Populismus (PDF)
Gefahr für die Demokratie oder nützliches Korrektiv?
Als vor etwa zwanzig Jahren ein neuartiger Typus rechtspopulistischer Parteien in Westeuropa die politische Bühne betrat, war man geneigt, dies als ein kurzfristiges Protestphänomen abzutun, das früher oder später wieder verschwinden würde. Inzwischen...
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Produktinformationen zu „Populismus (PDF)“
Als vor etwa zwanzig Jahren ein neuartiger Typus rechtspopulistischer Parteien in Westeuropa die politische Bühne betrat, war man geneigt, dies als ein kurzfristiges Protestphänomen abzutun, das früher oder später wieder verschwinden würde. Inzwischen finden sich solche Parteien in fast allen europäischen Ländern - auch in den neuen Demokratien Mittelosteuropas. Die meisten von ihnen haben sich in ihren Parteiensystemen dauerhaft etabliert; einige sind dank ihrer Stärke sogar in die Regierungen gelangt und konnten dadurch unmittelbaren Einfluss auf die politische Agenda nehmen. In Folge dieser Entwicklung hat der Populismus auch auf die Mainstream-Parteien mehr und mehr übergegriffen, die sich den Neuankömmlingen in Inhalt und Stil anpassten. Was als elektorale Randerscheinung begann, ist damit zu einer prinzipiellen Herausforderung der Politik und des politischen Systems geworden.
Welche Ursachen liegen dem populistischen Protest und der allgemeinen Tendenz einer plebiszitären Transformation der politischen Systeme zugrunde? Handelt es sich beim Populismus um eine richtiggehende Ideologie oder nur um einen mit beliebigen Inhalten kombinierbaren politischen Stil? Wie haben die etablierten politischen Kräfte auf die populistische Herausforderung reagiert? Stellen die Populisten eine Gefahr für die Demokratie dar oder sind sie ein legitimes und sogar nützliches Frühwarnsystem? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt dieses Bandes. Sie werden in einer allgemein-theoretischen Perspektive und im Rahmen von mehreren ländervergleichenden Beiträgen untersucht.
Welche Ursachen liegen dem populistischen Protest und der allgemeinen Tendenz einer plebiszitären Transformation der politischen Systeme zugrunde? Handelt es sich beim Populismus um eine richtiggehende Ideologie oder nur um einen mit beliebigen Inhalten kombinierbaren politischen Stil? Wie haben die etablierten politischen Kräfte auf die populistische Herausforderung reagiert? Stellen die Populisten eine Gefahr für die Demokratie dar oder sind sie ein legitimes und sogar nützliches Frühwarnsystem? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt dieses Bandes. Sie werden in einer allgemein-theoretischen Perspektive und im Rahmen von mehreren ländervergleichenden Beiträgen untersucht.
Lese-Probe zu „Populismus (PDF)“
Frank DeckerDie populistische Herausforderung. Theoretische und ländervergleichende Perspektiven (S. 9)
1 Einleitung
Seit Mitte der achtziger Jahre ist es in zahlreichen westeuropäischen Ländern zur Etablierung einer neuen und zugleich neuartigen Parteienfamilie gekommen, für die sich in der Wissenschaft und im journalistischen Sprachgebrauch der Begriff "rechtspopulistisch" eingebürgert hat. Als Front National, Lega Nord, Vlaams Blok und FPÖ in ihren Ländern auf den Plan traten und die ersten spektakulären Wahlerfolge erzielten, war man noch geneigt, dies als eine flüchtige Protesterscheinung abzutun, wie es sie in den westlichen Demokratien - auch in populistischer Gestalt - schon immer gegeben hatte.
Es herrschte also die Erwartung, dass die neuen Parteien über kurz oder lang wieder auf Normalmass zurückgestutzt werden bzw. aus den Parteiensystemen ganz verschwinden würden. Die weitere Entwicklung sollte dies gründlich widerlegen. Nicht nur, dass die Pioniere des neuen Populismus ihre Stellung halten und sogar noch weiter ausbauen konnten. Das Phänomen begann sich nun auch auf andere Länder zu erstrecken und die gesamte Sphäre der elektoralen Politik zu umfassen.
