An einem Tag im Winter (ePub)
Roman
Im Cambridgeshire der frühen 1950er-Jahre tritt die junge Chemikerin Ellen Kingsley ihre erste Stelle an. Nach dem dubiosen Tod eines Kollegen fällt ihr Verdacht auf ihren ebenso charismatischen wie undurchsichtigen Vorgesetzten Marcus Pharoah. Ellen wird...
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Produktinformationen zu „An einem Tag im Winter (ePub)“
Im Cambridgeshire der frühen 1950er-Jahre tritt die junge Chemikerin Ellen Kingsley ihre erste Stelle an. Nach dem dubiosen Tod eines Kollegen fällt ihr Verdacht auf ihren ebenso charismatischen wie undurchsichtigen Vorgesetzten Marcus Pharoah. Ellen wird prompt entlassen, der junge Detective John Riley in seinen Ermittlungen gestoppt. Ellen geht nach London und trifft ihre flatterhafte Schulkameradin India wieder. Beide Frauen suchen nach ihrem Platz im Leben - India verbringt Jahre in Neuengland, Ellen beginnt an der Uni Karriere zu machen. Doch es dauert, bis sie sich ihre Gefühle für John eingestehen kann. Und als ihre Freundin India ausgerechnet dem Werben Marcus Pharoahs nachgibt, werden endlich auch die Schatten gelüftet, die viel zu lange schon auf ihm und seiner Familie lasten.
Lese-Probe zu „An einem Tag im Winter (ePub)“
An einem Tag im Winter von Judith LennoxTeil I
Gildersleve
1952
1
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ES WAR DER ERSTE KÜHLE MORGEN IM SEPTEMBER. Vereinzelt fielen Blätter von den Bäumen und sprenkelten die Ränder der schmalen, von Hecken gesäumten Landstraße, die sie in scharfem Winkel von der Chaussee weg durch ein Haselwäldchen führte, in Gelb und Rot. Die frische Herbstluft weckte Aufbruchsstimmung, Gedanken an den Beginn eines neuen akademischen Jahres, die Lust, nach der Mattigkeit des Spätsommers endlich wieder tätig zu werden. Soso, du gehörst jetzt also zu Pharoas Truppe. Die Bemerkung, die ein Bekannter von der Universität kurz nach ihrem Einstellungsgespräch vor sechs Wochen gemacht hatte, als sie ihm von der Anstellung erzählte, fiel Ellen Kingsley wieder ein, als sie jetzt den Hang hinaufradelte. In der Erinnerung schien ihr, als wären die Worte von leichtem Spott, vielleicht sogar einer gewissen Herablassung gefärbt gewesen. »Ja, und ich freue mich darauf, in Gildersleve Hall zu arbeiten, falls du das meinst«, hatte sie erwidert, stolz und aufgeregt. Oben auf dem Hügel angekommen, bremste sie ab und gönnte sich einen Blick über das flache Tal. Sie hatte Hecken und Bäume hinter sich gelassen, und vor ihr ausgebreitet lagen Äcker und Wiesen, die wie ein gelb-braun gemusterter Fleckenteppich die sanft gewellte Ebene überzogen. Ein kleiner grauer Traktor tuckerte über ein Stoppelfeld. Weiße Vögel kreisten am blauen Himmel, bevor sie auf frisch aufgeworfenen Erdschollen landeten. Jenseits des Ackerlands hob sich wuchtig und stolz Gildersleve Hall von dieser schlichten Landschaft ab. Ein halbes Dutzend Silberpappeln, deren noch dicht belaubte Kronen im leichten Wind glitzerten, stand nahe bei dem Gebäude, und zur Straße hin zog sich in gekrümmter Bahn eine Reihe Zypressen. Auf der einen Seite ragte ein mit Efeu bewachsener Turm in die Höhe. Die tief heruntergezogenen Traufen über den zwei ausladenden Erkerfenstern verliehen dem Haus ein finsteres Gesicht, so als runzelte es die Stirn; der Herbstsonnenschein schien in den Klinkermauern und den grauen Schieferdächern zu versickern. Das Haus wirkte geheimnisvoll, beinahe bedrohlich, und hätte Ellen an Geister geglaubt, so hätte sie vielleicht Angst gehabt, in seinen Mauern könnte es spuken. Aber es gab immer eine rationale Erklärung für alles. Sie wusste, dass die überladene pseudogotische Architektur der viktorianischen Zeit zu Schauerphantasien von finsteren Geheimnissen und übersinnlichem Treiben einlud, und war sich ziemlich sicher, dass die Fenster nur deshalb blind erschienen, weil die Wissenschaftler, die in den Labors arbeiteten, zum Schutz vor der blendenden Sonne die Jalousien heruntergezogen hatten. Der Anflug von Beklemmung, den sie verspürte, war ohne Zweifel nichts anderes als eine Begleiterscheinung der Erregung, mit der sie dem ersten Tag an ihrem neuen Arbeitsplatz entgegensah. Hier bot sich ihr die große Chance, für die sie gearbeitet, die sie herbeigesehnt hatte. Dieser Tag war der Beginn ihrer Zukunft. Das Labor, in dem sie ihre Kristalle züchten würde, befand sich im obersten Stockwerk von Gildersleve Hall. Eine Sekretärin empfing sie bei ihrer Ankunft. Ein Mann, etwa in ihrem eigenen Alter, der gerade die Treppe hocheilen wollte, drehte sich nach ihr um, als er sie unten hörte, und sagte: »Sie sind sicher die neue Forschungsassistentin.« Er stellte sich ihr als Martin Finch vor und erbot sich, sie zu ihrem Labor hinaufzubringen. Auf dem Weg nach oben bemerkte Ellen in den Gängen flüchtig Büros und Labors, ein hochgewachsener, dunkelhaariger Mann eilte an ihnen vorüber und grüßte mit einem kurzen Wort und einem Nicken. Martin Finchs etwas teigiges Gesicht unter dem seitlich gescheitelten, kurzen braunen Haar war bis auf die dicken schwarzen Augenbrauen und den vollen Mund eher unscheinbar. Er trug sein Tweedjackett offen über Hemd und Krawatte, ab und zu schob er mit einer kantigen Fingerspitze die Schildpattbrille hoch, die ihm immer wieder den Nasenrücken hinunterrutschte. Oben hielt er ihr die Tür auf. »In diesen Räumen ist es im Winter immer eisig«, sagte er. »Hoffen wir, dass die feurige Leidenschaft für die Naturwissenschaften Sie warm halten wird.« Ja, und mehrere Pullover übereinander dazu, dachte Ellen. Kalte Zugluft pfiff durch das kleine Zimmer. An zwei Wänden standen Arbeitstische mit Mikroskopen, Bunsenbrennern und Destilliergeräten. Zwei aneinandergeschobene Schreibtische nahmen die Mitte des Raumes ein, der eine leer bis auf eine Lampe und ein Tintenfass, der andere mit Papieren, Schreibgeräten, Labortagebüchern und Rechenschieber beladen. In eine Ecke hatte man einen Aktenschrank aus schwarzem Metall gequetscht, Bücher und Archivboxen waren auf langen Borden gestapelt. An einer Wand hing ein französischer Kalender. »Mein letzter Arbeitsplatz war auch nicht gerade der reine Luxus, Dr. Finch«, sagte Ellen. »Vier Leute in einem Raum von der Größe einer Abstellkammer, und draußen vor der Tür ein Bombenkrater.