20% Rabatt auf den tolino Epos 3!

 
 
Merken
Merken
 
 
Leider schon ausverkauft

Bestellnummer: 5877329

Buch (Gebunden) Fr. 9.95
inkl. MwSt.
In den Warenkorb
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
Alle Kommentare
  • 5 Sterne

    24 von 33 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kerstin K., 01.11.2018

    Henni Schöning lebt mit ihren Eltern und Geschwistern in einem kleinen Dorf an der deutsch-belgischen Grenze. Die Nachkriegsjahre sind hart und jede Familie muss zusehen wie sie über die Runden kommt. Die Situation der Schönings verschärft sich jedoch, als der Vater von Henni aus dem Krieg, in dem er als Bombenentschärfer war, zurück kehrt und nicht mehr in seinem Beruf als Uhrmacher arbeiten kann. Auch zu andere Arbeiten ist er nicht in der Lage. Er rettet sich täglich in die Kirche und ist ab da an nicht mehr für seine Familie als Familienoberhaupt hilfreich.

    So bleibt Hennis Mutter nichts anderes übrig für die Familie zu sorgen. Henni unterstützt ihre Mutter wo sie nur kann, doch dann geschieht ein Unglück. Die Mutter stirbt, noch in letzter Minute nimmt sie Henni noch ein letztes Versprechen ab. Sie soll für ihre Geschwister sorgen und für sie da sein. Lange Zeit zum überlegen bleibt ihr nicht, sie entscheidet sich, gutes Geld, welches die Familie dringend benötigt, mit dem Kaffeschmuggel zu verdienen. Es ist ein gefährliches Unterfangen, die Zöllner sind ihnen oft auf den Fersen.

    Als es zu gefährlich wurde, geht Henni durch das Hochmoor, weil die Zollbeamten sich dort nicht hinein wagen. Doch dann geschieht das, wovor jeder Schmuggler Angst hatte. Sie werden erwischt und Hennis Schwester wird erschossen.

    Nun macht Herbert Schöning Ernst, er steckt seine Kinder in ein kirchliches Heim. Henni wird 1951 zu einem Aufenthalt bis zu ihrer Volljährigkeit, in einer Besserungsanstalt verurteilt.

    Die jüngeren Geschwister, die im kirchlichen Heim untergebracht wurden, durchleben Höllenqualen. Und Matthias stirbt sogar an einer Lungenentzündung.

    Kann ihnen irgendjemand helfen, können sie sich selber befreien, oder wird alles unter einem Treppich des Schweigens vertuscht. Was ist die ganze Wahrheit?



    Meine Meinung:

    Über das Thema, worüber Mechthild Borrmann mit " Grenzgänger" schreibt, ist beim lesen schwer zu ertragen. Noch heute kämpfen Opfer, die in kirchlichen Heimen untergebracht waren, um Anerkennung der Misshandlungen, die ihnen angetan wurden.

    Der Schreibstil ist überragend in all seinen Facetten. Sehr einfühlsam schreibt die Autorin über das Leben von Henni und deren Familie. Der Kampf, den sie und ihre Geschwister kämpfen musste um nicht vollends am Erlebten zugrunde zu gehen. Die Schilderungen der Misshandlungen und Qualen, die die Kinder durch die christlichen Schwestern erleiden mussten, waren für mich kaum auszuhalten. Ich kann nicht verstehen, wie Schutzbefohlene in der Obhut einer kirchlichen Einrichtung, wie Abfall behandelt wurden.

    Es ist ein sehr spannender, emotionsgeladener und aufwühlender Roman, der mir lange im Gedächtnis bleiben wird.

    Der letzte Satz, den die Autorin im Nachwort geschrieben hat lautet...

    ".... dieses Buch soll an all jene erinnern, deren Schicksal über Jahrzehnte ignoriert und geleugnet wurde und die bis heute darunter leiden." Sie hat mit vielen Betroffenen gesprochen und konnte so ein klares Bild über die damaligen Umstände zusammenfügen. Die Kunst, dies in einem Roman umzuwandeln ist ihr ausgezeichnet gelungen.



    Für mich hat Mechthild Borrmann den Opfer mit diesem grandiosen Werk ein Denkmal gesetzt. Sie ruft einem ins Gedächtnis, wie glücklich wir uns schätzen können, diese unfassbaren Zustände nicht erlebt haben zu müssen.

    Absolute Leseempehlung, ein Buch das in die Tiefe geht.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    5 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Buecherseele79, 11.12.2019

    Der zweite Weltkrieg verlangt den Menschen alles ab, sie hungern und leiden, auch Henni mit ihren Geschwistern, ihrer Mutter, der Vater im Krieg.
    Als der Krieg endlich zu Ende ist kehrt der Mann aus der Kriegsgefangenschaft Heim...doch er ist stark verändert und sucht Hilfe und Ruhe in den Gebeten bei Gott... der Lebensunterhalt zu bestreiten bleiben an Henni und ihrer Mutter hängen...bis das Schicksals zuschlägt...

    1970 steht Henni wegen Totschlag und Mord vor Gericht, doch sie schweigt.
    Ihre Freundin aus Kindertagen, Elsa, weiss mehr als der Richter, als der Anwalt von Henni, als alle.
    Ein Jurastudent wendet sich an Elsa weil er unbedingt die Wahrheit erfahren möchte, was damals, nach 1945 im kleinen Dorf passiert ist, was sich wie entwickelt hat dass es nun zu dieser Katastrophe gekommen ist...

    Ich liebe die Bücher von Mechthild Borrmann, aber ich muss ganz ehrlich zugeben – mit ihrem Buch „Grenzgänger“ hat sie alle ihrer Bücher, für mich, übertroffen.
    Das Buch war wieder so packend, spannend, bewegend und doch schonungslos schockierend, dass ich es hin und wieder auf die Seite legen musste.

    Zu dem Schreibstil von Mechthild Borrmann muss man eigentlich nichts mehr sagen – er ist packend, einnehmend und ehe man es sich versieht steckt man schon Mittem im Buch und an der Seite von Henni.
    Denn hier beginnt die Geschichte, in Velda, im Jahr 1945.

