Evolutionstheorien in den Natur- und Sozialwissenschaften / Campus Einführungen (ePub)
Die Evolutionstheorie ist nicht nur ein zentrales Konzept der Biologie, sie hat das moderne Weltbild und das Selbstverständnis des Menschen geprägt. Sie war und ist jedoch auch Gegenstand heftiger Kontroversen in den Kultur- und Sozialwissenschaften, vor...
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Produktinformationen zu „Evolutionstheorien in den Natur- und Sozialwissenschaften / Campus Einführungen (ePub)“
Die Evolutionstheorie ist nicht nur ein zentrales Konzept der Biologie, sie hat das moderne Weltbild und das Selbstverständnis des Menschen geprägt. Sie war und ist jedoch auch Gegenstand heftiger Kontroversen in den Kultur- und Sozialwissenschaften, vor allem hinsichtlich der Vererbung und der kognitiven und emotionalen Ausstattung des Menschen. Manuela Lenzen macht mit den grundlegenden Mechanismen der Evolution, den Methoden ihrer Erforschung und der wechselvollen Geschichte und Rezeption der Evolutionstheorie in Wissenschaft und Gesellschaft vertraut.
Lese-Probe zu „Evolutionstheorien in den Natur- und Sozialwissenschaften / Campus Einführungen (ePub)“
Und was ist ein Gen? Fast täglich ist in den Zeitungen von Genen für bestimmte Eigenschaften oder Erkrankungen die Rede, die gefunden worden seien. Diese Redeweise suggeriert ein simples Bild der Vorgänge in der Zelle, bei denen die Gene wie kleine Schalter Eigenschaften an- oder abschalten können. Dieses Bild ist mehr als grob vereinfachend und wird den komplexen Vorgängen in der Zelle nicht gerecht. Unter den Milliarden Basenpaaren des menschlichen Genoms finden sich 30.000 bis 40.000 für Proteine kodierende Sequenzen. Die Mitochondrien und Chloroplasten enthalten weiteres genetisches Material, das sich ebenso durch Teilung fortpflanzt wie die DNA des Zellkerns. Der Begriff »Gen« wurde 1909 von dem Botaniker Wilhelm Johannsen (1857¬1927) geprägt. Bis in die 50er Jahre hinein war die Ein-Gen-ein-Protein-Hypothese verbreitet, derzufolge jedes Gen eben den Bauplan für ein bestimmtes Protein enthält. Doch je mehr über das Geschehen in der Zelle bekannt wird, desto mehr verschwimmt der Begriff des Gens. Weder steht ein Gen für ein Merkmal, noch steht es unbedingt für ein Protein. Das Verhältnis ist vielmehr eines von »many to many«: Viele Gene beeinflussen viele Merkmale, und viele Merkmale werden von mehr als einem Gen beeinflusst. Welche Bedeutung ein Gen hat, hängt zudem auch davon ab, in welcher Umgebung es sich befindet. Ein Gen muss nicht einmal ein bestimmter Ort auf einem Chromosom sein, sondern kann sich über mehrere Chromosomen erstrecken. »Gen« bezeichnet heute zumeist eine Transkriptionseinheit, zu der auch regulierende, nicht selbst kodierende Teile gehören. Bisweilen werden Gene auch als diejenigen Abschnitte mit phänotypischen Auswirkungen ausgemacht. Nur in diesem, nicht repräsentativen Fall, ist die Rede von einem Gen »für« etwas sinnvoll. Der gängigen Redeweise liegt ein Bild der Gene als isolierter Funktionseinheiten zugrunde, die Ernst Mayr einmal spöttisch als »Bohnensackgenetik« bezeichnete. Doch Gene verhalten sich nicht zueinander wie die Bohnen
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in einem Sack. Sie sind vielfältig mit anderen Genen und mit dem übrigen Geschehen in der Zelle verbunden. Ernst Mayr, geboren 1904, studierte Medizin und Zoologie, nahm an zahlreichen Expeditionen teil und war Professor für Zoologie an der Harvard University. Er ist einer der Begründer der modernen Evolutionären Synthese. Das molekulare Geschehen hat sich als viel komplexer erwiesen, als Mendel dies annehmen konnte, und Wissenschaftstheoretiker streiten heute um die korrekte Beziehung von Mendelscher und molekularer Genetik. Fest steht, dass in den meisten molekulargenetischen Abhandlungen die Mendelsche Gendefinition keine Rolle mehr spielt.
