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  • 5 Sterne

    85 von 92 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Thoronris, 22.09.2017

    Schon von der ersten Zeile an hat mich dieser Roman gefangen genommen. Es ist etwas zutiefst Russisches in Towles‘ Schreibstil, eine Eleganz, die ich aus den Romanen von Tolstoi und Dostojewski kenne und die dazu geführt hat, dass ich, ganz unabhängig vom Inhalt, die alten russischen Klassiker liebe und in ihrer Sprache schwelge, selbst wenn es sich bloss um Übersetzungen ins Englische oder ins Deutsche handelt. Nach wenigen Seiten schon ist klar, dass Towles sich auch eine andere Eigenart der alten Meister zueigen gemacht hat: das Abschweifen. Und das meine ich gänzlich positiv.


    >> Ein Reigen warmherziger Charaktere

    Die Hauptperson in diesem Roman, Graf Alexander Iljitsch Rostov, gehört einer alten russischen Familie von Aristokraten an, die gute Verbindungen haben und zu den Reichen des Landes gehören. Wir begegnen ihm zu Anfang, als er gerade seine Strafe für exakt diesen Umstand erhält, denn natürlich ist dem Russland der Sovjets jegliche Aristokratie verdächtig. Dass er einst ein politisches Gedicht mit Inhalten, welche den Sovjets gefallen, geschrieben hat, rettet ihn vor der direkten Exekution, so dass er stattdessen zu Hausarrest im Metropol, einem real existierenden Hotel in Moskau, verurteilt wird. Dort hat er schon zuvor gelebt, doch statt seiner luxuriösen Suite bleibt ihm nun nur ein winziger Raum.
    Während er versucht, sich mit der neuen Gefangenschaft abzufinden, freundet er sich mit dem jungen Mädchen Nina an. Sie weiss nichts von den alten russischen Sitten, die unter Adligen geherrscht haben, hört dem Grafen aber geduldig bei Erzählungen zu. Dafür führt sie ihn in die tieferen Geheimnisse des Hotels ein, die sich nur einem neugierigen Kind erschliessen. Er macht Bekanntschaft mit einer Näherin, einem Barbier, dem Koch und Kellner eines der beiden Restaurants im Hotel und lernt einige Gäste näher kennen. All diese Personen sind auf ihre Art eigenartig, doch es sind mitfühlende Menschen, die dem Charme und der Höflichkeit des Grafen erliegen und für ihn durchs Feuer gehen würden.
    Meisterhaft erzählt uns Towles von den Lebensgeschichten dieser Menschen, packt manchmal ganze tragische Zukunftsereignisse in Fussnoten und entspinnt so ein riesiges Netz aus Persönlichkeiten rund um Rostov. Es erfordert Aufmerksamkeit, zwischen all den Lebensgeschichten nicht verloren zu gehen, doch wer die Konzentration aufbringt, wird mit einem schillernden Bild des Russlands zu Beginn der Sovjet-Zeit belohnt. Es ist ein Russland, dass neuerdings so sehr an die Gleichheit aller Menschen glaubt, dass jeder mit Genosse angesprochen wird, ausser natürlich der alte Adel, der entweder exekutiert oder inhaftiert wird. Es ist ein Russland, in dem höhere Bildung als elitär betrachtet wird und deswegen ein beschämter Kellner, der aus Unwissenheit einen falschen Wein empfiehlt, die Macht besitzt, sämtliche Etiketten von Weinflaschen entfernen zu lassen, damit künftig auch der einfache Mann einen Rotwein oder einen Weisswein bestellen kann, ohne dass sein Selbstbewusstsein darunter leiden könnte, dass er nicht weiss, welche Sorte dem Mahl tatsächlich angemessen wäre.


    >> Gleichzeitig selbstironisch und kritisch

    Graf Rostov ist ein Mann von alter Schule, er kennt jedes noch so lächerliche Zeichen, das sich die Aristokratie einst für den sozialen Umgang ausgedacht hat. Wie schräg legt man den Kopf? Was bedeutet es, wenn ein Gast mit Zeitung unter dem Arm das Restaurant betritt? Welche codierten Floskeln haben welche Bedeutung? All das weiss Alexander im Schlaf – und er ist sich dieser Tatsache bewusst. Er weiss, dass ihn das über andere Menschen erhebt, kann aber gleichzeitig darüber lachen, dass sein ganzes bisheriges Leben in codierten Umgangsformen abgelaufen ist. Er beobachtet melancholisch, wie unter den Sovjets Stück um Stück der Glanz Russlands durch Gleichheit und Gemeinschaft zerstört wird. Er besitzt einen ungebrochenen Patriotismus und würde jedem Ausländer gegenüber den Stolz der Nation verteidigen, doch er ist nicht blind für den Schrecken einer kommunistischen Diktatur.
    Während das Metropol ein Ort der Wärme bleibt, wird es im Rest von Russland kalt. Politische Reformen, Fünfjahrespläne, Machtkämpfe und Zwangsenteignungen beherrschen die Gegenwart. Obwohl dem Leser all dies bekannt ist und Towles die Geschehnisse auch immer wieder andeutet, ist dieses grosse Ganze doch nicht der zentrale Aspekt des Romans. Es ist Rostov, der sich dank Nina und später dank seiner Tochter Sofia verändert. Rostov, der einen riesigen Horizont besitzt und gerne andere aufklärt, ohne belehrend zu wirken. Wie in den alten russischen Klassikern präsentiert uns Towles ein drei Dekaden umspannendes Historienepos, in dem aber die Geschichte in den Hintergrund tritt, um den Figuren und ihren Charakteren Raum zu Glänzen zu geben. Rostov kennt sich selbst so gut, dass er sich gleichzeitig sehr ernst nehmen und herzlich über sich lachen kann.


    >> Nie eindeutig

    Das Buch erzählt nicht nur eine Geschichte, es erzählt viele Geschichten. Wir verfolgen das Leben von Rostov, ohne dass wir wissen, wo es hinführen wird. Erst sehr spät, auf den letzten 100 Seiten, kommt tatsächlich Spannung im klassischen Sinne auf, doch auch vorher schon kann Rostovs Lebensgeschichte fesseln.
    Genauso wird schnell deutlich, dass dieses Buch kein eindeutiges Anliegen hat. Es will uns ein Stück russischer Geschichte näher bringen, gewiss, aber das ist nicht das Wichtigste. Es will uns mit Rostov bekannt machen, doch gleichzeitig verlässt der Erzähler regelmässig den Pfad, um das Leben anderer Personen nachzuverfolgen. Der Glanz der Aristokratie und die Nostalgie für vergangene Zeiten, in denen die Eliten geherrscht haben, wird farbenprächtig geschildert, doch wann immer das Nostalgiegefühl in Sehnsucht umzuschlagen droht, führt eine kleine spitze Bemerkung oder eine Anekdote dazu, dass man doch eher den Kopf schüttelt über den alten Adel.
    Für mich gehört dieses Buch wie kaum ein anderes zu jenen, die für jeden Leser eine andere Bedeutung haben wird. Vielleicht gehen einige darin verloren. Vielleicht lernen andere ganz neue Aspekte über Russland. Vielleicht inspiriert es einige, Tolstoi oder Dostojewski oder einen der anderen zahllosen, im Buch erwähnten russischen Autoren zu lesen. Vielleicht motiviert es andere dazu, Humphrey Bogart Filme zu sehen. Wer weiss?
    Mich persönlich hat es in meiner Liebe zu Russland gestärkt. Kaum ein anderes Land wird für mich je so sehr für Adel und höfische Kultur stehen wie das Russland vor der Revolution. Ich liebe das Russland vor 1900, aber ich bin ebenso fasziniert von dem Russland der Sovjetrepubliken und dem heutigen Russland, in dem ein Machtmensch die Geschicke leitet.