    Wieder realistisch und direkt beschreibt die Autorin die Veränderungen die durch den zweiten Weltkrieg die Bevölkerung getroffen hatte, auch was es für die Heimkehrer bedeutete und was dieser Krieg mit Familien gemacht hat.

    Henni war mir von Beginn an sehr sympathisch, sie ist ein Wirbelwind, die anpackt und nicht aufgibt, die immer Zuspruch gibt und nie die Hoffnung oder ihren guten Willen verliert.
    Die aber auch für andere Leute und vor allem für ihre Geschwister und Mutter einsteht, auch das Familienleben rund um Henni, die Dorfgemeinschaft hat die Autorin seht gut getroffen.

    Zu Beginn war es etwas verwirrend da viele Namen auf einen „einprasseln“ und ich erstmal alles sortieren musste um hinter die Geschichte steigen zu können.
    Dies ist aber nur zu Beginn so, legt sich schnell und lässt den Lesefluss dann nicht mehr bremsen.

    In diesem Buch zeigt die Autorin die Schattenseiten des Krieges auf, wie schon gesagt, und ja, dies mag sie in ihren Büchern oft machen, aber hier geht es von 1945 in das Jahr 1970, wie ein roter Faden begleiten wir Henni, ihre Geschwister und wie sich gewisse Dinge im Dorf, in der Familie entwickelten und am Ende die Familie doch auseinandergerissen wurde.

    Hier werden die Umstände des Lebensunterhaltes beleuchtet, wie Familien angefangen haben zu schmuggeln, hier Kaffee über die Grenze von Belgien, um an mehr Geld bzw. Lebensmittel, Brennholz und dicke Kleidung für den Winter zu kommen.
    Auch wie gefährlich diese Situation oft war.

    Die Erziehung von damals wird hier sehr stark beleuchtet, gerade wenn in Familien beide Eltern oder eben wie bei Henni, ein Elternteil verstirbt und man dann vor dem Nichts steht bzw. der Krieg weiterhin wie ein dunkler Schatten über der Familie hängt.
    Die kirchlichen Erziehungsheime gab es auch in Deutschland, nicht nur in England , Irland oder woanders, und ja, auch hier in Deutschland waren die Methoden und Ansichten nichts für zarte Gemüter.
    Dies war mir jahrelang nie so bewusst, bis in den Medien die ersten Berichte über die Zustände von Heimen und Anstalten, Schulen und Internaten von damals aufgetaucht sind.
    Und hier schliesst die Autorin an, nimmt diese Heime unter´s Auge und lässt diese Zeit durch ihre sympathischen und vor allem schützenswerten Protagonisten lebendig werden.

    Man ist ständig an der Seite von Henni, von ihren Brüdern und möchte ihnen aus der Situation die entstanden ist, helfen.
    Ihnen zur Seite stehen, neuen Mut und Hoffnung geben und natürlich arbeitet die Autorin auf das Ende hin und erklärt, wie es sich getragen hat.

    Unter dem Strich wieder ein Buch was berührt und bewegt und sich mit dunklen Kapiteln der deutschen Geschichte auseinandersetzt.
    Natürlich werde ich für dieses Buch ebenso eine Leseempfehlung aussprechen!

    Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    16 von 27 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    gagamaus, 31.10.2018 bei bewertet

    Als der Vater von Henriette und ihren drei Geschwistern nach zwei Jahren aus dem zweiten Weltkrieg kommt, ist er ein gebrochener Mann. Er kann seinen Beruf als Uhrmacher deshalb nicht mehr ausüben und verkriecht sich in Sprachlosigkeit und Tatenlosigkeit. Die Mutter und ihre älteste Tochter versuchen mit Putzarbeiten die Familie irgendwie über Wasser zu halten. Als die Mutter überraschend an einer nicht erkannten Eileiterschwangerschaft stirbt, glaubt Henni als Älteste, die Verantwortung läge nun auf ihren Schultern und sie verlässt die Schule und beginnt mit einer Gruppe Schmuggler über die Grenze zu ziehen, um dort Kaffee zu tauschen, für den hohe Preise in Deutschland gezahlt werden. Eine Weile geht das auch gut aber die Kontrollen werden immer strenger und Henni muss gefährlichere Wege gehen, um die Ware ins Land zu schaffen. Um in kürzerer Zeit mehr Geld zu verdienen, nimmt sie ihre zwei ältesten Geschwister mit auf einer Schmuggeltour und dabei geschieht ein Unglück. Danach gerät Hennis Welt endgültig aus den Fugen und sie und ihre Geschwister landen in Heim und Besserungsanstalt.
    „Grenzgänger“ ist wieder mal eines der scheinbar so schmalen Bücher von Mechtild Borrmann, die in Wahrheit immer grosse Schwergewichte sind, voller Tragik und Emotionen. Darauf sollte man vorbereitet sein, denn es ist anspruchsvolle und traurige Kost, die man zu lesen bekommt. Das Leben von Henriette und ihren Geschwistern ist hart und entbehrungsreich und der Tod der Mutter und die psychische Erkrankung des Vaters sind nur die ersten Stolpersteine, die es aber allen vier unmöglich machen, eine normale glückliche Kindheit zu erleben und die Erlebnisse im Heim sind so dramatisch, dass sie unauslöschliche Spuren auf den Kinderseelen hinterlassen – bei manchem sogar Schlimmeres.
    Dank intensiver Recherchearbeit kann Mechtild Borrmann die Situation in den damaligen Kinderheimen explizit am Schicksal der vier Kinder beschreiben. Die Zustände, die kinderfeindliche Atmosphäre, die drakonische Härte der Strafen, die Grausamkeiten, vor allem der katholischen Nonnen, aber auch das Unverständnis und die Borniertheit der Gesellschaft sind zentrales Thema dieser Geschichte. Ich war fassungslos, dass sowohl die katholische Kirche, als auch die Gerichte und sämtliche zuständigen Ämter zu keinem Zeitpunkt auch nur das geringste Gegen diese menschenunwürdigen ja gefängnisähnlichen Zustände in den Heimen getan haben. Weder glaubte man den Schilderungen der Kinder noch den Beschwerden der Ärzte, die ungewöhnliche Verletzungen der Kinder durchaus mal gemeldet haben. Ein Armutszeugnis für die damalige Gesellschaft und ein Spiegel, den man den kirchlichen Institutionen nicht oft genug vorhalten kann, um ihnen zu zeigen, was sie da verbrochen haben, im Namen Gottes noch dazu.
    Die Charaktere sind, wie immer bei Mechtild Borrmann, lebensecht und liebenswert geschildert, wodurch man umso mehr mitleidet mit den Kindern. Durch den trickreichen Wechsel in verschiedene Erzählstränge in unterschiedlichen Zeiten, wird nach und nach die ganze Lebensgeschichte von Henni aufgeblättert. Am Ende schliesst sich ein Kreis, klärt sich manche Frage, erfüllt sich das Schicksal der Hauptpersonen.
    Ein Roman, welcher bei mir im besten Sinne lange nachwirkt und die volle Punktzahl und viele Leser verdient.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Silvia F., 03.08.2021 bei bewertet

