Zwischen Handeln und Nichthandeln
Unterlassungspraktiken in der europäischen Moderne
Von der Wahlenthaltung über den Konsumboykott bis hin zur Schweigeminute: Oft ist es nicht das Handeln, sondern gerade sein Fehlen, durch das Konflikte ausgetragen und Wandel hervorgerufen werden. Dieser Band setzt sich erstmals systematisch mit diesem...
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Produktinformationen zu „Zwischen Handeln und Nichthandeln “
Von der Wahlenthaltung über den Konsumboykott bis hin zur Schweigeminute: Oft ist es nicht das Handeln, sondern gerade sein Fehlen, durch das Konflikte ausgetragen und Wandel hervorgerufen werden. Dieser Band setzt sich erstmals systematisch mit diesem Phänomen auseinander, in dem sich Aktivität und Inaktivität überschneiden. Anhand von Fallstudien aus dem 19. und 20. Jahrhundert untersuchen die Beiträge die besondere Eigenlogik und Bedeutung von Unterlassungspraktiken in Europa. Ihre Thematisierung verspricht neue Einsichten in die Konstitution und Dynamik moderner Gesellschaften. Denn gerade im Umgang mit dem Nichthandeln - ob aus Lethargie, zur Vermeidung oder als Widerstand - treten die Ambivalenzen der Partizipationschancen und -erwartungen hervor, durch die sich die Moderne auszeichnet.
Klappentext zu „Zwischen Handeln und Nichthandeln “
Von der Wahlenthaltung über den Konsumboykott bis hin zur Schweigeminute: Oft ist es nicht das Handeln, sondern gerade sein Fehlen, durch das Konflikte ausgetragen und Wandel hervorgerufen werden. Dieser Band setzt sich erstmals systematisch mit diesem Phänomen auseinander, in dem sich Aktivität und Inaktivität überschneiden. Anhand von Fallstudien aus dem 19. und 20. Jahrhundert untersuchen die Beiträge die besondere Eigenlogik und Bedeutung von Unterlassungspraktiken in Europa. Ihre Thematisierung verspricht neue Einsichten in die Konstitution und Dynamik moderner Gesellschaften. Denn gerade im Umgang mit dem Nichthandeln - ob aus Lethargie, zur Vermeidung oder als Widerstand - treten die Ambivalenzen der Partizipationschancen und -erwartungen hervor, durch die sich die Moderne auszeichnet.
Grossformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Zwischen Handeln und Nichthandeln “
Bartleby und das Unterlassen: Elemente einer historischen Praxeologie des Nicht/Handelns Theo Jung Allzu schnell sind wir geneigt, die Abwesenheit von Handeln als blosses Nichts aufzufassen. Doch in vielen Situationen hinterlässt eine solche Absenz keine konturlose Leere, sondern vielmehr eine scharf umrissene Leerstelle. Im Modus der Unterlassung kann Passivität selbst der Charakter eines Handlungsmodus zukommen. An der Schnittstelle zwischen Aktivität und Inaktivität begegnet uns somit ein Phänomen mit paradoxen Zügen: ein Handeln, das zugleich keines ist, und eine Form der Negativität, die nicht nichts ist. Um die schillernde Gestalt dieses Gegenstandes auf den Begriff zu bringen, soll im Folgenden auf eine typografische Neuprägung zurückgegriffen werden: Nicht/Handeln. Der vorliegende Band setzt sich zum Ziel, das Nicht/Handeln aus historischer Sicht als eigenständigen Modus der sozialen und politischen Praxis in den Blick zu nehmen. Indem diese Praktiken der besonderen Art sich gleichsam lateral, quer zu den üblichen binären Gegensätzen von aktiv und passiv, Fügsamkeit und Widerstand bewegen, entfalten sie eine spezifische Dynamik. Das Spektrum dieser lateralen Praktiken ist bunt und zieht sich durch eine Vielfalt von gesellschaftlichen Feldern. Es reicht vom leisen Ausweichen bis zur schroffen Verweigerung, von der Absenz und dem Ausstieg ('mit den Füssen abstimmen') über die Abstinenz (Wahlenthaltung, Schweigen) bis hin zur demonstrativen Ablehnung von Strukturen (Arbeits und Wehrdienstverweigerung) oder symbolischen Akten (dem Applaus, dem Handschlag). Schon die Nicht-Nutzung bestimmter Zeichensysteme (Postleitzahlen, Titel) oder verfügbarer Konsumoptionen (Boykotts, Konsumstreiks) kann einen performativen Eigensinn aufweisen und zudem weitreichende gesellschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen. Bei aller Vielfalt weisen die Praktiken des Nicht/Handelns jedoch eine Reihe von gemeinsamen und spezifischen Logiken auf, die im Folgenden zum Gegenstand der
