserlich, werden klarer, stärker oder verkehren sich auch ins Gegenteil - je nachdem.

    Ich habe das ganze Buch und Annika Reichs wunderbare Sprache sehr genossen, sie versteht es sehr gut, Menschen, Landschaften, Situationen mit aussergewöhnlichem Stil zu schildern und zu entwickeln.

    Unbedingte Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Heike B., 03.04.2023

    Als Buch bewertet

    Annika Reich lässt uns hier tief in die Machtstrukturen und Erwartungen einer matriachalischen Familiengeschichte blicken.
    Der fulminante Anfang als prägendes Erlebnis in der Kindheit der Erzählerin führt aber zunächst einmal auf völlig falsche Spuren. Denn die wahren Ereignisse dieses Buches geschehen im Inneren der Protagonistinnen, durchwegs Frauen. Die wenigen Männer, die vorkommen, werden nur durch die Augen der Frauen betrachtet und sind eher "Zubehör" als eigenständig handelnde Wesen. Der Umgang mit familiärem Erwartungsdruck, der wohl auf jeder Familie lastet, sowie die verschiedenen Möglichkeiten damit um- oder unterzugehen oder daran zu wachsen, ist der wahre Kern des Romans.
    Die Autorin versteht es, diese Thematik in eine derart faszinierende Sprache zu verpacken, dass es schwerfällt, den Roman zur Seite zu legen und gerne möchte man das Leben der Hauptfiguren noch etwas länger begleiten.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    eight_butterflies, 21.02.2023

    Als Buch bewertet

    Vorweg sei bemerkt, dieses Buch habe ich zweimal gelesen, bevor ich es einschätzen kann. Angetrieben durch eine magische Fesselung an die bedrückende Stimmung, welche der Roman bei mir zurück liess, blätterte ich sofort von Seite 204 zurück zum Anfang und begann erneut suchend zu lesen. Ich wollte besser verstehen, aufklären oder erfassen, konnte dies jedoch nur begrenzt. Nun blicke ich mit einem Kloss im Bauch auf eine latent paternalistische Beziehungskultur, toxische Weiblichkeit und verborgene Misandrie, die Annika Reich in ihrem Buch „Männer sterben bei uns nicht“ konstruiert.

    Luise ist in den Dreissigern, als ihre Grossmutter stirbt. Anlässlich der Beerdigung treffen sich die Frauen wieder, die man gemeinhin als Verwandtschaft bezeichnen würde, die Grossmutter geringschätzte und gar aussortierte. In Rückblenden, die jeweils einen Ankerpunkt im angrenzenden Kapitel haben, schildert Luise Bruchstücke ihrer Erinnerungen und Beziehungen. Dazu gehört immer wieder die Erwähnung, Luise habe als Kind zweimal eine tote Frau im angrenzenden See gefunden. Ebenso wird immer wieder deutlich, dass Luise in der grossmütterlichen Dynastie bevorteilt und das Anwesen erben wird. Dieses Anwesen prägt Grossmutters Wesen, ihr Handeln und Steuern. Sie wird zusammen mit dem Anwesen zum Kern der Familie, eher einer Dynastie von Frauen. Eine „Grossmutter“, für die „das Wahren der Form immer die Lösung für alles gewesen ist - Beziehungen, Stil, Gartengestaltung, Vergangenheitsbewältigung.“ Das führt dazu, dass in dieser Familie Gefühle vermieden werden, sie einsam machen, besiegt oder verkleidet oder betäubt werden müssen. Jede hat ihre Strategie, mit Grossmutters Geringschätzung umzugehen. Männer werden frühzeitig entfernt, ignoriert oder sie fliehen, finden nur - wenn überhaupt - in Erinnerungen Platz, werden aber zum Schein von Grossmutter immer mitgedacht. Zum Sterben und damit zu einem wirklich wichtigen Beitrag zur Welt, kommt es nur bei Frauen.

    Das Buch ist in einem kunstvollen Stil geschrieben, der poetisch und zum Teil malerisch durch einen eher schwachen Plot führt. Es wird ein Schmetterling verscheucht wie eine schlechte Idee, Häuser schweigen und die Familie muss getrimmt werden wie ein Japanischer Garten. Solch anmutige stilistische Mittel, Allegorien und Metaphern nehmen mich mit der latent bedrückenden Stimmung in einen Bann.

    Ich gebe eine Leseempfehlung für Freundinnen und Freunde poetischer Sprache, die sich gern in Stimmungen hingeben und auch mit offenen Fragen zurückbleiben können.

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  • 4 Sterne

    Helena H., 16.02.2023

    Als Buch bewertet

    „Ich war von klein auf dazu erzogen worden, mir und anderen Mädchen und Frauen nicht zu glauben, an meiner und der Geschichte jeder Einzelnen zu zweifeln, weil nur so die grosse Geschichte im Dunkeln blieb.“

