Wege des Herzens
Roman
Klara hat es gerade nicht leicht. Ihr neuer Job als Chefärztin ist ziemlich stressig. Dazu hat sie immer wieder Sorgen mit ihren beiden Töchtern Adi und Linda. Aber Klara lässt sich nicht unterkriegen. Und sie hat zum Glück liebe Menschen an ihrer Seite.
- Kreditkarte, Paypal, Rechnungskauf
- 30 Tage Widerrufsrecht
Produktdetails
Produktinformationen zu „Wege des Herzens “
Klara hat es gerade nicht leicht. Ihr neuer Job als Chefärztin ist ziemlich stressig. Dazu hat sie immer wieder Sorgen mit ihren beiden Töchtern Adi und Linda. Aber Klara lässt sich nicht unterkriegen. Und sie hat zum Glück liebe Menschen an ihrer Seite.
Klappentext zu „Wege des Herzens “
Clara Casey hat Sorgen mit ihren Töchtern: Adi kämpft ständig gegen oder für etwas, während ihre Schwester Linda von einer Beziehung in die andere stolpert. Clara selbst muss ausserdem mit den Anforderungen ihres neuen Jobs fertig werden, denn sie wurde eben zur Chefärztin in einer Dubliner Klinik ernannt. Leider ist der smarte Verwaltungschef Frank damit nicht sehr glücklich. Doch Clara lässt sich nicht unterkriegen.
Lese-Probe zu „Wege des Herzens “
Wege des Herzens von Maeve BinchyP R O L O G
... mehr
Manche Projekte brauchen eine Ewigkeit, bis sie endlich
Realität werden.
Eines davon war der Umbau des stillgelegten Depots, das
zum St. Brigid Hospital gehörte, eine hässliche Ansammlung
unterschiedlich großer Lagerhallen. Früher war dort alles
untergebracht, was das Krankenhaus benötigte, aber mittlerweile
lag das Depot zu ungünstig. Eine neue Einbahnstraßenregelung
war daran schuld, dass man eine lange und beschwerliche
Fahrt quer durch Dublin auf sich nehmen musste,
um von einem Ort zum anderen zu gelangen.
In diesem Teil von Dublin gab es immer noch die alten Arbeiterhäuser
und Fabrikgebäude, die in moderne Wohnblocks
umgestaltet worden waren. Dieser Teil der Stadt »boomte«
und war enorm »in«, wie die Immobilienleute es beschrieben;
bald würden Spekulanten auch ein Auge auf die Lagerhallen
werfen und dem Krankenhaus St. Brigid ein Angebot
von der Art unterbreiten, das man nicht ablehnen konnte.
Genau das war es, was Frank Ennis sich wünschte. Er hielt
sich selbst für das Superhirn der Finanzverwaltung von St.
Brigid, und eine riesige Finanzspritze, ein schöner Batzen
Geld in seiner Amtszeit als Verwaltungschef, war genau das,
was dem Krankenhaus fehlte.
Frank Ennis konnte das alles bereits Realität werden sehen.
Natürlich gab es jedes Jahr, wenn das Planungskomitee sich
bei der Hauptversammlung traf, das eine oder andere Problem,
das Frank davon abhielt, diese lästige Immobilie zu ver-
kaufen und das Geld in das Krankenhaus zu stecken. In dem
einen Jahr waren es die Rheumalobbyisten, die sich eine
Rheumaambulanz wünschten. Dann gab es die Abteilung für
Lungenkrankheiten, die ein Zentrum für Patienten mit Beschwerden
der Atemwegsorgane einrichten wollte. Ganz zu
schweigen von der sich zusehends stärker zu Wort meldenden
Herzfraktion. Ihre Befürworter behaupteten, dass genügend
wissenschaftliche Gutachten vorlägen, die bewiesen, dass Patienten
auch ambulant betreut werden könnten - und folglich
weniger Krankenhausbetten nötig wären -, wenn sie nur eine
entsprechende Anlaufstelle hätten. Die Kardiologen kamen
Frank vor wie Hunde, die sich in einen Knochen verbissen
hatten - sie wollten nicht mehr davon ablassen.
Frank seufzte, da ihnen ein weiterer Nachmittag in dem engen,
muffi gen Besprechungszimmer der Klinikleitung bevorstand,
deren Mitglieder bereits um den Tisch versammelt
waren. Frank betrachtete freudlos die übliche Ansammlung
von Menschen, die jedem beliebigen Klinikdirektorium hätte
angehören können. Da war die - wie er sie nannte - Nonne
in Zivil. Früher war St. Brigid ausschließlich von Nonnen
geleitet worden; jetzt waren gerade mal vier Ordensschwestern
übrig geblieben. Daneben saßen die offi ziellen Vertreter
der Gesundheitsbehörde, alles ältere Herrschaften, die bereits
auf anderen Gebieten ihre Verdienste erworben hatten.
Und da war der gutmütige amerikanische Philanthrop Chester
Kovac, der etliche Meilen entfernt auf dem Land ein privates
Gesundheitszentrum errichtet hatte.
Die Ordensschwester in Zivil würde wie immer alle Fenster
aufreißen, so dass die Papiere über den Tisch geweht wurden,
woraufhin irgendjemand die Fenster wieder schließen musste.
Frank hatte dies viele Male miterlebt. Doch bei der heutigen
Gelegenheit witterte er Morgenluft, und der Sieg schien
ihm nahe, denn er hatte ein schriftliches Angebot über eine
enorme Summe von einem Bauträger vorliegen, der ihnen
sofort das umstrittene und für sie völlig nutzlose Grundstück
um das Depot abkaufen würde - eine Summe, die jeden
von ihnen aufhorchen lassen würde.
Unweigerlich würde daraufhin die Frage im Raum stehen,
wofür das Geld am besten auszugeben sei. Würde es in den
Topf für die ultramodernen Computertomographen wandern?
Oder doch eher dazu verwendet werden, die Fassade
des Krankenhauses radikal umzugestalten? Wie bei vielen
Gebäuden aus dieser Zeit, dem frühen zwanzigsten Jahrhundert,
führte eine unpraktische Steintreppe hinauf zum
Haupteingang. Eine Rampe oder Ähnliches wäre wesentlich
geeigneter, um schwachen und gebrechlichen Patienten
leichter Zugang zu gewähren.
Außerdem herrschte stets Bettenmangel in der chirurgischen
Gynäkologie, und es wurden mehr Isolierzimmer benötigt.
Auch die Überwachungsstation hatte in der letzten
Zeit großen Druck gemacht, da man zu einer Intensivstation
aufgewertet werden wollte, und das kostete Geld.
Wie auch immer. Auf jeden Fall würden sie heute dem Bauträger
eine Antwort geben, sein Angebot akzeptieren und
endlich damit aufhören können, Zeit für die diversen Einzelinteressen
zu verschwenden, da doch alle nur ihren Machtbereich
ausdehnen wollten.
Man servierte Kaffee und Kekse, die Tagesordnung wurde
verteilt, und die Besprechung begann. Doch Frank wusste
von Anfang an, dass etwas nicht stimmte.