« »Nennen Sie mich doch einfach Martin, Miss Kingsley. Und einen Doktortitel hab ich auch nicht. Ich bin nur ein schlichter Mister. Soll ich Ihnen in aller Kürze etwas über die anderen erzählen?« »Das wäre nett, ja.« »Wir haben hier zwei Gruppen von Wissenschaftlern, ich nenne sie Alpha und Beta.« »Und welches ist die Alphagruppe?« »Wir natürlich. Wir sind weniger, aber wir sind schlauer. Wir sind die Proteingruppe. Die Phagengruppe - die Betas - sitzen drüben auf der anderen Seite des Hauses. Wir sind hier ungefähr zwanzig Wissenschaftler, dazu kommen verschiedene andere Mitarbeiter - Techniker, Sekretärinnen und dergleichen. Sie teilen sich das Labor hier mit Mam'zelle.« »Mam'zelle?« »Andrée Fournier. Wir nennen sie Mam'zelle. Sie ist Französin. Eher zurückhaltend. Kocht sich immer ihren eigenen Kaffee in einer kleinen Kammer nebenan, wo Männern der Eintritt unter Lebensgefahr verboten ist. Sie hat ein paar Wochen nach mir vor etwa einem Jahr hier angefangen und forscht über Myoglobin. Einige der älteren Männer sind schon weit länger hier. Wer hat denn mit Ihnen gesprochen, als Sie sich vorgestellt haben?« »Dr. Kaminski.« »Gott, der ist schon seit Ewigkeiten in Gildersleve. Seit dem Krieg, als hier im Auftrag der Regierung streng geheim geforscht wurde. Er ist Pole, ein kluger Kopf. Damals war er zunächst bei der Royal Air Force. Erst nachdem er bei einem Einsatz ziemlich böse zusammengeschossen worden war, ist er hier gelandet.« Ellen hatte bei ihrem Gespräch mit Dr. Kaminski die entstellenden Narben auf der einen Gesichtshälfte bemerkt und schon vermutet, dass sie das grausame Erbe des Krieges waren. Es war ihr schwergefallen, den Mann anzusehen, ohne Erschrecken oder Mitleid zu zeigen. »Kaminski ist Pharoahs rechte Hand«, fuhr Martin fort. »Er vertritt ihn, wenn er auf Reisen ist. Wie jetzt, wo er an einer Konferenz in Amerika teilnimmt. Padfield und Farmborough gehören auch zur alten Garde, beide kommen ebenfalls vom Militär. Padfield ist ein erstklassiger Schlagmann, er ist Kapitän unserer Kricketmannschaft. Im Sommer spielen wir ab und zu gegen die Kollegen aus Cambridge, wissen Sie, das macht allen immer einen Heidenspaß. Aber Kricket ist wahrscheinlich nicht gerade Ihr Ding, oder?« Sie lächelte. »Ach, ein bisschen kenne ich mich schon aus. Mein Bruder spielt mit Begeisterung.« »Padfield und Farmborough sind Chemiker, Kristallografen. Für die beiden müssen Sie in Zukunft Ihre Kristalle züchten. Und natürlich für Kaminski. Außerdem sitzt hier oben noch Toby Dorner. Physiologische Chemie. Er ist Jude und in den Dreißigerjahren aus Österreich rübergekommen, als er noch ein Kind war.« »Und der Mann, der uns auf der Treppe begegnet ist? Groß, dunkel?« »Sie meinen Jock? Er heißt eigentlich Alec Hunter, aber wir nennen ihn alle Jock.« »Dann ist er wohl Schotte?« »Gut kombiniert.« Sie konnte nicht sagen, ob seine Worte sarkastisch gemeint waren oder nicht. »Ich nehme an, Sie werden feststellen, dass wir alle ganz umgängliche Leute sind«, meinte Martin. »Bis auf Dr. Redmond. Er ist auch schon seit dem Krieg hier. Farmborough hat mir mal erzählt, dass er damals Pharoah vorgesetzt war. Er ist ein komischer Kauz.« »Warum sagen Sie das?« Finch trat ans Fenster. »Das da drüben ist das Cottage, in dem er lebt.« Sie blickte hinunter auf das hinter Gildersleve Hall gelegene Gelände, auf dem mehrere Nebengebäude standen, so auch der Schuppen, in dem sie ihr Fahrrad abgestellt hatte. In einiger Entfernung schimmerten die hohen Pappeln, die sie von der Straße aus gesehen hatte, und dahinter dehnten sich, von Hecken durchzogen, umgepflügte Felder. Ellens Blick folgte Martins ausgestrecktem Zeigefinger, der auf den Horizont zu deuten schien, und dann sah Ellen das kleine Haus, das neben einem Waldgebiet stand. »Mitten im Nichts«, sagte er. »Aber so mag er's, dieser miesepetrige alte Kerl. Sein Labor hat er im Turm. Wehe, man wagt sich da rein!« »Vielleicht mag er einfach keine Störungen.« »Vielleicht mag er einfach keine Menschen. Ich glaube nicht, dass er auch nur einen einzigen Freund auf der Welt hat.« »Ist er verheiratet?« Martin lachte laut heraus. »Du lieber Gott, nein. Padfield und Farmborough haben Familie. Alle anderen aus unserer Gruppe sind frei und ungebunden.« Er hatte seine Brille abgenommen und polierte ihre Gläser mit seiner Krawatte. Sein nackter Blick, bemerkte Ellen, hatte etwas Stechendes. »Kommen Sie hier aus der Gegend?«, fragte er sie. »Nein, eigentlich aus aller Welt. Mein Vater ist beim Militär. Ich habe in Bristol studiert.« »Ah, wie ich, in der akademischen Provinz. Wo sind Sie untergekommen?« »In Copfield. Ich fand das am bequemsten. Die vier Kilometer sind mit dem Fahrrad ein Klacks.« »In Copfield gibt es ein ganz ordentliches Pub, das Green Man.« Er setzte seine Brille wieder auf und zwinkerte mehrmals. »Ein paar von uns gehen da manchmal nach der Arbeit hin, um einen zu trinken. Kommen Sie doch mal mit - wir sind, wie gesagt, alle ganz umgänglich ...« Martin brach ab, als die Tür geöffnet wurde. Eine auffallend hübsche Frau im weißen Labormantel, klein und zierlich, mit glänzendem dunklem Haar, das sie hochgesteckt trug, trat ins Zimmer, in einer Hand eine mit einer Untertasse zugedeckte Kaffeetasse. »Hallo, Martin.« Sie stellte die Tasse auf den Arbeitstisch und wandte sich Ellen zu. »Sie sind sicher Miss Kingsley. Ich bin Andrée Fournier.« Sie hatte ein herzförmiges Gesicht mit makelloser, zart gebräunter Haut und tiefbraunen Augen, die sie mit einem Hauch Lidschatten und Wimperntusche betonte. Lächelnd reichte sie Ellen die Hand, dann sagte sie: »Vielen Dank, Martin. Ich kann jetzt Miss Kingsley hier oben alles zeigen.