    FAZIT:

    Der Roman „Ein Gentleman in Moskau“ von Amor Towles ist ein prachtvolles Historiengemälde, in dem die Geschichte selbst jedoch nur die zweite Geige spielt. Im Zentrum steht Graf Rostov, der mit seinem althergebrachten Charme und seinem Wissen aus der Abgeschiedenheit des Hotels Metropol Russland beim Wandel zuschaut. Towles hat hier einen durch und durch russischen Protagonisten erschaffen, der selbstironisch aber auch kritisch sich, die Umwelt und seine Beziehung zu den Mitmenschen zu analysieren versteht. Das Buch ist so komplex und vielschichtig, dass wohl kaum zwei Leser zu einem gleichen Eindruck kommen werden. Daher kann ich es nur jedem ans Herz legen, es selbst zu lesen.

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  • 5 Sterne

    31 von 35 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 05.09.2017

    Graf Alexander Rostov ist nach der Revolution zurückgekehrt ins geliebte Russland, obwohl von dem Land, das er einst kannte, nicht mehr viel übriggeblieben ist. Kaum angekommen wird er verhaftet und verurteilt, jedoch nicht zu Tode wie so viele andere Adlige, sondern zu Hausarrest im Moskauer Hotel Metropol. Dort wird er die nächsten Jahrzehnte verbringen und die Entwicklungen des Landes nahe des politischen Zentrums, aber doch in einer kleinen Enklave, genau beobachten. Mag das Leben sich ausserhalb der Hotelmauern noch so sehr weiterentwickeln, Alexander Rostov bleibt der Gentleman, der er immer war. Trotz kommunistischer Herrschaft behält er den Habitus des Grafen und man begegnet ihm entsprechend, auch wenn er die Privilegien der Aristokratie formal schon längst ablegen musste. Neben dem Personal des Hotels sind es vor allem zwei Mädchen, die ihn im Laufe der Zeit begleiten. Zunächst Nina Kulikowa, die mit wachem Verstand und ziemlich einsam den Mikrokosmos und die Welt erkundet. Später deren Tochter Sofia, die Rostov nahezu wie seine eigene Tochter grosszieht.

    Amor Towles entführt den Leser in eine fremde, längst vergangene Welt. Auch wenn 1922 zu Beginn des Romans das russische Zarenreich längst begraben ist, lebt dies doch in seinem Protagonisten weiter. Alexander Rostov hat alles, was man von einem Adligen seines Standes erwarten würde: sein Habitus, seine Weltgewandtheit, seine Werte – eigentlich ist all dies völlig fehl am Platze im neuen Sowjetreich, aber man kann die Menschen innerhalb weniger Jahre kaum gänzlich umgewöhnen und so begegnen die Figuren Rostov wie sie auch vor der Revolution seiner sozialen Schicht begegneten. In seinen Erinnerungen lebt diese Zeit immer wieder auf und lässt so einen Blick auf das zaristische Sankt Petersburg zu. Jedoch ist es vor allem die stalinistische Herrschaft, die den Rahmen setzt und Rostovs ungewöhnliches Gefängnis manifestiert. Die Gäste tragen die Ereignisse von draussen ins Hotel, am Beispiel der Schauspielerin Anna wird die Not verdeutlicht, mit der man sich entweder anpassen musste oder die Träume von der Karriere ein schnelles Ende fanden. Die grosse Politik bleibt weitgehend vor den Türen des Hotels, doch immer wieder finden sich Anspielungen und auch offene Worte zum Umgang der Kommunisten mit dem Erbe des Landes.

    Besonders sympathisch wird die Handlung jedoch, wann immer auch der Graf sich mit der jungen Nina oder ihrer Tochter Sofia einlässt. Ungewohnt und ungelenk im Umgang mit Kindern behandelt er sie wie Erwachsene und erliegt dem Charme der Mädchen sogleich. Respektvoll erzieht er sie und weckt ihre Neugier auf die Welt, seine eigenen Erfahrungen und Werte kann er völlig ungeplant und doch erfolgreich weitergeben und beide zu starken jungen Frauen heranwachsen lassen. Ebenbürtig diskutieren sie die grossen und kleinen Geschehnisse und zeigen so eine Seite an Rostov, die unerwartet aber unheimlich liebenswürdig ist.

    Getragen wird der Roman jedoch von einem Erzähler, der es sich nicht nehmen lässt in kleinen Spitzen zu kommentieren oder auch mal den Leser direkt zu adressieren. Ein lebendiger Plauderton lässt die Jahrzehnte wie im Flug vorübregehen und einem beim Lesen immer wieder schmunzeln. Die höfliche, zurückhaltende Art des Gentleman Rostov spiegelt sich im Erzählton wunderbar wieder, überdeckt aber nie völlig den darunter befindlichen scharfen Verstand, der analytisch und mit bemerkenswerter Beobachtungsgabe das Treiben im Hotel erfasst.

    Mit „Ein Gentleman in Moskau“ hat Amor Towles einen wundervollen Roman geschaffen, in dem Handlung und Ton stimmig zusammenfinden. Eine Geschichte voller Menschlichkeit und Unmenschlichkeit, der die wahre Grösse eines Mannes mit Werten und einem grossen Herzen oft bezaubernd in Worte fasst.

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  • 5 Sterne

    20 von 24 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    EvelynM, 07.09.2017

