Tolino vision 6 - Preis dauerhaft gesenkt!

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  • 3 Sterne

    Felizitas2019, 04.01.2021

    Der Roman "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" erweckte meine Aufmerksamkeit aufgrund des aussergewöhnlichen Titels. Ich war sofort daran interessiert, herauszufinden, was es mit dieser seltsamen Konstellation an Wörtern auf sich hat. Auch das Cover sprach mich optisch sehr an. Jetzt, mit dem Wissen des fertig gelesenen Romans, finde ich die Wahl des Titels auch sehr passend und schön. Aber: er ist leider sehr schlecht einprägsam. Als mich Freunde fragten, welches Buch ich gerade lese, konnte ich mich noch an "Junge Frau, am Fenster stehend" erinnern. Dieser Aspekt ist leider schade, denn der faszinierende Titel ist leider schwer zu merken.

    Die Geschichte rund um Hannah, ihrer Oma Evelyn und dessen Mutter Senta ist sehr schön. Die Suche nach dem Gemälde ist aufregend und spannend. Einen Stern weniger gibt es dafür, dass am Ende nicht eindeutig aufgeklärt wird, ob das Gemälde doch noch existiert und wenn ja: wo. Mein innerer Monk ist mit diesem Ende nicht zufrieden und ich war etwas perplex als das Buch plötzlich endete.
    Einen weiteren Abzug in der Bewertung habe ich deswegen gegeben, da mir persönlich aus zu vielen Perspektiven erzählt wurde. Ich bin an sich ein Fan von mehreren Erzählperspektiven in einem Roman, jedoch empfand ich in diesem Fall, vor allem die Schilderungen aus Sicht von Andreas Sonthausen, als überflüssig. Es hätte, meiner Meinung nach, für den Charakter gereicht, wenn er von Hannah und Jörg beschrieben wird.

    Alles in allem ist es dennoch ein schöner Roman, der sich mit der Naziraubkunst auseinander setzt. Als angehende Historikerin, mit Spezialisierung auf die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts, bin ich begeistert von der Thematisierung dieser Zeit bzw. dieses Problems und habe mich sehr mit Jörg identifizieren können (speziell mit seiner Zukunftsangst aufgrund eines fehlenden Netzwerkes).

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  • 3 Sterne

    Ursula U., 23.01.2021

    Das Leben von vier Generationen Frauen, Mütter und ihre Töchter, wird in diesem Roman geschildert. Evelyn lebt in einem Altersheim und wird von ihrer Enkelin Hannah regelmässig besucht. Sie erzählen sich belangloses bis zu dem Tag, als Hannah einen Brief bei Evelyn findet. Nach vielen Recherchen und Rückfragen bei ihrer Grossmutter erfährt Hannah, dass ihre Urgrossmutter Senta Evelyn bei ihrer Tante zurückgelassen hat und in zweiter Ehe mit dem Juden Julius Goldmann verheiratet war. Die umfangreiche Gemäldesammlung des Kunsthändlers Itzig Goldmanns, Julius Vater, wurde entweder deutlich unter Wert verkauft oder ist nach der Deportation verschwunden. Senta und Julius konnten sich ins Ausland retten. Und nun will man sich auf die Suche nach den Kunstwerken begeben, unter anderem gibt es dort einen unbekannten Vermeer, wenn es sich bestätigen sollte, von enormem Wert. Bei der Suche in der Vergangenheit findet Hannah viel über ihre Familie heraus, wie die Frauen ihren Weg gefunden haben und welche Probleme alle mit der Mutter-Tochter-Beziehung hatten.
    Das Schicksal der Frauen, was ihnen widerfahren ist - widerfahren, das Lieblingswort der Autorin - steht im Mittelpunkt des Romans. Leider, das Thema über Raubkunst, das Suchen nach den gestohlenen Wertgegenständen in Nazideutschland, wird kaum berücksichtigt. Die Probleme einer jungen Studentin mit ihrem Doktorvater, ein aufdringlicher Nerd sind für Alena Schröder wohl wichtiger. Häufig werden Hannah Gedanken beschrieben, die dann anschliessend nochmals in einem Dialog erzählt werden. Einzig interessant sind die Passagen über die junge, aus den Konventionen ausbrechende Senta und die Zerrissenheit des Kindes Evelyn.

