Lindy Girls (Hörbuch (Download))

Wieder ein so schönes Buch von Anne Stern!
Sie bringt mir als Leserin/Hörerin die Atmosphäre des Jahres 1928 so nahe, dass ich glaubte, das alles live gesehen zu haben.
Die Tänzerinnen mit ihren individuellen Schicksalen, die weit verbreitete Armut, die gesellschaftlichen Zwänge und die Übergriffe der Nazis gegen Juden habe ich durch die tolle Sprache von Anne Stern miterlebt. Besonders ihr Stil gefällt mir ausserordentlich gut.
Das Hörbuch wird grandios und so zum Text passend vorgelesen von Jana Kozewa, die es tatsächlich schaffte, die Figuren noch etwas lebendiger zu transportieren, was ein zusätzliches Vergnügen bedeutete.
Ich wünsche mir eine Fortsetzung – Potential gibt es genug.
(Nicht nur) für alle Fans von Fräulein Gold.

Zum Ende der 20ger Jahren des 20 Jh. schwappen immer mehr moderne Tanzstile nach Berlin rüber und so möchte die junge Choreographin Wandy eine neue Tanzgruppe gründen. Dafür sucht sie junge Frauen, die Spass am Tanzen haben und so stossen u.a. Alice und Thea zu der Truppe, die jeweils ihre eigene Geschichte und Probleme haben. Zusätzlich gibt es noch Gila, die eigentlich als Sekretärin arbeitet, aber heimlich ihren grossen Traum eines eigenen Romanes hat.

Sie alle wollen sich mit der neuen Tanzgruppe vom Alltag befreien und sich gegen eine stark Männerdominierte Welt durchsetzen. Doch dies gestaltet sich alles andere als leicht, denn ihnen werden lauter Steine in den Weg gelegt. Erst als sie einen männlichen Manager engangieren, werden sie ernst genommen und bekommen die Chance für Auftritte. Aber trotzdem gehen alle 4 ihren eigenen Weg und suchen ihr persönliches Glück.

Anne Stern legt mit "Lindy Girls" einen spannenden historischen Roman vor, der den Leser in das pulsierende und aufregende Berlin der 20ger Jahre entführt. Durch den angenehmen Schreibstil erfährt man viel über die damalige Zeit und den "Kampf" der Frauen für ein selbstbestimmtes Leben und ihre Freude am Tanzen.

Zum Inhalt:
Choreografin Wally ist fasziniert von dem neuen Tanz aus den USA und gründet eine Tanzgruppe, die Lindy Girls. Doch der Zugang zu den Tanzpalästen bleibt ihnen verschlossen, haben doch Männer dort das Sagen. Erst die Industriellentochter Thea und ihre Kontakte öffnen ihnen Türen.
Meine Meinung:
In diesem historischen Roman erleben wird durch die Geschichte der Lindy Girls viel von dem damaligen Zeitgefühl in den goldenen Zwanzigern. Eine Art Aufbruchstimmung, die gerade auch die Frauen erfasst, die nicht mehr nur von Männern dominiert werden wollen, aber immer wieder an ihre Grenzen stossen. Die Entwicklung der Frauen in dieser Stimmung ist bemerkenswert und gut erzählt. Die Charaktere haben mir gefallen. Mir haben sowohl Buch als auch Hörbuch gefallen, wobei ich beim Hörbuch die Sprecherin ein wenig anstrengend fand, weil sie extrem langsam sprach.
Fazit:
Guter historischer Roman

Inhalt siehe Klappentext.
Ich kenne schon viele Bücher und Hörbücher von Anne Stern, die "Lindy Girls" haben mich diesmal nicht ganz überzeugen können. Eine Gruppe junger Frauen haben sich, zusätzlich zum normalen Beruf, wenn sie denn einen haben, in ihrer Freizeit im Jahre 1928, das ja auch alles andere als einfach war, zu einer Amateurtanzgruppe formatiert und versuchen nun, nach harten Proben, in besonderen Lokalitäten aufzutreten, das Publikum mitzureissen und damit auch noch einen kleinen Verdienst einzufahren. Geleitet werden sie vom "General", Wally, die ebenfalls eine Vergangenheit hat. Die Mädels haben es nicht leicht, Vorurteile und Diskriminierung bekommen sie oft genug zu spüren, wunde Füsse sind an der Tagesordnung, aber sie lassen sich nicht unterkriegen. Ich selbst kann mit Tanz nicht so viel anfangen, finde aber die Idee und die Anstrengungen, die für die Auftritte auf sich genommen werden, bemerkens- und bewundernswert. Insgeheim sind die Tänzerinnen doch alle einsam und suchen hier ihresgleichen.
Zum Inhalt möchte ich nicht viel schreiben, dafür gibt es die Inhaltsangabe. Ich habe das Hörbuch von Aufbau Audio gehört, parallel dazu immer ein Stück im eBook gelesen. Sprecherin Jana Kozewa liest in 9:10 Stunden sehr angenehm vor, allerdings kommt mir das Ende ziemlich offen vor. Ich mag Geschichten aus den 1920er Jahren, finde starke Frauen wunderbar - von mir bekommen die "Lindy Girls" 3 Sterne, weil mir in der Hektik und den Problemen ihres Alltags einfach etwas gefehlt hat (und das ist nichts, was man mit Drogen ausgleichen kann, wie es hier gerne getan wird).

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Anmerkung für den Verlag:
In Kapitel 20 heisst Frau Bergmann plötzlich Frau Goldmann (Fehler im Hörbuch und eBook). „Vermutlich hatte Frau Bergmann recht.“… „»So?« Frau Goldmann zog ihre gezupften Brauen hoch.“ …“Frau Bergmann musterte sie ein letztes Mal spöttisch.“