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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Glüxklaus, 15.01.2020

    Das schräge Haus“ wohnt tief drinnen in ihrer Enkelin Ella, findet zumindest Mina, die die Häuser der Menschen genau erkennt, wenn sie lange genug in eine Person hineingesehen hat. Schrägheiten sind Ella daher bestens vertraut. Einen besonders schrägen Tag erlebt sie in ihrer Kindheit am 22. Juni 1986, als in der Schrebergartenkolonie ein Fest gefeiert wird. Der Tag endet mehr als tragisch und verfolgt Ella bis ins Erwachsenenalter. Viel später, mit 34 Jahren, arbeitet sie als Psychotherapeutin und die Auseinandersetzung mit schrägen Menschen wie ihrem Patienten Herrn Oebing, der immer wieder von Frau Traurigkeit heimgesucht wird, ist ihr täglich Brot. Ganz langsam wagt sich Ella aus ihrem schrägen Haus heraus und merkt dabei, dass es sich lohnt, sich dem Leben mitsamt seinen Herausforderungen zu stellen und sich auf Beziehungen zu anderen Menschen einzulassen.

    Susanne Bohnes Roman ist besonders, das ist schon seinem Cover in ungewöhnlicher Streifbroschur anzusehen. Der erste Teil, in dem es um den 22.Juni 1986 geht, war für mich sehr anstrengend zu lesen. Der Sprachstil, voller schräger Bilder und Sätze war derart verworren, dass ich Mühe hatte, dem Inhalt zu folgen. Manche Sätze musste ich mehrmals lesen, um sie zu verstehen. Ich war versucht, den Roman in die Ecke zu pfeffern und aufzugeben. Doch ich hielt durch und es zahlte sich aus, ab dem zweiten Teil hatte ich mich an den Schreibstil gewöhnt und erkannte dabei, dass gerade das Spiel mit der Sprache eine Besonderheit des Romans darstellt. Die Sprache dieses Romans ist hier nicht nur Mittel zum Zweck, nicht reines Instrument, sondern ein ganz entscheidender Teil der Komposition. Jedem Satz ist die Freude und Leidenschaft, die die Autorin am Schreiben hat, deutlich anzumerken.
    Nicht nur der Schreibstil der Autorin ist ungewöhnlich, ihre Figuren sind es auch. Allen voran Ella, die sich nach einem dramatischen Erlebnis in der Kindheit nicht mehr fängt und sich aus Angst vor Verlust nicht aus ihrem Schneckenhaus traut, ihr Patient Herr Oebing, der besessen von To- Do- Listen ist und eine intensive Beziehung zu Frau Traurigkeit pflegt, Ellas Freundin Yvonne, die Worte ausatmet und ihr grosses Herz am rechten Fleck hat und natürlich die unkonventionelle Mina, die Ella wie niemand sonst versteht und die ihr alles bedeutet.
    Es passiert nicht viel in der Geschichte, zumindest äusserlich nicht. Viel mehr passiert aber in den Figuren, am meisten in Ella. Sie lernt im Laufe des Romans einiges über Ängste, die es zu überwinden gilt, Schuld, Selbstvertrauen und natürlich über Schrägheiten. Manche Dinge sind von Anfang an verloren, manche Dinge gehen verloren, aber nicht alles geht verloren. Und wer etwas wagt, kann auch etwas gewinnen.

    Der Roman ist nicht perfekt. Für mich kam das Ende zu glatt und zu übereilt daher. Stellenweise ging es mir wahrlich zu schräg zu, mit einigen Sprachbildern konnte ich wenig anfangen und manches Verhalten der skurrilen Figuren war für mich nicht nachvollziehbar. Nein, kein perfekter Roman, aber perfekt abgestimmt: Alles in allem passen nämlichen die schrägen Formulierungen, die schrägen Figuren, das schräge Verhalten ideal zusammen, es ergibt eine schräge, aber sehr stimmige Geschichte. Ein unkonventioneller Wohlfühlroman mit Tiefsinn. Es lohnt sich nach dem ersten anstrengenden Teil dranzubleiben, denn man bekommt danach ganz viel geboten: Eine Schatzkiste voller Sprachperlen und kostbarer kleiner Weisheiten, manche glänzen ganz intensiv, andere nur ein kleines bisschen.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lena, 18.12.2019