    Ein Buch, das ich nicht mehr aus den Händen legen konnte. Die Geschichte fesselt und zeigt deutlich auf, welche Macht die Kirche, mit ihrer oft verlogenen Moral, hatte und wahrscheinlich auch heute noch hat. Es macht wütend und traurig zugleich. Unbedingt zu empfehlen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    5 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Daniela F., 04.07.2019

    Ein wunderbar geschriebenes Buch, dass man gar nicht mehr aus der Hand legen kann und möchte. Es ist so mitreissend und lebendig. Ich habe es gleich weiterempfohlen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Isabel R., 07.11.2018

    Seit Jahren schon steht die wunderbare Autorin Mechthild Borrmann ganz weit oben auf der Liste meiner Lieblingsautorinnen. Auch diesmal hat sie mich mit ihrem neuen Buch „Grenzgänger“ mehr als überzeugt.
    Die Story als solche spielt auf drei Zeitebenen, einmal in der Kindheit zur frühen und späten Nachkriegszeit sowie während zwei einschneidenden Ereignissen im Jahr 1970. Alle Schauplätze sind von einer Düster- und Traurigkeit überschattet, die einem zeitweise Tränen in die Augen treibt. Fast möchte man an ihrer Authentizität zweifeln, um sie besser verarbeiten zu können.
    Sie haben es wirklich nicht leicht, die vier Schönings-Kinder. Während es vor dem Krieg noch so etwas wie eine halbwegs heile Welt für die Familie gibt, droht diese nach der Rückkehr des Vaters aus dem Krieg auseinander zu brechen. Der Tod der Mutter bedeutet für die Kinder schliesslich auch den Anfang eines wenig lebenswerten Lebens. Aber die junge Henni, älteste unter den vier Geschwistern, will nicht aufgeben. Mit allen Mitteln kämpft sie darum, die Geschwister vereint zu halten. Doch was vielversprechend beginnt, endet schlussendlich in einer Katastrophe. Die verbleibenden Geschwister kommen ins Kinderheim und Henni selbst in eine sogenannte Besserungsanstalt. Die Zustände in beiden Einrichtungen haben mir fast die Luft zum Atmen genommen. Dass es dort streng zu ging, war für mich kein Geheimnis. Die Grausamkeiten, die dort jedoch unter anderem im Namen der Kirche stattfinden, spotten jeder Beschreibung. Den Kindern widerfährt eine körperliche und auch seelische Grausamkeit, an der sie zerbrechen, die einem von ihnen sogar das Leben kostet. Als sich schliesslich für Fried und Henni die Sonne ein wenig am Horizont zeigt, droht die Vergangenheit sie wieder einzuholen. Wird hier je Gerechtigkeit gesprochen werden?

    Atmosphärisch dicht und sehr eindringlich erzählt Frau Borrmann Hennis Geschichte, die ich wohl noch lange mit mir tragen werde. Wer keine Angst vor der Wahrheit hat, dem lege ich dieses Buch ans Herz. Von mir bekommt das Buch die Bestnote!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hannelore M., 08.06.2019

    diese Themen interessieren mich immer. Daher habe ich mir das Buch für die kommenden Feiertage angeschafft.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Heike R., 17.02.2022 bei bewertet

    Spannendes Stück Zeitgeschichte in Romanform, sehr realistisch, hab es in einem Rutsch durchgelesen!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sigrid K., 09.12.2018 bei bewertet

    Ein fesselnder, dramatischer Roman

    Ich muss gestehen, dass ich noch kein Buch von Mechtild Borrmann gelesen habe, doch das wird nun umgehend nachgeholt. Die Autorin hat mich mit diesem Buch vollkommen überzeugt.

    Die Familie Schöning lebt in einem kleinen Dorf an der deutsch-belgischen Grenze. Als die Mutter früh stirbt und der Rest der Familie zurückbleibt, beginnt das eigentliche Drama. Der Vater, ein traumatisierter Kriegsveteran, ist nicht im Stande, sich um seine Kinder zu kümmern und findet seine Erfüllung nur mehr im Glauben zu Gotte und Kirche. Den stellt er über alles – auch über die Versorgung und die Existenz seiner Kinder. So übernimmt die 17-jährige Henni die Mutterrolle und versucht alles, damit die Geschwister zusammenbleiben können. Da das Geld immer knapp ist, gerät sie an eine Truppe, die mit Kaffeeschmuggel etwas dazuverdienen. Henni kennt das Gebiet wie ihre Westentasche und wird bald zur Anführerin einer Schmugglergruppe. Als eines Nachts Hennis Schwester von einem Zöllner erschossen wird, macht der Vater klar Schiff, steckt Henni in eine Besserungsanstalt und ihre Geschwister in ein Heim. Als auch noch ihr Bruder Matthias unter mysteriösen Umständen stirbt und Henni erst sehr spät von den Zuständen im Heim erfährt, beginnt sie um Gerechtigkeit zu kämpfen.