« Als Martin gegangen war, fragte sie: »Möchten Sie eine Tasse Kaffee, Miss Kingsley? Es ist noch etwas da.« »Gern, danke.« »Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo Sie Ihren Mantel aufhängen können.« Sie führte Ellen über den Flur und öffnete eine Tür. Der Raum dahinter war sehr klein, kaum breiter als ein Korridor: ein hohes, schmales Fenster, das ein Stück Himmel umrahmte, eine nackte Glühbirne, ein Spültisch und ein Tauchsieder, darüber ein Spiegel und an der Wand daneben mehrere Garderobenhaken, von denen ein einsamer grauer Mantel und ein roter Wollschal herabhingen. Ellen hängte ihren Mantel an den zweiten Haken und atmete tief den Kaffeeduft ein. »Köstlich.« »Der Kaffee, den die anderen trinken, ist grauenvoll. Meine Mutter schickt mir die Bohnen aus Frankreich.« Neben dem Tauchsieder stand eine Kaffeekanne. Andrée schenkte eine Tasse ein. »Martin ist ja wirklich nett«, bemerkte Ellen. »Äh - ja. Obwohl - diese Männer, die jedem irgendeinen albernen Spitznamen verpassen müssen ... Martin kann wahnsinnig kindisch sein. Bitte, da ist Zucker.« »Ja, ich weiß, wie einem Spitznamen auf die Nerven gehen können.« »Sie werden ab sofort ›die Rote‹ heißen, Miss Kingsley«, erklärte Andrée Fournier trocken. Ellen lachte. »Die war ich schon während meiner ganzen Schul- und Studienzeit, daran bin ich gewöhnt. Immer noch besser als ›Karottenkopf‹.« »Sie haben tolle Haare. Dieses dunkle Rot. Als kleines Mädchen habe ich mir immer solche Haare gewünscht.« Während Ellen mit Genuss ihren Kaffee trank, fragte sie: »Wie machen Sie das mittags? Ich habe mir für alle Fälle ein paar Brote mitgenommen.« »Padfield und Farmborough fahren mittags oft nach Hause, aber die meisten von uns nehmen sich etwas mit und essen unten im Aufenthaltsraum. Da brennt immer ein Feuer, das ist im Winter schön warm. Ich persönlich bleibe manchmal lieber hier oben. Im Aufenthaltsraum ist es oft so laut. Miriam kocht für Pharoah und Kaminski. Und auch für die anderen Männer, wenn sie im Speisesaal essen.« »Nur für die Männer?« »Frauen haben zum Speisesaal keinen Zutritt. Das ist Tradition. Die anderen essen dort, wenn wir hier Gäste haben.« Andrée Fourniers Stimme blieb während des ganzen Gesprächs merkwürdig klanglos, was Ellen der Schwierigkeit zuschrieb, sich in einer fremden Sprache auszudrücken. »Aus welcher Gegend Frankreichs kommen Sie?«, fragte sie. Ein Hauch von Lebendigkeit bewegte das vollendet gemeißelte Gesicht. »Aus Paris. Kennen Sie die Stadt?« »Nur oberflächlich. Ich war im letzten Jahr für eine Woche dort. Über die Universität. Es war ein Erlebnis - die Stadt ist hinreißend! Ich kann mir vorstellen, dass sie Ihnen fehlt.« »O ja«, bestätigte Andrée Fournier und schaute auf ihre Uhr. »Schon Viertel vor neun. Wir sollten anfangen.«
Um eins gingen Ellen und Andrée in den Aufenthaltsraum hinunter, dessen großes Erkerfenster auf den gekiesten Hof vor dem Haus hinausblickte. Er hatte einen elektrisch beheizten offenen Kamin und war mit Tischen und Sesseln sowie einigen ziemlich harten Stühlen und Hockern möbliert. Besonders ordentlich war es hier nicht gerade, auf den Tischen leisteten überquellende Aschenbecher, Apfelreste und leere Kekspackungen vergessenen Stiften, Zeitungen und Fachjournalen Gesellschaft. Der ganze Raum roch nach kaltem Rauch und Pulverkaffee. Auf einem Grammofon lief ein Song von Rosemary Clooney. Andrée setzte sich auf einen Hocker und packte ihre belegten Brote aus. Ellen nahm den Stuhl neben ihr. »Ah, unser Neuzugang. Willkommen in unserer fröhlichen Runde.« Ein stattlicher Mann mit rotem Gesicht legte seine Zeitung weg und kam quer durch den Raum auf Ellen zu. »Farmborough, Bill Farmborough. Herzlich willkommen in Gildersleve Hall, Miss Kingsley.« »Danke.« Sie gab ihm die Hand. »Darf ich Sie mit den anderen bekannt machen? Der Einfaltspinsel dort drüben in der Ecke ist Denis Padfield.« Ein Mann mit beginnender Glatze in einem Fischgrätjackett brummte und winkte kurz herüber. »Finch haben Sie ja schon kennengelernt. Und das ist Toby Dorner. Stell das fürchterliche Gebräu weg, das du mal wieder verbrochen hast, Troll, und sag schön guten Tag.« Toby Dorner war jung, klein und schmächtig, hatte kurzes lockiges Haar und abstehende Ohren und wirkte insgesamt tatsächlich wie ein verschmitzter kleiner Kobold. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Miss Kingsley.« Er stand auf und reichte ihr die Hand. »Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.« Er sprach mit kaum merklichem Akzent. Ein Mann schaute suchend zur Tür herein. Ellen erkannte ihn, Alec Hunter, der Mann, dem sie heute schon im Treppenhaus begegnet war. »Komm rein, Jock«, forderte Bill Farmborough ihn auf, »und lass dich mit Miss Kingsley bekannt machen.« Hunter stellte sich Ellen vor, aber er wirkte zerstreut, als er sie begrüßte, offenbar war er in Gedanken woanders. Er wedelte kurz mit den Papieren in seiner Hand. »Kaminski wollte das haben. Weiß jemand, wo er steckt?« »Ich habe ihn zuletzt auf dem Weg in den Turm gesehen.« »Danke. Bitte entschuldigen Sie mich, Miss Kingsley.« Und schon war Hunter wieder verschwunden, doch die Erinnerung an seine Erscheinung - hohe Stirn, leicht schräg stehende tiefblaue Augen, ein fester, wohlgeformter Mund, eine schmale, gerade Nase und leicht zerrauftes dunkles Haar - bestand fort wie der Nachglanz eines hellen Lichts. Es folgte eine Diskussion über ihre Unterkunft. Ellen habe Glück gehabt, bei Mrs. Bryant mieten zu können, sagte jemand, und von allen Seiten wurden Schauergeschichten über die Zimmersuche in der Gegend zum Besten gegeben. »Troll ist unheimlich sportlich«, frotzelte Martin. »Er radelt bei jedem Wetter. Ich fahre lieber mit dem Auto, faul wie ich bin.« »Von wegen Auto. Eine Rostlaube ist das«, spottete Denis Padfield. »Bei Regen fällt jedes Mal unweigerlich irgendein Teil ab.