    Ella wächst im Schrebergarten ihrer Grossmutter Mina auf. Ihr steht Ella näher als ihre Mutter, die sich nur für ihren Sohn zu interessieren scheint. Mina kann tief in Ella hineinblicken und ihr Haus sehen, das etwas in Schieflage ist. Ella kommt sich etwas sonderbar vor, aber ihre beste Freundin, die gleichaltrige Yvonne, ist immer an ihrer Seite.
    Ein Sonntag im Juni 1986 schockiert die Achtjährige jedoch derart, dass Ella auch Jahre später noch mit Schuldgefühlen zu kämpfen hat.
    26 Jahre später ist Ella psychologische Psychotherapeutin mit eigener Praxis und behandelt eine Reihe schräger Persönlichkeiten. Sie möchte sie heilen, um ihre Schuld von damals auszugleichen. Herr Oebing ist einer ihrer Patienten, bei dem sie bereits an seiner Kleiderauswahl erkennen kann, ob er einen guten Tag hat oder ob Frau Traurigkeit an seiner Seite ist.
    Bei der Hochzeit ihrer besten Freundin Yvonne ist auch Herr Oebing als Cousin des Bräutigams eingeladen und so lernt Ella ihren Mittwochs-Patienten erstmals von seiner privaten Seite kennen, zeigt ihm sogar den Schrebergarten von Mina, die inzwischen 86 Jahre alt ist. Doch als sie entgegen aller ärztlichen Grundsätze Herrn Oebing näher kommt, wird Ellas grösste Sorge wahr und wirft sie damit komplett aus der Bahn.

    "Das schräge Haus" erzählt zunächst vom Sommer der Kindheit von Ella, der für sie so prägend war, dass sie sogar ihre Berufsentscheidung davon abhängig gemacht hat. Aus der Sicht einer Achtjährigen, die sich jedoch eingehend mit sich selbst und ihrer Umgebung beschäftigt, ist das Leben in der Kleingartenanlage sehr unterhaltsam und kein bisschen spiessig dargestellt. Zudem spürt man, wie eng die Beziehung zwischen Mina und Ella ist, die wie Seelenverwandte sind. Mina ist eine rüstige Rentnerin mit Ruhrpott-Slang, die sich liebevoll um ihre Enkelin kümmert, die ihr alles anvertraut.

    Zweidrittel des Romans handeln jedoch von der erwachsenen Ella und dieser Teil hat mir noch besser gefallen als der Beginn. Ella ist inzwischen 34 Jahre alt, hat sich als Psychotherapeutin selbstständig gemacht und sehnt sich nach einem Mann an ihrer Seite. Die Hochzeit ihrer besten Freundin steht bevor, worüber sie sich zwar freut, denkt aber gleichzeitig, dass sie - wohl aufgrund ihrer schrägen Art - nie einen geeigneten Partner finden wird. Ella mangelt es an Selbstvertrauen, denn eigentlich ist sie gar nicht so anders wie sie denkt. Sie ist trotz - oder gerade aufgrund - ihrer teils wirren Gedanken eine sympathische, nahbare und authentische junge Frau. Sie macht im Verlauf des Romans durch die Ratschläge ihrer Grossmutter, aber auch durch die unerwartete Annäherung an Herrn Oebing eine charakterliche Weiterentwicklung durch. Es ist schön zu lesen, wie sie ihre Ängste überwindet, ihre Anpassungsschwierigkeiten ablegt und sich öffnet - sprichwörtlich die Fenster ihres schrägen Hauses aufreisst und einen frischen Wind hineinlässt.

    "Das schräge Haus" ist ein Roman voller liebevoll individuell gezeichneter Charaktere, ein Roman über das Erwachsenwerden und die Erkenntnis, sich selbst so zu lieben und annehmen wie man ist - trotz oder gerade wegen der persönlichen Eigenheiten. Es ist ein Feelgood-Roman mit Tiefgang, der jetzt im Winter nicht nur durch die unerträgliche Sommerhitze im Roman, ganz viel Herzenswärme schenkt.

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  • 5 Sterne

    Gelöschter Benutzer, 10.01.2020

    Ella ist eigentlich im Schrebergarten aufgewachsen. Bei ihrer Oma Minna und zusammen mit ihrer besten Freundin Yvonne lebte sie Jahrelang wie unter einer Käseglocke. Alles war überschaulich und wundersam. Da gab es Glühwürmchen, die Wünsche erfüllen konnten und eine blühende Gartenwelt mit liebenswerten und auch etwas verschrobenen Menschen, die darin ihre Ruhe und Erholung suchten.

    Bis zu einem Sonntag im Juni, der alles veränderte …

    26 Jahre später hat Ella eine eigene psychologische Praxis , in der sie den Menschen helfen will, die wie sie, etwas schräg geraten sind und in dieser Welt nicht mehr zurecht finden.