    Der Roman spielt in einem Zeitfenster von den ersten Nachkriegsjahren bis in die 70er Jahre hinein. Das Buch hat mich gefesselt und in eine schreckliche Zeit eintauchen lassen. Hier hat die Autorin ganze Arbeit geleistet und ein brennendes Thema aufgegriffen. Welchen Einfluss hatte die Kirche auf Familie und Gemeinschaft? Viele Erwachsene waren nach dem 2. Weltkrieg nicht in der Lage, sich um ihre Kinder in der von uns gewohnten Art und Weise zu kümmern, waren in ihrer eigenen Welt gefangen. Die Kinder – oft auf sich allein gestellt – mussten schnell lernen, wie man überlebt. Das hat auch die junge Henni bewiesen, dass man sich nicht um Moral und Wertvorstellungen kümmern kann, wenn der Teller leer ist oder die Schuhe Löcher haben.

    Die Autorin vermischt in „Grenzgänger“ fiktive Charaktere mit Fakten aus den kirchlichen Institutionen der damaligen Zeit. Sie lässt den Leser eintauchen in eine schreckliche Welt, in der Kinder noch nicht den Stellenwert von heute hatten und stellt die Frage „Wer ist denn nun schuld an dem ganzen Drama? Eine Verkettung von unglücklichen Umständen oder die Zeit oder … Hier darf der Leser sich gerne seine eigenen Gedanken machen.

    Ein fesselnder und spannungsgeladener Roman über ein brisantes Thema, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    6 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    miriam b., 04.11.2018 bei bewertet

    Grenzgänger


    Mechtild Borrmann, Bestsellerautorin und bekannt durch Bücher wie „Trümmerkinder“ oder „Der Geiger“, greift in „Grenzgänger“ ein lange verdrängtes Kapitel Zeitgeschichte auf: die Zustände in kirchlichen Kinderheimen in der Nachkriegszeit.


    Sie erzählt uns die Geschichte von Henni und ihren Geschwistern. Henni muss jung Verantwortung für ihre Familie übernehmen: ihre Mutter verstarb früh, der Vater, durch den Krieg traumatisiert, war völlig unfähig, seine Kinder zu versorgen. Durch Kaffeeschmuggel an der deutsch-belgischen Grenze verdient sie ihren Lebensunterhalt und ermöglicht es, dass die Geschwister zu Hause bleiben dürfen. Als dann allerdings ein Unglück passiert, landet Henni in einer Besserungsanstalt und ihre jüngeren Geschwister werden in einem kirchlichen Kinderheim untergebracht. Damit beginnt ihr unfassbarer Leidensweg, denn anstatt Liebe und Fürsorge erfahren die Kinder Gewalt, systematische Misshandlungen und Erniedrigungen.


    Mechtild Borrmann erzählt ihre Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und auf verschiedenen Zeitebenen. So werden die einzelnen Kapitel zu Puzzleteilchen, die erst am Schluss ein ganzes und erschütterndes Bild ergeben.

    Die Sprache ist klar und präzise, hat enorme Sogwirkung, denn der Leser ist sofort mitten in der Geschichte und leidet mit den Protagonisten mit. Die Formulierungen bleiben fast minimalistisch, ohne Übertreibungen, ohne überflüssige Wertungen beschränkt sich die Autorin auf das Erzählen der Schicksale. Übertreibungen sind bei diesen Geschichten auch keinesfalls notwendig, sie lassen niemanden unberührt.


    Selten habe ich so mitgelitten und selten habe ich mir so sehr ein Happy End gewünscht, wie bei der Lektüre dieses Buches. Vielleicht auch deshalb, weil mir von Anfang an klar war, dass zwar die einzelnen Figuren fiktiv sind, die geschilderten Erlebnisse jedoch nicht. Mechtild Borrmann hat in zahlreichen Gesprächen mit ehemaligen Heimkindern die Zustände genau recherchiert. Sie hat mit jenen Menschen gesprochen, die zum Teil auch heute noch unter diesen Erlebnissen leiden und auch unter einer Umwelt leiden, die dieses grausame Kapitel Sozialgeschichte jahrzehntelang bewusst ignoriert und totgeschwiegen hat.


    Mit diesem Buch haben sie endlich eine Stimme bekommen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michas wundervolle Welt der Buecher, 13.02.2019

    Klappentext / Inhalt

    Die Schönings leben in einem kleinen Dorf an der deutsch-belgischen Grenze. Wie die meisten Familien hier verdienen sich auch die Schönings mit Kaffee-Schmuggel etwas dazu. Die 17jährige Henni ist, wie viele andere Kinder, von Anfang an dabei und diejenige, die die Schmuggel-Routen über das Hohe Venn, ein tückisches Moor-Gebiet, kennt. So kann sie die Kaffee-Schmuggler, hauptsächlich Kinder, in der Nacht durch das gefährliche Moor führen. Ab 1950 übernehmen immer mehr organisierte Banden den Kaffee-Schmuggel, und Zöllner schiessen auf die Menschen. Eines Nachts geschieht dann das Unfassbare: Hennis Schwester wird erschossen.
    Henni steckt man daraufhin 1951 in eine Besserungsanstalt. Wegen Kaffee-Schmuggels. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit.
    Die jüngeren Geschwister, die Henni anstelle der toten Mutter versorgt hatte, kommen in ein kirchliches Heim. Wo der kleine Matthias an Lungenentzündung verstirbt. Auch das ist nur ein Teil der Wahrheit.

    Meinung:

    Zum Inhalt möchte ich gar nicht näher eingehen , sonst müsste ich Spoilern.

    Das Buch wechselt am Anfang sehr rasant die Personen, Schauplätze und Zeiten , was der Geschichte aber nicht wehtut.

    Der Schreibstil informativ und flüssig und nie zäh oder langweilig .

    Bald bekommt man erschreckende Einblicke in das Leben verlassener Kinder nach dem Krieg .