« Martin knüllte ein Zeitungsblatt zu einer Kugel zusammen und warf sie nach Padfield. Andrée stand auf und ging aus dem Zimmer. Padfield seufzte. »Du hast's wieder mal geschafft, Martin. Du fällst ihr auf die Nerven, und wir müssen es dann ausbaden.« »Warum sagen alle Troll zu Ihnen, Dr. Dorner?«, fragte Ellen. »Na, er sieht doch aus wie ein Troll, finden Sie nicht? Klein und große Ohren ...« »Außerdem ist er der Einzige, der sich im Dunkeln zurechtfindet«, erklärte Martin. »Bei jedem Stromausfall trollt er munter durch die Gegend, während wir anderen hilflos über die eigenen Füße stolpern.« »Gibt es denn hier öfter Stromausfälle?« »Hin und wieder. Das Haus hat einen eigenen Generator.« Auf einem Tisch beim Fenster stand ein elektrischer Wasserkocher, darüber waren auf Borden neben Tee und Kaffee Henkelbecher aufgereiht. Ellen erkundigte sich, ob jemand etwas trinken wolle; Denis Padfield bat um Tee. Sie nahm zwei Becher vom Regal. »Nicht den gestreiften«, sagte Bill Farmborough. »Das ist der von Redmond. Der regt sich wahnsinnig auf, wenn jemand seinen Becher benutzt.« Ellen stellte den gestreiften Becher zurück und nahm einen anderen. Sie waren alle nett und freundlich, dachte sie, aber sie konnte auch verstehen, dass sie für Andrée Fournier manchmal schwer zu ertragen waren. Sie selbst war diese flapsigen Pennälerfrotzeleien gewöhnt; ihr Bruder war vier Jahre jünger als sie. Sie blickte auf, als ein Mann mittleren Alters ins Zimmer trat. Er war mittelgroß, ging aber so gekrümmt, dass sein Blick nicht nach oben reichte. Das grau melierte Haar, das eigentlich einen Schnitt gebraucht hätte, lichtete sich am Scheitel, und seine Brille war eines der hässlichen Standardmodelle, die der National Health Service kostenfrei stellte. Auch seiner Kleidung nach zu urteilen - er trug ein nicht mehr ganz sauberes Hemd unter einer ausgebeulten braunen Cordjacke mit zerschlissenen Lederbesätzen an den Ellbogen - schien er wenig auf sein Äußeres zu geben. »Hallo, Redmond«, begrüßte ihn Toby Dorner, aber er reagierte gar nicht. Ohne rechts und links zu blicken, ging er auf den Tisch mit dem Wasserkocher zu, nahm den gestreiften Becher vom Regal und löffelte Tee hinein. Als das Wasser kochte, goss er es in den Becher und rührte kräftig um. »Guten Morgen, Dr. Redmond«, sagte Ellen und stellte sich vor. Er stand nur einen Schritt von ihr entfernt, aber er sah sie nicht einmal an. Als wäre sie unsichtbar. Als wäre sie gar nicht vorhanden. Mit seinem Teebecher in der Hand drehte er sich um und ging wieder hinaus. »War nett, mit Ihnen zu reden, Redmond!«, rief Padfield ihm nach, und die anderen lachten unterdrückt. »Oh, Pharoah«, sagte Bill Farmborough plötzlich. »Schon zurück? Ich dachte, wir würden Sie vor Ende der Woche nicht zu sehen bekommen.« Alle wurden still, so schlagartig, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Es war Ellens erste Begegnung mit Marcus Pharoah, dem Direktor von Gildersleve Hall. Er sah beeindruckend aus, groß, breitschultrig und elegant in einem fabelhaft geschnittenen anthrazitgrauen Anzug. Der Kragen seines weißen Hemds knisterte vor Frische, und die in gedämpften Rost- und Goldtönen gestreifte Seidenkrawatte war angemessen dezent. Ein attraktives, ebenmäßiges Gesicht, schwarzes, von ersten weißen Fäden durchzogenes Haar. Er bewegte sich mit der lockeren Selbstverständlichkeit eines Mannes, der es gewöhnt ist, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Guten Morgen, meine Herren. Und guten Morgen, meine Dame.« Der Blick seiner dunklen Augen richtete sich auf Ellen. »Miss Kingsley?« Er hieß sie in Gildersleve willkommen und entschuldigte sich dafür, dass er nicht früher Gelegenheit gehabt hatte, sie zu begrüßen. »Hat meine Truppe Sie gut aufgenommen, Miss Kingsley?« »Danke, ja, sehr gut.« »Das freut mich. Erlauben Sie mir, Ihnen kurz zu skizzieren, was mir vorschwebte, als ich hier die Leitung übernahm. Ich wollte eine Forschungseinrichtung der disziplinenübergreifenden Zusammenarbeit ins Leben rufen. Mit Biochemikern, Molekularbiologen, Physikern, Chemikern, Kristallografen - vielleicht auch ein, zwei Mathematikern. Ich wollte eine Umgebung schaffen, in der neue Ideen gedeihen, sich miteinander verbinden und offen aufgenommen werden können. Andere Institute - das King's und das Cavendish zum Beispiel - streben Ähnliches an, aber ich bilde mir gern ein, dass es uns besser gelungen ist. Einige unserer Gäste haben mir erklärt, sie hielten die Atmosphäre in Gildersleve Hall für umtriebig, aber mir gefällt das. Ich kann mir nicht vorstellen, dass große Ideen aus klösterlicher Stille erwachsen. Meiner Ansicht nach entwickeln sie sich eher in einem brodelnden Schmelztiegel, auch wenn das Gären und Blubbern mit einer gewissen Unruhe verbunden ist.« In der Stille, die folgte, fragte sich Ellen, ob außer ihr noch jemand im Raum gegen den Drang zu applaudieren anzukämpfen hatte. Dann erkundigte sich Bill Farmborough: »Wie war der Ausflug in die Staaten, Pharoah?« »Nützlich, sehr, sehr nützlich. Aber wir dürfen nicht nachlassen, meine Herren - den Schnellen gehört der Sieg.« Pharoah lächelte. »Und wenn mir nicht bald jemand eine Tasse Tee anbietet, gehe ich ein.« »Das wollen wir doch auf keinen Fall. Unser Herr und Meister - zu einem Häufchen Staub verpufft.« Farmborough setzte Wasser auf. Ein lebhaftes Gespräch über die Forschungsansätze, die im Institut verfolgt wurden, entspann sich nach Pharoahs Vortrag, unterschiedliche Meinungen prallten aufeinander, Hypothesen wurden unter die Lupe genommen und mit sachlicher Präzision seziert. Dann entschuldigte sich Marcus Pharoah und verschwand wieder. Ellen aß ihre Brote, Bill Farmborough kehrte zu seiner Zeitung zurück, jemand holte ein Schachbrett heraus, und Rosemary Clooney sang mit schmelzender Stimme: If you loved me half as much as I love you ...
