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  • 5 Sterne

    12 von 17 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Maria B., 16.07.2019

    Als Buch bewertet

    Einzigartig

    Der Sohn einer in Amerika gestrandeten Vietnamesin schreibt seiner Mutter einen langen Brief, im Wissen, dass sie nicht lesen kann. Es geht um jeden wichtigen Zeitpunkt in ihrem und seinem Leben. Die Frau ist (und bleibt) durch die Kriegsereignisse schwerst geschädigt, kämpft sich im ehemaligen Feindesland mühsam durch, und das ohne Sprachkenntnisse. Gewalt in vielen Facetten durchzieht den Text, neben wenigen Momenten tiefster Liebe und neben leisen Tönen, die unversehens in Schmerzensschreie umschlagen.
    Der Junge ist seit seinem jüngsten Kindesalter der Dolmetscher für eine Frau, in deren Sprache es kaum einen Ausdruck für Liebe gibt; ein Übersetzer zwischen ihr und dem Alltag, zwischen ihr und Amerika. Er selbst wechselt fliessend zwischen den Sprachen, trägt aber sein Englisch lediglich wie eine Maske. Zur Stärke verurteilt, lastet auf seinen schmalen Schultern das Gewicht einer allzu niederdrückenden Welt: Amerika, ein schönes Land, je nachdem, wohin du blickst und vor allem: je nachdem, wer du bist.
    Dieser Brief wirkt wie ein Exorzismus, allerdings nur für den Sohn. Die Mutter kann sich nicht von ihren Traumata befreien. Und da er weiss, dass seine Ma Analphabetin ist, kann er schonungs- und bedenkenlos berichten und damit seine eigenen Lasten abwerfen. Vuong liefert eine Ansammlung von Situationen, die meisten geprägt und verursacht durch das fremd Sein. Kein Wort ist zu viel, und jedes einzelne trifft.
    "Little dog" ist nur einer der vielen Namen des Jungen, aber der einzige, den der Leser erfährt, vielleicht deshalb, weil der Roman zumeist in der Ich-Form erzählt ist. Doch der Autor wählt zwischendurch auch die 3. Person, auch für sich selbst. Dieser Umstand und dass es fortwährend Zeitsprünge gibt, macht das Leseverständnis mühsam. Man muss schon tief ins Buch gedrungen sein, um die einzelnen Personen klar zu erkennen, etwa, wer Lan ist.
    Man merkt, dass Ocean Vuong auf der Lyrik aufbaut, in der er sich bereits einen Namen gemacht hat. Die Sprache ist ausserordentlich poetisch und zart wie das Reh auf dem Coverbild, voller Metaphern, literarisch hochwertig. Genial finde ich seine Art, wie er stockendes Berichten formal ausdrückt, das ist mir so noch nirgends begegnet. Und immer wieder durchziehen Monarchfalter den Text, als Sinnbild für Migration, unstetes Leben, Verletzlichkeit, Heimatlosigkeit.
    Es steht zwar nirgends explizit, dass der Text autobiografisch ist, dennoch kann es fast nicht anders sein, wenn man sich mit der Vita des Autors befasst. Dass man hierzulande nur wenige vietnamesische Autoren kennt, mag unter anderem daran liegen, dass die Welt sich eher dafür interessiert, was Siegermächte zu sagen haben und nicht die Kriegsverlierer in fernen Teilen der Welt. Ich bin aber davon überzeugt, dass mit diesem Roman von Ocean Vuong das Augenmerk zukünftig vermehrt nach Südostasien gelenkt wird. Ein einzigartiges Buch, ein hervorragender Debutroman!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Stefany P., 21.07.2019

    Als Buch bewertet

    Dieser lange Brief eines jungen vietnamesischen Einwanderers an seine Mutter, die nicht lesen kann, ist offen, pur und so wirkungsvoll, zugleich schmerzlich traurig und unglaublich ergreifend. Das Buch ist gefüllt mit Rückblenden zu seiner Kindheit, erzählt von Diskriminierung in der Schule aber auch im Alltag, Probleme von Sprachbarrieren, und von Missbrauch und Gewalt zu Hause. Enthalten sind auch Geschichten und Erinnerungen seiner Mutter und Grossmutter, die aus Vietnam nach Amerika geflohen sind, und wie ihre Vergangenheit zu einem Teil von ihm wurden.

    Es ist kein Roman in dem Sinne wie man es sonst kennt. Es gibt keine aufsteigende Spannungen oder einen Klimax. Es sind Worte von einem Sohn an seine Mutter und liest sich wie Memoiren, sogar vielleicht wie eine Autobiografie. Ein eindringlicher Einblick in Schönheit, Weisheit, Liebe, Leben und Sterben. Trotz der nur 260 Seiten ist es keine schnelle Lektüre. Wenn die Augen nicht tränen, bleibt der Atem weg. Zeilen werden wieder und wieder gelesen, weil sie zu einem sprechen oder einfach nur erdrückend schön sind.

    Die Sprache die Vuong mitbringt ist exquisit, aussergewöhnlich, einfach unfassbar mit wie viel Reichtum an Worten er erzählen kann. Er hat ein lyrisches Werk der Selbstfindung erschaffen, dass erschreckend intim ist und mit solch einer Präzision und Poesie wiedergegeben wird.

    Als Vietnamesin geboren in Deutschland konnte ich mich in vielen Situationen des Erzählers wiederfinden. Nicht nur die Phrasen und Sitten sind ähnlich, auch die schwierige Mutter-Kind-Beziehung kam mir auf manchen Seiten bekannt vor.

    Der letzte Teil fühlte sich etwas zusammenhanglos an, da der Strom des Bewusstsein durch die vielen verschiedenen zufällig wirkenden Gedanken ein wenig gestört wurde. Im Vergleich zu den ersten beiden Teilen fehlte da der Zusammenhang. Dennoch nimmt es nichts vom Ganzen weg.

