Der Mann mit der Augenklappe, der 1929 bei einem Unfall sein rechtes Auge verloren hatte, war an mehreren hundert Filmen als Schauspieler, Autor, Produzent und Regisseur beteiligt. Raoul Walsh (1887 - 1980) hatte vor seiner Filmarbeit ein abenteuerreiches Leben als Matrose, Cowboy und Tramp in Mexiko geführt. Er debütierte 1910, wurde Regieassistent von D.W. Griffith und spielte in dessen "Birth of a Nation" (1915) den Mörder von Abraham Lincoln. Walsh war wie Howard Hawks oder John Ford in allen Genres versiert, arbeitete mit allen wichtigen männlichen Stars Hollywoods, vorwiegend für die Studios Fox, Paramount und 1939 bis 1951 bei Warner Brothers, seine beste Zeit. Er drehte stilbildende Kriegsfilme ("Der Held von Burma", "Die Nackten und die Toten"), Komödien ("Die Schönste der Stadt", mit Rita Hayworth) und dynamische Gangsterfilme wie "Die wilden Zwanziger" (über die Prohibitionszeit), "High Sierra", mit dem Humphrey Bogart als desillusionierter Gangster zu Star-Ruhm aufstieg, oder "Maschinenpistolen", in dem James Cagney als ödipal fixierter Gangster sich im Finale auf einem Öltank selbst in die Luft jagt. Alle Helden von Walsh tragen eine leidenschaftliche Abenteuerlust in sich, sie sind kühle Profis und zeigen ihre innere Verfassung in ihren äusseren Aktionen. Walshs Prämisse war: "Die Leinwand muss immer voller Ereignisse sein. Man nennt den Film 'motion picture'. Mit gutem Grund. Man muss sich immer bewegen." Am deutlichsten bewegen sich die Personen von Walsh in Western wie "Der grosse Treck" (John Waynes erste Hauptrolle), "Verfolgt" (Robert Mitchum unter dem Galgen) oder die Cowboys Clark Gable und Robert Ryan an der Seite von Jane Russell in "Drei Rivalen", einem der besten Viehtreiber-Western. Walsh zeichnete auch für berühmte Abenteuerfilme wie "Der Dieb von Bagdad" (1924), "Des Königs Admiral" (1951, mit Gregory Peck als Horatio Hornblower) oder "Das Schwert von Persien" (1960) verantwortlich. Als er zu erblinden drohte, beendete Walsh seine Karriere. Der Legende nach soll es ihm in Mexiko 1914 für den Film "Life of Villa", in dem er selbst den Titelhelden spielte, gelungen sein, den Revolutionsführer Pancho Villa zu bewegen, für die Kamera mit seinen Männern die Schlacht von Durango nachzustellen.
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