Dummerweise standen die Mitglieder der Klinikleitung unter
dem unheilvollen Einfl uss einer erst kürzlich veröffentlichten
Statistik. Diese schien zu belegen, dass die Iren überdurchschnittlich
von Herzinfarkten bedroht waren, was
wahrscheinlich mit ihrem Lebensstil und ihrer Ernährung
zusammenhing, wobei Alkohol und Zigaretten zweifellos
eine große Rolle spielten. Alle am Tisch diskutierten mit
größtem Eifer Methoden, wie man betroffenen Patienten
wieder neuen Lebensmut vermitteln könnte. Wie großartig
wäre es, an vorderster Front im Kampf gegen Herzkrankheiten
zu stehen, mit einer Tagesklinik als Anlaufstelle für diese
Patienten. Frank Ennis hätte die Organisation verfl uchen
können, die nur Tage vor seinem Direktoriumstreffen diese
Zahlen veröffentlicht hatte. Seinem Empfi nden nach hätte
durchaus Absicht dahinterstecken können - die Kardiologen
in St. Brigid waren wirklich ziemlich arrogante Schnösel und
hielten sich für allmächtig.
Hilfesuchend wanderte sein Blick zu Chester Kovac, in solchen
Situationen normalerweise ein Mann mit gesundem
Menschenverstand, auf den man sich verlassen konnte. Doch
dieses Mal hatte Frank sich getäuscht. Chester war nämlich
der Ansicht, dass dies eine Idee von visionärer Kraft sei und
dass er sich freuen würde, wenn St. Brigid bei dieser Bewegung
in vorderster Reihe mitmarschieren würde. Schließlich
ginge es nur um Geld.
Frank schäumte vor Wut. Chester konnte leicht sagen, dass
es nur um Geld ginge; er hatte schließlich jede Menge davon.
Sicher war er sehr großzügig, aber was wusste er schon? Er
war Amerikaner polnischer Abstammung mit einem irischen
Großvater - ein leichtes Opfer für jeden, der es auf ihn abgesehen
hatte.
Frank wurde immer wütender.
»Es ist nicht nur Geld, Chester. Hier steht eine riesige Summe
auf dem Spiel, mit der man St. Brigid enorm aufwerten
könnte.«
»Vergangenes Jahr wollten Sie dieses Stück Land schon mal
verkaufen, um einen Parkplatz daraus zu machen«, sagte
Chester.
»Aber das Angebot hier ist weitaus besser.« Frank war rot im
Gesicht, so sehr regte ihn die ganze Sache auf.
»Nun, wir wären dumm gewesen, hätten wir vergangenes
Jahr Ihren Vorschlag angenommen, Frank, wenn man sieht,
wie sich die Dinge entwickelt haben«, entgegnete Chester
freundlich, aber mit Nachdruck.
»Aber ich habe Wochen gebraucht, um das Angebot in die
Höhe zu treiben ...«
»Und letztes Jahr waren wir uns alle einig, dass wir keinen
Parkplatz wollten.«
»Aber das hier ist kein Parkplatz. Hier geht es um Luxuswohnungen
- mit gehobener Ausstattung ...«, ereiferte sich
Frank.
»Nicht unbedingt Sinn und Zweck eines Krankenhauses«,
konterte Chester Kovac.
»Wenn wir schon auf einem so teuren Grundstück sitzen,
dann sollten wir das auch nützen«, meldete sich einer der
ehemaligen Industriemagnaten zu Wort.
»Wir werden es auch nützen. Wir werden ein kleines Vermögen
dafür bekommen und es in das Krankenhaus investieren!
« Frank hatte das Gefühl, es mit Leuten zu tun zu
haben, die wirklich sehr schwer von Begriff waren.
Die Nonne in Zivil meldete sich zu Wort. »Wir würden ein
Projekt bevorzugen, das etwas mehr dem Geist des ursprünglichen
Ordens entspricht, der einst dieses Krankenhaus geleitet
hat.«
»Wohnungen werden wohl kaum dem Geist des Ordens widersprechen,
oder?«, fragte Frank.
»Luxuswohnungen mit gehobener Ausstattung mögen vielleicht
nicht ganz im Sinn der wohltätigen Schwestern sein«,
wandte Chester ein.
»Die wohltätigen Schwestern sind doch schon längst alle
weg und ausgestorben!« Frank explodierte.
Chesters Blick fi el auf das Gesicht der Nonne in Zivil, die
von dieser Bemerkung sehr verletzt zu sein schien. Er musste
wohl wieder mal vermitteln.
»Mr. Ennis möchte damit ausdrücken, dass das Werk der
Schwester vollendet und ihre Arbeit getan ist. Aber sie haben
uns ihr Vermächtnis hinterlassen. Die hiesige Gemeinde
benötigt dringend mehr medizinische Versorgung und weniger
Luxuswohnungen mit Garagen für zwei Autos, die wiederum
die Straßen noch weiter verstopfen werden. Sie benötigt
mehr Einrichtungen im Gesundheitswesen. Den Menschen
muss dabei geholfen werden, nach dem Schock bei
einem Herzinfarkt wieder auf die Füße zu kommen und etwas
aus ihrem Leben zu machen. Und um ganz offen zu
sein - wenn es zur Abstimmung kommt, wäre mir dies das
liebste Ergebnis, und dafür werde ich auch meine Stimme
abgeben.«
Sein Monolog hatte etwas sehr Würdevolles an sich.
Frank Ennis war bitter enttäuscht. Sie würden das Grundstück
wieder nicht loswerden, wie er an diesem Morgen noch
so zuversichtlich gehofft hatte. Die Kardiologen hatten gewonnen.
Es würden Monate vergehen, ehe man sich über die
Kosten einig war, und weitere Monate, bis das Gebäude endlich
stand und eingerichtet war. Man würde einen neuen Direktor
berufen und neues Personal einstellen müssen. Frank
stieß einen tiefen Seufzer aus. Warum besaßen diese Menschen
nicht einen Funken Verstand? Sie hätten sich so viele
Wünsche auf ihrer Liste erfüllen können, würden sie nur begreifen,
wie diese Welt funktionierte. Stattdessen machten
sie alles nur noch komplizierter.
Irgendwie stand er den Rest der Besprechung durch und
hakte dabei automatisch einen Tagesordnungspunkt nach
dem nächsten ab. Dann kam es zur Abstimmung über die
Nutzungsänderung des zu St. Brigid gehörenden Geländes,
besser bekannt als das sogenannte frühere Depot. Wie zu erwarten,
war man einstimmig der Ansicht, dass dort eine Tagesklinik
für koronare Herzerkrankungen errichtet werden
sollte.
Frank schlug eine Machbarkeitsstudie vor, wurde aber
prompt überstimmt. Keiner wollte etwas davon hören - sonst
würde sie die Sache weitere sechs Jahre diskutieren. Beschlossen
war beschlossen. Und machbar war es auch.
Trotzdem würde eine außerordentliche Hauptversammlung
einberufen werden müssen, sobald man sich über die Kosten
geeinigt, Ausschreibungen diverser Bauunternehmen erhalten
und mit der kardiologischen Abteilung die nötige Anzahl
an neuen Mitarbeitern ausgehandelt hatte.
Alle blätterten in ihren Terminkalendern, und man einigte
sich auf ein Datum.
Frank hatte einen Termin in sechs Monaten vorgeschlagen.
Chester Kovac war jedoch der Meinung, dass ein paar Wochen
genügen müssten, um die Angebote einzuholen. Die
Baufi rmen müssten doch wild auf Aufträge sein. Der Vertreter
der Kardiologen bedankte sich im Namen seiner Kollegen
von St. Brigid und kündigte an, dass sie ihre Forderungen
rasch formulieren würden.
»Forderungen!«, schnaubte Frank Ennis.
»Und selbstverständlich muss der Posten des Direktors ausgeschrieben
werden«, sagte die Nonne in Zivil.
»O ja, in der Tat. Ich wage zu vermuten, dass hinter den Kulissen
bereits einer darauf wartet, hier bald eine ruhige Kugel
schieben zu dürfen«, murmelte Frank, noch immer verbittert
wegen seiner Niederlage.