    Die lyrische Form und seine persönlichen Reflexionen, die historischen Recherchen und Erinnerungen sowie die Erforschung von Sexualität, Identität und Verlust hat der Autor überwältigend dargelegt. Ein Buch, das berührt und bleibt.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philo, 22.07.2019

    Als Buch bewertet

    "Auf Erden sind wir kurz grandios" ist der erste Roman von Ocean Vuong und ihm ist sein Debütroman wirklich gelungen. Erzählt wird die Geschichte eines vietnamesischen Jungen, "Little Dog" genannt, der sich all seine Kindheits- und Jugenderlebnisse von der Seele schreibt. Er schreibt dies in einem Brief an seine Mutter, die nicht lesen kann. So kann Little Dog schonungslos sein Leben ausbreiten. Er erzählt von den Übergriffen seiner Mutter, die ihn geschlagen und auch verletzt hat, und er muss begreifen, dass die Mutter durch die Kriegsereignisse in Vietnam schwer traumatisiert war und die erlebte Gewalt durch die eigenen Aggressionen verarbeitet hat. Lediglich durch die schizophrene Grossmutter Lan erfährt Little Dog Zuneigung und Trost. Nach der Flucht aus Vietnam führen die drei ein ärmliches Leben in Amerika. Sie leben in einer Einzimmerwohnung. Die Mutter arbeitet in einem Nagelstudio, spricht kein englisch, kann nicht lesen und schreiben. Und sie gibt ihrem Sohn den Ratschlag, als Vietnamese nur nicht aufzufallen.

    Bewegend ist der Teil der Geschichte, in dem Little Dog von seiner ersten Liebe zu einem amerikanischen Jungen namens Trevor berichtet, in der er völlig gefangen ist.

    In Rückblicken wird dem Leser das Leben der Protagonisten während des Krieges in Vietnam vor Augen geführt, von dessen Schrecken sich niemand befreien kann.

    Vieles von dem, was der Autor seinen Lesern in seiner eigenen ganz wunderbaren Sprache erzählt, wird sein eigenes Leben geprägt haben. Ich bin voller Hochachtung vor diesem in aller Offenheit geschriebenen Brief von einem Sohn an seine Mutter, die er trotz aller zugefügten Verletzungen zutiefst liebt.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gavroche, 23.07.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    "'Denk dran', hast du jeden Morgen gesagt [...] 'fall nicht auf. Du bist schon vietnamesisch.'" (Seite 237)
    Dieses Zitat kurz vor Ende des Buches fand ich sehr bezeichnend. Der Ich-Erzähler schreibt einen Brief an seine vietnamesische Mutter, die jedoch nicht lesen kann und darum diesen Brief/dieses Buch wohl seiner Meinung nach nie lesen wird. Es ist an seine Mutter gerichtet, sie wird immer direkt angesprochen, doch es ist so viel mehr. Aufgeteilt in drei Teile, die sich mit wichtigen Lebensabschnitten des Ich-Erzählers beschäftigen, auch wenn die Erzählweise nicht chronologisch ist und es immer wieder Rücksprünge in die Kindheit gibt, so handeln die Abschnitte doch von jeweils einem Lebensabschnitt. Es ist nicht nur ein Brief an die Mutter, die Geschichte eines vietnamesischen Jungen, der in den USA aufwächst, sondern auch die Geschichte einer grossen Liebe, die Geschichte von Rückschlägen, Krankheit, Drogen, schlecht bezahlter Arbeit, die Geschichte eines Schriftstellers, dessen Mutter nicht lesen kann und so viel mehr. Erzählt in einem wunderbaren Schreibstil, der sich im Laufe des Buches quasi weiterentwickelt, kryptischer, abgehackter wird. Die Reise der Monarchfalter spielt am Ende eine grosse Rolle und wird am Ende wieder aufgegriffen.
    Zum Abschluss noch ein Zitat, das das Buch gut beschreibt:
    "Ich erzähle dir weniger eine Geschichte als ein Schiffswrack - die Teile dahintreibend, endlich lesbar," (S. 207)

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaffeeelse, 11.11.2019

    Als Buch bewertet

    Ein wirklich interessantes Buch! Ein biographisches Buch. Ein berührendes Buch. Und ebenso ein manchmal erschreckendes Buch. Die Hauptfiguren sind drei vietnamesische Personen, die Grossmutter Lan, die Mutter Rose und der Sohn, die Erzählstimme, alle drei sind aus Vietnam in die USA emigriert. Die Emigration und daraus resultierende Probleme sind hier aber nicht das Hauptthema. Das Hauptthema ist das Menschsein und die damit einhergehende Unvollkommenheit, wie die Protagonisten mit ihrer Unvollkommenheit und der, der anderen Mitmenschen leben und umgehen. Die Grossmutter Lan, die der Krieg und die folgenden Ereignisse in Vietnam krank gemacht haben, die Mutter Rose, die durch das Erleben um ihre Mutter und ebenso durch das Erleben Vietnams und der Gewalt in diesem Land und ebenso das Erleben einer neuen Welt, der sie ausgeliefert scheint, auch weil sie zu keiner/wenig Kommunikation durch mangelnde Sprachkenntnisse fähig ist, eine Veränderung erfährt, der Sohn, der seine Verwandten erlebt, um seine Herkunft weiss und sich einen Platz im neuen Land sucht und schliesslich die Liebe findet, eine homoerotische Liebe, eine besonders für Vietnamesen stigmatisierte Liebe. Ein Buch der leisen Töne, aber manchmal auch mit einer wortgewaltigen Kraft, die den Leser schier umhaut. Chronologisch nicht geordnet, springen die Gedankengänge des Sohnes hin und her, er schreibt einen Brief an seine englisch nicht beherrschende Mutter und schildert seine Gedanken zu Familie, Leben und Liebe, Gedanken, die er ihr verbal schlecht mitteilen kann und nach und nach, in verschiedenen Fetzen, entsteht die Lebensgeschichte der drei tragenden Personen. Und damit auch die Lebensgeschichte Ocean Vuongs, den Autobiographisches trägt dieses Buch ungemein und ich finde auch die Namensgebung des Autors sehr aussagekräftig. Für diese Geschichte gebührt dem Autor und seiner Familie tosender Beifall. Dieses teilweise sehr unzusammenhängende hat mir das Lesen etwas schwer gemacht, aber die lyrische Kraft in den Worten von Ocean Vuong, die immer wieder durchschimmert und auflodert, entschädigt ungemein und spricht von einem äusserst interessanten Autor. Bisher hat der Autor nur Poesie herausgebracht, "Auf Erden sind wir kurz grandios" ist sein erster Roman. Ein interessantes Werk! Wenn er es in meinen Augen in der Zukunft schafft, seine Geschichte etwas mehr zu bündeln, mehr einen Erzählfluss zu erschaffen, wird er noch ein ganz Grosser werden. Aber auch jetzt ist dieses Buch ein sehr lesenswertes. Und auch hier kann ich nur sagen: Lesen!, aber durch die sehr fragmentarische Schreibweise polarisiert dieses Buch seine Leser und diesen Sachverhalt sollte der geneigte Leser sich vor Augen führen.

