Zimmer Nr.10
Nach über zwanzig Jahren im Polizeidienst hat Erik Winter eine Krise. Wohin führt sein Leben? Hat die Beziehung mit Angela eine Zukunft? Er ist entschlossen, eine Auszeit zu nehmen und alles zu überdenken. Doch dann geschieht ein Mord. In einem Göteborger...
- Kreditkarte, Paypal, Rechnungskauf
- 30 Tage Widerrufsrecht
Nach über zwanzig Jahren im Polizeidienst hat Erik Winter eine Krise. Wohin führt sein Leben? Hat die Beziehung mit Angela eine Zukunft? Er ist entschlossen, eine Auszeit zu nehmen und alles zu überdenken. Doch dann geschieht ein Mord. In einem Göteborger Hotel wird eine junge Frau erhängt. Ihr Tod sieht wie ein Selbstmord aus, aber der Abschiedsbrief von Paula Ney enthält keinerlei Hinweise auf die Hintergründe der Tat. Wenig später findet man auch Paulas Mutter tot auf, und für Winter rückt ein Indiz in den Mittelpunkt der Ermittlungen: Beide Leichen haben eine weiss bemalte Hand. Winter erinnert sich an einen ungelösten Fall, der zwanzig Jahre zurückliegt. Die erfolglose Suche nach der vermissten Ellen Börge endete in genau jenem Hotelzimmer Nr.10, in dem Paula Ney gefunden wurde. Als Erik Winter diesen alten Fall aufgreift, gerät er plötzlich selbst in das Visier des Mörders.
Autoren-Porträt von Åke Edwardson
"Es hatteangefangen zu regnen." So lautet der erste Satz in Åke Edwardsons Kriminalroman"Das vertauschte Gesicht". Eintypischer Satz für die düster-realistischen Alltagsschilderungen in EdwardsonsBüchern; Krimis auf hohem Niveau, die oft mit Gesellschaftskritik nicht sparen.Um die schwedische Gesellschaft steht es nicht zum Besten, und die Polizei istfür Edwardson der "Problemlöser", der aber letztlich nicht die Ursachen,sondern nur die Symptome tieferer sozialer Probleme bekämpfen kann. Diesernüchterne Blick auf die Realität resultiert vielleicht aus Edwardsonsberuflicher Vergangenheit als erfolgreicher Journalist, u.a. im Auftrag der UNOim Nahen Osten.
Auf jedenFall beherrscht Edwardson die journalistische Recherche. Die Nachforschungenfür seine Geschichten dauern zum Teil bis zu einem halben Jahr. Edwardsonerzählt, dass er in dieser Vorbereitungsphase zu hundert Prozent alsJournalist arbeitet, Tonbandaufnahmen macht und Interviews führt. So hat er,bevor er anfing, Krimis zu schreiben, auch der alltäglichen Arbeit der Polizeigenaueste Aufmerksamkeit gewidmet, und diese Genauigkeit macht dann auch diebesondere Glaubwürdigkeit seiner Krimis aus.
ÅkeEdwardson lebt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Göteborg in einemkleinen Haus, das mit viel hellem Holz eingerichtet ist. Er soll gerne und gutkochen - genau wie sein Held Erik Winter. Arbeit und Privatleben trennt erstrikt: Zum Schreiben fährt er jeden Morgen in sein Büro. Das liegt in einerKünstlerkolonie in einem anderen Teil der Stadt. In den verstreuten Pavillonseines ehemaligen Seuchenspitals haben sich Künstler und Kreative eingerichtet.Das Häuserensemble heisst ganz offiziell "Kunst-Epidemie" - dies sei, soEdwardson, typisch Göteborger Witz.
Edwardson wurde 1953 geboren und zählt neben Sjöwall/Wallöh,Henning Mankell und Liza Marklund zu den grossen schwedischen Krimiautoren.Bevor das Schreiben von Kriminalromanen sein Hauptberuf wurde, verfasste erSachbücher und unterrichtete an der Universität von Göteborg Creative Writing.Für seine Romane gewann Edwardson mehrere Preise, unter anderem den CrimeWriters Award der schwedischen Akademie 1995 und 1997.
KommissarWinter hat in "Zimmer Nr. 10" eine Lebenskrise. Eigentlich möchte er eineAuszeit vom Polizeidienst nehmen, aber dann passiert dieser Mord im Hotel, derihn auch noch in seine eigene Vergangenheit führt, sein eigenes Leben wirdbedroht, es geht also wirklich ans Eingemachte. Aber: in der Extremsituation gewinnt er Klarheit über sich.Sollte man Krisen allgemein so angehen?
Meine literarischen Figuren sollen nicht exemplarisch seinund ganz bestimmt nicht als Vorbilder dienen, weder in ihrem Handeln noch imCharakter. Erik Winter zum Beispiel ist ein Mensch wie jeder andere auch, mitFehlern und Brüchen. Er ist ein ausgezeichneter Detektiv, wahrscheinlich, weiler von seiner Arbeit besessen ist, und diese Besessenheit fordert ihren Tribut.Ein wichtiges Element der Winter-Reihe ist, dass er eine moralische Person ist,keine politische, und damit meine ich, dass er ein anständiges Leben zu führenversucht, mit moralischen Standards, was ziemlich schwer ist. Aber er versuchtes. Er denkt viel über sein Leben nach, was jeder intelligente Mensch tunsollte.
