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Schattenheld (ePub)

 
 
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Das Wunder von Bern und der Absturz ins Bodenlose: Herbst 1969. Ein Mann streift durch die abendlichen Strassen, betritt eine Kneipe, setzt sich an einen Tisch - und bleibt nicht lange allein. Denn rasch wird klar: Der Mann war einer der "Helden von Bern",...
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Kommentar zu "Schattenheld"
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  • 5 Sterne

    4 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hubert M., 18.07.2017

    Als Buch bewertet

    Ein aussergewöhnlich empathischer, in die Tiefe gehender Roman. Prädikat: Wertvoll
    Von Hubert Michelis am 18. Juli 2017
    Format: Taschenbuch Verifizierter Kauf
    Holger Dauer hat mit dem 2016 im Berliner duotinkta Verlag erschienenen Werk "SCHATTENHELD" einen zwar kurzen, aber sehr prägnanten, wichtigen, ja bedeutenden Roman vorgelegt. Für mich d i e Neuentdeckung der letzten beiden Jahre! Natürlich ist "Das Wunder von Bern", - und damit die 1954 durch Deutschland in Bern gewonnene Fussballweltmeisterschaft -, ein allseits bekanntes und abgedroschenes Thema. Doch Holger Dauer scheint es nicht wirklich um die 'Hülle' dieses historischen Events zu gehen, das in seiner wahren Bedeutung für das damalige Deutschland ungeheurer wichtig war und bislang kaum entsprechend gewürdigt worden ist. Was H. Dauer vielmehr bewegt, scheint der Kontrast, ja geradezu die Kehrseite dieser Medaille zu sein: Der unfassbare, abgrundtiefe Absturz eines dieser 'Helden von Bern' vom gefeierten Idol, Vorbild und 'Helden' zum trunksüchtigen Arbeits- und Obdachlosen, der nicht nur seine Arbeit, sondern auch seine Frau verloren hat und sich fortan eher schlecht als recht als Pförtner durchs Leben schlägt. Die Identität dieses 'Schattenhelden' scheint hierbei keine Rolle zu spielen; der Autor gibt sie nicht preis. Und ist es nicht müssig, darüber zu spekulieren, welcher der Fussballhelden denn nun gemeint sein könnte? Aber macht das diesen Schattenhelden, der dafür lebt, sich an seine grossen Tage zu erinnern und - Jahre danach - immer noch manche Anekdote um "den Chef" oder seine "Jungs" für ein paar Bierchen und Schnäpse zum Besten zu geben, die man ihm in der Kneipe bereitwillig spendiert, nicht zu einem anachronistischen und zeitlos-tragischen Helden? Er ist eben kein strahlender 'Siegfried' mehr, wurde vom Leben abgehängt, abgestraft und aus der Bahn geworfen. Fortan vegetiert er, als sich Erinnernder in seiner eigenen Welt. Selbst der Halbmond und einige um ihn herumstehende Sterne lassen ihn an seine fussballerische Vergangenheit denken, die vor allem dann auflebt, wenn man ihn in der Kneipe wiedererkennt und er aus dieser Vergangenheit erzählen soll; das trübe nasse Wetter, 'Herbergerwetter', tut es ohnehin. Als Kneipengast wird unser Held dann geradezu zum 'Opfer' der nostalgischen Sentimentalitäten seiner schwer malochenden Zeitgenossen, die ihn (ob zu seinem Glück oder Unglück?) immer noch befragen und um längst Vergangenes angehen und es sich auch etwas kosten lassen, Bier und Schnaps eben.
    Der Roman von Holger Dauer spielt im aufstrebenden Nachkriegsdeutschland, einem Wirtschaftswunderland, genauer: im Jahre 1969. Ein Wahlplakat Kiesingers stellt das klar. Der von Albträumen heimgesuchte Protagonist sieht es auf seinem abendlichen Weg zur Kneipe. Auch dieses Indiz, scheint keineswegs zufällig, denn Kiesinger war ein nicht ganz 'unverdächtiger' Zeitgenosse mit einer blütenweissen Weste, deren Flecken man allerdings erst später sah. Ja, es scheint diese Zeit des unentwegten Strebens nach Wohlstand und Fortschritt zu sein, die in diesem Roman durch eine sehr feine Ironie unter die Lupe und aufs Korn genommen wird, denn nach dem Scheitern der Träume vom 'Lebensraum im Osten' war der neue Traum vom 'Wachstum und Wohlstand ohne Ende' noch voll intakt. Man muss diesen Holger Dauer ein wenig in die Mangel nehmen, denn manches, was er meint, liest man zwischen den Zeilen. Überhaupt schildert der Roman das Kneipenmilieu und damit auch das psychologische Profil jener Ära mit seinen Menschen handwerklich gekonnt, ja meisterhaft, von der Juke-Box bis hin zum Gerede der Zecher, das oft tief blicken lässt. Auch sprachlich ist dieser ohne direkte Rede auskommende Roman keineswegs langweilig, im Gegenteil! Manchmal erzählt der Schattenheld selbst in der ersten Person, manchmal greift der übergeordnete, erzählende Autor in Er-Form ein, ein wahres Sprachkunstwerk. Selbst ellenlange Sätze sind so konstruiert, dass man sie auf Anhieb versteht, nie zweimal lesen muss. Für mich ein Sieg über die abgehakten, rudimentären und etwas vorgeben wollenden Postmodernen, die apodiktisch-stur lediglich noch Parataxen gelten lassen wollen. Im Gebrauch von Adjektiven und Adverbien ist das Buch zweifellos sparsam. Doch das muss anscheinend so sein, denn die Geschichte spielt in einer sehr zweckmässigen, nüchternen und auf wirtschaftliches Fortkommen konzentrierten Zeit.

    Man muss diesem promovierten Mainzer Germanisten für dieses Buch danken, ein sehr wichtiges Buch, das es wagt, die Geschichte eines Gescheiterten und tragischen Helden zum Thema zu erheben. Für jene einseitige Fortschrittsära, aber auch für uns Heutige, die wir immer noch dem Wahn nach endlosem, grenzenlosem Wachstum nachhängen, ein not-wendiges Buch. Ich würde es neben Wolfgang Koeppens "Tauben im Gras" und selbst Alfred Döblins "Alexanderplatz", dessen Pendant für unsere Zeit noch zu schreiben wäre, als eines der ganz wichtigen Zeitdokumente werten, die abseits des Mainstream für eine hoffentlich grössere Leserschaft geschrieben worden sind. Aber seien wir uns im Klaren: Es ist kein Buch für die Masse, und das wird es auch nie werden, wenn auch Marcel Reich-Ranicki davon begeistert gewesen wäre, wenn es in diesem Buch auch nicht um ermordete oder bedrohte Juden ging! Doch er hätte es gewiss geschätzt; leider konnte er es nicht mehr lesen! Doch es hat etwas Zeitloses, Grosses, das unsere alles und jedes relativierende Zeit und Welt bitter nötig hat. Prädikat: Wertvoll und mehr als lesenswert für jedes Alter und Geschlecht.

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