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  • 5 Sterne

    19 von 22 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mimitatis_buecherkiste, 31.10.2022

    Als Buch bewertet

    Daniela Dröscher erzählt über ihre Kindheit und ich bin entsetzt, angewidert und fasziniert zugleich. Grösstenteils aus der Sicht eines Kindes, unterbrochen mit kurzen Resümees als erwachsene Frau, berichtet sie über die Ehe ihrer Eltern aus ihrer Sicht in den 1980er Jahren. Wie der Vater die Mutter demütigt, Tag für Tag, weil sie ihm zu dick und dadurch nicht vorzeigbar genug ist. Er, dem die Wirkung nach aussen hin fast noch wichtiger ist, als Eheglück und Frieden zu Hause. Er, der als einfacher Angestellter sein Leben lang dem Traum hinterherläuft, befördert zu werden, überhaupt Jemand zu sein. Der damit nicht klarkommt, dass seine Frau etwas besser weiss, der sie klein halten und unterdrücken muss, um besser dazustehen, mehr Schein als Sein.

    Ich war mir nicht sicher, ob man dieses Gefühl transportieren kann, das wahrscheinlich jede Frau in ihrem Leben bereits mindestens einmal erlebt hat, nämlich nicht gut genug zu sein. An sich zu zweifeln und zu verzweifeln, weil ein Mann einem sagt, man sei nichts wert, nicht schlank genug oder einfach dumm. Aber die Autorin hat es geschafft, dass ich aus dem Nicken beim lesen nicht mehr herauskam. So, genau so und nicht anders war es früher, das weiss ich, denn ich war dabei. Ich war beim lesen entsetzt, ich bin zerplatzt vor Wut, konnte nicht fassen, wie der Vater manipuliert, gedroht und kleingeistig reagiert hat. Welche Freiheiten und Frechheiten er sich rausgenommen, welchen Luxus er sich erlaubt hat. Alles auf dem Rücken seiner Frau, die als Tochter, Mutter, Schwiegertochter und Pflegemutter tagtäglich den Laden am Laufen gehalten und dazu der Familie ein Leben über ihren Verhältnissen ermöglicht hat.

    Diese Erinnerungen in Romanform sind eines der besten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe und sicherlich nicht das letzte Buch der Autorin, das ich lesen werde. Von mir gibt es fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung. Grandios!

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  • 4 Sterne

    19 von 30 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jacqueline, 16.08.2022

    Als Buch bewertet

    Schockierend, fesselnd, aufwühlend. Dieses Buch hat mich an vielen Stellen wütend gemacht und am Ende nachdenklich zurückgelassen. Ela lebt mit ihren Eltern in einem kleinen Dorf im Hunsrück und erzählt aus ihrer Sicht, wie sich die Ehe ihrer Eltern über die Jahre verändert hat und warum das vermeidliche Übergewicht der Mutter alle Zukunftspläne des Vaters zunichte macht. Zu Beginn versteht die 6-Jährige Ela nicht, warum das Gewicht ihrer Mutter ständig das Hauptgesprächsthema ist. Beim Essen wird nicht nur genau beobachtet wie viel die Mutter isst, der Vater kritisiert das Aussehen seiner Frau aufs Schärfste und zerstört damit den Familienfrieden in zahlreichen Situationen. Er beginnt sie vor anderen Leuten blosszustellen und stellt dann immer mehr Bedingungen, um sie zum Abnehmen zu zwingen. Als wäre das noch nicht genug muss sie sich auch noch den gehässigen Kommentaren und dem abwertenden Verhalten ihrer im selben Haushalt lebenden Schwiegereltern aussetzen. Die Mutter hüpft von einer erfolglosen Diät zur nächsten, schliesst sich den WeightWatchers an, ignoriert bestmöglich das Interesse ihres Mannes für andere Frauen und versucht ihm alles recht zu machen - bis das Blatt sich eines Tages wendet und sie langsam aber sicher beginnt sich aufzulehnen und aus ihrem „Käfig“ auszubrechen. Mir gefiel die Entwicklung, die Elas Mutter im Laufe der Geschichte durchmacht, aber auch die von Ela selbst. Der Leser begleitet ihre Familie über einige Jahre und merkt, wie sie mit zunehmendem Alter den Äusserungen ihres Vater immer kritischer gegenübersteht. Sie erzählt uns, welche Auswirkungen das „Gewichtsthema“ auf ihre Kindheit hatte, ohne dass ihre Eltern auch nur ansatzweise ahnen, wie sehr die Situation das junge Mädchen belastet. Man spürt die Verzweiflung der Tochter, die sich einerseits mehr Zeit mit ihrer Mutter, die sich viel zu viel zumutet, wünscht und andererseits komplett zwischen den Stühlen steht und immer wieder zur Vermittlerin werden muss. Um Streitereien zu verhindern, versucht sie sogar ins Geschehen einzugreifen. Gut gefallen hat mir, dass die Geschichte abwechselnd aus der Sicht der kindlichen und der erwachsenen Ela, die ihre Mutter in der Gegenwart zu ihrer Sicht der damaligen Ereignisse befragt, geschildert wird. So erfährt der Leser, was dazu geführt hat, dass der Protagonistin die Augen geöffnet wurden und wann sie begriffen hat, wie gross das Leid der Mutter wirklich war. Erwähnenswert finde ich auch die Grosseltern väterlicherseits. Der Dialekt hat mich im Lesefluss zwar ein wenig gehemmt, aber immer wieder Schmunzeln lassen. Zumal besonders die Äusserungen der Oma meiner Meinung nach typisch für ihre Generation sind. Auch wenn das Verhalten der Mutter mich in manchen Situationen den Kopf hat schütteln lassen, habe ich zum Ende des Buches mehr und mehr Klarheit bekommen und auch nachvollziehen können, warum sie so gehandelt hat. Was für eine unglaublich starke Frau! Mich hat „Lügen über meine Mutter“ sehr zum Nachdenken angeregt und ich hoffe, dass dieser Roman die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient. Lasst euch bitte nicht vom Cover abschrecken - das finde ich leider furchtbar. Ich habe mich etliche Male aufgeregt, habe mitgefühlt und mitgelitten. Habe gehofft, gebangt und angefeuert. Eine klare Leseempfehlung, auch wenn für mich noch ein Fünkchen zum absoluten Highlight gefehlt hat.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Renate D., 01.11.2022