    Das Cover des Romans „Ein Gentleman in Moskau“ sticht mit seiner Schwarz-Weiss-Fotografie und den leuchtend neon-farbenen und erhabenen Buchstaben sofort ins Auge. Die Fotografie zeigt einen eleganten Herrn dar, der sich über die Brüstung eines offenen Fensters nach draussen beugt und nach unten sieht. Ausserdem fühlt sich der Schutzumschlag wie von einer gummierten Schicht umgeben an. Edel sind der graue Buchrücken und das gleichfarbige Leseband samt Bindung.
    Moskau 1922:
    Es ist die Zeit nach der Entmachtung des Zaren und die Zeit der Bolschewiken in Russlang. Durch ein Urteil wird der charmante Graf Alexander Iljitsch Rostov – er hat das Pech, dem Adel anzugehören - von seiner Suite im Nobelhotel Metropol in Moskau in eine Abstell-kammer des Hotels verbannt und steht fortan unter lebenslänglichem Hausarrest. Sollte er einen Fuss vor das Hotel setzen, würde er erschossen. Graf Rostov muss sich von einigen Besitztümern trennen und richtet sich in dem winzigen Raum so gut es geht ein. Dabei verliert er weder seine Würde, seinen Optimismus noch seine Contenance. Er weiss sich durchaus mit Hilfe von edler Bettwäsche und der Lieferung eines Mille Fleurs in seiner kleinen Kammer einzurichten und pflegt einen geregelten Tagesablauf, um nicht dem Wahnsinn anheim zu fallen. Zudem lässt er seinen Geist durch Moskaus Strassen treiben – im Bewusstsein, dass er sie nicht betreten kann. Etwas eigenwillig gibt er den Restaurants im Hotel Metropol ganz eigene Namen und behandelt die Angestellten mit ausgesuchter Höflichkeit.
    Eines Tages trifft er auf die neunjährige Nina Kulikowa, die ein ähnliches Schicksal teilt. Sie ist seit 10 Monaten im Hotel Metropol in der Obhut einer Gouvernante und darf nicht nach draussen. So kundschaftet sie das Hotel von oben bis unten aus. Immer öfter nimmt sie den Grafen mit auf ihre Expeditionen und er erzieht sie auf ihren Wunsch hin nach dem Vorbild einer Prinzessin. Als Nina eingeschult wird, hinterlässt sie dem Grafen ihren Generalschlüssel für das Metropol – so kann er seine Exkursionen fortsetzen und hinter die Kulissen des Hotelbetriebes blicken.
    Unter den Bediensteten des Hotels findet er viele Freunde und so entsteht für den Grafen eine Art Familie. Vor allem als der die Verantwortung für die 5jährige Sofia, Tochter von Nina, unerwartet und auf unabsehbare Zeit auferlegt bekommt. Auch diese Situation meistert er auf seine ruhige und besonnene Art und Weise. Russland befindet sich im Wandel, was sowohl Gutes als auch Schlechtes mit sich bringt.
    Mein Lieblingszitat – von Mischka, dem Freund des Grafen: „Wer hätte damals geglaubt, als du zu Hausarrest im Metropol verurteilt wurdest, dass du eines Tages der glücklichste Mensch Russlands sein würdest.“
    „Towles ist ein Meistererzähler“ steht als Zitat aus der New York Times Book Review. Mit seinem feinsinnigen und philosophischen Schreibstil ist Towles mit „Ein Gentleman in Moskau“ ein Porträt längst vergangener Zeiten heraufzubeschwören. Obwohl die Geschichte rund um den Grafen Rostov sich „nur“ im Hotel Metropol mitten in Moskau abspielt, vermittelt der Autor dem Leser sehr gelungen die politischen, gesellschaftlichen und geschichtlichen Änderungen in der Zeit nach dem Tod der Zarenfamilie, der Entmündigung des Adels und der Machtübernahme durch die Bolschwiken. Die Zeit des Umbruchs, der Veränderungen und des „Neuanfangs“ im Russland Anfang der 2012 Jahre fängt er genauso bildhaft ein wie die gesellschaftlichen und charakterlichen Unterschiede der Angestellten, der Bewohner und der Gäste im Nobelhotel ein. Neben wunderschönen Formulierungen, die den Charakter des Grafen gut zur Geltung bringen, finden sich im Roman auch kleine Anekdoten, die so manches Schmunzeln ins Gesicht des Lesers zaubern. Amor Towles ist wahrlich ein Meister der stilvollen, bildhaften und philosophischen Betrachtungen über das Leben und die Menschen. Er besitzt ein Gespür für Menschen und lässt den Spannungsbogen nie abbrechen. Kein Wunder also, dass ich oft das Gefühl hatte, dem Grafen und seinen Gefährten durch das Hotel zu folgen. Die unterschiedlichen Charaktere hat er sehr detailliert ausgearbeitet und deren Emotionen sind durchweg glaubhaft.
    Mich hat der Roman von der ersten bis zur letzten Zeile begeistert!

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  • 5 Sterne

    16 von 19 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bibliomarie, 21.08.2017

    Alexander Iljitsch Graf Rostov hat ein privilegiertes Leben in Müssiggang und Genussfreude gelebt. Allein das macht ihn im Russland der Zwanziger Jahre zu einer unerwünschten Person. Von der Revolutionsregierung wird er unter lebenslangen Hausarrest gestellt. Das klingt nicht so übel, wenn man eine Suite im legendären Moskauer Hotel Metropol bewohnt. Allerdings haben die neuen Machthaber vorgesorgt, die Suite ist perdu, eine winzige Dachkammer ist nun sein Domizil. Aber Alexander hat sich eine Maxime zu eigen gemacht „wenn man nicht Herr der Umstände ist, wird man von den Umständen beherrscht“. So richtet er sein neues Leben ein, bis die Ankunft eines jungen Mädchens im Hotel in aus seiner Beschaulichkeit reisst. Nina ist mit ihrem Vater, einem der neuen Beamten der Regierung nach Moskau gekommen und leben ebenfalls im Hotel. Nina, still, klug und von bestechender kindlicher Logik krempelt sein Leben um. Er lernt die geheimen Treppen und Räume der Dienstboten (wie sie an einen Generalschlüssel gekommen ist, bleibt ihr Geheimnis), die Abläufe hinter den prächtigen Türen kennen.

    Ein Vorteil, der sich auszahlt, als die Umstände Graf Rostov ins weisse Jackett eines Kellners zwingen.
    Ein Leben im Hotel - ein Leben in einem kleinen, eng umgrenzten und definiertem Kosmos, aber so reich an Ideen, Thesen und Erlebnissen. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, dass mich von der ersten Seite an, so angesprochen und berührt hat. Es sind nicht die grossen Umwälzungen, die das Buch zum Thema hat, sondern ein Mensch, dessen Leben mit feinen Pinselstrichen gezeichnet wird. Der sich jeder Herausforderung stellt, aber dabei immer anständig und loyal bleibt und für Menschen, die ihm begegnen und wichtig sind, auch sein eigenes Wohl zurückstellt. Wenn nach langen Jahren der Verbannung ein zurückgekehrter Jugendfreund zu Alexander sagt „ du scheinst der glücklichste Mensch Russlands zu sein“ hat er den Kern getroffen.

    Ich hätte diesen Roman noch ewig weiterlesen können, hier ist eine untergegangene Welt, eine ferne Epoche auferstanden, so lebendig erzählt der Autor Rostovs Leben.

    Ich habe ein Lieblingsbuch gefunden, das mich sicher immer wieder zum erneuten lesen und entdecken reizen wird. Ich möchte es jedem Leser ans Herz legen.

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  • 5 Sterne

    19 von 22 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ariettas Bücherwelt, 19.08.2017

    Kraftvoll und fesselnd

    Meine Meinung

    Zum Autor:
    Es war mein erster Roman und bestimmt nicht mein letzter Roman von Amor Towles, er hat mich begeistert beim Lesen, es wurde nie langweilig, der Spannungsbogen war von der ersten bis zur letzten Seite hoch. Mit seiner Geschichte „ Ein Gentleman in Moskau“, hat er ein grandioses Meisterwerk einer vergangenen Epoche geschaffen, das einem als Leser in den Bann zieht und nicht mehr los lässt. Sein Schreibstil ist sehr flüssig, klar und Kraftvoll , und sehr lebendig. Alles ist so bildhaft erzählt, das man das Hotel Metropol seine Räumlichkeiten und die Menschen dort, die da leben und ein und ausgehen förmlich vor sich sah, eine Art Kopfkino fand statt. Man konnte mit Genuss in die Geschichte abtauchen, obwohl sich alles im Hotel abspielt wird es nie langweilig. Seine Protagonisten wirken so real als wären sie aus Fleisch und Blut, er versteht es ihnen Leben einzuhauchen. Auch die einzelne Charaktere und deren Emotionen sind sehr gut heraus gearbeitet.
    Eine Facettenreich Geschichte voller Abenteuer und überraschenden Wendungen, wie ein Kaleidoskop , vor der grossen Kulisse des Hotels Metropol in Moskau.