    Es ist der Tag der Beerdigung ihrer Grossmutter, der bisherigen Herrin des Anwesens, das Luise nun erben soll. Alle Frauen, die auf dem Anwesen gelebt hatten, versammeln sich am Sarg der Toten, um sie zu betrauern. Die Enkelin Luise und ihre ältere Schwester Leni. Luises Mutter und deren Mutter: Grossmutter Vera. Marianna, die Tochter, und deren eigene Tochter: Olga. Auch Justyna, die Haushälterin ist anwesend. Etwas später stösst Luises Grosstante dazu, von deren Existenz Luise erst vor ein paar Tagen erfuhr. Männer sind keine anwesend, denn Männer haben auf dem Anwesen keine gelebt – jedenfalls nicht seit Luise sich erinnern kann. Nur das fünfte, unbewohnte und abgeschlossene Haus auf dem Anwesen erinnert an deren Existenz. Und sie kommen auch nur in den Erzählungen der Frauen vor. „Wie wenig meine Mutter sich hier zu Hause gefühlt hatte, wollte ich nie wirklich wahrhaben, doch jetzt erkannte ich, dass es für uns alle unmöglich war, hier zu Hause zu sein, selbst für meine Grossmutter war es unmöglich. Vielleicht waren sie und ich, anders als die anderen, nur in den Wunschvorstellungen zu Hause gewesen, vielleicht war ich deswegen die Auserwählte, weil ich an diesem Glauben festgehalten, weil ich ihn noch nicht aufgegeben hatte, ihn nicht aufgeben wollte.“

    Die Geschehnisse auf der Beerdigung werden immer wieder von Rückblenden aus der Vergangenheit der Ich-Erzählerin unterbrochen. In diesen Rückblenden erleben wir zusammen mit Lusie wie sie zum ersten Mal die Leiche einer jungen Frau im See findet, ein Jahr später die zweite Selbstmörderin in demselben See. Zwei sehr einschneidende Erlebnisse in Luises Kindheit. Weitere Erinnerungssequenzen folgen, in denen das Verhältnis der Ich-Erzählerin zu den Mädchen und Frauen, die eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielten, beleuchtet wird, allen voran das Verhältnis zur Schwester, zur Mutter und zu der verstorbenen Grossmutter väterlicherseits – einfach Grossmutter genannt. In all diesen Erinnerungsstücken geht es vor allem um Gefühle. Ein Anwesen, auf dem nur Frauen leben und die Frau als Verkörperung der Gefühle – da würde man als Leser*in meinen, dass davon viele in Erscheinung treten – doch das Gegenteil ist der Fall: „Meine Mutter vermied Gefühle, Marianna wollte sie besiegen, Olga verkleidete sie, bis sie ihr nicht mehr ähnlich sahen, und Grossmutter Vera betäubte sie. Gefühle machten einsam – das war eine der grossen Lektionen meiner Kindheit, und daran hatte sich nichts geändert, auch heute nicht.“ Sind die Männer – allen voran Luises Vater und ihr Grossvater – verantwortlich für das Leben der Frauen, die Gefühle stets negierten und den Geschichten anderer Frauen skeptisch gegenüber standen? Wir wissen es nicht. Doch mit Sicherheit lässt sich sagen, dass sie eine Stärke entwickelten, die nur dem Tod nicht standhalten konnte.

    Annika Reich legt uns mit „Männer sterben bei uns nicht“ ein äusserst dichtes Stück Literatur vor, in das ich gerne versunken bin – es hat eine unwiderstehliche Anziehungskraft von der ersten bis zur letzten Seite auf mich ausgeübt. Es hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf, sondern versucht stets das in der Tiefe Liegende zu ergründen. Vielleicht war es gerade durch das Fehlen von männlichen Figuren, was den Roman so dicht und unergründlich machte. Die weitreichende Introspektion der Ich-Erzählerin lässt uns voller Ehrfurcht erschauern. „Ich hatte mit all diesen Frauen nichts zu tun, mit den toten nicht und mit den ausgestossenen nicht, mit den verschwundenen nicht und den herabgewürdigten nicht. Ich konnte sie nicht retten, ich konnte ihnen nicht zur Seite stehen. Ich liess mir keine weitere tote Frau andichten. Ich musste ihre Geschichte nicht erzählen, ich schuldete niemandem irgendetwas. […] Ich war meine Grossmutter.“

    Wer einen tiefgründigen Roman sucht, der nicht beschwert, ist mit „Männer sterben bei uns nicht“ bestens beraten. Ich habe ihn nicht aus der Hand legen können und war wie betäubt beim Lesen. Nur ein paar inhaltliche Ungereimtheiten haben mein Leseerlebnis ein wenig getrübt, weswegen ich nur vier Sterne vergebe. Ansonsten wünsche ich mir persönlich viel mehr solcher Romane auf dem Büchermarkt!

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  • 5 Sterne

    L. L., 19.02.2023

    Als eBook bewertet

    Grossmutters Erbe

    Mich hat der Titel des Buches neugierig gemacht. Was hat es damit auf sich?

    Drei Generationen, sieben Frauen einer Familie, leben zusammen auf einem prachtvollem Anwesen am See. Alles Frauen, deren Leben von der rätselhaften Grossmutter gelenkt werden. Jede hat ihren zugewiesenen Platz und hat zu funktionieren, immer schön den Schein wahren nach aussen.
    Gefühle, Emotionen, Liebe existieren nicht.
    Und Männer ebenso wenig.

    Der Wohnort verströmt schon eine undefinierbare Aura, geheimnisvoll und düster. Obwohl alle in enger Nähe zueinander wohnen, lebt doch jeder für sich alleine, einsam und traurig.
    Am merkwürdigsten ist das leere, das fünfte Haus, welches die "Andenken" an die verlorengegangenen Männer beherbergt.

