Bilder Einer Ausstellung/Lieder+Tänze Des Todes (CD)

Streoplay CD-Tipp; FonoForum CD-Tipp; SWR2 CD-Tipp.

Andrej Hoteev ist der philologische Spürhund unter den Pianisten russischer Herkunft. 1993 hat er die Urfassung des dritten Klavierkonzertes von Tschaikovsky ausgegraben, jetzt nahm er Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ unter die Lupe. Befund: Selbst moderne Urtextausgaben weichen in etlichen Details vom Originalmanuskript ab. So eröffnet Hoteev zwar keine völlig andere, aber streng authentische Bildergalerie. Sein interpretatorischer Weg gleicht einer Entdeckung der Langsamkeit, einer Abstinenz von aller virtuosen Rasanz, einer Konzentration auf die imaginative Kraft, auf präimpressionistischen Duft und Atmosphäre namentlich in den „französischen“ Stücken, auf Farbe und dynamische Schattierung auch in den „Promenaden“.
Wundersam melodisch beschwört Hoteev den verhangenen Zauber des alten Schlosses, in „Baba-Jaga“ haut er schon mal ein Martellato in die Tasten, auch in sehr gedehnten „Heldentor“ (mit trefflich pedalisiertem Glockeneffekt). Gleichwohl herrscht auch hier ein allem Berserkertum abholdes Mussorgsky- Bild: eine Ausstellung also der Feinheiten Nachdenklichkeiten, bisweilen freilich allzu gebremst.
Die Sopranistin Elena Pankratova glänzt in den „Liedern und Tänzen des Todes“. Mit gut ausgebildetem Mezzo - Register und walkürenhafter Dramatik in der souverän beherrschten Höhe bewältigt sie den Zyklus nicht nur in den Originaltonarten, sie erhebt die enorme Spannweite der Stimm- und Ausdruckslagen zu expressiver Klarheit