»Einer oder eine«, fügte die Nonne mit fester Stimme hinzu.
»Gott - an die Frauenquote habe ich natürlich nicht gedacht«,
sagte Frank leise. Er war ein Mann, in dessen Leben Frauen
nur eine untergeordnete Rolle spielten. Im Golfclub reagierte
er jedes Mal empört, wenn er wegen des Damentags warten
musste. Zu heiraten hatte er ebenfalls vollkommen vergessen,
was für alle Beteiligten jedoch wahrscheinlich das
Beste gewesen war. »Er oder sie, selbstverständlich«, sagte er
laut. »Tut mir leid, aber ich bin noch vom alten Schlag,
Schwester.«
»Das ist aber schlecht für Sie, Mr. Ennis«, erwiderte die Nonne
in Zivil, während sie schwungvoll das Fenster öffnete, um
ein weiteres Mal frische Luft ins Zimmer zu lassen.
K A P I T E L E I N S
Es sei nur ein kleines Budget vorhanden, um ihr neues
Büro einrichten zu können, hatte man Clara Casey erklärt.
Ein anstrengender Verwalter mit lauter Stimme, wirr
abstehenden Haaren und irritierender Körpersprache hatte
dabei auf den langweiligen, ungemütlichen Raum mit den
grauen Wänden und den plumpen Aktenschränken aus Stahl
gedeutet. Nicht unbedingt die Art von Büroraum, die eine
Fachärztin nach Studium und dreißig Jahren Erfahrung im
Gesundheitsbetrieb als Aufstieg empfi nden würde. Aber es
war nie klug, bereits am Anfang zu kritisch zu sein.
Wie hieß der Mann noch gleich? »Tja, in der Tat ... äh ...
Frank«, sagte sie. »Aber hieraus lässt sich sicher etwas machen.«
Mit dieser Antwort hatte Frank nicht gerechnet. Die gutaussehende
Brünette in dem schicken lila Strickkostüm, die auf
die fünfzig zugehen mochte, lief in dem Zimmer auf und ab
wie eine Löwin im Käfig.
»Doch leider nur in einem gewissen Rahmen, Dr. Casey, vom
Finanziellen her, fürchte ich. Aber hier ein neuer Anstrich
und dort ein nettes Möbelstück, ein femininer Touch sozusagen
- das wird Wunder bewirken.« Er lächelte nachsichtig.
Clara musste sich zusammenreißen, um nicht ausfallend zu
werden.
»Natürlich, ja, genau dieselben Maßnahmen würde ich ergreifen,
um meine eigene Wohnung zu verschönern. Doch
hier liegt die Sache vollkommen anders, denn ich kann nicht
von einem Zimmer aus arbeiten, das nur über einen endlos
langen Korridor zu erreichen ist. Wenn ich diese ambulante
Klinik leiten soll, muss ich näher am Zentrum des Geschehens
sitzen.«
»Aber alle werden wissen, wo Sie zu fi nden sind. Ihr Name
wird an der Tür stehen«, stammelte Frank.
»Ich habe defi nitiv nicht die Absicht, mich hier in diese Ecke
zu verkriechen«, erwiderte Clara.
»Dr. Casey, Sie wissen, unsere Mittel sind begrenzt, Sie waren
sich im Klaren über die Natur dieser Einrichtung, als Sie
die Stelle annahmen.«
»Wo mein Schreibtisch stehen sollte, war zu dem Zeitpunkt
kein Thema, das wurde mit keinem Wort erwähnt. Die
Raumfrage sollte später geklärt werden. Und heute ist später.«
Frank gefi el ihr Tonfall ganz und gar nicht. Sie hörte sich an
wie eine Lehrerin.
»Und das ist der fragliche Raum«, sagte er.
Sie war kurz versucht, ihn zu bitten, sie Clara zu nennen,
doch ihr fi el gerade noch rechtzeitig ein, dass dieser Mann,
wollte sie hier etwas bewirken, ihre Autorität würde anerkennen
müssen. Sie kannte diesen Typus.
»Ich denke nicht, Frank«, entgegnete sie.
»Können Sie mir vielleicht zeigen, wo man Sie sonst unterbringen
könnte? Das Zimmer der Diätassistentin ist noch
kleiner als das hier, die Sekretärin hat gerade Platz für sich
und die Akten. Der Physiotherapeut muss sich das Zimmer
mit einer Unmenge an Gerätschaften teilen, die Krankenschwestern
brauchen ihre Station für sich selbst, und das
Wartezimmer gehört nun mal vorn an den Eingang. Könnten
Sie mir also freundlicherweise verraten, woher wir ein
anderes Büro für Sie nehmen sollen, wenn Ihnen dieser absolut
passende Raum nicht zusagt?«
»Ich werde in der Halle sitzen«, erklärte Clara.
»Die Halle? Welche Halle?«
»Der große Raum, wenn Sie durch die Glastüren kommen.«
»Aber, Dr. Casey, das geht doch nicht.«
»Und warum nicht, Frank?«
»Sie säßen da wie auf einem Präsentierteller«, stammelte er.
»Ja und?«
»Sie hätten keinerlei Privatsphäre, es sähe aus ... es wäre
einfach nicht richtig. Außerdem wäre da nur Platz für einen
Schreibtisch.«
»Mehr als einen Schreibtisch brauche ich auch nicht.«
»Nein, Dr. Casey, bei allem Respekt, aber Sie brauchen mehr
als einen Schreibtisch. Viel mehr. Zum Beispiel einen Aktenschrank
«, beendete Frank lahm seinen Satz.
»Ich kann doch einen im Zimmer der Sekretärin für mich
reservieren.«
»Und wohin mit den Krankenblättern Ihrer Patienten?«
»In die Schwesternstation.«
»Sie werden ab und zu einen ruhigen Ort benötigen, um mit
den Patienten zu reden.«
»Wir können ja diesen Raum hier, der Ihnen so am Herzen
liegt, zum Beratungszimmer erklären, und das können wir
dann alle benutzen, wenn wir es brauchen. Man könnte das
Zimmer in ruhigen, warmen Tönen streichen und neue Vorhänge
besorgen; ich suche sie auch aus, wenn Sie wollen.
Dazu ein paar Stühle, ein runder Tisch. Okay?«
Frank wusste, dass die Schlacht verloren war, aber er wagte
einen letzten Vorstoß.
»So etwas hat es hier noch nie gegeben, Dr. Casey, noch
nie.«
»Eine ambulante Herzklinik hat es hier auch noch nie gegeben,
Frank, also hat es wenig Sinn, Dinge miteinander zu
vergleichen, die es so noch nie gegeben hat. Wir richten diese
Tagesklinik von Grund auf neu ein, und wenn ich sie leiten
soll, dann werde ich das so machen, wie ich es für richtig
halte.«
Clara spürte, dass er ihr von der Tür aus noch immer missbilligend
nachsah, als sie zu ihrem Wagen ging. Sie hielt den
Kopf hoch und fror das aufgesetzte Lächeln auf ihrem Gesicht
ein.
Sie öffnete die Tür des Autos und setzte sich hinter das Steuer.
Irgendjemand würde Frank nach der Arbeit heute sicher fragen,
wie sie denn so sei. Sie wusste, was er antworten würde.