Sieht man von einigen Ländern an der westeuropäischen Peripherie ab (Grossbritannien, Irland, Spanien, Griechenland), sind die rechtspopulistischen Herausforderer heute in Europa nahezu flächendeckend präsent. In Dänemark und Norwegen feierten die Neugründungen schon in den siebziger Jahren Erfolge, an die sie - nach einer Durststrecke - ab Ende der achtziger Jahre mit einer veränderten programmatischen Agenda anknüpfen konnten.
In anderen Fällen entpuppten sich die populistischen Vertreter als erfolgreiche Nachahmer und Nachzügler, so z.B. in der Schweiz, wo die Volkspartei unter Christoph Blocher ihre Wandlung zum Populismus erst in den neunziger Jahren vollzog und in der Folge zur stärksten Partei des Landes avancierte.
In Italien war Silvio Berlusconi dieses
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Kunststück schon vorher gelungen. Die von ihm 1994 gegründete Sammlungsbewegung Forza Italia traf freilich auf besonders günstige Bedingungen, konnte sie doch in ein elektorales Vakuum hineinstossen, das nach dem Totalzusammenbruch des italienischen Parteiensystems Anfang der neunziger Jahre entstanden war. Besonders spektakulär geriet des weiteren der Aufstieg des Niederländers Pim Fortuyn, dessen neu gegründete Partei bei den nationalen Parlamentswahlen im Jahre 2002 aus dem Stand 17 Prozent der Stimmen erzielte - in einem Land, in dem die Bedingungen weit weniger günstig schienen und rechtsextreme oder -populistische Parteien bis dahin kaum eine Rolle gespielt hatten.
Schliesslich machte der Populismus auch vor den neuen Demokratien Mittel- und Osteuropas nicht halt. Hier sorgten die Verwerfungen des Systemwandels und eine noch ungefestigte Parteienlandschaft dafür, dass potenzielle Newcomer sich den Unmut der Wählerschaft zunutze machen konnten. War das Interesse der Politikwissenschaft an den neuen Parteien anfangs eher spärlich, so setzte nach einer zehnjährigen Verzögerung Ende der neunziger Jahre ein regelrechter Boom in der Populismusforschung ein, der bis heute nicht abgerissen ist.
Dass sich das Phänomen auch in der allgemeinen Publizistik grosser Aufmerksamkeit erfreuen würde, war ohnehin zu erwarten, kamen und kommen die schillernden Anführer der populistischen Parteien in ihrer Fähigkeit zur Selbstdarstellung doch den journalistischen Sensations- und Neuigkeitsbedürfnissen hervorragend entgegen (vgl. z.B. Jungwirth 2002).
Die wissenschaftlichen Arbeiten lenkten den Blick demgegenüber stärker auf die Ursachen des Populismus, wobei sie nur zum Teil auf bewährte Konzepte der Parteiensystemanalyse (wie z.B. die Cleavage-Theorie) zurückgreifen konnten. Wie in anderen Feldern der Komparatistik machten die länderbezogenen Fallstudien hier das Gros der Literatur aus, doch entstanden daneben auch eine Reihe von länderübergreifenden Vergleichsdarstellungen - in monografischer oder Sammelbandform -, von denen sich allerdings nur ein Teil des Populismuskonzepts bedienten (z.B. Werz 2003, Scharsach 2002, Decker 2000, Betz / Immerfall 1998, Taggart 1996, Pfahl-Traughber 1994, Betz 1994), während die meisten Autoren den Begriff der radikalen oder extremen Rechten vorzogen (vgl. z.B. Hainsworth 2000, Minkenberg 1998, Kitschelt / McGann 1995, Harris 1994, Merkl / Weinberg 1993, Ford 1992, Kirfel / Oswald 1991, Cheles / Ferguson / Vaughan 1991, Gress / Jaschke / Schönkäs 1990). Seit Ende der neunziger Jahren zeigt sich die Forschung zum Populismus breit ausgefächert.
