Der Schacht / suhrkamp taschenbücher Allgemeine Reihe Bd.5038 (ePub)
Ein Mann, allein in seinem Zimmer in der Nacht vor seinem vierzigsten Geburtstag, steigt schreibend hinab in den Schacht seiner selbst. Er entblösst sich, um seiner eigenen Wahrheit auf den Grund zu kommen und nicht zuletzt seiner Schuld: Als Jugendlicher...
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Ein Mann, allein in seinem Zimmer in der Nacht vor seinem vierzigsten Geburtstag, steigt schreibend hinab in den Schacht seiner selbst. Er entblösst sich, um seiner eigenen Wahrheit auf den Grund zu kommen und nicht zuletzt seiner Schuld: Als Jugendlicher hat er einem Mädchen sexuelle Gewalt angetan. Aber nicht im Gericht über sich selbst erfüllt sich die Suche, sondern - paradoxerweise - im vollkommenen Tagtraum.
Onettis ruppiger Erstling von 1939 ist ein unauslotbarer Text, der auch heute ganz unmittelbar Reaktionen auszulösen vermag. Geschrieben ist es wie hingeworfen, Sie verstehen, einen akademischen Preis kann ich damit nicht erlangen, schrieb Onetti vor Erscheinen einem Freund und nannte den Roman roh, schmutzig, lästig, zugegeben, aber tausendmal wahrer, mir zugehöriger, heisser als alle schönen Sachen, die ich schreiben könnte.
Bis 1975 lebte er abwechselnd in Buenos Aires und Montevideo, arbeitete unter anderem für die Nachrichtenagentur Reuters, war lange Jahre als Direktor der städtischen Bibliotheken in Montevideo tätig und publizierte regelmässig in verschiedenen uruguayischen Zeitschriften. Erst mit dem Roman La vida breve (1950, dt. Das kurze Leben, 1978) erlangte er einen gewissen Bekanntheitsgrad, blieb aber noch viele Jahre lang eine Art »Geheimtipp« und erst in relativ hohem Alter wurden ihm Ruhm und Achtung zuteil. In La vida breve erschuf er den fiktiven Kosmos um die Stadt Santa María, der in vielen weiteren Romanen und Erzählungen auftauchen sollte.
Während der Diktatur, die seit 1973 in Uruguay herrschte, wurde Onetti einige Monate lang in Haft gehalten. 1975 ging er mit seiner vierten Frau, der Geigerin Dorothea Muhr, ins Exil nach Madrid, wo er bis zu seinem Tod blieb und die Romane Dejemos hablar al viento (dt. Lassen wir den Wind sprechen, 1986), Cuando entonces (dt. Magda, 1989) und Cuando ya no importe (dt. Wenn es nicht mehr wichtig ist, 1996) veröffentlichte.
Der uruguayische Nationalpreis für Literatur wurde ihm gleich zweimal verliehen: 1962 und nach der Rückkehr der Demokratie noch einmal 1985. Ausserdem erhielt er 1980 den wichtigsten Literaturpreis der spanischsprachigen Welt: den Cervantes-Preis.
1994 erschien die erste Ausgabe der Cuentos completos
Fast alle grossen Autoren Lateinamerikas erkennen Onettis Einfluss auf ihr eigenes Werk an, und von vielen wird er für den ...
- Autor: Juan Carlos Onetti
- 2020, 1. Auflage, 55 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Jürgen Dormagen
- Übersetzer: Jürgen Dormagen
- Verlag: Suhrkamp Verlag AG
- ISBN-10: 351876747X
- ISBN-13: 9783518767474
- Erscheinungsdatum: 14.12.2020
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- Dateiformat: ePub
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