    Eine eher tragische Geschichte, bei der alle auf der Strecke geblieben sind. Bei der Beerdigung der Grossmutter treffen sie aufeinander und man erfährt durch Rückblenden, aus Luisas Sicht erzählt, was sich all die Jahre zugetragen hat.
    Nach und nach werden die vergangenen Zeiten beleuchtet, die Frauen bekommen ein Gesicht und verborgene Gefühle treiben an die Oberfläche.

    Eine Geschichte, die durch die Erzählweise der Autorin, zum Leben erweckt wird, den Frauen ein Gesicht gibt. Ohne grosse Geheimnisse, spannungsgeladene Momente oder Überraschungen auskommt. Sie bekommt auch so eine Sogwirkung und ist sehr unterhaltsam.

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  • 4 Sterne

    moneslesecouch, 22.02.2023

    aktualisiert am 22.02.2023

    Als Buch bewertet

    Frauen zwischen Liebe und Verrat

    Dieses wunderschöne Cover ist ein echtes Highlight für mich. Den Rosen kommt eine ganz besondere Bedeutung im Leben der alles beherrschenden Grossmutter, die auch als Granddame, Patriachin oder Herrin über die Frauen der Familie bezeichnet wird. Die Töchter, Enkelinnen, Schwestern, Mütter, die wie die Goldfische in der Schale ihres Lebens schwimmen und ab und an nach Luft schnappend an die Oberfläche kommen. Doch wehe, wenn sie ausbrechen, um ihren eigenen Weg zu finden aus der Starre, den Regeln und der Kälte, dann werden sie ausgestossen.

    Das Buch hat mich gleich in den Bann gezogen, mit der Geschichte von Luise, der 30-jährigen Enkelin und Ich-Erzählerin, die auf dem herrschaftlichen Anwesen, das irgendwie über allem thront, als Kind zwei tote Frauen am Seeufer findet. Die Grossmutter, die Zeit ihres Lebens versucht, alles zu kontrollieren und alle Fäden zusammenzuhalten, dadurch sich aber auch ihrer Gefühle so stark verschliesst, dass sie letztlich bis zu ihrem Tod viele Jahre später zwar mächtig und gefürchtet, aber auch einsam ist. Zitat S. 169: „Grossmutter denkt, dass sie nur leben kann, wenn sie´s wie die Männer macht. Sie denkt, Macht wäre immer nur die Macht der Männer und dass sie sie nur behalten kann, wenn sie herrscht wie sie. Dass sich Macht auch teilen lässt, daran glaubt sie nicht.“

    Der Mittelteil, in dem es viel um die Beerdigung der Grossmutter und die Emotionen der Familienfrauen geht, hat sich für mich nicht so gut gelesen. Das war mir zu verworren, mit schnellen Sprüngen. Doch im letzten Teil war ich wieder voll dabei, ich fand es sehr gut, dass hier vieles verschwommen bleibt und ich mir meine eigenen Gedanken zu den verschiedenen Erzählsträngen machen konnte. Es lohnt sich sicherlich, dieses Buch ein zweites Mal zu lesen, um hinter die grandios eingebauten Andeutungen zu kommen.

    Alles in allem ein beeindruckendes Buch mit einer sehr schönen bildgewaltigen und emotionalen Sprache, die von vermeintlich starken Frauen, ihren Sehnsüchten und Ängsten, den Verlusten ihres Lebens, Misstrauen und Vertrauen erzählt.

    Männer sterben in diesem Buch nicht, Männer kommen gar nicht darin vor.

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  • 4 Sterne

    iGirl, 18.02.2023

    Als Buch bewertet

    Luise wächst in einer Umgebung auf, die geprägt ist von sowohl Liebe als auch Missachtung und Ignoranz, von materiellem Reichtum als auch emotionaler Armut. Über allem schwebt die dominante Grossmutter. Leni, die halt gebende Schwester Luises wird von der Grossmutter bereits in jungen Jahren in ein Internat verbracht. So bleibt die junge Luise alleine zurück im herrschaftlichen Anwesen der Grossmutter zusammen mit ihrer schwachen Mutter. Die Grossmutter bestimmt die Regeln und das Verhalten ihrer Umgebung und welche (weiblichen) Personen sie duldet. Selbst als zwei tote Frauen am Ufer des Familienanwesens angeschwemmt werden scheint das die erwachsenen Frauen kaum zu berühren, so dass niemand der kleinen Luise beim Verarbeiten der Geschehnisse hilft. Luise flüchtet in ihre Gedankenwelt aus Geschichten und Interpretationen der Geschehnisse. Als die Grossmutter stirbt prallen die Frauen der Familie mit ihren Lebensgeschichten und Verletzungen aufeinander.

    Auf Männer kann diese Familie in der Tat verzichten, bei soviel Dominanz und Missgunst sind zusätzliche Männer total überflüssig. Nur schemenhaft erfährt man aus der Geschichte etwas über den Mann der Grossmutter und den Vater von Luise und Leni. Völlig unklar bleibt der Verbleib des Vaters und die Rolle dieser Männer in der Familie.