© PIPER
ES WAR DER ERSTE KÜHLE MORGEN IM SEPTEMBER. Vereinzelt fielen Blätter von den Bäumen und sprenkelten die Ränder der schmalen, von Hecken gesäumten Landstraße, die sie in scharfem Winkel von der Chaussee weg durch ein Haselwäldchen führte, in Gelb und Rot. Die frische Herbstluft weckte Aufbruchsstimmung, Gedanken an den Beginn eines neuen akademischen Jahres, die Lust, nach der Mattigkeit des Spätsommers endlich wieder tätig zu werden. Soso, du gehörst jetzt also zu Pharoas Truppe. Die Bemerkung, die ein Bekannter von der Universität kurz nach ihrem Einstellungsgespräch vor sechs Wochen gemacht hatte, als sie ihm von der Anstellung erzählte, fiel Ellen Kingsley wieder ein, als sie jetzt den Hang hinaufradelte. In der Erinnerung schien ihr, als wären die Worte von leichtem Spott, vielleicht sogar einer gewissen Herablassung gefärbt gewesen. »Ja, und ich freue mich darauf, in Gildersleve Hall zu arbeiten, falls du das meinst«, hatte sie erwidert, stolz und aufgeregt. Oben auf dem Hügel angekommen, bremste sie ab und gönnte sich einen Blick über das flache Tal. Sie hatte Hecken und Bäume hinter sich gelassen, und vor ihr ausgebreitet lagen Äcker und Wiesen, die wie ein gelb-braun gemusterter Fleckenteppich die sanft gewellte Ebene überzogen. Ein kleiner grauer Traktor tuckerte über ein Stoppelfeld. Weiße Vögel kreisten am blauen Himmel, bevor sie auf frisch aufgeworfenen Erdschollen landeten. Jenseits des Ackerlands hob sich wuchtig und stolz Gildersleve Hall von dieser schlichten Landschaft ab. Ein halbes Dutzend Silberpappeln, deren noch dicht belaubte Kronen im leichten Wind glitzerten, stand nahe bei dem Gebäude, und zur Straße hin zog sich in gekrümmter Bahn eine Reihe Zypressen. Auf der einen Seite ragte ein mit Efeu bewachsener Turm in die Höhe. Die tief heruntergezogenen Traufen über den zwei ausladenden Erkerfenstern verliehen dem Haus ein finsteres Gesicht, so als runzelte es die Stirn; der Herbstsonnenschein schien in den Klinkermauern und den grauen Schieferdächern zu versickern. Das Haus wirkte geheimnisvoll, beinahe bedrohlich, und hätte Ellen an Geister geglaubt, so hätte sie vielleicht Angst gehabt, in seinen Mauern könnte es spuken. Aber es gab immer eine rationale Erklärung für alles. Sie wusste, dass die überladene pseudogotische Architektur der viktorianischen Zeit zu Schauerphantasien von finsteren Geheimnissen und übersinnlichem Treiben einlud, und war sich ziemlich sicher, dass die Fenster nur deshalb blind erschienen, weil die Wissenschaftler, die in den Labors arbeiteten, zum Schutz vor der blendenden Sonne die Jalousien heruntergezogen hatten. Der Anflug von Beklemmung, den sie verspürte, war ohne Zweifel nichts anderes als eine Begleiterscheinung der Erregung, mit der sie dem ersten Tag an ihrem neuen Arbeitsplatz entgegensah. Hier bot sich ihr die große Chance, für die sie gearbeitet, die sie herbeigesehnt hatte. Dieser Tag war der Beginn ihrer Zukunft. Das Labor, in dem sie ihre Kristalle züchten würde, befand sich im obersten Stockwerk von Gildersleve Hall. Eine Sekretärin empfing sie bei ihrer Ankunft. Ein Mann, etwa in ihrem eigenen Alter, der gerade die Treppe hocheilen wollte, drehte sich nach ihr um, als er sie unten hörte, und sagte: »Sie sind sicher die neue Forschungsassistentin.« Er stellte sich ihr als Martin Finch vor und erbot sich, sie zu ihrem Labor hinaufzubringen. Auf dem Weg nach oben bemerkte Ellen in den Gängen flüchtig Büros und Labors, ein hochgewachsener, dunkelhaariger Mann eilte an ihnen vorüber und grüßte mit einem kurzen Wort und einem Nicken. Martin Finchs etwas teigiges Gesicht unter dem seitlich gescheitelten, kurzen braunen Haar war bis auf die dicken schwarzen Augenbrauen und den vollen Mund eher unscheinbar. Er trug sein Tweedjackett offen über Hemd und Krawatte, ab und zu schob er mit einer kantigen Fingerspitze die Schildpattbrille hoch, die ihm immer wieder den Nasenrücken hinunterrutschte. Oben hielt er ihr die Tür auf. »In diesen Räumen ist es im Winter immer eisig«, sagte er. »Hoffen wir, dass die feurige Leidenschaft für die Naturwissenschaften Sie warm halten wird.« Ja, und mehrere Pullover übereinander dazu, dachte Ellen. Kalte Zugluft pfiff durch das kleine Zimmer. An zwei Wänden standen Arbeitstische mit Mikroskopen, Bunsenbrennern und Destilliergeräten. Zwei aneinandergeschobene Schreibtische nahmen die Mitte des Raumes ein, der eine leer bis auf eine Lampe und ein Tintenfass, der andere mit Papieren, Schreibgeräten, Labortagebüchern und Rechenschieber beladen. In eine Ecke hatte man einen Aktenschrank aus schwarzem Metall gequetscht, Bücher und Archivboxen waren auf langen Borden gestapelt. An einer Wand hing ein französischer Kalender. »Mein letzter Arbeitsplatz war auch nicht gerade der reine Luxus, Dr. Finch«, sagte Ellen. »Vier Leute in einem Raum von der Größe einer Abstellkammer, und draußen vor der Tür ein Bombenkrater.« »Nennen Sie mich doch einfach Martin, Miss Kingsley. Und einen Doktortitel hab ich auch nicht. Ich bin nur ein schlichter Mister. Soll ich Ihnen in aller Kürze etwas über die anderen erzählen?« »Das wäre nett, ja.« »Wir haben hier zwei Gruppen von Wissenschaftlern, ich nenne sie Alpha und Beta.« »Und welches ist die Alphagruppe?« »Wir natürlich. Wir sind weniger, aber wir sind schlauer. Wir sind die Proteingruppe. Die Phagengruppe - die Betas - sitzen drüben auf der anderen Seite des Hauses. Wir sind hier ungefähr zwanzig Wissenschaftler, dazu kommen verschiedene andere Mitarbeiter - Techniker, Sekretärinnen und dergleichen. Sie teilen sich das Labor hier mit Mam'zelle.« »Mam'zelle?« »Andrée Fournier. Wir nennen sie Mam'zelle. Sie ist Französin. Eher zurückhaltend. Kocht sich immer ihren eigenen Kaffee in einer kleinen Kammer nebenan, wo Männern der Eintritt unter Lebensgefahr verboten ist. Sie hat ein paar Wochen nach mir vor etwa einem Jahr hier angefangen und forscht über Myoglobin. Einige der älteren Männer sind schon weit länger hier. Wer hat denn mit Ihnen gesprochen, als Sie sich vorgestellt haben?