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  • 5 Sterne

    6 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Irmgard H., 05.09.2019

    Als Buch bewertet

    Der Ich-Erzähler Little Dog schreibt einen Brief an seine Mutter Rose, die nicht lesen kann und allein der Umstand, dass die Mutter Analphabetin ist und sie das Geschriebene wohl nie lesen wird, macht es ihm möglich so direkt und offen zu sein.
    Er erzählt von der alten Heimat Vietnam, vom Krieg. Zusammen mit Little Dogs Grossmutter Lan hat die kleine Familie Vietnam verlassen um in den USA ein neues besseres Leben zu beginnen. Zu dritt leben sie in einer winzigen Wohnung in einem Randgebiet von Hartford in Connecticut. Rose arbeitet im Nagelstudio, von ihrem Einkommen lebt die Familie eher von der Hand in den Mund.
    Little Dog wird von seinen Mitschülern und den Kindern in seiner Strasse gemobbt und geschlagen. Aber auch zuhause geht es Little Dog nicht gut, Rose rutscht immer wieder die Hand und bald auch die Faust aus. Seine Grossmutter kann Little Dog vor den Gewaltausbrüchen Roses nicht schützen, aber sie spendet ihm mit kleinen Geschichten Trost. Sie erzählt aus Vietnam, wie sie als junges Mädchen aus einer Zwangsehe flüchtete, wie sie mit amerikanischen Soldaten mitging, wie sie verachtet wurde, weil sie ein weisses Kind bekam Rose, das "Geistermädchen".
    Weder Lan noch Rose haben die Geschehnisse des Krieges verarbeitet und leiden beide unter posttraumatischen Störungen. Wie sie letztendlich in die USA kamen bleibt im Dunkel, jedoch gibt es einen "Grossvater", der zwar nicht der biologische Vater von Rose ist, sich aber offenbar Lans damals angenommen hat.
    Doch Little Dog hat nicht nur mit dem schwierigen Verhältnis zu seiner Mutter und rassistischer Ausgrenzung zu kämpfen.
    Als er im Sommer auf einer Plantage könnt, verliebt er sich in einen amerikanischen Jungen, Trevor. Eine Liebe, die zwar mehr oder weniger erwidert wird, aber unter keinem guten Stern steht, denn Trevor ist schwer drogenabhängig.
    Little Dog macht an dieser Stelle seines Lebens einen Cut, zieht nach New York und versucht sich als Schriftsteller.
    Was mich an dem Buch fasziniert, ist nicht unbedingt die Handlung, die an ein Memoir erinnert, sondern die wunderschöne, fast poetische und doch kraftvolle Sprache, die mich tief emotional berührt hat.
    Mich erinnert diese Art des Schreibens an den autobiographischen Debutroman von Yrsa Daley-Ward "Alles, was passiert ist", denn auch hier verschwimmen Prosa und Poesie, um trotzdem knallharte Realität zu erzählen. Inwiefern auch Ocean Voungs Roman autobiographisch ist, weiss ich allerdings nicht, aber eine klare Leseempfehlung möchte ich abgeben.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilli33, 06.08.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Wortgewaltig und poetisch

    Inhalt:
    Er wird Little Dog genannt, geschlagen und verzärtelt, wie es gerade passt. Seine Mutter bekommt immer noch bei jedem Knall Angstzustände - der Vietnamkrieg steckt ihr in den Knochen. Die Grossmutter Lan erzählt dem Kind Geschichten aus dem Krieg, Geschichten, die kein Erwachsener hören sollte, geschweige denn ein Kind. Die Einwanderung in die USA ist nicht die erhoffte Lösung. Zerrissen zwischen zwei Welten, versucht der Ich-Erzähler, seinen Weg im Leben zu finden.

    Meine Meinung:
    „Auf Erden sind wir kurz grandios“ ist der Debütroman des jungen, für seine Gedichte preisgekrönten amerikanisch-vietnamesischen Autors Ocean Vuong. In einem Brief, der vielleicht nie gelesen werden soll - er ist an die Mutter gerichtet, die Analphabetin ist - erzählt Ocean Vuong fragmentarisch von seinem Leben, dem seiner Mutter und seiner Grossmutter. Dabei sind die einzelnen Erinnerungen leider nicht chronologisch angeordnet, sondern die Reihenfolge scheint ganz willkürlich zu sein, was mir das Lesen etwas erschwert hat.

    „Ich erzähle dir weniger eine Geschichte als ein Schiffswrack - die Teile dahintreibend, endlich lesbar.“ (S. 182)

    Es schmerzt, diesen wortgewaltigen Roman zu lesen, der in einer poetischen Sprache verfasst wurde. Gleichzeitig ist es aber auch schön, all das zu lesen. Der Autor erzählt mit einer brutalen Ehrlichkeit, der man sich als Leser*in nicht entziehen kann. Dabei lässt er kaum ein Thema aus, das das Leben asiatischer Einwanderer in den USA ausmacht. Neben dem Vietnamkrieg geht es auch um Homosexualität, Drogen und immer wieder um Liebe und Hoffnung.

    Das Buch bedrückt einen und lässt doch nicht los. Die verwundeten Seelen kann man nicht einfach ignorieren. Es ist keine Lektüre, die man locker nebenbei liest. Man muss Geduld aufbringen und den Willen, sich mit ihr zu befassen.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    steffi k., 22.07.2019

    Als Buch bewertet

    Poesie pur
    Der Roman von Ocean Vuong „Auf Erden sind wir kurz grandios“ ist in Briefform geschrieben . Er wendet sich an seine Mutter, die Analphabetin ist , also diesen Briefe nicht lesen können wird.
    Seine Mutter stammt aus Vietnam, ist die Tochter eines amerikanischen Soldaten und einer einheimischen Bauerntochter, die ihr Dorf verlässt , weil sie die arrangierte Ehe mit einem um viele Jahre älteren Mann nicht erträgt. Und sie ist stark traumatisiert von den Ereignissen des Vietnamkrieges. Von diesem Trauma kann sie sich auch nicht lösen , als sie mit ihrer Familie nach Amerika zieht.
    Das ist auf alle Fälle kein Buch zum „Einfach-so-Weglesen“, es verlangt Aufmerksamkeit , weil die Erzählstränge ständig wechseln. Es gilt einer Vielzahl von unterschiedlichsten Ereignissen zu folgen, traurige, spannende, berührende. Es gilt sich ein Urteil zu bilden über die Entwicklung des kleinen Jungen bis hin zum Erwachsenen.
    Und es gilt, sich mit dem aussergewöhnlichen Schreibstil des Autors Ocean Vuong zu beschäftigen . das war für mich am Eindrucksvollsten an diesem Roman. Gewalt und Liebe , die im Buch ständig wechseln , kann der Autor herausragend in Worte fassen. das gelingt Vuong auch bei der Darstellung de „Fremdseins“ des Protagonisten und seiner Familie.
    Da trifft jedes Wort, das muss und darf man Sätze zweimal lesen , um sie zu verstehen und um sie zu geniessen. ganz besonders hatten es mir die Passagen mit den Monarchfaltern angetan.
    Zum poetischen, zarten Schreibstil und zu den Wortbildern passen auch Titel und Cover ausgezeichnet.
    Ein bemerkenswerter Debutroman und auch inhaltlich ein wichtiges Buch.

