Weltreligion im Umbruch
Transnationale Perspektiven auf das Christentum in der Globalisierung
Das Christentum befand sich im 19. Jahrhundert im Umbruch. In einer globaler werdenden Umwelt taten sich neue Handlungsspielräume und Herausforderungen auf, etwa durch die Erkenntnis, dass es andere Weltreligionen - und nicht nur zu missionierende Heiden -...
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Produktinformationen zu „Weltreligion im Umbruch “
Das Christentum befand sich im 19. Jahrhundert im Umbruch. In einer globaler werdenden Umwelt taten sich neue Handlungsspielräume und Herausforderungen auf, etwa durch die Erkenntnis, dass es andere Weltreligionen - und nicht nur zu missionierende Heiden - gab. Während bis heute in der Katholizismus- und Protestantismusforschung der methodologische Nationalismus dominiert, fragt dieser Band, ob transnationale und globalgeschichtliche Perspektiven neue Erklärungen für den fundamentalen Wandel des Christentums seit dem 19. Jahrhundert bieten können.
Klappentext zu „Weltreligion im Umbruch “
Das Christentum befand sich im 19. Jahrhundert im Umbruch. In einer zunehmend globaler werdenden Umwelt sah es sich durch den Imperialismus herausgefordert, aber auch durch die aufkommende Erkenntnis, dass es andere Weltreligionen - und nicht nur zu missionierende Heiden - gab. In der Katholizismus- und Protestantismusforschung dominiert bis heute dennoch der methodologische Nationalismus. Dieser Band fragt erstmals, ob transnationale und globalgeschichtliche Perspektiven neue Erklärungen für den fundamentalen Wandel des Christentums seit dem 19. Jahrhundert bieten können. Ausserdem diskutiert er die Geschichte der Globalisierung selbst: Hat sich das Christentum globalisiert? Wie haben Christen die damaligen grenzüberschreitenden Veränderungen wahrgenommen, wie sind sie mit ihnen umgegangen?
Grossformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Weltreligion im Umbruch “
Einleitung: Katholizismus- und Protestantismusforschung vor der Herausforderung der GlobalgeschichteOlaf BlaschkeDie sogenannte Globalisierung gibt es nicht erst seit gestern, sondern seit bald 200 Jahren. Gesprochen freilich wird über »Globalisierung« vermehrt erst seit den 1990er Jahren. Vielleicht deshalb sind viele ihrer Kommentatoren, Anhänger und Gegner davon überzeugt, dass dieses undurchsichtige Phänomen erst in den letzten Jahrzehnten über uns kam, ob mit guten oder schlechten Auswirkungen. Und noch etwas anderes scheint neu zu sein: die gegenwärtigen Umwälzungen im Feld der Religion. Auch die Bewertung dieser rapiden Veränderung bleibt zweigeteilt. Welche Richtung schlägt dieser Wandel ein? Manche finden, die vermeintlich hergebrachte, seit Jahrhunderten befolgte Religiosität schmelze vor unseren Augen unter der Sonne der Moderne rasch dahin, andere meinen, in jüngster Zeit gebe es eine Wiederkehr der Religion oder deren zunehmende Pluralisierung. Wie auch immer die Bewertung ausfällt - in jedem Fall scheinen wir das Privileg der direkten Zeitzeugenschaft der Globalisierung und des religiösen Wandels zu haben.Gerne werden die beiden Neuerungen auch miteinander kombiniert und in ihrem kausalen Wechselverhältnis zueinander gesehen. Die Globalisierung berühre auch die Weltreligionen, die »in den letzten Jahrzehnten in einem bisher nie gegebenen Mass einander näher gerückt« seien. Die aktuell erfahrene Globalisierung dient dazu, den religiösen Wandel zu erklären. Typisch sind dann solche Sätze: »Eine Welle religiöser Gewalt verunsichert die Welt« seit dem 11. September 2001. Der Religionswissenschaftler Hans G. Kippenberg »macht deutlich, dass die Globalisierung eine neue - unfriedliche - Epoche der Religionsgeschichte einläutet«. Warum hat »die Globalisierung« aber fast 200 Jahre mit dem Einläuten dieser Neuerunggewartet? Oder solche Sätze: »In den vergangenen Jahrzehnten erlebte Religion, insbesondere das Christentum, eine Revitalisierung, weil die
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Globalisierung durchlässige transnationale Netzwerke schuf, die halfen, religiöse Botschaften vom lokalen ins globale Publikum zu transportieren« Genau dies aber ist doch schon im 19. Jahrhundert möglich gewesen und geschehen. Soll Globalisierung damals keine Wirkung gezeigt haben? Anscheinend leben wir erst jetzt in einer Zeit massiver globaler und religiöser Umwälzungen. Oder leben wir eher in Zeiten sinkenden Geschichtsbewusstseins? Beide Gegenwartsdiagnosen jedenfalls und ihre Kombination, wenn Globalisierung als schlichtes Explanans für das Explanandum Religion herhalten muss, argumentieren aus dem jeweiligen eigenen begrenzten Erfahrungsraum heraus. Beide täuschen in ihrer Kurzsichtigkeit darüber hinweg, wie sehr schon das 19. Jahrhundert von der beschleunigten Globalisierung geprägt und wie radikal das religiöse Feld schon damals umgepflügt wurde. Um sich diesem Thema zu stellen, erste Einsichten