    Zum Inhalt:
    Es war toll den 30 Jährigen Graf Alexander Rostov, über 30 Jahre von 1922 - 1954 zu begleiten. Man hat ihn vor dem Notstandskomitee des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten am 21.07.1922 zu einem Lebenslangen Hausarrest verurteilt im Hotel Metropol verurteilt. Sollte er jedoch einen Fuss vor das Hotel setzen, wird er erschossen. Wer jetzt denkt, er ist verzweifelt und fällt in Depressionen, der täuscht sich, er arrangiert sich. Auch wenn man ihm alle Privilegien genommen hat, er muss seine Suite in der bisher mit allen Bequemlichkeiten und Komfort lebte verlassen und in eine Dienstbodenkammer im 6. Stock unter dem Dach ziehen. Ihn dabei zu beobachten, wie er es verstand aus dieser Rumpelkammer eine gemütliches zuhause zu machen, war schon Enorm. Auch wenn man ihn aus der Welt draussen ausgesperrt hatte wurde es nie langweilig, er schaffte es das die Welt zu ihm kam, ob Schauspieler, Journalisten, Männer von der Partei, sie besuchten ihn. Er bleibt die ganzen Jahre über sehr Charmant, höflich und zuvorkommend auch den Angestellten gegenüber, er schlüpft selbst eines Tages für Jahre in den Beruf des Kellners und bedient die Gäste des Hotels. Spannend war es am Anfang als er mit der 9 Jährigen und sehr gewitzten Nina durchs Hotel zog und mit ihr manches Abenteuer erlebte und einiges lernte, was ihm später mal zum Vorteil werden würde. Die Erwachsene Nina, vertraut ihm ihre 5 Jährige Tochter Sofia an, was er nicht Ahnte sie wird nicht zurückkehren. Er wächst an seiner Aufgabe, dank der Näherin Marina und wird dem Kind ein Vater. Ihm bleibt immer nur den Blick aus dem Fenster, das Politische Geschehen, der 2. Weltkrieg bleiben vor der Tür des Metropol. Seine Freunde im Hotel sind ihm sehr ergeben, besonders mochte ich Emilie den Hackmesser schwingende Koch, der Alexander mit seinen Kochkünsten verwöhnte, man konnte die einzelne Gerichte förmlich riechen und schmecken, auch all die Köstlichen Weine. Auch Andrei der Kellner oder Anna die Schauspielerin sind ihm treu und ergeben. Das ganze wurde aufgelockert durch seine Erinnerungen und Erlebnisse aus seiner Kindheit und Jugend. Es war schön mit Alexander, Sofia, Marina und den vielen anderen durch das Hotel Metropol zu spazieren. Eine Geschichte voller überraschenden Endungen..

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  • 5 Sterne

    8 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tany B., 21.08.2017

    Graf Alexander Rostov wir am 21. Juni 1922 vor das Notstandskomitee des Volkskommissariats berufen. Im Gegensatz zu vielen anderen Adligen wird er nicht zum Tode verurteilt, sondern zu lebenslangem Hausarrest im Hotel Metropol, in dem er gerade wohnt. Der Graf ist ein wahrer Gentleman: er weiss mit Menschen umzugehen, er kennt sich mit Wein und gutem Essen aus, er weiss die schönen Dinge im Leben zu schätzen. Als er nach einigen Jahren des Hausarrests verzweifelt, ist es ausgerechnet ein kleines Mädchen, dass ihm die Lebensfreude zurückgibt und ihm ganz andere Seiten am Hotel Metropol zeigt, obwohl er doch glaubte, es bereits in und auswendig zu kennen.

    Beim Lesen dieses Buches musste ich oft an die Serie „Downton Abbey“ denken, obwohl der Schauplatz und die Umstände ganz andere sind. Ich denke, die Lebenseinstellung des Grafen war es, die mich so daran erinnert hat. Obwohl er einige Schicksalsschläge zu verkraften hat bewahrt er immer die Contenance und bleibt ein wahrer Gentleman. Die Geschichte wird so leicht und locker und amüsant erzählt, dass man oft die ernsten Hintergründe vergisst. Denn der Graf befindet sich eigentlich in ständiger Lebensgefahr und in Russland tobt die Revolution und später ein Krieg.

    Das Hotel Metropol ist nun die ganze Welt des Grafen, und so werden die Angestellten und Gäste dort die Bevölkerung seiner Welt. Die Freundschaften, die dabei entstehen sind ganz wunderbar. Es ist so rührend zu lesen, wie sich die Freundschaft zu Nina, dem kleinen Mädchen, entwickelt und ihn schliesslich rettet.

    Ich mochte bereits „Eine Frage der Höflichkeit“ vom Amor Towles sehr gerne und auch „Ein Gentleman in Moskau“ hat mich nicht enttäuscht. Wunderbar leicht zu lesen, ein Schmöker, ohne dabei kitschig zu sein und trotzdem mit ernstem Hintergrund. Das Buch hat 560 Seiten und ich möchte keine einzelne missen. Im Gegenteil: wenn es in der Handlung einen Zeitsprung gab dachte ich immer: Aber was ist zwischendurch passiert? Ich will alles wissen! Aber der Autor weiss es natürlich besser als ich: er erzählt kein Wort zu viel und keines zu wenig.

    Eine grosse Empfehlung!

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  • 5 Sterne

    4 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    kunde, 28.09.2017

    Moskau, 1922. Graf Rostov wird aufgrund politischer Geschehnisse verhaftet und zu lebenslangem Hausarrest in seinem Wohnort, dem berühmten Hotel Metropole verurteilt. Jedoch darf er seine Suite nicht weiter bewohnen, sondern er muss in ein Bedienstetenzimmer ziehen. Dafür muss er sich von liebgewonnenen Dingen trennen und sich an weniger Raum gewöhnen. Doch er wäre nicht er selbst, wenn er jetzt resignieren würde... 

    Ein wirklich grandioses Buch vor der Kulisse des alten Russlands. Neben der interessanten Geschichte rund um den Grafen erfährt man als Leser hier eine Menge um die Geschichte Russlands und bekommt ein Bild davon, wie es damals zuging. Der Graf selbst geniesst hier bei mir viel Sympathie. Er könnte sich aufgeben oder hasserfüllt durchs Leben gehen - stattdessen findet er sich mit seiner Situation ab und geniesst das Leben trotzdem. Dies ist hervorragend beschrieben! Überhaupt ist der Schreibstil trotz des schweren Themas leicht zu lesen und die Handlung dadurch gut zu verstehen.