»Eine beschissene Emanze.«
Auf Nachfrage würde er sie als machthungrig bezeichnen,
als eine Frau, die es nicht erwarten könne, es sich auf ihrem
Chefsessel bequem zu machen und die Muskeln spielen zu
lassen. Wenn er wüsste. Niemand durfte es je erfahren. Niemand
würde je wissen, wie wenig Clara Casey diesen neuen
Job haben wollte. Doch sie hatte zugestimmt, ihn für ein
Jahr zu übernehmen. Und daran würde sie sich auch halten.
Als Clara sich in den Nachmittagsverkehr einfädelte, fühlte
sie sich sicher genug, das aufgesetzte Lächeln wie eine Maske
vom Gesicht zu nehmen. Sie hatte vor, unterwegs in den
Supermarkt zu fahren und eine Auswahl an Pastasaucen zu
kaufen. Sie konnte nach Hause bringen, was sie wollte, eines
der Mädchen hatte immer etwas daran auszusetzen. Der
Käse war zu würzig, die Tomaten zu geschmacklos, die Pestosauce
zu trendig. Aber bei drei Auswahlmöglichkeiten
würden sie vielleicht etwas Passendes fi nden. Clara schickte
ein Stoßgebet zum Himmel, dass die beiden jungen Damen
heute Abend guter Laune wären.
Gerade heute könnte sie es nicht ertragen, wenn Adi und ihr
Freund Gerry wieder einmal einen ihrer häufi gen ideologischen
Dispute zum Thema Umwelt, Walfang oder Käfi ghaltung
von Hühnern hätten. Oder wenn Linda sich zum wiederholten
Mal auf ein Abenteuer mit einem Nichtsnutz eingelassen
hatte, der sie nach der ersten Nacht wieder nicht
angerufen hatte.
Clara seufzte.
Man hatte ihr erzählt, dass Mädchen im Teenageralter
schrecklich seien, doch mit zwanzig Jahren würde sich die
Lage langsam wieder bessern. Wie üblich war es bei Clara
genau umgekehrt. Ihre beiden Töchter, die eine dreiundzwanzig,
die andere einundzwanzig Jahre alt, waren unerträglich.
Als Teenager waren sie bei weitem nicht so schlimm
gewesen. Aber natürlich hatte damals auch noch ihr Vater,
dieser Mistkerl von Alan, im Haus gewohnt, was einiges erleichtert
hatte. In gewisser Weise zumindest.
Adi Casey sperrte die Tür auf und trat in das Haus, das sie
mit ihrer Schwester und ihrer Mutter bewohnte. Haus der
fl iegenden Hitzen, wie ihre Schwester Linda ihr Heim sarkastisch
zu nennen pfl egte. Sehr witzig.
Ihre Mutter war noch nicht zu Hause. Umso besser, dachte
Adi, so hätte sie wenigstens Gelegenheit, genüsslich und
lange zu baden und dabei das neue Badeöl auszuprobieren,
das sie auf dem Nachhausweg auf dem Markt gekauft hatte.
Sie hatte außerdem ein wenig Bio-Gemüse mitgenommen.
Wer konnte schon wissen, welche chemisch vergifteten, gentechnisch
veränderten Lebensmittel aus dem Supermarkt
ihre Mutter wieder anschleppen würde.
Zu ihrem großen Missfallen hörte Adi jedoch Musik aus
dem Badezimmer dringen. Linda war ihr offenbar zuvorgekommen.
Mutter hatte immer wieder von einem zweiten
Bad gesprochen, wenigstens von einer Dusche, aber in der
letzten Zeit war das kein Thema mehr gewesen. Und da ihre
Mutter die ersehnte tolle Stelle nicht bekommen hatte, war
momentan die Zeit denkbar ungünstig, darauf zu bestehen.
Adi lieferte zu Hause einen kleinen Teil ihres Gehalts ab,
aber als Lehrerin verdiente sie nun mal nicht viel. Linda hingegen
steuerte gar nichts bei. Sie studierte zwar noch, wäre
aber nie auf die Idee gekommen, sich einen Job zu suchen.
Ihre Mutter fi nanzierte alles aus eigener Kraft und hatte
folglich auch das Sagen.
Ehe Adi in ihr Zimmer gehen konnte, klingelte das Telefon.
Es war ihr Vater.
»Wie geht es meiner schönen Tochter?«, fragte er.
»Ich glaube, sie badet gerade, Dad. Soll ich sie holen?«
»Ich habe dich gemeint, Adi.«
»Du meinst immer den, mit dem du gerade sprichst, Dad.
Das kennen wir doch.«
»Adi, bitte. Ich versuche doch nur, nett zu sein. Jetzt geh
nicht gleich wieder an die Decke.«
»Okay, Dad, sorry. Was gibt's?«
»Kann ich nicht einfach mal anrufen, um meinen ...«
»Das ist nicht deine Art. Du rufst nur dann an, wenn du was
willst.« Adis Tonfall war unüberhörbar scharf.
»Wird deine Mutter heute Abend zu Hause sein?«
»Ja.«
»Um wie viel Uhr?«
»Wir sind eine Familie, Dad, kein Hotel, in dem sich die Gäste
schriftlich anmelden.«
»Ich will mit ihr reden.«
»Dann ruf sie später an.«
»Sie ruft nie zurück.«
»Dann komm vorbei.«
»Das mag sie nicht, das weißt du. Ihr Haus und so weiter.«
»Ich bin zu alt für diese Spielchen zwischen euch. Das geht
jetzt schon zu lange. Bring das endlich mal auf die Reihe,
Dad. Bitte.«
»Könntet ihr zwei mir einen Gefallen tun und heute Abend
nicht zu Hause sein? Linda und du, meine ich. Ich will mit
eurer Mutter etwas besprechen.«
»Nein, wir werden nicht außer Haus sein.«
»Ich spendiere euch ein Abendessen.«
»Du willst uns dafür bezahlen, dass wir unser eigenes Haus
verlassen?«
»Versuch doch mal, mir zu helfen.«
»Warum sollte ich? Du hast die ganze Zeit über nie versucht,
irgendjemandem bei irgendetwas zu helfen.«
»Warum willst du mir nicht einmal diesen kleinen Gefallen
tun?«
»Weil Mam angekündigt hat, uns zu bekochen, um ihren
neuen Job zu feiern. Weil es schon lange geplant ist und ich
das jetzt nicht absagen werde. Tut mir leid, Dad.«
»Ich komme trotzdem vorbei.« Und damit legte er auf.
Linda kam tropfend und in ein Handtuch gewickelt aus dem
Badezimmer. Missmutig betrachtete Adi ihre Schwester.
Linda, die sich von Junkfood ernährte, rauchte und trank,
sah einfach umwerfend schön aus, selbst das lange, nasse
Haar sah an ihr besser aus als ein neuer, schicker Haarschnitt
an einer anderen Frau. Das Leben war einfach ungerecht.
»Wer war das am Telefon?«, fragte Linda.
»Dad. Er hat sich nicht abwimmeln lassen.«
»Was wollte er?«
»Mit Mam reden. Er hat gesagt, er gibt uns Geld, wenn wir
heute Abend nicht zu Hause sind.«
Linda lächelte. »Tatsächlich? Wie viel?«
»Ich habe nein gesagt. Kommt nicht in Frage.«
»Das war sehr selbstherrlich von dir.«
Titel der Originalausgabe: Heart and Soul
Originalverlag: Orion, London
Bitte besuchen Sie uns im Internet:
www.knaur.de
Vollständige Taschenbuchausgabe Mai 2011
Knaur Taschenbuch.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Copyright © 2008 by Maeve Binchy
Copyright © 2010 der deutschsprachigen Ausgabe bei Knaur Verlag.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch teilweise -
nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Redaktion: Ilse Wagner
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildungen: © Laurence Mouton/PhotoAlto/Corbis
Gettyimages/Stone
Druck und Bindung: CPI - Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
ISBN 978-3-426-50425-3
Manche Projekte brauchen eine Ewigkeit, bis sie endlich
Realität werden.
