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  • 5 Sterne

    8 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Johann B., 15.02.2022

    Der Ich-Erzähler Said Al-Wahid bekommt die Nachricht, dass seine Mutter sehr krank ist und wohl bald sterben wird. Er macht sich sofort auf in sein Geburtsland, den Irak. Während der Fahrt schweifen seine Gedanken zurück in die Vergangenheit. Er erinnert sich an seine Flucht, an die Schwierigkeiten während und nach der Aktion und seine Besuche im Irak.

    Welch ein berührendes Buch. Der Autor nahm mich schon beim Lesen der ersten Seite an die Hand und liess mich nicht mehr los. Ich ging mit ihm zu Behörden, deren Mitarbeiter ihre Macht demonstrierten. Aber auch seine Besucher bei der Familie im Iran begleitete ich. Für mich unglaublich, was Menschen mitmachen, die in ihrer Heimat verfolgt werden. Sie wollen doch nur eins: In Frieden leben.

    Der Autor beschreibt die Reise zur kranken Mutter sowie die Zeit vor und während seinem Entkommen aus den Fängen der Despoten, bis nach Deutschland. Den Sturz des Diktators, die Strassenkämpfe zwischen Anhängern und Gegnern, und das alles verbunden mit dem Leid der Zivilbevölkerung. Es gibt so viele traumatisierte Asylbewerber, die nicht automatisch durch Therapien „geheilt“ werden. Auch das schildert Abbas Khider klar und unmissverständlich. Mein Fazit: Auf jeden Fall lesen und das mit klarem Blick und wachem Verstand.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    begine, 22.01.2022 bei bewertet

    Zwischen Bagdad und Berlin

    Der in Bagdad geborene Schriftsteller Abbas Khider lebt heute in Deutschland. Seit ich Die Orangen des Präsidenten von ihm gelesen habe, gehört er zu meinen Favoriten.

    Der neue Roman „Der Erinnerungsfälscher“ zeigt die Erlebnisse und Erinnerungen des Said Al-Vahid. Er lebt schon 10 Jahre in Deutschland, als er einen Anruf seines Bruders bekommt. Ihre Mutter liegt im Sterben und Said fliegt spontan nach Bagdad. Auf der Reise erfahren wir von seiner Flucht und seiner Einbürgerung.

    Said ist Schriftsteller und fragt sich, warum er vieles vergessen hat. So sind einige Erinnerung nicht unbedingt so geschehen.

    Da der Autor eine ähnliche Vita hat und im gleichen Alter ist, vermute ich mal, das viele eigene Erlebnisse beschrieben wurden. Sein Schreibstil ist fesselnd. Es ist interessant die Gefühle eines Flüchtlings zu lesen. So lernt man einiges dazu.
    Den Roman ist unbedingt empfehlenswert.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    schokoflocke, 24.01.2022

    Heimatlos

    " Im Irak, das weiss Said, drehen sich die Minutenzeiger nicht über Ziffern, sonder über Wunden. "
    Als junger Mann ist Said Al - Wahid von der Diktatur in Irak gefüchtet und nach zwei turbulenten Jahren in Deutschland angekommen. Es hat viele Jahre gedauert bis Said sich mühsam eine neue Existenz aufgebaut hat, heimisch fühlt es sich trotzdem immer noch nicht. Als seine Mutter in Sterben liegt beschliesst Said nach Bagdad zu fliegen. Es ist eine , physich und mental, beschwerliche Reise. Said wird von Erinnerungsfetzen überflutet, ist aber nicht sicher ob diese Erinnerungen auch echt sind oder seiner Fantasie entsprungen sind.
    " Es gibt Orte im Gedächtnis, die sind wie Minenfelder, sie können einen in Stücke reissen. Ein Leben kann schön und erträglich sein - wenn man diese Orte meidet."
    Da ich schon paar andere Bücher von Abbas Khider gelesen habe, kann ich gleich zwei Dinge feststellen - thematisch bleibt sich der Autor treu, in schriftstellerischer Hinsicht ist er aber gereift. Schon nach paar Sätzen hatte ich das Gefühl von Tiefgründigkeit und Ernsthafigkeit und war von der Geschichte gefesselt. Die Erzählung wirkt sehr persönlich. Ich weiss zwar nicht wie autobiografisch sie wirklich ist, man merkt aber deutlich wie pregnant Khadas Erlebnise als Flüchting waren und wie sehr ihn die Situation in Irak belastet ( da hat sich zwar so einiges geändert, besser geworden ist es aber nicht ). Deswegen wirkt die Geschichte auch so authentisch und glaubwürdig. Der Erzählton ist ruhig aber sehr ausdruckstark, die Sprache schön und leicht verständlich, der Inhalt erschütternd und bewegend. Für mich ein fast perfektes Buch, nur paar Seiten ( oder besser noch Kapiteln ) hätte ich mir gewünscht.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sophia K., 12.02.2022

    Kannst du deinen Erinnerungen trauen?

    In Abbas Khiders Roman geht es um die Kraft unserer Erinnerungen, was sie für einen Menschen bedeuten und wie sehr man ihrer Richtigkeit vertrauen kann.