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  • 3 Sterne

    Philiene, 30.12.2020

    Bei diesem Roman hat mich zuerst einmal das sehr schöne Cover und der ungewöhnliche Titel angesprochen.

    Der Roman erzählt die Geschichte einer Familie aus der Sicht von drei Frauen. Senta, ihrer Tochter Evelyn und ihrer Urenkelin Hannah. Allerdings weiss Hanna gar nichts von ihrer Urgrossmutter, bis ein Brief auftaucht indem es um Raubkunst der Nazies geht. Hannah versucht mit ihrer Grossmutter über die Vergangenheit zu sprechen, doch sie bleibt verschlossen...
    In Rückblicken führt uns das Buch in die Zeit vor und während des zweiten Weltkrieges. Wir erfahren einiges über das Leben von Senta und Evelyn und in welchem Zusammenhang sie mit jüdischen Kunsthändlern standen. Die Geschichte ist leicht erzählt und lässt sich flüssig lesen. Doch es ist mehr eine Familiengeschichte in die am Rand einige historische Fakten und Ereignisse eingestreut sind. Ich hätte mir da manchmal etwas tiefere Einblicke gewünscht, denn das Thema Raubkunst gibt doch einiges her.
    Trotzdem hat mich das Buch mir einige schöne Lesestunden beschert und mich gut unterhalten.

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  • 2 Sterne

    Dark Rose, 14.02.2021

    Leider einfach nicht meins


    In diesem Buch geht es um die Geschichte von vier Frauen: Senta, eine junge Frau voller Pläne in den 1920er Jahren, die sich in den falschen Mann verliebt und sich über den Konsequenzen dieser Entscheidung beinahe selbst verliert. Trude, eine verbitterte Frau, die einen neuen Lebenssinn entdeckt, aber dafür das Glück anderer mit Füssen tritt. Evelyn ein junges Mädchen und gleichzeitig eine alte Frau, bei der alle Fäden zusammenlaufen und der so viele Lügen erzählt werden, dass sie keine Ahnung mehr hat, was einst mal wahr war und was nicht. Und Hannah, Evelyns Enkelin, die selbst gerade an einem Punkt in ihrem Leben ist, an dem alles aussichtlos erscheint, die aber dennoch alles daransetzt ein Familiengeheimnis aufzudecken, von dessen Existenz sie anfangs nicht einmal weiss.


    Ich muss leider sagen, dass mich das Buch überhaupt nicht gepackt hat. Ich fand die Grundgeschichte interessant, die Entscheidungen und Verbindungen zwischen den Frauen und deren Leben und die Geschichte, die all das umfasst, aber das wars leider auch schon. Insgesamt fand ich es leider sehr deprimierend. Mir war kein einziger Charakter sympathisch und für mich schwebte über allem so eine dunkle depressive Wolke.

    Senta war mir noch mit am sympathischsten, aber auch nur im Vergleich mit den anderen. Ich fand es interessant, wie sie sich im Dritten Reich geschlagen hat.

    Trude fand ich einfach nur schrecklich. So verbittert und manchmal einfach nur böse, vor allem, wenn es um Senta ging. Aber Evelyn scheint sie geliebt zu haben, oder zumindest das Gefühl, das sie ihr gab.

    Evelyn ist ein schwieriger Charakter. Als junges Mädchen / junge Frau kann man sie teilweise schon verstehen, warum sie sich so verhält, wie sie es tut, sie kennt ja die ganze Geschichte nicht. Trotzdem ist sie auch nicht bereit zuzuhören und eine andere Version zu hören oder gar zu glauben.
    Als alte Frau fand ich sie nur verwirrend. Gut, vielleicht hat das dann auch mit dem Alter zu tun, aber dennoch.