« »Dr. Kaminski.« »Gott, der ist schon seit Ewigkeiten in Gildersleve. Seit dem Krieg, als hier im Auftrag der Regierung streng geheim geforscht wurde. Er ist Pole, ein kluger Kopf. Damals war er zunächst bei der Royal Air Force. Erst nachdem er bei einem Einsatz ziemlich böse zusammengeschossen worden war, ist er hier gelandet.« Ellen hatte bei ihrem Gespräch mit Dr. Kaminski die entstellenden Narben auf der einen Gesichtshälfte bemerkt und schon vermutet, dass sie das grausame Erbe des Krieges waren. Es war ihr schwergefallen, den Mann anzusehen, ohne Erschrecken oder Mitleid zu zeigen. »Kaminski ist Pharoahs rechte Hand«, fuhr Martin fort. »Er vertritt ihn, wenn er auf Reisen ist. Wie jetzt, wo er an einer Konferenz in Amerika teilnimmt. Padfield und Farmborough gehören auch zur alten Garde, beide kommen ebenfalls vom Militär. Padfield ist ein erstklassiger Schlagmann, er ist Kapitän unserer Kricketmannschaft. Im Sommer spielen wir ab und zu gegen die Kollegen aus Cambridge, wissen Sie, das macht allen immer einen Heidenspaß. Aber Kricket ist wahrscheinlich nicht gerade Ihr Ding, oder?« Sie lächelte. »Ach, ein bisschen kenne ich mich schon aus. Mein Bruder spielt mit Begeisterung.« »Padfield und Farmborough sind Chemiker, Kristallografen. Für die beiden müssen Sie in Zukunft Ihre Kristalle züchten. Und natürlich für Kaminski. Außerdem sitzt hier oben noch Toby Dorner. Physiologische Chemie. Er ist Jude und in den Dreißigerjahren aus Österreich rübergekommen, als er noch ein Kind war.« »Und der Mann, der uns auf der Treppe begegnet ist? Groß, dunkel?« »Sie meinen Jock? Er heißt eigentlich Alec Hunter, aber wir nennen ihn alle Jock.« »Dann ist er wohl Schotte?« »Gut kombiniert.« Sie konnte nicht sagen, ob seine Worte sarkastisch gemeint waren oder nicht. »Ich nehme an, Sie werden feststellen, dass wir alle ganz umgängliche Leute sind«, meinte Martin. »Bis auf Dr. Redmond. Er ist auch schon seit dem Krieg hier. Farmborough hat mir mal erzählt, dass er damals Pharoah vorgesetzt war. Er ist ein komischer Kauz.« »Warum sagen Sie das?« Finch trat ans Fenster. »Das da drüben ist das Cottage, in dem er lebt.« Sie blickte hinunter auf das hinter Gildersleve Hall gelegene Gelände, auf dem mehrere Nebengebäude standen, so auch der Schuppen, in dem sie ihr Fahrrad abgestellt hatte. In einiger Entfernung schimmerten die hohen Pappeln, die sie von der Straße aus gesehen hatte, und dahinter dehnten sich, von Hecken durchzogen, umgepflügte Felder. Ellens Blick folgte Martins ausgestrecktem Zeigefinger, der auf den Horizont zu deuten schien, und dann sah Ellen das kleine Haus, das neben einem Waldgebiet stand. »Mitten im Nichts«, sagte er. »Aber so mag er's, dieser miesepetrige alte Kerl. Sein Labor hat er im Turm. Wehe, man wagt sich da rein!« »Vielleicht mag er einfach keine Störungen.« »Vielleicht mag er einfach keine Menschen. Ich glaube nicht, dass er auch nur einen einzigen Freund auf der Welt hat.« »Ist er verheiratet?« Martin lachte laut heraus. »Du lieber Gott, nein. Padfield und Farmborough haben Familie. Alle anderen aus unserer Gruppe sind frei und ungebunden.« Er hatte seine Brille abgenommen und polierte ihre Gläser mit seiner Krawatte. Sein nackter Blick, bemerkte Ellen, hatte etwas Stechendes. »Kommen Sie hier aus der Gegend?«, fragte er sie. »Nein, eigentlich aus aller Welt. Mein Vater ist beim Militär. Ich habe in Bristol studiert.« »Ah, wie ich, in der akademischen Provinz. Wo sind Sie untergekommen?« »In Copfield. Ich fand das am bequemsten. Die vier Kilometer sind mit dem Fahrrad ein Klacks.« »In Copfield gibt es ein ganz ordentliches Pub, das Green Man.« Er setzte seine Brille wieder auf und zwinkerte mehrmals. »Ein paar von uns gehen da manchmal nach der Arbeit hin, um einen zu trinken. Kommen Sie doch mal mit - wir sind, wie gesagt, alle ganz umgänglich ...« Martin brach ab, als die Tür geöffnet wurde. Eine auffallend hübsche Frau im weißen Labormantel, klein und zierlich, mit glänzendem dunklem Haar, das sie hochgesteckt trug, trat ins Zimmer, in einer Hand eine mit einer Untertasse zugedeckte Kaffeetasse. »Hallo, Martin.« Sie stellte die Tasse auf den Arbeitstisch und wandte sich Ellen zu. »Sie sind sicher Miss Kingsley. Ich bin Andrée Fournier.« Sie hatte ein herzförmiges Gesicht mit makelloser, zart gebräunter Haut und tiefbraunen Augen, die sie mit einem Hauch Lidschatten und Wimperntusche betonte. Lächelnd reichte sie Ellen die Hand, dann sagte sie: »Vielen Dank, Martin. Ich kann jetzt Miss Kingsley hier oben alles zeigen.« Als Martin gegangen war, fragte sie: »Möchten Sie eine Tasse Kaffee, Miss Kingsley? Es ist noch etwas da.« »Gern, danke.« »Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo Sie Ihren Mantel aufhängen können.« Sie führte Ellen über den Flur und öffnete eine Tür. Der Raum dahinter war sehr klein, kaum breiter als ein Korridor: ein hohes, schmales Fenster, das ein Stück Himmel umrahmte, eine nackte Glühbirne, ein Spültisch und ein Tauchsieder, darüber ein Spiegel und an der Wand daneben mehrere Garderobenhaken, von denen ein einsamer grauer Mantel und ein roter Wollschal herabhingen. Ellen hängte ihren Mantel an den zweiten Haken und atmete tief den Kaffeeduft ein. »Köstlich.« »Der Kaffee, den die anderen trinken, ist grauenvoll. Meine Mutter schickt mir die Bohnen aus Frankreich.« Neben dem Tauchsieder stand eine Kaffeekanne. Andrée schenkte eine Tasse ein. »Martin ist ja wirklich nett«, bemerkte Ellen. »Äh - ja. Obwohl - diese Männer, die jedem irgendeinen albernen Spitznamen verpassen müssen ... Martin kann wahnsinnig kindisch sein. Bitte, da ist Zucker.