    Der Roman handelt von Said Al-Wahid, der als junger Erwachsener aus dem Irak über mehrere Umwege nach Deutschland gelangt ist. Zu Beginn erfährt er vom Tod seiner Mutter und macht sich auf nach Bagdad zu fliegen. Diese Reise ist die Rahmenhandlung des Romans, in die einzelne Erinnerungsabschnitte aus Saids Leben thematisch passend eingeflochten werden. In Saids Leben ging es um Asylanträge, seine Flucht, Rassismus und das Leben in der Fremde. Said ist sich dessen bewusst, dass er einige seiner Erinnerungen nicht mehr richtig greifen kann, nicht mehr weiss, ob bestimmte Ereignisse seines Lebens wirklich so passiert sind, wie er sie erinnert. Doch da er sein "Mienenfeld der Erinnerung" nicht noch einmal betreten will, ist ihm diese Erkenntnis mehr als Recht. Als Leser kann man sich nur vorstellen, welche scherzhaften und präegenden Erlebnisse Said durchlebt hat und wieso er wohl allen Grund hat, diese zu verdrängen.

    Khiders Schreibstil ist nüchtern, an einigen Stellen zynisch und leicht zu lesen, die Thematik des Romans, das Vergessen der eigenen Erinnerungen wird auch durch die Sprache immer wieder aufgregriffen. Mir gefällt die Subtilität der Thematik, die einen trotzdem mitnimmt. Said ist in der Fremde zu Hause, aber sein ehemaliges zu Hause ist ihm auch fremd. Khider gibt einen kurzen Einblick in das Leben eines Geflüchteten, der ganz von vorne anfangen muss und währenddessen lernt, mit seinen Erfahrungen umzugehen.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Suzann K., 29.01.2022

    Verluste
    "Der Erinnerungsfälscher" von Abbas Khider ist eine Geschichte, die uns aus der Sicht von Said Al-Wahid erzählt wird.
    Said Al-Wahid lebt schon viele Jahre in Deutschland, jetzt in Berlin undihn erreicht die Nachricht seines Bruders Hakim, dass seine Mutter in Bagdad im Sterben liegt. Er bucht sofort einen Flug und macht sich auf die lange Reise zurück, zurück in sein Geburtsland und zurück in seine Erinnerungen.
    Es sind schwere und tragische Erinnerungen an sein Leben im Irak, an den Krieg, an seine Flucht, an eine sehr schwere Einbürgerung und er ist im Unklaren darüber, welche seiner Erinnerungen wahr sind. Diese Unsicherheit zieht sich in Sprüngen durch die Erzählung und hilft dem Protagonisten wohl bei der Wahrung seines gesunden Menschenverstandes.
    Die Sicht von Said auf die Geschehnisse im Irak, aber vor allem auch auf seine Ankunft und sein Leben in Deutschland fand ich sehr interessant. Darüber hätte ich gerne noch mehr erfahren, denn da waren die bürokratischen Hürden schon sehr hoch. Sehr interessant auch seine Erlebnisse rund um den Reisepass und warum er ihn immer bei sich trägt.
    Die Geschichte ist kurz, man kann sie am Stück lesen, ich hätte sehr gerne noch mehr von Said erfahren und mich auf eine längere Erzählung eingelassen. So ganz konnte ich mich in diese Erinnerungsfetzen nicht einlassen, obwohl mich der Schreibstil durchaus gepackt hat.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Henke, 28.01.2022

    Erinnerungen an eine Flucht

    In dem Buch "Der Erinnerungsfälscher" schreibt der Autor Abbas Khider über seine Erinnerungen an die eigene Flucht aus seinem irakischen Heimatland, welche ihn über verschiedene Stationen nach Deutschland geführt hat. Inzwischen wohnt er mit seiner Frau und Kind in Berlin.

    Mit der Nachricht, dass seine Mutter im Sterben liegt beschliesst er in das Land seiner Kindheit zurückzukehren, zum ersten mal seit seiner Flucht. Abbas Khider nimmt den Leser mit auf diese Reise und insbesondere gewährt er Einblicke in seine Erinnerungen an die Flucht und Erlebnisse aus dem Irak, seiner Kindheit als auch dem Start in Deutschland, die ihm auf der Reise zurück in den Irak begleiten.
    Doch wie es ist im Zeitverlauf können sich eigene Erinnerungen und Erlebnisse mit lediglich Gehörtem mischen, was dem Inhalt jedoch keinen Abbruch tut.

    Das Buch ist sehr mitfühlend und nahbar geschrieben, der Leser kann sich direkt in die Person Khider's hineinversetzen. Auf diesem Wege kommt unvermeidbar ein durchaus bedrückendes Gefühl beim Leser hervor.