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  • 5 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 20.07.2019

    Als eBook bewertet

    Lyrische Prosa

    Auf Erden sind wir kurz grandios von Ocean Vuong besticht durch den gewählten Erzählstil, mit dem der Autor die passende Art zu erzählen gefunden hat. Es ist in einen Brief an die Mutter gefasst, die aber nicht lesen kann und daher ist der Brief wohl mehr ein inneres Zwiegespräch, dass der 30jährige Erzähler führt und so seine Erinnerungen an Kindheit und Jugend reflektiert. Er, liebevoll von der Familie Little Dog genannt, ist als Kind aus Vietnam in die USA gekommen. Die Anpassung war nicht einfach für die Familie, sowohl sprachlich als auch kulturell sind gewaltige Unterschiede.

    Little Dog erzählt in einer schonungslosen Art und benennt Gewalt und Verluste deutlich.

    Bemerkenswert ist, wie der Text sowohl analytisch wie auch sehr emotional erzählt wird. Es gibt Bezugnahme auf philosophische Texte von z.B. Roland Barthes, Bei Dao und andere, aber da Ocean Vuong auch Dichter ist, wird die Prosa streckenweise sehr lyrisch. Das gefällt mir ausserordentlich und ist auch nicht so häufig zu finden.

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  • 3 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sigrid C., 24.07.2019

    Als Buch bewertet

    Das Buch von Ocean Vuong hat mich zwiegespalten.
    Auf der einen Seite beherrscht er die flügelschwingende leichte Sprache der Poesie, wie ich sie bis jetzt kaum gelesen habe, auf der anderen Seite, die "rohe" Fäkalsprache mit Beschreibungen von Handlungen, die ich nie lesen wollte.
    Ein Sohn einer Vietnamesin schreibt seiner Mutter, die des Lesens gar nicht mächtig ist, wie er als Kind und Jugendlicher, später als junger Erwachsener sich an viele Fragmente in seinem Leben erinnert.
    Grossmutter und Mutter, beide gehörig traumatisiert und am Rande der Schizophrenie taumelnd, aufgefangen durch einen Grossvater, der keiner war, die Mutter, liebevoll und im nächsten Moment brutal zuschlagend, wie es der Vater des Jungen bei ihr gemacht hat, die Grossmutter, die ihr Leben verkauft hat, um ihre Töchter zu retten, die einen amerikanischen Soldaten geheiratet hat, von ihm aber verlassen und jahrelang vergessen zu werden, bis sie in einem phillipinischen Flüchtlingslager aufgefangen, immer noch auf der Suche nach ihm endlich den Ehemann fand, doch der war schon seit Jahren mit einer Amerikanerin verheiratet und hatte zwei Töchter.
    Die Mutter, die kaum der englischen Sprache und des Lesens mächtig war, sie arbeitet in einem Nagelstudio, um ihre kleine Familie mit dem Nötigsten versorgen zu können.
    Die Tante, die von ihrem Mann geschlagen wird.
    Das Kind, das vieles nicht versteht und völlig anders deutet, in der Schule ein Niemand, als Jugendlicher geht er arbeiten, um zum Familienerhalt beizutragen.
    Die Erkenntnis, "anders" zu sein. Liebe bzw Nähe zu finden.
    Und das in wenig schöner Fäkalsprache.
    Wie gesagt, ich bin zweigeteilt und unentschlossen.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 21.07.2019

    Als Buch bewertet

    Ein Sohn schreibt an seine Mutter, berichtet ihr all das, wofür immer die Worte gefehlt haben. Geboren in Vietnam kommt er als kleiner Junge mit seiner Mutter Rose und Grossmutter Lan in die USA. Den Gedanken an die Realisierung des American Dream geben sie bald auf und fügen sich dem Schicksal der Landsleute: seine Mutter schuftet in einem Nagelstudio und unterwirft sich tagein tagaus den herrschaftlichen weissen Damen. Der Junge erlebt in der Schule Diskriminierung und Hass, als er sich seiner homosexuellen Tendenzen Gewahr wird, wird dies nicht einfacher. Doch in Trevor findet er seinen ersten richtigen Freund, erlebt Liebe und Sexualität und all das immer in einer Zwischenwelt zwischen dem verlassenen Heimatland und der neuen Heimat, wo die Familie jedoch nie gänzlich ankommt. Es wird viele Jahre dauern, bis der schüchterne Junge die Worte findet, um sein Inneres nach aussen zu tragen und sich mitzuteilen.

    Immer wenn ein Roman überbordend bejubelt wird, weckt das zwei gegensätzliche Gefühle: Neugier und Abwehr. Warum stürzen sich alle Kritiker und Leser mit Begeisterung auf das Werk und erheben den Autor zum neuen Stern am Literaturhimmel? Um so vielen zu gefallen, wird womöglich doch wieder mit Versatzstücken und einem gefälligen Schema gearbeitet, will man das dann wirklich lesen? Im Falle von Ocean Vuongs Debut ist mein Urteil eindeutig: ich reihe mich ein in die Schar der Jubelrufer, denn jede Minute des Lesens war ein Genuss wie auch ein Gewinn, denn nicht nur hat der Autor sehr eindrucksvolle Worte gefunden, die noch nach dem Ende nachhallen, obendrein ermöglicht er auch einen kurzen Blick hinter weitgehend verschlossene Türen asiatischer Einwanderer.

    Vuong beschreibt eine schwierige coming-of-age Geschichte eines jungen Vietnamesen. Vieles basiert auf seinen eigenen Erfahrungen, auch wenn die Figuren, wie er in einem Interview sagt, aus vielerlei Menschen aus seiner Kindheit und Jugend zusammengesetzt sind. Es ist eine typische Einwanderergeschichte mit grossen Träumen, die zerplatzen, vom plötzlichen Entdecken der eigenen Hautfarbe, die vorher weder wahrgenommen noch eine Rolle gespielt hat und jetzt zum entscheidenden Distinktionsmerkmal wird. Es sind Geheimnisse in der Familie, Lebensläufe, die über Jahrzehnte aus blinden Flecken bestehen, weil die Zeiten zu unsagbarem Handeln zwangen.