« »Ja, ich weiß, wie einem Spitznamen auf die Nerven gehen können.« »Sie werden ab sofort ›die Rote‹ heißen, Miss Kingsley«, erklärte Andrée Fournier trocken. Ellen lachte. »Die war ich schon während meiner ganzen Schul- und Studienzeit, daran bin ich gewöhnt. Immer noch besser als ›Karottenkopf‹.« »Sie haben tolle Haare. Dieses dunkle Rot. Als kleines Mädchen habe ich mir immer solche Haare gewünscht.« Während Ellen mit Genuss ihren Kaffee trank, fragte sie: »Wie machen Sie das mittags? Ich habe mir für alle Fälle ein paar Brote mitgenommen.« »Padfield und Farmborough fahren mittags oft nach Hause, aber die meisten von uns nehmen sich etwas mit und essen unten im Aufenthaltsraum. Da brennt immer ein Feuer, das ist im Winter schön warm. Ich persönlich bleibe manchmal lieber hier oben. Im Aufenthaltsraum ist es oft so laut. Miriam kocht für Pharoah und Kaminski. Und auch für die anderen Männer, wenn sie im Speisesaal essen.« »Nur für die Männer?« »Frauen haben zum Speisesaal keinen Zutritt. Das ist Tradition. Die anderen essen dort, wenn wir hier Gäste haben.« Andrée Fourniers Stimme blieb während des ganzen Gesprächs merkwürdig klanglos, was Ellen der Schwierigkeit zuschrieb, sich in einer fremden Sprache auszudrücken. »Aus welcher Gegend Frankreichs kommen Sie?«, fragte sie. Ein Hauch von Lebendigkeit bewegte das vollendet gemeißelte Gesicht. »Aus Paris. Kennen Sie die Stadt?« »Nur oberflächlich. Ich war im letzten Jahr für eine Woche dort. Über die Universität. Es war ein Erlebnis - die Stadt ist hinreißend! Ich kann mir vorstellen, dass sie Ihnen fehlt.« »O ja«, bestätigte Andrée Fournier und schaute auf ihre Uhr. »Schon Viertel vor neun. Wir sollten anfangen.«
Um eins gingen Ellen und Andrée in den Aufenthaltsraum hinunter, dessen großes Erkerfenster auf den gekiesten Hof vor dem Haus hinausblickte. Er hatte einen elektrisch beheizten offenen Kamin und war mit Tischen und Sesseln sowie einigen ziemlich harten Stühlen und Hockern möbliert. Besonders ordentlich war es hier nicht gerade, auf den Tischen leisteten überquellende Aschenbecher, Apfelreste und leere Kekspackungen vergessenen Stiften, Zeitungen und Fachjournalen Gesellschaft. Der ganze Raum roch nach kaltem Rauch und Pulverkaffee. Auf einem Grammofon lief ein Song von Rosemary Clooney. Andrée setzte sich auf einen Hocker und packte ihre belegten Brote aus. Ellen nahm den Stuhl neben ihr. »Ah, unser Neuzugang. Willkommen in unserer fröhlichen Runde.« Ein stattlicher Mann mit rotem Gesicht legte seine Zeitung weg und kam quer durch den Raum auf Ellen zu. »Farmborough, Bill Farmborough. Herzlich willkommen in Gildersleve Hall, Miss Kingsley.« »Danke.« Sie gab ihm die Hand. »Darf ich Sie mit den anderen bekannt machen? Der Einfaltspinsel dort drüben in der Ecke ist Denis Padfield.« Ein Mann mit beginnender Glatze in einem Fischgrätjackett brummte und winkte kurz herüber. »Finch haben Sie ja schon kennengelernt. Und das ist Toby Dorner. Stell das fürchterliche Gebräu weg, das du mal wieder verbrochen hast, Troll, und sag schön guten Tag.« Toby Dorner war jung, klein und schmächtig, hatte kurzes lockiges Haar und abstehende Ohren und wirkte insgesamt tatsächlich wie ein verschmitzter kleiner Kobold. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Miss Kingsley.« Er stand auf und reichte ihr die Hand. »Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.« Er sprach mit kaum merklichem Akzent. Ein Mann schaute suchend zur Tür herein. Ellen erkannte ihn, Alec Hunter, der Mann, dem sie heute schon im Treppenhaus begegnet war. »Komm rein, Jock«, forderte Bill Farmborough ihn auf, »und lass dich mit Miss Kingsley bekannt machen.« Hunter stellte sich Ellen vor, aber er wirkte zerstreut, als er sie begrüßte, offenbar war er in Gedanken woanders. Er wedelte kurz mit den Papieren in seiner Hand. »Kaminski wollte das haben. Weiß jemand, wo er steckt?« »Ich habe ihn zuletzt auf dem Weg in den Turm gesehen.« »Danke. Bitte entschuldigen Sie mich, Miss Kingsley.« Und schon war Hunter wieder verschwunden, doch die Erinnerung an seine Erscheinung - hohe Stirn, leicht schräg stehende tiefblaue Augen, ein fester, wohlgeformter Mund, eine schmale, gerade Nase und leicht zerrauftes dunkles Haar - bestand fort wie der Nachglanz eines hellen Lichts. Es folgte eine Diskussion über ihre Unterkunft. Ellen habe Glück gehabt, bei Mrs. Bryant mieten zu können, sagte jemand, und von allen Seiten wurden Schauergeschichten über die Zimmersuche in der Gegend zum Besten gegeben. »Troll ist unheimlich sportlich«, frotzelte Martin. »Er radelt bei jedem Wetter. Ich fahre lieber mit dem Auto, faul wie ich bin.« »Von wegen Auto. Eine Rostlaube ist das«, spottete Denis Padfield. »Bei Regen fällt jedes Mal unweigerlich irgendein Teil ab.« Martin knüllte ein Zeitungsblatt zu einer Kugel zusammen und warf sie nach Padfield. Andrée stand auf und ging aus dem Zimmer. Padfield seufzte. »Du hast's wieder mal geschafft, Martin. Du fällst ihr auf die Nerven, und wir müssen es dann ausbaden.« »Warum sagen alle Troll zu Ihnen, Dr. Dorner?«, fragte Ellen. »Na, er sieht doch aus wie ein Troll, finden Sie nicht? Klein und große Ohren ...« »Außerdem ist er der Einzige, der sich im Dunkeln zurechtfindet«, erklärte Martin. »Bei jedem Stromausfall trollt er munter durch die Gegend, während wir anderen hilflos über die eigenen Füße stolpern.« »Gibt es denn hier öfter Stromausfälle?« »Hin und wieder. Das Haus hat einen eigenen Generator.« Auf einem Tisch beim Fenster stand ein elektrischer Wasserkocher, darüber waren auf Borden neben Tee und Kaffee Henkelbecher aufgereiht. Ellen erkundigte sich, ob jemand etwas trinken wolle; Denis Padfield bat um Tee. Sie nahm zwei Becher vom Regal. »Nicht den gestreiften«, sagte Bill Farmborough. »Das ist der von Redmond. Der regt sich wahnsinnig auf, wenn jemand seinen Becher benutzt.