    Hannah tat mir einerseits leid, weil sie in einer Sackgasse steckte und sich nicht traute etwas zu unternehmen. Andererseits konnte ich die Sache und später die mehreren Sachen mit Andreas nicht nachvollziehen. Mir kam Hannah da oft vor als würde sie einfach mit den Achseln zucken, statt etwas zu unternehmen und auch mal für sich zu kämpfen.

    Die Männer kommen in diesem Buch nicht besonders gut weg – abgesehen von Julius und seinem Vater. Sie sind egoistisch und walzen über die Frauen hinweg. Gut, vielleicht soll uns das zeigen, dass das in der Vergangenheit nicht unüblich war und dass bis heute Frauen oft Unrecht getan wird, vor allem beruflich, sie sich aber nicht wehren wollen/können/möchten/dürfen. Ich finde es aber schade, dass nicht eine sich behauptet.


    Fazit: Leider hat mich das Buch so gar nicht gepackt. Die Grundidee fand ich sehr gut und auch die Zeiten, die uns gezeigt wurden. Aber mir persönlich war es zu deprimierend und die Frauen zu passiv. Gut, Senta hat es später versucht, aber für mich auch nicht kämpferisch genug.
    Ich musste mich oft antreiben, um dran zu bleiben. Mir waren die Charaktere einfach nicht sympathisch und über allem schwebte für mich so eine dunkle depressive Wolke.

    Was mich zudem störte war, dass so oft zwischen den Charakteren gesprungen wurde. Ohne Vorwarnung folgte man plötzlich jemand anderem und – ich zumindest – bekam das erst einige Absätze später mit.

    Das für mich interessanteste Thema verkommt zur Randnotiz.

    Von mit gibt’s leider nur ganz knappe 2 Sterne.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Langeweile, 02.01.2021

    Inhalt übernommen:

    In Berlin tobt das Leben, nur die 27-jährige Hannah spürt, dass ihres noch nicht angefangen hat. Ihre Grossmutter Evelyn hingegen kann nach beinahe hundert Jahren das Ende kaum erwarten. Ein Brief aus Israel verändert alles. Darin wird Evelyn als Erbin eines geraubten und verschollenen Kunstvermögens ausgewiesen. Die alte Frau aber hüllt sich in Schweigen. Warum weiss Hannah nichts von der jüdischen Familie? Und weshalb weigert sich ihre einzige lebende Verwandte, über die Vergangenheit und besonders über ihre Mutter Senta zu sprechen?

    Die Spur der Bilder führt zurück in die 20er Jahre, zu einem eigensinnigen Mädchen. Gefangen in einer Ehe mit einem hochdekorierten Fliegerhelden, lässt Senta alles zurück, um frei zu sein. Doch es brechen dunkle Zeiten an.

    Meine Meinung:

    In ihrem Debütroman stellt die Autorin vier Frauen einer Familie in den Fokus. Die wichtigsten Positionen sind hierbei durch die 27-jährige Hannah und ihre 95-jährige Grossmutter Evelyn besetzt. Im Verlauf der Geschichte, die ständig zwischen Vergangenheit (beginnend 1922) und der Gegenwart wechselt,kommen auch die Urgrossmutter Senta und Hannahs Mutter Silvia ins Spiel.
    In einem sehr warmherzigen, emotionalen Schreibstil vermittelt die Autorin eine Familien-Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen. Gekonnt skizziert Sie die einzelnen Personen und bringt sie mir dadurch sehr nahe. Sie lässt sie lieben, hassen,leiden und an ihrer Mutterrolle scheitern.
    Natürlich wird auch das Weltgeschehen (das Lebensgefühl der 20er Jahre,der 2. Weltkrieg,die Judenverfolgung usw. thematisiert,aber nicht in den Fokus gerückt.
    Ich habe die Geschichte mit grosser Begeisterung in relativ kurzer Zeit gelesen.