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  • 5 Sterne

    12 von 15 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Fornika, 22.08.2017

    Der junge Graf Rostov ist im besten Lebensalter und doch zu Untätigkeit verdammt. Eingesperrt im Hotel Metropol - zuerst in einer standesgemässen Suite, dann in einem Dienstbotenzimmer - verliert er trotzdem weder Lebensfreude noch seinen Charme. Keine einfache Aufgabe, ist er doch ein Niemand, nach der Oktoberrevolution in Russland wurden ihm Land und Titel aberkannt. Verlässt er das Metropol, wartet auf ihn der Tod...

    Towles‘ Geschichte hat wirklich das gewisse Etwas. Das Etwas heisst der Graf. Eine charismatische Figur, die an ihrem aussichtslosen Schicksal nicht etwa verzweifelt, sondern das Allerbeste daraus macht. Der beschliesst endlich mal alle Bücher aus der väterlichen Bibliothek zu lesen (vorher hatte man ja schliesslich keine Zeit) und dann schon nach Essay zwei grandios elegant scheitert (was den Leser wiederum schmunzeln lässt). Man sollte meinen, dass es ihm nach jahrelangem Aufenthalt im Metropol sterbenslangweilig würde. Mitnichten. Es entwickeln sich tiefe Freundschaften, ob mit der kleinen Nina oder dem Hackmesser schwingenden Küchenchef. Diese zwischenmenschlichen Beziehungen werden von allen Seiten beleuchtet und es macht Spass ihre Entwicklungen zu verfolgen. Dem Metropol ist eine ausgezeichnete Küche (ja, es gehört auch ein Weinkeller dazu) zu eigen, sodass der Graf dem Leser auch allerlei Gaumenfreuden näher bringt. Da er ja nicht in die Welt hinaus darf, kommt die Welt eben zu ihm hinein. Seien es hohe Funktionäre, amerikanische Spione oder grosse russische Schauspielerinnen, alle finden den Weg ins Metropol und so ist der Mikrokosmos des Hotels immer auch ein Abbild der Verhältnisse in der grossen weiten Welt.
    Die ganze Geschichte wird vom Autor wunderbar leicht und gleichzeitig elegant erzählt, man könnte meinen, dass es der Graf selbst nicht besser gekonnt hätte. Und so fesselten mich nicht nur die mitreissende Handlung, sondern auch der elegante Stil an die Seiten. Sollte der Graf jemals wieder im Metropol gastieren, ich würde mich jederzeit mit ihm auf ein gutes Glas Wein und ein noch besseres Gespräch treffen.

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  • 4 Sterne

    12 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lea O., 18.09.2017

    „Ein Gentleman in Moskau“ ist wirklich ein Buch mit Stil. Es geht um den Graf Rostov, der auf Grund eines Gedichtes, das zur Revolution anstiften könnte, zu lebenslangem Hausarrest im Hotel Metropol in Moskau verurteilt wird. Allein diese Idee finde ich schon sehr spannend. Zusammen mit dem Grafen lernen wir die Welt des Hotels kennen (das riesige Hotel Metropol ist wirklich eine kleine Welt, mit zwei Restaurants, einem Friseur, Geschäften, usw.). Viele verschiedene Begebenheiten versüssen die Geschichte. Ich gebe zu, am Anfang hatte ich ein bisschen Angst, dass es langweilig und eintönig werden könnte. Zwar war es immer interessant die Geschichte zu lesen, aber weil oft nicht unbedingt Spannung erzeugt wird (was aber im Grossen und Ganzen auch nicht fehlt, weil andere Faktoren die Geschichte am Leben erhalten), war die Geschichte nicht wirklich in meinen Gedanken und ich habe nicht so oft zum Buch gegriffen. Das ändert sich mit einem Eintreffen, das ich jetzt noch nicht vorweg nehmen will. Aber seitdem hing ich total an dem Buch und wollte es auch wenn ich keine Zeit hatte sofort weiterlesen. Ausserdem finde ich sehr interessant, wie der Autor auf kleine Details des Lebens Bezug nimmt und auch eine gehörige Portion Philosophie mit einflechtet.
    Den Schreibstil fand ich sehr interessant, weil er verschiedene Stile vereint. Hauptsächlich wird erzählt, was der Graf macht, dann werden aber immer mal wieder irgendwelche Prophezeiungen auf Zukünftiges eingestreut oder der Leser wird direkt angesprochen. Ausserdem arbeitet der Autor mit Fussnoten.
    Sehr interessant ist auch, wie viel man über die Geschichte Russlands lernt. Historische Ereignisse werden geschickt mit dem Metropol und der Geschichte des Grafen verknüpft. Manchmal gibt es jedoch grosse Zeitsprünge, die verwirrend sein können, aber meist erkennt man schnell wieder die Zusammenhänge, auch wenn nicht alle Fragen geklärt werden. Deswegen gebe ich vier Sterne für diesen Roman.

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  • 5 Sterne

    13 von 17 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Edelstella, 24.09.2017

    „Und deshalb steckte der Graf die Schere seiner Schwester in die Tasche, betrachtete ein letztes Mal das, was von seinem Erbe geblieben war, und löschte es endgültig aus seinem sehnsuchtsvollen Herzen.“

    Das sagt viel über Graf Rostov aus, einem jungen russischen Adeligen, dem allein seine privilegierte Geburt zum Verhängnis wird. Das wollen die Bolschewiken in den frühen 20igern in Moskau nicht mehr, sie wollen Allgemeingut für das russische Volk und ein „Weltenbürger“ wie Graf Rostov, der seit 4 Jahren im Hotel Metropol in einer grosszügigen Suite lebt, ist ihnen ein Dorn im Auge. Er wird unter Hausarrest gestellt in einer Dachkammer des altehrwürdigen Hotels Metropol, dem ersten Haus in Moskau und es ist ihm nicht mehr gestattet, jemals wieder die berühmte Drehtür des Hauses nach draussen in die Freiheit zu öffnen.

    Mit Bravour, einer Noblesse, die ihm von der Grossmutter vererbt wurde, einem grossen Herzen, geistreicher Intelligenz und grosser Phantasie wird für ihn das Hotel von nun an sein Universum, die Welt, die in ihm ist und die Welt, die durch die vielen Besucher aus allen Nationen, repräsentiert wird.
    Es ist wie ein buntes Kaleidoskop, jeden Tag hat es ein anderes Gesicht.
    Durch seinen liebenswerten Charme und seine gute Erziehung und Kenntnis der kulinarischen Genussvielfalten, wird es ihm möglich als Kellner zu arbeiten im besten Restaurant des Hauses und dort bekommt er Einblick in gesellschaftliche und politische Umwälzungen und Neuerungen.A
    Er findet wunderbare Freunde durch seine Menschenfreundlichkeit und genau da werden Kontraste sichtbar zu den eigentlichen Ideen, derer, die gar nicht mehr den eigenen Idealen treu sind. Als dem Grafen dann das Kind einer Freundin anvertraut wird, zeigt er nur mehr, was alles in ihm steckt....