    Als Buch bewertet

    Arme Frau
    Ich bin tief beeindruckt von dem Buch. In LÜGEN ÜBER MEINE MUTTER erzählt die Autorin DANIELA DRÖSCHER über ihre Kindheit, in der das Übergewicht ihrer Mutter tagtäglich Thema war. Sie schreibt aus der Sicht des Kindes bzw Jugendlichen. Der Vater drangsaliert seine Frau mit dem Wahn, dass sie unbedingt schlank sein soll, weil er sich für ihr Aussehen schämt. Er erwähnt immer wieder wie peinlich sie für ihn ist. Sie soll einfach mit der Fresserei aufhören, dabei ist er immer wieder übergriffig und schiesst übers Ziel hinaus. Ich habe von Beginn an des Buches darauf gewartet, dass sie ihn verlässt. Denn keine Frau hat es verdient so schlecht, abwertend und miserabel behandelt zu werden. Und die arme Tochter ist immer hin und her gerissen, zwischen Mutter und Vater. Letztendlich steht sie der Mutter näher und hilft ihr, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Ob nun mit, oder ohne Ehemann, möchte ich hier nicht verraten, denn das Buch ist toll und ihr solltet es selber lesen.
    Dass Übergewicht nicht immer unbedingt mit der Essmenge zusammen hängt, wird in dem Buch sehr deutlich heraus gestellt. Vielmehr gibt es noch andere Faktoren die dafür verantwortlich sind. Das weiss ich als sogenannte DICKE auch mehr als mir lieb ist. Das Buch hat die maximale 5 Sterne sehr verdient.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    karo_liest, 11.10.2022

    Als Buch bewertet

    Ursprünglich wollte ich dieses Buch erst lesen, wenn ich mein aktuelles beendet habe. Das hat allerdings nicht funktioniert, denn aus einem „Nur-mal-kurz-reinlesen" wurde ein „ Ich-kann-nicht-mehr-aufhören". Die Geschichte hat einen Sog entwickelt, dem ich mich nicht mehr entziehen konnte.

    Worum geht’s?
    „Lügen über meine Mutter“ ist ein Roman mit autobiografischen Zügen.
    Vater, Mutter, Kind - eine Familie Mitte der 80er Jahre in einem kleinen Ort im Westen Deutschlands.
    Daniela Dröscher erzählt von ihrer Familie, von ihrer Kindheit. Von einem Vater, der seine beruflichen und gesellschaftlichen Misserfolge seiner Frau zuschiebt und deren Übergewicht. Zwischen beiden Elternteilen steht Ela, die Tochter. Sie ist hin- und hergerissen, wird manipuliert, versucht zu vermitteln.

    Das alles ist so schrecklich, dass man nicht weiss, ob man schreien oder lachen soll. Es macht einen wütend, zornig, traurig, sprachlos. Und trotz allem ist es ein grossartiges Buch, das man gelesen haben muss. Ich bin begeistert!
    Der Roman steht verdient auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis und auf der Shortlist für den Preis der unabhängigen Buchhandlungen 2022.

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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    forti, 11.09.2022

    Als Buch bewertet

    Daniela Dröscher beschäftigt sich in dieser Autofiktion mit ihrer Kindheit in den 1980'ern, die stark geprägt war durch die toxische Beziehung ihrer Eltern. Diese kaputte Beziehung bestimmt das ganze Familienleben, aber am meisten leidet darunter die Mutter, die der Vater ständig in Rollen und Figuren zwingen will, die sie so nicht erfüllen möchte oder kann. Obwohl ihr der Ausbruch aus dieser toxischen Beziehung erst spät gelingt, ist der Umgang der Mutter damit dennoch respektabel. So schafft sie sich immer wieder kleine Inseln der Selbstbestimmung, hält mit ihrer Meinung nicht hinterm Zaun und ist den Kindern eine gute Mutter. Auch wenn man sich wünscht, dass sie den Vater früher zum Teufel schickt, ist es doch die Geschichte einer keinesfalls perfekten aber doch starken Frau.
    Die ganze Tragik wird durch den kindlich-unbedarften Blick der Ich-Erzählerin etwas entschärft. Daniela Dröscher trifft hier aber genau den richtigen Ton, ohne dass das ganze anstrengend oder verharmlosend wird. Überhaupt ist das Buch sehr flüssig lesbar.
    Eine gelungene Autofiktion, ein gelungener Roman!