    Toll geschrieben ist das Buch, in einer Sprache, die Bilder zeichnet und das Kopfkino anwirft. Voller Details und Genauigkeit schildert die Autorin die Szenen und Geschehen aus der Sicht Luises. Manchmal verlor ich etwas den Faden vor lauter Detailverliebtheit. Auch trotz der peniblen Schilderungen konnte ich die facettenreichen Charaktere der verschiedenen Frauen und deren Rollen im Familienkonstrukt nicht vollständig erschliessen. Einerseits erscheinen sie so verletzlich und gequält, andererseits tun sie genau dasselbe das sie selbst erleben: sie sind ebenso egoistisch, verletzend oder missgünstig. Oder ist es doch nur der Neid auf die Erbin und Grossmutters Augenstern: Luise?

    Wer so eine Familie hat braucht keine Feinde mehr. Beim Lesen dachte ich mir: Glücklich, wer keine Verwandtschaft hat, zumindest keine solche wie Luise und Leni.

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  • 4 Sterne

    Annika S., 10.02.2023

    Als Buch bewertet

    Ein bedrückendes Erbe

    "Für meine Grossmutter war Nähe keine relevante Kategorie. Sie hatte kein emotionales Verständnis von Familie, sondern eher ein dynastisches, auch wenn das Wort zu pompös war für den Haufen, den wir darstellten. Sie wies jeder von uns einen Platz und eine Aufgabe zu, und wenn wir den Platz einnahmen und die damit verbundene Aufgabe erfüllten, lief alles glatt, wenn nicht, wurden wir aussortiert wie verschlossene Muscheln."

    Annika Reich schafft in ihrem Roman "Männer sterben bei uns nicht" ein interessantes Familienporträt, in welchem der Anschein über allem steht; Gefühle dürfen nicht ausgelebt oder gar gezeigt werden, wichtig ist nur die Form zu wahren - und zwar jene, die Grossmutter für das jeweilige Familienmitglied gewählt hat. Männer gibt es hier keine.

    Erzählt wird die Geschichte aus Luisas Sicht, der vorgesehenen Erbin des Anwesens und spielt am Tag von Grossmutters Beerdigung. Dabei erfahren wir durch Rückblenden nach und nach mehr über die Geschichte der "Dynastie", über die einzelnen Familienmitglieder und ihre Rollen. Nach und nach wird ersichtlich, wie jeder jedem misstraut und die jeweilige Position missgönnt.
    Im Laufe des Buches dringen wir immer tiefer in die Gefühlswelten ein, die zu Lebzeiten des Familienoberhauptes nie offenbart werden durften, und erfahren, dass jeder auf seine eigene Art einsam und unzufrieden ist.
    Luisa stellt sich die Frage, ob sie die Familientradition überhaupt wahren möchte.

    Die Autorin hat einen wunderschönen Schreibstil, klar und doch irgendwie poetisch. Die Geschichte ist kurzweilig und zieht einen immer tiefer in ihren Sog. So kann man die etwa 200 Seiten gut an einem Stück durchlesen.

    Ich empfehle das Buch jedem, der gerne Familiengeschichten liest und sich dabei besonders für die jeweiligen Personenkonstellationen interessiert. Es gibt keinen grossen Plot oder ein überraschendes Geheimnis, doch die Geschichte kommt sehr gut ohne aus, weil die einzelnen Figuren und ihre Beziehungen zu Grossmutter und zueinander so gut gezeichnet sind.

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  • 4 Sterne

    Lilly W., 18.03.2023

    Als Buch bewertet

    Allen, die zögern, dieses Buch allein wegen seines absolut traumhaften Covers zu kaufen, kann ich Entwarnung geben: tut es mit ruhigem Gewissen, der Inhalt ist es ebenso wert. Das gilt jedenfalls für all jene, die keine dramaturgischen Höhepunkte voraussetzen, sondern sich ganz darauf einlassen mögen, eine junge Frau am persönlichen Kipppunkt ihrer Biografie kennenzulernen.

    Die Sätze ranken sich in diesem Roman gewissermassen um ein prachtvolles Anwesen am See, den Sitz einer Familie, welche von der Grossmutter beherrscht und kontrolliert wird. Männer gibt es hier nicht, sie sind im besten Fall abwesend und durch Reichtum repräsentiert. Stattdessen sind es drei Generationen von Frauen, die hier die Familiengeschichte prägen und von ihr geprägt werden, die in das patriarchale Machtsystem, das durch die Grossmutter bewahrt und gestützt wird, eingebettet und aufeinander bezogen sind. Am Grab der Grossmutter trifft Luise die anderen Frauen der Familie wieder und beginnt langsam zu verstehen: die Familiengeheimnisse, das Misstrauen untereinander, das Schweigen, das gegenseitige Verurteilen sind Teil des Systems. Lässt sich daraus ausbrechen?

    Annika Reich schreibt stimmungsvoll, das prächtige, erhabene und doch düstere Anwesen hat seine ganz eigenen Anziehungskräfte und bildet einen atmosphärischen Hintergrund für die Beziehungsdynamiken. Es geht weniger um eine Erklärung dieser Zusammenhänge, vieles bleibt implizit und angedeutet, bewegt sich als Schatten unter der Oberfläche, an manche der Figuren hätte ich gerne näher ran gewollt und das Ende war mir ein wenig zu unkonkret. Und doch hat gerade diese undurchsichtige Stimmung das Thema das Buches getragen und bekräftigt, in mir eine intuitive Resonanz ausgelöst und viel bewegt.