    Doch ihr eigenes Leben hat sie immer noch nicht im Griff und lange sieht es so aus, als ob ihr das auch nie gelingen könnte.

    Doch dann geschieht etwas ganz Schreckliches und danach etwas ganz Wunderbares, das Ellas Leben für immer verändert und dann wird es sogar wunderschön.


    Dieses Buch ist wirklich etwas ganz Besonderes und man muss sich einfach die Zeit nehmen, um mit Ella diese kindliche und märchenhafte Welt zu erleben, denn es lohnt sich !

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  • 5 Sterne

    Sabine H., 20.12.2019

    Das schräge Haus
    Susanne Bohne

    Während ich hier meine Rezension schreibe, habe ich immer noch ein dickes fettes grinsen im Gesicht. Einvernehmend und nachhaltig beeindruckend hat mich diese Autorin am Wickel. Mühelos packte sie mich gleich zu Beginn des Lesen und zog mich galant immer tiefer in die Geschichte hinein. Phantastisch gelungene Protagonisten, die lebendig, sagenhaft liebenswert und phänomenal authentisch sind. Ja hat nicht jeder Psychologe einen klitzekleinen, liebevoll gepflegten Schatten.... Ella definitiv und sie nimmt ihre Leser auf eine fantastische Lesereise, zeigt sich naturell und unverblümt, mein Herz hat sie im Sturm erobert.
    Gelesen habe ich diese wunderbare Geschichte in einem geschmeidigen, lebendigen und mitreissenden Schreibstil, der sozusagen das i Tüpfelchen war.
    Ich vergebe liebend gerne fünf Sterne und eine glasklare Kauf - und Leseempfehlung für diesen hinreissenden Roman!

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  • 4 Sterne

    harakiri, 13.01.2020

    Wenn ein Tag alles verändert
    Ella ist ein glückliches Kind. Zwar sind ihre Eltern getrennt und ihre Mutter liebt sie nicht so wie ihren Bruder, aber Ella verbringt viel Zeit mit ihrer Grossmutter Mina in deren Schrebergarten. Die Tage sind glücklich und sorglos, bis zum 22. Juni 1986 – als Ella das erste Mal mit dem Tod konfrontiert wird.
    26 Jahre später ist sie Psychotherapeutin geworden und doch hat sie immer noch nicht das Trauma jenes Tages überwunden. Doch eines Tages erkennt sie: sie muss etwas ändern, sonst vergeht sie. Und dann taucht Hilfe von unerwarteter Seite auf.
    Ein Buch vom Losgehen und Ankommen. Vom Erkennen und zu sich finden. Aber auch ein Buch der leisen Töne. Keine einfache Liebesgeschichte, nein Ella muss erst ihre Türen öffnen und feststellen, dass sie sich selbst im Weg steht, um endlich dort zu landen, wohin sie möchte.
    Das schräge Haus ist ein Buch, auf das man sich einlassen muss. Zwar zauberhaft geschrieben, manchmal gar poetisch anmutend, aber doch auch mit kleinen Hürden „ich bin ein Rosenbusch und unsichtbar“ oder „von meinem Balkon sieht man in die eine Richtung den Leuchtturm von Wangerooge und in die andere die Oper von Sydney“ oder auch „meine Mutter verwandelt sich in eine Dörrpflaume“. Dinge, über die man kurz stolpert und die Nachdenkens wert erscheinen.
    Das Buch ist in zwei Teile untergliedert: Ellas Kindheit im Schrebergarten der Oma. Glückliche Glühwürmchen Nächte, Grillabende und unendliche Sommertage mit der besten Freundin. Susanne Bohne beschreibt hier alles so wie man es selbst von früher her kennt. Und das weckt fast nostalgische Gefühle.
    Der grössere Teil beinhaltet Ellas Erwachsenenleben. Von ihrer Sorge, nie die Liebe zu finden, weil sie sich selbst nicht liebenswert findet. Von der Liebe zu ihrem Beruf und die noch immer währende Freundschaft zu Yvonne.
    Fazit: mal ein etwas anderer Roman mit teilweise skurrilen, aber liebevollen Personen.
    Noch ein Wort zum Einband, der wirklich etwas Besonderes ist: gepresster Karton, dessen Buchrücken beim Lesen auf jeden Fall die Stabilität behält.