Schliesslich machte der Populismus auch vor den neuen Demokratien Mittel- und Osteuropas nicht halt. Hier sorgten die Verwerfungen des Systemwandels und eine noch ungefestigte Parteienlandschaft dafür, dass potenzielle Newcomer sich den Unmut der Wählerschaft zunutze machen konnten. War das Interesse der Politikwissenschaft an den neuen Parteien anfangs eher spärlich, so setzte nach einer zehnjährigen Verzögerung Ende der neunziger Jahre ein regelrechter Boom in der Populismusforschung ein, der bis heute nicht abgerissen ist.
Dass sich das Phänomen auch in der allgemeinen Publizistik grosser Aufmerksamkeit erfreuen würde, war ohnehin zu erwarten, kamen und kommen die schillernden Anführer der populistischen Parteien in ihrer Fähigkeit zur Selbstdarstellung doch den journalistischen Sensations- und Neuigkeitsbedürfnissen hervorragend entgegen (vgl. z.B. Jungwirth 2002).
Die wissenschaftlichen Arbeiten lenkten den Blick demgegenüber stärker auf die Ursachen des Populismus, wobei sie nur zum Teil auf bewährte Konzepte der Parteiensystemanalyse (wie z.B. die Cleavage-Theorie) zurückgreifen konnten. Wie in anderen Feldern der Komparatistik machten die länderbezogenen Fallstudien hier das Gros der Literatur aus, doch entstanden daneben auch eine Reihe von länderübergreifenden Vergleichsdarstellungen - in monografischer oder Sammelbandform -, von denen sich allerdings nur ein Teil des Populismuskonzepts bedienten (z.B. Werz 2003, Scharsach 2002, Decker 2000, Betz / Immerfall 1998, Taggart 1996, Pfahl-Traughber 1994, Betz 1994), während die meisten Autoren den Begriff der radikalen oder extremen Rechten vorzogen (vgl. z.B. Hainsworth 2000, Minkenberg 1998, Kitschelt / McGann 1995, Harris 1994, Merkl / Weinberg 1993, Ford 1992, Kirfel / Oswald 1991, Cheles / Ferguson / Vaughan 1991, Gress / Jaschke / Schönkäs 1990). Seit Ende der neunziger Jahren zeigt sich die Forschung zum Populismus breit ausgefächert.
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Autoren-Porträt
Professor Dr. Frank Decker lehrt Politische Wissenschaft an der Rheinischen Friedrich Wilhelms-Universität Bonn.
Bibliographische Angaben
- 2007, 2006, 254 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Frank Decker
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 353190163X
- ISBN-13: 9783531901633
- Erscheinungsdatum: 14.12.2007
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Grösse: 2.23 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
Pressezitat
"Der Band bietet insgesamt einen grossen Informationsgewinn. Dies liegt u.a. am Gesamtkonzept des Buches, das eine gute Systematisierung aufweist." Jahrbuch Extremismus & Demokratie 2007"Das Buch bietet alles in allem einen hervorragenden Überblick zum aktuellen Stand der Populismusforschung und erweitert diesen in bedeutenden Punkten [...]. Besonders innovativ erscheint es, dass Frank Decker und Florian Hartleb den Blick der Populismusforschung auf das Feld des Linkspopulismus ausweiten." Politische Studien, März/April 2007
"Der von [...] Frank Decker herausgegebene Sammelband Populismus ist eine hervorragende Einführung in das Thema und bietet die derzeit beste Zusammenfassung der deutschen Populismusforschung." Berliner Republik, 05/2006
"Wohltuend hebt sich dieses Werk vom Einheitsbrei einiger bereits bekannter Veröffentlichungen ab. So beschäftigen sich Decker und Hartleb ausführlich mit dem Populismus von links; [...]. Der verblüffendste Aufsatz kommt als krönender Abschluss: Jun untersucht die These, dass in vielen westlichen Demokratien Europas populistische Elemente Eingang in Regierungsentscheidungen gefunden haben." UP - Campus Magazin, 01/2007
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