    Ein nachdenkliches Buch, dass gerne länger hätte sein können.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elaine L., 29.01.2022

    Ein bewegtes Leben

    Mit "Der Erinnerungsfälscher" liegt ein Buch des Autors Abbas Khider vor, das definitiv unter die Haut geht und Wut über den immer noch weit verbreiteten Rassismus entstehen lässt.
    Inhaltlich geht es um Said - Al - Wahid, der vor der Diktatur Sada Husseins aus dem Irak floh, sich auf den beschwerlichen Weg bis nach Deutschland machte, sich hier bis zur Einbürgerung durchkämpfte und nun nach vielen Jahren in den Irak zurückfährt, da seine Mutter im Sterben liegt. Dabei verschwimmen bei ihn reale Erinnerungen und scheinbare erlebte Geschichten, so dass er nicht mehr unterscheiden kann, was wirklich passiert ist und was nicht.
    Die Geschichte Said - Al - Wahids wird vom Autor sehr lebendig und berührend erzählt, so dass mensch beim Lesen ein Gefühl für den Protagonisten und seine Erfahrungen erhält. Auch die Beschreibungen seiner Erlebnisse und der Länder, die er besuchte, können definitiv berühren.
    Ich empfehle dieses kleine Buch gerne weiter und hoffe, das es noch viele weitere Leser_innen erreichen wird.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Angelina S., 14.02.2022

    Ich habe gerade während meines Studiums der Deutschemn Literatur in einem Seminar zur Interkulturellen Gegenwartsliteratur "der falsche Inder" von Abbas Khider gelesen. Da es mir wirklich gut gefallen hat, musste ich auch dieses Buch lesen, als ich gesehen habe, dass es herauskommt.
    Auch hier ist der Schreibstil gut zu lesen. Allerdings musste ich ein paar Sätze noch einmal lesen um sie komplett zu verstehen.
    Der Autor schafft es in diesem doch an Seiten gemessenen sehr lurzen Buch unheimlich viel Geschichte und Handlung einzubringen. Es passiert so viel, dass ich das Gefühl hatte das Buch wäre wesentlich länger. Oder müsste länger sein.
    Mir hat auch "Der erinnerungsfälscher" wirklich gut gefallen.
    Es ist nicht immer einfach zu lesen (als Inhalt), doch es muss erzählt und gehört werden. Ich fand es sehr spannend und informativ zu lesen.

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  • 5 Sterne

    6 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Klaraelisa, 31.01.2022

    Der lange Weg in eine neue Heimat
    Said Al-Wahid lebt schon lange in Deutschland, ist mit der Deutschen Monica verheiratet und hat mit ihr den Sohn Ilias. Eines Tages erfährt er durch einen Anruf seines Bruders Hakim, dass seine Mutter nicht mehr lange zu leben hat. Da er sie noch einmal sehen will, macht er sich auf den Weg nach Bagdad. Unterwegs erinnert er sich an seine Kindheit im Irak, seine Flucht und die erste schwierige Zeit in Deutschland. Er hat immer seine Geschichte aufschreiben wollen, scheitert aber an den grossen Erinnerungslücken. Er vergisst nämlich nicht nur einzelne Namen und Daten, er kann auch nicht unterscheiden, ob sich das, woran er sich erinnert, wirklich ereignet hat oder nicht. Dieser Verlust von Erinnerungen dient auch dem Selbstschutz. Sonst könnten die alten Wunden niemals heilen. Wenn er dieses Buch eines Tages schreibt, muss er sehr kreativ werden und beträchtliche Teile selbst erfinden.
    Nach seiner Flucht aus dem Irak braucht er Jahre, bis er in Deutschland ankommt, und dann wird es auch nicht leichter. Nicht nur, dass er wegen seines fremden Aussehens auffällig oft von der Polizei kontrolliert wird, über sein Leben bestimmen Gesetze: „die befristete und die unbefristete Aufenthaltserlaubnis, die Abschiebungsandrohungen, das Widerrufsverfahren, die Duldung, die Einbürgerung.“ (S. 19) Nicht einmal eine Geburtsurkunde für seinen Sohn wird ihm ohne weiteres ausgestellt. Da sind erst einmal Saids „derzeitige staatsangehörigkeitsrechtliche Verhältnisse zu beurteilen.“ (S. 22)
    Nach der Lektüre von Khiders in Anlehnung an die eigene Geschichte geschriebenem Roman müsste eigentlich auch der Letzte wissen, dass Flüchtlinge nicht ohne Not ihre Heimat verlassen, um sich in Deutschland ein schönes Leben zu machen. “Der Erinnerungsfälscher“ beeindruckt und erzeugt hoffentlich viel Empathie. Sehr empfehlenswert.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tobias K., 18.01.2022