    Gewalt spielt gleich in mehreren Facetten eine Rolle, die psychische, die der Junge in der Schule durch Mobbing, aber auch durch heftige Übergriffe erlebt, genauso aber kommt sie auch im Elternhaus vor; bis er sich als Teenager mutig gegen die Mutter stellt, sind Schläge von ihr ein normaler Teil des Familienlebens und der Erziehung. Liebe drückt sich in der Familie nicht durch Worte aus, die fehlen immer, ihm die vietnamesischen, der Mutter die englischen, es sind die Gesten, die die Verbundenheit verdeutlichen. Ähnlich auch mit Trevor, mit dem er intensive Zeiten erlebt, im guten wie im schlechten Sinne.

    Das Geschichtenerzählen nimmt in seiner Familie und im Roman einen wesentlichen Raum ein. Vor allem die Grossmutter verbringt Stunden damit, ihm die alten Sagen und ihre eigenen Erlebnisse zu schildern. So entsteht eine Liebe für das Wort und das Erzählen, in einem Umfeld von Analphabeten in einem Land mit einer fremden Sprache. Doch gerade deshalb findet Vuong zu seiner Sprache, der man die Poesie des Vietnamesischen, das so anders funktioniert wie die indoeuropäischen Sprachen, anmerkt. Wo die Worte fehlen, dominieren andere Sinneseindrücke und die finden nun den Weg in die Sprache – Farbe, Gerüche, alles schildert der junge Autor mit einer ganz eigenen Intensität, für die er den Platz am literarischen Sternenhimmel ganz ohne Frage verdient hat.

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  • 5 Sterne

    Miss.mesmerized, 21.07.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Ein Sohn schreibt an seine Mutter, berichtet ihr all das, wofür immer die Worte gefehlt haben. Geboren in Vietnam kommt er als kleiner Junge mit seiner Mutter Rose und Grossmutter Lan in die USA. Den Gedanken an die Realisierung des American Dream geben sie bald auf und fügen sich dem Schicksal der Landsleute: seine Mutter schuftet in einem Nagelstudio und unterwirft sich tagein tagaus den herrschaftlichen weissen Damen. Der Junge erlebt in der Schule Diskriminierung und Hass, als er sich seiner homosexuellen Tendenzen Gewahr wird, wird dies nicht einfacher. Doch in Trevor findet er seinen ersten richtigen Freund, erlebt Liebe und Sexualität und all das immer in einer Zwischenwelt zwischen dem verlassenen Heimatland und der neuen Heimat, wo die Familie jedoch nie gänzlich ankommt. Es wird viele Jahre dauern, bis der schüchterne Junge die Worte findet, um sein Inneres nach aussen zu tragen und sich mitzuteilen.

    Immer wenn ein Roman überbordend bejubelt wird, weckt das zwei gegensätzliche Gefühle: Neugier und Abwehr. Warum stürzen sich alle Kritiker und Leser mit Begeisterung auf das Werk und erheben den Autor zum neuen Stern am Literaturhimmel? Um so vielen zu gefallen, wird womöglich doch wieder mit Versatzstücken und einem gefälligen Schema gearbeitet, will man das dann wirklich lesen? Im Falle von Ocean Vuongs Debut ist mein Urteil eindeutig: ich reihe mich ein in die Schar der Jubelrufer, denn jede Minute des Lesens war ein Genuss wie auch ein Gewinn, denn nicht nur hat der Autor sehr eindrucksvolle Worte gefunden, die noch nach dem Ende nachhallen, obendrein ermöglicht er auch einen kurzen Blick hinter weitgehend verschlossene Türen asiatischer Einwanderer.

    Vuong beschreibt eine schwierige coming-of-age Geschichte eines jungen Vietnamesen. Vieles basiert auf seinen eigenen Erfahrungen, auch wenn die Figuren, wie er in einem Interview sagt, aus vielerlei Menschen aus seiner Kindheit und Jugend zusammengesetzt sind. Es ist eine typische Einwanderergeschichte mit grossen Träumen, die zerplatzen, vom plötzlichen Entdecken der eigenen Hautfarbe, die vorher weder wahrgenommen noch eine Rolle gespielt hat und jetzt zum entscheidenden Distinktionsmerkmal wird. Es sind Geheimnisse in der Familie, Lebensläufe, die über Jahrzehnte aus blinden Flecken bestehen, weil die Zeiten zu unsagbarem Handeln zwangen.

    Gewalt spielt gleich in mehreren Facetten eine Rolle, die psychische, die der Junge in der Schule durch Mobbing, aber auch durch heftige Übergriffe erlebt, genauso aber kommt sie auch im Elternhaus vor; bis er sich als Teenager mutig gegen die Mutter stellt, sind Schläge von ihr ein normaler Teil des Familienlebens und der Erziehung. Liebe drückt sich in der Familie nicht durch Worte aus, die fehlen immer, ihm die vietnamesischen, der Mutter die englischen, es sind die Gesten, die die Verbundenheit verdeutlichen. Ähnlich auch mit Trevor, mit dem er intensive Zeiten erlebt, im guten wie im schlechten Sinne.

    Das Geschichtenerzählen nimmt in seiner Familie und im Roman einen wesentlichen Raum ein. Vor allem die Grossmutter verbringt Stunden damit, ihm die alten Sagen und ihre eigenen Erlebnisse zu schildern. So entsteht eine Liebe für das Wort und das Erzählen, in einem Umfeld von Analphabeten in einem Land mit einer fremden Sprache. Doch gerade deshalb findet Vuong zu seiner Sprache, der man die Poesie des Vietnamesischen, das so anders funktioniert wie die indoeuropäischen Sprachen, anmerkt. Wo die Worte fehlen, dominieren andere Sinneseindrücke und die finden nun den Weg in die Sprache – Farbe, Gerüche, alles schildert der junge Autor mit einer ganz eigenen Intensität, für die er den Platz am literarischen Sternenhimmel ganz ohne Frage verdient hat.