    Schnell werden diese zu Grenzgängern , die unter anderem zb Kaffee und andere Waren über die Grenze schmuggeln um zu überleben.

    Ebenso erschreckend welche Macht die Kirche hat, welchen Einfluss und das nicht immer Positiv

    Die Autorin hat sich fiktiver Charaktere bedient , das geschehen ist aber wirklich in damaliger zeit bei vielen verlassenen Kindern so abgelaufen.

    Ein Buch das mich auch nach dem lesen noch sehr beschäftigt hat.

    Diese Buch lege ich euch gerne ans Herz lesen lohnt sich.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Claudia D., 23.02.2022 bei bewertet

    Als „Westzipflerin“ und Nachbarin einer Aachener Zeitzeugin ist das Buch ein Muss für mich.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    4 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Isabel R., 07.11.2018 bei bewertet

    Seit Jahren schon steht die wunderbare Autorin Mechthild Borrmann ganz weit oben auf der Liste meiner Lieblingsautorinnen. Auch diesmal hat sie mich mit ihrem neuen Buch „Grenzgänger“ mehr als überzeugt.
    Die Story als solche spielt auf drei Zeitebenen, einmal in der Kindheit zur frühen und späten Nachkriegszeit sowie während zwei einschneidenden Ereignissen im Jahr 1970. Alle Schauplätze sind von einer Düster- und Traurigkeit überschattet, die einem zeitweise Tränen in die Augen treibt. Fast möchte man an ihrer Authentizität zweifeln, um sie besser verarbeiten zu können.
    Sie haben es wirklich nicht leicht, die vier Schönings-Kinder. Während es vor dem Krieg noch so etwas wie eine halbwegs heile Welt für die Familie gibt, droht diese nach der Rückkehr des Vaters aus dem Krieg auseinander zu brechen. Der Tod der Mutter bedeutet für die Kinder schliesslich auch den Anfang eines wenig lebenswerten Lebens. Aber die junge Henni, älteste unter den vier Geschwistern, will nicht aufgeben. Mit allen Mitteln kämpft sie darum, die Geschwister vereint zu halten. Doch was vielversprechend beginnt, endet schlussendlich in einer Katastrophe. Die verbleibenden Geschwister kommen ins Kinderheim und Henni selbst in eine sogenannte Besserungsanstalt. Die Zustände in beiden Einrichtungen haben mir fast die Luft zum Atmen genommen. Dass es dort streng zu ging, war für mich kein Geheimnis. Die Grausamkeiten, die dort jedoch unter anderem im Namen der Kirche stattfinden, spotten jeder Beschreibung. Den Kindern widerfährt eine körperliche und auch seelische Grausamkeit, an der sie zerbrechen, die einem von ihnen sogar das Leben kostet. Als sich schliesslich für Fried und Henni die Sonne ein wenig am Horizont zeigt, droht die Vergangenheit sie wieder einzuholen. Wird hier je Gerechtigkeit gesprochen werden?

    Atmosphärisch dicht und sehr eindringlich erzählt Frau Borrmann Hennis Geschichte, die ich wohl noch lange mit mir tragen werde. Wer keine Angst vor der Wahrheit hat, dem lege ich dieses Buch ans Herz. Von mir bekommt das Buch die Bestnote!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sonja W., 16.10.2018

    "Grenzgänger", die Geschichte einer verlorenen Kindheit, ist der erste Roman, den ich von der Spiegelbestsellerautorin Mechtild Borrmann gelesen habe. Ein Roman, der unter die Haut geht.

    Der Inhalt: Familie Schöning lebt in einem kleinen Dorft an der deutsch-belgischen Grenze. Alles verändert sich als der Vater vom Krieg heimkehrt. Er vergräbt sich in der Bibel. Henni ist mit ihrer Mutter für den Lebensunterhalt der Familie verantwortlich. Dann stirbt die Mutter überraschend und die 17jährige Henni übernimmt die Verantwortung für ihre Geschwister. Da sie an der Grenze leben, verdient sich Henni ihr Geld mit Kaffeeschmuggel. Doch dann passiert ein grosses Unglück und die Familie bricht auseinander. Henni kommt in eine Besserungsanstalt und die Jungen in ein Kinderheim. Dort stirbt Hennis Bruder Matthias. Davon erfährt Henni jedoch erst viele Jahre später. Dann nimmt sie den Kampf um die Wahrheit vor Gericht auf ...

    Noch jetzt bin ich tief erschüttert. Die Geschichte berührt einen wirklich bis tief in die Seele, lässt einen ratlos und nachdenklich zurück. Die Autorin, deren Schreibstil erstklassig ist, hat mit diesem Roman ein Meisterwerk geschaffen. Wir tauchen ein in die Nachkriegszeit, erfahren viel über die Geschichte der damaligen Zeit. Die herausragende Lektüre ist spannender als ein Roman, eine unfassbare Familiengeschichte, die unter die Haut geht. Wir lernen die junge Henni kennen, die sich redlich bemüht ihren Geschwistern die Mutter zu ersetzen. Einen Vater, der sich scheut Verantwortung zu übernehmen und seine Kinder zu guter Letzt abschiebt. Und welches Schicksal die Jungen in dem Kinderheim erfahren mussten, ist unverständlich. Man wird durch das Lesen des Buches wirklich wachgerüttelt. Und auch Hennis Prozess habe ich kopfschüttelnd verfolgt. Es fehlen einem einfach die Worte. Und dafür kämpft Henni ja wirklich nur um die Wahrheit, Gerechtigkeit und Würde.

    Ein gigantischer Roman, der für viele berührende Momente sorgt. Diese Geschichte wird mich sicher noch länger beschäfitgen. Ein Meisterwerk der Extraklasse. Selbstverständlich vergebe ich hier 5 Sterne und werde mir gleich den ersten Roman der Autorin "Trümmerkind" kaufen

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    ysa, 04.11.2018

    Grenzgänger


    Mechtild Borrmann, Bestsellerautorin und bekannt durch Bücher wie „Trümmerkinder“ oder „Der Geiger“, greift in „Grenzgänger“ ein lange verdrängtes Kapitel Zeitgeschichte auf: die Zustände in kirchlichen Kinderheimen in der Nachkriegszeit.