Siegelten als typischer "Schwedenkrimi-Autor", Winter als typischer"Schwedenkrimi-Kommissar". "Zimmer Nr.10" ist der siebte Kommissar Winter-Krimi. Das Genre ist einerseits einQualitätsmerkmal. Aber ist es nicht manchmal auch ein Fluch, immer in dieseSchublade gesteckt zu werden? Wie denken Sie darüber?
Das ist das erste Mal, dass mich jemand einen "typischschwedischen Autor" nennt! "Typisch schwedisch" gibt es nicht, und jeder Leserweiss, dass ich meinen ganz eigenen Stil habe und dass Erik Winter meine ganzeigene Schöpfung ist. Wenn man mein Schreiben charakterisieren wollte, dann amehesten als "Besessenheit von Sprache".
Vielleicht sollte er mit "Die Schattenfrau" beginnen. Dasführt den Leser sowohl in die Innenstadt als auch an die schönen (undversteckten!) Strände und in die trostlosen Vororte. Aber die Winter-Büchersind in Wirklichkeit ein einziger grosser Roman in mehreren Teilen, von daherkann ich sie alle empfehlen!
Siesind von Haus aus Journalist, haben als UN-Pressemitarbeiter lange Zeit imNahen Osten gearbeitet. Wie reagieren Sie persönlich auf die neue Eskalationdes Nahostkonflikts? Denken Sie darüber nach, dorthin zurückzukehren?
Die Lage erfüllt mich mit Sorge und Abscheu. In denschlimmen Zeiten in den 80ern war ich als UN-Pressemitarbeiter in Israel, imLibanon, auf Zypern und in der gesamten Region im Einsatz, und auch in denletzten Jahren war ich wieder dort. Es ist wie in jedem Krieg und jedemKonflikt: 99,99 Prozent der katastrophalen Folgen trägt die ganz normaleBevölkerung.
Inwiefernunterscheidet sich die Recherche für einen Roman von der für einejournalistische Reportage? Wie wichtig sind Fakten für Ihre literarischeArbeit?
Das ist eine gute, aber schwer zu beantwortende Frage. Beimeinen Recherchen habe ich immer journalistisch gearbeitet und tue das auchjetzt noch - auch wenn ich beim Schreiben komplett vergessen muss, dass ich jeein Journalist gewesen bin. Bei der Erzählliteratur schreibt man in Schichten,in verschiedenen Dimensionen, während der Journalismus - in einem guten Sinne -eindimensional sein sollte. Bei Erzählungen muss man dem Leser verschiedeneWege anbieten, ihm viel Raum für seine Fantasie lassen, im Journalismus nie.
Die Fakten in den Winter-Büchern sind alle real, wahr, unddas ist sehr wichtig. Aber die Art und Weise, wie ich sie arrangiere,entspringt meiner Fantasie. Reale Fakten in eine fiktionale Umgebungeinzubetten, macht sie nur noch realer, glaube ich.
Nun schreibe ich ja auch andere Arten von Erzählliteratur -auf Deutsch sind bisher "Der letzte Abend der Saison", "Der Jukebox-Mann" und"Samurai-Sommer" erschienen -, und in diesen Büchern geht es nicht so sehr umFakten, sondern eher um mein inneres Selbst. Ich erforsche mein Inneres, meinGedächtnis, mein eigenes Leben sehr genau, während es bei den Winter-Bücherneher um Recherchen von aussen geht.
HerrEdwardson, ich habe gehört, Sie zeigen Journalisten gern die Orte desGeschehens Ihrer Romane. Im Fall von "Zimmer Nr. 10" also das Bahnhofsviertelvon Göteborg, das Hotel, in dem Paula Ney ermordet wurde, oder die Wohnung vonKommissar Winter. Wie kann man sich das vorstellen: Gehen Sie gezielt zu denOrten und erzählen die Geschichten, oder ist es umgekehrt so, dass Ihnenirgendwann auffällt: "Oh, das könnte ja das Hotel aus meinem Roman sein"?
Ehrlich gesagt bin ich es ein wenig leid, ausländischenJournalisten all diese Orte zu zeigen. Aber wenn ich es doch einmal tue, dannbesuche ich erneut die Orte, die mich zu den Geschichten inspiriert haben, unddann finde ich es genauso faszinierend wie die Journalisten, sie wiederzusehen.Manchmal baue ich einen Platz, an dem ich gerade vorbeigegangen bin, in einenRoman ein, ein anderes Mal entscheide ich schon vorher, dass dieser oder jenerStadtteil im Buch vorkommen soll, und dann mache ich dort meine Recherchen. Soentdeckte ich zum Beispiel vor einigen Jahren, als ich durch den Süden derStadt fuhr, diesen kleinen Lebensmittelladen namens "Manhattan Livs". Den Namenfand ich grossartig, und auch der heruntergekommene Bezirk, durch den ich geradefuhr, war grosse Klasse. So kam es, dass dieser Stadtteil und auch der Laden denRahmen für den Roman "Das vertauschte Gesicht" abgeben.
Meinen Lesern in Deutschland alles Gute - vielleicht siehtman sich ja mal!
DieFragen stellte Astrid Vogelpohl, Literaturtest.
- Autor: Åke Edwardson
- 2006, 477 Seiten, Masse: 14,4 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Kutsch, Angelika
- Verlag: CLAASSEN VERLAG
- ISBN-10: 3546002954
- ISBN-13: 9783546002950
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
4 von 5 Sternen
5 Sterne 0Schreiben Sie einen Kommentar zu "Zimmer Nr.10".
Kommentar verfassen