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  • 5 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Katrin E., 08.09.2022

    Als Buch bewertet

    Familie

    Als ich die Beschreibung des Buches gelesen hatte, wusste ich sofort, dass ich es lesen muss. Auch wenn ich ohne Vater aufgewachsen bin, sind bestimmte Themen in Familien immer an der Tagesordnung und etwas "grummelt" im Verborgenen.

    Hier geht es um die Kindheit der Autorin Daniela Dröscher. Genauer gesagt um die Beziehung zu ihrer Mutter, die Beziehung zwischen ihren Eltern und der Umgang im Allgemeinen miteinander. Und dieser war sehr einprägsam.

    Beim Lesen des Buches hatte ich auf fast jeder Seite unterschiedliche Empfindungen. Ich selbst bin ebenfalls übergewichtig und war eigentlich fast immer auf der Seite der Mutter. Doch ab und an habe ich sie auch nicht verstanden und der Vater tat mir wieder leid. Heutzutage würde man das vermutlich als eine sehr toxische Beziehung beschreiben. Die beiden taten sich einfach gegenseitig nicht gut. Jeder hatte sein Päckchen zu tragen und anstatt sich gegenseitig zu (unter)stützen haben sie sich in ihre eigenen Probleme verrannt und den Partner ausgeschlossen. Das Ende bzw. ein reflektieren am Ende über das Buch hat mir dann gezeigt, wer wirklich die stärker Person war und ist.

    Der Schreibstil ist sehr gut. Flüssig und den Leser mitnehmend ist man direkt in der Geschichte. Man ist beim Urlaub und bei den Streitigkeiten mittendrin. Die Emotionen werden wirklich gut übermittelt und wie schon geschrieben, war zumindest ich immer mal wieder hin und hergerissen was ich denken soll.
    Das Buch hat mich sehr gepackt und es ist eine gute Einsicht in Familienleben, wie sie garantiert auch heute noch stattfinden.

    Auf jeden Fall steht das Buch aktuell zu Recht auf der Longlist und ich wünsche ihm bzw. der Autorin sehr, dass es noch weiter nach vorn kommt.

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  • 4 Sterne

    6 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Milagro, 16.08.2022

    Als Buch bewertet

    Was habe ich da gerade gelesen? Eine Geschichte (einen Bericht?) über eine für mich unfassbare Beziehung. Ich musste mich anfangs mehrfach versichern, dass aus den 80iger Jahren und nicht aus den 50iger Jahren berichtet wird. Aus den Augen des Kindes wird eine Geschichte der Kindheit erzählt. Die Beziehung der Eltern war für mich von Anfang an nicht nachvollziehbar, viel zu oft dachte ich erbost mit entsprechenden Scgimpfworten im Kopf über den Vater nach. Die Mutter, liebevoll, etwas erschöpft, bemüht, lässt sich von ihrem Ehepartner vollständig unterdrücken. Er wirft ihr ihr Gewicht vor, er gibt ihr die Schuld an seiner Mittelmässigkeit. Er macht sie klein wo er nur kann und sie lässt das geschehen. Gab es das tatsächlich noch in den 80igern? Vermutlich. Vermutlich gibt es das auch heute noch. Nachvollziehbar ist es mir trotzdem nicht, warum nur setzt sich eine kluge Frau einen solchen Diktat aus, unterwirft sich einer Tortur. Der Vater, der beruflich nicht so viel erreicht hat wie er es sich erhofft hat, quält durch sein Verhalten nicht nur die Ehefrau, sondern auch die Leserin. Er ist schon fast bösartig.Die Frau versucht immer wieder seinen Ansprüchen zu genügen, lässt sich allerlei Frechheiten gefallen. Warum sie sich das antut, habe ich nicht verstanden. Die Erklärungsversuche , die die Autorin , während sie über ihre eigene Kindheit berichtet, zwischen die einzelnen Abschnitte setzt, wirken dabei nicht immer überzeugend. Ich mochte die Mutter, sie ist herzensgut, trotzdem blieb sie mir merkwürdigerweise stets fremd, distanziert. Die Lektüre war unerwartet belastend für mich, ich hätte die Mutter häufig schütteln und den Vater schlagen mögen...Beides ist an sich nicht meine Art....
    Insgesamt betrachtet bot sich mir eine ungewöhnliche Beziehungsgeschichte, die ich jedoch nicht kleinreden möchte. Nur weil mir die Handlungen der Akteure nicht gefallen haben, ist die Geschichte ja nicht schlecht. Sie ist das Gegenteil: ein gut geschriebener Roman über eine wirklich grässliche Beziehung.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    eight_butterflies, 10.08.2022