    Sie erzählt uns die Geschichte von Henni und ihren Geschwistern. Henni muss jung Verantwortung für ihre Familie übernehmen: ihre Mutter verstarb früh, der Vater, durch den Krieg traumatisiert, war völlig unfähig, seine Kinder zu versorgen. Durch Kaffeeschmuggel an der deutsch-belgischen Grenze verdient sie ihren Lebensunterhalt und ermöglicht es, dass die Geschwister zu Hause bleiben dürfen. Als dann allerdings ein Unglück passiert, landet Henni in einer Besserungsanstalt und ihre jüngeren Geschwister werden in einem kirchlichen Kinderheim untergebracht. Damit beginnt ihr unfassbarer Leidensweg, denn anstatt Liebe und Fürsorge erfahren die Kinder Gewalt, systematische Misshandlungen und Erniedrigungen.


    Mechtild Borrmann erzählt ihre Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und auf verschiedenen Zeitebenen. So werden die einzelnen Kapitel zu Puzzleteilchen, die erst am Schluss ein ganzes und erschütterndes Bild ergeben.

    Die Sprache ist klar und präzise, hat enorme Sogwirkung, denn der Leser ist sofort mitten in der Geschichte und leidet mit den Protagonisten mit. Die Formulierungen bleiben fast minimalistisch, ohne Übertreibungen, ohne überflüssige Wertungen beschränkt sich die Autorin auf das Erzählen der Schicksale. Übertreibungen sind bei diesen Geschichten auch keinesfalls notwendig, sie lassen niemanden unberührt.


    Selten habe ich so mitgelitten und selten habe ich mir so sehr ein Happy End gewünscht, wie bei der Lektüre dieses Buches. Vielleicht auch deshalb, weil mir von Anfang an klar war, dass zwar die einzelnen Figuren fiktiv sind, die geschilderten Erlebnisse jedoch nicht. Mechtild Borrmann hat in zahlreichen Gesprächen mit ehemaligen Heimkindern die Zustände genau recherchiert. Sie hat mit jenen Menschen gesprochen, die zum Teil auch heute noch unter diesen Erlebnissen leiden und auch unter einer Umwelt leiden, die dieses grausame Kapitel Sozialgeschichte jahrzehntelang bewusst ignoriert und totgeschwiegen hat.


    Mit diesem Buch haben sie endlich eine Stimme bekommen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    1 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kerstin B., 13.04.2019

    Heute stelle ich euch den Roman "Grenzgänger", von der Autorin Mechthild Borrmann, vor.
    1945, Hennies Eltern waren einfache Leute. Sie lebten zusammen mit ihren 4 Kindern in Velda.
    Herbert Schöning war Uhrmachermeister im nahe gelegenen Monschau. Es war Krieg.
    Das Militär forderte Herbert wegen seiner ruhigen Hände an. Er wurde beim Bombenentschärfungskommando eingesetzt.
    Seine Frau Maria blieb mit den 4 Kindern allein zurück. Als Herbert, bei Kriegsende, aus der Kriegsgefangenschaft zurück kehrte, war ein ein anderer Mann, konnte seinen Job nicht mehr ausführen. Henni war jetzt 12 Jahre alt half der Mutter wo sie nur konnte. Das endgültige Drama bahnte sich seinen Weg, als die Mutter verstarb. Mit Schmuggel versuchte Henni die Familie über Wasser zu halten, vor allem, um sie zusammen zu halten.
    Herbert Schöning entschloss sich, auf Anraten des Pfarrers, alle Kinder in einem Heim unterzubringen. Henni überkam der Zorn, ihr Vater hatte einfach alle im Stich gelassen. In ihren Augen war er einfach jämmerlich. 1951 wurde Henni in eine Besserungsanstalt gesteckt. So nahm das Schicksal seinen Lauf. Auch die Brüder wurden in einem Heim untergebracht. Was die Kinder zur damaligen Zeit in den Heimen durch gemacht haben, ist unglaublich.
    Sie wurden zum Gehorsam "abgerichtet", gedemütigt und wenn sie nicht parierten, folgte sofort eine Strafe in Form von Essensentzug, Schlägen, sie wurden im dunklen Keller eingesperrt, durften am Tisch nicht reden, etc. Die Kinder wuchsen unter Drill und Schlägen auf. Sie stumpfen ab. Es gab keine Hilfe, niemand glaubte ihnen, sie mussten "Aushalten" bis zur Volljährigkeit. Das selbst die Eltern den Schwestern mehr Glauben schenkten, erschüttert mich und ist ungeheuerlich, auch Gefühle von Wut tun sich auf. Während des Lesens frage ich mich, wie die Erwachsenen so etwas mit ihrem Gewissen ausgemacht haben. Es sind sogar Kinder zu Tode gekommen, diese Taten wurden geschickt verdeckt. Gegen eine kirchliche Einrichtung Vorwürfe zu erheben, war zur damaligen Zeit ein Sakrileg.
    Ich frage mich, ob die Kinder, die diesen Demütigungen ausgesetzt waren, diese jemals verarbeiten können, ich wünsche es ihnen, denn vergessen können sie sie bestimmt nicht.
    Die Protagonisten in diesem Roman sind fiktiv das benannte Heim ist auch fiktiv, steht jedoch als Mahnmal für viele Heime. Um 1950 entsprachen die beschriebenen Umstände im Roman, leider oft der Realität. Das Schicksal dieser Menschen wurde über Jahrzehnte ignoriert und geleugnet, darunter leiden viele Betroffene noch bis heute.
    Henni ist eine charakterstarke Frau, die immer an die Gerechtigkeit glaubte und dafür kämpfte, gerne hätte ich ihr manches Mal zur Seite gestanden. Ich habe ihre Wut, Trauer, Resignation mit gelebt.
    Die Autorin erzählt sehr authentisch über ein wichtiges Stück Zeitgeschichte und stellt bildlich dar, wie solche Grausamkeiten durch ein Geflecht aus Lügen und Intrigen gedeckt wurde.
    Ein Roman, der in mir sehr viele unterschiedliche Emotionen hervor gerufen hat. Eine Geschichte, die mir ans Herz gegangen ist. Wie gerne hätte ich Henni und allen anderen Kindern geholfen. Ein
    absolut empfehlenswerter Roman, der wieder aufzeigt, was Kriege und ihre Begleitumstände auslösen können und wie manche Menschen ihre dadurch entstandene Machtposition schamlos ausnutzten.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 1 Sterne

    1 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Antje S., 19.07.2021 bei bewertet

    simpler Schmöker, mehr nicht.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Romy O., 09.10.2018

    "Packend, emotional, realistisch ...!"