« Ellen stellte den gestreiften Becher zurück und nahm einen anderen. Sie waren alle nett und freundlich, dachte sie, aber sie konnte auch verstehen, dass sie für Andrée Fournier manchmal schwer zu ertragen waren. Sie selbst war diese flapsigen Pennälerfrotzeleien gewöhnt; ihr Bruder war vier Jahre jünger als sie. Sie blickte auf, als ein Mann mittleren Alters ins Zimmer trat. Er war mittelgroß, ging aber so gekrümmt, dass sein Blick nicht nach oben reichte. Das grau melierte Haar, das eigentlich einen Schnitt gebraucht hätte, lichtete sich am Scheitel, und seine Brille war eines der hässlichen Standardmodelle, die der National Health Service kostenfrei stellte. Auch seiner Kleidung nach zu urteilen - er trug ein nicht mehr ganz sauberes Hemd unter einer ausgebeulten braunen Cordjacke mit zerschlissenen Lederbesätzen an den Ellbogen - schien er wenig auf sein Äußeres zu geben. »Hallo, Redmond«, begrüßte ihn Toby Dorner, aber er reagierte gar nicht. Ohne rechts und links zu blicken, ging er auf den Tisch mit dem Wasserkocher zu, nahm den gestreiften Becher vom Regal und löffelte Tee hinein. Als das Wasser kochte, goss er es in den Becher und rührte kräftig um. »Guten Morgen, Dr. Redmond«, sagte Ellen und stellte sich vor. Er stand nur einen Schritt von ihr entfernt, aber er sah sie nicht einmal an. Als wäre sie unsichtbar. Als wäre sie gar nicht vorhanden. Mit seinem Teebecher in der Hand drehte er sich um und ging wieder hinaus. »War nett, mit Ihnen zu reden, Redmond!«, rief Padfield ihm nach, und die anderen lachten unterdrückt. »Oh, Pharoah«, sagte Bill Farmborough plötzlich. »Schon zurück? Ich dachte, wir würden Sie vor Ende der Woche nicht zu sehen bekommen.« Alle wurden still, so schlagartig, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Es war Ellens erste Begegnung mit Marcus Pharoah, dem Direktor von Gildersleve Hall. Er sah beeindruckend aus, groß, breitschultrig und elegant in einem fabelhaft geschnittenen anthrazitgrauen Anzug. Der Kragen seines weißen Hemds knisterte vor Frische, und die in gedämpften Rost- und Goldtönen gestreifte Seidenkrawatte war angemessen dezent. Ein attraktives, ebenmäßiges Gesicht, schwarzes, von ersten weißen Fäden durchzogenes Haar. Er bewegte sich mit der lockeren Selbstverständlichkeit eines Mannes, der es gewöhnt ist, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Guten Morgen, meine Herren. Und guten Morgen, meine Dame.« Der Blick seiner dunklen Augen richtete sich auf Ellen. »Miss Kingsley?« Er hieß sie in Gildersleve willkommen und entschuldigte sich dafür, dass er nicht früher Gelegenheit gehabt hatte, sie zu begrüßen. »Hat meine Truppe Sie gut aufgenommen, Miss Kingsley?« »Danke, ja, sehr gut.« »Das freut mich. Erlauben Sie mir, Ihnen kurz zu skizzieren, was mir vorschwebte, als ich hier die Leitung übernahm. Ich wollte eine Forschungseinrichtung der disziplinenübergreifenden Zusammenarbeit ins Leben rufen. Mit Biochemikern, Molekularbiologen, Physikern, Chemikern, Kristallografen - vielleicht auch ein, zwei Mathematikern. Ich wollte eine Umgebung schaffen, in der neue Ideen gedeihen, sich miteinander verbinden und offen aufgenommen werden können. Andere Institute - das King's und das Cavendish zum Beispiel - streben Ähnliches an, aber ich bilde mir gern ein, dass es uns besser gelungen ist. Einige unserer Gäste haben mir erklärt, sie hielten die Atmosphäre in Gildersleve Hall für umtriebig, aber mir gefällt das. Ich kann mir nicht vorstellen, dass große Ideen aus klösterlicher Stille erwachsen. Meiner Ansicht nach entwickeln sie sich eher in einem brodelnden Schmelztiegel, auch wenn das Gären und Blubbern mit einer gewissen Unruhe verbunden ist.« In der Stille, die folgte, fragte sich Ellen, ob außer ihr noch jemand im Raum gegen den Drang zu applaudieren anzukämpfen hatte. Dann erkundigte sich Bill Farmborough: »Wie war der Ausflug in die Staaten, Pharoah?« »Nützlich, sehr, sehr nützlich. Aber wir dürfen nicht nachlassen, meine Herren - den Schnellen gehört der Sieg.« Pharoah lächelte. »Und wenn mir nicht bald jemand eine Tasse Tee anbietet, gehe ich ein.« »Das wollen wir doch auf keinen Fall. Unser Herr und Meister - zu einem Häufchen Staub verpufft.« Farmborough setzte Wasser auf. Ein lebhaftes Gespräch über die Forschungsansätze, die im Institut verfolgt wurden, entspann sich nach Pharoahs Vortrag, unterschiedliche Meinungen prallten aufeinander, Hypothesen wurden unter die Lupe genommen und mit sachlicher Präzision seziert. Dann entschuldigte sich Marcus Pharoah und verschwand wieder. Ellen aß ihre Brote, Bill Farmborough kehrte zu seiner Zeitung zurück, jemand holte ein Schachbrett heraus, und Rosemary Clooney sang mit schmelzender Stimme: If you loved me half as much as I love you ...
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Autoren-Porträt von Judith Lennox
Judith Lennox, 1953 in Salisbury geboren, wuchs in Hampshire auf. Seit ihrem ersten großen Erfolg mit dem Roman »Das Winterhaus« hat sie allein auf Deutsch über drei Millionen Leserinnen gewonnen. Immer wieder beschäftigt sie sich in ihren Romanen mit Jahren des Umbruchs und den Herausforderungen, die diese an ihre Figuren stellen. Judith Lennox liebt Gärtnern und ausgedehnte Wanderungen, alte Häuser und historische Stätten. Sie lebt mit ihrem Mann in Cambridge; die beiden sind Eltern dreier erwachsener Söhne. Zuletzt erschienen die Bestseller »Das Herz der Nacht« und »Der italienische Geliebte«. Bibliographische Angaben
- Autor: Judith Lennox
- 2012, 3. Auflage, 560 Seiten, Deutsch
- Übersetzer: Mechtild Sandberg
- Verlag: Piper Verlag GmbH
- ISBN-10: 3492958370
- ISBN-13: 9783492958370
- Erscheinungsdatum: 12.11.2012
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»Feines Lesefutter!«, Gong/Bild + Funk, 24.01.2014
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