    Als Buch bewertet

    Ela schildert kindlich ehrlich ihre Erlebnisse in den Jahren 1983 bis 1986, im Hunsrück aufwachsend. Ela erlebt ihre Familie mit ganzer Kinderseele, ohnmächtig gegen das Schicksal der Geburtsfamilie. Die Beziehung der Eltern ist geprägt vom Bodyshaming des Vaters gegen die übergewichtige Mutter, der Nichtachtung von Individualität der Mutter und dem Egozentrismus des Vaters. Wie in den 80er Jahren weit verbreitet wird das Subjekt in einer Frau weniger wahrgenommen und akzeptiert, insbesondere weil der Vater sich per se höherwertig erlebt, forciert durch das minderwertige Aussehen der Mutter aufgrund ihrer Körperfülle. Der Vater versucht ganz im Sinne einer behavioristischen Erziehung durch Herablassungen seiner Frau diese zu Diäten mit Gewichtsverlust zu bewegen. Triebfeder ist die eigene Aufwertung des Mannes durch eine angesehene Optik der Partnerin. Elas Mutter aber reagiert mit ihrem eigenen Kopf, Entscheidungen über den Vater hinweg treffend, dessen Angriffen ausweichend, auch weil heimliches Essen ihr Kompensationsmechanismus ist. Dass dieses Umfeld für Ela belastend ist, wird deutlich, indem Ela bspw. beginnt, ihre Mutter mit den Augen des Vaters abschätzig zu sehen. Auch instrumentalisiert die Mutter ihr Kind in diesem Beziehungskonflikt, bspw. indem Ela Erlebtes und ihr Mitwissen gegenüber dem Vater verschweigen solle, weil sie ja wisse, wie er ist. Auch Bemerkungen der Mutter wie „du und dein Vater. Dann fahre ich irgendwann gegen den nächsten Baum“ bezeugen die Gefährlichkeit für die Kinderseele. „In dem Kammerspiel mit Namen Familie wird das Kind nicht selten zum Blitzableiter der Kräfte, denen die Frau im Patriarchat unterworfen ist.“
    Zusammen ergibt sich ein Bild von einer weit verbreiteten Form psychischer Gewalt durch Blicke, Worte, Auslassungen und der fehlenden Wertschätzung der Care-Tätigkeiten von Frauen: Elas Mutter arbeitet, versorgt zwei Kinder, eine pflegebedürftige Mutter, sorgt für den Hausbau, kümmert sich um ein Nachbarskind, studiert phasenweise nebenbei während der Vater seinem beruflichen Werdegang nachjagt. Das hier vorgelebte Beziehungsbild ist toxisch und wird schriftstellerisch geschickt begleitet. Die Kapitel der Erzählungen aus Elas Perspektive werden alternierend mit Blicken auf der Metaebene des erwachsenen Ichs der Autorin aneinander gereiht. So wird der Schmerz beim Lesen der Schilderungen zugleich therapeutisch reflexiv aufgefangen. Die Schilderungen aus kindlicher und erwachsener Perspektive sind absolut authentisch und glaubhaft, was ich aus meinen Erlebnissen in der eigenen Herkunftsfamilie mit ähnlichen Mustern wahrhaft bestätigen kann. Wer nur ein wenig Herz hat, entwickelt grosse Empathie für Beteiligte, die in diesem Haus leben.
    Schön finde ich auch, dass hier nicht ganz deutlich wird, welche Elemente autobiographisch und autofiktiv sind. Ich gebe eine absolute Leseempfehlung für alle, die gern in das Leben anderer eintauchen, „unsichtbare“ Frauen übersehen oder als solche übergangen werden.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marita R., 18.11.2022

    Als Buch bewertet

    volle Punktzahl und gerne mehr
    Ich muss zugeben lange nicht mehr so ein gutes Buch gelesen zu haben wie " Lügen über meine Mutter ". Sicherlich ein Buch, dessen Inhalt polarisiert, aber ich fand es wirklich .

    Diese Familiengeschichte spielt im Hunsrück in den achtziger Jahren. Erzählt wird sie aus der Sicht der Tochter, die zu Anfangder Geschichte um die sechs Jahre alt ist. Sie erlebt die Ehe iher Eltern als sehr schwierig und problembeladen, was sich natürlich auf die ganze Familiensituation auswirkt. Ihr Vater ist technischer Zeichner in seiner Firma, wird aber nie für seine Arbeit gelobt, die er als aussergewöhnlich gut befindet. Seine Beförderung bleibt aus, sein Leben hatte keine Höhen, ihm bleibt allgemein Anerkennung versagt und das ist der Anlass, warum er seine Frau ständig kritisiert und zwar macht er seine Kritik an ihrem Gewicht fest. Er findet sie einfach zu dick. Seine Frau lässt dieses ständige Nörgeln zu und versucht alles, um an Gewicht zu verlieren, aber genau das Gegenteil tritt ein, Die Tochter leidet sehr unter dieser Disharmonie, liebt sie doch beide und möchte, dass die beiden sich verstehen. Sie findet ihre Mutter schön und kann die Kritik des Vaters nicht verstehen, sie merkt aber, was im Nachhinein betrachtet wird, dass der Vater sie durch seine ständige Kritik beeinflusst, sodass sie selbst ihre Mutter immer kritischer betrachtet.