    Cover:
    Das Buchcover ziert eine bildliche Darstellung in Sepia-Farbtönen. Im hinteren Teil ist eine kleine Ortschaft ersichtlich. Alles wirkt ein wenig kahl und trist. Vor den Wohngebäuden liegt eine Wiesenlandschaft mit einem schmalen Fluss am rechten Buchrand. Vordergründig sind vier junge Burschen zu erkennen. Sie sprinten auf den Flusslauf zu oder befinden sich schon im Absprung, um diesen zu überqueren. Dabei halten zwei Jungen längere Stöcke in der Hand und einer ein befülltes Glas. Ihre Kleidung stammt aus einer vergangenen Zeit.

    Inhalt:
    Es ist die Geschichte der Henriette Bernhard geborene Schöning. Als Erstgeborene von vier Kindern spielt sich ihre Lebensgeschichte zunächst in Velda ab, ein kleines Dorf an der deutsch-belgischen Grenze. Alles beginnt mit dem Kennenlernen ihrer Eltern, die Geburt ihrer Geschwister und der Einzug ihres Vaters an die Front, der ihr gesamtes Leben verändern sollte.

    Die Nachkriegszeit ist für viele Familien eine Lebenszeit, gefüllt mit harten Wintern und viel Hunger. Schmuggel wird daher zu einem Überlebensinstinkt, den auch die damalige 17jährige Henni nachgeht um ihre Familie zu versorgen. Als der Kaffee-Schmuggel und die organisierten Banden an Überhand gewinnen, haben die Zöllner Befehl zu schiessen.

    Eine Nacht sollte Henni dabei nie vergessen ... sie führt dazu, dass sie 1951 in eine Besserungsanstalt gesteckt wird und ihre zwei Brüder kurz darauf in ein kirchliches Kinderheim.

    Ihr Vater wendet sich von ihr ab. Sie selbst weiss nicht, wo ihre beiden Brüder untergebracht wurden ... Nach ihrer Volljährigkeit bekommt sie eine Anstellung in einem Haushalt. Dort findet Henni nach den schweren Schicksalsschlägen auch manchmal zu einem Lachen zurück.

    An einem freien Tag beschliesst sie ihr Elternhaus aufzusuchen. Weniger später macht sie eine schockierende Entdeckung ... Und auch im weiteren Verlauf ihres Lebens, soll ihre Lebensfreude auf eine harte Probe gestellt werden.

    Fazit:
    In meiner Buchvorstellung erwähnte ich bereits, dass ich ein sehr grosser Fan der Autorin Mechtild Borrmann bin. Bereits ihre anderen Werke habe ich verschlungen. GRENZGÄNGER habe ich innerhalb eines Tages beendet. Ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen, so packend waren für mich nicht nur die Charaktere, sondern auch die initiierte Geschichte rund um Henni.

    Ich musste mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass die handelnden Personen frei erfunden sind, da das Storyboard von der Autorin so realistisch und autobiografisch wiedergegeben wurden.

    Der Schreibstil war gewohnt packend, aussagekräftig und sehr bildreich. Mit jedem einzelnen Wort konnte ich mir nicht nur die Umgebung sehr gut vorstellen, sondern auch die bedrückte Stimmung legte sich um mich wie ein zu eng geschnürter Mantel.

    Die einzelnen Charakteristika waren bis ins kleinste Detail durchdacht und mit ihren Handlungen und Gefühlsregungen so authentisch, dass ich sie, wie bereits oben geschildert, für reale Personen gehalten habe.

    Zudem die wieder sehr gut eingebrachte Recherchearbeit über den Kaffee-Schmuggel an der deutsch-belgischen Grenze, welche detailreich und zugleich interessant beschrieben wurde sowie die erschütternden und belegten Lebensverhältnisse in den damaligen Kinderheimen

    Mechtild Borrmann hat es wieder einmal geschafft ein Stück brisante Zeitgeschichte mit Spannung und herzzerreissenden Szenen zu kombinieren.

    Bevor ich ich diese Rezension schreiben konnte, musste ich etwas Abstand zwischen dem Buch und mir schaffen. Noch heute könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es sich für eine Familie genau so zugetragen haben könnte.

    Von mir gibt es 5 Sterne.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kerstin, 12.01.2019

    Sehr spannender Roman

    1947, an der deutsch-belgische Grenze, schliesst sich die 17-jährige Henni den Kaffee-Schmuggler an. Als an der grünen Grenze zu viele Zöllner auftauchen, beschliesst sie allein weiter zu machen. Sie braucht das Geld. Sie muss für ihre Familie allein aufkommen und verhindern, dass sie alle ins Heim kommen.