    „Minenfelder im Gedächtnis“
    Auf dem Weg zurück von einer Podiumsdiskussion in Mainz erfährt Said Al-Wahid, dass seine Mutter im Sterben liegt. Er entschliesst sich mit dem Zug zum Frankfurter Flughafen zu fahren und den nächsten Flug nach Bagdad zu nehmen. Auf der Reise in seine alte Heimat, dem Irak, erinnert sich Said an verschiedene Begebenheiten aus seinem Leben, die ihn geprägt haben. Davon erzählt Abbas Khider in seinem neuen Roman „Der Erinnerungsfälscher“, durchaus mit trockenem Humor, und es wird deutlich, dass Said Probleme hat, sich genau zu erinnern. Er leidet unter Gedächtnisstörungen, vermutlich eine Form von Verdrängung als eine psychische Konsequenz des traumatischen Erlebten. So konstruiert er selbst die Zusammenhänge zwischen seinen unverbundenen Erinnerungsfetzen. Immer wieder kommt es zu „Assoziationsketten“, die ihn in die Vergangenheit führen. Dabei wird vor allem deutlich, was für einen schweren Weg Said hinter sich gebracht hat, bevor er in Deutschland sein privates Glück gefunden hat. Auch wird deutlich, dass Said eine ganz andere Lebenswelt kennen gelernt hat. Anhand der Schilderungen wird einem als Leser erst bewusst, wie gut es einem eigentlich in Deutschland geht, v.a. wenn man hier gross geworden ist, ohne schwerwiegendere traumatische Erfahrungen durchlebt zu haben. Gleichzeitig wird spürbar, dass Said sein eigenes Heimatland fremd geworden ist; in Bagdad angekommen, verspürt er keine Emotionen, sondern eine innere Leere. Auch das offene Ende des Romans, über das man noch lange nachdenkt, empfand ich als gelungen. Als besonderes Highlight, das mich zum Nachdenken anregte, habe ich den intertextuellen Bezug zur Novelle „Die Taube“ von Patrick Süskind wahrgenommen, in dem das Thema „Traumata“ ebenfalls eine Rolle spielt. Darin ist die Hauptfigur Jonathan Noel eine völlig verunsicherte Persönlichkeit mit Lebensangst. Vergleiche zu Said drängen sich förmlich auf. Und Abbas Khider wird nicht zufällig diesen Titel erwähnt haben, doch das Anstellen weiterer Reflexionen hierzu überlasse ich jedem einzelnen. Ich komme stattdessen zurück auf die bereits erwähnten „Assoziationsketten“ und auf die Frage, welche Erfahrungen Said genauer schildert:
    [AB HIER SPOILERWARNUNG] Ausgehend von seinem deutschen Reisepass, den er aus Misstrauen den deutschen Behörden gegenüber immer bei sich trägt, erinnert sich Said beispielsweise an das sehr bürokratische Verfahren seiner Einbürgerung, das er mit allen damit in Zusammenhang stehenden unlogischen Regelungen genau beschreibt. Als Leser erhält man dabei einen sehr guten Einblick in bürokratische Absurditäten und kann nachempfinden, wie verunsichert man sich als Fremder in Deutschland fühlen mag, sobald man mit offiziellen Formalitäten konfrontiert wird. Auch erhalten wir einen Einblick in Saids Kindheit, seine Beziehung zu seiner Mutter, die so gut wie nie lachte, wird thematisiert. Wir erfahren, dass sein Vater als Landesverräter hingerichtet wurde und seine Familie mit Ausgrenzungserfahrungen zu kämpfen hatte. Seine Schwester starb bei einem Bombenattentat, wie wir später erfahren. Beim Anblick von Polizei rücken „Erinnerungsbrücken“ an Polizeikontrollen wieder in Saids Bewusstsein, er begegnete nicht nur Ressentiments von Seiten der Polizei, sondern erlebte auch Rassismus. Die Begegnung mit einem Nazi bei einem Kneipenbesuch wird ebenfalls geschildert. Weiterhin berichtet Said von Besuchen im Heimatland und davon, wie dieses Land im Chaos versinkt, weil bewaffnete Milizen die Kontrolle übernommen haben. Er beschreibt auch seine mehrjährige Fluchtroute, die ihn von der Stadt Amman in Jordanien, über Ägypten und Libyen bis nach Athen geführt hat. Nicht zuletzt bleibt auch das Thema der Religion natürlich nicht ausgespart. Said, der nicht religiös erzogen worden ist, macht klar, dass es zwischen den Arabern grosse Unterschiede gibt, was die Ausübung der religiösen Praxis angeht. Am Beispiel eines Mitschülers geht er dann auch darauf ein, dass Antisemitismus bei einzelnen Fanatikern ein grosses Problem sein kann.
    Letztlich kann das Schicksal von Said exemplarisch für das anderer Flüchtlinge in Deutschland stehen und das macht diesen Roman für mich so interessant. Man erhält einen Einblick in die Lebenswelt und in die Erfahrungen eines Flüchtlings aus dem Irak, und das aus der Feder eines Autors, der eine ähnliche Lebensgeschichte wie Said aufweist. Einige biographische Überschneidungen zwischen der fiktiven Figur Said und Abbas Khider gibt es nämlich. Und hier stellt sich natürlich zwangsläufig die Frage, wie autobiographisch geprägt der vorliegende Roman eigentlich ist. Das kann nur der Autor beantworten. Auf jeden Fall leistet der Roman einen Beitrag dazu, Empathie gegenüber Flüchtlingen entwickeln zu können.

    Fazit: Ein Roman, der dem Leser/ der Leserin einen interessanten Einblick in die Biographie und in die Gefühls- sowie Erlebniswelt eines irakischen Flüchtlings gibt, der zum Nachdenken anregen kann und der einen Beitrag dazu leistet, Empathie gegenüber Flüchtlingen zu entwickeln bzw. beizubehalten.

