Eine Klasse für sich (ePub)

Curtis Sittenfelds Debütroman macht regelrecht (lese-)süchtig. Ich konnte es kaum weglegen und nur Verpflichtungen und der mich überkommende Schlaf liessen mich die Lektüre unterbrechen.

Auf besonders unterhaltsame, mal lustige, mal traurige, oft einfach besondere Weise wird hier der Alltag an einer Eliteschule in Boston erzählt. Interessant wird es dabei durch die Perspektive. Die Ich-Erzählerin Lee Fiora ist das Kind eines Matratzenverkäufers aus dem Mittleren Westen, und sie ist nur mit Hilfe eines Stipendiums an die Ault-Schule gekommen. Lee, die zuvor in ihrer Heimat ein normales Leben führte, wird nun konfrontiert mit einer Welt, in die sie eigentlich nicht gehört: schöne Mädchen, die sich von vielen Geld des Vaters ihre Identität kaufen, Jungs, die als Sportler erfolgreich an jeder Hand zehn Mädchen haben. Ja, es sind Klischees, aber Curtis Sittenfeld erzählt sie so wunderbar authentisch, dass man meint, es ist auch die Wahrheit, es könnte sie zumindest sein.

Vier Jahre durfte ich auf 532 Seiten Lees Zeit in dieser High School und dem angeschlossenen Internat begleiten - mit einem spektakulären Finish. Witzige, entlarvende, immer analysierte Begebenheiten und Lees selbstbezogene Gedanken bei ihrer Suche nach einer eigenen Identität unter erschwerten Bedingungen alternieren.

Curtis Sittenfeld versteht es dabei herausragend, die Seiten wie Sequenzen eines Films erscheinen zu lassen. Die Details bringen einem das Gelesene nahe, Buchstaben verwandeln sich in Bilder. Und trotz aller Klischees wirken die Figuren (in der Mehrheit) nicht eindimensional.