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  • 5 Sterne

    Irmgard H., 07.09.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Der Ich-Erzähler Little Dog schreibt einen Brief an seine Mutter Rose, die nicht lesen kann und allein der Umstand, dass die Mutter Analphabetin ist und sie das Geschriebene wohl nie lesen wird, macht es ihm möglich so direkt und offen zu sein.
    Er erzählt von der alten Heimat Vietnam, vom Krieg. Zusammen mit Little Dogs Grossmutter Lan hat die kleine Familie Vietnam verlassen um in den USA ein neues besseres Leben zu beginnen. Zu dritt leben sie in einer winzigen Wohnung in einem Randgebiet von Hartford in Connecticut. Rose arbeitet im Nagelstudio, von ihrem Einkommen lebt die Familie eher von der Hand in den Mund.
    Little Dog wird von seinen Mitschülern und den Kindern in seiner Strasse gemobbt und geschlagen. Aber auch zuhause geht es Little Dog nicht gut, Rose rutscht immer wieder die Hand und bald auch die Faust aus. Seine Grossmutter kann Little Dog vor den Gewaltausbrüchen Roses nicht schützen, aber sie spendet ihm mit kleinen Geschichten Trost. Sie erzählt aus Vietnam, wie sie als junges Mädchen aus einer Zwangsehe flüchtete, wie sie mit amerikanischen Soldaten mitging, wie sie verachtet wurde, weil sie ein weisses Kind bekam Rose, das "Geistermädchen".
    Weder Lan noch Rose haben die Geschehnisse des Krieges verarbeitet und leiden beide unter posttraumatischen Störungen. Wie sie letztendlich in die USA kamen bleibt im Dunkel, jedoch gibt es einen "Grossvater", der zwar nicht der biologische Vater von Rose ist, sich aber offenbar Lans damals angenommen hat.
    Doch Little Dog hat nicht nur mit dem schwierigen Verhältnis zu seiner Mutter und rassistischer Ausgrenzung zu kämpfen.
    Als er im Sommer auf einer Plantage könnt, verliebt er sich in einen amerikanischen Jungen, Trevor. Eine Liebe, die zwar mehr oder weniger erwidert wird, aber unter keinem guten Stern steht, denn Trevor ist schwer drogenabhängig.
    Little Dog macht an dieser Stelle seines Lebens einen Cut, zieht nach New York und versucht sich als Schriftsteller.
    Was mich an dem Buch fasziniert, ist nicht unbedingt die Handlung, die an ein Memoir erinnert, sondern die wunderschöne, fast poetische und doch kraftvolle Sprache, die mich tief emotional berührt hat.
    Mich erinnert diese Art des Schreibens an den autobiographischen Debutroman von Yrsa Daley-Ward "Alles, was passiert ist", denn auch hier verschwimmen Prosa und Poesie, um trotzdem knallharte Realität zu erzählen. Inwiefern auch Ocean Voungs Roman autobiographisch ist, weiss ich allerdings nicht, aber eine klare Leseempfehlung möchte ich abgeben

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  • 5 Sterne

    Ulrike R., 23.07.2019

    Als Buch bewertet

    „Little Dog“ ist ein Junge vietnamesischer Abstammung. Er wächst mit der psychisch labilen Grossmutter Lan und seiner Mutter Rose in Hartford, Connecticut, auf. Die Mutter ist Analphabetin, überarbeitet. Das Leben der Familie ist geprägt von Armut und Alltagsrassismus
    „Auf Erden sind wir kurz grandios“ ist ein Brief, den der Sohn schreibt. Ein sehr langer Brief, an eine Mutter, die nicht lesen kann. Er schreibt über seine Kindheit und Jugend, aber auch über das Leben von Grossmutter und Mutter während des Krieges in Vietnam. Die Männer in dieser Familie stehen für Krieg und Gewalt, namenlose Soldaten, schlagende Ehemänner. Rose ist das Produkt dieses Krieges, ein Überbleibsel. In Amerika, entwurzelt, ohne Sprachkenntnisse bleibt ihr oft nur die Sprache der Gewalt, um ihren Sohn zu erziehen. „Du weisst ja, dass in dem Dorf, wo Lan aufgewachsen ist, ein Kind, meist das kleinste oder schwächste der ganzen Schar, nach den schändlichsten Dingen benannt wird…“ „Little Dog“ ist ein sehr schmächtiger Junge, in einem „queeren Körper“, wie er selber über sich sagt. So gesehen ist es noch liebevoll, wie ein kleiner Hund gerufen zu werden.
    Ocean Vuong debütiert mit diesem Roman auf einzigartige Weise. Es ist kein einfacher Text, inhaltlich, stilistisch und sprachlich. Der Autor lässt seinen Protagonisten erzählen, kurz und grandios, er zeigt wie schmal der Grat des Lebens ist, wie nahe sich gegensätzliche Gefühle sein können: Liebe und Hass, Schläge und Zärtlichkeit, Sprache und Verstummen, Verlangen und Verzweiflung.
    Er schreibt über Wurzeln und Heimat, über ein (Über)leben in der Fremde, die zur Heimat werden soll, während die Herkunft fremd wird.
    Sprache, Fremdsprache, Muttersprache, das sind ganz wesentliche Elemente in diesem Buch. Ocean Vuong ziseliert manches Mal ganz kleine Feinheiten, und manches Mal wirft er Wort, wie Felsbrocken, hart und wuchtig in den Text.
    „Ich schreibe, weil man mir gesagt hat, niemals einen Satz mit weil zu anzufangen. Aber ich wollte keinen Satz bilden – ich wollte freikommen. Weil Freiheit, so heisst es, nur der Abstand zwischen dem Raubtier und seiner Beute ist.“ In Little Dogs Vorfahren steckt noch der Krieg.Er selbst sucht nach Freiheit, nicht nur eine physische, sondern auch die Freiheit zu denken was, zu lieben wen, zu sein wer und wie man will. …und es manchmal zum frei sein reicht, wenn man die Gitterstäbe des Käfigs, der einen umschliesst nicht sieht.