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  • 4 Sterne

    Lucienne M., 21.01.2020

    Inhalt:
    Wäre Ella ein Haus, dann eins mit schrägem Giebel – hat zumindest Mina immer gesagt, in deren Ruhrpott-Schrebergarten-Welt Ella aufgewachsen ist. Und sie lag richtig: Seit Ella als Kind den Bergmann Manfred tot im Liegestuhl gefunden hat, ist etwas in ihr verdreht. Nun ist Ella erwachsen und Psychologin. Aber, da man sich selbst nicht therapieren kann, immer noch ziemlich schräg. Und ziemlich einsam.
    Herr Oebing leidet an einer Depression und trägt gern Krümelmonster-T-Shirts, wenn er zu Ella in die Praxis kommt. Er ist mindestens so schräg wie Ella und vielleicht deshalb gerade richtig für sie …

    Meine Meinung:
    Das wunderschöne Cover hat mich sofort zum Träumen eingeladen und mein Interesse für die Story geweckt. Auch die Inhaltsangabe verspricht eine tolle Geschichte, die ich einfach lesen musste. Der Schreibstil ist ein wenig stockend am Anfang des Buches, wird aber zur Mitte hin besser. Nicht nur die Hauptfiguren sondern auch alle Nebencharaktere sind super durchdacht und runden die Geschichte ab. Die Story an sich ist wirklich toll durchdacht und vermittelt eine gute Message an den Leser, die auch im Kopf hängen bleibt. Einen Stern muss ich auf Grund des zähen Anfangs geben, der die Leselust etwas geschmälert hat. Es dauert einfach ein wenig, bis man ganz in dem Thema angekommen ist und flüssig lesen kann.Trotzdem ein sehr schönes Buch und eine absolute Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 07.01.2020

    Aussen und innen was ganz Besonderes

    Eigentlich ist mir ein Cover ja nicht wichtig, es kommt auf den Inhalt an. Aber hier versteckt sich hinter einem genialen Eyecatcher Cover und zudem in aussergewöhnlicher Steifbroschur gebunden, ein ganz besondere Geschichte und zwar in jeglicher Hinsicht.

    Als Leser reist man zu Beginn erst einmal mit Ella in die Vergangenheit zurück und lernt sie als achtjähriges Mädel mit ihrer Grossmutter Mina in einer Schrebergartenanlage kennen. Die ersten hundert Seiten bekommt man daher aus der teils naiven Perspektive einer Achtjährigen geboten, jedoch hie und da schon immer wieder mit genialen Schlussfolgerungen versehen. Am Ende dieses ersten Abschnitts hat man mit Ella ein tragisches Erlebnis, das ihr weiteres Leben beeinflussen wird. Dann gibt es einen Zeitsprung von 28 Jahren und man sitzt mit Ella in ihrer Praxis für psychologische Psychotherapie und kümmert sich um die Sorgen und Anliegen ihrer Patienten. Zudem darf man mit ihr auf Partnersuche gehen, es bei „Online Partnerbörsen waren die Erwachsenen Version vom Wunschzettelschreiben“, versuchen und auch mal einen Reinfall erleben. Zudem gilt es sich mit Yvonne der Freundin seit Kindheitstagen zu treffen und auch deren Hochzeit zu feiern. Ganz klar dürfen auch die Treffen mit Oma Mina nicht fehlen, ganz besonders wenn es nach einem Besuch bei der Mutter Trost bedarf. Abschied und Neubeginn kommen auch noch dazu, aber da will ich nicht zu viel verraten.