zusammenzutragen und sie zu diskutieren, fand vom 7. bis 9. Oktober 2016 die Tagung »Weltreligion im Umbruch. Transnationale Perspektiven auf das Christentum in der Globalisierung des 19. Jahrhunderts« an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Rahmen des Exzellenzclusters »Religion und Politik« statt - ein internationaler, aber auch ein interdisziplinärer Kreis von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Geschichtswissenschaft, Soziologie, Religionswissenschaft und Theologie.»Weltreligion im Umbruch«: Bei Kundigen dürfte dieser Titel Erinnerungen auslösen. Er ist eine Anspielung auf Thomas Nipperdeys Buch »Religion im Umbruch«. Es löste 1988 grosse Wirkung aus und gilt als In-dikator für den »religious turn« in der deutschsprachigen Geschichtswis-senschaft. Nipperdey behandelte den Katholizismus, den Protestantismus und die »Unkirchlichen« in Deutschland, indes nicht die Juden. Das Buch hat eine ganze Generation von Katholizismus- und Protestantismusforschern mitgeprägt. Der Titel »Weltreligion im Umbruch« versteht sich als eine Art Verbeugung vor Nipp
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Inhaltsverzeichnis zu „Weltreligion im Umbruch “
InhaltEinleitung: Katholizismus- und Protestantismusforschung vor der Herausforderung der Globalgeschichte 9Olaf BlaschkeI. Transnationale und globalgeschichtliche Perspektiven auf das ChristentumTransnationale und komparative Zugriffe auf die Religionsgeschichte 59Thies SchulzeTransfer, Interaktion, Transformation: Globalhistorische Blicke auf Missionsgeschichte 79Reinhard WendtAmerikanismus, Modernismus und Antimodernismus um 1900: Transnationale Perspektiven auf die katholische Ideengeschichte 103David RüschenschmidtZwischen Internationaler Politik und Religionstourismus: Palästina im Internationalisierungsprozess des 19. Jahrhunderts 129Hannah Müller-SommerfeldThe Long Nineteenth Century, Christianity, and the Global Religious System: Differentiation, Reconstruction, Revitalization 159Peter BeyerKommentar: Was kann Globalgeschichte von der Modernisierungstheorie lernen? 179Detlef PollackII. Das Christentum in Zeiten der Globalisierung1. Globalisierung des Christentums: Diffusion oder Aneignung, Uniformierung oder Partikularisierung?Christliche Internationalismen um 1910: Transkontinentale Netzwerke protestantischer Missionare und indigen-christlicher Akteure aus Asien 195Klaus KoschorkeProtestantism in Latin America and Latin Europe: The Religious Field and its Transformations 219Jean Pierre BastianFormierung und Entgrenzung: Der deutsche Katholizismus und seine globalen Verbindungen im 19. Jahrhundert 241Bernhard SchneiderBelgium since 1831: A Model for the Ultramontane Movement in Europe or Model Student o the Black International? 273Jan De MaeyerVerflechtungen und Entflechtungen: Die katholische Kirche und die Unabhängigkeit Lateinamerikas 295Silke HenselBis ans Ende der Welt: Transatlantische ultramontane Netzwerke zwischen Lateinamerika und Europa 313Francisco Javier Ramón SolansTantra und Katholizismus im Kontext einer globalen Religionsgeschichte 341Julian StrubeKommentar: Das Christentum als Agent der Globalisierung? 365Thomas Grossbölting2. Christentum
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und Globalisierung: Reaktionen, Grenzen und Abwehr Zwischen Selbstbewusstsein und Angst: Deutscher Protestantismus als globale Diaspora am Beispiel Brasiliens 377Frederik SchulzeDiakonie ohne Grenzen? Vom transnationalen Ideal in Johann Wicherns Zeit bis zu dessen Scheitern 403Sven Henner StieghorstGender, Religion und Globalgeschichte: Perspektiven auf Mission und Konfession im Zeitalter der Moderne 429Yvonne Maria Werner und Katharina KunterGrenzen der Ultramontanisierung: Unabhängige katholische Bewegungen in Asien um 1900 451Adrian HermannKommentar: Globalisierung, Weltgesellschaft und Differenzierung 475Volkhard KrechAutorinnen und Autoren 503
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Autoren-Porträt
Olaf Blaschke ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Geschichte des 19. Jahrhunderts an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.Francisco Javier Ramón Solans ist wissenschaftlicher Mitarbeiter (Juan de la Cierva-Incorporación) am Departamento de Historia Moderna y Contemporánea der Universität Zaragoza.
Bibliographische Angaben
- 2019, 507 Seiten, Masse: 13,9 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Herausgegeben: Olaf Blaschke, Francisco Javier Ramón Solans
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593508583
- ISBN-13: 9783593508580
- Erscheinungsdatum: 10.05.2019
Pressezitat
»[...] die Globalgeschichte des Christentums [befindet sich], wie Blaschke nachdrücklich betont, erst am Beginn [des] Forschungsprozesses. Dafür bietet der Band eine hervorragende Ausgangsbasis.« Martin Lutz, Neue Politische Literatur (66), 111-113, 05.01.2021
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