Zwischen Aufklärung und Kritik - Vernunftbegriff und Gesellschaftstheorie bei Jürgen Habermas (ePub)
Vernunftbegriff und Gesellschaftstheorie bei Jürgen Habermas
Magisterarbeit aus dem Jahr 1997 im Fachbereich Soziologie - Allgemeines und Theorierichtungen, Note: sehr gut, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Institut für Soziologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitung
Als der Schriftsteller Thomas Mann...
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Produktinformationen zu „Zwischen Aufklärung und Kritik - Vernunftbegriff und Gesellschaftstheorie bei Jürgen Habermas (ePub)“
Magisterarbeit aus dem Jahr 1997 im Fachbereich Soziologie - Allgemeines und Theorierichtungen, Note: sehr gut, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Institut für Soziologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitung
Als der Schriftsteller Thomas Mann im Jahre 1930 in seiner "Deutschen Ansprache" vor dem aufkommenden Faschismus warnte, untertitelte er seine Rede als "Appell an die Vernunft."1 Seine
Warnung wurde überhört und wer heute noch von Vernunft oder Rationalität spricht, macht sich zunehmend des Anachronismus verdächtig. Die historische Entwicklung seit der Französischen
Revolution, die als Beginn der Wirkungsgeschichte der Aufklärung gelten kann, lässt Zweifel aufkommen an der Idee einer mit sich selbst versöhnten Gesellschaft, die immer wieder zur Legitimation für Barbarei mutierte. Die Geisteswissenschaften, die einst die Vernunft ausweisen wollten, haben seitdem den Niedergang der Aufklärung im Zuge der degenerierten Ausartungen, von der Schreckensherrschaft Robespierres über die sowjetischen Schauprozesse bis hin zu Auschwitz, reflektiert.
Hegel konnte zwar vor dem Hintergrund der "Sturm und Drang" Zeit noch ausrufen: "Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig."2 Auf der anderen Seite
rechnete er aber bereits der neuen Zeit ihre Defizite in Form der Positivierung vor.3 Gegen die von ihm kritisierten Tendenzen bot er seinen dialektisch vermittelten Vernunftbegriff auf, der, vor dem
Hintergrund der Vernunftphilosophie, noch als totalitärer auftreten durfte. Die bereits von Kant vorgenommene Zersplitterung des Vernunftkosmos, wird bei Hegel noch einmal revidiert und findet
im sich selbst setzenden Weltgeist einen letzten Höhepunkt.
Karl Marx griff diese Lösung zwar auf, radikalisierte sie jedoch durch ihre Assimilation an eine materialistische Theorie der Gesellschaft. Er schrieb bereits im Zeitalter der industriellen Revolution, der damit einhergehenden Pauperisierung und verlangte nach einer Veränderung, die nicht in den spekulativen Ansätzen seines Lehrers stehen blieb.4
[...]
_____
1 Vgl. Thomas Mann: Ein Appell an die Vernunft. Essays 1926-1933, Frankfurt 1994, S. 259
2 G.W.F. Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts, in: ders.: Werke Bd.7, Frankfurt 1995 (a), 4. Aufl., S.24
3 Vgl. etwa G.W.F. Hegel: Phänomenologie des Geistes, in: ders.: Werke Bd.3, Frankfurt 1991, 3. Aufl., S. 409
4 Zur marxschen Kritik an der idealistischen Fassung der Philosophie Hegels vgl.: Karl Marx: Nachwort zur zweiten Auflage des Kapitals, in: Karl Marx/ Friedrich Engels: Werke (MEW) Bd.23, [...]
Als der Schriftsteller Thomas Mann im Jahre 1930 in seiner "Deutschen Ansprache" vor dem aufkommenden Faschismus warnte, untertitelte er seine Rede als "Appell an die Vernunft."1 Seine
Warnung wurde überhört und wer heute noch von Vernunft oder Rationalität spricht, macht sich zunehmend des Anachronismus verdächtig. Die historische Entwicklung seit der Französischen
Revolution, die als Beginn der Wirkungsgeschichte der Aufklärung gelten kann, lässt Zweifel aufkommen an der Idee einer mit sich selbst versöhnten Gesellschaft, die immer wieder zur Legitimation für Barbarei mutierte. Die Geisteswissenschaften, die einst die Vernunft ausweisen wollten, haben seitdem den Niedergang der Aufklärung im Zuge der degenerierten Ausartungen, von der Schreckensherrschaft Robespierres über die sowjetischen Schauprozesse bis hin zu Auschwitz, reflektiert.
Hegel konnte zwar vor dem Hintergrund der "Sturm und Drang" Zeit noch ausrufen: "Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig."2 Auf der anderen Seite
rechnete er aber bereits der neuen Zeit ihre Defizite in Form der Positivierung vor.3 Gegen die von ihm kritisierten Tendenzen bot er seinen dialektisch vermittelten Vernunftbegriff auf, der, vor dem
Hintergrund der Vernunftphilosophie, noch als totalitärer auftreten durfte. Die bereits von Kant vorgenommene Zersplitterung des Vernunftkosmos, wird bei Hegel noch einmal revidiert und findet
im sich selbst setzenden Weltgeist einen letzten Höhepunkt.
Karl Marx griff diese Lösung zwar auf, radikalisierte sie jedoch durch ihre Assimilation an eine materialistische Theorie der Gesellschaft. Er schrieb bereits im Zeitalter der industriellen Revolution, der damit einhergehenden Pauperisierung und verlangte nach einer Veränderung, die nicht in den spekulativen Ansätzen seines Lehrers stehen blieb.4
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1 Vgl. Thomas Mann: Ein Appell an die Vernunft. Essays 1926-1933, Frankfurt 1994, S. 259
2 G.W.F. Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts, in: ders.: Werke Bd.7, Frankfurt 1995 (a), 4. Aufl., S.24
3 Vgl. etwa G.W.F. Hegel: Phänomenologie des Geistes, in: ders.: Werke Bd.3, Frankfurt 1991, 3. Aufl., S. 409
4 Zur marxschen Kritik an der idealistischen Fassung der Philosophie Hegels vgl.: Karl Marx: Nachwort zur zweiten Auflage des Kapitals, in: Karl Marx/ Friedrich Engels: Werke (MEW) Bd.23, [...]
Bibliographische Angaben
- Autor: Raphael Beer
- 2002, 1. Auflage, 126 Seiten, Deutsch
- Verlag: GRIN Verlag
- ISBN-10: 3638120759
- ISBN-13: 9783638120753
- Erscheinungsdatum: 15.04.2002
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eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Grösse: 0.39 MB
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