    Fazit:

    Ein sehr gelungenes Erstlingswerk ,was grosse Erwartungen weckt.

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  • 5 Sterne

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    Lesemaus 34, 03.01.2021

    Meinung:
    Dieser nicht nur durch seinen Titel ungewöhnlichen Debütroman konnte mich überraschender Weise unglaublich von sich überzeugen.

    Mit einer sehr klugen, bedachten und literarisch gelungenen Sprache, schafft die deutsche Autorin einen Plot, der von einer unvorstellbaren intensiven Grausamkeit eines Dramas geprägt ist, welches in der deutschen Geschichte angesiedelt ist und gerade dadurch so stark und intensiv zu bewegen weiss.

    Hierbei verzichtet Alena Schröder auf Szenen von gross ausgeführten Gefühlen in diesem Buch und dennoch bewegt dieses Buch mehr, als der Grossteil der Literatur. .. warum?
    Die Autorin besitzt ein ausgeprägtes und feinfühliges Gespür dafür mit grosser Sensibilität das Schicksal einer Familie zu beschreiben, hierbei beschönigt die Autorin auf keiner Seite, aber verzichtet auf grosse Gefühlsausbrüche, sondern setzt auf die kleinen, so fein und gekonnt beschrieben Momente, die dadurch viel mehr bewegen und anrühren können, als es gestellte und gewollt herbei geführte Szene könnten .
    Mit grosser Präzision werden Charaktere erschaffen, eine Tragödie erzählt, die so realitätsnah und einfühlsam beschrieben wird, dass der Leser das Buch kaum mehr aus der Hand legen kann.

    Fazit :
    Ein Roman der andere Wege geht, der andere Fragen aufgreift und der seinen Protagonisten einen neuen Blickwinkel erlaubt. Ein Buch von grosser literarischer Qualität, welches aufwühlt, bewegt und mein Leserherz im Sturm erobern konnte!

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  • 5 Sterne

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    Lesemaus 34, 03.01.2021 bei bewertet

    Meinung:
    Dieser nicht nur durch seinen Titel ungewöhnlichen Debütroman konnte mich überraschender Weise unglaublich von sich überzeugen.

    Mit einer sehr klugen, bedachten und literarisch gelungenen Sprache, schafft die deutsche Autorin einen Plot, der von einer unvorstellbaren intensiven Grausamkeit eines Dramas geprägt ist, welches in der deutschen Geschichte angesiedelt ist und gerade dadurch so stark und intensiv zu bewegen weiss.

    Hierbei verzichtet Alena Schröder auf Szenen von gross ausgeführten Gefühlen in diesem Buch und dennoch bewegt dieses Buch mehr, als der Grossteil der Literatur. .. warum?
    Die Autorin besitzt ein ausgeprägtes und feinfühliges Gespür dafür mit grosser Sensibilität das Schicksal einer Familie zu beschreiben, hierbei beschönigt die Autorin auf keiner Seite, aber verzichtet auf grosse Gefühlsausbrüche, sondern setzt auf die kleinen, so fein und gekonnt beschrieben Momente, die dadurch viel mehr bewegen und anrühren können, als es gestellte und gewollt herbei geführte Szene könnten .
    Mit grosser Präzision werden Charaktere erschaffen, eine Tragödie erzählt, die so realitätsnah und einfühlsam beschrieben wird, dass der Leser das Buch kaum mehr aus der Hand legen kann.

    Fazit :
    Ein Roman der andere Wege geht, der andere Fragen aufgreift und der seinen Protagonisten einen neuen Blickwinkel erlaubt. Ein Buch von grosser literarischer Qualität, welches aufwühlt, bewegt und mein Leserherz im Sturm erobern konnte!

