Sina - Tiger & Reh (CD)
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Ist es überhaupt zu fassen, das Leben? Und dann noch in Liedern? Sina tut genau das, sie tut es schon länger, aber kaum jemals so stimmig wie jetzt. Zwölf neue Lieder, zwölfmal das Leben, zwölf Geschichten aus dem Alltag, beschwörend und betörend, berührend und verführend. Vom ersten Ton an hat sie uns am Haken, diese
unvergleichliche Stimme, die seit über 20 Jahren die Schweizer Musiklandschaft nachhaltig erwärmt. „Tiger und Reh" heisst das neue Album und wie gewohnt macht uns Sina gleich zu Mitwissern. An ihrer Seite werden wir in einem Song unsichtbar, warten mit ihr im nächsten auf das Glück, worauf sie uns flugs den Himmel vermisst, Hausinschriften in poetische Blumen und Nachtzüge in Kometen verwandelt. Wir sehnen uns mit ihr nach Verlorenem, sind mal Tiger mal Reh, mal Jäger mal Gejagte, mal stärker, mal schwächer, sehen dabei, was sie sieht und ahnen all das, was sich ihre Mutter nie hätte träumen lassen. Zwölf Geschichten aus dem Leben sind das. Melodiöse Miniaturen, mal folkig, mal popig, mal besinnlicher, mal rhythmischer. Allen voran die unverschämt eingängige Single „Wartu uf ds Glick". Da erzählt sie von unseren Schwächen auf so bezaubernde Weise, dass wir uns denen sofort stellen. Gehören wir nicht auch zu jenen, die immer nur warten? Auf das ultimative, seligmachende Glück, auf den nächsten Thrill, das nächste High, ohne zu merken, dass wir uns längst glücklich schätzen können, und es nur das stete Weiterhetzen ist, dass uns jede momentane Zufriedenheit vergessen lässt. Ein Ohrwurm, wie sich das für eine Single gehört, Pedal-Steel-Gitarrist Gary Carter aus Nashville kontrastiert den federleichten Beat melancholisch und schafft Tiefe. Vielschichtig klingt diese Single, vielfältig das Album, aber doch immer aus einem Guss. Sina auf dem Höhenpunkt ihres Könnens, und das ist weit mehr ist als Gesang alleine. Eigentlich nicht anders zu erwarten von ihr, die immer über den Horizont hinaus blickt, stets offen bleibt für Experimente und Grenzgänge mit neuen künstlerischen Partnern. Etliche fanden sich über die letzten 18 Monate im Studio ein: ihre Live-Band, dazu hochkarätige Musikerfreunde wie Markus Kühne, Corin Curschellas, Eliana Burki, Jean-Pierre von Dach oder Hendrix Ackle, dazu das Produktionsteam Thomas Fessler und Adrian Stern. Auch die Texte entstanden in Teamarbeit, einmal ging der Berner Songschreiber Trummer zur Hand, dann Kabarettist Ralf Schlatter oder - wie oft schon - Schriftstellerin Sibylle Berg. Unmöglich, jedes Lied hier gebührend zu würdigen, deshalb seien Höhepunkte gewählt. Sina schaut dorthin, wo das Leben still steht, beispielsweise, wo einem wie du und ich das Leben über den Kopf gewachsen ist (Nimm mini Hand). Ein anderes Mal versucht sie jene Leere zu füllen, wenn jemand nicht mehr da ist, etwas unwiederbringlich verloren scheint, mit einem Lied, das wir noch sehr oft hören werden (Wünschti du weesch hiä). So schreiben kann nur, wer das selbst erleben musste.
Zu denken, Sina hätte ihren Schalk verloren, wäre aber falsch. Man braucht nur D'Mama weiss vo nix zuhören, ein fast versteckter Hit, irgendwie eine Referenz an das Lied „Där Sohn vom Pfarrär", mit dem Sinas Erfolgsgeschichte begann. Augenzwinkernd nimmt Sina diesmal die Ansprüche der Eltern auf die Schippe. Der Vater muss da mit steigendem Entsetzen erfahren, was ihm seine Töchter so an Ehepartnern zumuten wollen. Was die wiederum und höchst modern nicht wirklich kümmert. Einst wäre das vergnügliche Lumpenlied vielleicht zur Single erkoren worden, doch heute steht Sina an einem andern Ort. I bi mir so liäb/ I bi mär güät und rächt/ öi wänn i moru alles annärsch tiängi machu/ wärd i niä än andri sii- singt sie (Gseh was i gseh). Das Statement einer Künstlerin, die sich nichts vormachen lässt und längst niemandem mehr etwas vormachen muss. Über zwanzig Jahre ist es her, dass sie begonnen hat, damals, in ihrer Walliser Heimat. Einige der neuen Songs schliessen den Kreis, Bluämun zum Beispiel. Die alten Inschriften auf den Hausfassaden im Lötschental, da wo Sina geboren wurde, haben es ihr angetan. Sie hat sie gesammelt und verwoben, singt hier deshalb im Lötschentaler Dialekt, der in Flachland-Ohren wie mittelalterliches Hochdeutsch klingt. Ein Höhepunkt des Albums, die Zerbrechlichkeit des Lebens wird hier Klang, ein zeitloses Lied, in dem Sina ein Echo findet, in Corin Curschellas Stimme, in den sich überlagernden Gitarrenklängen von Adrian Stern. „Tiger und Reh" heisst jene melodiös-melancholische Geschichte eines Paares, das längst hätte einen Schlussstrich ziehen sollen, das immer wieder neu beginnt und sich nur noch weiter in alte Abhängigkeiten verstrickt. Er verspricht weiter, sie leidet weiter. Bis die wehmütigen Celloklänge plötzlich aufbrechen, ein unwiderstehlicher Refrain detoniert und alle mitreisst. Sie, die Frau - natürlich die Frau - nimmt endlich ihr Leben in die Hand und wagt den Neuanfang. Bei Sina sind oft die vermeintlich Schwachen stärker, und es ist nie ganz geklärt, wer nun wirklich Tiger und wer Reh ist. Geschrieben hat Sina den Song zusammen mit Markus Kühne und Adrian Stern, das raffinierte Arrangement von Cello und Bratsche fand Kühne zusammen mit Produzent Thomas Fessler. Es gibt sie eben doch noch, jene magischen Momente, wo Zeit in Musik gerinnt, iTunes hin, Spotify her. Ist das zu fassen? Zu selten ist es nämlich, dass eine von uns dermassen erfolgreich über uns singt - und trotzdem eine von uns bleibt. Sina gelingt dieses Kunststück. Einmal mehr. Zum Glück.
- CD
- EAN: 7612027984329
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