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theoretischen und historischen Analyse gemacht werden sollen. Sozialtheoretisch leistet die Auseinandersetzung mit dem Nicht/Handeln, indem sie sich einer bestimmten Klasse gesellschaftlicher Praktiken nähert, einen Beitrag zur Theorie sozialer Praktiken. Doch darf, wie Andreas Reckwitz vor kurzem erneut betont hat, gerade die Praxistheorie nicht als abstraktes Systemgebilde verstanden werden, das ihrer Anwendung in der empirischen Forschung vorgelagert wäre. Vielmehr muss diese sich als "Heuristik im besten Sinne" immer schon in Verbindung mit der Empirie sozial und kulturwissenschaftlicher Forschung entwickeln. Aus diesem Grund nähert sich der vorliegende Band seinem Phänomen nicht systematisch, sondern induktiv, in einer unabgeschlossenen, einkreisenden Bewegung entlang einer Reihe von Fallstudien aus der europäischen Moderne. Mit Blick auf diesen historischen Gegenstandsbereich verfolgt der Band ein doppeltes Erkenntnisinteresse. Einerseits erschliessen die Beiträge ein neues Untersuchungsfeld, indem sie exemplarisch verschiedene Varianten eines Handlungsmodus in den Fokus rücken, dem bisher nur selten gezielte Aufmerksamkeit zuteil wurde. Durch die analytische Konzentration auf das Phänomen der Partizipationsunterlassung verspricht die Erörterung des Nicht/Handelns andererseits aber auch, ex negativo neue Schlaglichter auf die Konstitution und Dynamik europäischer Gesellschaften in der Moderne zu werfen. Denn was es heisst, etwas zu unterlassen, wird stets bedingt durch die Dimensionen dessen, was im gegebenen Kontext als normales oder normatives Verhalten erwartet wird. In der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Nicht/Handeln treten somit in besonderer Schärfe die Partizipationschancen, erwartungen und zwänge hervor, durch die sich Gesellschaften konstituieren. Bartleby und das Problem der Negativität Geschichte einer Geschichte "I would prefer not to" antwortet die Titelfigur in Herman Melvilles Kurzgeschichte Bartleby, the Scrivener (1853) eines
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Inhaltsverzeichnis zu „Zwischen Handeln und Nichthandeln “
Inhalt Einleitung Bartleby und das Unterlassen: Elemente einer historischen Praxeologie des Nicht/Handelns 9 Theo Jung I. Verzichten: Politische Teilnahmeerwartungen in der Kontroverse Das Desinteresse an politischen Wahlen: Preussen und die USA im 19. Jahrhundert 43 Hedwig Richter Partizipationsunterlassung, Antipolitik und Apathie als repertoires of democracy: Die Niederlande im europäischen Kontext (1945-1990) 64 Wim de Jong Nicht-Handeln und Nicht-Mitmachen: Nicht erfüllte Erwartungen und politisch abweichendes Verhalten in der DDR 101 Christian Halbrock II. Innehalten: Inaktivität und Vergesellschaftung Vom Appell zur Anleitung: Ratschläge zum Nichtstun seit den 1950er Jahren 129 Yvonne Robel Partizipationsverweigerung in der Konsumgesellschaft: Boykott und politischer Protest im 20. Jahrhundert 155 Benjamin Möckel "The End of Conversation"? Prolegomena zu einer Geschichte des Schweigens in politischer Kommunikation 184 Armin Owzar III. Aussetzen: Symbolische Performanzen der Unterlassung Ausbleibender Beifall: Akklamationsverweigerung als Modus öffentlichen Protests in Frankreich (1789-1848) 215 Theo Jung "A complete suspension of all our normal activities": Praktiken des Nicht/Handelns in der Schweigeminute 250 Karsten Lichau Ausblick: Philosophische Perspektiven Zum Begriff des Nicht/Handelns und der Hoffnung, Geschichte zum Stillstand bringen zu können 293 Jochen Gimmel Autorinnen und Autoren 321
Autoren-Porträt
Theo Jung ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Halle-Wittenberg.
Bibliographische Angaben
- 2019, 322 Seiten, Masse: 13,9 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Herausgegeben: Theo Jung
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593510065
- ISBN-13: 9783593510064
- Erscheinungsdatum: 10.03.2019
Pressezitat
»Auch wenn man nichts tut, kann das schon eine politische Handlung sein: eine kleine Geschichte des ausbleibenden Beifalls.« Johan Schloemann, Süddeutsche Zeitung, 25.04.2019 »Ein einsamer Mann, der auf einem berühmten Foto aus der NS-Zeit in einer hitlerbegeisterten Menge als Einziger den Arm NICHT zum 'Deutschen Gruss' erhebt [...]: Gerade das NICHT-HANDELN kann starke politische Wirkungen entfalten.« Günter Kaindlstorfer, Deutschlandfunk 'Andruck', 03.06.2019 »Insgesamt liegt hier ein Band vor, der inspiriert. 'Nicht/Handeln' als Konzept ermöglicht eine analytische Weitung in der historischen Analyse politischer Kommunikation. Dazu bietet die vorliegende Publikation theoretisch-methodische Ansätze und empirische Beispiele.« Volker Köhler, Neue Politische LIteratur, 12.05.2020
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