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  • 5 Sterne

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    forti, 13.01.2021

    Das Romandebüt der Journalistin Alena Schröder ist intelligente Unterhaltungsliteratur.
    Das Buch beginnt etwas schwafelig-schwülstig, steigert sich dann aber. Irgendwann hat mich "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" dann richtig gepackt. Die Geschichte ist mit ihren zwei Zeitebenen und dem unterschiedlichen Personal sehr kurzweilig. Fünf Frauen aus 4 Generationen müssen ihren Weg finden. Die Frauen sind sehr unterschiedlich, vielleicht manchmal an der Grenze zum Stereotyp. Aber dadurch ist es auch abwechslungsreich zu lesen. Geschrieben ist das ganz sehr eingängig, aber nie flach. Eher leichte Szenen wechseln sich mit tragischen ab.
    Der Aspekt Restitution ist meiner Einschätzung nach gut dargestellt. Man bekommt einen guten Eindruck wie komplex das Thema ist, ohne dass es dabei zu ausschweifend behandelt wird.

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  • 5 Sterne

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    Lena, 30.01.2021

    Hannah Borowski ist 27 Jahre alt, hat Germanistik studiert und arbeitet gerade an ihrer Dissertation. Einmal in der Woche besucht sie ihre betagte Grossmutter Evelyn, die seit zehn Jahren in einem Altersheim in Berlin wohnt. Die beiden haben sich wenig zu sagen, denn Evelyn hat mit ihrem Leben abgeschlossen und auch Hannah ist alles andere als zufrieden. Als sie einen Brief einer Kanzlei aus Israel bei Evelyn findet, der bescheinigt, dass diese Erbin eines Kunstvermögens ist, wird Hannah neugierig. Sie weiss nichts von jüdischen Wurzeln ihrer Familie und einer Zwangsenteignung. Evelyn möchte mit dem Erbe nichts zu tun haben und schweigt beharrlich in Bezug auf Hannahs Fragen. Durch ihren Doktorvater gerät Hannah an Jörg Sudmann, der sich sehr engagiert für die deutsch-jüdische Freundschaft stark macht und sich für Hannahs Familie interessiert. Durch seine Hilfe und eine Niederlassung der israelischen Kanzlei in Kreuzberg erfährt Hannah mehr über ihre Urgrossmutter Senta und ihre jüdische Verwandtschaft.

    Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Die Gegenwart im Jahr 2017 in Berlin wird aus der Sicht von Evelyn und Hannah erzählt, aber auch die Nebencharaktere wie Jörg Sudmann oder ihr Doktorvater Andreas Sonthausen erhalten ihre Berücksichtigung. Die Vergangenheit an wechselnden Orten an der Ostseeküste und in Berlin wird chronologisch von 1922 bis 1950 erzählt, wobei die Perspektiven zwischen Senta, ihrer Schwägerin Trude und der noch jungen Evelyn wechseln.
    Neben der Geschichte um die Enteignung der jüdischen Familie Goldmann, in die Senta hineingeheiratet hatte, berührt insbesondere die familiäre Konstellation der vier Generation von Frauen. Jede von ihnen hatte mit leidvollen Erfahrungen zu kämpfen und suchte nach ihrem Platz im Leben. Insbesondere an Evelyn, die sich Zeit ihres Lebens von ihrer Mutter im Stich gelassen gefühlt hat, zeigt sich, wie prägend ein schwieriges Mutter-Tochter-Verhältnis ist und noch nachfolgende Generationen beeinflusst.

    Mir hat gut gefallen, dass der Fokus der Geschichte auf den Frauen und ihren Lebenserfahrungen lag, da alle (bis auf Silvia, über die man nur wenig erfährt) sehr interessante, individuell gezeichnete Charaktere mit Ecken und Kanten sind. Das Verhältnis zu ihnen ist dabei ambivalent. Man kann sich selbst kaum entscheiden, ob man sie aufgrund ihrer Charakterstärke schätzen oder aufgrund ihrer Fehlentscheidungen und Gefühlskälte ablehnen soll.
    Die Suche nach Hannahs Wurzeln und den verschwundenen Gemälden ist nicht so fesselt, wie man es vielleicht erwartet hätte. Die in die Tiefe gehenden, aber gleichzeitig auch sehr unterhaltsamen zwischenmenschlichen Beziehungen entschädigen jedoch dafür. Neben so mancher Tristesse in der Erzählung aufgrund der gebeutelten Schicksale, ist es insbesondere in der Gegenwart Hannahs trockener Humor und das Spielen der Autorin mit Klischees, was der die Geschichte die Schwere nimmt.
    Fazit: Ein packender Generationenroman mit bewegenden Frauenschicksalen.