Eines davon war der Umbau des stillgelegten Depots, das
zum St. Brigid Hospital gehörte, eine hässliche Ansammlung
unterschiedlich großer Lagerhallen. Früher war dort alles
untergebracht, was das Krankenhaus benötigte, aber mittlerweile
lag das Depot zu ungünstig. Eine neue Einbahnstraßenregelung
war daran schuld, dass man eine lange und beschwerliche
Fahrt quer durch Dublin auf sich nehmen musste,
um von einem Ort zum anderen zu gelangen.
In diesem Teil von Dublin gab es immer noch die alten Arbeiterhäuser
und Fabrikgebäude, die in moderne Wohnblocks
umgestaltet worden waren. Dieser Teil der Stadt »boomte«
und war enorm »in«, wie die Immobilienleute es beschrieben;
bald würden Spekulanten auch ein Auge auf die Lagerhallen
werfen und dem Krankenhaus St. Brigid ein Angebot
von der Art unterbreiten, das man nicht ablehnen konnte.
Genau das war es, was Frank Ennis sich wünschte. Er hielt
sich selbst für das Superhirn der Finanzverwaltung von St.
Brigid, und eine riesige Finanzspritze, ein schöner Batzen
Geld in seiner Amtszeit als Verwaltungschef, war genau das,
was dem Krankenhaus fehlte.
Frank Ennis konnte das alles bereits Realität werden sehen.
Natürlich gab es jedes Jahr, wenn das Planungskomitee sich
bei der Hauptversammlung traf, das eine oder andere Problem,
das Frank davon abhielt, diese lästige Immobilie zu ver-
kaufen und das Geld in das Krankenhaus zu stecken. In dem
einen Jahr waren es die Rheumalobbyisten, die sich eine
Rheumaambulanz wünschten. Dann gab es die Abteilung für
Lungenkrankheiten, die ein Zentrum für Patienten mit Beschwerden
der Atemwegsorgane einrichten wollte. Ganz zu
schweigen von der sich zusehends stärker zu Wort meldenden
Herzfraktion. Ihre Befürworter behaupteten, dass genügend
wissenschaftliche Gutachten vorlägen, die bewiesen, dass Patienten
auch ambulant betreut werden könnten - und folglich
weniger Krankenhausbetten nötig wären -, wenn sie nur eine
entsprechende Anlaufstelle hätten. Die Kardiologen kamen
Frank vor wie Hunde, die sich in einen Knochen verbissen
hatten - sie wollten nicht mehr davon ablassen.
Frank seufzte, da ihnen ein weiterer Nachmittag in dem engen,
muffi gen Besprechungszimmer der Klinikleitung bevorstand,
deren Mitglieder bereits um den Tisch versammelt
waren. Frank betrachtete freudlos die übliche Ansammlung
von Menschen, die jedem beliebigen Klinikdirektorium hätte
angehören können. Da war die - wie er sie nannte - Nonne
in Zivil. Früher war St. Brigid ausschließlich von Nonnen
geleitet worden; jetzt waren gerade mal vier Ordensschwestern
übrig geblieben. Daneben saßen die offi ziellen Vertreter
der Gesundheitsbehörde, alles ältere Herrschaften, die bereits
auf anderen Gebieten ihre Verdienste erworben hatten.
Und da war der gutmütige amerikanische Philanthrop Chester
Kovac, der etliche Meilen entfernt auf dem Land ein privates
Gesundheitszentrum errichtet hatte.
Die Ordensschwester in Zivil würde wie immer alle Fenster
aufreißen, so dass die Papiere über den Tisch geweht wurden,
woraufhin irgendjemand die Fenster wieder schließen musste.
Frank hatte dies viele Male miterlebt. Doch bei der heutigen
Gelegenheit witterte er Morgenluft, und der Sieg schien
ihm nahe, denn er hatte ein schriftliches Angebot über eine
enorme Summe von einem Bauträger vorliegen, der ihnen
sofort das umstrittene und für sie völlig nutzlose Grundstück
um das Depot abkaufen würde - eine Summe, die jeden
von ihnen aufhorchen lassen würde.
Unweigerlich würde daraufhin die Frage im Raum stehen,
wofür das Geld am besten auszugeben sei. Würde es in den
Topf für die ultramodernen Computertomographen wandern?
Oder doch eher dazu verwendet werden, die Fassade
des Krankenhauses radikal umzugestalten? Wie bei vielen
Gebäuden aus dieser Zeit, dem frühen zwanzigsten Jahrhundert,
führte eine unpraktische Steintreppe hinauf zum
Haupteingang. Eine Rampe oder Ähnliches wäre wesentlich
geeigneter, um schwachen und gebrechlichen Patienten
leichter Zugang zu gewähren.
Außerdem herrschte stets Bettenmangel in der chirurgischen
Gynäkologie, und es wurden mehr Isolierzimmer benötigt.
Auch die Überwachungsstation hatte in der letzten
Zeit großen Druck gemacht, da man zu einer Intensivstation
aufgewertet werden wollte, und das kostete Geld.
Wie auch immer. Auf jeden Fall würden sie heute dem Bauträger
eine Antwort geben, sein Angebot akzeptieren und
endlich damit aufhören können, Zeit für die diversen Einzelinteressen
zu verschwenden, da doch alle nur ihren Machtbereich
ausdehnen wollten.
Man servierte Kaffee und Kekse, die Tagesordnung wurde
verteilt, und die Besprechung begann. Doch Frank wusste
von Anfang an, dass etwas nicht stimmte.
Dummerweise standen die Mitglieder der Klinikleitung unter
dem unheilvollen Einfl uss einer erst kürzlich veröffentlichten
Statistik. Diese schien zu belegen, dass die Iren überdurchschnittlich
von Herzinfarkten bedroht waren, was
wahrscheinlich mit ihrem Lebensstil und ihrer Ernährung
zusammenhing, wobei Alkohol und Zigaretten zweifellos
eine große Rolle spielten. Alle am Tisch diskutierten mit
größtem Eifer Methoden, wie man betroffenen Patienten
wieder neuen Lebensmut vermitteln könnte. Wie großartig
wäre es, an vorderster Front im Kampf gegen Herzkrankheiten
zu stehen, mit einer Tagesklinik als Anlaufstelle für diese
Patienten. Frank Ennis hätte die Organisation verfl uchen
können, die nur Tage vor seinem Direktoriumstreffen diese
Zahlen veröffentlicht hatte. Seinem Empfi nden nach hätte
durchaus Absicht dahinterstecken können - die Kardiologen
in St. Brigid waren wirklich ziemlich arrogante Schnösel und
hielten sich für allmächtig.
Hilfesuchend wanderte sein Blick zu Chester Kovac, in solchen
Situationen normalerweise ein Mann mit gesundem
Menschenverstand, auf den man sich verlassen konnte. Doch
dieses Mal hatte Frank sich getäuscht. Chester war nämlich
der Ansicht, dass dies eine Idee von visionärer Kraft sei und
dass er sich freuen würde, wenn St. Brigid bei dieser Bewegung
in vorderster Reihe mitmarschieren würde. Schließlich
ginge es nur um Geld.
Frank schäumte vor Wut. Chester konnte leicht sagen, dass
es nur um Geld ginge; er hatte schließlich jede Menge davon.