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Inhaltsverzeichnis zu „Evolutionstheorien in den Natur- und Sozialwissenschaften / Campus Einführungen (ePub)“
Inhalt Einleitung 9 Evolutionstheorien vor Darwin 18 Von den Schöpfungsmythen bis zur Aufklärung 19 Gibt es Ordnung in der Vielfalt? 25 Von Donnersteinen und armen Sündern: Die Deutung von Fossilien 27 Drei Kollegen mit drei Theorien: Cuvier, Geoffroy de Saint-Hilaire und Lamarck 30 Darwins Evolutionstheorie 38 Konkurrenten unbekannterweise: Darwin und Wallace 38 Die Grundlegung der Evolutionstheorie 47 »Bis hinunter zu Provinzialblättern«: Eine rasante Rezeptionsgeschichte 52 Über Darwin hinaus 57 Gregor Mendel und die verspätete Theorie der Vererbung 57 Weismann begründet den Neodarwinismus 60 Die Moderne Evolutionäre Synthese 62 Die Grundlagen der Vererbung: Chromosomen, DNA und die Zellteilung 65 Mutationen, der Rohstoff der Evolution 66 Wozu ist Sex gut? 70 Und was ist ein Gen? 71 Art und Artbildung 73 Was ist eine Art? 73 Isolationsmechanismen 77 Die Ebenen der Selektion 79 Sind es wirklich nur die Gene? Die Theorie der Entwicklungssysteme 82 Der Evolution über die Schulter schauen: Experimentelle Evolutionsforschung 84 Der Baum des Lebens 87 Wie alles begann I: Die Urzeugung 89 Wie alles begann II: Theorien der chemischen Evolution 90 Zusammenarbeiten statt aufessen: Die Endosymbiontentheorie 93 Die Suche nach dem richtigen Stammbaum 94 Eine kurze Geschichte des Lebens 96 Der Mensch 99 Der Mensch in der Evolutionsforschung 99 Die Abstammung des Menschen 102 Die Besonderheiten des Menschen 103 Evolution und Kultur 105 Soziobiologie und Evolutionspsychologie 109 Mehr Freiheit für die Kultur: Die Memetik 116 Die Evolutionstheorie ausserhalb der Biologie 120 Die Karriere einer Metapher 120 Nicht nur Feindschaft: Die Theologie 123 Die Bibel hat doch recht: Der Kreationismus 125 Evolutionstheorien in der Philosophie 128 Evolutionäre Erkenntnistheorie 128 Evolutionäre Ethik 131 Evolutionstheorien in der Soziologie 135 Der Sozialdarwinismus 137 Die Evolution selbst in die Hand
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nehmen: Eugenik 143 Evolution praktisch 146 Wie der Mensch den Gang der Evolution beeinflusst 146 Die Evolution als Ingenieur: Evolutionäre Algorithmen 149 Der Blick aufs Ganze 151 Literaturverzeichnis 154 Glossar 158 Zeittafel 161
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Autoren-Porträt von Manuela Lenzen
Manuela Lenzen, Dr. phil., ist Philosophin und freie Wissenschaftsjournalistin. Sie schreibt u. a. für die FAZ und die Frankfurter Rundschau. Bei Campus erschien von ihr 2002 Natürliche und künstliche Intelligenz.
Bibliographische Angaben
- Autor: Manuela Lenzen
- 2003, 1. Auflage, 162 Seiten, Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG GMBH
- ISBN-10: 3593400502
- ISBN-13: 9783593400501
- Erscheinungsdatum: 15.09.2003
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- Dateiformat: ePub
- Grösse: 2.19 MB
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