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  • 3 Sterne

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    maria luise z., 16.02.2021 bei bewertet

    Die Autorin Alena Schröder erzählt in ihrem Debütroman „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ eine Geschichte, die teilweise mit der eigenen Familie verknüpft ist und sich über vier Generationen erstreckt.

    Inhalt:
    In Berlin tobt das Leben, nur die 27-jährige Hannah spürt, dass ihres noch nicht angefangen hat. Ihre Grossmutter Evelyn hingegen kann nach beinahe hundert Jahren das Ende kaum erwarten. Ein Brief aus Israel verändert alles. Darin wird Evelyn als Erbin eines geraubten und verschollenen Kunstvermögens ausgewiesen. Die alte Frau aber hüllt sich in Schweigen. Warum weiss Hannah nichts von der jüdischen Familie? Und weshalb weigert sich ihre einzige lebende Verwandte, über die Vergangenheit und besonders über ihre Mutter Senta zu sprechen?

    Meine Meinung:
    Mit dem langen Titel, konnte ich eine ganze Weile keinen Zusammenhang erkennen und war recht gespannt, was da auf mich zukommt. Die Autorin hat die Spannung langsam aber stetig ansteigen lassen und dann leuchtete mir auch der Titel ein. Die Geschichte wird in unterschiedlichen Zeitsprüngen erzählt. Am Anfang stolperte ich etwas über den Wechsel in die Geschichte von Hannah (Gegenwart), weil der einfach so plötzlich kam, ohne Angabe eines Ortes oder Jahres. Eine Überschrift der jeweiligen Kapitel über Hannah, hätte mir gut gefallen.

    Die Autorin hat geschickt eine Geschichte um ihre eigene Familie über vier Generationen geschrieben, die eine Menge Schicksale ans Tageslicht bringt. Die junge Senta lässt sich auf Ulrich den Piloten ein und wird schwanger. Er heiratet sie aber beide werden in dieser Ehe nicht glücklich und so trennen sie sich. Ulrich lässt Senta ziehen aber ohne ihre Tochter Evelyn, die von ihrer Tante Trude erzogen wird.

    Die Erzählungen über den Neubeginn von Senta in Berlin und später mit ihrer neuen Familie, waren für mich nicht tief genug beschrieben. Gerne hätte ich hier mehr über die Familie Goldmann erfahren, deren Schicksal hier leider ein bisschen zu kurz geraten ist. Gerade auch die Veränderungen von Trude und Evelyn nach Hitlers Machtergreifung, hätten richtig schön, ausgeschmückt werden können. Hier hätte ich mir gerne mehr Tiefe gewünscht und zwar besonders über Evelyn, die eigentlich nur als alte Dame, kaltherzig dargestellt wird. Irgendwann war Evelyn doch mal ein Kind und hatte sicher auch ihre Bedürfnisse, die lesenswert gewesen wären.

    In der Gegenwart hat Hannah mit der Sturheit ihrer Grossmutter Evelyn zu kämpfen, denn sie möchte sich auf keine Fragen aus der Vergangenheit, einlassen. Mit dem Brief aus Israel, versucht Hannah zu verstehen, was es mit dem geraubten und verschollenen Kunstvermögen auf sich hat. Sie macht sich auf die Suche und begegnet einigen Menschen, die ihr gerne ihre Hilfe anbieten aber ob dies Hannah weiterbringt…

    Fazit:
    Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und baut eine gute Spannung auf, was mir recht gut gefällt. Schade nur, dass die Schicksale der einzelnen Protagonisten hier etwas zu kurz kamen. Das Thema ist auf jeden Fall gut gewählt aber leider nicht ganz nach meinem Geschmack, umgesetzt.