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  • 4 Sterne

    royalblue_booklove, 07.03.2023

    Als Buch bewertet

    geheimnisvolles Anwesen am See

    In dem Buch „Männer sterben bei uns nicht“ von Annika Reich geht es um Luise und den Tag der Beerdigung ihrer Grossmutter. Wie sie die Tage vor der Beerdigung verbringt, mit wem sie redet und die Sprünge in ihrer Vergangenheit. Was ist Wirklichkeit, was ist Fantasie? Wie toxisch kann man sein und wie sehr lässt man sich von anderen manipulieren, um in ein bestimmtes Rollenbild zu passen?
    Der Schreibstil ist gut lesbar und es ist so geschrieben, dass man der Handlung gut folgen kann, trotz der Sprünge in die Vergangenheit. Die Kapitel sind relativ kurz gehalten meistens unter 10 Seiten.
    Meine Meinung zu dem Buch ist, es war etwas verwirrend, die ersten Seiten, aber man kam sehr schnell in die Handlung rein. Die Handlung hat sich von Seite zu Seite immer mehr aufgebaut und je tiefer man in die Familienverhältnisse hineingeblickt hat, desto verstörender wurde es. Diese extrem ungesunde Lebensweise, mit Verstossen und Ausgrenzung, wenn jemand nicht dazu gehört. Männer kommen in dieser Handlung nicht vor, es ist wirklich die Geschichte von Frauen. In gewisser Weise würde ich die Frauen als charakterstark einstufen und gleichzeitig als Spielfiguren. Mit dem Tod der Grossmutter löst sich langsam ein alter Bann, der auf der Familie liegt und immer mehr Wahrheiten kommen ans Licht.
    Der Schluss kam für mich etwas überraschend und lässt mich mit Fragen zurück, doch die Tendenz geht dazu, dass es sich in Zukunft ändern wird.
    Es war ein schönes Buch für zwischendurch, hat mir gut gefallen, war kein Highlight, aber definitiv zu empfehlen.

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  • 4 Sterne

    Fredhel, 21.02.2023

    Als eBook bewertet

    Luise hat ihr Leben lang auf dem beeindruckenden Anwesen ihrer Grossmutter gelebt. Mit ihr wohnten noch weitere Frauen dort: ihre Mutter, ihre Tante, ihre Cousine, ihre andere Grossmutter und eine Haushälterin. Alle wurden von Grossmutter finanziert, alle mussten sich ihrer Willkür und ihren Launen unterwerfen. Jetzt jedoch ist Grossmutter gestorben und die Autorin lässt den Leser am Begräbnis teilnehmen, an dem sich alle versprengten Frauen der Familie wieder treffen, und in zeitlichen Rückblenden wird Luises Leben seit ihrem zehnten Lebensjahr in Episoden erzählt.
    Man lernt die Frauen sehr gut kennen. Deren Männer haben in ihren Leben keine grosse Rolle gespielt. Sie sind verstorben oder wohnen schon längst woanders. Je weiter man liest, umso mehr fragt man sich, warum nicht auch die Frauen sich von dieser schrecklichen Grossmutter distanzieren. Aus materiellen Gründen oder aus charakterlicher Schwäche bleiben sie in der Abhängigkeit. Nur Luise fühlt sich wohl, denn sie ist Grossmutters Augenstern. Sie wird vor aller Augen bevorzugt und verhätschelt, und nun steht sie als Haupterbin vor dem Grab.
    Das Buch ist eine Charakterstudie, wie Frauen mit Frauen umgehen können. Oder auch, wie Geld sich auf Beziehungen auswirkt. Die einzelnen Schicksale fesseln den Leser sofort. Die Autorin leuchtet die Charaktere so aus, dass man auch nach dem Lesen über so viel vergeudete Lebenszeit nachdenkt und einem die Frauen nicht so schnell aus dem Sinn gehen.
    Wer gerne über Familienschicksale liest, der ist hier genau richtig.

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  • 4 Sterne

    yellowdog, 19.03.2023

    Als Buch bewertet

    Grossmutter ist tot

    Es geht in diesem Roman um eine Familie, mehrere Generationen, die fast nur aus Frauen besteht und bei der die Grossmutter als Anführerin prägend war.
    Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von der Enkelin Louise, die gleich am Anfang des Buches, als sie noch ein Kind war, eine Tote im Wasser findet.
    Als sie 30 Jahre alt ist, stirbt ihre Grossmutter und Luise fühlt sich wie ohnmächtig. Auf der Beerdigung erinnert sie sich zurück an die Kindheit, auch daran, wie wie ihre ältere Schwester Leni verschwand.

    Männer sterben bei uns nicht, ist ein für mich ein streckenweise rätselhafter Roman. Aber schlecht ist er nicht. Im Gegenteil ist er sehr stimmungsvoll, manchmal etwas melancholisch.
    Das Buch ist sprachlich etwas besonderes. Annika Reich kann schreiben.
    Einen ungewöhnlichen Abschnitt möchte ich mal zitieren, um einen Eindruck zu vermitteln.
    „Die fünf Häuser schwiegen, und sie schwiegen auf ihre eigene Art. Das Haus von Grossmutter schwieg wie eine Königin, die man nicht ansprechen durfte, unser Haus schwieg wie jemand, der etwas verbrochen hatte, das Schweigen von Grossmutter Veras Haus war zentnerschwer...“
    Diese Sprache empfinde ich als so reichhaltig.
    Es ist eine aussergewöhnliche Art, die Geschichte der Frauen einer Familie zu erzählen.