Sicher war er sehr großzügig, aber was wusste er schon? Er
war Amerikaner polnischer Abstammung mit einem irischen
Großvater - ein leichtes Opfer für jeden, der es auf ihn abgesehen
hatte.
Frank wurde immer wütender.
»Es ist nicht nur Geld, Chester. Hier steht eine riesige Summe
auf dem Spiel, mit der man St. Brigid enorm aufwerten
könnte.«
»Vergangenes Jahr wollten Sie dieses Stück Land schon mal
verkaufen, um einen Parkplatz daraus zu machen«, sagte
Chester.
»Aber das Angebot hier ist weitaus besser.« Frank war rot im
Gesicht, so sehr regte ihn die ganze Sache auf.
»Nun, wir wären dumm gewesen, hätten wir vergangenes
Jahr Ihren Vorschlag angenommen, Frank, wenn man sieht,
wie sich die Dinge entwickelt haben«, entgegnete Chester
freundlich, aber mit Nachdruck.
»Aber ich habe Wochen gebraucht, um das Angebot in die
Höhe zu treiben ...«
»Und letztes Jahr waren wir uns alle einig, dass wir keinen
Parkplatz wollten.«
»Aber das hier ist kein Parkplatz. Hier geht es um Luxuswohnungen
- mit gehobener Ausstattung ...«, ereiferte sich
Frank.
»Nicht unbedingt Sinn und Zweck eines Krankenhauses«,
konterte Chester Kovac.
»Wenn wir schon auf einem so teuren Grundstück sitzen,
dann sollten wir das auch nützen«, meldete sich einer der
ehemaligen Industriemagnaten zu Wort.
»Wir werden es auch nützen. Wir werden ein kleines Vermögen
dafür bekommen und es in das Krankenhaus investieren!
« Frank hatte das Gefühl, es mit Leuten zu tun zu
haben, die wirklich sehr schwer von Begriff waren.
Die Nonne in Zivil meldete sich zu Wort. »Wir würden ein
Projekt bevorzugen, das etwas mehr dem Geist des ursprünglichen
Ordens entspricht, der einst dieses Krankenhaus geleitet
hat.«
»Wohnungen werden wohl kaum dem Geist des Ordens widersprechen,
oder?«, fragte Frank.
»Luxuswohnungen mit gehobener Ausstattung mögen vielleicht
nicht ganz im Sinn der wohltätigen Schwestern sein«,
wandte Chester ein.
»Die wohltätigen Schwestern sind doch schon längst alle
weg und ausgestorben!« Frank explodierte.
Chesters Blick fi el auf das Gesicht der Nonne in Zivil, die
von dieser Bemerkung sehr verletzt zu sein schien. Er musste
wohl wieder mal vermitteln.
»Mr. Ennis möchte damit ausdrücken, dass das Werk der
Schwester vollendet und ihre Arbeit getan ist. Aber sie haben
uns ihr Vermächtnis hinterlassen. Die hiesige Gemeinde
benötigt dringend mehr medizinische Versorgung und weniger
Luxuswohnungen mit Garagen für zwei Autos, die wiederum
die Straßen noch weiter verstopfen werden. Sie benötigt
mehr Einrichtungen im Gesundheitswesen. Den Menschen
muss dabei geholfen werden, nach dem Schock bei
einem Herzinfarkt wieder auf die Füße zu kommen und etwas
aus ihrem Leben zu machen. Und um ganz offen zu
sein - wenn es zur Abstimmung kommt, wäre mir dies das
liebste Ergebnis, und dafür werde ich auch meine Stimme
abgeben.«
Sein Monolog hatte etwas sehr Würdevolles an sich.
Frank Ennis war bitter enttäuscht. Sie würden das Grundstück
wieder nicht loswerden, wie er an diesem Morgen noch
so zuversichtlich gehofft hatte. Die Kardiologen hatten gewonnen.
Es würden Monate vergehen, ehe man sich über die
Kosten einig war, und weitere Monate, bis das Gebäude endlich
stand und eingerichtet war. Man würde einen neuen Direktor
berufen und neues Personal einstellen müssen. Frank
stieß einen tiefen Seufzer aus. Warum besaßen diese Menschen
nicht einen Funken Verstand? Sie hätten sich so viele
Wünsche auf ihrer Liste erfüllen können, würden sie nur begreifen,
wie diese Welt funktionierte. Stattdessen machten
sie alles nur noch komplizierter.
Irgendwie stand er den Rest der Besprechung durch und
hakte dabei automatisch einen Tagesordnungspunkt nach
dem nächsten ab. Dann kam es zur Abstimmung über die
Nutzungsänderung des zu St. Brigid gehörenden Geländes,
besser bekannt als das sogenannte frühere Depot. Wie zu erwarten,
war man einstimmig der Ansicht, dass dort eine Tagesklinik
für koronare Herzerkrankungen errichtet werden
sollte.
Frank schlug eine Machbarkeitsstudie vor, wurde aber
prompt überstimmt. Keiner wollte etwas davon hören - sonst
würde sie die Sache weitere sechs Jahre diskutieren. Beschlossen
war beschlossen. Und machbar war es auch.
Trotzdem würde eine außerordentliche Hauptversammlung
einberufen werden müssen, sobald man sich über die Kosten
geeinigt, Ausschreibungen diverser Bauunternehmen erhalten
und mit der kardiologischen Abteilung die nötige Anzahl
an neuen Mitarbeitern ausgehandelt hatte.
Alle blätterten in ihren Terminkalendern, und man einigte
sich auf ein Datum.
Frank hatte einen Termin in sechs Monaten vorgeschlagen.
Chester Kovac war jedoch der Meinung, dass ein paar Wochen
genügen müssten, um die Angebote einzuholen. Die
Baufi rmen müssten doch wild auf Aufträge sein. Der Vertreter
der Kardiologen bedankte sich im Namen seiner Kollegen
von St. Brigid und kündigte an, dass sie ihre Forderungen
rasch formulieren würden.
»Forderungen!«, schnaubte Frank Ennis.
»Und selbstverständlich muss der Posten des Direktors ausgeschrieben
werden«, sagte die Nonne in Zivil.
»O ja, in der Tat. Ich wage zu vermuten, dass hinter den Kulissen
bereits einer darauf wartet, hier bald eine ruhige Kugel
schieben zu dürfen«, murmelte Frank, noch immer verbittert
wegen seiner Niederlage.
»Einer oder eine«, fügte die Nonne mit fester Stimme hinzu.
»Gott - an die Frauenquote habe ich natürlich nicht gedacht«,
sagte Frank leise. Er war ein Mann, in dessen Leben Frauen
nur eine untergeordnete Rolle spielten. Im Golfclub reagierte
er jedes Mal empört, wenn er wegen des Damentags warten
musste. Zu heiraten hatte er ebenfalls vollkommen vergessen,
was für alle Beteiligten jedoch wahrscheinlich das
Beste gewesen war. »Er oder sie, selbstverständlich«, sagte er
laut. »Tut mir leid, aber ich bin noch vom alten Schlag,
Schwester.«
»Das ist aber schlecht für Sie, Mr. Ennis«, erwiderte die Nonne
in Zivil, während sie schwungvoll das Fenster öffnete, um
ein weiteres Mal frische Luft ins Zimmer zu lassen.
K A P I T E L E I N S
Es sei nur ein kleines Budget vorhanden, um ihr neues
Büro einrichten zu können, hatte man Clara Casey erklärt.