    Auf den ersten gut 50 Seiten machte für mich das Besondere des Romans vor allem das tolle Spiel mit Sprache der Autorin aus, weniger die Spannung der Geschichte an sich, handelt es sich doch hauptsächlich erst einmal ums Kennenlernen der Mitspieler. Die teils ausladenden Sprachbilder, was ich überhaupt nicht negativ meine, haben von mir allerdings auch konzentriertes Lesen bedurft. Zu leicht wäre sonst ein Detail, das nur mal kurz in einem Nebensatz erwähnt, für den Zusammenhang aber doch wichtig ist, überlesen gewesen. Vielleicht habe ich mich an den Sprachstil gewöhnt, vielleicht waren die Bilder nicht mehr gehäuft so ausschweifend, auf jeden Fall sind die Seiten dann aber immer schneller geflogen und Susanne Bohne hat es recht schnell geschafft mich emotional völlig mitzunehmen. Sätze wie „In Manfreds linkem Auge bildete sich ein kleiner See. Es war der letzte Rest Flüssigkeit, der ihm übrig geblieben war und der nicht mehr für zwei Augen reichte.“ Haben mich mitten ins Herz getroffen und mit vielen bewegenden Szenen, gegen Ende auch einem Wettlauf gegen die Zeit, die aufgrund des anschaulichen Sprachstils so real fühlbar werden, kann einen die Geschichte einfach nicht kalt lassen. Die Autorin verwendet unheimlich viele ganz individuelle, sprachliche Bilder, beschreibt mehr als anschaulich, ja sie spielt geradezu mit Sprache. Da wird der neue Haarschnitt der Oma schon mal mit einem „Alle trugen dieses eigenartige Gewusel aus kurzen, grauen Löckchen auf dem Kopf. Wie eine struppige Mütze, die die älter werdenden Damen im Sonderangebot vom Wühltisch gezogen hatten.“, oder mit Worten wie, „Ich sass ja auch in diesem Kreuzfahrtschiff der Wehklagenden und liess mich übers Tränenmeer schippern, Ätzend war das. Aber auch ein bisschen bequem. Es war komfortabel, nicht im nächsten Hafen auszusteigen und sich das Greinen abzuwischen, weil man dann neue Ufer betreten musste, und das konnte anstrengend werden.“, wird über das eigene Verhalten reflektiert. Gut hat mir gefallen, dass ich auch immer wieder schmunzeln durfte. Da kann schon mal sein, dass Schrebergartenschreck Guido in der Hecke steckenbleibt und es dann heisst, „Ilse zerrte an Guidos Hinterteil, und der furzte vor Schreck mit grossen Kuhaugen so laut, dass man es mindestens bis zum Vereinsheim hören konnte.“, oder ich konnte mit Genugtuung „Guido stand da, verheult und wie ein Limburger Käse stinkend, und seine Wut auf die Welt und sich addierten sich in diesem Moment zu einem Supernova,…“ lesen. Erwähnen möchte ich auch noch die unzähligen Lebensweisheiten, die man ganz nebenbei auch noch geliefert bekommt, und die vielleicht auch dazu anregen, sich über sein eigenes Verhalten Gedanken zu machen. „Ich verstehe dich manchmal nicht, aber ich liebe dich trotzdem. Und so ist es doch auch mit dem Leben. Man muss nicht immer alles verstehen.“, ist nur ein Beispiel dafür.

    „Falls es so etwas wie eine Olympiade des schlechten Gewissens gäbe, wäre ich diejenige, die mit allen Goldmedaillen nach Hause ginge.“ Ella war mir von Anfang an sympathisch, vielleicht weil sie mir gar nicht so unähnlich ist. Ich konnte mich prima in sie hineinversetzen und habe die Geschichte mit ihr gefiebert, gelitten und gelebt. Ein ausgeprägtes Ego ist nicht ihres, laut aussprechen, was man denkt eher auch nicht, wie auch, wenn man sein Leben lang um die Liebe und Anerkennung der Mutter buhlen muss und stets nur enttäuscht wird. Richtig ans Herz gewachsen ist mir ihre Grossmutter Mina, die so voller Liebe steckt und mit der man nicht nur als Kind so herrlich schräge Dinge machen kann, wie den vierten Advent im April feiern, wenn die weissen Blütenblätter fallen. Richtig tief getroffen hat mich Ellas Mutter mit ihren Auftritten. Sie hätte lieber mal auf die fünfzehn Minuten Spass verzichtet, die sie beim Machen ihrer Kinder hatte, so etwas sagt man nicht, und für die Tochter nichts und für den Sohn alles übrighaben, das geht auch überhaupt nicht. „Dörrpflaumen haben es nicht so mit dem Mütterlichen.“, das trifft es wohl leider. Ein richtiges Lob hat Yvonne verdient, denn die hat den Titel Freundin mehr als verdient. Auch alle anderen Darsteller, vor allem auch Ellas teilweise schräge Patienten sind alle liebevoll, individuell und gelungen gezeichnet. Besonders erobern konnte mich hier Herr Oebing, dem Ella den geheimen Spitznamen Ofenkäse verpasst, und der mit seiner Depression, der Frau Traurigkeit, eine Off und On Beziehung führt. Mit macht es keinen Spass, aber ohne geht irgendwie auch nicht, so stelle ich mir eine Depression vor. Über einen jeden kleinen Fortschritt bei ihm habe ich mich riesig gefreut.

    „Eine herzerwärmende Liebesgeschichte mit Tiefgang, ein bezaubernd schräges Liebespaar.“, mit diesem Satz wird für das Buch geworben und das Versprechen wird mehr als gehalten. Mir hat „Das schräge Haus“, mal abseits von mainstream sowohl in Sprache, als auch Geschichte unheimlich gut gefallen. Susanne Bohne lasse ich sicher nicht mehr von meinem Radar.

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