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  • 4 Sterne

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    Miss.mesmerized, 09.01.2021

    Hannah hat nur noch ihre Oma Evelyn, die mit 95 Jahren ihre letzten Tage im Seniorenheim erlebt. Als sie dort eines Tages einen Brief findet, ist sie mehr als erstaunt: eine Kanzlei will sich um die Restitution des in der Nazi-Zeit gestohlenen Kunstschatzes der Familie kümmern. Hannah wusste gar nicht, dass sie jüdische Vorfahren hatte. Hatte sie auch nicht, Evelyns Mutter hatte ihre Tochter einst bei der Schwägerin zurückgelassen, um in Berlin ein neues Leben zu beginnen und dort in die jüdische Kunsthändler-Familie Goldmann eingeheiratet. Zwischen Mutter und Tochter war der Riss nie mehr zu kitten und Evelyn wollte für immer alle Bände zerschnitten wissen, weshalb Hannah sich nun alleine auf die Suche nach der unbekannten Familiengeschichte macht.

    Alena Schröder hat lange Zeit als Journalistin gearbeitet und nebenbei bereits eine Reihe von Sachbüchern und die Reihe der „Benni-Mama“ veröffentlicht. In ihrem Roman mit dem sperrigen Titel „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ greift sie ein bekanntes Sujet auf, das auch recht klassisch erzählt wird: die unbekannte Familiengeschichte aus der Nazi-Zeit, die im Wechsel mit der Gegenwartshandlung und der Enkelgeneration geschildert wird, wo man sich dem Mysterium der eigenen Vergangenheit annähert. Die Autorin setzt dies sehr ansprechend und routiniert um, ein Roman, den man gerne liest und der auch durchaus spannende Momente zu bieten hat.

    Die Frauen der Familie sind ohne Frage alle auf ihre Weise eigenwillig. Zunächst Senta, die von dem schillernden Leben in Berlin träumt, dafür Sicherheit und Tochter aufgibt, aber in den schwersten Stunden pragmatisch und beherzt handelt. Leider ist es ihr nie gelungen, sich der Tochter zu vermitteln, nicht nur, weil Evelyn quasi keine Erinnerung an sie hat, viel mehr noch weil das schwere Zepter der bösartigen Tante sie zu sehr geprägt hat als dass sie als erwachsene Frau grosszügig vergeben könnte. Die Erfahrungen als Kind haben sie hart gegen sich und andere werden lassen. Dass dies keine guten Voraussetzungen sind, um selbst eine zugewandte, liebende Mutter zu werden, war absehbar und so bleibt auch die Beziehung zwischen ihr und Silvia immer etwas unterkühlt, wenn sie auch zur Stelle ist, wenn sie gebraucht wird. Hannah hat ihre Mutter früh verloren, zu der Grossmutter jedoch eine enge Verbindung, wenn diese auch an ihrem Lebensabend störrisch und unkooperativ bleibt. Der jungen Frau fehlt jedoch noch das Ziel im Leben, die Promotion plätschert vor sich hin, die Affäre mit ihrem Doktorvater ist auch eher einseitig und wenig zukunftsträchtig.

    Der Handlungsstrang um die jüdische Familie Goldmann erzählt die Geschichte, wie es sie hundertfach gab. Zunehmende Restriktionen unter den Nazis, Publikationsverbot für Senta und ihren Mann in ihrem Verlag und letztlich die Enteignung und Deportation. Ein leider recht typisches Schicksal, das die nachfolgenden Generationen, sofern es sie denn gibt, mühsam aufarbeiten müssen.

    Ein Roman über die unergründlichen Wege, die das Leben manchmal nimmt und die Gabelungen, die zu Entscheidungen mit ungewissem Ausgang zwingen.

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