    Das Buch ist sehr flüssig geschrieben und man ist schnell im Geschehen. Mir kam häufig der Satz in den Sinn " Wehr dich", oder "Man kann immer nur das mit einem machen, was man mit sich machen lässt", cih konnte nicht verstehe, wie man sich so demütigen lassen kann. Der Vater nimmt seine Frau nicht mehr mit auf Feste , weil er sich schämt, oder fährt nicht mehr mit ihr in den Urlaub.
    Beim Lesen kam mir in den Sinn, dass dieses Buch wahrscheinlich nicht nur autobiografisch ist, sondern wahrscheinlich auch eine Situation widerspieglet, die nicht selten in Familien stattfindet. Die Kinder sind die Leidtragenden und sicherlich für ihr Leben geprägt.

    Ein tolles Buch, was ich sehr gerne weiterempfehle.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    katrin k., 25.09.2022

    Als Buch bewertet

    Die Autorin Daniela Dröscher nimmt uns mit ins Deutschland der 1980er Jahre. In eine Kindheit im Hundsrück. Ihre Kindheit. Wir finden uns in einer Familie wieder mit einer liebevollen, wuseligen und tatkräftigen Mutter, einem Vater, der sich darüber definiert was andere von ihm denken und Grosseltern, die ihre eigenen Vorstellungen vom Leben haben. Und die kleine Ela mittendrin, in ihrem Stufenrock und ihren Barbies und Jessy, dem Nachbarskind, das auch irgendwie mit ihr verwandt ist und nicht so viel Glück im Leben hatte. Zwischen den Eltern herrschen ständige Reibereien. Das primäre Thema: Das Gewicht der Mutter. Wie ein Makel klebt es an der Mutter. Wie eine Schuld. Wie eine schlechte Eigenschaft. Und so dreht sich das Rad zwischen Diäten – und Zeiten ohne Diät. Zwischen den Erzählungen aus ihrer Kindheit, bekommen wir kurze Einblicke in die Gegenwart, in der sie mit ihrer Mutter über die Vergangenheit spricht. Dies schafft noch mehr Nähe zur Geschichte. Und lässt manches im Rückblick auch anders aussehen.
    Mich hat dieser Roman sehr gefesselt aber auch oft wütend gemacht. Diese Reduzierung der Mutter auf ihr Äusseres fand ich schrecklich, und auch wie die Kinder mit hineingezogen wurden in den Ehekrieg. Man spürte deutlich die Liebe Elas zu beiden Eltern und die Zerrissenheit es beiden recht machen zu wollen. Da ich selbst ein Kind der 80er Jahre bin, war vieles für mich sehr vertraut und fühlte sich doch so fern an. Sprachlich und stilistisch hat mich dieses Buch sehr beeindruckt. Diese sehr private Geschichte auf so eine gefühlvolle und doch auch unterhaltsame Art zu erzählen war wirklich grossartig. Für mich war dieses Buch definitiv ein echtes Highlight in diesem Lesejahr.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 18.08.2022

    Als Buch bewertet

    Starkes Mutterporträt

    Daniela Dröscher entwirft in ihrem Roman „Lügen über meine Mutter“
    ein Bild des Familienlebens in den Achtziger Jahren. Es ist eine Familie der unteren Mittelschicht. Das Zeitbild halte ich für sehr realistisch.

    Die Fixierung auf die Gewichtsfrage der Mutter sehe ich vor allen als Metapher,an der exemplarisch Identitätsbilder und Verhaltensweisen gezeigt werden.

    Die Erzählperspektive ist die der Tochter als Kind. Da die Autorin 1977 geboren ist, sind manche Beobachtungen möglicherweise autobiografisch erfahren. Dazu passen auch einige analytische Einschübe der erwachsenen Erzählerin.
    Während der kleinbürgerliche Vater ziemlich schlecht wegkommt, ist das Mutterporträt grossartig.
    Nach der Geburt ihrer Kinder legt die Mutter an Gewicht zu, während sie vorher schlank war. Der Vater wirft ihr dieses Aspekt kontinuierlich vor und nimmt ihr das Selbstbewusstsein. Auch Arbeiten gehen kann sie in der Zeit zunächst nicht mehr, obwohl sie vorher so viel beigetragen hat.Aber sie fängt sich, bildet sich sogar weiter und hilft vielen. Mehrere kleine Familiendramen folgen.

    Einige weitere der stärksten Momente sind die, wie sie das Verhalten der Eltern empfindet und andere Momente der Begegnung, z.B. mit dem nachbarlichen Pflegekind Jessy.

    Stark sind auch die Dialoge, bei der manche der Figuren gelegentlich sogar in einen rheinischen Dialekt verfallen.

    Der Romantitel lässt mich an John Burnsides Lügen über meine Vater denken. Ein Buch, dass thematisch ähnlich angelegt ist, sprachlich natürlich ganz anders. Aber bei beiden Büchern fragt man sich als Leser, was sind die Lügen? Das hält die Aufmerksamkeit das ganze Buch lang hoch.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    _Le4_, 08.08.2022

    Als Buch bewertet

    Im Buch erzählt die Autorin von ihrer Mutter, welche den Grossteil des Haushalts schmiss und währenddessen fettfeindlichen Aussagen und psychischen Missbrauch des Vaters ausgesetzt war.