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  • 5 Sterne

    bookloving, 16.09.2019

    Als Buch bewertet

    *Eindrucksvoller, aufwühlender Debütroman*
    „Auf Erden sind wir kurz grandios“ ist der Debütroman des amerikanisch-vietnamesischen Autoren Ocean Vuong, der für seine Lyrik bereits mehrfach preisgekrönt wurde.
    Es ist ein wortgewaltiger, grossartiger aber auch sehr verstörender Roman, der deutliche autobiographische Züge trägt. Ocean Vuong erzählt in unchronologisch zusammengesetzten Fragmenten über ein vietnamesisches Migrantenschicksal in den USA und seine bewegende Familiengeschichte, die schon lange vor seiner Geburt begann und für seine traumatisierte Mutter und Grossmutter stets im Zeichen des grausamen Vietnamkriegs und seiner verheerenden psychischen Folgen steht.
    In einem emotionalen Brief an die Mutter, die als Analphabetin diesen nie wird lesen können, beginnt der junge Ich-Erzähler mit Spitznamen Little Dog seine vermeintlich schlichte Erzählung mit verschiedensten Episoden aus seinem Leben und offenbart ihr hierin schrittweise seine geheimsten Gefühle und Gedanken. Mit einer schonungslosen Offenheit setzt er sich mit seinen ambivalenten Erinnerungen an eine wenig glückliche Kindheit und schwierige Jugend auseinander, berichtet von den Bemühungen nach ihrer Flucht aus Vietnam in den USA Fuss zu fassen und ihrem vergeblichen Versuch Teil des viel gerühmten American Dreams zu werden. So erfahren wir viel über das Schicksal der Vietnamflüchtlinge in den USA, von Anderssein, Mobbing und Rassismus, den Gewaltausbrüchen der verstörten, oft sprachlosen Mutter, schockierenden Kriegserinnerungen der schizophrenen Grossmutter, seinen homosexuellen Erfahrungen mit seiner ersten Liebe Trevor, seinem Coming-Out, tragischen Verlusten durch fatalen Drogenkonsum und der verzweifelten Suche nach Geborgenheit, Lebendigkeit und einem Sinn im Leben.
    Es ist nicht einfach, sich auf diesen aufwühlenden Roman einzulassen, die vielen verstörenden Erinnerungssplitter auf sich wirken zu lassen und die vielen metaphorischen Passagen zu deuten. Dennoch ist dieser äusserst tiefgründige Roman über ein Leben voller Gegensätze mit seiner Geschichte voller Mut, Hoffnung und Kraft eine sehr eindrucksvolle Lektüre, die vor allem durch eine kraftvolle, poetische und bisweilen auch derbe Sprache fasziniert und noch lange Zeit in einem nachhallt.
    FAZIT
    Ein sehr eindrucksvoller, wortgewaltiger und aufwühlender Debütroman, der sehr lesenswert ist!

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  • 5 Sterne

    Elke O., 10.08.2019

    Als Buch bewertet

    Was für ein Buch! Es ist keine Lektüre, die man auf dem Weg in den Urlaub im Auto oder Flugzeug liest. Ich brauchte komplette Ruhe, um die einzelnen Kapitel, obwohl sie meist kurz gehalten sind, auf mich wirken zu lassen und auch hinter den Zeilen zu lesen.
    Ocean Vuong schreibt dieses Buch für seine Mutter, die er auch immer wieder anredet. Das Fatale ist aber, dass seine Mutter Analphabetin ist und niemals die Zeilen empfängt. Der Sohn schreibt dieses Buch, um seine zum Teil traumatischen Erlebnisse in Kindheit und Jugend zu bewältigen bzw. aufzuarbeiten und vielleicht Antworten auf offene Fragen zu bekommen. Letztere wird er jedoch nie von seiner Mutter bekommen, sondern er muss sie selbst finden.
    'Little Dog', wie er genannt wird, hat eine harte, von Gewalt und Hoffnungslosigkeit dominierte Kindheit und Jugend hinter sich, aber das Buch soll nicht anklagen, denn immer wieder erstrahlt durch alle schlimmen Erlebnisse die Liebe hindurch. Er liebt seine Mutter, seine Grossmutter und viele andere Menschen, die ihm im Leben begegnet sind und keine so grosse Rolle gespielt haben, z.B. Manny von der Tabakplantage. Und diese Menschen lassen trotz aller Grausamkeit, Ablehnung oder Gleichgültigkeit auch immer wieder Liebe, Zuneigung und Sympathie durchscheinen, so z.B. sein Grossvater Paul, der eigentlich nicht sein leiblicher Verwandter ist. Und diese positiven Gefühle helfen ihm, die Traumata zu verarbeiten.
    Die Rückblicke sind sehr anrührend, teilweise erschütternd und aufwühlend. Man versucht sich die jeweilige Situation vorzustellen, ist aber oft überwältigt von der extremen Herausforderung, z.B. wie der Sohn seiner total erschöpften Mutter den Rücken massiert und die Haut entgiftet, die unter den giftigen Ausdunstungen des Nagelstudios leidet.
    Aber bei diesem Buch steht nicht der Inhalt an erster Stelle, obwohl es zunächst den Anschein hat, sondern Ocean Vuongs Sprachkunst bzw. Sprachgewalt. Diese reisst einen mit und entführt in eine ganz fremde Welt. Und diese Welt entspringt der Seele des Autors, die er nach aussen entblösst mit seinen bewegenden Beschreibungen und Umschreibungen, um Ruhe zu finden, um sich von den bedrückenden Erinnerungen zu befreien.
    Grosse Literatur in meinen Augen, die herausfordert und noch lange nachwirkt....

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  • 5 Sterne

    Elke O., 10.08.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Was für ein Buch! Es ist keine Lektüre, die man auf dem Weg in den Urlaub im Auto oder Flugzeug liest. Ich brauchte komplette Ruhe, um die einzelnen Kapitel, obwohl sie meist kurz gehalten sind, auf mich wirken zu lassen und auch hinter den Zeilen zu lesen.
    Ocean Vuong schreibt dieses Buch für seine Mutter, die er auch immer wieder anredet. Das Fatale ist aber, dass seine Mutter Analphabetin ist und niemals die Zeilen empfängt. Der Sohn schreibt dieses Buch, um seine zum Teil traumatischen Erlebnisse in Kindheit und Jugend zu bewältigen bzw. aufzuarbeiten und vielleicht Antworten auf offene Fragen zu bekommen. Letztere wird er jedoch nie von seiner Mutter bekommen, sondern er muss sie selbst finden.
    'Little Dog', wie er genannt wird, hat eine harte, von Gewalt und Hoffnungslosigkeit dominierte Kindheit und Jugend hinter sich, aber das Buch soll nicht anklagen, denn immer wieder erstrahlt durch alle schlimmen Erlebnisse die Liebe hindurch. Er liebt seine Mutter, seine Grossmutter und viele andere Menschen, die ihm im Leben begegnet sind und keine so grosse Rolle gespielt haben, z.B. Manny von der Tabakplantage. Und diese Menschen lassen trotz aller Grausamkeit, Ablehnung oder Gleichgültigkeit auch immer wieder Liebe, Zuneigung und Sympathie durchscheinen, so z.B. sein Grossvater Paul, der eigentlich nicht sein leiblicher Verwandter ist. Und diese positiven Gefühle helfen ihm, die Traumata zu verarbeiten.
    Die Rückblicke sind sehr anrührend, teilweise erschütternd und aufwühlend. Man versucht sich die jeweilige Situation vorzustellen, ist aber oft überwältigt von der extremen Herausforderung, z.B. wie der Sohn seiner total erschöpften Mutter den Rücken massiert und die Haut entgiftet, die unter den giftigen Ausdunstungen des Nagelstudios leidet.
    Aber bei diesem Buch steht nicht der Inhalt an erster Stelle, obwohl es zunächst den Anschein hat, sondern Ocean Vuongs Sprachkunst bzw. Sprachgewalt. Diese reisst einen mit und entführt in eine ganz fremde Welt. Und diese Welt entspringt der Seele des Autors, die er nach aussen entblösst mit seinen bewegenden Beschreibungen und Umschreibungen, um Ruhe zu finden, um sich von den bedrückenden Erinnerungen zu befreien.
    Grosse Literatur in meinen Augen, die herausfordert und noch lange nachwirkt....