    Der Autor ist ein Erzähler, wie man ihn nur ganz selten findet. Ich bin begeistert, berührt, ich geniesse jede Seite, ein wunderbares Buch.

    „Um zehn Uhr begleitete der Graf seine Gäste zum Glockenturm, und mit demselben Zeremoniell wie an der Tür seines Familiensitzes in St. Petersburg wünschte er ihnen eine gute Nacht. Als er wieder in seine Kammer kam, öffnete er das Fenster (das nicht grösser als eine Briefmarke war) goss sich den Rest Kognak ein und setzte sich an seinen Schreibtisch“.

    Eine Geschichte über einen vollendeten Gentleman äusserlich und im Herzen, gentlemanlike geschrieben, wie ich es noch nie lesen durfte. Fast behutsam führt uns Towles durch die Jahre nach in Russland nach der grossen Revolution und der Abschaffung und Ausrottung des Adelstandes, der Übernahme durch die Bolschewiken und weitere grosse Umwälzungen. Sehr kenntnisreich wird der Leser in kleinen Dosen, aber immer auch schicksal lenkend für den Protagonisten über gesellschaftliche und politische Konventionen informiert und auch im Hotel machen Korruption und Spionage nicht halt. Der Autor benennt klug, wie auch die kleinen Rädchen der Menschlichkeit ineinandergreifen und trotz grosser Ängste, die Hoffnung nicht verlieren lassen.

    Für mich ist diese Sicht der Dinge und die Darstellung im Mikrokosmos eines einzigen grossen Hotels fast wie auf einer Theaterbühne repräsentiert. Dadurch wird vieles um so klarer und auf den Punkt gebracht.

    Amor Towles hat mich überzeugt. Ich werde noch mehr von ihm lesen und für dieses wunderbare Buch, eines der besten in 2017 für mich und allgemeingültig in seinen Aussagen, gibt es 5 Lesesterne!!! Danke, Amor Towles!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    brauneye29, 01.09.2017

    Zum Inhalt:
    Moskau, 1922. Der genussfreudige Lebemann Graf Rostov wird verhaftet und zu lebenslangem Hausarrest verurteilt, ausgerechnet im Hotel Metropol, dem ersten Haus am Platz. Er muss alle bisher genossenen Privilegien aufgeben und eine Arbeit als Hilfskellner annehmen.
    Meine Meinung:
    Durch die vielen Ereignisse, Personen und den grossen Zeitraum fand ich das Buch enorm anstrengend zu lesen. Ich hatte das Gefühl mir ungeheuer viel merken zu müssen um der Geschichte folgen zu können. Durch die sehr ausführlichen Beschreibungen fand ich auch den Schreibstil nicht sehr eingängig sondern eher schwerfällig. Den Protagonisten fand dagegen sehr sympathisch und das war auch der Hauptgrund warum ich bei dem Buch durchgehalten habe. Interessant fand ich auch die geschichtlichen Dinge, die einem eher nebenbei vermittelt wurden.
    Fazit:
    Gute Geschichte aber anstrengend zu lesen.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja B., 11.09.2017

    Hier muss ich vorab sagen, es handelt sich hier um ein Buch, das ich eigentlich nicht unbedingt lesen würde, aber die Leseprobe hat mich doch so neugierig gemacht, dass ich dieses Buch einfach nicht nicht lesen konnte... und somit hab ich mich mal an etwas vollkommen anderes rangewagt und bin überrascht, denn es hat mir sehr gut gefallen...

    Wir befinden uns in Moskau und im Jahre 1922, Graf Rostov wird verhaftet und zu lebenslangem Hausarrest verurteilt. Er muss eine Arbeit als Hilfskellner annehmen...
    Rostov ist ein liebenswerter und charmanter Charakter, und diesen beweist er erst Recht als eine frühere Freundin ihm ihre kleine Tochter anvertraut... Für das Mädchen würde er vermutlich alles tun...

    Interessanter Inhalt und wunderbar geschrieben, ein Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte... auch wenn einen die Geschichte und Politik von Moskau anfangs nicht wirklich interessiert, trotzdem wird man von Seite zu Seite neugieriger wie es wohl weitergehen mag...

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    ameliesophie, 08.08.2017

    Für das "Verbrechen" als Aristokrat geboren worden zu sein, verurteilen die Staatsdiener des Regimes den Grafen, den Gentleman von Moskau, zu lebenslanger Haft in einem Hotelzimmer, in das er nur ein paar seiner geliebten Möbelstücke aus seiner vorherigen Suite mitnehmen darf. Freunde aus dem Hotel kommen ihn besuchen und in Gedanken spielt er seinen bisher gewöhnlichen Alltagsablauf in Freiheit ab. Schon zu Beginn wird die liebenswerte,charmante und zuvorkommende Art des Grafen deutlich, sodass der Titel des Buches "Ein Gentleman in Moskau" ihn passend beschreibt. Das Buchcover lässt auf den sehnsüchtigen Ausblick des Grafen von seinem Balkon auf die Stadt, auf Freiheit schliessen. Der Schreibstil des Autors gefällt mir, er ist zugleich elegant und gewandt, trotzdem gut verständlich und lässt sich flüssig lesen. Geschichtsscheue Leser brauchen sich nicht abschrecken zu lassen, denn historische Ereignisse werden nur hin und wieder flüchtig genannt, ohne jedoch trocken zu wirken.
    Ich bin vom Inhalt der Geschichte positiv überrascht und kann es -nicht nur Geschichtsinteressierten- weiterempfehlen!

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Chattys Bücherblog, 22.09.2017 bei bewertet

    Unvorstellbar! Da erhält man die Strafen, ein Lebenlang in einem Hotelzimmer zu verbringen. Was sich vielleicht anfänglich noch spannend und interessant anhört, kann aber auch sehr belastend sein.
    So wie auch der Autor hier die Geschichte eines Mannes beschreibt, der seit 1922 unter Hausarrest steht.

    Der Leser begleitet Graf Rostov über einen Zeitraum von drei Jahrzehnte und nimmt an den Veränderungen teil.

    Was anfänglich noch sehr interessant gestaltet schien, war jedoch ab etwa der Hälfte irgendwie langatmig. Ich hatte das Gefühl, als würde der Autor selbst von einer Langeweile getrieben. Ob das eine gute Ausgangsbasis für einen Roman ist?

    Mit war auch die Geschichte etwas zu russisch. Okay, der Titel hatte natürlich schon Aufschluss auf den Handlungsort gegeben, dennoch waren mir die Lobpreisungen auf die russischen Autoren doch etwas zuviel.

    Es ist ein sehr gefühlvoller Roman, der mich allerdings nicht allzulange begleiten wird.