    Das Buch ist gut aufgebaut. Die Vergangenheit wird aus der Perspektive der kindlichen Autorin erzählt und ist zwischendurch von kurzen Kapiteln unterbrochen, welche Kontext aus der Gegenwart der Autorin liefern. Dadurch können die Ereignisse der Vergangenheit noch einmal durch ebenjene, teilweise im Dialog mit ihrer Mutter, reflektiert werden.
    Der Inhalt spricht viele Probleme an, welche in der Familie vorhanden waren. Dabei vor allem die Fettfeindlichkeit des Vaters und der daraus resultierende psychische Missbrauch sowie die Auswirkungen auf das Kind, die Autorin.
    Die Probleme waren so lebensecht beschrieben, dass sie mir teilweise so nahe gegangen sind, als wären es meine eigenen.
    Das unfassbare Drängen des Vaters auf den Gewichtsverlust und seine Schuldzuweisungen haben an Wahn gegrenzt und es war manchmal schwer zu lesen. Es war tragisch zu sehen, wie die nicht endende Kritik am Körper der Mutter auch bei der Autorin für Scham und Ängste gesorgt hat.

    Das Buch ist sehr berührend und bedrückend. Es behandelt sehr wichtige Themen und stellt diese so dar, dass man sie tief nachempfinden kann. Ich kann dieses Buch wirklich nur jedem empfehlen.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    vöglein, 24.10.2022

    Als eBook bewertet

    Diätenwahn…..
    Ela lebt in den 80-ern mit ihrer Familie und ihren Grosseltern in einem Haus im Hunsrück.
    Ela wächst in dem Glauben auf, ihre Mutter sei zu dick. Genau darum geht es in diesem Buch……um das Gewicht ihrer Mutter und damit verbunden, die unglückliche Ehe ihrer Eltern. Unvorstellbar eigentlich, damit ein Buch zu füllen, aber tatsächlich ist Ela’s Vater davon besessen, seine Frau zum Abnehmen zu animieren und das andauernd und ständig. Unfassbar!
    Ela’s Mutter, vom Vater unterdrückt lässt auch nichts unversucht um Gewicht zu verlieren, leider vergeblich bzw. auch nicht nachhaltig.
    Und Ela’s Vater ist das Übergewicht seiner Frau peinlich, kann er doch nicht mit ihr angeben oder protzen, denn genau das strebt er an. Ausserdem macht er sie für sein eigenes Versagen verantwortlich.
    Man möchte das Buch öfter mal weglegen, nein eigentlich voller Wut in die Ecke werfen, da der Vater wirklich ein Ekelpaket ist und man nicht verstehen kann, warum Ela‘s Mutter das ganze Theater mitmacht.
    Ela erzählt aus ihrer kindlichen Perspektive aber auch so spannend, dass man unbedingt dranbleiben muss um zu erfahren was weiterhin passiert.
    Hier wird nicht nur eine Familiengeschichte der damaligen Zeit erzählt, sondern auch die Vergangenheit von Ela aufgearbeitet.
    Ein sehr eindringlicher Roman, der einen mitfühlen, mitleiden, aber auch zornig werden lässt.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hornita, 18.08.2022

    Als Buch bewertet

    Realistisch und bewegend;
    Die Autorin beschreibt einige Jahre ihrer Kindheit in den 1980er Jahren und es gelingt ihr sehr gut, den damaligen Zeitgeist und die dörfliche Enge und gleichzeitige Freiheit zu beschreiben. Ihre Erinnerungen decken sich mit meinen und so konnte ich mich sehr gut in das Buch einfühlen. Die toxische Beziehung der Eltern, die echte und gefühlte Abhängigkeit der Mutter wird treffend beschrieben und Daniela Dröscher findet die passenden Worte für etwas, das man nur schwer beschreiben kann. Ich musste oft nicken oder hätte der Mutter am liebsten Aufmunterungen zugerufen, da alles sehr glaubhaft und realistisch erzählt wird. Die Konfektionsgrösse der Mutter wird nie explizit erwähnt, aber ihr Kampf mit Diäten und um ihre Gesundheit wird beschrieben. Das Problem mit dem Vater wird durch das Gewichtsthema verdeckt und man wünscht seiner gutmütigen und grosszügigen Frau genug Kraft, um sich endlich zu lösen. Das Buch zeigt aber auch, wie das Aussehen von Frauen auch schon vor dem Internet ein Thema war, das Betroffene sehr belastet und viel Unterechtigkeit hervorbringt. Vielen Dank für den Mut, diese Geschichte in einem Buch zu erzählen!