    Nach dem Klappentext hatte ich einen Roman mit dem Fokus aufs Schmuggeln gerecht. Doch es kam anders. Es geht um eine tragische Familiengeschichte, die von Mechtild Borrmann sehr anschaulich, authentisch und fesseln geschrieben wurde. Es hätte mich nicht gewundert, wenn der Geschichte eine wahre Begebenheit zugrunde liegt, aber es handelt sich um fiktive Personen und fiktive Schicksale.
    Zum Schreibstil kann ich nur sagen, dass ich das Buch innerhalb eines Tages gelesen habe. Das sagt ja alles. Dieser Roman hat mich richtig gefesselt. Das lag zum einen natürlich an der Handlung an sich, aber sicherlich auch am Aufbau des Buches. Immer im Wechsel findet sich der Leser in der Gegenwart (hier 1970) und in der Vergangenheit (Ende 40er/Anfang 50er) wieder. Die Gegenwart enthält Hennis Gerichtsverhandlung. Die Vergangenheit wird zum einen aus der Sicht von Elsa, Hennis Freundin, erzählt und zum anderen aus Thomas‘ Sicht, er ist ein Heimkind. 1970 steht Henni vor Gericht, doch der Leser erfährt erst nach und nach, auch durch die Rückblenden, was der Anklagepunkt ist. Sehr schön fand ich, dass sich alles nur nach und nach aufgeklärt hat und eben alles nicht so war, wie es auf den ersten Blick aussah.
    Die Charaktere haben mir gefallen. Sie waren sehr unterschiedlich und über Hennis, Elsas und Thomas‘ Gedanken erfährt der Leser sehr viel. Ich konnte all ihre Handlungen nachvollziehen. Wie auch die ganze Geschichte wirkten auch die Charaktere sehr authentisch und realistisch. Wodurch es ein Leichtes war, sich in sie hineinzuversetzen. Henni ist eine Kämpferin. Als ihre Mutter früh stirbt kümmert sie sich um ihre drei Geschwister, da ihr Vater, ein Kriegsveteran, dies nicht schafft. Auch wenn es hoffnungslos scheint, gibt Henni nicht auf! Das hat mir gut gefallen. Thomas spricht in seinen Passagen die Missstände in Kinderheimen in den 50er an. Elsa bildet den Rahmen der Geschichte.

    Mich hat dieser Roman begeistert. Ich konnte ihn einfach nicht mehr aus der Hand legen und deshalb vergebe ich volle fünf von fünf Sternen und spreche eine klare Leseempfehlung aus!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    6 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kerstin K., 01.11.2018 bei bewertet

    Henni Schöning lebt mit ihren Eltern und Geschwistern in einem kleinen Dorf an der deutsch-belgischen Grenze. Die Nachkriegsjahre sind hart und jede Familie muss zusehen wie sie über die Runden kommt. Die Situation der Schönings verschärft sich jedoch, als der Vater von Henni aus dem Krieg, in dem er als Bombenentschärfer war, zurück kehrt und nicht mehr in seinem Beruf als Uhrmacher arbeiten kann. Auch zu andere Arbeiten ist er nicht in der Lage. Er rettet sich täglich in die Kirche und ist ab da an nicht mehr für seine Familie als Familienoberhaupt hilfreich.

    So bleibt Hennis Mutter nichts anderes übrig für die Familie zu sorgen. Henni unterstützt ihre Mutter wo sie nur kann, doch dann geschieht ein Unglück. Die Mutter stirbt, noch in letzter Minute nimmt sie Henni noch ein letztes Versprechen ab. Sie soll für ihre Geschwister sorgen und für sie da sein. Lange Zeit zum überlegen bleibt ihr nicht, sie entscheidet sich, gutes Geld, welches die Familie dringend benötigt, mit dem Kaffeschmuggel zu verdienen. Es ist ein gefährliches Unterfangen, die Zöllner sind ihnen oft auf den Fersen.

    Als es zu gefährlich wurde, geht Henni durch das Hochmoor, weil die Zollbeamten sich dort nicht hinein wagen. Doch dann geschieht das, wovor jeder Schmuggler Angst hatte. Sie werden erwischt und Hennis Schwester wird erschossen.

    Nun macht Herbert Schöning Ernst, er steckt seine Kinder in ein kirchliches Heim. Henni wird 1951 zu einem Aufenthalt bis zu ihrer Volljährigkeit, in einer Besserungsanstalt verurteilt.

    Die jüngeren Geschwister, die im kirchlichen Heim untergebracht wurden, durchleben Höllenqualen. Und Matthias stirbt sogar an einer Lungenentzündung.

    Kann ihnen irgendjemand helfen, können sie sich selber befreien, oder wird alles unter einem Treppich des Schweigens vertuscht. Was ist die ganze Wahrheit?



    Meine Meinung:

    Über das Thema, worüber Mechthild Borrmann mit " Grenzgänger" schreibt, ist beim lesen schwer zu ertragen. Noch heute kämpfen Opfer, die in kirchlichen Heimen untergebracht waren, um Anerkennung der Misshandlungen, die ihnen angetan wurden.

    Der Schreibstil ist überragend in all seinen Facetten. Sehr einfühlsam schreibt die Autorin über das Leben von Henni und deren Familie. Der Kampf, den sie und ihre Geschwister kämpfen musste um nicht vollends am Erlebten zugrunde zu gehen. Die Schilderungen der Misshandlungen und Qualen, die die Kinder durch die christlichen Schwestern erleiden mussten, waren für mich kaum auszuhalten. Ich kann nicht verstehen, wie Schutzbefohlene in der Obhut einer kirchlichen Einrichtung, wie Abfall behandelt wurden.

    Es ist ein sehr spannender, emotionsgeladener und aufwühlender Roman, der mir lange im Gedächtnis bleiben wird.

    Der letzte Satz, den die Autorin im Nachwort geschrieben hat lautet...

    ".... dieses Buch soll an all jene erinnern, deren Schicksal über Jahrzehnte ignoriert und geleugnet wurde und die bis heute darunter leiden." Sie hat mit vielen Betroffenen gesprochen und konnte so ein klares Bild über die damaligen Umstände zusammenfügen. Die Kunst, dies in einem Roman umzuwandeln ist ihr ausgezeichnet gelungen.



    Für mich hat Mechthild Borrmann den Opfer mit diesem grandiosen Werk ein Denkmal gesetzt. Sie ruft einem ins Gedächtnis, wie glücklich wir uns schätzen können, diese unfassbaren Zustände nicht erlebt haben zu müssen.

    Absolute Leseempehlung, ein Buch das in die Tiefe geht.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein