Surviving the Fatherland: A True Coming-of-age Love Story Set in WWII Germany (ePub)

Krieg und seine Folgen aus Kindersicht

Klappentext:

Annette Oppenlanders mehrfach preisgekrönter biografischer Roman beleuchtet einfühlsam und mitreissend einen selten behandelten Teil des dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte: das Schicksal der Kinder im Zweiten Weltkrieg.
Vaterland, wo bist Du? erzählt die wahre Lebens - und Liebesgeschichte von Lilly und Günter, die als Kinder über Nacht mit den Schrecken des Dritten Reichs konfrontiert werden. Beide müssen fortan auf vielfältige Weise ums Überleben kämpfen. Dabei erfahren sie Grausamkeit und Betrug, aber auch Liebe und überraschende Warmherzigkeit. Als sie sich in den Nachkriegsjahren begegnen, verlieben sie sich Hals über Kopf ineinander und werden ein Paar. Doch alte Wunden brechen wieder auf und bedrohen das neugefundene Glück. Wird es ihnen gelingen, die Dämonen der Vergangenheit zu bezwingen?
Diese Erzählung zelebriert die Unverwüstlichkeit der menschlichen Willenskraft und die Stärke der Kriegskinder.

Fazit:

Ich habe schon viele Bücher über den 2. Weltkrieg gelesen, doch dieses hier brachte noch einmal ganz andere Seiten in mir zum Klingen. Es wurde aus Sicht der Kinder Lilly und Günter erzählt.
Im Jahre 1940 ist Lilly gerade 7 Jahre alt und sollte geliebt und behütet im Kreise ihrer Familie aufwachsen. Leider bekommt sie von ihrer Mutter keine Liebe und Aufmerksamkeit und der geliebte Vater wird eingezogen. Günter wächst dagegen in einer liebevollen Familie auf und auch er muss hilflos mit ansehen, wie sein Vater in den Krieg zieht. Als auch noch sein älterer Bruder eingezogen wird, muss Günter die Rolle des Familienoberhauptes ausfüllten.

Abwechselnd aus der Sicht der Kinder konnte ich die Kriegswirren und deren brutale Auswirkungen hautnah miterleben. Lilly und Günter müssen mitansehen, wie ihre Heimatstadt Solingen in Schutt und Asche gelegt wird und ihre Kindheit endet durch den Krieg viel zu früh. Sie lernen die Gräuel des Krieges in verschiedenen ausmassen kennen und leiden darunter. Diese Taten und deren Folgen aus Sicht der Kinder mitzuerleben, hat mich noch mehr erschüttert, als viele Kriegsberichte von Erwachsenen. Diese harte Zeit mit Hunger, einem Leben in Bunkern und die tägliche Angst um das eigene Leben hat diese Kinder tief geprägt und so verwundert es kaum, dass diese Traumata lange Zeit benötigen, um verarbeitet zu werden. Den Kindern wurde mehr genommen, als ihre unbeschwerte Kindheit. Nach dem Krieg scheint es für Lilly und Günter endlich eine unbeschwerte Zukunft zu geben, doch jetzt brechen die Wunden des Krieges wieder auf. Ob diese sich sinnvoll heilen lassen, das müsst ihr selbst lesen, ich will nicht zu viel verraten.

Ich blieb nach der Lektüre tief erschüttert und nachdenklich zurück. Ja, es war mir schon vorher klar, wie solch ein Krieg über mehrere Generationen wirkt, dies jedoch in dieser Form zu lesen, hat noch einmal eine völlig andere Qualität. Ich wurde von diesem Buch völlig überwältigt.

Die Charaktere wurden liebevoll und authentisch beschrieben, so dass ich mit ihnen fühlen und leiden konnte. Ich hatte das Gefühl bei ihnen vor Ort zu sein und mit ihnen zu bangen und die Geschehen direkt mitzuerleben. Der schöne Schreibstil sorgte dafür, dass ich regelrecht in die Lektüre gezogen wurde und das Buch kaum noch aus der Hand legen wollte. Die Tatsache, dass es sich um eine wahre Begebenheit handelt, steigerte meine Betroffenheit und ich danke Annette Oppenlander, dass sie die Geschichte ihrer Eltern der Nachwelt erhält. Da in meiner Familie der Krieg totgeschwiegen wurde, kann ich durch dieses Buch die Ängste, den Hunger, die Kälte und auch die Geschehen nach dem Krieg noch viel besser nachvollziehen und verstehen. Der Kampf um Leben oder Tod hat diese Generation geprägt und die Traumata wurden leider auch an die folgenden Generationen weitergegeben. Dieses Buch ist ein wichtiges Zeitdokument, um uns die Augen und Herzen zu öffnen, da es in der Welt leider immer noch Kriege gibt und wir sollten begreifen, dass Kriege keinen Sinn haben, sondern nur Opfer hinterlassen.

Auch wenn ich mir mit dieser Rezension sehr viel mehr Zeit gelassen habe, als üblich, kann ich meine Gefühle immer noch nicht in die Worte packen, um diesem Buch gerecht zu werden. Für mich war es ein Highlight des Jahres und es wird mir lange in Erinnerung bleiben. Solche Bücher lese ich auch gerne noch mal, um sie mir immer wieder in Erinnerung zu rufen.

Von mir eine absolute Leseempfehlung.

Bewertet wird die deutsche Fassung:
Aus Sicht zweier Heranwachsenden, dem späteren Ehepaar Lilly und Günter, wird das Erleben des zweiten Weltkrieges geschildert, der beide ihrer sorglosen Kindheit und Jugend beraubte. Ihrer Tochter Annette Oppenlanders ist es hervorragend gelungen, die Familiengeschichte aufzuarbeiten und somit den Leser in die Zeit und das Geschehen zu versetzen. Sehr deutlich wird, dass das Unheil nicht mit einem Paukenschlag kam, sondern hinterhältig die Menschen durchwanderten, die entweder überzeugt davon waren, oder Repressalien zu befürchten hatten. Erschütternd sind vor allem die nüchternen Erinnerungen, die Szenen des Alltags, die den täglichen Kampf ums Überleben beschreiben und niemand, schon gar nicht ein Kind erleben sollte. Hinzu kommen Einblicke in zwei sehr unterschiedliche Familien, die stellvertretend für die Einstellungen der Menschen zu Hitler und dem Krieg stehen können. Lillys Vater rennt aus voller Überzeugung in sein Unglück und will auch nach dem Scheitern die Wahrheit nicht erkennen. Günters Familie steht dem ganzen hingegen wesentlich kritischer gegenüber. Und dennoch geht an allen der Krieg nicht spurlos vorbei. Hinzu kommen Familienkonflikte, die vor allem Lilly belasten.
Meiner Meinung hervorzuheben ist die kritische Auseinandersetzung mit dem Leben nach dem Kriegsende. Es ist nicht das „Happy-End“, das zum Alltag-Übergehen, sondern verdeutlicht, wie tief die Erfahrungen des Krieges in den Menschen steckt, die verarbeitet werden müssen, um weiterleben zu können. In dieser Deutlichkeit habe ich dies bisher in keinem, mit der Thematik befassenden Büchern, gelesen.
Eine gute Ergänzung ist im Anhang ein kurzer Ausblick (mit Foto) zu den (realen) Personen des Buches.
Für mich ist dies ein Buch, das einen beschäftigt und nachklingt – und damit eine wertvolle Erinnerung und Mahnung. Gern empfehle ich es somit weiter.