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  • 5 Sterne

    5 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    .L., 26.08.2017 bei bewertet

    Graf Rostov hat Glück; statt zum Tode wird er im Jahr 1922 dazu verurteilt, sein weiteres Leben im Moskauer Edelhotel Metropol zu verbringen. Nicht in seiner grosszügigen Suite, sondern in einem Dachkämmerchen. Was tut er so Tag für Tag? Er schliesst Bekanntschaft mit der neunjährigen Nina. Mit ihr erkundet er die Ecken und Kammern des Hotels, zu denen Gäste keinen Zutritt haben. Beobachtungen der neuen Herrschenden spiegeln Zeitgeschichte. Hintergrundinformationen werden lakonisch eingestreut.
    Alexander Rostov hat verborgene Reserven.Diese ermöglichen es ihm, weiterhin ausgezeichnet zu speisen und Lieferungen von ausserhalb zu empfangen.Gelegentlich trifft er alte Freunde und erhält Informationen, wie die neuen Machthaber ihre Vorstellungen umsetzen. Menschen werden wegen Lappalien verurteilt, Kulturgüter vernichtet, Etiketten von Weinflaschen gelöst, um fehlendes Wissen zu kaschieren, Posten mit unfähigen Emporkömmlingen besetzt. Aufgezeigt wird ein Kaleidoskop der 20-er Jahre und der folgenden Jahrzehnte in historischem Kontext.
    Für den Grafen ergeben sich unerwartete Betätigungen und eine ebenso unerwartete Beziehung. Im Mikrokosmos des Hotels findet er neue Freunde und übernimmt Verantwortung für Sofia, ein kleines Mädchen.Dafür vorgesehen waren zwei Monate; es werden Jahre daraus.
    Immer wieder erfährt die Handlung interessante Sprünge, die dem Leser Raum für eigene Schlussfolgerungen lassen. Mit bissigem Sarkasmus beschreibt Amor Towles die Entwicklungen in der Sowjetunion, schweift ab in glanzvolle Zeiten vor der Oktoberrevolution, gibt Benimmunterricht in unaufdringlicher Form.

    Auf jeden Fall sollte man sich beim Lesen dieses wunderbaren Buches viel Zeit lassen, um all die geschickt eingestreuten Details zu erkennen und zu würdigen.

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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philo, 08.09.2017 bei bewertet

    Schon lange hat mich kein Buch so gefesselt wie dieses. Amor Towles ist ein ganz wunderbarer Erzähler, bei dem man sich kein Wort entgehen lassen darf. Das Buch handelt von der russischen Revolution und den Jahren danach bis 1954 und gibt einen interessanten und lehrreichen Einblick in die russische Geschichte. Die herausragende Persönlichkeit im Buch ist Graf Alexander Iljitsch Rostov. Dieser hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Ein Mann von Adel, hochintelligent, aber niemals hochmütig, den Menschen zugewandt, was es ihm erlaubt Freundschaften in allen sozialen Kreisen zu schliessen. Ein Mann, der sich nicht unterkriegen lässt. Dies beweist er bei der gleich zu Beginn stattfindenden Gerichtsverhandlung, wo er 1922 wegen eines von ihm vefassten provokativen Gedichtes und wegen seiner adeligen Herkunft zu einem lebenslangen Hausarrest verurteilt wird. Das Verhalten des Grafen während der Verhandlung spricht für ihn und zeigt seine Gesinnung. Ich habe diesen Teil mit grosser Bewunderung für den Grafen gelesen.

    Er wird verurteilt, im Hotel Metropol, in dem er seit langem bereits wohnt, den Hausarrest anzutreten. Er kann jedoch nicht in der von ihm bewohnten Suite wohnen bleiben, sondern bekommt eine Kammer unter dem Dach zugewiesen. Ungebeugt und diszipliniert ergibt er sich in sein Schicksal. Er widmet sich nun der Beobachtung der Gäste im Metropol und schliesst mit hochrangigen Persönlichkeiten Freundschaften, aber auch mit Emile, dem Küchenchef, Wassili, dem Portier, mit Marina, der Schneiderin, Audrius dem Barkeeper oder Andrei, dem Maître d'Hotel. Allesamt charakterisiert der Autor so lebensecht, man glaubt, sie selbst zu kennen. Eine besondere Freundschaft verbindet ihn mit Nina, einem 9jährigen Mädchen, das ebenfalls im Hotel wohnt. Sie ist eine aufgeweckte und neugierige kleine Person und schnüffelt im ganzen Hotel herum. Durch sie lernt der Graf auch den letzten Winkel im Metropol kennen.

    Eine besondere Zuneigung hegt der Graf zu Mischka, seinem Freund aus Jugendtagen. Durch die Gespräche der beiden lernt man viel über die Kindheit des Grafen und seinen Werdegang kennen.

    Mehr zu verraten, würde allen Lesern viele Überraschungsmomente nehmen. Ich habe viel gelernt von einem feinfühligen, toleranten, oft humorvollen, dann wieder sehr ernsthaften Menschen, den ein ganz wunderbarer Autor als Gentleman beschrieben hat. Dies ist er im wahrsten Sinne des Wortes.

    Besonders hervorzuheben sind die erklärenden und interessanten Fussnoten. Sie werten das Buch zusätzlich auf.

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  • 5 Sterne

    6 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philo, 08.09.2017

    Schon lange hat mich kein Buch so gefesselt wie dieses. Amor Towles ist ein ganz wunderbarer Erzähler, bei dem man sich kein Wort entgehen lassen darf. Das Buch handelt von der russischen Revolution und den Jahren danach bis 1954 und gibt einen interessanten und lehrreichen Einblick in die russische Geschichte. Die herausragende Persönlichkeit im Buch ist Graf Alexander Iljitsch Rostov. Dieser hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Ein Mann von Adel, hochintelligent, aber niemals hochmütig, den Menschen zugewandt, was es ihm erlaubt Freundschaften in allen sozialen Kreisen zu schliessen. Ein Mann, der sich nicht unterkriegen lässt. Dies beweist er bei der gleich zu Beginn stattfindenden Gerichtsverhandlung, wo er 1922 wegen eines von ihm vefassten provokativen Gedichtes und wegen seiner adeligen Herkunft zu einem lebenslangen Hausarrest verurteilt wird. Das Verhalten des Grafen während der Verhandlung spricht für ihn und zeigt seine Gesinnung. Ich habe diesen Teil mit grosser Bewunderung für den Grafen gelesen.

    Er wird verurteilt, im Hotel Metropol, in dem er seit langem bereits wohnt, den Hausarrest anzutreten. Er kann jedoch nicht in der von ihm bewohnten Suite wohnen bleiben, sondern bekommt eine Kammer unter dem Dach zugewiesen. Ungebeugt und diszipliniert ergibt er sich in sein Schicksal. Er widmet sich nun der Beobachtung der Gäste im Metropol und schliesst mit hochrangigen Persönlichkeiten Freundschaften, aber auch mit Emile, dem Küchenchef, Wassili, dem Portier, mit Marina, der Schneiderin, Audrius dem Barkeeper oder Andrei, dem Maître d'Hotel. Allesamt charakterisiert der Autor so lebensecht, man glaubt, sie selbst zu kennen. Eine besondere Freundschaft verbindet ihn mit Nina, einem 9jährigen Mädchen, das ebenfalls im Hotel wohnt. Sie ist eine aufgeweckte und neugierige kleine Person und schnüffelt im ganzen Hotel herum. Durch sie lernt der Graf auch den letzten Winkel im Metropol kennen.

    Eine besondere Zuneigung hegt der Graf zu Mischka, seinem Freund aus Jugendtagen. Durch die Gespräche der beiden lernt man viel über die Kindheit des Grafen und seinen Werdegang kennen.