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  • 5 Sterne

    Gisela E., 23.04.2022

    Emotional und bewegend

    Seit Said Al-Wahid nach Deutschland gekommen ist, hat er die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, immer seinen Reisepass dabei zu haben, und sei es im Supermarkt um die Ecke. Als sein Bruder ihm die Nachricht zukommen lässt, dass seine Mutter im Sterben liege, reist Said zum ersten mal seit Jahren in den Irak. Auf dem Weg nach Bagdad tauchen Erinnerungen auf, an die ersten Tage und Jahre in Deutschland, an die Flucht und auch an die Kindheit im Irak. Sind alle seine Erinnerungen richtig, hat er welche dazu erfunden? Er weiss es nicht wirklich.

    Diese Reise Saids zu seinen Wurzeln lässt all die Erinnerungen auftauchen, die ihn geprägt haben. So erfährt der Leser eine äusserst bewegende Lebensreise. Die Erinnerungen sind wie Perlen an einer Kette, sie reihen sich aneinander und erzählen wie nebenbei nicht nur das, was geschehen ist, sondern auch von dem Rassismus und der Diskriminierung, die natürlich in Saids Leben Eingang gefunden hat. Vermutlich stecken sehr viele eigene Erfahrungen des Autors Abbas Khider in dieser Geschichte, die durch den ruhigen Klang der Erzählung jede Menge Bilder heraufbeschwört.

    Diese sehr ruhige und doch so emotionale und bewegende Geschichte empfehle ich sehr gerne weiter. Ich vergebe alle 5 möglichen Sterne.

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  • 4 Sterne

    esmeralda19, 22.04.2022 bei bewertet

    Sehr berührend

    Said Al-Wahid ist in Deutschland angekommen. Die Flucht aus dem Irak hat er geschafft. Inzwischen hat er eine Frau und einen Sohn. Eines Tages bekommt er die Nachricht von seinem Bruder, dass seine Mutter im Sterben liegt. Schnellstmöglich will Said nach Bagdad reisen, um sich von seiner Mutter zu verabschieden.

    Dieser Roman hat mich sehr berührt. Den Schreibstil fand ich sehr angenehm und poetisch. Die Handlung wird in der Perpektive von Said Al-Wahid erzählt. Ich empfand Said sehr authentisch und konnte mich sehr in ihn reinversetzen, was er alles durchmachen musste. Das hat mich sehr ergriffen. Den Titel des Buches finde ich sehr gelungen. Said erinnert sich an die Vergangenheit. Dabei verwischt seine Erinnerung sehr stark, so dass er nicht mehr sagen kann, welche real oder fiktiv ist. Der Autor Abbas Khider kommt aus Bagdad. Er ist ebenfalls aus dem Irak geflohen und lebt jetzt in Deutschland. Anscheinend hat der Autor in diesem Buch seine Lebensgeschichte verarbeitet.

    Sehr berührender und bewegender Roman, der sehr poetisch erzählt ist.

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  • 3 Sterne

    herrzett, 24.04.2022

    In Abbas Khiders neusten Roman "Der Erinnerungsfälscher" erzählt er sehr locker und leicht von den Wirren der deutschen Bürokratie, des deutschen Asylverfahrens, vom Kampf mit den Behörden und irgendwie auch dem, was man hierzulande von Migranten erwartet oder zu wissen glaubt. Und Khider blickt zurück auf das Leben seines Protagonisten Said Al-Wahid, der durch die Nachricht seines Bruders zur sofortigen Reise in sein Heimatland aufgerufen wird. Saids Mutter liegt derzeit in einem Bagdader Krankenhaus im Sterben, die Zeit drängt, doch da gibt es noch so einige Probleme mit dem Reisepass und seinem Asylantrag.

    "Saids Leben in Deutschland neigte sich, so schien es, dem Ende zu. Sechs Jahre verloren schlagartig ihre Bedeutung. [...] Es war, als ob Saids Leben kein Leben wäre, sondern ein überflüssiger Satz in den Akten der Behörden: Jeder konnte ihn mit einer flüchtigen Bewegung wegstreichen. Es war ein wertloses Leben, nur ein Furz am Rande aller Welten."