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  • 4 Sterne

    Mareike H., 19.03.2023

    Als Buch bewertet

    Bei diesem Buch müssen wir natürlich über das Cover reden.
    Ein so wunderschönes Stillleben zieht mich auf jeden Fall sofort in den Bann und als ich dann den Titel gelesen habe, wollte ich so unbedingt wissen um was in dem Buch geht.

    Die Leseprobe hat mich dann schon so gepackt, da war es klar: Ich musste dieses Buch einfach unbedingt lesen. Und es hat sich gelohnt. Es geht hier weniger um den Tod als zu Anfang vermutet, sondern um das Leben der Frauen des Anwesens. Warum sterben Männer dort nicht? Wel sie gar nicht anwesend sind.
    Somit erhalten wir einen spannenden Einblick in viele imposante Frauenleben.
    Mich hat das Buch gut unterhalten, auch wenn ich hier und da noch etwas mehr Tiefgang erwartet und gewünscht hätte.
    Da ich aber Bücher mit interessanten weiblichen Protas liebe, war das hier genau das richtige Buch für mich. Ich wurde nicht enttäuscht, auch wenn ich zu Anfang was ganz anderes erwartet habe.

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  • 3 Sterne

    Martina B., 28.02.2023

    Als Buch bewertet

    Männer sterben bei uns nicht …

    aber Frauen. Und die, die nicht sterben, verschwinden. Physisch, psychisch, emotional. Annika Reich baut ihre Geschichte auf wie ein Versuchslabor. Ein Anwesen am See, nicht verortet, mit fünf Häusern und sogar dem obligaten Garagenhäuschen, in dessen erstem Obergeschoss die Hauswirtschafterin lebt. Dazu die Personnage der Gegenwart: Grossmutter, die Matriarchin und Grossmutter Vera, Luise, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, Enkelin der Matriarchin und deren Mutter. Marianna, Tochter der Matriarchin und deren Tochter Olga. Und die offensichtlich Unsichtbaren: Leni, Schwester von Luise, wegen unbotmässigen Verhaltens Knall auf Fall vom Anwesen in ein englisches Eliteinternat verbannt. Alice, Schwester der Patriarchin, die als Kind vor den Augen ihrer Schwester in das Eis des Sees einbrach und starb.

    Zu guter Letzt: zwei anonyme tote Frauen, die eines Sommers kurz hintereinander am Seeufer angeschwemmt werden. Luise findet sie beide. Was es nicht gibt, sind Männer. Sie scheinen da gewesen zu sein, sind den Frauen aber nach und nach abhanden gekommen. Und so spinnt die Autorin unter ihrem Mikroskop ein Netz von Schuld und Abhängigkeit, Neugier und Spannung, Demut und Demütigung, dass Grossmutter seit Jahrzehnten fein, aber beinhart dirigiert.

    Luise ist die Lieblingsenkelin. Die von Grossmutter auserkorene. Sie wird das alles hier erben. Keine andere, die auf dem Anwesen lebt, scheint Grossmutters Ansprüchen zu genügen. Auch gegen sich selbst ist die alte Dame unerbittlich. Immer im Kostüm, immer im Schnallenschuh, frisiert und parfümiert. Stundenlang sitzt die kleine Luise an Grossmutters (nie Omas) Mahagonitisch und paust historische Baudenkmale aus grossen Bildbänden ab. Die Stifte sind immer gespitzt.

    Annika Reich lässt uns nach und nach in die Seelen dieser Frauen. Grossmutter überrascht alle, als sie verfügt, in einem kargen Sarg im kleinsten Kreis ohne Zeremonie beerdigt zu werden. Nur die ewige Hauswirtschafterin und scheinbar Vertraute war eingeweiht. Haben wir bisher die Geschichte aus der kindlichen Sicht Luises erzählt bekommen, tritt nun ein Strang in der Gegenwart hinzu. Nach und nach trudeln alle Protagonistinnen auf dem Friedhof ein. Und auch unerwartete Gäste stellen sich ein. Und wieder stellt sich heraus: jede von Ihnen trägt intimste Geheimnisse, Verletzungen und Annahmen über die anderen mit sich herum. Und was nun?

    Die Autorin hat bereits eine Reihe von Romanen geschrieben, hat aber auch Kinderbücher verfasst und arbeitet journalistisch. Und das kommt uns als Leser:innen in diesem Buch nun zugute. Die ganze Schwere dieser Geschichte schildert Reich in einer unauffälligen, teilweise leichten Sprache. Es gibt es fast kabarettistische Wortspiele, die keinen Sarkasmus fehlen lassen, und kindliche Szenen, zum Beispiel als Luise und ihre Freundin Ruth in das geheimnisvolle fünfte Haus auf dem Anwesen einbrechen.

    Dazu geistert eine Reihe von emotional aufgeladenen Gegenständen durch die Geschichte: ein paar Perlenohrringe, eine Brosche in Form eines Panthers, ein grosses Motorrad. Und auch der See könnte einiges erzählen, wenn er nur könnte.