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  • 5 Sterne

    herrzett, 30.07.2019

    Als Buch bewertet

    „Ma. Du hast mir einmal gesagt, dass Erinnerung eine Entscheidung ist. Aber wenn du Gott wärst, wüsstest du, es ist eine Flut.“ Eine Flut voller Emotionen, Gedanken, Erlebnisse. Gedanken an schöne Zeiten, aber eben auch die harten Abgründe. So oder so ähnlich könnte man Ocean Voungs Roman „Im Leben sind wir kurz grandios“ zusammenfassen.
    Einen junger Mann schreibt einen Brief an seine vietnamesische Mutter. Einen Brief, der sein Innerstes offenbart und Einblicke in zahlreiche Erlebnisse seines noch so jungen Lebens bietet. „Für meine Mutter“ heisst es, doch diese ist Analphabetin und wird diese Worte wahrscheinlich nie wirklich verstehen... Dieses Buch hat mich wahrlich zutiefst berührt, bewegt, gedanklich gefordert, mich vieles reflektieren lassen und iwie doch auch glücklich gemacht. Das ist vllt. eine komische Kombination, wenn man bedenkt, dass Voung eben nicht über ein Vorzeigeleben schreibt. Es gibt zahlreiche Probleme, Gewalt, Mobbing, Krieg, Drogen, Vergänglichkeit, gar Andersartigkeit, die das Leben von „Little Dog“ massiv beeinflussen. Er ist auf der Suche nach Nähe, versucht Brücken zu anderen Menschen aufzubauen, doch am Ende bleibt dies eher erfolglos. Seine Grossmutter Lan leidet an Schizophrenie. Seine Mutter Rose wurde vom Vietnamkrieg geschädigt, teilt häufig aus und scheint in einer eher abgehängten Welt festzustecken. Und „Little Dog“? Er versucht sich selbst zu finden, entdeckt seine queere Seite, eckt damit an, leidet, verliebt sich... bleibt zurück. „Es heisst, wenn man etwas nur genug will, macht man am Ende einen Gott daraus. Aber was, wenn alles, was ich je wollte, mein Leben war, Ma?“ Die Suche nach der eigenen Identität, dem Leben... ein sehr starkes Thema dem sich Voung auf einer sehr feinen, poetischen und ergreifenden Art und Weise nähert. Sehr reflektiert, tiefgründig, greifbar. „Auf Erden sind wir kurz grandios“ eine grosse Empfehlung von mir.

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  • 5 Sterne

    dreamer, 28.07.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Aufwühlend

    Nach dem Klappentext zu urteilen, müsste es sich bei „Auf Erden sind wir kurz grandios“ um einen Roman in Briefform handeln. Und das entspricht auch der Wahrheit, auch wenn es sich bei diesem Roman meiner Meinung nach nicht um einen klassischen Roman in Briefform handelt. Zum einen gibt es keine Antwort der Mutter, bei der es sich um eine Analphabetin handelt und die nach Annahme ihres Sohnes nie in der Lage sein wird, diesen Brief auch tatsächlich zu lesen. Zum anderen liest sich dieser Brief-Roman tatsächlich eher wie eine ganz normale Erzählung, beinahe schon ein sehr langer Tagebucheintrag.
    „Auf Erden sind wir kurz grandios“ ist kein fröhlicher, aufbauender Roman. Die Handlung ist traurig, erschütternd und in Teilen schwer zu ertragen. Mit dem Protagonisten und Briefeschreiber, dem Sohn, leidet man mit, auch wenn er eigentlich kaum direkte Vorwürfe wegen der Gewalt erhebt, die er durch seine Mutter erfahren hat. Immer wieder fällt in dem Roman der Begriff des amerikanischen Traumes, der sich für „Little Dog“, wie der Sohn in dem Roman genannt wird, nur in Teilen erfüllt.
    Die herzzerreissende Geschichte, in der zwischen all dem Düsteren, den Traumas, der Gewalt und dem Schmerz auch Momente der Zärtlichkeit aufblitzen, wird in einer wundervollen Sprache erzählt, die den Leser fesselt und ganz tief eintauchen lässt in die Ereignisse, von denen Little Dog seiner Mutter schreibt.
    Fünf Sterne für diesen Debüt-Roman von Ocean Vuong!

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  • 5 Sterne

    Mysaze, 11.08.2019

    Als Buch bewertet

    Das Buchcover hat mich fasziniert, vielleicht auch gerade weil ich es irgendwie total unpassend zum Inhalt fand, auf jeden Fall war das mein erster Impuls und irgendwie auch der Auslöser warum dieses Buch in meinen Korb gewandert ist.

    Wer eine Sommerlektüre leicht und spritzig sucht, ist mit diesem Buch total an der falsche Stelle, hier haben wir ein Geschichte, die grandios geschrieben, jedoch nicht leicht zu lesen ist und sehr zum Nachdenken anrührt.

    "Lass mich von vorne Anfangen, Ma" ... der Brief eines vietnamesischen Jungen an seine Mutter, geflohen aus dem Krieg und verloren in den USA, ohne Sprachkenntnisse. Doch der Wille es zu schaffen erwacht und er lernt die Sprache. Als Teenager lernt er einen Amerikaner kennen und die Liebe zum gleichen Geschlecht erwacht und damit das Verstecken.....

    Wirklich kein leichtes Buch, am Anfang war mir irgendwie gar nicht klar, was mich in diesem Buch erwartet und es gab anfangs schon den einen oder anderen Moment wo ich das Buch für einen späteren Zeitpunkt zur Seite legen wollte. Aber dann hat es mich doch irgendwie gepackt. Der Schreibstil, mit sehr einfühlsamer Sprache hat mir sehr gut gefallen und ich muss sagen ich bin beeindruckt von diesem aussergewöhnlichen Buch. Wer gerne mal etwas schwerere Bücher liest ist hier genau richtig.

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