    Ich wünschte, dieser Roman hätte mir mehr gegeben oder besser gesagt einen bleibenderen Eindruck hinterlassen, denn gerade durch Khiders vorherige Romane und das allgemeine, durch die Medien geprägte Bewusstsein über Migration, Asylprobleme und Co, ist es mehr eine kleine, leicht zugängliche Geschichte, die einen Einblick in das komplexe Gefüge aus Bürokratie, Flucht, (Un)Menschlichkeit und Heimat bietet, aber auch nicht wirklich mehr erzählt. Und das ist irgendwie sehr schade, denn der Hintergrund ist schon sehr tragisch. Said hat früh seinen Vater verloren, dieser wurde hingerichtet als er acht Jahre alt war. Er hat alles zuhause aufgegeben, sich über zahlreiche Hürden nach Berlin gekämpft, sehr umständlich eine Aufenthaltserlaubnis erhalten, sich hier eine neue Heimat aufgebaut, eine eigene Familie gegründet und ist nun gefordert zu seinen Wurzeln zurückzukehren und sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen, aber gleichzeitig erkennt Said eben auch, dass kaum noch (echte) Erinnerungen vorhanden sind. Und das wäre in ausführlich wahrscheinlich ein sehr mitreissender Roman gewesen, der gerne an die 300 Seiten hätte haben können und viel über das Schicksal der Geflüchteten verraten hätte. So ist es aber eher ein Rückblick in die Vergangenheit, alles Erkämpfte ist schon da und es werden Möglichkeiten gesucht eine Verbindung zur Vergangenheit herzustellen und das dann auch in einem eher weniger berührenden Schnellverfahren.
    Daher empfehle ich diesen Roman eher jenen, die noch nichts über Flucht, Migration oder Einbürgerung in Deutschland gelesen haben, denn "Der Erinnerungsfälscher" ist wirklich ein nettes, schnell zu lesendes 'Einsteigerbuch' in die Thematik, es hat einige wirklich schöne, tiefgründige Gedanken, aber sonst... lieber anderes.

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  • 3 Sterne

    hundeliebhaberin, 24.04.2022

    Said Al-Wahid ist gerade auf dem Heimweg nach Berlin zu seiner Frau und seinem Sohn, als ihn sein Bruder Hakim kontatkiert. Ihre Mutter liegt in Bagdad im Krankenhaus und hat vermutlich nicht mehr lange zu leben. Um sie noch ein letztes Mal sehen und sich von ihr verabschieden zu können, macht sich Said Al-Wahid auf direktem Weg zurück nach Bagdad - von wo er einst auf verschiedenen Umwegen seine Flucht nach Deutschland antritt.
    Auf seiner Reise zurück in den Irak und in Erwartung an das Wiedersehen mit seinem Bruder und seiner Mutter holen ihn Erinnerungen aus seiner Kindheit, seiner Jugend und seinen ersten Jahren in Deutschland ein. Allerdings weiss er nicht mehr genau, welche Erinnerungen real und welche fiktiv sind. Die Leser*innen erfahren dies ebenso wenig, aber bekommen einen Einblick in Said Al-Wahids Vergangenheit, seine Wahrnehmung und seinen Blick auf die Welt.
    Erzählerisch war ich nicht allzu begeistert, da mich Abbas Khider irgendwie nicht vollständig erreichen konnte. Vieles blieb für mich sehr oberflächlich, hat mich nicht berührt und ist nahezu an mir vorbeigezogen.

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  • 3 Sterne

    hundeliebhaber, 24.04.2022 bei bewertet

    Said Al-Wahid ist gerade auf dem Heimweg nach Berlin zu seiner Frau und seinem Sohn, als ihn sein Bruder Hakim kontatkiert. Ihre Mutter liegt in Bagdad im Krankenhaus und hat vermutlich nicht mehr lange zu leben. Um sie noch ein letztes Mal sehen und sich von ihr verabschieden zu können, macht sich Said Al-Wahid auf direktem Weg zurück nach Bagdad - von wo er einst auf verschiedenen Umwegen seine Flucht nach Deutschland antritt.
    Auf seiner Reise zurück in den Irak und in Erwartung an das Wiedersehen mit seinem Bruder und seiner Mutter holen ihn Erinnerungen aus seiner Kindheit, seiner Jugend und seinen ersten Jahren in Deutschland ein. Allerdings weiss er nicht mehr genau, welche Erinnerungen real und welche fiktiv sind. Die Leser*innen erfahren dies ebenso wenig, aber bekommen einen Einblick in Said Al-Wahids Vergangenheit, seine Wahrnehmung und seinen Blick auf die Welt.
    Erzählerisch war ich nicht allzu begeistert, da mich Abbas Khider irgendwie nicht vollständig erreichen konnte. Vieles blieb für mich sehr oberflächlich, hat mich nicht berührt und ist nahezu an mir vorbeigezogen.

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  • 5 Sterne

    Bücherfreundin, 10.03.2022

    Aussergewöhnliche und berührende Lebensgeschichte
    Abbas Khider erzählt in seinem neuen, vom Hanser-Verlag veröffentlichten Roman die Geschichte von Said Al-Wahid. Seit fast zwei Jahren ist Said Schriftsteller, er hat an einer literarischen Podiumsdiskussion in Mainz teilgenommen und befindet sich auf der Heimreise nach Berlin zu seiner Frau Monica und seinem Sohn Ilias. Während der Zugfahrt bekommt er einen Anruf seines Bruders Hakim aus dem Irak, der ihm mitteilt, dass die Mutter im Krankenhaus liegt und wahrscheinlich nicht mehr lange leben wird. Said macht sich spontan auf den Weg zum Frankfurter Flughafen und nimmt die nächste Maschine nach Bagdad.