Ein anstrengender Verwalter mit lauter Stimme, wirr
abstehenden Haaren und irritierender Körpersprache hatte
dabei auf den langweiligen, ungemütlichen Raum mit den
grauen Wänden und den plumpen Aktenschränken aus Stahl
gedeutet. Nicht unbedingt die Art von Büroraum, die eine
Fachärztin nach Studium und dreißig Jahren Erfahrung im
Gesundheitsbetrieb als Aufstieg empfi nden würde. Aber es
war nie klug, bereits am Anfang zu kritisch zu sein.
Wie hieß der Mann noch gleich? »Tja, in der Tat ... äh ...
Frank«, sagte sie. »Aber hieraus lässt sich sicher etwas machen.«
Mit dieser Antwort hatte Frank nicht gerechnet. Die gutaussehende
Brünette in dem schicken lila Strickkostüm, die auf
die fünfzig zugehen mochte, lief in dem Zimmer auf und ab
wie eine Löwin im Käfig.
»Doch leider nur in einem gewissen Rahmen, Dr. Casey, vom
Finanziellen her, fürchte ich. Aber hier ein neuer Anstrich
und dort ein nettes Möbelstück, ein femininer Touch sozusagen
- das wird Wunder bewirken.« Er lächelte nachsichtig.
Clara musste sich zusammenreißen, um nicht ausfallend zu
werden.
»Natürlich, ja, genau dieselben Maßnahmen würde ich ergreifen,
um meine eigene Wohnung zu verschönern. Doch
hier liegt die Sache vollkommen anders, denn ich kann nicht
von einem Zimmer aus arbeiten, das nur über einen endlos
langen Korridor zu erreichen ist. Wenn ich diese ambulante
Klinik leiten soll, muss ich näher am Zentrum des Geschehens
sitzen.«
»Aber alle werden wissen, wo Sie zu fi nden sind. Ihr Name
wird an der Tür stehen«, stammelte Frank.
»Ich habe defi nitiv nicht die Absicht, mich hier in diese Ecke
zu verkriechen«, erwiderte Clara.
»Dr. Casey, Sie wissen, unsere Mittel sind begrenzt, Sie waren
sich im Klaren über die Natur dieser Einrichtung, als Sie
die Stelle annahmen.«
»Wo mein Schreibtisch stehen sollte, war zu dem Zeitpunkt
kein Thema, das wurde mit keinem Wort erwähnt. Die
Raumfrage sollte später geklärt werden. Und heute ist später.«
Frank gefi el ihr Tonfall ganz und gar nicht. Sie hörte sich an
wie eine Lehrerin.
»Und das ist der fragliche Raum«, sagte er.
Sie war kurz versucht, ihn zu bitten, sie Clara zu nennen,
doch ihr fi el gerade noch rechtzeitig ein, dass dieser Mann,
wollte sie hier etwas bewirken, ihre Autorität würde anerkennen
müssen. Sie kannte diesen Typus.
»Ich denke nicht, Frank«, entgegnete sie.
»Können Sie mir vielleicht zeigen, wo man Sie sonst unterbringen
könnte? Das Zimmer der Diätassistentin ist noch
kleiner als das hier, die Sekretärin hat gerade Platz für sich
und die Akten. Der Physiotherapeut muss sich das Zimmer
mit einer Unmenge an Gerätschaften teilen, die Krankenschwestern
brauchen ihre Station für sich selbst, und das
Wartezimmer gehört nun mal vorn an den Eingang. Könnten
Sie mir also freundlicherweise verraten, woher wir ein
anderes Büro für Sie nehmen sollen, wenn Ihnen dieser absolut
passende Raum nicht zusagt?«
»Ich werde in der Halle sitzen«, erklärte Clara.
»Die Halle? Welche Halle?«
»Der große Raum, wenn Sie durch die Glastüren kommen.«
»Aber, Dr. Casey, das geht doch nicht.«
»Und warum nicht, Frank?«
»Sie säßen da wie auf einem Präsentierteller«, stammelte er.
»Ja und?«
»Sie hätten keinerlei Privatsphäre, es sähe aus ... es wäre
einfach nicht richtig. Außerdem wäre da nur Platz für einen
Schreibtisch.«
»Mehr als einen Schreibtisch brauche ich auch nicht.«
»Nein, Dr. Casey, bei allem Respekt, aber Sie brauchen mehr
als einen Schreibtisch. Viel mehr. Zum Beispiel einen Aktenschrank
«, beendete Frank lahm seinen Satz.
»Ich kann doch einen im Zimmer der Sekretärin für mich
reservieren.«
»Und wohin mit den Krankenblättern Ihrer Patienten?«
»In die Schwesternstation.«
»Sie werden ab und zu einen ruhigen Ort benötigen, um mit
den Patienten zu reden.«
»Wir können ja diesen Raum hier, der Ihnen so am Herzen
liegt, zum Beratungszimmer erklären, und das können wir
dann alle benutzen, wenn wir es brauchen. Man könnte das
Zimmer in ruhigen, warmen Tönen streichen und neue Vorhänge
besorgen; ich suche sie auch aus, wenn Sie wollen.
Dazu ein paar Stühle, ein runder Tisch. Okay?«
Frank wusste, dass die Schlacht verloren war, aber er wagte
einen letzten Vorstoß.
»So etwas hat es hier noch nie gegeben, Dr. Casey, noch
nie.«
»Eine ambulante Herzklinik hat es hier auch noch nie gegeben,
Frank, also hat es wenig Sinn, Dinge miteinander zu
vergleichen, die es so noch nie gegeben hat. Wir richten diese
Tagesklinik von Grund auf neu ein, und wenn ich sie leiten
soll, dann werde ich das so machen, wie ich es für richtig
halte.«
Clara spürte, dass er ihr von der Tür aus noch immer missbilligend
nachsah, als sie zu ihrem Wagen ging. Sie hielt den
Kopf hoch und fror das aufgesetzte Lächeln auf ihrem Gesicht
ein.
Sie öffnete die Tür des Autos und setzte sich hinter das Steuer.
Irgendjemand würde Frank nach der Arbeit heute sicher fragen,
wie sie denn so sei. Sie wusste, was er antworten würde.
»Eine beschissene Emanze.«
Auf Nachfrage würde er sie als machthungrig bezeichnen,
als eine Frau, die es nicht erwarten könne, es sich auf ihrem
Chefsessel bequem zu machen und die Muskeln spielen zu
lassen. Wenn er wüsste. Niemand durfte es je erfahren. Niemand
würde je wissen, wie wenig Clara Casey diesen neuen
Job haben wollte. Doch sie hatte zugestimmt, ihn für ein
Jahr zu übernehmen. Und daran würde sie sich auch halten.
Als Clara sich in den Nachmittagsverkehr einfädelte, fühlte
sie sich sicher genug, das aufgesetzte Lächeln wie eine Maske
vom Gesicht zu nehmen. Sie hatte vor, unterwegs in den
Supermarkt zu fahren und eine Auswahl an Pastasaucen zu
kaufen. Sie konnte nach Hause bringen, was sie wollte, eines
der Mädchen hatte immer etwas daran auszusetzen. Der
Käse war zu würzig, die Tomaten zu geschmacklos, die Pestosauce
zu trendig. Aber bei drei Auswahlmöglichkeiten
würden sie vielleicht etwas Passendes fi nden. Clara schickte
ein Stoßgebet zum Himmel, dass die beiden jungen Damen
heute Abend guter Laune wären.
Gerade heute könnte sie es nicht ertragen, wenn Adi und ihr
Freund Gerry wieder einmal einen ihrer häufi gen ideologischen
Dispute zum Thema Umwelt, Walfang oder Käfi ghaltung
von Hühnern hätten. Oder wenn Linda sich zum wiederholten
Mal auf ein Abenteuer mit einem Nichtsnutz eingelassen
hatte, der sie nach der ersten Nacht wieder nicht
angerufen hatte.