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  • 4 Sterne

    Hornita, 08.03.2023

    Als Buch bewertet

    Dominante Patriarchin;
    Der Schreibstil ist sehr angenehm, das Buch lässt sich schnell und flüssig lesen. Die Geschichte wird von Luise erzählt, die den Tod und Beerdigung ihrer Grossmutter schildert und sich parallel an Episoden aus ihrer Jugend erinnert. Die dominante Grossmutter bestimmt das Leben in ihrem Anwesen am See, aus denen sich die Männer zurückgezogen haben. Über deren Verbleib hätte ich gerne mehr gelesen, zumal sie titelgebend sind. Die weiblichen Charaktere werden gut getroffen und ihr Verhalten nachvollziehbar erzählt und man kann das ein oder andere Geheimnis erahnen. Am Ende fehlt mir eine Pointe oder auch die Auflösung einiger Fragen, die im Laufe des Buches aufgetaucht sind und deren Auflösung ich erwartet hätte. Die beschworenen „Geister der Vergangenheit“ werden nur zum Teil erklärt. Vielleicht gibt es ja eine Fortsetzung, die das aufgreift. Ich würde sie auf jeden Fall lesen.

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  • 3 Sterne

    meggie3, 15.04.2023

    Als Buch bewertet

    Hat mich leider enttäuscht

    Ich wollte “Männer sterben bei uns nicht“ unbedingt lesen. Mich hat der Klappentext und auch das Cover interessiert.

    Aus Sicht der Protagonistin Luise wird auf verschiedenen Zeitebenen erzählt, wie Luise und ihre weiblichen Verwandten miteinander zurechtkommen. Auf der einen Zeitebene wird die Beerdigung der Grossmutter beschrieben, zu einem Zeitpunkt als Luise erwachsen und vom Familienanwesen weggezogen ist und nun das grosse Erbe antreten soll. In anderen Kapiteln wird ihr Aufwachsen in einer emotionsarmen, männerfreien Umgebung geschildert. Das Anwesen der Familie scheint eher abgeschieden zu sein und Männer kommen eigentlich nicht vor.

    Ich konnte mit Luise als Protagonistin nur zum Teil etwas anfangen. Aus ihrer kindlichen Sicht konnte ich viel nachvollziehen und habe ihr Handeln und Fühlen besser verstehen können. In den Kapiteln der erwachsenen Luise ist sie mir aber eher fremd geblieben. Nur selten habe ich verstehen können, wieso sie, aber auch ihre Verwandten, denken und handeln wie sie es in dem Roman tun.

    Mir hat der Sprachstil gut gefallen, der Autorin gelingt es mit schöner Sprache ausdrucksstark zu fesseln. Ich bin der Geschichte gerne gefolgt und doch bleiben bei mir in erster Linie Fragezeichen. Mir ist absolut nicht klar, was die Autorin aussagen möchte. Ich gehe davon aus, dass viele andere Leser*innen mehr mit dem Roman anfangen können als ich. Bei mir hat es leider nicht „Klick“ gemacht und ich blicke etwas ratlos auf die ca. 200 Seiten zurück. Einiges wurde nicht weiter ausgeführt, dass für mich unbedingt hätte geklärt werden müssen.

    Vielleicht bin ich auch mit zu hohen Erwartungen in die Lektüre gegangen. Mich hat „Männer sterben bei uns nicht“ leider enttäuscht. Schreiben kann Annika Reich aber auf jeden Fall, vielleicht war der Roman auch einfach zum aktuellen Zeitpunkt nichts für mich.

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  • 3 Sterne

    Lilofee, 19.02.2023

    Als Buch bewertet

    Auf dem riesigen Anwesen wohnt die gesamte weibliche Familie in vier kleinen Häusern. Drei Generationen Frauen. Nur das fünfte Haus steht leer.
    Ihre Männer sind ihnen nach und nach abhandengekommen.
    Grossmutter hat das Sagen und bestimmt, wer sich ihrer Gunst würdig erweist.
    Sie alleine weiss, wie zahlreich die dunklen Schatten ihrer Geschichte sind.
    Traditionen werden hochgehalten und als sich die Enkelin
    Leni weigert das zu tun wird sie still und heimlich verstossen.
    Zurück bleibt ihre Schwester, die nun alleine gegen eine verhängnisvolle
    Tradition ankämpfen muss.
    Das ändert sich schlagartig als die Grossmutter stirbt.

    Erzählt wird aus der Sicht von Luise und es beginnt am Tag
    der Beerdigung.
    In Rückblenden wird nach und nach immer klarer, welche Rollen die Frauen spielen.
    Was es für die Grossmutter bedeutet, immer die Haltung zu wahren.
    Vor allem nach aussen hin.
    Da mussten alle mitspielen, ob sie wollten oder nicht.

    Optisch und vom Titel her ist dieses Buch ein Hingucker.
    Die Schreibweise ist sehr angenehm und vor allem auch bildhaft.
    Alles wird in wunderschönen und einfühlsamen Worten beschrieben.
    Das Buch liest sich wirklich gut.
    Der Schauplatz ist sehr gut gewählt. Regt die Fantasie des Lesers an.
    Kommt sehr authentisch und auch mal beklemmend rüber.
    Leider sind die Charaktere alle etwas unnahbar und es fällt schwer, sich mit
    ihnen zu identifizieren.
    Das Familientrauma, das so belastend und generationsübergreifend ist, bleibt grösstenteils ein Geheimnis.
    Das ist schade, wo es doch so viele Fragen aufwirft, die es verdient hätten beantwortet zu werden.
    Am Ende hat mich die Geschichte verloren und das Gefühl bleibt, nicht viel verstanden zu haben.
    Die Rückblenden konnten mir bedauerlicherweise wenig Klarheit verschaffen.
    So bleibt es für mich eine gut geschriebene Familiengeschichte.
    Mehr enttäuschenderweise nicht.