    Auf seiner Reise in die alte Heimat erinnert sich Said an sein bisheriges Leben.
    Als junger Mann floh er vor dem Terrorregime des Irak. Es dauerte Jahre, bis er auf Umwegen endlich in Deutschland ankam. Aber auch dort war es nicht einfach für ihn, der Bürokratismus war eine ständige Herausforderung, die ersehnte Einbürgerung ein mühsamer, sich über Jahre hinziehender Prozess. Seitdem führt er seinen Reisepass, für den er so lange kämpfen musste, ständig mit sich.

    Als er mit dem Schreiben beginnt und seine eigene, wahre Geschichte niederschreiben möchte, stellt er fest, dass seine Erinnerungen unvollständig sind. Ein grosser Teil ist durch ein Loch im Gedächtnis verloren gegangen, einfach verschwunden. Er muss seine Gedächtnislücken schliessen, neu erfinden, bezeichnet sich selbst als einen Erinnerungsfälscher, der die Lücken mit fiktiven Inhalten füllt.

    Der in wunderschönem Sprachstil geschriebene Roman über Said hat mich sehr berührt und nachdenklich gemacht. Es ist die Geschichte eines Mannes, der seinen eigenen Erinnerungen nicht traut, aber auch eine unter die Haut gehende Geschichte über die Probleme in der neuen Heimat Deutschland, über Vorurteile, wiederkehrende Demütigungen und Schikanen.

    Ich kann diesen grossartigen Roman nur empfehlen - von mir wohlverdiente 5 Sterne!

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  • 5 Sterne

    Klaraelisa, 31.01.2022

    Der lange Weg in eine neue Heimat
    Said Al-Wahid lebt schon lange in Deutschland, ist mit der Deutschen Monica verheiratet und hat mit ihr den Sohn Ilias. Eines Tages erfährt er durch einen Anruf seines Bruders Hakim, dass seine Mutter nicht mehr lange zu leben hat. Da er sie noch einmal sehen will, macht er sich auf den Weg nach Bagdad. Unterwegs erinnert er sich an seine Kindheit im Irak, seine Flucht und die erste schwierige Zeit in Deutschland. Er hat immer seine Geschichte aufschreiben wollen, scheitert aber an den grossen Erinnerungslücken. Er vergisst nämlich nicht nur einzelne Namen und Daten, er kann auch nicht unterscheiden, ob sich das, woran er sich erinnert, wirklich ereignet hat oder nicht. Dieser Verlust von Erinnerungen dient auch dem Selbstschutz. Sonst könnten die alten Wunden niemals heilen. Wenn er dieses Buch eines Tages schreibt, muss er sehr kreativ werden und beträchtliche Teile selbst erfinden.
    Nach seiner Flucht aus dem Irak braucht er Jahre, bis er in Deutschland ankommt, und dann wird es auch nicht leichter. Nicht nur, dass er wegen seines fremden Aussehens auffällig oft von der Polizei kontrolliert wird, über sein Leben bestimmen Gesetze: „die befristete und die unbefristete Aufenthaltserlaubnis, die Abschiebungsandrohungen, das Widerrufsverfahren, die Duldung, die Einbürgerung.“ (S. 19) Nicht einmal eine Geburtsurkunde für seinen Sohn wird ihm ohne weiteres ausgestellt. Da sind erst einmal Saids „derzeitige staatsangehörigkeitsrechtliche Verhältnisse zu beurteilen.“ (S. 22)
    Nach der Lektüre von Khiders in Anlehnung an die eigene Geschichte geschriebenem Roman müsste eigentlich auch der Letzte wissen, dass Flüchtlinge nicht ohne Not ihre Heimat verlassen, um sich in Deutschland ein schönes Leben zu machen. “Der Erinnerungsfälscher“ beeindruckt und erzeugt hoffentlich viel Empathie. Sehr empfehlenswert.

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  • 5 Sterne

    kuddel, 30.01.2022 bei bewertet

    bereichernde Einblicke
    Abbas Khider hat in "Der Erinnerungsfälscher" auch autobiografisches einfliessen lassen. Er gibt hier über Erinnerungsfragmente die Geschichte des irakischen Flüchtlings Said wieder, die sehr zu fesseln weiss.

    Said hat in Deutschland lange um seine Einbürgerung kämpfen und bangen müssen. Diese Erlebnisse haben ihn, ebenso wie die lange Flucht und die fluchtauslösenden Erlebnisse in der Heimat, sehr geprägt.
    Seinen Reisepass trägt er immer bei sich, so ist er bestens vorbereitet, als der Bruder aus Bagdad sich meldet, weil die Mutter im Sterben liegt. Kurzentschlossen geht er zum Flughafen, bucht einen Flug und macht sich auf den Weg. Dabei blickt er zurück auf sein Leben.
    Der Titel erklärt sich aus Saids Problem: er kann sich nicht vollständig erinnern, so füllt er die Lücken selbst - ob dies eine mögliche Krankheit, Folgen des Erlebten oder schlicht ein Schutzmechanismus ist, kann der Leser nur vermuten. Doch paradoxerweise werden daher die wesentlichen Eckpunkte dieses Lebens besonders eindrücklich spürbar.
    Wir erfahren, wie ein Asylant sich in Deutschland fühlt und wie fragil seine Situation stets ist. Diese Ungewissheit und Angst hinterlassen Spuren.