    Mehr zu verraten, würde allen Lesern viele Überraschungsmomente nehmen. Ich habe viel gelernt von einem feinfühligen, toleranten, oft humorvollen, dann wieder sehr ernsthaften Menschen, den ein ganz wunderbarer Autor als Gentleman beschrieben hat. Dies ist er im wahrsten Sinne des Wortes.

    Besonders hervorzuheben sind die erklärenden und interessanten Fussnoten. Sie werten das Buch zusätzlich auf.

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  • 5 Sterne

    5 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    skandinavischbook, 09.10.2017

    Inhalt:
    Moskau 1922, während Russland die stürmischen Jahre, voller geschichtsträchtiger Ereignisse erlebt, bleibt dem Graf Alexander Rostov nur der Blick aus dem Fenster, auf die immer selben Gebäude. 
    Der Gentleman alter Schule, wird mit 30 Jahren zu einem lebenslangen Hausarrest verurteilt, im Hotel Metropol. 
    Jahrzehnt um Jahrzehnt vergeht, während Rostov an seine Überzeugungen, der kleinen Guten Taten festhält, erblickt er und beobachtet er, die Geschichte Russlands, aus einer Scheibe hinweg. 
    Doch als plötzlich ein kleines Mädchen in sein Leben tritt, verändert dieses sein Leben. ... 

    Meinung : 
    Wow, ein grossartiges Buch, welches mit literarischer Raffinesse und Feinfühligkeit komplett zu überzeugen weiss. 
    Wie es der englisch sprachige Autor Amor Towles schafft, die russische Geschichte, durch die Augen seines Protagonisten authentisch zu schildern ist mehr als bemerkenswert. Doch neben den historischen Fakten, die spielerisch und mit grösster Freunde, dem Leser erzählt werden, schafft es der Autor auf so menschliche und anrührende Weise, Charaktere zu erschaffen, die das Leserherz erwärmen und zu tiefst berühren. Eine grossartige Geschichte, die lehrreich ist, faszinierend gut geschrieben ist und dem Leser so viel über das Leben mitgeben kann, dass dieses Buch einfach nur bereichernd ist. 

    Fazit : 
    Lesen Sie dieses Buch, denn es ist ein wahres Geschenk der Literatur! 
    Grossartig!!!!

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 20.08.2017 bei bewertet

    Moskau, 1922: Die politischen Verhältnisse ändern sich in Russland. Graf Alexander Iljitsch Graf Rostov hat ein sehr privilegiertes Leben geführt und ist damit und mit einem seiner Gedichte angeeckt. Das Volkskommissariat verurteilt ihn zu lebenslangem Hausarrest im Luxushotel Metropol, in dem der Graf schon vor dem Urteil logiert hat. Er muss seine Suite räumen und darf nur wenige Dinge mit in seine neue Unterkunft, eine Kammer unter dem Dach, mitnehmen. Aber diese Dinge wählt er mit Bedacht. Er richtet sich in seiner Kammer und in seinem neuen Leben ein und dennoch lässt ihn die Situation nach einiger Zeit fast verzweifeln, denn auch wenn er durch das Fenster einen Blick auf das Leben draussen hat, so ist es doch anders als wenn man an dem Leben draussen teilhaben kann. Dann lernt er zum Glück die kleine Nina kennen, mit der er interessante Gespräche führt und die geheimen Ecken des Hotels kennenlernt.
    Dieses Buch ist ein ganz besonderes Highlight für mich. Der Schreibstil ist elegant und lebendig. Auch wenn die Umstände etwas traurig sind, so ist doch eine heitere Note spürbar. Der Autor beschreibt die Menschen und Schauplätze sehr bildhaft, so dass ich mir alles sehr schön vorstellen konnte.
    Graf Alexander Iljitsch Graf Rostov ist ein sympathischer Mensch. Obwohl er bisher das Leben in vollen Zügen genossen hat, fügt er sich mit Haltung in seine neue, missliche Situation. Er ist wirklich ein Gentleman, selbst als er der Umstände halber als Kellner die Gäste bedienen muss. Da er ein liebenswürdiger Mensch ist, reisst der Kontakt zu alten Freunden auch nicht ab und er gewinnt neue hinzu. So erfährt er aus zweiter Hand, was draussen im Land vorgeht. Er ist diskret, loyal und hilfsbereit und so kümmert er sich um das Mädchen Sofia, das ihm von der erwachsenen Nina anvertraut wird. Es ist ein Aufgabe, die weitaus länger andauert als vorhergesehen, nämlich viele Jahre. Unter seiner Aufsicht wächst das kleine Mädchen zu einer jungen Frau und wundervollen Pianistin heran, der er dann die Tür zur Welt öffnet.
    Es begegnen uns aber in diesem Hotel noch eine ganze Reihe von Personen, die ganz aussergewöhnlich und von denen mir einige wirklich ans Herz gewachsen sind.
    Eine wundervolle Geschichte, die mich absolut begeistert hat. Ich kann das Buch nur empfehlen.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    S.L., 15.08.2017

    Graf Rostov hat Glück; statt zum Tode wird er im Jahr 1922 dazu verurteilt, sein weiteres Leben im Moskauer Edelhotel Metropol zu verbringen. Nicht in seiner grosszügigen Suite, sondern in einem Dachkämmerchen. Was tut er so Tag für Tag? Er schliesst Bekanntschaft mit der neunjährigen Nina. Mit ihr erkundet er die Ecken und Kammern des Hotels, zu denen Gäste keinen Zutritt haben. Beobachtungen der neuen Herrschenden spiegeln Zeitgeschichte. Hintergrundinformationen werden lakonisch eingestreut.
    Alexander Rostov hat verborgene Reserven.Diese ermöglichen es ihm, weiterhin ausgezeichnet zu speisen und Lieferungen von ausserhalb zu empfangen.Gelegentlich trifft er alte Freunde und erhält Informationen, wie die neuen Machthaber ihre Vorstellungen umsetzen. Menschen werden wegen Lappalien verurteilt, Kulturgüter vernichtet, Etiketten von Weinflaschen gelöst, um fehlendes Wissen zu kaschieren, Posten mit unfähigen Emporkömmlingen besetzt. Aufgezeigt wird ein Kaleidoskop der 20-er Jahre und der folgenden Jahrzehnte in historischem Kontext.
    Für den Grafen ergeben sich unerwartete Betätigungen und eine ebenso unerwartete Beziehung. Im Mikrokosmos des Hotels findet er neue Freunde und übernimmt Verantwortung für Sofia, ein kleines Mädchen.Dafür vorgesehen waren zwei Monate; es werden Jahre daraus.
    Immer wieder erfährt die Handlung interessante Sprünge, die dem Leser Raum für eigene Schlussfolgerungen lassen. Mit bissigem Sarkasmus beschreibt Amor Towles die Entwicklungen in der Sowjetunion, schweift ab in glanzvolle Zeiten vor der Oktoberrevolution, gibt Benimmunterricht in unaufdringlicher Form.

    Auf jeden Fall sollte man sich beim Lesen dieses wunderbaren Buches viel Zeit lassen, um all die geschickt eingestreuten Details zu erkennen und zu würdigen.

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