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    ann-marie, 18.08.2022

    Als Buch bewertet

    Eine Ehefrau wert sich … auf ihre eigene Weise

    Die Autorin berichtet in ihrem Roman überwiegend aus der Sicht eines Kindes, wie das Aufwachsen in einer kleinen Familie beherrscht wird von den Gewichtsproblemen der Mutter. Wobei vor allem das Unverständnis des Vaters, der zudem im Gewicht seiner Frau die Ursache seiner eigenen Probleme sieht und mit zunehmendem Druck auf eine deutliche Gewichtsreduktion dringt.
    In einer sehr interessanten Erzählweise, in kurzen Abschnitten als Erwachsene im Austausch mit der Mutter, und als noch nicht schulpflichtiges Kind als Mitglied und Beobachterin des familiären Alltags, erhält man unterschiedliche Einblicke, aber auch Antworten auf Fragen, die sich aus den Abschnitten, die der Kindheit gewidmet sind, ergeben.
    Ela wächst bei ihren Eltern und den im gleichen Haus lebenden Grosseltern, die Eltern des Vaters. In den 80er Jahren in einem kleinen Dorf im Hunsrück auf. Dabei werden die dort üblichen Gepflogenheiten, Erwartungshaltungen und auch Standesdünkel in authentischer Weise mit einbezogen und vermittelt. Und dabei fast spürbar die Abneigung der auf dem Land verwurzelten Schwiegereltern gegenüber Elas Mutter. Sie, Tochter schlesischer Aussiedler, kann dem Dorfleben wenig abgewinnen, findet keinen Anschluss und fühlt sich alles andere als heimisch. Berufstätig in der Verwaltung eines kleinen Unternehmens, erfährt sie von Kollegen und Vorgesetzten die Wertschätzung und Anerkennung, die jedem Menschen zusteht. Und er, der Sohn, dem ein Aufstieg, sprich ein Studium und eine entsprechende Stelle, zwar gelungen ist, dem jedoch noch immer das dörfliche Spiessertum anhaftet.
    Dass es sich um einen laut Klappentext "tragikomischer Roman" handelt, habe ich nicht so empfunden. Vielmehr war ich zunächst masslos enttäuscht, dass es der Mutter nicht gelungen war, sich dem Druck ihres Ehemannes zu entziehen. Doch mit etwas zeitlicher Distanz konnte ich ihr Verhalten besser verstehen, da zu dieser Zeit für Frauen einfach die Devise galt und auch praktisch gelebt wurde, koste es was es wolle, dass man sich dem Mann fügt. Der Mann entscheidet und die Frau fügt sich. Nichts Neues für die Mutter, da sie dies bereits aus ihrem eigenen Elternhaus kennt. Sie fügt sich ihrem Mann, seien es verschiedene Diätformen bis hin zu den allseits bekannten eight watchers oder sich letztendlich der mehr oder weniger aufgezwungenen Kur zu beugen. Aber sie rebelliert auch – wie anders lässt sich erklären, dass sie nie das von ihrem Mann festgesetzte Ziel erreicht. Auch ihren Schwiegereltern zeigt sie in einer sehr subtilen Form, was sie von ihnen hält. Oder wenn sie trotz aller Widerstände ein Sprachstudium, das mit beruflichem Erfolg, der ihrem Mann ja versagt bleibt, führen könnte, durchsetzt. Trotz allem eine starke Frau, die sich auf ihre ganz eigene Weise gegen Zwänge und Bevormundungen durchsetzt.
    Was sie nach meiner Einschätzung besonders auszeichnet und auch deutlich zu erkennen ist: ihre grenzenlose Liebe zu Ela, ihrer im Verlauf des Romans geborenen Schwester und eine eher Fremde, die beste Freundin Elas, in ihre Familie aufnimmt.
    Der Roman lässt sich, gerade auch wegen des Schreibstils, sehr gut lesen. Setzt die Zeit und das Lebensgefühl der 80er Jahre sehr gekonnt in Szene, wobei so manche vertraute Beschreibung bzw. Erwähnung eigene Erinnerungen weckt und auch schon mal zum Schmunzeln und sich rückbesinnen einlädt. Empfehle ich gerne weiter, was Thematik und auch die umrissene Zeit betrifft.

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  • 5 Sterne

    fly_books, 19.10.2022

    Als Buch bewertet

    Ein Buch, was einen direkt in seinen Bann zieht. Erzählt von der damals 6 jährigen Ela, welche mit ihren Eltern und den Grosseltern gemeinsam in einem Haus lebt. Das Hauptthema der Familie und zeitgleich das grösste Problem des Vaters: das Gewicht seiner Frau.
    Unzufrieden mit seinem eigenen Leben, projiziert er all seine Probleme auf das Gewicht seiner Frau. Ihr Übergewicht ist an allem Schuld. Schuld daran, dass er nicht befördert wird, dass das Geld knapp ist, das seine Projekte scheitern, das Ela keine richtigen Freunde findet...
    Mehr als 15 Jahre erträgt die Mutter die physischen und psychischen Qualen ihres Mannes und dessen Mutter, bis sie endlich ausbricht.
    Die Geschichte macht einen wütend und fassungslos zugleich. Doch in den 80ern war die Sicht auf die Dinge eine andere als heute. Was heute als toxisch gilt und dringend vermieden wird, galt damals als üblich. Die Frau hat zu gehorchen, sich um Kind und Haushalt zu kümmern, ohne eigene Meinung oder eigenen Willen.
    Das Buch ist eine klare Kaufempfehlung! Denn so etwas passiert auch heute noch unter uns.