    Said schafft es das Abitur nachzuholen und Fuss zu fassen. Er hat Frau, Kind und Arbeit in Deutschland und ist doch immer durch seinen Namen und sein Aussehen klar der Aussenseiter.
    Das Leben in Deutschland, aber auch im Irak wird auf eindrücklich Art erlebbar. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Leben hier und dort, aber auch zwischen den Zurückgebliebenen und dem Fortgegangenen werden sehr gut herausgearbeitet.
    Ein tolles Buch, dass mir viele Eindrücke beschert hat, die mir bisher fremd waren. Ein gelungener Brückenschlag in ein fremdes Leben.

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  • 5 Sterne

    solveig, 23.03.2022 bei bewertet

    Minenfeld Gedächtnis

    Wieviel Inhalt ein schmaler Buchband transportieren kann, beweist Abbas Khider sehr eindrucksvoll in seinem neuen Roman „Der Erinnerungsfälscher".
    Sein Protagonist Said Al-Wahid hat sich gerade in Deutschland eine neue Heimat geschaffen, als sein Bruder ihn aus dem Irak anruft, um ihm mitzuteilen, dass ihre Mutter im Sterben liege und er so schnell wie möglich kommen möge. Sie und Bruder Hakim sind Saids letzte Verbindung zu seiner Familie im Irak. Während seines Fluges nach Bagdad und des kurzen Aufenthaltes in seinem ehemaligen Vaterhaus bestürmen ihn Erinnerungen an sein früheres Leben. Welche Geschehnisse davon sind tasächlich passiert, welche sind „Lückenfüller"?
    Khider versteht es meisterhaft, die bruchstückhaften Erinnerungen seines (vielleicht) Alter Ego - zeitlich Stück für Stück rückwärts gehend - in Saids gegenwärtige Existenz als angehender Schriftsteller mit deutschem Pass einzubeziehen. Sein leicht wirkender Schreibstil täuscht allerdings: gerade die kurzen Sätze und die knapp und sachlich formulierten Erinnerungen stecken voll tiefer, dramatischer Bedeutung. Eindrücklich vermitteln sie dem Leser den Grund, warum viele Erinnerungen Saids „zu den Minenfeldern im Gedächtnis …“ gehören, „die er nicht gern betreten möchte", weil sie ihn zerstören könnten. Und weshalb er für sich den Begriff des „Erinnerungsfälschers" nutzt, der traumatische Erlebnisse in seinem Gedächtnis zu unterdrücken sucht.
    Gewalt, Verfolgung, Flucht: einen wirklichen Schutzwall kann Saids Gedächtnis dazu nicht aufbauen. Doch der deutsche Pass, den er ständig bei sich trägt, und sein kleiner, in Berlin geborener Sohn geben ihm ein Gefühl der Sicherheit und Hoffnung.

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    Verena W., 23.03.2022

    Minenfeld Gedächtnis

    Wieviel Inhalt ein schmaler Buchband transportieren kann, beweist Abbas Khider sehr eindrucksvoll in seinem neuen Roman „Der Erinnerungsfälscher".
    Sein Protagonist Said Al-Wahid hat sich gerade in Deutschland eine neue Heimat geschaffen, als sein Bruder ihn aus dem Irak anruft, um ihm mitzuteilen, dass ihre Mutter im Sterben liege und er so schnell wie möglich kommen möge. Sie und Bruder Hakim sind Saids letzte Verbindung zu seiner Familie im Irak. Während seines Fluges nach Bagdad und des kurzen Aufenthaltes in seinem ehemaligen Vaterhaus bestürmen ihn Erinnerungen an sein früheres Leben. Welche Geschehnisse davon sind tasächlich passiert, welche sind „Lückenfüller"?
    Khider versteht es meisterhaft, die bruchstückhaften Erinnerungen seines (vielleicht) Alter Ego - zeitlich Stück für Stück rückwärts gehend - in Saids gegenwärtige Existenz als angehender Schriftsteller mit deutschem Pass einzubeziehen. Sein leicht wirkender Schreibstil täuscht allerdings: gerade die kurzen Sätze und die knapp und sachlich formulierten Erinnerungen stecken voll tiefer, dramatischer Bedeutung. Eindrücklich vermitteln sie dem Leser den Grund, warum viele Erinnerungen Saids „zu den Minenfeldern im Gedächtnis …“ gehören, „die er nicht gern betreten möchte", weil sie ihn zerstören könnten. Und weshalb er für sich den Begriff des „Erinnerungsfälschers" nutzt, der traumatische Erlebnisse in seinem Gedächtnis zu unterdrücken sucht.
    Gewalt, Verfolgung, Flucht: einen wirklichen Schutzwall kann Saids Gedächtnis dazu nicht aufbauen. Doch der deutsche Pass, den er ständig bei sich trägt, und sein kleiner, in Berlin geborener Sohn geben ihm ein Gefühl der Sicherheit und Hoffnung.

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