Clara seufzte.
Man hatte ihr erzählt, dass Mädchen im Teenageralter
schrecklich seien, doch mit zwanzig Jahren würde sich die
Lage langsam wieder bessern. Wie üblich war es bei Clara
genau umgekehrt. Ihre beiden Töchter, die eine dreiundzwanzig,
die andere einundzwanzig Jahre alt, waren unerträglich.
Als Teenager waren sie bei weitem nicht so schlimm
gewesen. Aber natürlich hatte damals auch noch ihr Vater,
dieser Mistkerl von Alan, im Haus gewohnt, was einiges erleichtert
hatte. In gewisser Weise zumindest.
Adi Casey sperrte die Tür auf und trat in das Haus, das sie
mit ihrer Schwester und ihrer Mutter bewohnte. Haus der
fl iegenden Hitzen, wie ihre Schwester Linda ihr Heim sarkastisch
zu nennen pfl egte. Sehr witzig.
Ihre Mutter war noch nicht zu Hause. Umso besser, dachte
Adi, so hätte sie wenigstens Gelegenheit, genüsslich und
lange zu baden und dabei das neue Badeöl auszuprobieren,
das sie auf dem Nachhausweg auf dem Markt gekauft hatte.
Sie hatte außerdem ein wenig Bio-Gemüse mitgenommen.
Wer konnte schon wissen, welche chemisch vergifteten, gentechnisch
veränderten Lebensmittel aus dem Supermarkt
ihre Mutter wieder anschleppen würde.
Zu ihrem großen Missfallen hörte Adi jedoch Musik aus
dem Badezimmer dringen. Linda war ihr offenbar zuvorgekommen.
Mutter hatte immer wieder von einem zweiten
Bad gesprochen, wenigstens von einer Dusche, aber in der
letzten Zeit war das kein Thema mehr gewesen. Und da ihre
Mutter die ersehnte tolle Stelle nicht bekommen hatte, war
momentan die Zeit denkbar ungünstig, darauf zu bestehen.
Adi lieferte zu Hause einen kleinen Teil ihres Gehalts ab,
aber als Lehrerin verdiente sie nun mal nicht viel. Linda hingegen
steuerte gar nichts bei. Sie studierte zwar noch, wäre
aber nie auf die Idee gekommen, sich einen Job zu suchen.
Ihre Mutter fi nanzierte alles aus eigener Kraft und hatte
folglich auch das Sagen.
Ehe Adi in ihr Zimmer gehen konnte, klingelte das Telefon.
Es war ihr Vater.
»Wie geht es meiner schönen Tochter?«, fragte er.
»Ich glaube, sie badet gerade, Dad. Soll ich sie holen?«
»Ich habe dich gemeint, Adi.«
»Du meinst immer den, mit dem du gerade sprichst, Dad.
Das kennen wir doch.«
»Adi, bitte. Ich versuche doch nur, nett zu sein. Jetzt geh
nicht gleich wieder an die Decke.«
»Okay, Dad, sorry. Was gibt's?«
»Kann ich nicht einfach mal anrufen, um meinen ...«
»Das ist nicht deine Art. Du rufst nur dann an, wenn du was
willst.« Adis Tonfall war unüberhörbar scharf.
»Wird deine Mutter heute Abend zu Hause sein?«
»Ja.«
»Um wie viel Uhr?«
»Wir sind eine Familie, Dad, kein Hotel, in dem sich die Gäste
schriftlich anmelden.«
»Ich will mit ihr reden.«
»Dann ruf sie später an.«
»Sie ruft nie zurück.«
»Dann komm vorbei.«
»Das mag sie nicht, das weißt du. Ihr Haus und so weiter.«
»Ich bin zu alt für diese Spielchen zwischen euch. Das geht
jetzt schon zu lange. Bring das endlich mal auf die Reihe,
Dad. Bitte.«
»Könntet ihr zwei mir einen Gefallen tun und heute Abend
nicht zu Hause sein? Linda und du, meine ich. Ich will mit
eurer Mutter etwas besprechen.«
»Nein, wir werden nicht außer Haus sein.«
»Ich spendiere euch ein Abendessen.«
»Du willst uns dafür bezahlen, dass wir unser eigenes Haus
verlassen?«
»Versuch doch mal, mir zu helfen.«
»Warum sollte ich? Du hast die ganze Zeit über nie versucht,
irgendjemandem bei irgendetwas zu helfen.«
»Warum willst du mir nicht einmal diesen kleinen Gefallen
tun?«
»Weil Mam angekündigt hat, uns zu bekochen, um ihren
neuen Job zu feiern. Weil es schon lange geplant ist und ich
das jetzt nicht absagen werde. Tut mir leid, Dad.«
»Ich komme trotzdem vorbei.« Und damit legte er auf.
Linda kam tropfend und in ein Handtuch gewickelt aus dem
Badezimmer. Missmutig betrachtete Adi ihre Schwester.
Linda, die sich von Junkfood ernährte, rauchte und trank,
sah einfach umwerfend schön aus, selbst das lange, nasse
Haar sah an ihr besser aus als ein neuer, schicker Haarschnitt
an einer anderen Frau. Das Leben war einfach ungerecht.
»Wer war das am Telefon?«, fragte Linda.
»Dad. Er hat sich nicht abwimmeln lassen.«
»Was wollte er?«
»Mit Mam reden. Er hat gesagt, er gibt uns Geld, wenn wir
heute Abend nicht zu Hause sind.«
Linda lächelte. »Tatsächlich? Wie viel?«
»Ich habe nein gesagt. Kommt nicht in Frage.«
»Das war sehr selbstherrlich von dir.«
Titel der Originalausgabe: Heart and Soul
Originalverlag: Orion, London
Bitte besuchen Sie uns im Internet:
www.knaur.de
Vollständige Taschenbuchausgabe Mai 2011
Knaur Taschenbuch.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Copyright © 2008 by Maeve Binchy
Copyright © 2010 der deutschsprachigen Ausgabe bei Knaur Verlag.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch teilweise -
nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Redaktion: Ilse Wagner
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildungen: © Laurence Mouton/PhotoAlto/Corbis
Gettyimages/Stone
Druck und Bindung: CPI - Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
ISBN 978-3-426-50425-3
... weniger
Autoren-Porträt von Maeve Binchy
Binchy, MaeveMaeve Binchy wurde in Dublin geboren, studierte Geschichte und arbeitete als Lehrerin. 1969 ging sie als Kolumnistin zur Irish Times. Sie hat zahlreiche Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke geschrieben. Ihre Romane, darunter »Der grüne See«, »Die irische Signora« und »Ein Haus in Irland« wurden in England, den USA und in Deutschland zu Bestsellern. Auch »Cathys Traum«, »Wiedersehen bei Brenda« und »Insel der Sterne« landeten gleich nach Erscheinen sofort ganz oben auf den internationalen Bestsellerlisten.Maeve Binchy starb am 30. Juli 2012.
Bibliographische Angaben
- Autor: Maeve Binchy
- 2011, 582 Seiten, Masse: 12,4 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Gabriela Schönberger
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426504251
- ISBN-13: 9783426504253
- Erscheinungsdatum: 26.04.2011
Kommentare zu "Wege des Herzens"
0 Gebrauchte Artikel zu „Wege des Herzens“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
4 von 5 Sternen
5 Sterne 5Schreiben Sie einen Kommentar zu "Wege des Herzens".
Kommentar verfassen