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  • 5 Sterne

    Bücherwelt1967, 14.09.2022

    Als Buch bewertet

    Die Autorin Daniela Dröscher deckt in ihrem wunderbaren Roman die Lügen, die vor allem der Vater über ihre Mutter verbreitet hat, Stück für Stück auf. Während es für Aussenstehende völlig absurd erscheint, dass das Übergewicht der Mutter für die fehlenden Chancen im Leben des Vaters verantwortlich sein soll, ist dieser fest davon überzeugt, dass die Mutter mit ihrem Aussehen ihm die Karriere verbaut hat.
    Aus Sicht des Kindes erzählt Dröscher über ihre Kindheit in den 80er Jahren im Hunsrück. Die Beziehung der Eltern erscheint toxisch. Die Mutter wird als grosszügige, warmherzige und fleissige Frau beschrieben, der Vater hingegen schneidet in dem autofiktional geprägten Roman nicht sonderlich gut ab. Die Autorin trifft stets den richtigen Ton, nie schreibt sie despektierlich über jemanden.
    Mich hat diese besondere Familiengeschichte von der ersten Seite an gefesselt. Der Erzählstil ist authentisch, lebendig und trifft mitten ins Herz. Für mich war das Buch ein Jahreshighlight, gern empfehle ich es weiter.

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  • 5 Sterne

    Leseratte, 11.08.2022

    Als Buch bewertet

    Daniela Dröscher erzählt eine Familiengeschichte, die den Leser ganz tief in ein Geschehen eintauchen lässt, das ihn so schnell nicht mehr los lässt. Gut 440 Seiten, gefüllt mit Wahrheiten, Emotionen und einer Gesellschaf, die Kritik nicht nur zulässt, sondern diese auch noch fördert. Schon der Einstieg in den Roman: Meine Mutter passt in keinen Sarg - sie ist zu dick ... lässt ahnen, dass dies keine leichte Kost zum Schmunzel ist - in diesem Satz steckt so viel Trauriges, wie Wahrheit.
    Besonders gefällt mir der Aufbau des Romans. In Ich-Form erzählt Ela ihre Geschichte und ihre Empfindungen als Kind gegenüber der Mutter und dem Vater, den nur ein Gedanke bewegt, dass seine Frau zu dick ist und abzunehmen hat. In der Gegenwart als Erwachsene setzt sie sich mit dem Geschehenen auseinander und erkennt die immer wiederkehrenden Fehler, die in der Familie gemacht wurden.
    Fazit: Unbedingt lesenswert, weil nie verletzend, trotzdem ehrlich und in einem wunderbaren Schreibstil verfasst.

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  • 5 Sterne

    Quincyliest, 07.09.2022

    Als Buch bewertet

    Daniela Dröscher hat einen grossartigen, autobiographisch inspirierten Roman geschrieben, der in den 80er Jahren in einem kleinen Ort im Hunsrück spielt. Sie schreibt aus der Perspektive eines Kindes. Respektvoll und feinfühlig porträtiert sie ein Bild ihrer Mutter. Essayistische Einschübe aus Erwachsenensicht fügen der kindlichen Betrachtung eine etwas objektivere und auch kritische Sichtweise hinzu. Das Gewicht der Mutter ist das zentrale Thema, um das sich alles dreht. Aus Sicht des Vaters ist das Übergewicht für seine fehlenden Karrierechancen oder sein nicht so hohes Ansehen verantwortlich.
    Der Roman ist vielmehr als nur eine Familiengeschichte, er deckt patriarchale Denkmuster und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten auf.
    Dröscher erzählt beeindruckend, authentisch und glaubwürdig, genauso könnte es gewesen sein. Mich hat das Buch absolut begeistert. Es ist völlig zu Recht für den Deutschen Buchpreis nominiert. Auf weitere Werke der Autorin freue ich mich jetzt schon.

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  • 5 Sterne

    Xana, 16.10.2022

    Als Buch bewertet

    Lügen über meine Mutter ist die Geschichte über Elas Mutter, die ihr Leben mit einem Ehemann verbringt, der ihr nicht gut tut. Das ist noch eine ziemliche Untertreibung.

    Das Buch erzählt die Geschichte einer Familie, in der die Eltern nie zusammengepasst haben. Die Folge ist eine kaputte Frau, die es aber trotz (oder wegen) einer ruinierten Gesundheit geschafft hat, ihrer Tochter wichtige Werte zu vermitteln.

    Die Charaktere sowie das gesamte Geschehen werden aus Elas Sicht beschrieben. Das Mädchen sucht die Liebe ihrer Eltern und wundert sich hin und wieder über das Verhalten der Erwachsenen. Man erhält also insgesamt eine etwas schleierhafte Sicht auf einige Geschehnisse. Das tut der Geschichte allerdings keinen Abbruch. Insgesamt ist das Buch beeindruckend und hinterlässt starke Gefühle, die nicht alle positiv sind. Leider bekommt man nicht unbedingt alles erzählt, was man als Leser noch gerne erfahren hätte, die wichtigsten Botschaften aber bleiben.

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