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  • 3 Sterne

    Sophie H., 06.03.2023

    Als Buch bewertet

    Alleinherrscherin
    Das Buch beginnt mit einem gewaltigen Satz: „Als ich die erste tote Frau entdeckte, war ich noch keine zehn Jahre alt und wollte angeln.“ Das Mädchen, das die tote Frau entdeckt hat, heisst Luise. Luise wird auf einem Anwesen gross. Zu dem Anwesen, das durch einen hohen Zaun von den übrigen Häusern der Strasse getrennt wird, gehören fünf Häuser. In dem einen Haus lebt Luise mit ihrer Mutter, ein weiteres Hause bewohnen ihre Tante und ihre Cousine und in zwei Häusern leben jeweils die Grossmütter von Luise. Ihrer Grossmutter väterlicherseits gehört das Anwesen und sie herrscht nach Lust und Laune darüber. Und das fünfte Haus? Dem darf sich Luise nicht nähern. Einmal wagt sie es doch zusammen mit ihrer Freundin. Auf das, was sie dabei entdecken, kann sich Luise keinen Reim machen.
    Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Die eine Zeitebene bildet die skurrile Beerdigung der Grossmutter. Die zweite Ebene besteht aus Kindheitserinnerungen von Luise, in denen nach und nach die Geheimnisse der Familie aufploppen und klar wird, dass die Grossmutter wie eine Alleinherrscherin alles bestimmt hat. Wer nicht ihren Erwartungen entspricht, wird verstossen.
    Mich konnte das Buch leider nicht überzeugen. Der starke Einstieg flachte immer mehr ab. Mir ist bis zum Schluss nicht ganz klar geworden, wo die Autorin mit dem Buch hin will. Auch der Buchtitel bleibt schleierhaft. Mich hätte interessiert, warum Männer auf dem Anwesen nicht sterben. Dieser Erzählfaden wurde leider gar nicht verfolgt. Von mir nur ein Mittelmässig!

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  • 3 Sterne

    Michael B., 29.04.2023

    Als Buch bewertet

    Mässig. Trotz der eigentlich guten Idee. Ist doch eine Beerdigung immer auch ein Familientreffen und somit auch eine gute Chance, durch Rückblenden die Familiengeschichte aufzurollen, das Netz der Beziehungen zu analysieren, dunkle Kapitel und Familiengheimnisse zu offenbaren. Auf den etwas über 200 Seiten und übersichtlich kurzen Kapitel versucht Annika Reich genau dies in "Männer sterben bei uns nicht" in einer literarisch durchaus ansprechenden Sprache. Aber von Beginn an 'zündet' die Geschichte nicht so richtig, alles bleibt ein wenig zusammenhangslos und wage; es ist nett erzählt und man denkt als Leser häufig einfach 'mmhh, so ist das also'. Da ist die verstorbene dominante Grossmutter, die Töchter, erwachsene Enkelinnen und die Zugehfrau. Zu Beginn zwei kurz nacheinander am See des Familiensitzes angeschwemmte, tote Frauen, die keine Geschichte bekommen, die nicht existenten Männer - nur ein zurückgelassenes Motorrad erinnert an einen Vater, der eine Familie irgendwann verlassen hat -, die Themen, die mit einem Tabu belegt sind... und die etwas depressiv-morbide Stimmung, die den Roman durchzieht. "Der See, an dessen Ufer es tote Frauen anschwemmte, eine nach der anderen; tote Frauen, die niemandem genug bedeuteten, tote Frauen, denen ich Geschichten angedichtet hatte, damit ihr Sterben einen Sinn ergab..."

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  • 3 Sterne

    JessyV, 08.03.2023

    Als Buch bewertet

    In dem Buch "Männer sterben bei uns nicht" versucht die Autorin Anikka Reich die Geschichte einer Familie zu erzählen,der die Männer abhanden gekommen sind.

    Das abhandenkommen der Männer weiss nur eine Person,die Grossmutter und diese versucht den Schein zu erhalten.Sobald wer dagegen strebt ,wie zum Beispiel Leni,wird man sofort verstossen.Ihre Schwester soll die Tradition weiterführen,jedoch nach dem Tod der Grossmutter kommen die meisten Geheimnisse wieder ans Licht.

    Sprachlich fand ich das Buch sehr gut, auch hat mir die Geschichte mit den Frauen zunächst sehr gut gefallen.
    Die Protagonistinnen finde ich sehr schön gestaltet,vorallem die Grossmutter gefällt mir sehr gut.

    Inhaltlich fand ich es sehr schade,das man auf viele Fragen keine Antwort bekommt und dadurch einiges offen und unerzählt bleibt.

    Das Buchcover passt allerdings sehr gut zum Buchtitel.

    An sich ist dieses Buch nicht schlecht,jedoch hat es meinen persönlichen Geschmack nicht getroffen und meine Erwartungen nicht erfüllt .

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